Ausbund Online Ausgabe (Deutsch)
Das ist:
Etliche schöne
Christliche Lieder,
Wie sie in dem Gefängnis zu Passau in dem Schloß
von den Schweizer=Brüdern und von anderen
rechtgläubigen Christen hin und her
gedichtet worden.
Allen und jeden Christen,
Welcher Religion sie seien,
unpartheiisch sehr nützlich.
Nebst einem Anhang von sechs Liedern.
Register
Ueber die Gesänge dieses Buchs.
Ach fröhlich will ich singen ……….25.
Ach Gott vom Himmelreiche ………27.
Ach Gott Vater im höchsten ……….40.
Ach Gott verleih mir dein …………53.
All die ihr jetzund leidet ………….52.
Als Christus mit seiner wahren………7.
Als man zählt tausend fünf…………29.
Also redt der wahrhaftig Gott……..128.
Ambrosius klärlich beschrieb……….9.
Aus tiefer Noth schrey……………61.
Christe mein Herr ich bin…………62.
Christe thu dich erbarmen…………77.
Christe freundlicher Ritter………..78.
Christus das Lamm auf Erden……..108.
Christus der Herr ist gangen………110.
Das Wort der Wahrheit Jesu……….67.
Den Vater woll'n wir loben………..34.
Der Glaub beschützt mich ganz……..60.
Die beste Freud aus Gottes Wort…….14.
Die Lieb ist kalt jetzt in der Welt……57.
Du glaubigs Herz so benedey……….75.
Durch Gnad so will ich singen………56.
Ein Mägdelein von Gliedern zart……13.
Ein grosse Freud ist in gemein………18.
Ein g'fahre Zeit vor nie erhört………46.
Ein Liedlein will ich singen………..89.
Einmals spatziert ich…………….48.
Eins Morgens früh vor Tage……….66.
Es waren auch zween Brüder……….16.
Es b'gab sich auf ein Zeite…………45.
Es hatt' ein Mann zween Knaben……99.
Ewiger Vater vom Himmelreich…….36.
Ewiger Vater im Himmelreich………51.
Fröhlich pfleg ich zu singen………..65.
Fröhlich so will ich singen…………70.
Für Gott den Herren woll'n wir…….88.
Gelobt sey Gott der Herre…………90.
Gelobt sey Gott im höchsten Thron…122.
Gott führt ein recht Gericht…………5.
Gott Vater, Sohn, Heiliger Geist…….68.
Gott Zebaoth der war und ist……..107.
Groß sind die Werk des Herren…….19.
Groß Unbill thut mich zwingen…….117.
Herr Gott dich will ich loben……….30.
Herr Gott Vater im Himmelreich……63.
Herr Gott Vater zu dir ich schrey……81.
Herr Gott Vater in deinem Thron……85.
Herr Gott in deinem Reiche………..96.
Herr Gott Vater im Himmelreich…..111.
Herr Gott Vater von dir allein……..112.
Herr Gott streit wider meine………127.
Herr Gott thu mich erhören……….129.
Herr Jesu Christe starcker…………73.
Herr! starker Gott ins Himmels…….71.
Herzlich thut mich erfreuen………..64.
Hilf Gott daß ich mög singen………123.
Hinweg ist mir genommen…………24.
Ich hab ein schön neu Lied………..132.
Ich weiß wer Gottes Wort bekennt…..15.
Ich will von ganzem Herzen……….116.
Ich will loben den Herren…………126.
Jesus Christus Gottes Sohn………..38.
Ihr Christen G’mein die ihr……….106.
Ihr Christen rein, allsammt……….101.
Ihr Kinder Gottes alle……………124.
In Gottes Namen heb'n…………..121.
Komm Gott Vater vom Himmeln……37.
Kürzlich hab ich vorg'nommen……..20.
Lebt friedsam sprach Christus…….134.
Mein Gott dich will ich loben……….39.
Mein Muth und Sinn steht………..102.
Mein fröhlich Herz das treibt……..133.
Mensch wilt du nimmer Traurig…….58.
Merkt auf ein Sach und die ist………54.
Merkt auf ihr Christen allgemein…..103.
Merkt auf ihr Christen allgeleich…..114.
Merkt auf ihr Menschenkinder……..94.
Merkt auf ihr Völker überall……….21.
Merkt auf ihr Völker alle………….44.
Merkt auf ihr Völker allgemein……..82.
Merkt auf ihr Völker g'meine……..109.
Merkt auf und nehmt zu………….33.
Mit Angst und Noth ruf…………..41.
Mit einem zugeneigten G’müth…….137.
Mit Freuden woll'n wir…………..100.
Mit Lust so will ich singen, Mein……..6.
Mit Lust so will ich singen, Ein……..79.
Mit Lust und Freud will ich Gott……95.
Mich verlangt zu allen Zeiten………93.
Muß es nun seyn gescheiden………136.
Nun hört ihr Freund ehrsamen……..28.
Nun heben wir an in Nöthen……….42.
Nun hört mir zu in mein'm………..72.
Nun wolt ich gerne singen…………105
O Allmächtiger Herre Gott…………8.
Obgleich die Harf, ist gut und……….1.
O Gott Schöpfer Heiliger Geist……..50.
O Gott Vater ins Himmels Thron……55.
O Gott Vater wir loben dich………131.
O Herr dich will ich loben…………12.
O Herre Gott in meiner Noth……….49.
O Herre Gott vom Himmelreich…….59.
O Herre Gott hilf mir in deinem…….83.
O Herre Gott in deinem Thron……..87.
O Herre Gott, groß ist die Noth……..98.
O Herre Gott mein Noth thu………115.
O Herr nicht stolz ist mein Herz……130.
O Herr um dein Gnad ruff ich……..139.
O Jesu der du selig machst…………74.
Schier in allen G’schichten g’schrieben..3.
Sieh wie fein ists und lieblich……….84.
So merket auf ihr Christen………….4.
So will ichs aber heben an…………69.
T.
Trauren will ich stehn lassen 17.
Ungnad begehr ich nicht von dir…….32.
Unser Vater im Himmelreich………104.
Von Herzen will ich loben………..120.
Von Herzen woll'n wir singen……..119.
Wach auf, wach auf, o Menschenkind.118.
Wacht auf ihr Brüder werthe……..113.
Wann der Herr die G'fängniß………86.
Was wend wir aber heben an………140.
Was woll'n wir aber singen………..26.
Wer Christo jetzt will folgen……….11.
Weil nun die Zeit vorhanden ist……135.
Wir bitten dich ewiger……………31.
Wir danken Gott von Herzen……….35.
Wir glauben all an einen Gott……….2.
Wo kommt das her, o Jesu………..125.
Wo soll ich mich hin kehren………..76.
Wolauf, wolauf du Gottes G’mein……97.
Wolt ihr hören was ist geschehen……23.
Zu Lob Gott Vater Sohne………….10.
Zu sing'n hab ich im Sinn…………138.
Zu singen will ich heben an………..22.
Sechs schöne Geistliche Lieder
Das erste.
Tobias war ein frommer Mann.
Das andere.
Kürtzlich vor wenig Tagen.
Das dritte.
Es ist ein wunderschöne Gab.
Das vierte.
Mein fröhlich Hertz das treibt mich an.
Das fünfte.
Es war ein gottesfürchtiges und christliches Jungfräulein.
Das sechste.
O Herr thu auf die Lefzen mein.
Ein Register
Solcher Lieder, welche auf einerley Melodie können gesungen werden.
(1)
Sieh wie fein ists und lieblich
Merkt auf ein Sach und die ist wahr
Ein Mägdelein von Gliedern zart
Als Christus mit seiner wahren Lehr
O Herr nicht stolz ist mein Herz doch
O Gott Schöpfer heiliger Geist
Es waren auch zween Brüder gut
Gelobt sey Gott im höchsten Thron
(2)
(3)
Obgleich die Harf ist gut und scharf
Aus tiefer Noth schrey ich zu dir
Herr Gott Vater in deinem Thron
Herr Gott streit wider meine Feind
Herr Gott Vater von dir allein
Merkt auf ihr Völker allgemein
Merkt auf ihr Christen all geleich
Wann der Herr die G'fängniß Zion
Weil nun die Zeit vorhanden ist
(4)
Mit Lust so will ich singen Ein
Mit Lust so will ich singen, Mein
(5)
Herr Jesu Christe starker Gott
Herr Gott Vater im Himmelreich
Die beste Freud aus Gottes Wort
Wer Christo jetzt will folgen nach
(6)
Herr starcker Gott ins Himmels=Thron
Für Gott den Herren woll'n wir gohn
Die Lieb ist kalt jetzt in der Welt
Ein grosse Freud ist insgemein
Ich hab ein schön neu Lied gemacht
Wach auf, wach auf, o Menschenkind
(7)
(8)
Ach Gott verleih mir dein Genad
Ein g'fahre Zeit vor nie erhört
Herr Gott Vater zu dir ich schrey
Dankt Gott in seinem höchsten Thron
So merket auf ihr Christen Leut
Schier in allen G’schichten g'schrieben staht
Nun hört mir zu in mein'm Gedicht
(9)
Mein Muth und Sinn steht mir dahin
O Herre Gott groß ist die Noth
Christus das Lamm auf Erden kam
Christe mein Herr, ich bin ganz ferr
Ihr Christen G’mein, die ihr seyd rein
Merkt auf mit Fleiß ein Himmelspeis
Wolt ihr hören was ist geschehen
Lebt friedsam, sprach Christus der Herr
Mensch wilt du nimmer traurig seyn
Der Glaub beschützt mich ganz und gar
Ich weiß wer Gottes Wort bekennt
Als man zählt tausend fünf hundert Jahr
(10)
O Menschen=Kind vernimm mich wohl
Einsmals spaziert ich hin und her
Das Wort der Wahrheit Jesu Christ
(11)
Mit Angst und Noth ruf ich dich an
(12)
(13)
Wolauf, wolauf du Gott's Gemein
Ungnad begehr ich nicht von dir
(14)
Ach Gott Vater im höchsten Thron
(15)
(16)
O Gott Vater ins Himmels Throne
(17)
Herr Gott Vater im Himmelreich
Merkt auf ihr Christen allgemein
(18)
Mit Lust und Freud will ich Gott lobsingen
O Herre Gott hilf mir in deinem Namen
O Herre Gott mein Noth thu ich dir klagen
(19)
Ihr Christen rein allsammt gemein
(20)
Mein fröhlich Herz das treibt mich an zu singen, wenn
Mein fröhlich Herz das treibt mich an zu singen und
(21)
Vorrede
In diesem Büchlein findest du, günstiger Leser und Sänger, fast schöne Lieder, die aus Bitte gutherziger Leute zusammengetragen sind, und wiewohl sie nicht einerley Religion, ist doch hierinnen einem Jeden sein Gedicht ungeschmäht gelassen, der Hoffnung, es werde niemand die Schäflein Christi, durch Lieder oder anders, aus seines Vaters Hand reissen.
Auch weil der Glaube in Christum nicht jedermanns, nach eines Menschen Gang oder Zwang, auch nicht des wollenden oder lauffenden, sondern eine Gabe ist der Erbarmung Gottes, ja eine geistliche Gabe Gottes von oben herab, und nicht eine Sache aus dem Fleisch und Blut, wie der Jüdische Saamen deren, die unter dem ersten Testament oder Bund waren, ist; sondern eine Einschreibung des Geistes Christi in die Sinn und Herzen deren, so in den neuen von Gott gemachten Bund getreten, unter welchem von dem kleinsten bis auf den größten, der Herr erkannt wird, durch die Vergebung ihrer Sünden.
Derhalben guter Hoffnung, daß alle die, so von Gott gelehret und gezogen werden, hierinnen keinen Schaden nehmen: Dann hierinnen keiner etwas zu glauben (dann was ihn der Schrift gemäß dünkt) genöthigt wird, wie man dann jetzund wider die Schrift bey vielen sieht, daß die Sach leyder fürgenommen wird, was der Oberherr glaubt, das müssen auch der mehrertheil der Unterthanen und viel aus Zwang oder Heucheley, Gunst zu erlangen, bekennen, wird auch mit Straf des Schwerdts, Gefängniß und Gelds, bey etlichen mit Unverstand darob gehalten, es seye bey Papisten oder bey andern, so mit Verachtung der Päbstleren sich Christen, und der Aposteln Lehr in mündlichen Bekenntniß näher und besser zu seyn rühmen.
In welchen schwer und wichtigen Sachen, zu allen Theilen die Lehrer und Prediger solche Stände, die sich doch als Knechte des Friedens, oder Vorsteher, wie sie sich dafür halten und rühmen, die Oberkeit bey ihrem Amt in Policeyen und gemeinen bürgerlichen Sachen das Böse zu strafen, dadurch das Gut und Ehrbarkeit gehandhabt wird, zu bleiben, und nicht über gesetzte Ordnung zu greifen, Vermahnen, Gedenken, daß sie eine Oberkeit der Finsterniß dieser Welt, das ist, die Bosheit und Ungerechtigkeit, dieselben zu strafen, gesetzt ist, welches Amt dann auch dem gottlosen Heyden Neroni (dann das Oberkeitliche Amt keinen zum Christen macht) auszurichten befohlen ist.
Darum auch davon Paul zu den Römern am 13. den Christen, der Oberkeit als Gottes Dienern Gehorsam und Steuer zu leisten gebühret; daher nennet Gott den Heydnischen König Nebucadnezar seinen Knecht, Jer. am 23. und am 24. dann die Oberkeit wird eine Ruthe seines Zorns genannt, Jes. 10. Sie sehen aber zu, daß sie aus anderer Anreizung ihr Amt nicht mißbrauchen, dann weil das Amt aller Oberkeit von Gott verordnet ist; (wie dann lautet das Wort Christi zu Pilato: wäre es dir nicht von oben herab gegeben;) so will es einem jeden Regenten gebühren, die Worte Daniels zu erwägen, daß der Allerhöchste der Menschen Königreichen mächtig ist, und sie dem, der ihm dazu gefällt, gibt.
Darum man auch Gott, dem Geber solches Amts, mehr schuldig ist zu gehorsamen, dann dem es gegeben wird. Hierinnen mögen alle Pfleger oder Fürgesetzte von der Oberkeit wohl wahrnehmen, daß sie die Unschuldigen nicht betrüben, und ein Deckel darüber machen. Es ist meiner gnädigen Herren Befehl, ich muß es thun. So wisse ein jeder, daß die Knechte Pilati, die Christum schlugen und creutzigten, von wegen des Besehls ihres Herrn an jenem Tag vor Gott gar nicht werden unschuldig seyn: Wer Ohren hat zu hören, der merke mit Verstand darauf.
Aber es dünkt viel Leut, daß solche Sachen mehr durch Anreizung der Lehrer entspringen, dieweil sie sehen, daß sie in die Dorne säen, und ihre Lehre ohne Frucht abgeht; sie pflanzen durch Strafe des Schwerts, Gefängniß, Gelds: aber der Herr berichtet sie, Mal. 1. Und dieweil man Gott in sein Amt greifft, auch, das, so durch seinen Geist getrieben, mit willigem Herzen angenommen werden soll, durch fleischliche Gewalt in die Leute dringen will, so doch in keines Menschen Hand stehet den Glauben zu geben, Röm. 10. oder den Unglauben zu strafen, dessen Straf ist ewige Verdammniß, welches Christo zustehet: wirds nicht mit solchem unschrifftlichen Fürnehmen je ärger?
Es wäre derhalben gut, daß man die Decke von den Augen abthät, und sich die Ehre nicht selbst geben, sondern den Worten Pauli ein Fortgang lassen, welche der Geist Gottes treibt, die sind Kinder. Da ist alles Menschlich Treiben ausgeschlossen, aber wie die Apostel die Christliche Kirchen, durch Kraft des Heiligen Geistes und Mittel des Banns erbauet, das Böse von ihnen gethan, doch nicht darum aus dem Lande verjagt, oder das ihrige genommen.
So treiben jetzt viel das Widerspiel, was die Apostel durch Gottes Kraft und Mittel des Banns gethan, thun sie durch Mandat der Obrigkeit, und wollen den Glauben durch äusserliche Gewalt den Leuten andringen; wie ernstlich es aber fürgenommen wird, so will doch kein Zeugniß Gottes zur Verbesserung und Neuer Geburt daraus erfolgen; ob nun der Mangel am Herrn Christo, ob er bis ans Ende der Welt bey seiner Kirche bleiben will, sey, oder an solchen unbedachten Leuten, mag ein jeder Christ bey ihm selber bedacht seyn.
So man aber beydes, der Apostel und jetziger Zeit etlicher Lehrer Leben und Thun gegen einander leget, oder wie es sich mit dem Spruch Pauli vergleiche, Phil. 3. da er sagt: Folget mir nach, Sehet auf die, die also wandeln, wie ihr uns habt zum Vorbilde, stehet einem jeden frey zu erwägen. Hierin aber wird nicht das Amt der Oberkeit, das Böse in bürgerlichen Sachen zu strafen, aufgehoben, sondern in Glaubenssachen. Dann eine Oberkeit ist gesetzt, die augenscheinlich bösen Werke, und nicht den bösen Glauben zu strafen: sintemal der Unglaube ein unsichtbar Ding ist, sowohl als der rechte Glaube eine Ergreifung derer Dinge, die man nicht siehet. So giebts je die Natur, daß auch dessen Strafe und Belohnung Gott (der ins Verborgene sieht) allein zugehört.
Darum auch ein jeder vor sich selbst Gott Rechenschaft geben muß, was er gethan, es sey Gutes oder Böses, dieweil kein Mensch in das Verborgene sehen, oder in solchen Sachen vor der Zeit nichts richten kann, bis der Herr kommt, welcher die Rathschläge der Herzen offenbaren wird.
Darum erkennt die Kirche Christi ein ander Gericht hierinnen, nemlich den Bann, so von Christo und den Aposteln befohlen und gebraucht. Derhalben mögen die Anhetzer der Obrigkeit ihr schweres Urtheil wohl bedenken, daß nicht durch unschuldiges Blut ihre Verdammniß desto schwerer werde.
Dann den Christen gebühret, ihrem Lehrmeister nach, nicht zu verfolgen, sondern verfolgt zu werden. Aber wie dem allem, wann es nicht Nacht und dunkel würde, wer wollte wissen, was Tag wäre? Und wenn solche Verfolgung unterm Namen Christi (darin sie Gott zu dienen vermeinen) nicht geschähe, wie würde dann die Schrift erfüllet?
Welches alles dem gottesfürchtigen Leser mit unpartheyischem Gemüth zu erwägen, hie anstatt einer Warnung, in der Kürze Christlicher Meynung, heimgestellt ist, mit Betrachtung, daß man in allen solchen Sachen kein fleischlich noch irdisch Lob, sondern vielmehr mit Christo eine Dornenkrone denket davon zu bringen.
Das 1. Lied.
Giebt einen Bericht, wie die Christen im Geist und Wahrheit singen, bäten und psalmiren sollen:
Und geht im Ton, “Es ist das Heil uns kommen her,“ ⁊c. (3)
Das erste Gesetz.
Obgleich die Harf, ist gut und scharf,
Daß sie in Ohren klinget,
Noch laut sie nicht, sie sey dann g’richt,
Kein Seyt ihr'n Hall recht bringet,
Wo man nicht recht, greift oder schlägt,
Mit Kunst frey kühr, nach Tablatur,
Collectur und gut Rieflen.
2.
Eben also, hält sichs auch do,
Mit Davids Psalmen gute,
Wann du nicht bist, ein rechter Christ,
Sondern nach Fleisch und Blute,
So klingst nicht zwar, in Gottes Ohr,
Ob du gleich meinst, du seyst Gott's Freund,
Und habst recht Davids Harfen.
3.
Bist du guts Muths, voll Freuds und Guts,
Daß dein Mund überlaufet,
Alsdann brich aus, zur Thür ins Haus,
Würk was Gott in dir schaffet,
Sein's Geist's Inbrunst, sonst ists umsonst,
Es hilft doch noch nicht, des Gleißners dicht,
Es wird ein hölzern G’lächter.
4.
Thu her dein Ohr, geh wäsch dich vor,
Lern wohl thun, das Recht üben,
Gerechtigkeit, Barmherzigkeit,
Und deinen Nächsten lieben:
Komm dann, biß still, nach deinem Will,
Wie sichs gebührt, du wirst erhört,
Eh du aufhörst zu bitten.
5.
Auch sing und bitt, recht wie David,
Sonst ists ein leer Getümmel,
Viel laut Geschrey, kein Woll noch Ey,
Wie der Heuchler Gebrümmel
In Mattheo, und auch Luca:
Ihr Mund schreyt her, ihr Herz ist fern
Vom Grund wohl tausend Meilen.
6.
Sanct Paul uns heißt, durch Christi Geist
Lobsingen und psalmiren,
Jacob dem Bott, folg du in Gott,
Den Herren preiß mit Zieren;
Gleich wie David so laut dein Bitt,
Sonst wirds Gebet, zur Sünd geredt,
Gott hört kein gottlos Brüllen.
7.
Vor Gott recht bät, mit Buß, wie thät,
Der hinten stund im Tempel.
Ders Gebot hält, der ist erwählt;
Drum bitt nach recht Exempel.
Ob man hört schon, den Mund nicht gohn,
Wie Moses stumm, und Hanna fromm,
Noch hört Gott was du bittest.
8.
Viel stellen sich gleichwohl kläglich,
Als wärs ihn'n herzlich Ernste:
Sie kommen her, wohl zu der Lehr,
Demüthig redt der härtste.
Ein jeder meynt, sie wären Freund,
Durch Christi Lehr erbauet sehr,
Wenn sie also psalmiren.
9.
Man fragt und lauft, ja daß man oft
Dein Wort mit Ohren höret,
Rührts doch niemand, mit ein'm Glied an,
Zu thun nach reiner Lehre.
Ach das ist fern, von dir o Herr,
Machen nur viel Lieder=Kurzweil,
Mit dem Mund blos hofieren.
10.
Recht sagt der Herr, nicht ein jeder,
Der ruft und schreyet Herre,
In mein Reich kommt, der also brommt,
Sondern wer thut mein Lehre.
Sonst kenn ich nit, den der da bitt;
Der Gleißner Art das Herze spart,
Gott ehret nur mit Lefzen.
11.
Heb auf dein Händ, gen Gott dich wend
Mit deiner Seel und G’müte,
Vor Gott recht tritt, von Herzen bitt,
Und dank ihm seiner Güte:
Dann klingt es wohl, ist Freuden voll,
Sonst hat dein G’sang Ton oder Klang,
Ist nur ein Zungen=Dreschen.
12.
Das Herz nur singt, was vor Gott klingt,
Dein Mund ist nur Dolmetsche,
Wann dein Herz steht, wie dein Mund geht,
In des Herren Gesetze:
Der Christi Bund, nimmt in den Mund,
Was sein Maul brumm, weiß's Herz nit um,
Gott spricht: weicht aus ihr Spötter.
13.
Christus straft rauch, den Mißgebrauch,
Den treibt des Satans Rotte:
Wie auch straft Paul, daß man so faul,
Als jeßt in dieser Nothe,
Die Sylben hellt, ohn Geist erbrellt,
Geht nur im Schein, ist all's unrein,
Wiewohl sie schön thun singen,
14.
Ein Werk ohn Glaub, hält kurz die Prob,
Was Cains Rott singt und thute,
Ee muß Abel, da seyn ohn Fehl,
Der Unfalsch thut das Gute.
Dir geb die Ehr, des Himmels Heer,
Mit Herz und Zung, Alte und Jung,
Durch Jesum Christum, Amen.
Das 2. Lied.
Der Christliche Glaube, Gesangsweise gemacht.
Wird auf vielerley Melodeyen gesungen, (1)
1.
Wir glauben all an einen Gott,
Und lieben Ihn von Herzen,
Der im Himmel sein Wohnung hat,
Sieht allen unsern Schmerzen,
Der alle Ding allein erhält,
Muß all's vor ihm erstummen,
Gnädig und mild gegen aller Welt,
Ein Vater aller Frommen;
Niemand, der je auf Erden kam,
Mag seiner G’walt entrinnen.
Allmächtig ist sein hoher Nahm,
Kein Stärk thut ihm zerrinnen,
Er sicht ins Herzens=Heimlichkeit
Gar tief in das Verborgen,
Ja Tausend Jahr vor ihm bereit,
Seynd wie der gestrig Morgen.
Aus einem Wort hat er gemacht
Den Himmel und die Erden,
Das Meer, wie er das hat bedacht,
Und was immer mag werden,
Das Firmament zum aller höchst,
Die Wasser unterscheiden,
Und alles was aus der Erden wächst,
Die Blümlein auf der Heiden,
Die Sonn und Mond, auch alle Stern,
Die Tag und Nacht beleuchten,
Was fleugt und schwimmt im Wasser gern,
Und wohnet in der Feuchte:
Das Vieh und die menschlich Figur,
Thut uns die Schrift verjehen;
Die Geist und Englische Creatur,
Und was man nicht kann sehen,
Ist all's von ihm geschehen.
2.
Wir glauben auch an Jesum Christ,
Den Heyland auserkohren,
Der wahrlich ein Sohn Gottes ist,
Er heißt der Eingebohren;
Sein Ursprung bey dem Vater war,
Eh die Welt hat ang'fangen,
Ein Licht und Glanz gar hell und klar,
Von Gott ist er ausgangen,
Gebohren, doch geschaffen nicht,
Dem Vater gleich im Wesen,
Durch ihn all Ding war zugericht,
In ihm soll all's genesen.
Er ward zum Fleisch vom Heil'gen Geist,
In Maria der reine,
In armer G’stalt auch allermeist,
Ein Mensch wie ander g'meine,
Für unser Sünd ans Creutz gehenckt,
Unter Pontio Pilaten,
Gestorben und ins Grab versenkt
Hinunter zu den Todten,
In die Hölle gefahren ist,
Als die Apostel sagen,
Erlöset hat zu dieser Frist,
All die gefangen lagen.
Erstanden ist am dritten Tag,
Wie von ihm ist geschrieben
Gestiegen auf, als er vermag,
Gen Himmel, und da blieben
Zu seines Vaters rechten Hand.
Bald wird er wieder kommen
Herrlich zu richten alle Land,
Die Bösen und die Frommen
Seins Reichs wird seyn kein Summe.
3.
Wir glauben auch in Heil'gen Geist,
Die heimlich Gottes Krafte,
Der aller Herzen Gedanken weißt,
Giebt ihnen Geistes Safte.
Er kommt vom Vater und dem Sohn,
Und wirkt in uns das Leben:
Den wir zugleich thun bäten an,
Göttliche Ehr ihm geben.
Er ist, der etwan hat geredt
Durch die heil’ge Propheten,
Vom Heyl, das jeßt auf Erden geht
Durch Christum, den Getödten.
Wir glauben ein' heilige G’mein,
Ein' Apostol'sche Kirchen,
Die durch den Heil'gen Geist allein
Besteht, und läßt ihn wirken;
Ein Glaub, ein Tauff, dardurch wir seyn
Gewaschen von den Sünden
Mit gutem G’wissen gehn herein,
Mit Gott nur uns verbinden.
Ein Leib, ein Geist, ein Herr und Gott
Durch seine Wort die zarten,
Zu einer Hoffnung b'rufen hat
All, die wir jeßund warten
Auf die verheißne Seligkeit,
Darnach steht uns Verlangen.
Dann wird der Tod in Ewigkeit
Gebunden und gefangen;
Die Todten werden auferstehn,
Die in der Erd allsamen
Jeßt liegen, werden vorher gehn,
Der Herr kennt ihre Namen.
Ein ew’ges Leben, Amen.
Laus Deo.
Das 3. Lied.
Jetzund folgen etliche Christliche und lobwürdige Thaten derer, die ihren Glauben mit ihrem Blut versiegelt: welcher sich viel bey unsern Zeiten zugetragen, in vielen Städten und Landen, die auf diesen Grund Gold, Silber und Edelgestein gebaut.
1 Corinth. 3.
Ein sehr schön und tröstlich Lied, von Beständigkeit der lieben Christgläubigen, so sie in allerley Marter um Christi willen bewiesen haben.
1.
Schier in allen G’schichten g'schrieben staht,
Wie man die Christen g’martert hat,
Erwürget und verjaget;
Das Reich der Welt ist so verheßt, Joh. 16.
Daß sie's vor einen Gottsdienst schäßt,
Wenn man die Christen plaget.
Man raubet ihnen Gut und Leib
Mit Tyranney und G’walte,
Man schonet weder Mann noch Weib,
Jungfrauen, Jung noch alte;
Man kann es gnug erzählen nicht,
Wie grausam Marter, Plag und Mord,
Die arge Welt auf sie erdicht.
2.
Vor Zeiten jeder Gott's Prophet
Verfolgt, verjagt ward, und getödt,
Von Gottes Wahrheit wegen:
Der fromm Prophet Esajas (a)
Zertheilt ward vom König Mannas
Mit einer höltzern Sägen:
Versteinigt ist Hieremias,
Ezechiel sein Hirren
An Felsen g'schleift zerschlagen was
Daniel mußt vor die Thiere, Daniel 6.
Amos mit Kolben g'schlagen z'todt,
Micheas übern Felsen g’stürzt,
Zacharias litt im Tempel Noth. Matth. 23.
(a) Vor Christi Geb. An. 1750.
3.
Als zu Jerusalem Pilat
Regieret an des Kaysers Statt,
Das Bild in Tempel seßte:
Das Jüdisch Volk mit falscher List
Verklaget unsern Herren Christ,
Daß er den Kayser leßte,
Und hielt nicht ihre Religion:
Drum er am Creutz sollt sterben,
Verurtheilt als ein Gottes Sohn.
Das Land mußt drum verderben;
Es kam das Volk in Ungemach, (b)
Pilat, nach großer Angst und Noth,
Mit eigner Hand sich selbst erstach.
(b) Hist. Eus. Lib. 2. c. 7. Nach Christi Geburt, Anno 31.
4.
Herodes, als er desgeleich
Ward König übers Jüdisch Reich,
Unter des Kaysers Namen:
Johann den Täuffer tödten ließ,
Den Jacob auch verdammen hieß, (a)
So gar ohn alle Schamen,
Das Gott gerochen hat zuletzt,
Herodes mußt verderben,
Vertrieben werden und entsetzt,
Sammt sein'm Weib Hungers sterben.
Dann Abels Blut schreyt auch zu Gott, (b)
Wer Christen Blut auf Erd vergeußt,
Muß werden hie und dort zu Spott.
(a) Matt. 6. Matt. 14. Actor. 12. Historia Eus. Lib. 2, Cap. 3.
(b) Gen. 4.
5.
Als nun die weltlich Majestät
Christum Gott's Sohn getödtet hat,
Wie vor all sein' Propheten:
Hats auch nach seiner Himmelfahrt
Kein Blutvergießen nie gespart,
Die Christen lassen tödten;
Da fingen die Schriftg'lehrten an, (c)
Die Oberkeit bethören,
Da sie eine'n jeden Christenmann
Verfolgten und ermordten;
Sie überschrieen Gottes Knecht,
Daß mans verurtheilt hat zum Tod,
Falsch Lehrer b’hielten Platz und Recht
(c) Actor. 6. 7.
6.
Sanct Stephan war der erste Mann, (a)
All' Jünger Christi mußten dran,
Die Welt kein'n frommen leidet,
Wer nicht Abgötterey anbät,
Von Weltfürsten wird er getödt,
Sathan die Wahrheit neidet.
Sie gaben alles Unglücks Schuld
Der neuen Lehr und Predigt,
Meynten friedlich ihr Reich sein sollt,
Wenn man der Leut würd ledig.
Also ist menschlich Sinn verkehrt:
Drauf Gott die Welt stäts hat gestraft,
Als offt sie Christen hat ermördt.
(a) Actor. 6. 7. Nach der Geburt Christi, Anno 34.
Davon Tertullian in Apologetico.
7.
Der Römisch Kayser Nero g’nannt, (b)
Ein Leben führt voll Sünd und Schand,
Der ließ viel heiliger Leute,
Die Christi Glauben g'nommen an,
Und hielten ihn für Gottes Sohn,
Im ganzen Reich ausreuten.
Enthaupt, verbrennt, ertränkt im Meer
Gecreutzigt und geschunden,
Es hat das Apostolisch Heer 2 Verf. An. 94.
Durch Leiden überwunden.
Gott solches auch am Kayser rach,
Als er sein'r Boßheit halb zum Tod
Verurtheilt ward, sich selbst erstach.
(b) Die erste Verfolgung nach Christi Geburt, im Jahr 70
Hist. Eus. Lib. 2, Cap. 24.25. Ebr. 11.
8.
Nachmals Kayser Domician, (a)
Der sich als Gott ließ beten an,
Thät allenthalb erlauben,
Daß man ein'm jeden Christen sollt,
Der Christum Gott bekennen wollt,
Sein'n Leib und Güter rauben,
Daher kein Platz ein'm rechten Christ,
Die böß Welt ihn aushetzet.
Johannes der Evangelist
Ward in heiß Oehl gesetzet,
Ins Elend auch zu Pathmos kam:
Der Kayser hie und dort ward g'’strafft,
Durchs Schwert ein schrecklich End er nahm.
(a) Histor. Euseb. Lib. 3, Cap. 17. 18. 23.
9.
Die dritt' Verfolgung gieng auch an, (b)
Wohl unter dem Kayser Trajan:
Der ließ kein'n Christen bleiben.
Die sich gedultig drein geschickt,
Daß jeder Richter drob erschrickt,
Und Plinius thät schreiben (c)
Dem Kayser: Er sollt hören auf,
Die fromme Leut nicht tödten,
Es war ein unschuldiger Hauff,
Die gar kein Boßheit thäten,
Dann daß sie rieffen Christum an.
Der Kayser ward von ihm bewegt,
Die Christen mußt er lassen gan.
(b) 3. Verfolgung nach Christi Geburt, Anno 101, Lib. 3.
(c) Histor. Euseb. Lib. 3, Cap. 32. 33.
10.
Ignatius der heilig Bischoff, (a)
Damit er kam an Christi Hoff
Freu't er sich; zu den Thieren (b)
Denen er ward geworfen für
Sprach: Feur, Creutz, Schwerdt und wilde Thier
Mich recht zu Christo führen;
Ich bin ein Körnlein meinem Gott,
Die Thier mich mahl'n und knetten,
Daß ich ihm sey ein reines Brodt.
Wollens nicht zu mir tretten,
Will ich sie reitzen, meinen Leib
In ihren Rachen geben dar,
Daß ich bey meinem Christo bleib.
(a) Ein Bischoff zu Antiochia.
(b) Histor. Euseb. Lib. 3, Cap. 3.
11.
Der neunzig=jährig Polycarp (c)
Im Feur um Christi willen starb
Wollt sich von ihm nicht kehren.
Der Kayserlich Statthalter wollt
Ihn ledig lassen, daß er sollt
Des Kaysers Abgott ehren,
Die Alte sprach: Machs wie du wilt,
Christum will ich bekennen;
Das zeitlich Feur ist bald gestillt,
Das dort wird ewig brennen.
Den Kelch des Herrn er willig trank,
Opfert sich auf gleich wie ein Lamm,
Im Feur sagt er Gott Lob und Dank.
(c) Ein Bischoff zu Smyrna. Eus. Lib. 4, Cap. 4, 15.
12.
Der Kayser Marcer Antonin (a)
Ließ richten auch die Christen hin,
Unschuldigs Blut vergiessen.
Da kam ein grausam Pestilenz,
Verderbt das Reich und alle Grenz,
Die Welt muß schwerlich büssen.
Das Reich durch manche Plag verdarb,
Der Tod die Leut hat g'fressen.
Der Kayser auch der Krankheit starb,
Der Christen ward vergessen,
Die man ganz grausam hätt ertödt,
Man ließ sie unbegraben stahn,
Zuletzt verbrennt mit großem G’spött.
(a) Vierte Verfolgung, Anno 167. Eus. Lib. 5, Cap. 1.
13.
Zu Leon auch ein grosse Schaar (b)
Der frommen heil'gen Christen war.
Die man ganz grausam plaget,
Man ließ ihn weder Platz noch G’mein,
Ewig solltens gefangen seyn,
Mit Lügen mans verklaget,
Der Satan Gift und Feur ausgoß,
Der weltlich G’walt sehr wütet,
Der Christen Eyfer war auch groß,
Christus sie wohl behütet.
In G’fängniß und in aller Noth:
Haben kein Pein noch Marter g’scheut,
Beständig blieben in dem Tod. (c)
(b) Nach Christi Geburt, Anno 80. Eus. L. 5, Cap. 1. 2.3.
(c) Euseb. Lib. 5, Cap. 1.2. 3.
14.
Da war einer der Sanctus hieß,
Den man erbärmlich martern ließ,
Ob er böß Stück bekannte.
Er sprach, ich bin ein Christ, sonst nichts,
Im Feur man eiß'ne Dräth zuricht,
Ihn mit inwendig brannte,
Daß sein Leib allenthalb verdarb.
Doch frisch und stark im Herzen,
Beym Herren Christo Gnad erwarb,
Der heilt ihm seinen Schmerzen.
Maturus auch solch Marter litt,
Das Feur sie nicht verbrennen mocht,
Zuletzt man ihn die Köpf abschnitt. (a)
(a) Euseb. Lib. 5, Cap. 1.2.3.
15.
Da Attalus, der Christlich Held,
Ward wilden Thieren vorgestellt,
Ihn sollten sie verzehren:
Hat ihn kein grimmig Thier verletzt,
In'n eißnen Sessel ward gesetzt,
Mit Gluth sein Fleisch zu dörren.
Der G'schmack dem Volk zur Nasen roch,
Er sprach, Ihr Menschenfresser,
Man schau jetzt wer die Menschen kocht,
Wie ihr uns falsch zumesset:
Essen wir doch von Fleisch kein Speiß,
Wir Christen thun kein' böse That,
Nur Christo geben wir den Preiß.
16.
Blandina hieß ein Christlich Weib,
Creutzweiß ward ausgespannt ihr Leib,
Die Thier soltens zerreissen.
Beständig unerschrocken war
Daß sich verwundert alle Schaar
Kein Thier wollt sie nicht beissen.
Fünfzehen jährig war ihr Sohn,
Im Leiden sie ihn tröstet.
Lang Zeit mußt sie in Marter stohn,
Im Feur ward sie getröstet,
Wann sie den Namen Jesu nannt,
Bekam sie himmlich Stärk und Kraft.
Dadurch sie freulich überwandt.
17.
Severus als er Kayser was,
Trug er zu'n Christen grossen Haß,
Und hat sie untertretten.
Den Nahm'n er nicht vergebens trug,
Dann er war streng und grausam gnug:
Sie jämmerlich ließ tödten.
Geworfen ward manch Christen Weib
Für grimmig wilde Thiere.
Sie opferten auch ihren Leib,
Liessen sich nicht verführen
Von Christo und der Wahrheit sein,
Habens mit ihrem Blut bezeugt,
Gescheut keine Marter noch Pein.
18.
Der Römisch Kayser Maximin, (a)
Der grausam war von Leib und Sinn
Die sechst Verfolgung führet.
Im Teutschen Land an manchem Ort,
Hat er gestifft Krieg, Brand und Mord;
Drey Jahr lang er regieret.
Da endet sich sein Tyranney,
Ward von sein'm Volk erschlagen,
Als er durch große Wüterey
Ließ tödten, martern, plagen
Die Lehrer in dem Christenthum.
Ach Gott wie ist die Welt so blind,
Daß sie durchächt die Christen fromm.
(a) Die sechste Verfolgung, Anno 234. Eusebius, Lib. 6, Cap. 20.
19.
Auch Decius der groß Tyrann (a)
Merklich fing zu verfolgen an,
Viel Christenbluts vergossen,
Damit viel Volks geschrecket ab,
Daß mancher Christum übergabe
Er hats doch wenig g’nossen.
Er wütet nicht viel übers Jahr,
Ertränkt in einer Pfützen.
Sein Sohn kam um in dieser G’fahr
Christus sein Feind kan schmützen:
Wenn er die Ruth genug genützt (b)
Wirft er sie in das ewig Feur,
Sein Reich er ewiglich besitzt.
(a) Die siebente Verfolgung, Anno 252. Hist. Euseb. Lib. 6, Cap. 29. Eus. Lib. 7, Cap. 2.
(b) Ambros. Lib. 2. c. 21. Officiorum.
20.
Als S. Lorenz sah Gluth und Rost,
Sprach er: Solch edle Speiß und Kost
Im Herzen mich erquicken.
Mir macht Erkühlung dieses Feur
So dich o Kayser ungeheur
Das ewig Feur wird schlücken.
Christus mein König ist und Gott,
Den will ich frey bekennen.
Ich sag ihm Dank für diesen Tod,
Will mich von ihm nicht trennen.
O Mensch laß dirs zu Herzen gahn:
Wilt du mit Christo haben Freud,
Im Creutz mußt auch bey ihm bestahn.
21.
Man plagt zu Alexandria
Die Christen auch wie anderswo,
Leib, Haab, und Gut geplündert,
Aplonia die Jungfrau zart, (a)
Als sie das Feur anschauend ward,
Sprang sie drein unverhindert.
Symphoria die sprach zum Sohn,
Leg hin mit Freud dein Leben.
Christus der herrscht ins Himmelsthron
Wird dir das ewig geben.
S. Agath sprach, Der Tod mich freut,
Das Korn vom Stroh muß droschen seyn,
Die Seel vom Leib in Himmel scheydt.
(a) Eus. lib. 6, c. 31.
22.
Valerian und Galien, (a)
Das Kayserthum regierten zween
Ließen die Christen tödten,
Die nicht wolt'n ihres Glaubens seyn,
Abgötterey mit ihnen g'mein
Verehren und anbäten.
Darauf Teusch Volk im Wälschen Land
Das Römisch Reich hat geendet,
Unschuldig Blut bleibt nicht ung'strafft,
Valerian ward geblendet,
Ein's Kön'gs Fußschämel mußt er seyn,
Ein arm Gefangner bis zum Tod,
Gott strafft ihn hie und dort mit Pein.
(a) 8 Verfolg. Anno 262. Euseb. lib. 4, cap. 9.
23.
Aurelian der Römisch Fürst, (a)
Hat auch nach grossem Pracht gedürst,
Hat sich in Gold geschmücket,
Die neunt Verfolgung fing er an,
Und war ein sehr abgöttisch Mann.
Die Christen unterdrücket. (b)
Befehl schickt er in alle Land,
Die Christen solten sterben,
Die sich alsbald gerüstet hond,
Den Himmel zu ererben,
Sich aufgeopfert ihrem Gott,
Ihr Herz und Haupt gehebt empor,
Zum Leben drungen durch den Tod.
(a) Eus. lib. 7. c. 26.
(b)Verf. An. 274.
24.
Der Kayser Diocletian, (a)
Regierend mit Maximian,
Die Christen hond zerstöret
Wohl zehen Jahr in aller Welt,
Mit tödten grausamlich gefellt,
Viel Städt und Land geleeret.
Zu Augspurg Afra ward verbrennt
Und viel in Teutschen Landen,
Die Christum ihren Gott bekennt,
Aufg'lößt durch Todes=Banden.
Sein Füß der Kayser küssen hieß,
Die er mit Gold und Steinen schmückt,
Und sich als Gott anbäten ließ. (b)
(a) Verf. An. 288. 8. c. 3.18.
(b) Hist. Euseb. lib. 8. cap. 15. 18.
25.
Weil nun der Römisch Kayser wolt,
Daß man ihn wie Gott ehren solt
Und Christi nicht gedenken.
Hat Diocletian sich g'stürzt,
Mit Gift sein Leben ihm verkürzt,
Maximinian sich henkte.
Weil nun das Römisch Reich der Zeit
So wütt und grimmig hauset,
Genommen hin der Christenleut
So manchmal hundert tausend:
So mußt das Reich auch untergahn:
Es fiel dahin, ward tödtlich wundt,
Sein Bild doch wieder kam auf Bahn.
26.
Thalia sprach gar schön und fein:
Wenn dieses Leben wär allein, (a)
Wer solt es gern verlassen?
Weil aber dort ein ewigs ist,
Welchs uns eröffnet Jesus Christ,
So woll'n wir dieses hassen.
Romanus sprach: Bin ich beraubt
All's was ich hatt auf Erden,
Kann mir doch der, in den ich glaub,
Kein'swegs genommen werden.
Dorothea war auch bereit
Zu sterben lieber, dann daß sie
Wolt folgen des Tyrannen B'scheydt.
(a) Apocal. 1. An. 147.
27.
S. Agnes alt dreyzehen Jahr
Zu Rom ein schön Jungfräulein war,
Durch Sterben fand das Leben.
Zum Wüttrich sprach die edel Magd,
Bey Christo bleib ich unverzagt,
Ihm hab ich mich ergeben:
Dein Götter sind nur Element,
Die man im Feur muß machen:
Der sie vor seinen Gott erkennt
Verschlingt der Höllen Rachen.
Mein Gott wohnt nit im Holz noch Stein,
Noch in äusserlicher Gestalt,
Den Himmel hat er g'nommen ein.
28.
Als S. Margaret die keusche Maid,
Ihr arme wenig Schäflein weydt,
Des Lands Herr sie ersahe.
Derselb begehrte sie zum Weib, (a).
Rein opfert sie auf ihren Leib
Jesu ihrem Liebhaber.
S. Catharin die Auserwählt,
Viel Schmach und Leydes auch erdult,
Daß sie nur ihrem Gott gefiel.
Ließ sich nicht von ihm dräuen,
Die fünfzig Meister sie bekehrt,
Mit ihrer tugendsamen Lehr
Die durch Gott all worden gelehrt.
(a) A. 347. Ein Bischoff zu Tripartita lib. 3. c. 3.
29.
Von Sapor Perser Kön’g man schreibt,
Er hab der Christenleut entleibt
Sechzehen tausend Mann und Weib.
Als Simion hundert Metzchen sach,
Gar tröstlich allen er zusprach,
Jeder beständig bleibe,
Ihr Kinder Gottes auserwählt,
Kein besser Ding auf Erden,
Dann also sterben von der Welt,
Christo gleichförmig werden.
Sein Schwester säget man entzwey,
Satan in seinen Gliedern wüt't,
Die Christen plagt er mancherley.
30.
Der Vandler König Genserich
In Afrika plagt jämmerlich,
Die Christum Gott bekannten;
Wie auch der Arianisch Pracht,
Der Christum Gottes Sohn veracht,
Ein Creatur ihn nannte,
Das Christenthum ganz untertrieb,
Darnach sich zugetragen:
Des Antichrists Regierer blieb,
Kein'n Frommen ließ auf ragen.
Dann wer die rechte Wahrheit lehrt,
Den kann die Welt erdulden nicht,
Weil ihr Gelehrten sind verkehrt.
31.
Christus sich wieder jetzt erzeigt,
Zur letzten Zeit sich zu uns neigt,
Die falsche Lehr will dämpfen 2 Thess. 2.
Mit Wort und Geist aus seinem Mund,
Von Irrthum machen viel gesund,
Die für die Wahrheit kämpfen.
So zeigt der Satan auch sein Macht,
Richt an viel Blutvergiessen;
O Mensch allein zu Christo tracht, Matt. 5.
Will't du sein's Reichs geniessen.
Es freu sich jetzt ein jeder Christ,
Um Christi willen leidt er Angst,
Sein Lohn dort groß im Himmel ist.
32.
Wer Christum seinen Gott erkennt, Joh. 15.
Und sich von dieser Welt abwendt,
Der hat nicht Platz auf Erden.
Todtschläger, Räuber, Säufer, Dieb,
Die große Schälk die Welt hat lieb,
Der Christ verfolgt muß werden.
Der freu sich dann als Gottes Kind
Sein'n Herren Christum preise:
Der ihn ledigt von Satans G’sind 1 Pet. 2.
Durch Tod zum Leben weiset.
Drum sind die Christen Pilger g'nennt
Ihr Tod währt hie ein'n Augenblick
Ihr ewigs Leben hat kein End.
33.
Die heilig Stadt vom Himmel steigt, (a)
Sich gegen ihrem G’spons erzeigt,
Geladen in sein Kammer
Zum hochzeitlichen Abendmahl,
Des Lamms Braut eilet überall
Durch Todesangst und Jammer.
Wer überwindt, wird b'sitzen Freud,
Gott wird ihr Trauer wenden,
Dort wird seyn weder Tod noch Leyd,
Gott's Klarheit wirds vollenden.
Dargegen bleibt der gottlos Hauf
Im See voll Schwefel, Feur und Pech,
Der and're Tod hört nimmer auf.
(a) Apoc. 21. Matth. 22. Lucas 14. Apo. 19,31.
34.
Deßhalben jeder Christ hab acht,
Dein's Herren Leiden stäts betracht,
Und aller seiner Glieder.
Du mußt auch unters Creutze stehn,
Dein alter Mensch muß untergehn,
Willt du erstahn herwieder. Marc. 8.
Ob uns die Welt kann dulden nicht
Gedenk warum wir leiden,
Um Christi willen solchs geschicht,
Die Welt muß d’ Wahrheit neiden.
Von Anfang sind die Heil'gen all
Um Christi willen g'storben hie, Hebr. 12.
Uns soll erinnern gleicher Fall.
35.
Es sey die höchste Freud geacht,
Wenn Christus einen würdig macht,
Von seines Namens wegen
Verfolgt zu werden und getödt Actor. 4
Daß er die Wahrheit hie gesteht, 1 Petr. 4
Erlang sein Reich und Segen.
Ist doch sonst nichts denn Dürftigkeit
Allhie in diesem Leben,
Viel Trübsal, Elend, Angst und Leyd.
Nach Christo soll'n wir streben,
Mit ihm zu sterben allermeist,
Und sagen drauf: In deine Händ
Befehl ich dir Herr meinen Geist.
Amen.
Das 4. Lied.
Eine lobwürdig wunderthätige Historie, aus dem anderen Buch Machabeorum, am 7ten Capitel.
Und geht Im Ton Herzog Ernsten. (8)
1.
So merket auf ihr Christenleut;
Uns sagt die Schrift, wie auf ein Zeit
Ein König sey gewesen.
Es ist fürwahr kein Fantasey,
Von seiner großen Tyranney,
Wie ich das hab gelesen.
Antiochus der König hieß:
Alls übels that er pflegen.
Viel Juden er umbringen ließ
Von ihrer Satzung wegen,
Gar jämmerlich er sie ermordt.
Kein Boßheit war ihm je zu viel,
Als ihr werdet hören fort.
2.
Er schallt in seinem ganzen Land,
Und wo er einen Juden fand,
Der sich nicht wollt bekehren
Von seiner Satzung und Gebot,
Und was ihn'n geben war von Gott,
Den peinigt er so sehre.
Ein frommer Jud darunter was,
Eleazar mit Namen
Der dienet Gott ohn Unterlaß,
Und thät sich deß nicht schamen.
Darum der König zörnet hart,
Den Juden er gefangen legt,
Ihm auch nicht lang das Leben spart.
3.
Als es mit dem vollendet was,
So merket nun noch mehr vorbaß,
Wie es ist weiter gangen:
Ein Jüdisch Weib war unter ihn'n,
Ein Mutter die hat sieben Söhn,
Die waren auch gefangen.
Der König auf sie drang mit Noth,
Das Schweinenfleisch zu essen
Wider ihr Satzung und Gebot,
Und thät sich viel vermessen;
Welch's ihn'n von Gott verboten was,
Das hielten sie ganz fleißiglich
Kein Jud dasselbig aß.
4.
Sie trieben mit ihn'n ihr Gespött,
Der König selbst mit ihnen redt,
Thät ihnen also sagen:
Wer Schweinenfleisch nicht essen thät,
Den wollt er an derselben Stätt
Mit Riemen lassen schlagen.
Einer aus ihn'n insonderheit
Gar tapferlich thät sprechen:
Zu sterben sind wir all bereit,
Eh' daß wir wollen brechen
Das G’setz von unsern Eltern her
Welch's sie von Gott empfangen hond
Zu einer Weiß und Lehr.
5.
Als er nun redt diß scharfe Wort,
Und da der König das erhort
Bewegt er sich von Herzen
Mit großem Grimm er von ihn'n ging,
Sehr großen Unmuth drob empfing,
Und kümmerlichen Schmerzen;
Schöpft einen großen Neid und Haß
Geg'n diesen Jüngling frommen,
Als er ihm nicht gehorsam was,
Bald hat er vorgenommen,
Ein' böse List er ihm erfund,
Was Tods er ihn umbringen wolt,
Gleich zu derselben Stund.
6.
Des Kön’gs Befehl man bald nachkam,
Daß man Häfen und Pfannen nahm,
Und hieß sie glühend machen.
Solch's thät er ihnen als darum,
Daß sie waren gerecht und fromm
Und Gott's Gesetz nicht brachen.
Als dieses gar bereitet war
Wie ihnen ward geboten,
Da brachten sie den ersten dar,
Und fingen an zu spotten.
Das thäten sie ihn'n um Unschuld,
Die große Pein die man ihn'n thät,
Litten sie alle mit Geduld.
7.
Der König ihn'n geboten hätt,
Zur ersten Straf so man ihn'n thät,
Sollt man die Zung abschneiden,
Kein Gnad er gar bei ihnen fund,
Darnach man ihm die Haut abschund,
Noch mehr mußt er da leiden.
Dabey ers noch nicht bleiben ließ,
Daß er ihn hat geschunden,
Hieß ihm abhauen Händ und Füß,
Das g'schah zu einer Stunden.
Noch hielt er steif an dem Gebot,
In allem Leiden das er hat,
Hofft er auf seinen Gott.
8.
Die dritte Straf er ihm anthut,
Ein Pfann setzt man ihm auf ein' Glut,
Und ließ ihn darin'n rösten.
Als er war in der großen Pein,
Die Mutter und die Brüder sein
Ihn fingen an zu trösten,
Daß er in Gott's Gesetz und Lehr
Beständig sollte bleiben.
Indem führt man den andern her,
Den Spott mit ihm zu treiben.
Erstlich ward er von ihn'n gefragt,
Ob er das Schweinfleisch essen wollt
Eh' daß er würd geplagt.
9.
Er sprach, Das woll Gott nimmermehr.
Deß ward er auch gepeinigt sehr
Gleichwie der Erst erlitten.
Als er war in der großen Noth,
Und überwand den bittern Tod,
Da gieng es an den dritten.
Die Zung man ihm auch bald abschnitt,
Und röstet ihn besonder.
Noch achtet er diß alles nit
Das nahm den König Wunder
Und einen jeden der ihn sach.
Als er war in der leßten Noth,
Hört wie er zum ihm sprach.
10.
Das hab ich alls von meinem Gott,
Für seine Satzung und Gebot
Will ich diß alles leiden.
Auch reut mich weder Gut noch Geld
All's was ich hab in dieser Welt,
Will ich zwar gerne meiden.
Ob ich schon jetzt in Leyd und Klag
Verlier mein Leib und Leben,
Wird mir doch Gott am jüngsten Tag
Das alles wieder geben.
Sein Hoffnung da blieb unzertrennt,
Als er die Wort mit ihnen redt,
Nahm er ein seligs End.
11.
Also der dritt' geendet hätt.
Dem vierten man auch also thät,
Er starb gar ritterlichen.
Der fünft und sechst mußt auch daran,
Gar mannlich thäten sie bestahn,
Ihr Glaub blieb unverblichen.
Diß all's in einer Stund geschah,
Als wir geschrieben finden.
Die Mutter stund dabey und sah,
An ihren eignen Kinden,
Die jämmerliche Pein so schwer,
Gar nah demselben Weibelein
Das Herz zerbrochen wär.
12.
Sie tröst jeden insonderheit,
Daß er sey willig und bereit,
Vor Gottes Ehr zu sterben,
Auch vor seine Gebot und G’satz,
Wir haben ein'n verborgnen Schatz,
Der mag uns nicht verderben:
Ob euch schon hie Gewalt geschicht,
So laßt euch doch nicht schrecken.
Dann Gott wird uns am jüngsten G’richt
Allsammen auferwecken;
Und wird uns geben Seel und Leib,
Daran ich keinen Zweifel trag,
Sprach das gott's fürchtig Weib.
13.
Solches und dergleichen mehr,
Darzu viel schöner Weiß und Lehr
Thät sie ih'n allen geben:
Der siebent war ein junger Knab,
Den wollt der König mahnen ab,
Daß er behielt sein Leben:
Verhieß ihm großes Gut und Gold,
Wolt ihn gar hoch begaben,
Wenn er sich jetzt bekehren wollt
Und stehn von seinem Glauben.
Ja all's was er von ihm begehrt,
Schwur er ihm theu'r mit einem Eid,
Deß sollt er seyn gewährt.
14.
Das hielt er all's vor ein Gespött,
Hört wie er mit dem König redt,
Der Jüngling also kühne:
O König, hör die Antwort mein
Ein schwere Straf und große Pein
Wirst du an uns verdienen.
Dann Gottes Urtheil und Gericht
Wirst du zwar nicht entrinnen.
Die Boßheit er nicht übersicht,
Das wirst du werden innen.
Darum er dich dann straffen wird,
Weil du mich und die Vrüder mein
So schändlich hast ermördt.
15
Als er ihm diese Antwort gab,
Erzörnet er gar sehr darob,
Und thät ihm nicht gefallen.
Da führten sie ihn auch dahin,
Ganz jämmerlich sie plagten ihn,
Ja härter dann sie alle.
Auf Gott setzt er sein Hoffnung fest,
Damit schied er von hinnen.
Die Mutter thät man auch zuletzt
Gar jämmerlich umbringen.
Selbst achten ward sie hingericht
Allein von wegen ihres G’setz,
Also beschließ ich die Geschicht.
Amen.
Das 5. Lied.
Das Lied hat gemacht Jörg Blaurock, der ersten Brüder einer, im Echtzland verbrannt Anno 27.
Im Dannheuser Ton. (1)
1.
Gott führt ein recht Gericht,
Und niemand mags ihm brechen.
Wer hie thut seinen Willen nicht,
Deß Urtheil wird er sprechen.
2.
Gnädig bist du, o Herr, und gut,
Gütiglich läßt dich finden.
Wer hie auf Erd dein Willen thut,
Erkennst vor deine Kinden.
3.
Durch Christum sag'n wir Lob und Dank,
Vor alle seine Güten,
Daß er uns unser Lebenlang
Vor Sünden woll behüten.
4.
Der Sünder führt ein schwer Gericht,
Wird ihn sicher gereuen.
Von Sünden will er lassen nicht,
Gott warnet ihn mit Dräuen.
5.
So er kommt in sein Herrlichkeit,
Daß ers Gericht wird b’sitzen,
Dann wird es ihnen werden leid
Kein Ausred wird sie schützen.
6.
Sein Wort läßt er hie zeigen an,
Der Mensch soll sich bekehren,
Glauben dem Wort und taufen lahn,
Und folgen seiner Lehren.
7.
Nun merket auf ihr Menschenkind,
Steht ab von euren Sünden.
Seyd nicht verrucht, gottlos und blind,
Weil ihr den Arzt mögt finden.
8.
Grausam wird es dem Sünder gohn,
Der sich nicht läßt beschneiden.
In ewig Pein wird ihn Gott thun,
Da er muß bleiben und leiden.
9.
Dann du Herr bist ein g'rechter Gott,
Niemand wirst du betriegen,
Bewahrest vor dem andern Tod,
Die dich von Herzen lieben.
10.
Du bist o Herr ein starker Gott,
Die Höll hast aufgestoßen,
Und wirfst darein die gottlos Rott,
Die deine Kinder hassen.
11.
Gott dein Barmherzigkeit ist groß
Ob den so sich bekehren.
Machst sie all ihrer Sünden loß,
Durch Christum unsern Herren.
12.
Gott heißt das ganz menschlich Geschlecht
Ihn fürchten und auch lieben,
Nachfolgen sein'm gerechten Knecht,
In seiner Lehr uns üben.
13.
Der Sünder achts vor einen Spott,
Wenn man ihn Gott heißt lieben,
Welch's ihm wird bringen große Noth,
Gott läßt sich nicht betrügen.
14.
Ant'christ lehnt sich mit Schärfe auf,
Ueber die so Gott fürchten.
Ach Herr Gott wollest sehen drauf,
Dein schwache G’schirrlein stärken.
15.
Nun habt Gedult ihr lieben Kind,
Um meines Namens willen.
Ob ihr schon hie gehasset sind,
Den Kummer will ich stillen.
16.
Gott Vater wollst durch deine Treu
Uns nimmermehr verlassen,
Täglich o Herr du uns erneu,
Zu bleiben auf der Straßen.
17.
Durch Christum ruffen wir zu dir,
Als durch dein Leiden zarte
Dein' Treu und Liebe kennen wir
Auf dieser Pilgerfahrte.
18.
Verlaß uns nicht als deine Kind,
Von jetzt bis an das Ende,
Beut uns dein väterliche Händ,
Daß wir den Lauf vollenden.
19.
So wir den Streit vollendet hon,
Dann ist die Kron erlanget.
Die setzt uns auf der Jüngling schon,
So an dem Creutz gehanget.
20.
Das Leiden ist sehr groß und schwer
Um unsertwillen g'schehen;
Hilf daß wir dir drum danken sehr
Und dich mit Freuden sehen.
21.
Vater aus Gnad hast uns erwählt,
Und uns nicht thun verschmähen,
Gib daß wir, wenns zum Scheiden fällt,
Den Lohn mit Freud empfahen.
22.
Zum Abendmahl mach uns bereit
Durch Christ dein liebes Kinde.
Mit deinem Geist du uns bekleid,
Vom Tod und Leyd uns binde.
23.
So wir dasselbig essen wend,
Wer wird uns zu Tisch dienen?
Das thut der alle Herzen kennt,
Thät unser Sünd versöhnen.
24.
Selig sind die geladen seynd
Zu diesem Abendmahle,
Bey Christo harren bis ans End,
In allerley Trübsale.
25.
Wie er dann selbst gelitten hat,
Als er am Creutz gehangen,
Also es jetzt den Frommen gaht,
Sie leiden große Zwangen.
26.
Allen, die ihr hochzeitlich Kleid
In keinem Weg verletzen,
Den hat der Herr ein Kron bereit,
Die will er ihn aufsetzen.
27.
Welcher das Kleid nicht an wird hon,
So der König wird kommen,
Derselbig muß zur Linken stohn,
Die Kron wird ihm genommen.
28.
Man wird ihm binden Händ und Füß,
Weil sie nicht fein bekleiden,
Und werfen in die Finsterniß
Von diesen großen Freuden.
29.
Ach Herr so gib uns Liebe rein,
Zu wandeln unverdrossen,
So wir von hinnen g'schieden seyn,
Die Thür nicht sey verschlossen.
30.
Wie es den Thörichten ergieng:
Herr Herr, thäten sie rufen.
Kein Oehl ihr Lampe ein empfing,
Sondern alle entschlieffen.
31.
Selig ist der da wachen thut
Mit den klugen Jungfrauen,
Der wird einnehmen ewigs Gut,
Und Gottes Klarheit schauen.
32.
Wann der König aufbrechen wird
Mit der Posaunen Schalle,
Alsdann werden mit ihm geführt
Die Auserwählten alle.
33.
Darum Zion du heilige G'mein,
Schau was du hast empfangen,
Das halt und bleib von Sünden rein,
So wirst die Kron erlangen.
Amen.
Das 6. Lied.
Ein ander Lied, Felix Mantzen, der ersten Brüder einer, zu Zürch, Anno 1526, ertränkt.
Im Ton: „Ich stund an einem Morgen. (4)
1.
Mit Lust so will ich singen,
Mein Herz freut sich in Gott,
Der mir viel Kunst thut bringen,
Daß ich entrinn dem Tod,
Der ewiglich nimmet kein End.
Ich preiß dich Christ vom Himmel,
Der mir mein Kummer wend,
2.
Den mir Gott thut zusenden
Zu ein'm Vorbild und Licht,
Der mich vor meinem Ende
Zu seinem Reich beruft.
Daß ich mit ihm hab ewig Freud,
Und liebe ihn von Herzen,
Auch all sein G'rechtigkeit,
3.
Die hie und dort wird gelten,
Wer will das Leben hon,
Sie läßt sich loben und schelten,
Ohn sie mag nichts bestohn,
Also zeigt auch die Heilig Schrift,
Wer ihr thut widerstreben,
Auch ander Leut vergift.
4.
Der'n man jetzt viel thut finden
Wohl auf der Erden weit,
Die Gottes Wort verkünden,
Stehn doch in Haß und Neid
Kein' göttlich Liebe sie nicht hond
Ihr B’scheissen und Betriegen
Wird aller Welt bekannt.
5.
Als wir dann hond vernommen
In dieser letzten Zeit,
Die in Schafskleidern kommen,
Als reissend Wölf bereit
Hassen auf Erd die Frommen all,
Wehren den Weg zum Leben,
Auch zum rechten Schafstall.
6.
Solch's thun die falsch Propheten
Und Heuchler dieser Welt,
Die viel fluchen und bäten,
Ihr G’bärd ist ganz verstellt.
Die Oberkeit sie rufen an,
Daß sie uns solle tödten,
Dann Christ hat sie verlan.
7.
Christum den will ich preisen,
Der alle G’dult erzeigt,
Thut uns gar freundlich weisen
Mit seiner Gnad geneigt,
Beweißt die Lieb an jedermann,
Nach seines Vaters Arte
Welch's kein falscher thun kann.
8.
Wir müssen unterscheiden,
Nun merket mich mit Fleiß,
Die Schäflein auf der Heyden,
Die suchen Gottes Preiß.
Dran dauert sie kein Haab noch Gut,
Durch Christum den viel reinen,
Der hälts in seiner Hut.
9.
Christus thut niemand zwingen
Zu seiner Herrlichkeit,
Allein wird's dem gelingen
Der willig ist bereit
Durch rechten Glaub und wahre Tauff
Würkt Buß mit reinem Herzen,
Dem ist der Himmel kauft.
10.
Durch Christi Blutvergießen,
Welch's er hat willig thon,
Es thät ihn nicht verdriessen,
Welch's er uns weist gar schon,
Begabet uns mit heiliger Kraft.
Dann wen sein Lieb thut treiben,
Der wächst in Gottes Saft.
11.
Die Liebe wird zwar gelten,
Durch Christ zu Gott allein.
Kein Pochen hilft noch Schelten,
Es mag nicht anders seyn.
Darin'n Gott ein Gefallen hat,
Wer die nicht mag beweisen,
Findt bey ihm keine Statt.
12.
Die Lieb in Christum reine,
Verschonet hie den Feind,
Wer mit ihm Erb will seyne,
Dem wird auch das verkündt,
Daß er beweiß Barmherzigkeit,
Nach seines Herren Lehre,
So wird er ewig erfreut.
13.
Christus thut niemand verklagen,
Wie jetz die falschen thun,
Die Christlich Lieb nicht tragen,
Sein Wort auch nicht verstohn,
Noch wollens Hirten und Lehrer seyn,
Müssen zuletzt verzagen,
Ihr Sold ist ewig Pein.
14.
Christus thut niemand hassen,
Auch seine Diener nit,
Bleiben auf rechter Straßen,
Nach ihres Herren Tritt.
Das Licht des Lebens hond sie bey ihm,
Freuen sich deß von Herzen,
Ist aller Frommen Sinn.
15.
Die Neid und Haß erzeigen,
Mögen nicht Christen seyn,
Und sich zum Bösen neigen,
Schlagen mit Fäusten drein.
Laufen vor Christo wie Mörder und Dieb,
Unschuldig Blut vergiessen,
Ist alles falsche Lieb.
16.
Dabey soll mans erkennen,
Die nicht mit Christo sind,
Die Christlich Ordnung trennen,
Wie alle Belias Kind.
Als Cain seinem Bruder that,
Als Gott zu Abels Opfer thät kehren,
Bracht ihn in große Noth.
17.
Hiemit will ichs beschliessen,
Merkt auf ihr Frommen all
Es soll uns nicht verdriessen,
Zu betrachten Adams Fall,
Der auch annahm der Schlangen Rath,
Thät Gott ungehorsam bleiben,
Drum folget ihm der Tod.
18.
So wirds den'n auch geschehen,
Die Christo widerstohn,
Weltliche Lüst ansehen,
Kein göttlich Lieb nicht hon.
Also hat dieses Lied ein End,
Bey Christo will ich bleiben
Der all mein Noth erkennt.
Amen.
Das 7. Lied.
Ein anderes Lied, Michael Sattlers, zu Rotenburg am Neckar, mit glühenden Zangen gerissen, die Zunge abgeschnitten, darnach verbrannt, Anno 27, den 21sten May.
Im Ton: „Christe der du bist Tag und Licht.“ (1)
1.
Als Christus mit sein'r wahren Lehr
Versammlet hatt' ein kleines Heer
Sagt er daß jeder mit Geduld
Ihm täglich's Creutz nachtragen sollt.
2.
Und sprach: Ihr liebe Jünger mein,
Ihr sollet allzeit munter seyn,
Auf Erden auch nichts lieben mehr
Dann mich und folgen meiner Lehr.
3.
Die Welt die wird euch stellen nach,
Und anthun manchen Spott und Schmach,
Verjagen und auch sagen frey,
Wie daß der Satan in euch sey.
4.
Wenn man euch nun lästert und schmächt,
Meinethalben verfolgt und schlägt
Seyd froh, dann siehe euer Lohn
Ist euch bereit ins Himmels Thron.
5.
Seht mich an, Ich bin Gottes Sohn,
Und hab auch allzeit wohl gethan,
Ich bin zwar auch der allerbest,
Noch habens mich getödt zuletzt.
6.
Weil mich die Welt ein bösen Geist
Und argen Volksverführer heist
Auch meiner Wahrheit widerspricht,
So wird sie's euch auch schenken nicht.
7.
Doch fürcht euch nicht vor solchem Mann,
Der nur den Leib ertödten kann:
Sondern fürcht mehr den treuen Gott,
Der beydes zu verdammen hat.
8.
Derselb probiert euch wie das Gold,
Und ist euch doch als Kindern hold.
Wo fern ihr bleibt in meiner Lehr
Will ich euch lassen nimmermehr.
9.
Dann ich bin eu'r und ihr seyd mein,
Drum wo ich bleib da solt ihr seyn,
Und wer euch plagt der rührt mein Aug,
Weh demselben an jenem Tag.
10.
Eur Elend, Furcht, Angst, Noth und Pein,
Wird euch dort grosse Freude seyn,
Und diese Schand ein Preiß und Ehr
Wohl vor dem ganzen Himmels Heer.
11.
Die Apostel nahmen solches an,
Und lehrten solch's auch jedermann,
Wer dem Herren nachfolgen wollt
Daß er dessen gewarten sollt.
12.
O Christe hilf du deinem Volk,
Welch's dir in aller Treu nachfolgt,
Daß es durch deinen bittern Tod
Erlöset werd aus aller Noth.
13.
Lob sey dir Gott in deinem Thron,
Darzu auch deinem lieben Sohn:
Auch dem Heiligen Geist zugleich,
Der zieh noch viel zu seinem Reich.
Das 8. Lied.
Ein ander schönes Lied hat Hans Hut zu Augspurg im Gefängniß gemacht, darinnen er gestorben, und darnach An. 28 verbrannt.
Gehet Im Ton, wie man die sieben Wort singt.
Oder im Jacobs Ton. Oder: lieber Vater, wie bist ⁊c. (5)
1.
O Allmächtiger Herre Gott!
Wie gar lieblich sind dein Gebot,
Ueber alles Gold so reine.
Du wirst geehrt alleine
In deiner heilgen G’meine.
2.
Dein Will der ist uns offenbar,
Darinn leucht uns die Wahrheit klar,
In allen Creaturen.
Gott hat uns auserkohren,
Darzu auch neugebohren.
3.
Den Himmel und das Firmament
Uns zeigen die Werk seiner Händ,
Darzu sein große Ehre.
Im Land und auf dem Meere
Thun wir erkennen lehre.
4.
Die Werke Gottes sind überall
Auf hohem Berg und tiefem Thal,
Darzu in ebnen Felden.
Die Vögel in den Wälden
Thun uns die Wahrheit melden.
5.
Ein jedes Werk thut preisen Gott,
Wie ers so gut erschaffen hat.
Das thut der Mensch zerbrechen,
Der Wahrheit widersprechen,
Gott wird es an ihm rächen.
6.
Die Werke Gottes sind wunderlich,
In rechter Ordnung ewiglich.
Der Mensch soll sie erfahren,
Gott wills ihm offenbaren,
Er soll sie auch bewahren.
7.
Drum Gott hat seinen Sohn gesandt,
Der uns die Wahrheit macht bekant,
Und auch den Weg zum Leben:
So wir darnach thun streben,
Sein'n Geist will er uns geben.
8.
Der zeigt uns an die Heilig Schrift,
Drin'n Gott sein Testament gestift,
In seinem Sohn so reiche,
In aller Welt zugleiche,
Niemand drum von ihm weiche.
9.
Den Tod er überwunden hat,
Ein rechter Mensch und wahrer Gott,
Mit Kraft hat ers beweiset,
Mit Wahrheit uns gespeiset,
Darum wird er gepreiset.
10.
Drum sandt er uns den Heil'gen Geist,
Der aller Blöden Tröster heist:
Ins Herz will ers uns schreiben
Daß wir in ihme bleiben,
All' Sünd und Laster meiden.
11.
Der Heilig Geist der ist das Pfand,
Der uns zum Erbtheil ist gesandt,
Welch's Christus uns erworben,
Als er am Creutz gestorben,
Mit der Welt nicht verdorben.
12.
Dem Vater sey nun Lob und Ehr
Der ewig bleibt und immermehr,
Und ewig hält sein'n Namen,
Sein's Sohns wir uns nicht schamen,
Der helf uns ewig, Amen.
Das 9. Lied.
Eine schöne Historie, die sich unter Kayser Valerio hat zugetragen, von einer Jungfrauen, Pura genannt, und einem Jüngling.
Geht in Georg Wagners Melodey. (5)
1.
Ambrosius klärlich beschrieb
Eine G'schicht von Christlicher Lieb,
So sich hat zugetragen,
Unter Kayser Valerio
Der ließ die Christen plagen.
2.
Als er gen Antiochiam kam,
Ein Jungfrau, Pura war ihr Nam,
Ein Christin ward gefunden,
Die ward da vor den Kayser bracht,
Der ließ sie zu der Stunden
3.
Führen in ein Schandhaus gemein
Die Jungfrau züchtig, keusch und rein,
In Spott und Schmach zu schänden.
Die Jungfrau rief in dieser Noth
Zu Gott, und wandt ihr Händen.
4.
Errette mich du Sohn David,
Vor Sünd und Schand Herr mich behüt,
Laß dich mein's Leids erbarmen.
Das bitt ich dich durch Jesum Christ
Komm bald zu Hülf mir Armen.
5.
Die Klag erhört ein Jüngling fein,
Ein Christ der ging zu ihr hinein,
Sprach, Jungfrau biß ohn Sorgen,
Von mir solt bleiben ungeschändt,
Wart mit Gedult bis Morgen.
6.
So will ich dir helfen davon,
Bald leg du meine Kleider an,
Und geh aus dem Schandhause,
So leg ich auch an dein Gewand,
Und bleib hierin'n ohn Grause.
7.
Die Jungfrau lobet Gott zuhand
Ging hin in des Jünglings Gewand.
Bald kam ins Haus gemeine
Von Kaysers Hof ein Trabant alt
Fand den Jüngling alleine
8.
Sitzen in jungfräulicher Waht.
Der Trabant stund vor ihm schamroth,
Und thät ihn hart verschmähen,
Ging hin und sagts dem Kayser an,
Der ließ den Jüngling fahen.
9.
Der Kayser ward ergrimmet sehr,
Fragt ihn ob er ein Christ auch wär,
Der Jüngling Antwort gabe:
Ich glaub in Christum, bin getauft,
Von ihm weich ich nicht abe.
10.
Der Kayser bald das Urtheil gab,
Daß man ihm's Haupt solt schlagen ab,
Ward bald dem Henker geben.
Der führt ihn aus auf die Richtstatt,
Wolt ihm nehmen sein Leben.
11.
Bald das erhört die Pura fromm,
Daß man ihn da wolt bringen um,
Lief sie in diesen Nöthen
In schneller Eil auf die Richtstatt,
Wolt ihren Bruder retten.
12.
Ich bin schuldig an deinem Tod,
Sprach die Jungfrau in dieser Noth,
Herzlieber Bruder meine:
Darum ich vor dich sterben will,
Rette das Leben deine.
13.
Der Jüngling züchtig Antwort gab,
Ach Pura laß zu bitten ab,
Sterben will ich alleine,
Und preisen heut mit meinem Blut,
Gott unsern Vater reine.
14.
Pura die züchtig Jungfrau sprach,
Ich leid vor dich den Tod und Schmach,
Zu Lob des Herren Namen:
Der helf uns wieder gnädiglich,
In seinem Reich zusammen.
15.
Bald das erhört der Wüterich,
Daß die Christen so williglich
In Tod ergeben hätten;
Je ein's vors ander sterben wolt,
Ließ er sie beyde tödten.
16.
Also erlangten sie die Kron,
Bey Gott die ewig Ruh und Wohn,
Ihr Christen allgemeine
Laßt euch dies seyn ein Spiegel klar,
Und schaut mit Fleiß hineine.
17.
Den Glauben auch mit Lieb beweiß,
Bitt Gott, sein ist allein der Preiß:
Daß wir auch allesamen
Von Herzen mögen folgen nach,
Durch Jesum Christum, Amen.
Hans Buchel.
Das 10. Lied.
Ein tröstlich Lied von fünf Frommen zu Antdorff auf einen Tag verbrannt.
Im Ton: Wo soll ich mich hinkehren, ich armes ⁊c. (12)
1.
Zu Lob Gott Vater, Sohne,
Und auch dem Heiligen Geist,
In seinem höchsten Throne,
Singen wir allermeist
Von fünf Christen Gemein,
Jetzt singen wir allein:
Ihr Glaub soll uns gefallen
Für Gold und Edelstein.
2.
Durch den sie haben g’wonnen
Das recht versprochne Land.
Dem Feind sind sie entronnen,
Erlößt von Spott und Schand.
Ein Kron ward ihn'n bereit,
Deren sie sich erfreut,
Die sie auch überkommen,
Tragen in Ewigkeit.
3.
Als man sie hat gefangen,
Spahrt man kein Traurigkeit.
Nach Gott stund ihr Verlangen,
Der hat ihr Herz erfreut,
Das bitter machet süß,
Das sie mit großem G’nieß
Im Herzen wohl empfunden,
Wie sie auch sehen lies.
4.
Das Lob Gottes gar feine,
Aus ihrer aller Mund,
Thät reichlichen erscheinen
Von ihn'n zu aller Stund.
Gott haben sie erkennt
All menschlich Lehr geschändt,
So sich im Wort nicht gründet,
Hat kein recht Fundament.
5.
Es fragten die Papisten
Von der Kirch Christi fein,
Obs gläubten wie die Christen,
Daß die Römisch mögt seyn.
Sie sprachen all, O nein,
Die Braut Christi ist rein,
Besudelt nicht mit Blute,
Als ander Völker g'mein.
6.
Vom Pabst thäten sie fragen,
Was sie hielten von ihm?
Einhellig thät'n sie sagen,
Mit einmüthiger Stimm:
Der Pabst wahrhaftig ist
Der rechte Antichrist
Der wider Christum streitet
Mit falscher Lehr und List.
7.
Was halt ihr von dem Brodte
Wohl in des Priesters Hand?
Ist nicht unser Herr Gotte,
Sein Blut und Fleisch genannt?
O nein, sprachens mit Gier,
Wir haltens nicht dafür.
Christus wird leiblich kommen,
Mit gar herrlicher Zier.
8.
Sein leiblich Wesen iste
Auf Erd zu suchen nit,
Spricht der Evangeliste
Im Himmel uns vertritt.
Darinnen wird er seyn,
Und unser warten fein,
Bis er wird wieder kommen
In gar herrlichem Schein.
9.
Der Markgraf und Sophisten,
Haben versucht gar viel,
Mit gar geschwinden Listen
Ihn'n zugericht ein Spiel.
Die Pfaffen dahin geredt
Mit Dräuen und Gespött,
Bis sie zum Tod verdammet,
Und letztlich auch getödt.
10.
Als man nun zum Tod führet
Die Männer allesammt,
In Gott habens glorieret,
Mit G’sang die Leut ermahnt
Daß man soll Gutes thun,
Dann Böß bringt bösen Lohn,
Ein jeder soll zusehen
Daß er seiner Seel verschon.
11.
Als man zählt fünfzehn hundert
Und neun und fünfzig Jahr,
Hat viel Menschen verwundert
Worden geführet dar
Die Männer wohlgethan
Küßten einander schon,
Im Feur thätens erlangen
Standhaft die Marter=Kron.
12.
Ihr Christen jung und alten
So merket mich gar fein,
Die Lieb laßt nicht erkalten,
Es wird euch nöthig seyn.
Christus der treue Hirt,
All solches fordern wird
Wohl an dem jüngsten Tage,
Wenn er das G’richt einführt.
13.
Drum laßt euch nicht erschrecken,
Christus wird scheiden bald
Die Schaaf wohl von den Böcken,
Straffen mit großem G’walt,
Wer jetzt sein Wort veracht,
Die Gnadenzeit verschmacht,
Der wird zur Höll gestossen,
Durch Gottes Kraft und Macht.
Das 11. Lied.
Ein schön Lied von Jörg Wagner, zu Mönchen verbrannt, Anno 1527.
Im Ton: „Es ist ein Schafstall und ⁊c.
Oder: „Wiewohl ich jetzt ganz elend bin. (5)
1.
Wer Christo jetzt will folgen nach,
Muß achten nichte der Welt Schmach,
Das Creutz er auch muß tragen.
Kein ander Weg im Himmel geht,
Hört ich von Jugend sagen.
2.
Also thät Jörg der Wagner auch,
Gen Himmel fuhr er in dem Rauch,
Durchs Creutz ward er bewähret,
Gleich wie man thut dem klaren Gold,
Von Herzen ers begehret.
3.
Der Falkenthurm ward ihm zu Theil,
Es galt ihm seiner Seelen Heyl,
Er acht kein's Menschen Trauren,
Er acht auch nicht sein kleine Kind,
Noch seiner Ehlichen Frauen.
4.
Wiewohl sie ihm nicht war'n nunmehr,
Und er gern bey ihn'n blieben wär
Hat Liebs und Leids gelitten,
Kein Arbeit an seim Leib gespart,
Nach frommer Ehleut Sitten:
5.
Gleichwohl er sie verlassen muß,
Es war ihm kein geringe Buß,
Daß er von ihn'n mußt scheiden.
Kein Fürst mit seinem Fürstenthum,
Hätts ihm mögen erleiden.
6.
Zween Baarfüß=Mönch in grauem Kleid
Jörg Wagner trösten in seim Leid,
Sie wollten ihn bekehren.
Er wieß sie in ihr Klösterlein,
Ihr Red wollt er nicht hören.
7.
Der Henker führt ihn an ein'm Strick,
Im Rathhaus las man ihm vier Stück,
Darauf stund ihm sein Leben:
Eh er eins widerrufen wollt,
In Tod thät er sich geben.
8.
Der erst Artikel war nicht leicht,
Traff an die mündlich Ohrenbeicht,
Kein Pfaff mocht ihm verzeihen,
Dieweil er wider Gott gethan,
Der ihn allein konnt freyen.
9.
Der Tauff ist recht wie Christus lehrt,
Wenn die Ordnung nicht wird verkehrt,
Bedeut sein bitter Sterben,
Ist ein Abwäschung unser Sünd
Dadurch wir Gnad erwerben.
10.
Vons Herren Christi Sacrament
Jörg Wagner ihn'n auch frey bekennt,
Ich halt es vor ein Zeichen,
Vor Christi hingegebnen Leib
Redt er ohn alles Schmeichlen.
11.
Zum vierten wollt nicht Glauben thun,
Daß sich Gott sollte zwingen lohn,
Auf Erd herab zu kommen,
Bis er werd halten sein Gericht,
Den Bösen mit den Frommen.
12.
Zu Mönchen ein Schulmeister was
Der nicht weit von S. Peter saß,
Jörg Wagner du sollt beichten,
Darfst du kein'r Absolution?
Laß dich was Guts berichten.
13.
Schulmeister das würd mir zu lang,
Mit Willen ich ins Feuer gang,
Mein Sünd sind mir verziehen,
Daran ich keinen Zweifel trag,
So wird der Beicht geschwiegen.
14.
Jörg meinst du nicht, du seyst verblendt,
Daß du nichts hältst aufs Sacrament?
Auf Gott setz dein Vertrauen,
Sieh zu wo du dich irren möchst,
Laß dich von Herzen rauen.
15.
Mein Herz ist alles Zweifels ohn,
Daß mich Gott werde irren lon,
An dem Eckstein verletzen,
Dann die gleich sind dem Rohr am Meer,
Ihr Sach auf Zweifel setzen.
16.
Miedlings=Meister, der Predicant
Zum Vater Unser ihn vermahnt,
Daß er ihm sollt nachbäten,
Von Herzen allen ich verzeih,
So wider mich je thäten.
17.
Jörg Wagner als ein frommer Christ,
Sag obs in deinem Herzen ist
Wie du mit'm Mund bekennest.
Es gilt dir deiner Seelen Heyl,
Ob du's nichts recht verstündest.
18.
Gilt es mir meiner Seelen Heyl,
So ist sie mir also nicht feyl,
Daß ich mit Mund soll sprechen,
Welch's nicht in meinem Herzen wär
Gott würd es an mir rächen.
19.
Jörg Wagner forderst du an mich,
Daß ich ein Messe leß vor dich,
Nach den Christlichen Sitten?
Kommst du vor Gottes Angesicht,
So wollst auch vor mich bitten,
20.
Daß er mir auch verleih Gedult,
Daß ich erwerbe seine Huld,
Weil ich noch bin im Leben,
Bitt ich Gott, das ist mein Begehr,
Nach dem Tod ists vergeben.
21.
Etlich Christliche Brüder war'n,
Redten Jörg Wagner in sein'Ohr'n,
Weil er noch war beym Leben,
Im Feur sterb als ein frommer Christ,
Wollst uns ein Zeichen geben.
22.
Er sprach: Das will ich gerne thun,
Christum den wahren Gottes Sohn
Will ich mit'm Mund bekennen,
So lang als mein Vermögen ist,
Will ich ihn Jesum nennen.
23.
Zween Henker stunden bey der Seit
Den Ring um ihn sie machten weit,
Jörg Wagner sprach den Glauben.
Zugegen stund ein große Schaar
Von Männern und von Frauen.
24.
Jörg Wagner sah ohn Furcht um sich,
Sein Mund zu keiner Zeit verblich,
Er redt daß manchen wundert.
Geschah im sieben und zwanzigsten Jahr,
Ein tausend und fünf hundert.
25.
Im Hornung in demselben Jahr,
Am achten Tag ganz offenbar
Hing man ihm an sein Kehle
Ein Sack mit Pulver nicht fast klein,
Benahm ihm da sein Seele.
26.
Man flocht ihn auf ein Leiter hart,
Das Holz und Stroh anzündet ward,
Jeßt ward das Lachen theuer.
Jesus, Jesus, zum vierten mahl,
Rief er laut aus dem Feuer.
27.
Elias thut die Wahrheit sagen,
Daß er in ein'm feurigen Wagen
Fuhr in das Paradeise:
So bitten wir den Heiligen Geist,
Daß er uns unterweise.
Das 12. Lied.
Diese nachfolgende Geschichte hat sich im Jahr 1550 zu Gent und Löven begeben.
Und geht Im Ton: „All die ihr jetzund leidt Verfolgung und Trübsal.
Oder wie der Bentzenhauer. (7)
1.
O Herr dich will ich loben,
Der du dein Gliedern all
Zuschickest Stärk von oben
Hie in dieß irrdisch Jammerthal,
Daß sie fest stehen bleiben
Wider den bösen Hauff,
Weil sie die Bosheit treiben,
Haben sie ihren Lauf.
2.
Sieh an was kecker Helden
Erscheinen da zu Gent,
Da von ich euch thu melden,
So die Wahrheit bekennt,
Hans Käskauffer genannt,
Der da gefangen ward
Und sich nach seinem Stand
Wohl hielt zu dieser Fahrt.
3.
Er ward auch dargestellet
Vor einem ganzen Rath,
Der treu Mann auserwählet,
Scharf man ihn fragen that,
Wenn er den Tauf empfangen
Hab wohl zu dieser Frist?
Er sprach, Vier Jahr vergangen
Seit das geschehen ist.
4.
Sie fragten ihn noch mehre
Was er vom Sacrament
Hielte nach seiner Lehre,
Ob er ihn auch bekennt
Daß darin'n würd genossen
Christi wahr Leib und Blut,
Welch's geben und vergossen
Am Stamm des Creutzes gut.
5.
Wie kann die Speiß seyn Gotte,
Die der verzehren thut,
Der selbst ist Staub und Kothe.
Mich dünkt in meinem Muth,
Gott werd nicht leiblich gessen,
Nach seiner Majestät,
Der kein leibliches Wesen
Auf dieser Welt mehr hat.
6.
Die ihn auf Erden suchen,
Folgen nicht seiner Lehr
Er wird sie auch verfluchen,
Die ihm stehlen sein' Ehr
Gebens der Creature,
Die doch gleichwie der Staub
Zergehet von Nature,
Dasselb ich gänzlich glaub.
7.
Man ißt Gott nicht wie Brodte,
Leibhaftig wie ein Speiß,
Sein Tod hilft uns aus Nothe
Ihm sey allein der Preiß:
Den sollen wir groß machen
Bey dieser Speiß allein,
Und die geistliche Sachen
Dabey machen gemein.
8.
Diß ist allein der Grunde,
Darob wir halten thun,
Bekennen mit dem Munde,
Lond uns gar nicht davon,
Bis man uns aus der Schrifte
Was bessers unterricht.
Menschen=Lehr ist vergifte,
Wir trauen ihr gar nicht.
9.
Sie sprachen zu der Stunde:
Ist das jeßt dein Beschluß,
Gar viel ein bessern Grunde
Dein Ding hie haben muß.
Er sprach: Laßt mir herbringen
Eure Gelehrten sort,
Wir reden von den Dingen
Allein aus Gottes Wort.
10.
Wir wollen euch bewähren,
Und überzeugen gar
Daß ihr durch falsche Lehren
Wohl dreyzehn hundert Jahr
Seyd gänzlichen betrogen,
Durch die Decret zumal,
Was man euch vor hat g'logen,
Habt ihr geglaubet all.
11.
O Mensch laß dirs erleiden,
Die Wölf gar ungeheuer,
Die kommen in Schaafskleiden,
Es wird ihn'n werden theuer
Mit falschem Schein betrügen
Den einfältigen Mann,
Den Frommen sie verlügen
Der sie aufdecken kann.
12.
Es rief euch Gott der Herre
Mit sanftmüthiger Stimm,
In der Apostel Lehre,
Ihr sollt kommen zu ihm,
Anklopfen und anschreyen,
Er will euch selbst aufthun,
Von eurer G’fängniß freyen,
In sein Reich nehmen an.
13.
Tausend fünf hundert Jahre
Und fünfzig zählt man dran,
Da sah man offenbare
Diesen tapfern Mann,
Bey sein'm Bruder im Feure
Brennen in großer Noth,
In Gottes Augen theure
Ist der Gläubigen Tod.
Das 13. Lied.
Eine schöne Historie von einer Jungfrau.
Im Ton: „Wohl dem, der in Gottes Fürchten stehet.“
Oder: „Christ der du bist der helle Tag. (1)
1.
Ein Mägdelein von Gliedern zart,
Lieblich, schön und von guter Art,
Elisabeth ward sie genannt
Die hat auch Gottes Wort erkannt.
2.
Zu Lewarden wohl in der Stadt
Das Mägdlein seine Wohnung hat,
Als man zählt fünfzehn hundert Jahr
Und neun und vierzig, das ist wahr.
3.
Im Jenner sie gefangen ward,
Gebunden und gefraget hart,
Bey ihrem Eyd in dieser Stätt,
Ob sie kein Mann genommen hätt.
4.
Sie gab Antwort, als sie das hört,
Zu schwören wird an mich begehrt.
Das steht gar nicht in meiner G’walt,
Ja und auch Nein, davon ich halt.
5.
Weiter ich zwar nicht schwören soll,
Die Wahrheit kann ich sagen wohl,
Wer seinen Nächsten triegen will,
Dem ist falsch schwören nicht zu viel.
6.
Dasselbig ich euch sagen kann,
Daß ich versprochen bin keim Mann.
Sie sprachen: ihr habt viel verführt
Daß sie mit euch haben geirrt.
7.
Ihr seyd darzu ihr Lehrerin,
Drum ihr bekennen sollt vorhin,
Was vor Personen ihr gelehrt,
Und in euren Irrthum geführt.
8.
Sie sprach: Ihr liebe Herren mein,
Ihr sollet mich fragen allein,
Was ich vor einen Glauben hätt,
So wollt ich gern an dieser Stätt
9.
Vor euch bekennen öffentlich,
Was ich glaube und mich versich.
Sie sprachen, was sie an dem End
Hielt von der Meß und Sacrament?
10.
Sie antwort ihnen zu der Stund,
Sie hätt' darinnen keinen Grund
Die Schrift davon kein Meldung thut,
Darum dünkts mich zwar gar nit gut.
11.
Das Nachtmahl aber ist genennt
Von Christo selbst ein Testament,
Das ist ein Zeugniß und Geschrift,
Die das ewige Erb antrifft.
12.
Gott schreibts uns in das Herz hinein,
Mit geistlichen Buchstaben fein,
Welch's durch die Stiftung figurirt,
Und unsichtbar bezeichnet wird.
13.
Da sie viel Schrift drum eingeführt,
Gar bald ihr diese Antwort wird:
Der Teufel redt aus deinem Mund
Dein Zeugniß haben keinen Grund.
14.
Sie sprach mit Worten also schlecht:
Wie meim Herren, also seim Knecht,
Nit besser wird es mir ergohn,
Deß soll ich keinen Zweifel hon.
15.
Sie fragten, ob der Kindertauf
So man jeßt nach gemeinem Lauf
Nothwendig hielt, nicht mache fromm?
Das soll sie kurz in einer Summ
16.
Anzeigen und bekennen rund,
Warum sie noch zu dieser Stund
In ihrem Alter wieder tauf,
Wie viel sie darum würd gestraft?
17.
Sie sprach: Ich bin nach Christi Lehr
Einmahl getauft, nicht weiter mehr,
Auf mein bekannten Glauben fein,
Wie es nach Gottes Wort soll seyn.
18.
Sie frageten auch weiter mehr,
Ob an Gottes Statt der Priester
Die Sünden auch vergeben möcht?
Darauf antwort sie ihnen recht:
19.
Christus ist der hohe Priester,
Kein Mensch benimmt ihm diese Ehr,
Der Mensch verkündet Gottes Gnad
Dem Sünder, der recht Buß than hat.
20.
Dem aber, der nicht Buß thun will,
Dem setzt die Kirch kein ander Ziel,
Dann daß sein Sünd behalten werd,
Erlang kein Gnad auf dieser Erd,
21.
Darzu auch dort in jener Welt.
So ist das Urtheil schon gestellt,
Kein Mensch es anders machen wird,
Wie schön er d'Sach mit Worten ziert.
22.
Elisabeth sind gar kein Gnad,
Wird wieder bald geführt vorn Rath,
Bald auch in den Pein=Keller kam,
Peinlich zu fragen man vornahm.
23.
Dem Henker kam sie unter d’Händ,
Sprachen zu ihr an diesem End,
Wir haben bisher gütig sich
Mit euch beredt, und freundelich.
24.
Nun wolln wir desto strenger seyn,
Und mit euch handeln durch die Pein,
Die euch der Richter jetzt zuricht,
Wo ihr euch noch bekehret nicht.
25.
Die Finger man ihr klemmen thät,
Daß sie dran solche Schmerzen hätt,
Daß ihr durch diesen großen Zwang
Das Blut zu'n Nägeln ausser sprang.
26.
Sie thät es Gott im Himmel klag'n,
Die Pein kann ich nit länger trag'n,
Thu mir, o Herr, Hilf und Beystand,
Behüte mich vor Schmach und Schand.
27.
Sie sprachen: Nun bekennt eur Fehl,
So soll man euch wohl helfen schnell,
Ihr dürft drum nicht rufen zu Gott,
Bekennt, so helft ihr euch aus Noth.
28.
Sie blieb inbrünstig im Gebet,
Deß ward sie auch von ihm errett,
Der ihr so Kräfte gab im Schmerzen,
Daß sie mit viel Gedult im Herzen
29.
Die Pein und Schaden konnt ertragen,
An Gottes Güte nicht verzagen.
Sie sprach: die Pein nimmt bey mir ab,
Wie ich von Gott erbeten hab.
30.
Ihr mögt mich fragen was ihr wöllt,
Mein Hoffnung ist zu Gott gestellt.
Zwo Schrauben an ihr Bein man setzt,
Daß sie noch schwerer würd verletzt.
31.
Sie sprach: Schändet mich nit so sehr
Dann euch bringt solches Ding kein Ehr,
Daß ihr entblößet meinen Leib
Gedenkt an euer Kind und Weib,
32.
Daß sie nit werden so geschändt.
Indem hat sie ihn'n frey bekennt
Es hab mit seiner Hand kein Mann
Ihr’n Leib je blos gerühret an.
33.
Indem sie zu der Erden sank,
Und ward von Ohnmacht also krank,
Daß sie gehalten ward für todt,
Noch half ihr auf der treue Gott,
34.
Daß sie noch kam zu ihrer Kraft,
Und sprach zu ihnen unzaghaft,
Ich lebe noch und bin nicht todt.
Sie sprachen: Nun bekennt vor Gott,
35.
Daß ihr geirrt, und widersprecht
Weil ihr noch Gnad erlangen möcht.
Da sprach sie: Ich begehr durch Gott
Das zu versiegeln mit dem Tod.
36.
Im Merzen von gemeldtem Jahr
Wurd sie auch hingerichtet gar.
Ein Urtheil ward im Nath gefällt,
Und bald darnach ins Werk gestellt,
37.
Daß man sie stracks ertränken sollt,
Kein ander Gnad beweisen wollt,
Das ist der Wölfen Gütigkeit,
Die sie den Schäflein hond bereit.
38.
Laßt uns bedenken ohne Scherz,
Der Elisabeth tapfer Herz
Wie sie in ihrer Pein und Noth
Mit Ernst gerufen hat zu Gott.
Amen.
Das 14. Lied.
Ein ander Lied von einem, der war Jost genannt, zu Cortrick verbrannt, Anno 1553.
Geht in Jörg Wagners Ton. (5)
1.
Die beste Freud aus Gottes Wort
Herkommt, und füllet alle Ort,
Hochteutsch und Niederlanden.
Wer sich dem recht ergeben hat,
Der wird erfreut in Banden.
2.
Welch's wohl erscheint in dieser Zeit,
Da man findt Menschen nah und weit
Die Gottes Wort bekennen.
In einer Stadt Cortrick genannt,
Thät man ein'n Mann verbrennen,
3.
Der war bey vielen wohl bekannt,
Mit seinem Namen Jost genannt,
Der ward daselbst gefangen,
Und bald vor die Sophisten bracht,
Die fragten mit Verlangen,
4.
Wenn er die letzte Beicht hätt thon,
Das sollt er geben zu verstohn.
Jost antwort ihnen balde:
Warum habt ihr mich fangen lan,
Wer gab euch die Gewalte?
5.
Sie sprachen, Gott giebt uns die G’walt,
Daß wir handeln solcher Gestalt.
Jost sprach, Ich kanns nicht glauben,
Daß einer der ein Christ will seyn,
Soll seinen Nächsten rauben.
6.
Dann Christus die Seinen nicht lehrt,
Daß man den, der sich nicht bekehrt,
Soll fahen und todtschlagen.
Er hat selbst niemand tödten lan,
Noch also thun verklagen.
7.
Ich glaub an unsern Herren Christ,
Der selbst vor mich gestorben ist,
Der ist der rechte Hirte.
Kein Pfaff, Dechant, wer er auch ist,
Vor mich nicht sterben würde.
8.
Der Pfarrherr bald zu Josten spricht,
Wer lehret das, du mich bericht,
Daß ich sollt vor dich sterben?
Jost sprach, ich glaub es sicherlich,
Ihr thut darum nicht werben.
9.
Christus lehrt solches aber fein,
Wie es auch dann vor Gott soll seyn
Ein guter Hirt ich bine,
Mein Leben laß ich vor die Schaaf,
Wie solch's an ihm erschiene.
10.
Warum gebt ihr mich in den Tod,
Und wollt darin'n nicht fürchten Gott,
Auch in des Richters Handen?
Als hätt ich groß Uebels gethan,
Machet ihr mich zu Schanden.
11.
Der Pfaff sprach, Paulus hat gethan
Den Corinther selbst in den Bann,
Dem Satan übergeben.
Jost sprach, Wir thun ihm auch also,
Nehmen doch kein'm das Leben.
12.
Wir verkünden ihm Gottes Straf,
Woer verharrt in solchem Lauf,
Seyer des Satans eigen:
So aber er thut wahre Buß,
Werd ihm Gott Gnad erzeigen.
13.
Paulus gab ihn dem Richter nit,
Straft ihn auch nit nach eurer Sitt,
An seinem Leib und Leben.
Die ihr die Menschen also lehrt,
Müßt schwere Rechnung geben.
14.
Der Pfaff sprach, Habt ihr g'lesen nit,
Wie Helias befahl hiemit,
Des Baals Pfaffen zu tödten?
Jost sprach, Wir sind den'n auch nit gleich,
Kein’n Abgott wir anbeten.
15.
Ihr aber seyd ihnen baß gleich,
Betrieget sämmtlich arm und reich,
Mit Abgötterey, merk eben.
Fresset und sauffet noch viel mehr,
Führet ein bübisch Leben.
16.
Der Pfaff redt von St. Augustin.
Jost sprach, deß Jünger ich nit bin,
Christus der thut mich lehren,
Wer bey sein'r Lehr nit bleiben mag,
Der thut die Leut verführen.
17.
Christus der hat sein Lehr gebracht
Von's Himmels Thron, Er hat die Macht,
Zu lehr'n und G’setz zu geben.
Wer allein bleibt in seiner Lehr
Der hat das ewig Leben.
18.
All Menschenlehr die ist nit gut,
Sein Lehr bezeugt er mit sein'm Blut,
Mit grossen Wunderthaten,
Was aus sein'r Lehr herkommen thut,
Muß alles wohl gerathen.
19.
Für diese Lehr wahrhaft und theur
Will ich gehn willig in das Feur,
Dieselbe frey bekennen,
Ob man mich schon darum veracht,
Und mich darum läßt brennen.
20.
Als man zählt fünfzehn hundert Jahr,
Und drey und fünfzig offenbar,
Hat Jost sein'n Geist aufgeben,
An einem Pfahl verbronnen ist,
Gott gab ihm ewigs Leben.
Amen.
Laus Deo.
Das 15. Lied.
Dies hernach gedichtete Marter=Lied ist vom Hansen von Amsterdam, welcher mit viel Andern verrathen, gefangen und umgebracht worden.
Und geht Im Ton: „Rosinfarb war dein Gestalt.“
Oder: „Der Unfall reut mich ganz. Sehr tröstlich zu singen. (9)
1.
Ich weiß, wer Gottes Wort bekennt,
Daß der sich viel muß leiden.
Der Hans von Amsterdam zu Gent,
Käskauffer seiner Zeiten
Ist einer g'nannt, der hat erkannt,
Mit noch mehr frommen Leuten,
Daß wer Gott ehrt, und sich bekehrt,
Wird g’haßt zu allen Zeiten.
2.
Sie haben einen guten Grund
In Gottes Wort gefunden,
Den sie bekannten mit dem Mund
Zu aller Zeit und Stunden.
Durch Gottes Kraft, sie ganz standhaft
Der Wahrheit Zeugniß gaben,
Dieselb ausbreit, in Freudigkeit,
Deß sie nit g’nossen haben.
3.
Man hat sie g’fänglich g'nommen an,
In d’Finsterniß gesetzet,
Lang Zeit darinnen sitzen lan,
Welch's sie doch nicht verletzet.
In ihrer Noth riefens zu Gott,
Der thät sie gar wohl trösten,
Er gab auch ihn'n Herz, Muth und Sinn,
Da ihr Noth war am größten.
4.
Man bracht sie vor den ganzen Nath,
Und thät sie fleißig fragen
Von ihrem Glauben, Lehr und That,
Die Wahrheit solltens sagen.
Der Hans fragt sie, wo sind wir hie?
Was ist das vor ein Hause?
Braucht man hie schlecht G’walt oder Recht,
So soll doch mir nit grausen.
5.
Sie gaben ihn'n zur Antwort fein,
Man braucht hierin das Rechte,
Deß sollet ihr wohl sicher seyn,
Das gut wird nicht verschmächte.
Er sprach mit Sitt, Gott wolle nit,
Daß anders werd befunden,
Immer hinfort, an keinem Ort,
Zu keiner Zeit noch Stunden.
6.
Warum habt ihr uns fangen lan,
Und unsern Leib fast binden?
Was haben wir übels gethan?
Kann man auch an uns finden,
Diebstahl, Betrug, G’walt oder Lug,
Falsch Schwören und Ehbrechen?
Klaget uns an, was wir gethan,
So woll'n wir vor uns sprechen.
7.
Alsbald der Rath zu ihnen sagt,
Man thuts euch nicht beschulden,
Man hat solch's von euch nicht geklagt,
Wir möchten euch wohl dulden.
Hans sprach gar bald, In was Gestalt
Hat man uns dann gebunden?
Die Antwort ward, Eur Widerpart
Berichts euch zu den Stunden.
8.
Wer ist dann unser Widerpart?
Sprach Hans von Oberdammen,
Die uns hie hat verklagt so hart,
Sie mach sich hie beysammen.
Kein Mönch noch Pfaff, wider die Schaaf
Sein Klag anheben konnte.
Wie gach auch war, der Pfaffen Schaar,
Noch hättens keines Grunde.
9.
Hans sprach, Ist hie kein Gegentheil?
Was mag doch das bedeuten?
Sie sprachen, Des Kaysers Urtheil
Fällt auf euch in den Zeiten:
Weil ihr sein Rath, und Majestät
Im Mandat thut verachten,
Daß er zu gut, uns allen thut,
Welches ihr gar nicht trachten.
10.
Er sprach, Wir widerstreben nit
Dem Kayser noch keim G’walte,
Was Gottes Wort auch bringet mit,
Desselben ich mich halte.
Ists wider Gott, leid ich eh Noth,
Was mir Gott giebt zu leiden,
Dann daß ich sollt, durch Menschen G’bot
Die rechte Wahrheit meiden.
11.
Sie sprachen, Es ist offenbar,
Daß ihr zusammen kommen,
Und gebt euch deßhalb in Gefahr
So ihr doch habt vernommen,
Kaysers Mandat, verboten hat
Solches zusammen Lauffen,
An heimlich Ort, das wir hinfort
An euch auch müssen strafen.
12.
Er sprach: Der Kayser kein G’walt hat,
Die G’wissen zu regieren,
Daß er sich darzu brauchen lat,
Thut er sich selbst verführen.
Dann Gott allein, soll man in G’mein
Den höchsten G’horsam leisten.
Sein G’setz allein, bewahren rein,
Vom mind'sten bis zum meisten.
13.
Sie haben mit viel Worten mehr,
Gar hart auf sie gedrungen,
Die G’fangenen betrübet sehr,
Doch seynd sie nit gezwungen
In Ungedult, dann Gottes Huld,
Hats in der Schmach erhalten,
Wurffen d’Perlein nit vor die Schwein,
Ließen allein Gott walten.
14.
Die Pfaffen mit ihr'r falschen Lehr
Wider die Wahrheit stritten,
Erlangten aber kleine Ehr,
Drum sie zu allen Zeiten
Begehren Rach, trachten darnach,
Wie sie's möchten hinrichten,
Wie g'schehen ist, in kurzer Frist
Darauf sie thäten dichten.
15.
Das Urtheil über sie gefällt,
Die Männer sollten sterben,
Darzu von Gott seyn auserwählt,
Daß sie sollten erwerben,
Der Märter Kron, ins Himmels Thron.
Die Procuratör haben
Das Urtheil g'schwind ihnen verkündt,
Wie es die Herren gaben.
16.
Weil sie so viel gelehrte Leut
Nicht haben wollen hören,
Und blieben sind in ihrem Streit,
Sich auch noch nicht bekehren,
Noch sich gewendt: so sey erkennt
Durch ein ehrbar Gerichte,
Daß sie nunmehr, als falsch Ketzer,
Im Feur werden vernichte.
17.
Hans antwort ihn'n darauf gar bald,
Wir sollten offenbare,
Vor jedermann gesprochen han
Und disputirt fein klare
Mit den G’lehrten, daß man alsdenn
Gehört hätt und gesehen,
Wer die Wahrheit, hätt vorgeleit,
Ist aber noch nicht g'schehen.
18.
Die Procuratör an der Statt,
Haben ihn'n Antwort geben:
Es ist jetzunder schon zu spat,
Zu fristen euer Leben.
Sie wurden fort, zum andern Ort
Geschicket zu der Stunde,
Sie giengen hin, mit ringem Sinn,
Gleich mit lachendem Munde.
19.
Vor Freuden man sie springen sah,
Sie sollten sich ausziehen:
Welch's dann in kurzer Zeit geschah,
Zu Gott sie thäten fliehen.
Sie redten fort, aus Gottes Wort,
Bis mans an Pfahl hat bunden.
Haben bekennt, bis an ihr End,
Den Herren mit den Munden.
20.
Da man zählt fünfzehn hundert Jahr
Und fünfzige merk eben,
Zu Gent die theuren Männer gar
Sah man den Geist aufgeben,
Opferten Gott, in ihrer Noth
Ihr Seel und leiblichs Leben,
Dafür ihn'n hat, Gott durch sein Gnad
Gar viel ein Bessers geben.
21.
Also wird das unschuldig Blut
Verdammt und auch vergossen,
Bis Christus wieder kommen thut.
Der wird sein' Hausgenossen
Erlösen all, aus viel Trübsal,
Und führen sie zusammen
Aus großem Leid, in ewig Freud,
Durch Jesum Christum,
Amen.
Das 16. Lied.
Ein ander Marter=Lied von einem alten Mann von 87 Jahren, und einem jungen, welche die Wahrheit zu Amsterdam bezeuget.
Wird gesungen, wie man vom König Lasla singt.
Oder: „Es gingen zwo Gespielen gut.“
Oder: „Es ging ein Fraülein mit dem Krug. (1)
1.
Es waren auch zween Brüder gut,
Johann Claß einer hiesse,
Der thät zu Amsterdam sein Blut
Mit ein'm Alten vergiessen.
2.
Der war der alte Ihm genannt,
Sieben und achtzig Jahre
Hatt er erreicht ohn alle Schand,
Noch mocht er nicht fürwahre
3.
Entrinnen dieser bösen Welt,
Sie wurden beyd gefangen
Darnach auch vor Gericht gestellt,
Da sie dann mit Verlangen,
4.
Lieblich haben einander küßt
In rechter Liebes Brunste,
Zu sterben hatten sie ein'n Lust,
Recht sterben ist ein' Kunste.
5.
Johann Claß sprach mit Worten fein
Mit ein'm lachenden Munde,
Ich freue mich zu Gott's Gemein,
Wohl jetzt zu dieser Stunde.
6.
Der alte Ihme zu ihm spricht,
Mit Worten also schone,
Mit gar fröhlichem Angesicht:
Uns ist bereit ein' Krone,
7.
Die uns doch niemand nehmen wird
Den Schatz aus unserm Herzen.
Zu Christo werden wir geführt,
Nimmt uns ab Leid und Schmerzen.
8.
O was vor ein fröhlich Mahlzeit
Wird uns jetzt gar bald werden,
Vor zwölf Uhr werden wir erfreut,
Und g’nommen von der Erden.
9.
Derhalben weder Schwerdt noch Feur
Uns soll in Trauren bringen,
Weil uns Gott alles zahlt so theur,
Mit so köstlichen Dingen.
10.
Sein Leben gibt er vor das mein,
Sein'n Tod thut er uns schenken
Das soll im Tod unser Trost seyn,
Daran wir allzeit denken.
11.
Das gibt uns eine große Kraft,
Sie uns thut fröhlich machen,
Bey uns all' Traurigkeit abschafft,
Weinen verkehrt in Lachen.
12.
Der Schultheiß samt dem Richter schon,
Mochtens nicht länger sehen,
Man ward sie von einander thun,
Noch weiter ist geschehen.
13.
Der Schultheiß fragt sie an dem Ort,
Ob sie wiedertauft wären?
Der Jan sprach noch nach Gottes Wort,
Einmal nach Christi Lehre.
14.
Man gab ihn'n Schuld der Dingen mehr,
Von andern bösen Sachen.
Wie sie mit ihrer falschen Lehr
Zweytracht unterm Volk machen.
15.
Wir sind gar nicht all solche Leut,
Wie ihr von uns wolt halten.
Johann der sprach, wir thun allzeit
Den Jungen als den Alten.
16.
Was uns dann Gottes Wort vorhält,
Dabey lan wir uns finden.
Zu Gott ist unser Hoffnung g'stellt,
Darwider wir nit könnten.
17.
Die sieben Schöpfen er bestellt,
Da ihm zustund sein Leiden,
Ihr'r vier haben das Urtheil g'fällt,
Drey traten ab zur Seiten.
18.
Johann rief, als sie hielten Sprach:
O Herr in unser Nothe
Begehren wir gar keiner Rach,
Hub sein Hand auf zu Gotte.
19.
O allerliebster Vater mein,
Gib ihnen deinen Geiste,
Wollst ihn'n kein strenger Richter seyn,
Dein göttlich Gnad ihn'n leiste.
20.
Also Jan des Lebens beraubt,
Gerichtet mit dem Schwerdte,
Der Leib aufs Rad, auf stöck das Haupt,
Das er doch hatt begehrte.
21.
Der alte Ihm zu dieser Fahrt
Sein Freud erzeigt vor allen
Ob er gleich seinen grauen Bart
Durchs Schwerdt mußt lassen fallen.
22.
Johannes sprach, Wir gohn in Tod,
Von wegen Gottes Worte
Er hilft uns jetzt aus aller Noth,
Ist unser Schutz und Horte.
23.
Ihr lieben Bürger arm und reich,
Ihr wollt uns Zeugniß geben,
Daß wir nit Dieb noch Räuber gleich
Verlieren unser Leben.
24.
Wir haben ja gar nit gestellt
Nach ander Leuten Gute,
Noch jemand in ein'n Schaden g'fällt,
Noch tracht nach jemands Blute.
25.
Doch soll niemand von uns verstohn,
Daß wir auf die Werk bauen,
Sondern mit dem verlornen Sohn
Auf Gottes Gnad vertrauen.
26.
Er rief zu Gott mit lauter Stimm,
Nimm mich zu dir im Frieden,
O Sohn Davids, mein Seel hinnimm,
Also ist er verschieden.
27.
Also erlangten sie die Kron,
Der Alte mit dem Jungen,
Gott preisen alle Engel schon,
Alle Geschlecht, und Zungen.
Amen.
Das 17. Lied.
Ein ander schön Lied und wunderwürdige Geschichte von zweien Weibsbildern, bey welchen Gottes Liebe über alle Dinge, stärker dann der Tod gewesen.
Geht in der Toler Melodey, zu Delden im Niederland geschehen.
Oder, wie man den König in Ungarn singt. (2)
1.
Trauren will ich stehen lassen
Und singen mit Begier,
Darum wollt solcher massen
Auch fröhlich sein mit mir:
Die Wunder Gott's verkünden,
In aller Welt so frey,
Die sich dann jetzt erfinden,
Bey etlich Gottes Kinden
Es ist kein Fantasey.
2.
Das weibliche Geschlechte
Hat Gott so hoch begabt
Mit seinem Geist und Rechte,
Daß sie haben geglaubt
Sein'm Wort gar festiglichen,
Wie sie wurden gelehrt,
Und thun davon nicht weichen,
Die Armen samt den Reichen,
So sich zu Gott bekehrt.
3.
Ein Tochter jung, mit Namen
Mary Beckom genannt,
Die hat ohn alle Schamen
Die recht Wahrheit erkannt.
Ihr Mutter konnts nit tragen,
Trieb sie drum aus dem Haus,
Diß ward man von ihr sagen,
Dem Stadthalter thät klagen,
Der sendet nach ihr aus.
4.
Gosin von Räfeld hatte
Mit sich g'nommen viel Knecht,
Daß er die Jungfrau drate
Vor den Stadthalter brächt.
Auf Beckoms Haus sind kommen,
Sie mußt aufstehn vom Bett
Mit G’walt hat mans genommen,
Viel Leut in grosser Summen
Honds g'sehn und ihr Geschlecht.
5.
Zu ihres Bruders Fraue
Sprach die Jungfrau mit Sitt,
Viel guts ich dir vertraue,
Magst du auch ziehen mit,
Und mir Gesellschaft halten.
Jetzund gleich mit mir gan,
Und es Gott lassen walten,
Dich auch nit von mir spalten,
Ich will dich gerne han.
6.
Ich will dich nit verlassen,
So Jan von Beckom will,
Und ziehen diese Strassen.
Maria in der Still
Bat ihren Bruder werthe,
Er solts willig zulahn,
Drin'n haben kein Beschwärde.
Sie wöll' seyn ihr Gefährte,
Und gerne mit ihr gahn.
7.
Ursel ihr's Bruders Weibe
Hatt ihres Gemahls Gunst,
Ob sie schon war sein Leibe,
Noch g'wann sie durch ihr Kunst
Ihr's lieben Hauswirths Willen,
Daß ers ihr nit abschlug,
Thät ihre Bitt erfüllen,
Ihnen ihr Liebe stillen,
Das bracht ihr Weißheit klug.
8.
Ursel das edel Weibe,
Gibt in Gefahr und Noth
Aus Liebe ihren Leibe,
Bis in den bittern Tod.
Dann Liebe stärker iste,
Als alle Ding auf Erd:
Höll und Tod müssen weichen,
Auch ander Ding dergleichen,
Die Liebe kommt von Gott.
9.
Ihr Mutter ist auch kommen
Aus Frieslanden gar weit,
Wie sie das hat vernommen,
Haben in dieser Zeit
Freundlich an sie gesetzet
Der Mutter Schwester beyd,
Sie blieb gar unverletzet,
Wie hart sie ward verhetzet,
Sie nahm ihren Abscheid
10.
Von ihrer Mutter bösen,
Und richt ihr Herz zu Gott,
Sie hatt ihr auserlesen,
Erwählet Schmach und Spott,
Mit ihr Schwester zu leiden,
Was ihr Gott schicket zu,
Sie wolt nicht länger beiten,
Gott half ihr auch selbst streiten,
Gab ihr die ewig Ruh.
11.
Gen Deventer geführet
Wurden sie alle beyd
Die Sophisten verwirret
Thäten ihn'n an groß Leyd
Mit ihren g'schwinden Listen,
Lehren sie Menschen=G’setz,
Woltens ihr Leben fristen,
Und werden gute Christen,
Entrinnen diesem Netz.
12.
Wir halten Gottes Worte,
Das er uns lehren thut,
Ist unser höchster Horte,
Und nicht das zeitlich Gut.
Den Papst woll'n wir nit hören,
So er nit redt aus Gott,
Noch keine Menschen=Lehren
Die alle Welt verkehren.
Bringen in Angst und Noth.
13.
Peter Grebel ist kommen,
Den man beschicket hat,
Der hat sie beyd vorg’nommen,
Und gelehrt an der Statt.
Mit Schrift er nichts erweiset,
Es ging ihn wenig ein,
Wie hoch er sich befleisset,
Wurden sie nit gespeiset,
Sein Lehr war gar nicht rein.
14.
Da ers nicht kont umwenden,
Ward er gleich zornig drob,
Thät sie gar übel schänden,
Und redt mit Wörten grob,
Der Teufel red' in ihnen,
Hinweg, hinweg zum Feur
Darin'n solltens verbrennen,
Nit besser sie gewinnen,
Es wird ihn'n noch zu theur.
15.
Sie lobten Gott von Herzen,
Der sie hat würdig g'macht
Zu leiden Pein und Schmerzen,
Gnädig an sie gedacht,
Es ist uns drum geschehen
Daß wir Christum allein
Bekennet und verjehen,
Gänzlich auf ihn zu sehen,
Als unseren Eckstein.
16.
Zu Delden auf das Hause
Führt man sie schnell behend,
Sie litten manchen Strause,
Wurden doch nicht abg’wendt,
Ein Commissar thät kommen
Aus des Burgunders Hof,
Der redet an die Frommen,
Wie ich es hab vernommen,
Ob's hielt'n die Wiedertauff?
17.
O nein, ein Tauff wir kennen,
Sprachen sie alle beyd,
Thut man ihn anders nennen,
Ists uns gewißlich leid.
Der Gläubig läßt sich wäschen
Einmal nach Christi Wort,
Hält sich vor Koth und Aeschen,
Sein Licht wird nicht erlöschen,
Ob er schon würd ermordt.
18.
Die nun hond angezogen
Christum nach seiner Lehr
Ob sie vor hond betrogen,
Thun sie es nimmermehr.
Die hond ein'n Tauff empfangen,
Der ihn'n vor Christo gilt,
Wie hoch der Feind thut prangen,
Ist es also ergangen,
Wie fast man es jetzt schilt.
19.
Ein ander Frag auch ware
Ob sie im Sacrament
Auch Christum essen gare?
Darauf habens bekennt,
Wir können Gott nicht essen,
Er ist ins Himmels Thron,
Wir sind nicht so vermessen,
Daß wir sein göttlich Wesen
Solten vor ein Spott hon,
20.
Als ob wir Gott selbst haben
In unserm eignen G’walt,
Richten nach dem Buchstaben,
Obs schon Gott nit gefallt,
Und wider sein Wort sichtet,
Noch muß es anders sein,
Viel Ding man dazu dichtet,
Wie uns Christus berichtet,
So ist es nur ein Schein.
21.
S. Paulus nennts ein Brodte,
Christus ein Testament,
Damit des Herren Tode
Von uns werde bekennt
Durch diese Ding eingraben
In unsers Herzens Grund,
Mit geistlichen Buchstaben,
Daß wir den Leib schon haben
Durch den Glauben all Stund.
22.
Es ist ein geistlich Speisen,
Und ein geistliche G'schrift
Die uns thut unterweisen,
Und unsre Herzen trifft.
Gleich wie ein Testamente
Allein zeugt von dem Gut,
Das dem Erben ernennte,
Darzu er dann bekennte,
Und ihm begnügen thut.
23.
Ob er schon noch thut warten
Auf das versprochen Gut,
Thut er nach Glaubens Arte,
Und hat ein'n guten Muth,
Als hätt' ers schon empfangen,
So wohl freut ihn die Gab
Er wartet mit Verlangen,
Bis die Zeit ist vergangen,
Daß aufhöret der Glaub.
24.
Aber die Liebe bleibet,
Und herrschet auch allein,
Die Hoffnung auch vertreibet,
So jetzt kommt überein
Mit den geistlichen Kräften,
So stets uns wohnen bey,
Und uns zusammen hefften
In geistlichen Geschäften,
Auf daß es ein Leib sey.
25.
Am dreyzehenden Tage
Des Monden Novembris,
Thät mans gar hoch verklagen,
Vor dem Gericht gewiß
Zu Delden da sie stunden,
Mary und Ursel beyd,
Gefangen und gebunden,
Kein Gnad erlangen kunten,
Wurden mit diesem B'scheid
26.
Von dem Gericht gewiesen,
Daß mans verbrennen solt.
Gott haben sie gepriesen,
Der sie bewahren wollt.
Viel Leut, die zugesehen,
Weinten ganz jämmerlich.
Sie thäten zu ihn'n sprechen,
Gott woll den Tod nicht rächen,
Wir kommen in sein Reich.
27.
Darum sollt ihr auslassen
Von uns die Traurigkeit,
Eu'r Sünd thut vielmehr hassen,
Laßt's euch seyn herzlich leid.
Es ist ein kurzes Leiden,
Daß wir das Unrecht meiden,
Wir leben recht in Freuden
Entrinnen aller Pein.
28.
Der Himmel der steht offen,
Wir kommen bald darein
Das wir gewißlich hoffen,
Darum wir fröhlich seyn.
Mit Christo woll'n wir leben,
Und einander lieb han,
Den Kuß des Friedens geben,
Das neue Reich anheben,
Darein wir jetzund gahn.
29.
Wir bitten Gott den Herren,
Der euch zu dieser Stund
Aus Gnad zu sich woll kehren,
Aus eures Herzens Grund,
Euch eu'r Sünd nit behalten
Die ihr erkennet nit
Ihr Jungen und ihr Alten,
Wollet Gott's Wort behalten,
Ist unser fleißig Bitt.
30.
Mariam sie hond g’nommen,
Am ersten hingeführt.
Wie sie zur Richtstatt kommen,
Mit Worten wohl geziert
Hat sie mit keckem Muthe
Die Richter angeredt,
Daß sie unschuldig Blute
Forthin haben in Hute,
Der Fromm' nit wird getödt.
31.
Darnach ist sie gefallen
Auf ihre Knie allein,
Gebeten vor ihn'n allen
Daß Gott woll bey ihn'n seyn,
Allein jetzt auf sie sehen,
In dieser letzten Zeit.
Darnach ist es geschehen,
Deß man sich nit versehen,
Daß sie mit großer Freud
32.
Auf das Holz ist gesprungen,
Und sich willig bereit,
Gott hat vor sie gerungen,
Dem sie mit Innigkeit
Ihr Seel in seine Händen
Mit Ernst befohlen hat
Er woll sein'n Geist her senden,
Und ihr am letzten Ende
Beweisen Hülf und Gnad.
33.
Der Henker übel fluchet,
Die Kette war nicht recht.
Maria sein Heyl suchet,
Und sprach: Ihr habt geschmächt
Und Gott gelästert sehre,
Das sollet ihr nicht thun,
Ihr müßt schwer Rechnung geben,
Drum bessert euer Leben,
Ihr könnt vor Gott nicht b’stohn.
34.
Mein Leib nicht würdig iste,
Daß man drum fluchen soll,
Dis thut kein frommer Christe,
Ihr solt das merken wohl.
Also ist sie verschieden,
Die edle Magd so rein,
G'schach manchem Menschen leide,
Sie aber lebt in Freude,
Deß freut sich Gottes G’mein.
35.
Ein Predicant zu Delden
Hat Ursel umgewendt
Aber sie hat nit wöllen:
Laßt mich sehen das End
Meiner Schwester getreue,
Mit Ernst gesprochen hat,
Laßt euch das Uebel reuen,
Ich warne euch in Treuen,
Und bitte Gott um Gnad.
36.
Als sie zum Feuer kamen,
Redtens mit ihr zu hand,
Und thäten sich nicht schämen
Sprachen: Du jetzt abstand
Und thu dich doch bekehren
Jetzund in dieser Zeit,
Die Wahrheit von uns hören,
Die wir dich wollen lehren,
So wirst mit uns erfreut.
37.
Dein Schwester ist verbronnen
Und jämmerlich verzehrt,
Sie hat sich nicht wohl b'sonnen,
Daß sie sich nicht umkehrt.
Ursel thät Antwort geben:
Solt ich das ewig Gut
Verlassen um dis Leben?
Es ist mir gar nicht eben,
Finds nicht in meinem Muth.
38.
Ihr solt mich nicht abtreiben
Von Christo der Wahrheit,
Bey ihm geh ich zu bleiben
Bis in die Ewigkeit.
Man wollt sie noch verehren,
Zum Schwerdt sie kommen lon,
Sie that das nicht begehren,
Wie ihr noch werdet hören,
Mein Fleisch ich nicht verschon.
39.
Es ist, sprach sie, nicht gute,
Darum's ihm gar nicht schadt,
Dann all mein Sinn und Muthe
Zu Gott dem Herren staht.
Ein Magd hat sie gebeten,
Jan von Beck grüssen lan,
Sie wollt in ihren Nöthen,
Ob man sie schon wollt tödten,
Ein gute Hoffnung han.
40.
Als sie kam an das Orte,
Schlug sie z'sammen die Händ,
Bat Gott mit süssen Worten,
Herr, dich von mir nicht wend,
Du bist ins Himmels Throne.
Der Pfaff sprach, Er ist drin'n,
Ursel antwort ihm schone,
Drum er im Brod nit wohne,
Woll' ihr auch nicht in Sinn,
41.
Daß ein allsolcher Gotte
Im Brod zu suchen sey
Brod hilft mir nicht aus Nothe,
Es ist Abgötterey.
Aufs Holtz ist sie gestiegen,
Ein Block gewelzet um,
Der Tyrann sie hat ziegen,
Sie werd nicht b'stehn mögen,
Onein, sprach sie die Fromm.
42.
Bey Gott will ich beleiben
Bis an das Ende mein,
Kein Noth soll mich abtreiben.
Also die Schäflein fein
In Gott beyd sind gestorben,
Uns zu einem Beyspiel,
Haben die Kron erworben,
Obs schon den Leib verdorben
So schadt es ihn'n nicht viel.
43.
Gott woll'n wir darum loben,
Der solche Gnad und Kraft
Den Menschen gibt von Oben
Der woll uns auch sieghaft
Machen mit allen Frommen,
Zu erlangen die Kron,
Wenn wir in die Prob kommen,
Wie wir haben vernommen
Daß diese hond gethan.
Gott sey der Preiß ewig.
Amen.
Das 18. Lied.
Ein ander Marter=Lied von einem Weib, sammt ihrem Sohne, welche zu Rotterdam ihren Abschied gethan.
Gehet Im Ton: „Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn, ⁊c. (6)
1.
Ein große Freud ist ingemein,
Wo man die liebe Kinder klein
Erzeugt aus Gott dem Herren
Und unterweißt in Gottes Lehr
Auf gute Sitten, Zucht und Ehr
Daß sie die Eltern ehren.
2.
Das Annelein Erlaubniß nahm
Von ihrem Sohn zu Rotterdam,
Als ihr der Tod zustunde.
Esias hör mein Testament
Mein letzter Will vor meinem End
Geht jetzt aus meinem Munde.
3.
Ich geh auf der Propheten Weg,
Der Märter und Apostel Steg
Ist auch nicht besser g’wesen.
Den Kelch sie haben trunken all,
Christus auch selbst in diesem Fall
Wie ich hab hören lesen.
4.
Die Königliche Priester g'mein
Giengen auf diesem Weg allein,
Von Aufgang sind sie kommen,
Auf diesem Weg bestanden sind
Wie Gottes rechte Söhn und Kind,
Das hab ich wohl vernommen.
5.
Dieselben unter dem Altar,
Welcher auch ist ein grosse Schaar
In Apocalipsi g’schrieben,
Wie sie ertödtet und ermördt
Und hingerichtet mit dem Schwerdt,
Verfolget und vertrieben.
6.
Sie rieffen auf zu Gott, O Herr!
Gerechter und Wahrhaftiger,
Wie lang richtest auf Erden
Unter den Menschen in gemein,
Und rächest nicht an ihn'n allein
Das Blut, so sie mit G’fehrden
7.
Vergossen hond an allem Ort,
Die Menschen unschuldig ermordt,
Wollest an ihnen strafen,
Daß sie nicht weiter treiben Schand
Die Deinen jagen aus dem Land,
In ihrer Sünd fortlauffen.
8.
Gott gibt ein'm jeden ein weiß Kleid,
Und tröstet sie mit dem Bescheid,
Zu ihn'n noch müssen kommen
Die auch wie sie werden gericht,
Bis daß erfüllet und verricht
Werde die Zahl der Frommen.
9.
Die vier und zwanzig Alten fein,
Vor Gottes Thron kommen hinein,
Legten ab ihre Kronen,
Thäten dem Lämmlein Gottes Ehr,
Sammt dem ganzen Himmlischen Heer
Was lebt unter der Sonnen.
10.
Diesen Weg auch gegangen sind
Alle die frommen Gottes Kind,
Die den Tauf hond empfangen,
An ihren Stirnen versieglet,
Folgen dem Lamm wo es hingeht,
Dienen ihm mit Verlangen.
11.
Solche müssen in diesen Thal,
Und trinken den bittern Kelch all,
Bis die Zahl werd erfüllet
Zion der werthen Gottes Braut,
Die ihm das Lamm selbst hat vertraut
Und den Zorn Gottes stillet.
12.
Darum du mein herzlieber Sohn,
Wilt du jetzt meinen Willen thun,
Und folgen meiner Lehre,
Weist du ein Volk, das allen Pracht,
Und Wollust dieser Welt veracht,
Wollst dich zu ihnen kehren.
13.
So sie von dieser Welt elend
Verachtet und verstoßen sind
Müssen Christi Creutz tragen,
Und haben keinen sichern Ort,
Drum daß sie halten Gottes Wort,
Thut mans gar oft verjagen.
14.
Bey solchen Menschen wohnet Gott,
So von der Welt werden verspott,
Thu dich zu ihnen g’sellen,
Sie weisen dich den rechten Weg,
Führen dich von dem bösen Steg,
Leiten dich von der Höllen.
15.
Kein'n Menschen förcht, dein Leben setz
Ganz vor die reine Lehr, verletz
Dein Leib und alles Gute:
Christus hat dich erkaufet theu'r
Erlöset von dem ew’gen Feur
Mit seinem werthen Blute.
16.
Dem Herren heilig dich, mein Sohn,
Heilige deinen Wandel schon,
In Gottesfurcht zu leben.
Wo du bist in dem ganzen Land
In allen Werken deiner Hand
Thu Gott nicht widerstreben.
17.
Dem Hungrigen theil mit dein Brod,
Laß keinen Menschen in der Noth,
Der Christum thut bekennen.
Den Nackenden du auch bekleid,
Und hab auch mit dem Kranken Leyd.
Thu dich von ihn'n nit trennen.
18.
Kannst du nicht allzeit bey ihn'n seyn,
Erzeig den guten Willen dein,
Den G’fangnen thu auch trösten
Den Gast nimm fröhlich in dein Haus,
Und laß ihn niemand treiben draus
So wird dein Lohn am größten.
19.
Beyd' Händ dir sollen seyn bereit
Zu'n Werken der Barmherzigkeit,
Zweyfache Opfer geben,
Das sind geistlich und weltlich Werk,
Den G’fangnen löß, den Schwachen stärk,
So wirst du darin'n leben.
20.
Das übrig, so dir Gott beschehrt
Mit deinem Schweiß, wirst du gelehrt
Von Gott und den Propheten,
Zu geben Gottes Volk allzeit,
Laß es mit dir werden erfreut,
Gieb dem, der dich thut bitten.
21.
Laß ihn nit ung'währt von dir gohn,
So kannst eine gute Hoffnung hon,
Gott werd dich auch begaben,
In seinem Reich auf jener Welt,
Wirds dir zweyfältig zugestellt,
Deß sollt kein'n Zweifel haben.
22.
Ein tausend und fünf hundert Jahr,
In dem ein und dreyßigsten gar
Galts Annelein ihr Leben.
Welche in Tugend sanft und mild
Den Christen ein gar schön Vorbild
Im Tod und Leben geben.
Laus Deo.
Das 19. Lied.
Ein ander Marter=Lied von einem genannt Peter, zu Gent verbrannt, Anno 1552.
Gehet Im Ton, wie der Bentzhauer.
Oder: „All die ihr jetzt leidt Verfolgung und ⁊c.
Oder: „Hinweg ist mir genommen, ⁊c. (7)
1.
Groß sind die Werck des Herren
Im Himmel und auf Erd.
All die ihn thun verehren,
Behüt er vor Gefährd
Der mörderischen Schlangen,
Die im Englischen Schein
Die Menschen hond gefangen
Und bracht in Todespein.
2.
Gar listig sie's angiengen,
Den Peter von Werwick
Wolltens zum Abfall bringen,
Brauchten viel böser Tück,
Haben mit ihm viel g redte,
Abzuwenden begehrt,
Wenn er ang'nommen hätte
Den Rath ihrer Gelehrten.
3.
Er stund wie ein Maur feste
Sie überwunden hat,
Erwählt ihm fein das Beste,
Und hielt das früh und spat,
Die Wahrheit thät er preisen,
Bezeugen bis ans End
Die Seinen unterweisen,
Und hat ihn'n frey bekennt.
4.
Viel strenger muß man streiten,
Und vorsichtiger seyn,
Dann in vorigen Zeiten,
Sagt er ihn'n allgemein,
Darum soll man sich üben
Täglich in Christi Lehr,
Einander herzlich lieben,
Wandeln in Zucht und Ehr.
5.
Und oft zusammen kommen,
Reden von g'meinem Heil,
Als es zusteht den Frommen,
Deren Gott ist ihr Theil,
Daß sie einander lehren
Ein'n guten Unterscheid,
Daß man sich soll bekehren
Von Sünden und Boßheit.
6.
Laßt uns ins Herz einschließen
Das reine göttlich Wort,
Welch's wir nachmahls geniessen,
Wenn wir werden hinfort
Versucht von's Satans Treiben,
Und seiner Glieder G’walt,
Daß wir vor ihnen bleiben,
Und uns Gott selbst erhalt.
7.
Gut Unterscheid thun haben
Zwischen zween Wegen fein
Zu dem ewigen Leben,
Und der höllischen Pein,
Zwischen der falschen G’meine,
Des Satans G’spons und Braut,
Und des Herren alleine,
So er ihm selbst getraut.
8.
Durch Gottes Wort und Geiste,
Den rechten Gemahls Ring,
Durch diesen allermeiste
Geschehen große Ding.
Darum werden gehasset
Die Kinder Gott's all Stund,
Weil sie den Most gefasset
In neue Schläuch zu hand.
9.
Der sie thut fröhlich machen,
Und stärkt sie in der Noth,
Sie thun all ihre Sachen
Allein befehlen Gott,
Sie werden wie Schlachtschaafen
Zu dem Tod hingebracht,
Gericht durch Menschen Waffen,
Seynd als ein Raub geacht.
10.
Haben kein sicher Orte,
Da man sie bleiben laßt,
Von wegen Gottes Worte
Werden sie stäts gehaßt,
Sie heulen und fast weinen,
Die Welt freut sich darinn,
Und thut gar sehr verneinen
Der Einfältigen Stimm.
11.
Diß Liedlein ist gesungen
Von Peters B’ständigkeit,
Ihm ist gar wohl gelungen
Nach diesem großen Leyd
Hat er die Freud empfangen
Im Feur die Marter=Kron,
Hat am Pfahl mit Verlangen
Erwart ewigen Lohn.
12.
Im tausend und fünf hundert
Zwey und fünfzigsten Jahr,
Ward Peter abgesondert
Zur Uebelthäter Schaar,
Zu Gent den Tod gelitten,
Fern in dem Niederland.
Er läßt uns herzlich bitten,
Daß man flieh Sünd und Schand.
13.
Ihr Brüder thut euch kehren
Von der Welt Heucheley,
Die ihre Zeit verzehren
In lauter Fantasey
Des Antichristi Lehren,
Eur Heyl liegt euch daran,
So ihr euch davon kehren,
Werd ihr gar wohl bestohn.
Das 20. Lied.
Ein ander Marter=Lied von sieben Brüdern, auf einen Tag zu Gmünd in Schwabenland bezeugt, Anno 1529.
Im Ton: „Ich stund an einem Morgen, ⁊c.“ (4)
1.
Kürzlich hab ich vorg'nommen,
Aus meines Herzens Grund,
Das Lob bey allen Frommen
Mein'r Brüder machen kund.
Wie alle Welt jetzt toben thut
Ueber all Gottes Knechte,
Rauben ihn'n Leib und Gut.
2.
Gott thät aus Gnaden sehen
Auf aller Menschen Kind,
Groß Lob wir ihm verjehen,
Wir waren alle blind.
Sein heilsams Wort er zu uns sandt,
Daß wir ihm solten glauben,
Meiden all Sünd und Schand.
3.
Das Wort thäten bekennen.
Viel Leut in Teutschem Land,
Liessen sich Christen nennen,
Vermieden Sünd und Schand,
Die sollen unverwiesen seyn,
Meynen es sey g’nug mit Worten,
Sie führen falschen Schein.
4.
Darnach thät es sich fügen,
Als es Gott recht daucht seyn,
Sein Wort kann nicht betrügen,
Als Esaias schreibt fein,
Sein Werk thut er vollenden schon,
Nicht leer thuts widerkehren,
Er führt auf rechte Bahn.
5.
Die doch allhie auf Erden
Ernstlichen trauen thun
Müssen gehasset werden,
Geschmäht mit Wiedertauf,
Als wärens abgefallen all,
Von Gott abtrünnig worden,
Bekehrt zum Belial.
6.
Die doch mit Ernst begehren,
Was Gott geboten hat,
Solchs mit der That bewähren,
So viel sein Gnad zulat
Die müss'n jetzt Wiedertäuffer seyn,
O Gott, wollst sie bewahren,
Die Sach ist einig dein.
7.
Die doch auch gern verzeihen
Von Herzen jedermann,
Ihr'm Nächsten auch gern leihen,
Und hoffen nichts darvon,
Für ihre Feind sie bitten thund,
Das hat man wohl gesehen
In ihres Todes Stund.
8.
Kürzlich ist es geschehen,
Daß mans bewähret hat,
Ihr'n Glauben hat man g’sehen,
Zu Gmünd wohl in der Stadt,
Wiewohl der Feind braucht manche List,
Daß er sie ab möcht führen,
Ihm nicht gelungen ist.
9.
Ein'n Knaben hattens g'fangen,
War alt vierzehen Jahr,
In Thurn mit andern gangen,
Ist kund und offenbar
Darin'n er auch gelegen ist,
Gar hartiglich gefangen,
Beynah ein Jahres Frist.
10.
Noch bleibt er unbeweget,
Wie oft man zu ihm kam
Mit ihm ward eingeleget
Ein Bruder tugendsam,
Gefangen um ihr Leben frey,
Thäten Gott darin'n loben
Der ist ihn'n g’standen bey.
11.
Da es nun Zeit ist g’wesen,
Aus dieser Welt zu gehn,
Hat man ihn’n vorgelesen,
Ob sie ab wollten stehn,
Sie sollten unbekümmert seyn,
Zu ihren Weib und Kinder
Stracks kehren wieder heim.
12.
Da thäten sie sich neigen
Zu ihrem Feind geschwind.
Gott haben wir zu eigen,
Auch unser Weib und Kind,
Der sie auch wohl bewahren kann,
Darum laßt von den Worten,
Wir wollen willig dran.
13.
Indem kam auch geritten
Zum Knaben in den Ring,
Ein Graff, der thät ihn bitten,
Und sprach: Mein liebes Kind,
Willt du von diesem Irrthum stahn,
Ein Pfründ will ich dir geben,
Und allzeit bey mir han.
14.
Sollt ich mein Leben lieben,
Mein'n Gott darum verlahn,
Von diesem Creutz mich schieben,
Das stünd mir übel an,
Dein Gut uns beyd nicht helfen mag,
Ich bin eins bessern warten,
Sprach der Knab unverzagt.
15.
In meines Vaters Reiche,
Der mich erwählet schon,
Der wird all Ding vergleichen
Derhalben laß davon,
Der mich allzeit ernähret hat,
Dem will ich G’horsam leisten
Jetzt in der letzten Noth.
16.
Zu dem wir sollen schreyen
Aus unsers Herzens Grund,
Daß er uns Gnad verleihe,
Wann kommen wird die Stund
Daß wir getrost scheiden davon,
Daß wir von ihm nicht weichen,
Giebt uns die ewig Kron.
17.
Indem ward angefangen
Getümmel und Geschrey,
Mit Spießen und mit Stangen
Die Red gieng mancherley.
Also erlangten sie die Kron,
Durchs Schwerdt sind sie umkommen,
Hats g'sehen mancher Mann.
Das 21. Lied.
Ein anderes Marter=Lied von Gotthard von Nunnenberg und Peter Krämer.
Im Ton: „Der Thöricht spricht, es ist kein Gott.
“ Oder: „An Wasserflüssen Babylon. (10)
1.
Merkt auf, ihr Völker überall,
In diesen letzten Tagen,
Das Wort Gott's dringt herfür mit Schall
Man hört viel davon sagen
Nach aller G’lehrten Prophecey,
Und nach den Worten Christi frey,
Wie Matthäus thut schreiben,
Den einen ist man fangen thun,
Der ander in den Tod thut gohn,
Den dritten thut man vertreiben.
2.
Wie es dann schon ergangen ist
In acht und fünfzig Jahren,
Zween Brüder fing man zu der Frist
Ist kund und offenbare.
Einer hieß Peter Krämer, merk,
Und der Gotthard von Nunnenberg,
Gen Winneck thät mans leiten,
Vor treue Männer wurdens geacht,
Zu Eltesten der G’mein gemacht,
Davon mußten sie scheiden.
3.
Der Rentmeister nahm sie g’fangen an,
Sein'n Fatz mit ihn'n zu treiben,
Sie blieben fest im Glauben stahn,
Bey Gott sie wollten bleiben.
Sie lagen g'fangen lange Zeit,
Ist ihn'n vorkommen mancher Streit,
Die Wahrheit aufzugeben,
Wieder zu Weib und Kinder gehn,
Auf ihren freyen Fuß zu stehn,
Man sollt sie lassen leben.
4.
Das haben sie nicht können thun
Durch Liebe ihres Herren,
Von seinem Wort nicht wollten stohn,
Zu Menschen Lehr sich kehren.
Verließen da Weib, Kind und Gut,
Zuletzt ihr eigen Fleisch und Blut
In die Schanz haben geben.
Dem Herrn ein Opfer worden sind,
Ihre Namen geschrieben findt
Wohl in dem Buch des Lebens.
5.
Als nun die Zeit vorhanden war,
Daß man sie sollt verhören,
Da kam zu Hauf der G’lehrten Schaar,
Sie wollten sie verstören.
Sie schlug'n ihr listig Anschläg ab,
Durch Gott, der Kraft und Stärke gab,
Ohn Schrecken und Verzagen,
Sie suchten keinen Weg noch Rath,
Dann wie Christus vorgangen hat,
Das Creutz ihm nachzutragen.
6.
Als man sie nun bracht aus dem Thurn,
Zum Tod wollt man sie leiten,
Sie blieben fest stehn wie die Maur'n,
Wichen zu keiner Seiten.
Der Rentmeister, Schöpfen oder Rath,
Gemein Mann, Henker und Landvogt,
Haben schier all geschrauen.
Das Volk war auch verzaget gar,
Der G’fangnen Herz voll Freuden war,
Sie sungen mit Vertrauen.
7.
Viel mancherley ward ihn'n vorgleit,
Zu bringen in Verzagen,
Das hat gewährt ein lange Zeit,
Bis zwo Uhr nach Mittagen.
Der Rentmeister verzog so lang,
Mit Schröcken sie zu machen bang,
Vermeynt sie umzukehren,
Darum legt er groß Arbeit an,
Daß sie nach seinem argen Wahn
Annähmen falsche Lehren.
8.
Als aber er nichts schaffen kundt
Mit Führ'n auf Menschen=Orden,
Rief er dem Henker zu der Stund,
Dem sie geliefert worden.
Der Henker kam nicht gerne dran,
Doch nahm er sie mit Weinen an,
Im Herzen war ihm bange.
Gotthard wohl zu dem Henker sagt:
Mich hat verlangt nach diesem Tag
Wie bleibst du dann so lange?
9.
Als ihn der Henker band mit Sitt,
Sprach er zur selben Stunden:
Liebe Männer, erschrecket nit,
Christus ward auch gebunden.
Der Rentmeister die Red vernahm,
Und redt den Henker heftig an,
Also mußt du nicht sprechen.
Da sprach der Peter zu der Stund,
Wir bleiben fest bey Christi Bund,
Den werden wir nicht brechen.
10.
Da fing Gotthard zu sprechen an:
Hie muß man Trübsal leiden,
Wer dort erlangen will die Kron,
Muß hie ritterlich streiten.
Die Braut muß wie der Bräutigam
Durch Leiden in die Freud eingahn,
Solch's lehr'n uns Christi Reden
Der Herr ward zwischen die Mörder g’richt
Das macht uns Creutz und Leiden leicht,
Fürchten kein Würgen noch Morden.
11.
Hond sie's am grünen Holz gethan,
Was will am dürren werden?
Den sauren Wein tranken voran
Sein' Diener hie auf Erden.
Wann wir bey Christo kommen ein,
So trinken wir den süßen Wein,
Erst müssen wir das Leiden empfinden.
Da reckten sie ihr Händ freywillig dar,
Das manchem Menschen Wunder war,
Und liessen sich willig binden.
12.
Das Volk deß hat verwundert sich
Sie sprachen: Was sieht man auf Erden?
Die geh’n zum Tod so williglich,
Könntens doch ledig werden.
Der Gotthard sprach: Wir sterben nit,
Der Tod führt uns zum Himmel mit
Bey Gottes Kindern allen.
Deß wir ein g’wisse Hoffnung han,
Deß fangen wir den Tod mit Freuden an,
Daß wir Gott mögen g’fallen.
13.
Als die Zeit nun vorhanden war,
An diesen Tod zu treten,
Aufricht habens gestanden dar
Gott im Himmel angebeten.
Gaben ein Zeichen der Liebe rein,
Sich küßt als Brüder der Gemein,
Sie war'n mit Gott verpflichtet.
Der Henker richt sie unbescheidt,
Er sprach mit Angst und großem Leid:
Solch Menschen nicht mehr richtet.
14.
Als nun ihr Häupter abgericht,
Begehrts Volk heim zu jagen.
Der Rentmeister sprach: Lauffet nicht,
Helft die Frommen begraben.
Sie sind nicht g’storben um Uebelthat,
Sind keine Dieb noch Mörder quat,
Waren fromm von Leben und Sitten,
Hatten nur solchen Glauben an,
Den Herren und Fürsten nicht verstohn,
Drum haben sie gelitten.
15.
Die sind im Herrn gescheiden ab,
Das Leben aufgegeben.
Hinfort ist ihn'n beyg'legt ein Gab,
Die Kron das ewig Leben.
Hond gestritten wie starke Held
Ueberwunden den Teufel wild,
Die Welt han sie verlassen.
Ihr'n Glauben haben frey bekannt,
Ihr Blut ist ausgesäet ins Land,
Wird wachsen guter Massen.
Amen.
Gott sey der Preiß ewig.
Das 22. Lied.
Ein anderes Marter=Lied von Georg Ladenmacher und Wilhelm von Kepfel.
Im Ton: „Ich sah den Herrn von Falckenstein.
Oder: „Es ging ein Fräulein mit dem Krug. (1)
1.
Zu singen will ich heben an
Des Herren Wunderthaten,
Der Herr geb, daß es jedermann
Zum Besten mög gerathen.
2.
Herr, thu mir auf die Lefzen mein,
Daß mein Mund mög verkünden
Das Lob und Preiß in deiner G’mein,
Jetzt und zu allen Stunden.
3.
Nun merkt:. Zu Cöllen an dem Rhein
Thät man mich kürzlich greiffen,
Wohl um die rechte Wahrheit rein,
Davon wollt ich nicht weichen.
4.
Als man schrieb zwey und sechszig Jahr,
Ward ich also gefangen.
Ist manchem kund und offenbar
Bin willig mit gegangen.
5.
Sie führten mich auf einen Thurn
Thät doch nicht lang drauf bleiben.
Da merkt ich erst des Drachen Zorn,
Den er thät mit mir treiben.
6.
Man thät mich bald am hellen Tag
Ins Graffen Keller führen,
Da auch noch ein Gefangner lag,
Mein Bruder in dem Herren.
7.
Da ward manch Netz und Strick gelegt,
Zu fangen unser Leben.
Dem Herren sey der Preiß gesagt,
Er hat sie lassen fehlen.
8.
Vom Kindertauff war ihr Geschrey
Den sollten wir recht preisen.
Ohn Gottes Wort mit Sophisterey
Wollten sie ihn beweisen.
9.
Einsmals thäten sie schmeicheln thun,
Einsmals gar schärflich dräuen
Mit Pein und Tod; aber davon
Thäten wir uns erfreuen.
10.
Sie sungen süß, sie sungen sau'r,
Es mocht uns nicht bewegen,
Dann unser Herz stund wie ein Mau'r
Der Herr thät unser pflegen.
11.
Der Graff verhieß dem Georgen Geld,
Sein Magd zu einem Weibe,
Sofern er nur abweichen wöllt,
Bey der Wahrheit wollt er bleiben.
12.
Er sprach: Dein Magd, dein Gut und Geld
Mag mich zu Gott nicht bringen.
Ein Bessers hab ich mir erwählt,
Darnach hoff ich zu ringen.
13.
Es war ein kluger Geist an mir,
Wollt mich in England führen,
Der hätt mich auch gestürzet schier
Gott aber thät es wehren.
14.
Als nun herdrang die letzte Zeit,
Darnach uns thät verlangen,
Daß wir zum Opfer würden b'reit
Dem Herren wir lobsangen.
15.
Da thäten sie uns beyd heraus
Von's Graffen Keller führen,
Zu einem Saal in seinem Haus
Des Nachts zu einer Uhren.
16.
Da trieb man mit uns manche Red,
Man thät uns fatzen eben.
Georgen dazu stillschweigen thät,
Kein Antwort that ich geben.
17.
Das währt die halbe Nacht durch aus,
Bis es anfing zu tagen,
Da thät man aus des Graffen Haus
Zum Rhein still mit uns jagen.
18.
Da man nun also mit uns lief
Heimlich zum Rhein so schnelle,
Allda Georg zum Graffen rief
Mit lauter Stimm so helle:
19.
Herr Graff wo ist eure Zusag,
Die ihr uns habt gegeben,
Da ihr sagt daß ihr uns bey Tag
Wolt bringen von dem Leben?
20.
Niemand kehrt sich an solche Wort,
Man thät mit uns fort dringen,
Bis daß man uns bracht an den Ort,
Da man uns wolt umbringen.
21.
Hie sind auch fein erfüllt die Wort,
Die David spricht, merkt eben,
Unschuldig Leut heimlich ermord,
Der Herr wolls ihn'n vergeben.
22.
Ja Herr, ich bitt von Herzen Grund,
Thus ihn'n zur Sünd nicht rechnen,
Die doch nicht wissen was sie thund,
Drum thus an ihn'n nicht rächen.
23.
Sie meynen dir zu dienen dran,
Und dich damit zu ehren.
Herr gib du's ihn'n recht zu verstahn,
Daß sie sich zu dir kehren.
24.
Da man uns nun aufs Wasser bracht,
Hab ich mich ausgezogen.
Mein Händ auf G’füß g’legt und gedacht,
Ich wolt bald kommen oben.
25.
Da dacht ich nun selber bey mir
Ich sollt recht Priester werden,
Und bringen das recht Opfer dir,
Und kommen von der Erden.
26.
Diß war aber mir abgeschlag'n,
Mocht mir nicht widerfahren,
Man hieß mich zieg'n die Kleider an,
Und hieß mich länger harren.
27.
Allda thät Georgen vorhin gahn,
Daß er opfert sein Leben,
Den Friedenskuß bot er mir an,
Den hab ich ihm auch geben.
28.
Drauf legt er seinen Hut gleich ab
Und ist also gestorben,
Der Rhein ward seinem Fleisch ein Grab.
Die Kron hat er erworben.
29.
Da sprach der Henker zu mir schnell,
Thu dein Kleider anlegen,
Zum Land ich dich nun führen will,
Und dir den Kopf abfegen.
30.
Da war ich willig und bereit,
Der Preiß der sey des Herren.
Ich sprach: Was Gott zuläßt allzeit,
Möcht ihr mit mir verkehren.
31.
Als wir nun kamen an das Land,
Hond sie mich frey gelassen,
Der Henker sprach zu mir zuhand,
Geh nun hin deine Strassen.
32.
Ach lieber Gott und Vater mein,
Wie soll ich dir doch danken,
Daß du mich hast erhalten fein,
Auf daß ich nicht thät wanken?
33.
Also ward nur ein Schäflein g'schlacht,
Das ander länger beydet,
Bis daß es feister würd gemacht,
Mit Gottes Wort geweydet.
34.
Also hond wir mit Löwen wild
Und mit Wölfen gerungen,
Der Herr war unser Schutz und Schild,
Darum ists uns gelungen.
35.
Drum liebe Brüd'r und Schwestern mein,
Thut euch mit Fleiß bereiten,
Damit ihr auch geschickt mögt seyn,
Mit solchem Feind zu streiten.
36.
Bittet auch Gott vor mich mit Fleiß,
Daß er mich woll erhalten,
Bis an das End zu seinem Preiß,
Von ihm bleib ungespalten.
37.
Nun börgen sie fast gern die That,
Thuns mit Lügen ausstreichen,
Sie sprechen: In der letzten Noth
Hab Georgen wollen weichen.
38.
Sie sagen auch daß ich am End
Die Wahrheit hab aufgeben,
Hab mich von Gottes Wort gewendt,
Drum sey ich noch am Leben.
39.
Die laß man immer lügen hin,
Sie habens keinen Frommen,
Laßt uns dem Herren danken drin,
Sein Wort ist zu uns kommen.
40.
Die Pharisäer, das ist wahr,
Wolten mit Lügen dämmen,
Die Auferständniß Christi klar,
Deß mußten sie sich schämen.
41.
O Cöllen, Cöllen an dem Rhein!
Wann wilt du einst satt werden
Des Bluts der Heiligen Gottes fein,
Die du tödtest auf Erden?
42.
Ihr thut noch zieren immerdar
Die Gräber der Propheten,
Die Gräber auch der G'rechten klar
Wie eure Eltern thäten.
43.
Ihr sprecht: Hätten wir da gelebt,
Da man sie thät ermorden,
Wir wolten haben widerstrebt,
Ihr Bluts nicht theilhaft worden.
44.
Damit gebt ihr je Zeugniß klar,
Daß ihr seyd Mörder Kinder,
Darum dräut Christus weh, weh gar
Wo ihr nicht laßt von Sünden.
45.
Drum laß von deinem Wüten ab,
Und thu dein Sünd bekennen,
Sonst wird die Höll werden dein Grab,
Ewig Feuer wird brennen.
Das 23. Lied.
Ein ander Marter=Lied, von einem Thomas Drucker genannt, zu Cölln am Rhein bezeugt, Anno 1557.
Und gehet Im Ton: „Durch Adams Fall ist ganz verderbt." (9)
1.
Wollt ihr hören, was ist geschehn
Im sieben und fünfzigsten Jahre?
Zu Cölln hat mancher Mann gesehn,
Als Thomas Drucker ware
Gefänglich allda eingeführt,
Allein um Gottes Worte,
Wie man noch weiter hören wird
Wie's ihm erging hinforte.
2.
Sie brachten ihn auf den Thurn frey,
Da thäten sie ihn verklagen,
Vom Tauf und Eh war ihr Geschrey,
Davon solt er ihn'n sagen,
Welch's er gethan und wiederleit,
Mit Gottes Wort bewiesen.
Auf den Tauf gabens kein Bescheid,
Die Eh hond sie gepriesen.
3.
Von Thurn zu Thurn hat man ihn g'führt,
Wolt'n ihn examiniren.
Er gab Bescheid wie sichs gebührt,
Ließ sich vom Herrn nicht führen.
Er ward von manchen Frommen g'liebt,
Die Christum thäten kennen.
Des Pabstes Hauf ihn sehr betrübt,
Man solt den Ketzer brennen.
4.
Sein Weib schrieb ihm ein Brieflein klein,
Thät ihm ihr Herz entdecken:
Lieb Freund, bleibt bey der Wahrheit rein,
Laßt euch davon nicht schröcken,
Ihr wißt was ihr gelobet han,
Das Creutz laßt euch gefallen,
Christus ging selber diese Bahn,
Und die Apostel alle.
5.
Gelobt sey Gott, liebe Hausfrau,
Und Schwester in dem Herren,
Des Herren Werk und Wunder schau,
Erfreut mein Herz so sehre.
Ich hör aus eurem Schreiben klar,
Daß ihr seyd wohl zufrieden,
Und tröst mich mit der Heil'gen Schaar
Die vor uns hond gestritten.
6.
Der Wort ich nicht vergessen will,
Wann mich Trübsal ankommen.
Von Leiden weiß ich noch nicht viel,
Hab noch kein Traurn vernommen.
Ich steh los frey bey meinem Gott,
Mit gutem G’wissen sage,
Was er mir auflegt in der Noth,
Hoff ich mit Freud zu tragen.
7.
Ich dacht, viel Trauren, Schmerz und Leid,
Solten mich überkommen,
Dem Herrn sey ewig Lob bereit
All'n Druck hat er genommen.
Sein Joch ist süß, sein Last ist leicht,
Sein G’bot sind nicht sehr schwere.
Wer sich dem Herren nicht entzeucht
Der fürcht sich nicht ein Haare.
8.
Mir steht mein Herz, auch Sinn und Muth,
Um Gottes Wort zu leiden.
Zu widerstohn bis auf das Blut,
Deß bin ich wohl zufrieden.
Ich hoff des Worts zu denken wohl
Das ich oft hab gewagen,
Des Herren Will geschehen soll,
Weiß anders nichts zu sagen.
9.
Ich vermahn' euch liebe Hausfrau,
Und thu euch hart beschwören,
Erziehet eure Kinder nau,
Ermahnt sie zu dem Herren,
Dem bösen Willen widersteht,
Vor Boßheit thut sie wehren,
Dann der sie euch geschaffen hat
Der wird sie wohl ernähren.
10.
Nach Weib und Kind, die sichtbar seyn,
Will ich jetzund nicht trachten,
Noch sinds mir lieb im Herzen mein
Vor Dreck will ich sie achten.
Viel höher kenn ich meinen Gott,
Mit ihm sein Schmach zu tragen,
Das Egyptisch Gut der Welt vergaht
Das soll mir nicht behagen.
11.
O Herr, möcht ich deß würdig seyn,
Zu leiden ohne Wanken,
Bezeugen mit dem Blute mein,
Wie sehr wolt ich dir danken.
Stärk mich, o Herr, in meiner Noth,
Ich hab dich auserkohren.
Theur ist das Blut dein'r Heil'gen, Gott,
Die aus dir sind geboren.
12.
Mein'n Willen hab ich übergeb'n
In den Willen des Herren,
Von meinem Glauben, Lehr und Leb'n
Hab ich ihn'n thun erklären,
Hab mich erboten auf freyem Plan
Vor allem Volk zu sprechen,
Daß jedermann erkennen kann,
Ob wir in Irrthum stehen.
13.
Zween G’lehrten habens zu mir bracht,
Daß sie mich unterwiesen.
Die waren uneins ihrer Sach,
Sie fingen an zu kiefen.
Es traff die ung'taufte Kinder an,
Ob sie selig wären zu nennen.
Der ein wolt sie im Himmel han,
Der ander wolts nicht kennen.
14.
Da habens mich gesprochen an,
Daß ich mich solt bekehren.
Ihr veracht uns g’mein bey jedermann,
Kommt nicht zu uns'rer Lehre,
Laßt eure Kinder ungetauft,
Das können wir nicht preisen,
Darum ihr mit den Ketzern lauft,
Das konnten sie nicht beweisen.
15.
Daß ich eu'r Kirch sollt han veracht,
Nicht kommen in eu'r G’meine
Das ist die Ursach, seyd bedacht,
Ihr halt eur Kirch nicht reine.
Ehbrecher, Wuchrer, Füller viel,
Halt ihr bey euch für Frommen,
Ihr seyd die größten in dem Spiel,
Wer wolt dann zu euch kommen:
16.
Ich achts vor keinen Irrthum nicht,
Wie wir leben und lehren,
Ich werd dann mit der Schrift bericht,
Dann will ich mich bekehren.
Die Schrift sagt nichts vom Kindertauf,
Habt nichts davon gelesen,
Die im Tauf werden g'nommen auf,
Die sind gläubig gewesen.
17.
Es ist ein Bad der Wiedergeburt,
Ein Bund eins guten G’wissens.
Der alt Mensch ganz erneuert wird
Davon die Kind nichts wissen,
Er wäscht die Sünd nicht ab im Fleisch,
Die wir von Adam erben.
Wer g’tauft wird, wies die Schrift erheischt,
Der muß der Sünd absterben.
18.
Sie haben mich zur Peinbank bracht,
Da sollt ich mich erklären.
Gott gab mein'n Worten Kraft und Macht,
Uneins wurden die Herren.
Der Henker all Ding b'reitet auch,
Versucht mich hart mit Worten,
Und das zum drittenmal geschach,
Bin nicht gepeinigt worden.
19.
Sie führten mich ins Graffen Haus,
Der mir bewieß viel Treuen,
Hätt mich wohl gern gelassen aus,
Es ward ihn nachmals reuen.
Sein Anschlag ward ihm widerlagt,
Es ward ihm übel gerathen,
Er furcht sich vor des Kaysers Mandat,
Und's Bischoffs Ungenaden.
20.
Ich bin zwar willig und bereit
Zu leben und zu sterben,
Ich acht nicht viel wie es mir geit,
Gott läßt mich nicht verderben,
Bin wohl getrost, und nimm vor gut,
Dieweil ich bin auf Erden.
Freundlich tröst er mir Herz und Muth
Durch meine Brüder werthen.
21.
Schwerdt, Wasser, Feur noch Creatur
Soll mich gar nicht erschröcken,
Kein Mensch noch Englisch Creatur
Soll mich von Gott abtrecken.
Was ich im Anfang hab erwählt,
Dabey hoff ich zu bleiben.
Alle die Pein in dieser Welt
Soll mich von Gott nicht treiben.
22.
Sie führten mich ins Graffen Haus,
Des Abends in die Nachte,
Da kam mir für gar mancher Strauß,
Das währt die ganze Nachte,
Von ein'm der spottet Gott's Gemein,
Und fort von groben Klanten.
Die solten meine Lehrer seyn,
Sie selbst Gott's Wort nicht kannten.
23.
Da ich zum hohen Gericht kam,
Das Urtheil war vergleichet,
Daß ich vom Leb'n zum Tod solt gahn,
Wo ich nicht wolt abweichen.
Der Graff sein erst Gericht hat g'than,
Er war gar steif im Muthe,
Sein Richterstab besudelt schon,
Gefärbt mit Christen Blute.
24.
Der Herr woll ihm vergeben nun
Und nicht zum Argen messen,
Der Menschen Furcht weit von ihm thun,
Die viel Leut hat besessen,
Ob er das mehr bekäm zu thun,
Daß er sich ließ verdriessen,
Und thät des Christen Bluts wie schon,
Weiter nicht mehr vergiessen.
25.
Das Schäflein ward zur Schlacht geführt,
Durch tyrannisch Schwerdt umkommen,
Sein Seel hat Wonn und jubilirt
Bey den Seelen der Frommen,
Die auch unschuldig sind getödt,
Thut die Schrift offenbaren,
Ein junger Mann von guter fahn,
Von fünf und zwanzig Jahren.
Amen.
Das 24. Lied.
Ein ander Marter=Lied, von einem genannt Mattheiß Zerfaß, zu Cölln gefangen, mit der Gemeine verrathen.
Im Ton: „All die ihr jetzund leidet Verfolgung und Trübsal, ⁊c. (7)
1.
Hinweg ist mir genommen
Mein Freud in dieser Zeit,
In Aengsten bin ich kommen
Im Herzen Traurigkeit.
Darum thu ich dieß singen,
Aus ein'm traurigen Muth,
Thuts schon nicht zierlich klingen,
So halt mirs doch für gut.
2.
Ein Ort wird seyn der Orten,
Thut Esdras melden klar
Mit ausgedrückten Worten,
Ein groß Aufwischung schwar
Wird sich umher erheben.
O Gott, der grossen Pein!
Die frömmlich wollen leben,
Müssen beraubet seyn.
3.
Nach allem Propheceyen
Naht sich die letzte Zeit,
In welcher Gott wird freyen
Die ganze Creatur
Und wird zur Freud erheben
Die liebe Kinder sein,
Die sich jetzt willig geben
Unter die Zücht'gung fein.
4.
Recht nach des Herren Worten,
Durch echt jetzt in dem Land,
Verfolgt an allen Orten,
Boßheit nimmt überhand.
Die Gottes Wort recht lehren,
Die bringen sie zum Tod.
Wo soll ich mich hinkehren,
Ach Gott in dieser Noth?
5.
Im Namen meines Herren
Thu ich die Augen mein
Gegen den Bergen kehren,
Hinauf heb ich sie fein,
Woher mir Hilf thut kommen.
Mein Hilf kommt mir von Gott;
Das hab ich wohl vernommen,
Der alles geschaffen hat.
6.
Christe, eil mir zu helfen,
Sprech ich mit Gott's Gemein,
Er läßt dein Füß nicht schlüpfen,
Der deiner hüt allein
Er thut ja nicht entdücken,
Er schläft auch nimmermehr
Der dein allein thut hüten
Israel, ist der HErr.
7.
Halt stät an deinem Herren,
Er ist der Schatten dein,
Bey der Hand er dich führet,
Daß dich der Sonnenschein
Des Tags nicht mag verbrennen,
Des Nachts auch nicht der Mon,
Thu du ihn frey bekennen,
Er hütet deiner schon.
8.
Vor allem Uebel und Bösen
Behütet dich der Herr.
Dein Seel thut er erlösen,
Verläßt dich nimmermehr.
Der Herr thut auch behüten
Dein'n Ein= und Ausgang fein,
Des dank ihm seiner Güten
In Ewigkeit allein.
9.
Brüder und Schwester=G’meine,
Und sonst ihr Völker all,
Hört nun zu Groß und Kleine,
Was ich euch sagen sall,
Wie sichs hat zugetragen.
Im sechs und sechzigsten Jahr
Thät man zu Cöllen jagen
Die Christeliche Schaar.
10.
Nun waren sie gegangen
Zusammen an ein Ort,
Ins Herz da zu empfangen
Das rein göttliche Wort,
Judas war hin gegangen,
Und holt die doppelt Wacht,
Mit Spießen und mit Stangen,
Kamen sie dar mit Macht,
11.
Kamen von vorn und hinten
Zum Haus gefallen ein,
Da sie bey einander finden
Das Heerdlein Christi klein.
Das thäten sie da fangen,
Mit Schlagen, Wüten und Zorn,
Wie Schaaf sind sie gegangen,
Mit ihnen auf den Thurn.
12.
Recht nach einander alle
Thät man sie schreiben auf,
Darnach in solchem Falle,
Vertheilten sie den Hauf.
Welcher der Lehrer wäre,
Erforschten sie mit Fleiß,
Er sagt es ihn'n selbst klare,
Sein Nam der hieß Mattheiß.
13.
Von Christo ihn zu bringen,
Von seinem heilgen Wort,
Thäten sie fleißig ringen,
Versuchtens an manchem Ort,
Mit falschem Trug und Listen,
Mit Bitt und Dräuen hart
Er schlug ab all Papisten,
Darnach er peinigt ward.
14.
Vor keiner Pein noch Schmerzen
Hat er sich je erschröckt,
Hielt fest in seinem Herzen,
Was ihm Gott hat entdeckt,
Darnach thät man ihn führen
Des Morgens in die Hacht
Die Wahrheit zu verstören
Ward ihm manch Strick gelagt.
15.
Fürs Hochgericht gebunden
Bracht man ihn aus der Hacht,
Kaysers Mandat von Stunden
Ward ihm da vorgelagt.
Da ward er übergeben
Dem Henker in sein' G’walt,
Daß er ihm nehm sein Leben,
Nach des Mandats Inhalt.
16.
Tröstlich ließ er sich führen
Wie ein Schlachtschaaf dahin,
Sein Augen thät er kehren
Hinauf zum Himmel hin,
Sein Händ legt er zusammen,
Und sprach: O Vater mein,
Preiß sag ich deinem Namen,
Daß ich deß würdig seyn.
17.
Lauffen daher zusammen
Sah man der Völker viel,
Die solch's zu sehen kamen,
Als wärs ein Wunderspiel,
Etlich hatten Mitleiden,
Sprachen: Ey das ist Schad,
Daß der fein' Mann soll sterben,
O Herr, um solche That.
18.
Ein Jungfrau kam gegangen,
Und wolt ihn sprechen an,
Die thäten sie auch fangen,
Und stiessen sie darvon.
Noch ein Knecht wolt ihn grüssen,
Den griffen sie auch an,
Doch thät der Graff bald ruffen,
Man solt ihn lassen gahn.
19.
Eh er kam ans Gerichte,
Sah er sich um und sprach:
Ein großes Volk unfrüchte
Hab ich auf meinen Tag,
Solten die all verderben,
Wär Jamm’r und große Klag.
Als er jetzund solt sterben,
Hört wie er weiter sprach.
20.
Recht weist du Gott und eben,
Wornach ich hab getracht,
Was ich gesucht im Leben,
Von Anfang Tag und Nacht;
Was ihr mit mir getrieben,
Herr Graff, das wißt ihr wohl.
Ich hab euch all's verziehen,
Ist aus mein'm Herzen all.
21.
So hat ein End genommen
Sein Leben dieser Zeit,
Durchs Schwerdt ist er umkommen,
Lebt doch in Ewigkeit.
Er hat gesäet mit Thränen
Eilend den Samen sein,
Bald wird er wiederbringen
Mit Freud die Garben ein.
22.
Rüst euch und bahnt die Strassen,
Macht recht und rein den Weg,
Thut alle Bosheit lassen,
Geht in den engen Steg,
Thut nicht eu'r Leben lieben,
Sonst bringt ihr euch in Tod,
Hiebey laß ichs nun bleiben,
Der Herr geb euch sein Gnad.
Amen.
Laus Deo.
Das 25. Lied.
Ein ander Marter=Lied von einer, genannt Maria.
Und gehet Im Ton: „Ach Gott, ich mag wohl trauren. (7)
1.
Ach fröhlich will ich singen,
Ich bin ganz stäts daran,
Die Ursach thut mich dringen,
Wie ihr werdt hören thun.
2.
Jetzt thut sich offenbaren,
In aller Welte weit,
Das g’schrieben ward vor Jahren,
Der Fromm wird ausgereut.
3.
Also ist es ergangen,
Im zwey und fünfzigsten Jahr
Ein Frau hat man gefangen,
Die fromm gott'sfürchtig war.
4.
Maria war ihr Name,
Viel'n Frommen wohl bekannt,
Sie hat bezeugt lobsame,
Dem Herren in dem Land.
5.
Sie ist gefangen g'legen,
Wohl in das zweyte Jahr,
Mit Freud sich hat begeben
In Christi Schmach und G’fahr.
6.
Die Frommen hat sie g’beten
Aus ihres Herzens Grund,
Daß sie recht wandeln thäten,
Und hielten Christi Bund.
7.
Sie opfert auf dem Herren
Ihr’n Leib, wie Paulus meldt,
Das Reich Christi thät mehren,
Ihr Bau auf Gott war g'’stellt.
8.
Sie haben sie versuchet,
Drey Tag gar mancherley,
Der gottlos Hauff verruchet,
Sie blieb dem Herren treu.
9.
Die Gott von Herz vertrauen,
Und ihn bekennen thun,
Es sey Mann oder Frauen,
Die wird er nicht verlahn.
10.
Der Oberst wolt sie kränken,
Wilt du zur Kirchen gohn,
Die Kost will ich dir schenken,
Und ein Jahr speisen thun.
11.
Sie antwort ihm bescheiden,
Ich bleib bey Christo allein,
Sein's Worts wegen zu leiden,
Wag ich das Leben mein.
12.
Als sie zum Tod ist gangen,
Sang sie aus Herzen=Grund
Mich thät herzlich verlangen
Nach diesem Tag und Stund.
13.
Christus warnt selbst die Seinen:
Man wird euch tödten thun
Und dennoch noch vermeinen,
Gott wohl zu dienen dran.
14.
Heut wird mein Eh gebrochen;
Ein's Manns Weib bin ich g'weßt,
Jetzt hab ich mich versprochen
Christo, der mich erlößt.
15.
Da sie zum Wasser kamen,
Redt sie ein Gleißner an,
Der sprach zu ihr mit Namen,
Euch wirds nicht wohl ergahn.
16.
Da hat man sie verhalten
Wohl bey dritthalbe Stund.
Wolten sie von Gott spalten,
Abwenden von sein'm Bund.
17.
Darauf hat sie gesprochen:
Ich bleib bey Christi Wort,
Wird schon mein Leib zerbrochen,
Fahr ich doch drinnen fort.
18.
Das Korn ist in den Aehren,
Es muß gedroschen seyn,
Was ich anfing vor Jahren
Will ich vollenden fein.
19.
O himmelischer Vater
Mein Seel nimm in dein Händ.
Und schickt sich zu der Marter
Legt ab ihr Kleider g'schwind.
20.
Also ist sie gestorben,
Bezeugt mit ihrem Blut,
Die Marter=Kron erworben,
Erlangt das ewig Gut.
21.
Drum wollen wir Gott loben,
Hoch in des Himmels Thron,
Der die Kraft sendt von Oben,
Kein Fleisch und Blut das kann.
Amen.
Das 26. Lied.
Ein ander Marter=Lied von zwölf Personen, auf einen Tag zu Bruck an der Mauren gericht.
Im Ton, wie man die Tagreis singt. (4)
1.
Was woll'n wir aber singen,
Allhie zu dieser Frist,
Zu Bruck von g'schehnen Dingen,
Wie es ergangen ist,
Zwölf Evangelische Person
Den Tod leiblich empfangen,
Mit Freuden g'nommen an.
2.
Bruck, dir ist Glück entronnen,
Daß du uns g'fangen hast,
Die Sach nicht recht besonnen,
Dir selbst aufg'legt ein Last,
Du wirst sie von dir bringen schwer,
Weißheit ist dir zerronnen,
Du hast es kleine Ehr.
3.
Ein'n Bürger ich euch nenne,
Der saß in der Verhör,
Gott wird denselben kennen,
Man führt ein'n Schuhknecht her,
Der fing von Gott zu reden an,
Der Bürger Antwort gabe,
Thät ihn'n nicht wohl anstahn.
4.
Der Diener fragt die Herren,
Aus sanftmüthigem Muth,
Was Ursach sie da wären,
Zu richten Fleisch und Blut,
Seyd ihr Herren der Wahrheit schon?
Sie hiessen ihn ein'n Narren,
Er sollt schnell vor sich gohn.
5.
Die Frommen waren gangen
Vom Rathhaus aus der Stadt,
Ohn Band und ungefangen,
Daß man gesehen hat.
Gott grüß die Wallstadt und den Ort,
Heut woll'n wir auf dir leiden
Wohl um das göttlich Wort.
6.
Ihr Herrn von Bruck sollt wissen,
Und seht euch eben für
Ihr seyd gar hoch beflissen,
Glück liegt euch vor der Thür
Hört auf mit uns, und laßt darvon,
Unschuldig Blut zu richten,
Gott wird es rächen schon.
7.
Bruck wollt sich gern ausreden,
Wendt für der Fürsten G’walt,
Es bleibt nicht unterwegen,
Was ihr Mandat inhalt,
Wiewohl der Fürst weiß wenig drum,
Die Gelehrten thun erdichten,
Daß fromm Leut kommen um.
8.
Ihr Bürger wollt nicht weynen
Ueber unser Fleisch und Blut.
Gott thut uns gnädig meynen
Den haltet wohl in Hut.
Gott erleucht den Landsfürsten schon,
Daß er ihn lern erkennen,
Mit uns erlang die Kron.
9.
Ein'n Ring thät man da machen,
Als noch Gewohnheit ist,
Die Freund thät wenig lachen,
Hilff uns, Herr Jesu Christ.
Sie fielen nieder auf ihre Knie,
Und baten inniglichen
Zu ihrem Vater treu.
10.
Sie stunden auf mit Freuden,
Und rüsten sich zum Schwerdt,
Der Nachrichter in Leyden
Kein's Richters Ehr begehrt.
Biß getrost, lieber Freunde mein,
Gott will dir hie verzeihen,
Und uns dort gnädig seyn.
11.
Der jüngst der bat von Herzen
Sein Brüder zu der Stund,
Zuerst litt er den Schmerzen
Küßt sie an ihrem Mund.
Gott segne euch, liebe Brüder mein,
Heut woll'n wir bey einander
Im Paradiese seyn.
12.
Neun Männer man enthauptet
Auf einem Anger grün,
Ihr Herz war unberaubet
Ich sah sie nieder knien,
Ueber das Schwerdt gossens ihr Blut,
Wohl um der Wahrheit willen,
Gott hab ihr Seel in Hut.
13.
Drey Fräulein man ertränket,
Ist kund und offenbar
Von Gott ihr keine wanket.
Das sag ich euch fürwahr
Die jüngst lachet im Wasser schon,
Das hat sehr wohl gesehen
Gar mancher Biedermann.
14.
Ich sah sie z'sammen begraben
Wohl in ein Grube tieff,
Viel Weinens sich ergabe,
Manch Mensch zu Gott auch rieff,
Gott geb den Seelen ewig Ruh.
Mich deucht das aller beste,
Daß man nicht Unrecht thu.
15.
Da sprachen auch die Tollen:
Es ist des Teuffels G’fehrd,
Sie stecken Boßheit volle,
Ist keiner, der sich bekehrt,
Sie schmächten Gott im höchsten Thron,
Dem Antichrist hond sie gedienet,
Der wird ihnen geben den Lohn.
16.
Die Sach die ward vollbrachte
An einem Freytag fruh,
Unb'sonnen, unbedachte,
Viel Herren ritten zu,
Und zogen traurig wieder ab.
Ich kanns nicht all beschreiben.
Wie ich's gesehen hab.
17.
Allein woll'n wir Gott danken,
Der sie erhalten hat,
Der laß uns auch nicht wanken
Von seiner großen Gnad.
O Herr, auch unser Herz bereit,
Daß es bis an das Ende
Von dir nicht werd gescheid't.
Das 27. Lied.
Ein ander Marter=Lied von achtzehn Personen, auf einen Tag zu Salzburg verbrannt.
Im Ton: „Entlaubet ist der Walde.
Oder: „Ich stund an einem Morgen.
Oder: „All die ihr jetzund leidet ⁊c. (1)
1.
Ach Gott vom Himmelreiche!
Nimm deiner Schäflein wahr
Laß sie von dir nicht weichen,
Ihr ist ein kleine Schaar,
Halt sie in deiner Hute,
Hilf ihn'n aus Jammers Noth,
Das Thier sie jagen thute,
Müssen leiden den Tod.
2.
Man legt sie hart gefangen,
In eines Kerkers Grund,
Dem Herren sie lobsangen
Und preißten ihn mit Mund:
O Herr, laß dich's erbarmen,
Und dir geklaget seyn,
Komm bald zu Hülf uns Armen,
Halt uns im Willen dein.
3.
Sie woll'n uns von dir dringen
Mit ihrem hohen Pracht,
Grimmig darwider ringen,
Verleih dein Göttlich Macht.
Wir hond kein'n andern Herren
Im Himmel noch auf Erd.
Was wir von ihm begehren,
Deß werden wir gewährt.
4.
Christus sendt aus sein' Boten,
Beut uns sein Reich mit an,
Die alle Welt verspotten,
Mit großer Freud und Wonn.
Wir haben aufgenommen
Des Herren Reich und Gnad.
Die Pfaffen drüber brummen,
Hassen uns früh und spat.
5.
Sie hons verborgen sehre,
Mehr dann fünf hundert Jahr,
Mit ihrer falschen Lehre
Verführt ein große Schaar,
Treten sein Wort mit Füssen,
Es muß verachtet seyn.
Herr, gib ihn'n daß sie's büßen,
Und thun den Willen dein.
6.
Zu Salzburg ists geschehen,
Ists nicht ein große Klag?
Mancher Mann hat gesehen,
Daß man auf einen Tag
Achtzehen thät verbrennen,
Allein um Christi Lehr,
Die sie thäten bekennen,
Daß Er allein wär Herr.
7.
Das Bild wolltens nicht ehren,
Noch das Thier bäten an,
Ihr Wort und Lehr nicht hören,
Kein Zeichen wolltens han
Des Widerchristens Hauffen,
In ihrer Stirn noch Hand,
Drum dorften sie nicht kaufen,
Noch verkaufen im Land.
8.
Bey Christo sind sie blieben,
Sein Zeichen g’nommen an.
Ihr Namen sind geschrieben,
Im Buch des Lebens stahn,
Als Christeliche Ritter
Erlangten sie die Kron,
Im Feu'r sehr heiß und bitter,
Die ewig Freud und Wonn.
Das 28. Lied.
Ein ander Marter=Lied von vier Personen zu Mastricht Anno 1570 getödtet.
Im Ton: „Entlaubet ist der Walde.”
Oder: „All die ihr jetzund leidet Verfolgung ⁊c. (7).
1.
Nun hört, ihr Freund ehrsamen,
Wie daß das Häuflein klein
Bezeuget Gottes Namen,
Die rechte Wahrheit rein.
Es steht also geschrieben
In Gott's Wort überall,
All die gottselig leben,
Man nie verfolgen soll.
2.
Ein jeder mag zuhören,
Der offne Ohren hat
Wie vier Freund auserkohren
Zu Mastricht in der Stadt
Bezeugt mit ihrem Blute
Ihren Glauben so fein,
Fromm waren sie von Muthe,
Deß werd ihr hören schein.
3.
Als man, wie ich besinn mich,
Schrieb neun und sechzig Jahr,
Novembris vier und zwanzig,
Um die zwölf Uhren klar,
Des Nachts ist umgegangen
Der Bürgermeister stolz,
Und wüthende gefangen
Ein’n Bruder, hieß Arnold.
4.
Den thät er mit sich leyten
Aufs Rathhaus in der Nacht.
Gleich ein Stund thät er beyten,
Da gieng er fort mit Macht,
Um zwey Fräulein zu holen,
Die er erstmals ließ frey;
Fieng darnach drey zu malen,
Da war eins kommen bey.
5.
Bis Morgens sie da waren
Alle zusammen froh,
Sie führten kein Beschwären,
Trösten einander so,
All mit dem Wort des Herren,
Darauf sie hatten baut,
Gottes Lob zu vermehren,
Stund ihr Begier betraut.
6.
Vor den Herren gemeine
Jede den Glaub bekannt,
Die rechte Wahrheit reine,
Und sprachen mit Verstand,
Wie viel ihn'n war gegeben
Nach Gottes G’lübde gut,
Durch seinen Geist erheben,
Darnach man sprechen thut.
7.
Schnell ohne langes Beyten
Anseht ihr bös Vorspiel,
Sie thäten Urseln leyten
Aufs Dinghaus mit Unwill,
Darum daß sie nicht wollte
Verwilligen das Böß
Dräuten sie ihr ohn Schulde
Die Pein und Marter groß.
8.
Sanftmüthiglich von Sinnen
Thät sie's ertragen all,
Das ewig Gut zu g’winnen
Begehrt sie in dem Fall.
Ihr Mann Arnd desgleichen
Geführt wird auf die Pfort,
Daß man ihn thät abweichen,
Braucht man viel Schmeichelwort.
9.
Sein Frau war alt von Jahren,
Wohl fünf und siebenzig,
Darzu in dem Beschwaren
Noch frisch und lebendig,
In ihrem Glauben kräftig,
Der in ihr hat gewerkt.
Lob sey dir, Gott Allmächtig,
Daß du sie so gestärkt.
10.
Leiden sah man sie beyde,
Sie und ihr liebes Kind
Gar freulich zubereitet,
Tratens dahin geschwind.
Da hat Ermgen gesungen
Gehend über die Straß,
Durch Freud darzu gedrungen,
Die sie bewieß mit Maaß.
11.
Nach dem Dinghaus sie mußten
Beyde zusammen gahn.
Ihr'n Glauben zu verwüsten,
Hielten die Herren an,
Mit Mönchen und mit Pfaffen,
Auch Hochgelehrten stäht,
Gott hat behüt sein Schaafe,
Wohl für den Wölfen fred.
12.
Erstmals da sie begunnen
Mit Arnd, dem lieben Mann,
Der noch hat überwunden,
Dennoch sagt man davon,
Daß er gepeinigt worden
Sechs oder sieben mal.
Um sein Seel zu ermorden,
Thät man solch's principal.
13.
Ursel, seine Hausfraue,
Mußt zweymal auf die Bank,
In der Pein doch getreue
Blieb sie ihr Lebenlang.
Diß g'schah in zweyen Tagen,
Merkt wohl auf diß Geschicht,
Es wär schwerlich zu tragen,
Der Herr machts aber leicht.
14.
Lob sey dem Herren geben
Davon zu aller Zeit.
Es ist doch nicht geblieben
Bey dieser Pein und Speit,
Dann in kurzem Termine
Hat sie noch eins geschmeckt
Von diesem sauren Weine;
Den süßen Gott ihr reckt.
15.
Knüpfen sah man ihr Hände,
Zusammen binden fest,
Dahinten an dem Ende
Der Henker hielt das letzt,
Und hat sie von danieden
Der Erden aufgelößt,
Ihr das Hemd aufgeschnitten,
Und ihren Rück entblößt.
16.
Und geisselt sie unmäßig,
Ist das nicht große Klag?
Mit Ruthen überflüßig,
Zweymal auf einen Tag.
Man sagt von diesem Speite
Der diesen Rath so gab,
Das war ein Jesuite,
Der sie wollt führen ab.
17.
Neelgen nun alt in Süchte,
Zur Pein ward hingeleyt,
Das mußt seyn ihr Gerichte.
Da sie nun hört Bescheyd.
Auf die Bank ist gelegen,
Ist ihn'n doch nichts geschieht.
Man thät frey zu ihr sagen,
Diß ist ihr erste nit.
18.
Triengen ihr liebe Tochter
Und Schwester in dem Herrn,
Wird auch durch den Versucher
Gepeint gar hart und schwer
Da wird sie abgenommen,
Und auf ein Bett gethan,
So bald sie zu sich kommen,
Mußt sie noch eins daran.
19.
Sie ward gepeinigt schwärlich,
Voraus auf dieser Bahn,
Da rief sie offenbarlich:
O Herr, wollst mir beystahn,
Und meinen Mund bewahren.
Ihr Gebet ward erhört,
Ihr Brüder zu befahren,
Tragen sie wenig Wort.
20.
Ich lob (sprach sie) den Herren,
Da sie nun war gepeint,
Ihr Mutter war nicht ferren
Verborgen, wie es scheint.
Als sie ihr Tochter hörte,
Sprach sie: Ist das mein Kind?
Ja Mutter, sie antworte
Und küßten sich geschwind.
21.
Im siebenzigsten Jahre
Gleich auf den neunten Tag,
Wird Urseln offenbahre,
Und Arndten, da er lag,
Daß man sie sollt verbrennen.
Jedes an einem Stock.
Als sie das hond verstanden,
Sind sie doch nicht verschrock.
22.
Sie waren nur voll Freude
Denselben Tag und Nacht,
Mit Gottes Lob all beyde
Hond sie den Tag verwacht,
Herzlich thät sie verlangen,
Bis komm der Lösungs=Tag,
Zu gehn in Christi Gangen.
Wie man des Morgens sach.
23.
Kommen ist da ein Bothe
Zu Urseln mit Befehl,
Derselb hat ihr das Gute=
Sprechen verboten schnell,
Von seiner Herren wegen,
Die da waren present.
Ihr müßt keins Ruffens pflegen,
Sprach er, im Geh’n zum End.
24.
Kenntlich und offenbahre
Sprach Ursel zu der Stund,
Vor den Herren all gare:
Mag ich aus Herzens Grund
Nicht ein klein Liedlein singen,
Reden von Gottes Wort?
Und da sie's wollt vollbringen,
Haben sie's dran verstört.
25.
Und sprachen: Wir nun rauchen,
Was sie hat in dem Sinn;
Drum Henker, wollst gebrauchen
Dein Instrument an ihn'n,
Wie dir dann ist befohlen.
Da stopft er ihn'n den Mund
Mit ein'm Holz unverholen,
Ein Tuch er drüber bund.
26.
Als man sie nun solt leiten
Vom Dinghaus, ‚s Volk zulief,
Triengen mußt droben beyten,
Durchs Fenster aber rieff
Vom Dinghaus, das ist kennlich,
Und hat zur Urseln geschreyt,
Lieb Schwester streit doch männlich,
Die Kron ist dir bereit.
27.
Da ist Ursel gekommen
Nach dem Freyhoff gegahn,
Die Sprach war ihr benommen,
Deß weynet mancher Mann,
Thäten darüber klagen.
Ursel stieg auf mit Sputh,
Ins Häuslein ohn Verzagen,
Wie ein Schlacht=Schäflein gut.
28.
Den Mund sie ihr verbunden,
Wie der Frauen geschach.
Kein Böß sie an ihr funden,
Desgleichen man nicht sach.
Dieb, Mörder läßt man sprechen,
Was ihnen nöthig ist,
Aber den Gottes Knechten
Wehrt mans zu aller Frist.
29.
O Gott! da mußt geschehen
Das Brandopfer bequem,
Welch's nach Pauli gebieten
Vor Gott ist angenehm.
In denselbigen Tagen
Ward ihr Mann auch verbrennt,
Sah fröhlich ohn Verzagen,
In seinem letzten End.
30.
Auf den Plan stieg er fröhlich
Da er sein G’bet erst thät,
Als das geschehen endlich
Stund er auf von der Stätt,
Und gieng zum Häuslein innen,
Sein Kleider abgelegt.
Der Stadtvogt böß von Sinnen
Zum Henker hat gesagt:
31.
Fahr fort mit dein'm Betreiben.
Da ward das Feur gestocht,
Wie Moses thut beschreiben,
Das Opfer wird gekocht.
Zum Rauchwerk unsers Herren
Ward er verordnet fein,
Die Kron der ew’gen Ehren
Wird nun sein eigen seyn.
32.
Ein fröhlich Bothschaft werthe
Kriegten die andern zwo,
Ermgen die sehr begehrte,
Deß war auch Triengen froh,
Daß sie auch mußten sterben,
Und gehn denselben Gang,
Um die Kron zu erwerben,
Ward ihn'n die Zeit zu lang.
33.
Ruh suchten sie dort oben,
Bey ihrem Vater fein,
Der sie nun ließ beproben,
Als liebe Kinder sein,
Nicht über ihr Vermögen,
Welch's ist erschienen klar,
Er thät ihn'n Hilf zufügen,
In ihrem Leiden schwär.
34.
Wunderlich sie verbleyten,
Waren froh all die Nacht,
All Trübsal stund zur Seiten
Haben den Tag verwacht.
Da hat mans auch thun binden
Mit Holz den Mund verstopfft,
Und diese zwo Gefründen
Auch mit ein'm Tuch verknüpft.
35.
Nach dem Freythoff sie giengen
Mit einem guten Muth
Da man sie solt umbringen,
Triengen arbeit mit Sputh
Fleißig mit ihren Händen
An dem das knüpffet war,
Da sie auflößt die Bänden,
Und redet offenbar.
36.
Und weil sie nun dermassen
So sprechen solt und rieff,
Wolt mans ihr nicht zulassen,
Darum der Henker lieff,
Daß er ihr solchs verletzet,
Sein Hand auf ihren Mund
Mit allem Fleiß er setzet,
Wieß sie ins Häuslein rund.
37.
Nun sind sie abgescheiden
In Frieden alle gar.
Ein wenig sie nur beyten,
Wohl unter dem Altar.
Sie werden nun mit zarten
Kleideren seyn bekleidt,
Und noch ein wenig warten,
Die Kron ist ihn'n bereit.
38.
Liebe treibt uns ihr Herren,
Das nehmt uns nicht vor Quat,
Wie wir euch heut erklären
Diese schändliche That,
Ein recht G’richt solt ihr halten,
Das lehrt euch Gottes Wort,
Welch's ihr nicht solt verhalten
Dem der es gerne hört.
39.
O weh dem Potentaten!
O weh der grossen Rott!
Weh denen die da rathen
Zu dieser Missethat,
Und sich doch Christen rühmen,
O weh der grossen Schand!
Euch soll nicht Wunder nehmen,
Warum Straf kommt ins Land.
40.
Werd ihr die Ding nicht büssen,
So werd ihr allesammt
In kurzem sterben müssen,
Das merk, o Niederland!
Ihr Fürsten und ihr Herren,
Reich, Arm, Frau oder Mann,
Was ihr nicht habet gerne
Solt ihr kein'm andern thun.
Amen.
Das 29. Lied.
Ein ander Marter=Lied von einem Christlichen Ritter, Algerius genannt, zu Rom jämmerlich verbrennt, Anno 1557.
Im Ton: „Der Unfall reut mich gantz. (9)
1.
Als man zählt tausend fünf hundert Jahr
Sieben und fünfzig eben,
Zu Rom ist kund und offenbar,
Daß sich da hat begeben
Ein greulich Mord, vor nie erhört,
Von einem guten Christen.
Des Pabstes G’walt, das Urtheil fällt,
Durchs Teufels Trug und Listen.
2.
Algerius der Christlich Held
Thät siegreich überwinden,
In Italien von Gott erwählt,
Zu thun des Herren künden,
War hochgelehrt, zu Gott bekehrt
Hat Christi Tauff empfangen,
Darum dann ward, der Jüngling zart,
Zu Padoa gefangen.
3.
Da litt er manchen harten Strauß,
Da er vor hat studiret,
Die Brüder die noch waren drauß,
Furchten er würd verführet,
In seiner Noth, tröste ihn Gott,
Er solt beständig bleiben.
Algerius, aus Gefängniß
Thät ihnen wieder schreiben.
4.
Ich will erzählen Wunder=Ding,
Da and're schreyen, weinen,
An diesem Ort ich Freud empfing.
Im G’fängniß mir erscheinen
Des Himmels Heer, viel Märtyrer
Mir täglich wohnen beye.
Viel Freud und Wonn, ich bey ihn'n hon,
Der Herr macht alles neue.
5.
Nichts süsser ist dann Christi Joch,
Wer darin'n thut umkommen,
Der steiget auf in Ehren hoch,
Kommt in die Zahl der Frommen
In Christi Reich, da dann zugleich
Altväter und Propheten,
Apostel all, ein große Zahl
Der Zeugen und Getödten.
6.
Die Christo wahrem Gottes Sohn
Sein Creutz nach thäten tragen,
Etlich thät man verbrennen thun,
Andern das Haupt abschlagen:
Ihr Händ und Füß abhauen ließ,
Gebraten und geschunden,
Etlich gehenkt, im Meer ertlankt,
Viel an Creutzer gebunden.
7.
Ich will nicht fürchten tausend Mann,
Die mich meynen zu letzen:
Ich hab meins Herzens Freud und Wonn
Allein in Gott thun setzen.
Gott tröstet mich, gewaltiglich,
Sein heil'ges Angesichte
Ob mir aufgaht, Trost, Hilf und Gnad,
Hab ich kein Mangel nichte.
8.
Ich freue mich aus Herzens Grund,
Wenn ich es thu bedenken,
Daß sich hernahen thut die Stund
Da ich den Kelch soll trinken,
Und preisen Gott, mit meinem Tod,
Die Wahrheit machen kunde,
Auf daß ich gar, komm zu der Schaar,
Die Christo ist verwandte.
9.
Ich bin gewiß daß mich auf Erd
Von Gott nichts soll abscheiden
Kein G’walt, Feur, Wasser oder Schwerdt
Noch sonst kein ander Leiden,
Geist, Engel pur, kein Creatur
Was sichtbar ist auf Erden,
Alles was sich legt wider mich,
Muß gar zu Schanden werden.
10.
Dergleichen viel aus G’fängniß schrieb,
Da er lang hat gelitten,
Die Brüder tröst aus wahrer Lieb,
Thät sie gar freundlich bitten,
Ihr solt fortan, kein Kummer han,
Ich bin von Gottes Gnaden
Getröstet wohl, bin Freuden voll,
Durch Christi Geist und Gaben.
11.
Von Padoa ward er geführt,
Gebunden und gefangen,
Darnach er zu Venedig wird
Mit Listen und mit Drangen
Gar hart versucht, straft ihr Unzucht,
Hiessen ihn einen Thoren.
Der Senator, dem er kam vor,
Sprach, er wär gar verlohren.
12.
Sein Vaterland ihm zeigten an,
Sein Freund und auch Verwandten,
Ob er auch wolt sein Kunst verlan,
Darzu all sein Bekannten?
Mein Vaterland, sprach er zuhand,
Ist in des Himmels Throne.
Alle die seynd, worden mein Freund,
Die Gottes Willen thune.
13.
Kein Medicin, Kunst, Meisterschaft,
Mag niemand zu Gott bringen.
Der nicht erkennet Gottes Kraft,
Dem wirds gar nicht gelingen.
Im Zorn und Grimm, hart dräutens ihm,
Wollten ihn lassen brennen.
O ihr blind Leut, Algerius sayt,
Was kann man heisser nennen
14.
Dann Gottes Liebe wundersam
Das Herz und G’müth anzündet?
Solt ich fürchten des Feuers Flamm,
Das mich aus G’fahr entbindet?
Was ist so kalt, und ungestalt,
Das nicht hab Gottes Gaben?
Wie Stein und Ertz, ist deren Herz,
Die Gottes Lieb nicht haben.
15.
Gen Rom dem Pabst ward überschickt,
Unter Wölf, Löwen, und Bären.
Im G’fängniß ward er hart verstrickt,
Sein Elend thät sich mehren,
Sehr schwer und hart, probieret ward
Viel mehr dann's rothe Golde.
Des Herren Kraft, ihn macht sieghaft,
Ihr Red nicht hören wollte.
16.
Die geistlich Rott, gar sehr verdroß,
Thäten vermaledeyen,
Sie speyen Gift und Feuer aus
Mord übern Ketzer schreyen.
Algerius sprach: ich hab mein Sach
Allein Gott übergeben.
Mein arme Seel, ich ihm befehl,
Es kost Leib oder Leben.
17.
Die haben ihn zum Tod erkennt,
Ward g’setzt auf einen Wagen.
Der Henker nahm ihn in die Händ,
Männiglich thät ihn fragen,
Willt du fortan, vom Irrthum stahn?
Das Crucifix solt küssen.
Algeri weiß, das von sich stieß,
Wollt nichts vom Götzen wissen.
18.
Das Volk schrie mit lauter Stimm,
Als man die Ding thät sagen,
Hinweg, hinweg, sprachens, mit ihm,
Er hat das Creutz geschlagen,
Er ist verkehrt, blind und verhärt,
Solt dieser länger leben?
So müßten wir, Christo darfür
Eine schwere Rechnung geben.
19.
Man machet ihn nacket und bloß,
Bis auf den Gürtel eben.
Mit heissem Oehl ihn übergoß,
Haar und Haut mit abfegen,
Darnach ungeheur, sein Leib im Feuer
Zu Aeschen thät verbrennen,
Im Frieden starb, die Kron erwarb.
Sehr ritterlich gewunnen.
20.
Sein Seel lebt jetzt in Freuden gar,
Ist aller G’fahr entkommen.
Wenn nun erfüllet wird die Schaar
Der auserwählten Frommen,
Dann wird ihr Leyd, in ewig' Freud,
Zu Preiß des Herren Namen,
In Gottes Thron, verändert schon,
Durch Jesum Christum, Amen.
Hans Büchel.
Das 30. Lied.
Diß Lied hat Georg Blaurock gemacht, zu Claussen in Etschland, mit einem Hans von der Reve genannt, verbrannt, Anno 1528.
Im Ton, wie man die Tagreis singt. (4)
1.
Herr Gott! dich will ich loben,
Von jetzt bis an mein End.
Daß du mir gabst den Glauben,
Durch den ich dich erkennt.
Dein heil'ges Wort sendst du zu mir,
Welch's ich aus lauter Gnaden
Bey mir befind und spühr.
2.
Von dir hab ichs genommen,
Wie du, o Herr, wohl weißt,
Nicht leer wirds wieder kommen,
Hoff ich, und stärk mein'n Geist,
Daß ich erkenn den Willen dein,
Deß thu ich mich erfreuen
In meines Herzens Schrein.
3.
Gar sehr thäts mich erschröcken,
Da ich's befand in mir,
Ein Bürd wollt mich ersticken,
Wärst du nicht kommen schier
Mit deinem Wort der Gnaden schein,
Hätt ich müssen erliegen,
Und leiden ewig Pein.
4.
Hierauf so will ich loben
Und preisen ewiglich
Dein'n Namen hoch dort oben,
Daß du erzeigest dich
Allzeit wie sichs ein'm Vater ziemt
Wollst mich doch nicht verstossen,
Wähl mich zu deinem Kind.
5.
Zu dir, Herr, thu ich schreyen,
Hilf, Gott und Vater mein,
Daß ich aus Lieb und Treuen
Ein Kind und Erb sey dein.
O Herr, stärk mir den Glauben sehr,
Sonst ging der Bau zu Trümmern,
Wo dein Hülf nicht da wär.
6.
Vergiß mein nicht, o Herre,
Wollst allzeit bey mir seyn,
Dein Geist mich schütz und lehre,
Daß ich im Leiden mein
Getröstet werd zu aller Zeit,
Und ritterlich erobre
Den Sieg in diesem Streit.
7.
Der Feind hat auf mich g'schlagen,
Im Feld, darin ich lieg,
Wollt mich daraus verjagen.
Herr, du gabst mir den Sieg.
Mit scharfer Wehr er auf mich drang,
Daß all mein Leib thät zittern,
Vor falscher Lehr und Zwang.
8.
Deß ließ'st dich, Herr, erbarmen.
Durch dein Gnad, Hilf und Kraft,
Halfst deinem Sohn mir armen,
Und machest mich sieghaft.
O Herr, wie bald du mich erhörtst,
Kommst stark mit deiner Hülfe,
Den Feinden selber wehrst.
9.
Darum so will ich singen,
Zu Lob dem Namen dein,
Und ewiglich verkünden
Die Gnad, die mir erschien.
Nun bitt ich dich vor all dein Kind,
Wollst uns ewig bewahren
Vor allen Feinden g'schwind.
10.
Auf Fleisch kann ich nicht bauen,
Es ist zu schwacher Art:
In dein Wort will ich trauen,
Das sey mein Trost und Hort,
Darauf ich mich verlassen thu,
Wirst mir aus allen Nöthen
Helfen zu deiner Ruh.
11.
Die Stund des letzten Tagen,
So wir nun müssen dran,
Wollst uns, Herr, helfen tragen,
Das Creutz wohl auf dem Plan,
Mit aller Gnad dich zu uns wend,
Daß wir mögen befehlen
Den Geist in deine Händ.
12.
Hertzlich thu ich dich bitten
Vor alle uns're Feind,
Wollst ihn'n, o Herr, mit Sitten,
Wie viel doch deren seynd,
Nicht rechnen ihre Missethat,
Das g’scheh nach deinem Willen,
Deß bitt ich dich, o Gott.
13.
Also will ich mich scheiden
Sammt den Gefährten mein,
In Gnad woll uns Gott leiten
Wohl in das Reiche sein.
Daß wir im Glauben ohn Zweifel seynd,
Sein heil'ges Werk vollenden,
Der geb uns Kraft ins End.
Das 31. Lied.
Ein schönes Lied von Leonhard Schöner, zu Rotenburg am Inn verbrannt, Anno 1528.
Im Ton: „Nun welche hie ihr Hoffnung gar, auf ⁊c. (9)
1.
Wir bitten dich, ewiger Gott,
Neig zu uns deine Ohren,
Heiliger Herre Zebaoth,
Du Fürfürst der Heerschaaren,
Vernimm die Klag, Ung'mach und Plag
Hat überhand genommen,
Der Behemot, mit seiner Rott,
Ist in dein Erbtheil kommen.
2.
Es haben sich zu ihm verpflicht
Viel der vermeynten Christen,
Den wüsten Gräuel ausgericht,
Sie toben und vernichten.
Das Heiligthum der Christen fromm,
Das haben sie zertreten.
Der wüst Unflath in deiner Statt,
Läßt sich als Gott anbäten.
3.
Dein heil'ge Stadt hond sie zerstört,
Dein Altar umgegraben
Darzu auch deine Knecht ermördt,
Wo sie's ergriffen haben.
Nur wir allein, dein Häuflein klein,
Sind wenig überblieben,
Mit Schmach und Schand, durch alle Land
Verjaget und vertrieben.
4.
Wir sind zerstreut, gleich wie die Schaaf,
Die keinen Hirten haben
Verlassen unser Haus und Hoff
Und sind gleich dem Nachts=Raben,
Der sich auch oft, hält in Steinkluft.
In Felsen und Steinklufte
Ist unser G’mach, man stellt uns nach,
Wie Vögeln in der Lufte.
5.
Wir schleichen in den Wälden um,
Man sucht uns mit den Hunden,
Man führt uns als die Lämmlein
Gefangen und gebunden.
Man zeigt uns an, vor jedermann,
Als wären wir Aufrührer.
Wir sind geacht, wie Schaaf zur Schlacht,
Als Ketzer und Verführer.
6.
Viel sind auch in den Banden eng,
An ihrem Leib verdorben.
Etliche durch die Marter streng,
Umkommen und gestorben,
Ohn alle Schuld. Hie ist Geduld
Der Heiligen auf Erden.
Wir müssen all, durch viel Trübsal
Also probiret werden.
7.
Man hat sie an die Bäum gehenkt
Erwürget und zerhauen,
Heimlich und öffentlich ertränkt
Viel Weiber und Jungfrauen.
Die haben frey, ohn alle Scheu,
Der Wahrheit Zeugniß geben,
Daß Jesus Christ die Wahrheit ist,
Der Weg und auch das Leben.
8.
Noch tobt die Welt und ruhet nicht,
Ist gar unsinnig worden.
Viel Lügen sie auf uns erdicht
Mit Brennen und mit Morden
Thut sie uns bang. O Herr, wie lang
Willt du doch darzu schweigen?
Richt den Hochmuth, der Heil'gen Blut
Laß vor dein'm Thron aufsteigen.
9.
Wie köstlich ist der Heil'gen Tod,
Vor deinem Angesichte?
Drum haben wir in aller Noth
Ein tröstlich Zuversichte
Zu dir allein, sonst nirgend kein
Trost, Fried noch Ruh auf Erden.
Wer hofft auf dich, wird ewiglich
Nimmer zu Schanden werden.
10.
O Herr, kein Trübsal ist zu groß,
Die uns von dir abkehre,
So bitten wir ohn Unterlaß,
Durch Christum unsern HErren,
Den du uns hast, zu einem Trost,
Aus deiner Gnaden geben,
Der uns zeigt an, die schmale Bahn,
Den Weg und auch das Leben.
11.
Glory Triumph sey dir geseyt,
All Ehr sey dir auch geben,
Von nun an bis in Ewigkeit,
Dein Gerechtigkeit darneben
Bleib allezeit gebenedeyt
Das Volk dein'm heil'gen Namen,
Durch Jesum Christ, der künftig ist,
Die Welt zu richten, Amen.
Das 32. Lied.
Ein anderes Marter=Lied von einem Hans Schlaffer genannt, welcher zuvor ein Meßpfaff gewesen, und darnach zu Schwatz enthauptet worden. Anno 1527.
In eigner Melodey. (13)
1.
Ungnad begehr ich nicht von dir,
O Gott, wollst mir
Mein' Sünden nicht zumessen,
Dieweil dieselben Christus hat
Genug erstatt,
Eh dann ich bin gewesen.
Ein Feind war ich,
Du liebtest mich,
Und nahmst mich an
Zu Gnaden schon,
Gabst mir zu gut
Dein's Sohnes Blut
Welch's mich von Sünd und Tod erlösen thut.
2.
Wiewohl ich noch empfind Anstoß
Von Sünden groß,
In meinem Fleisch sich übet,
Das Gut ich nicht vollbringen kann,
Das Böß verlahn,
Das mich so hart betrübet.
Darum schrey laut,
Ich arme Haut,
Aus Herzens Gier
Wer wird mich schier
Erlösen aus
Des Jammers Strauß,
Und helfen aus dem Todtenhaus.
3.
Dank sag ich dir Christe allein,
O Vater mein,
Du bist mein Trost auf Erden.
Dann so im Glaub bin eingepflantzt,
So hoff ich gantz,
Verdammt kann ich nicht werden.
Der Geist ist bereit,
Dem Fleisch ist leyd,
Und ist so schwach,
Daß es nicht mag
G’nug thun dem G’setz,
Bis daß zuletzt
Christus durch seinen Geist ergetzt.
4.
Wo Menschen=G'setz auf Erd regiert,
Werden verführt
Die elenden Gewissen.
Wo nicht allein Regierer ist
Herr Jesu Christ,
Es bleibt ewig zerrissen.
Was er nicht baut,
Und selbst zuschaut,
Mag nicht bestehn.
Ja ob es schon
Die Welt groß acht,
Treibt damit Pracht,
So bleibt es doch von Gott verschmäht.
5.
Derhalben bitten wir mit ein,
Alt, jung, groß, klein,
Daß sich Gott unser erbarme,
Und send uns treue Prediger
Und Ausspender
Seiner Gaben uns Armen.
Dadurch zuhand
All Menschen=Tand
Werd ausgereut,
Dann es ist Zeit,
Recht Buß zu thun,
Vom bösen lan
Gott's streng Gericht ist auf der Bahn.
6.
So laßt uns nun haben Zuflucht,
Ins Vaters Zucht,
Von Herzen gar ergeben,
Daß er uns züchtig als sein Kind,
Die Welt ist blind,
Sie kennt kein Christlich Leben.
Es ist ihr Scheutz,
Und fleucht das Creutz,
Und meynt, es sey
Genug dabey,
Wenn sie davon
Fein reden kann,
Doch mit der That will niemand dran.
7.
Wer nun ein rechter Christ will seyn,
O Bruder mein,
Der muß Christum anlegen,
Sein'r armen G’stalt gleichförmig werd,
Auf dieser Erd,
Darin'n alles verwegen.
Es hilft kein Schein,
Nur Lieb und Pein,
Um Christi Nam,
Dich deß nicht schäm,
Dem er sich hat
Durchs Wiederbad
Ergeben bis gar in den Tod.
8.
Es wird fürwahr nichts anders draus,
Des Herren Haus
Das G’richt zuvor muß dulden.
Darum nehmt der Geschrift wohl wahr,
Wie sie so gar
Ausbricht und zählt ihr Schulden.
Zu dieser Zeit, ist nimmer weit,
Der Welte Plag, flieh wer da mag,
In schneller Eil, nehm ihm kein Weil,
Zückt ist das Schwert, aufgelegt der Pfeil.
9.
Ich mein aber kein ander Flucht,
Dann's Vaters Zucht,
Wie ich erst hab erzählet,
Damit er uns als Kinder sein
Rechtfertigt fein
Darzu er uns erwählet,
Verzeichnet schon,
Daß wir daran
Seyen vergewißt, ohn arge List,
Zum ewigen Reich,
Und mit ihm leben ewiglich.
Amen.
Laus Deo.
Das 33. Lied.
Ein anderes Marter=Lied von Vilgarden und Casper von Schöneck, beyde enthauptet zu Rieß im Fluckthal, bey Brixen.
In der Toler Weiß. (2)
1.
Merkt auf und nehmt zu Herzen
Wie Gott will suchen heim,
Mit Jammer und mit Schmerzen,
Die Sünder groß und klein,
Die Gott hie thun verachten,
Schmähen den Namen sein,
Ihr Sünd nicht thun betrachten,
Gott wird einmal aufwachen,
Lösen die Kinder sein.
2.
Merkt auf der Prophet Lehren,
Es ist die letzte Stund,
Thut euch zu mir bekehren,
Redt Gott aus seinem Mund
Lebet nach meinem Willen,
Halt fleißig mein Gebot
Also solt ihrs erfüllen,
Will ich mein Zoren stillen.
Will seyn eu'r Herr und Gott.
3.
Gott ist von großer Güte,
Langmüthig mit sein'm G’richt,
Thut euch vor Sünden hüten,
Dem Teufel folget nicht
Thut Gott allein vertrauen,
Aus eures Herzens Grund,
Thut euch des Uebels massen,
So wird euch Gott nicht lassen,
In dieser letzten Stund.
4.
Dann Gott ist mild und reiche,
Bey ihm ist Gnaden viel,
Dem Sünder gern verzeihet,
Der die Sünd lassen will,
Thut sich an Christum henken,
Ruft seinen Namen an.
Gott wills ihm nimmer denken,
Ja all's freywillig schenken,
Auch geben den ewigen Lohn.
5.
Merkt wohl ihr Frommen alle,
Ihr Kinder Gottes g’mein,
Den Herren lobt mit Schalle,
Ihr seyd groß oder klein,
Die ihr sein'm Wort habt glaubet,
Liebt ihn als seine Kind,
So werd ihr nicht betäubet,
Auch nimmermehr beraubet,
Die reines Herzens sind.
6.
O Gott von Gnaden reiche,
Bewahr uns Kinder dein,
Daß wir von dir nicht weichen,
Die dir ergeben seyn,
Daß sie nicht kommen in Schande,
Führ sie gar fleißiglich
Mit deiner rechten Hande
In das verheissen Lande,
Das ewig Himmelreich.
7.
Ehr sey Gott in sein'm Throne,
Der uns begabet hat,
Durch Christum seinen Sohne
Uns mittheilt seine Gnad,
Dadurch wir ihn bekennen
Mit Herzen und mit Mund,
Auch deren uns nicht schämen,
Die unsern Vater nennen,
In uns'rer letzten Stund.
Das 34. Lied.
Dies Lied hat Georg Wagner gemacht, der zu München verbrennt worden. Anno 1527.
Im Bentzenhauer Ton.
Oder: „All die ihr jetzund leidet Verfolgung und ⁊c. (7)
1.
Den Vater woll'n wir loben,
Der uns erlöset hat,
Im Himmel hoch dort oben,
Durch seines Sohnes Tod
Welchen er hat gegeben,
Zu versöhnen unser Sünd,
Daß wir im Glauben leben
Als sein gehorsam Kind.
2.
Im Sohn hat er uns g'lassen
Ein Vorbild, merket wie,
Daß wir auch solcher massen
Geduldig leiden hie
Ihm die Schmach helfen tragen,
Wie uns die Schrift beweißt
Zu'n Hebräern thut sagen
Durch den Heiligen Geist.
3.
Er redt mit sanften Worten,
Demüthig und gesund,
Daß wir an allen Orten
Ihn bekennen mit dem Mund.
So sind wir rechte Erben
Des Sohns vom Himmelreich,
So wir mit Christo sterben,
Und sein'm Tod werden gleich.
4.
Wer Gottes Wort recht fasset,
Und in dem Herzen glaubt
All Sünd und Boßheit hasset,
Der ist dem Raub erlaubt,
Die Wahrheit muß g'fangen liegen,
Dazu werden verjagt,
Esajas hats geschrieben,
Gott hat mirs selbst gesagt.
5.
So wir um Christi willen
Allhie gefangen seyn,
Den G’horsam thun erfüllen
Als seine Kinder fein.
Er spricht: Acht nicht geringe
Mein Kind, des Vaters Zucht,
Und bleib in dem Gedinge,
Als ich dich heim hab g’sucht.
6.
Ganz lieblich sind die Worte,
Die Christus reden thut,
Schaut daß ihr's wohl bewahrte
Sie stärken uns den Muth,
Ob uns so freundlich wachet,
Steht uns in Trübsal bey,
Drum sehet daß ihr wachet,
Und niemand schläffrig sey.
7.
Das Kleynod ist gestecket,
Seht wie ihr's bekommen mögt,
Lebet hie unbeflecket,
Und werdet nicht bewegt,
Sondern thut richtig lauffen,
Daß ihrs erlangen könnt,
Daß wir es nicht verschlaffen,
Seyd wacker, liebe Freund.
8.
Hilf uns, herzliebster Vater
Der du uns hast erwählt,
In aller Pein und Marter
Die Welt uns g'fangen hält,
Gieb daß wir mögen siegen,
Wohl durch des Lämmleins Blut,
Daß wir nicht unten liegen,
Halt du uns, Herr, in Hut.
9.
So wird er uns erheben
Zu der herrlichen Freud
Die er aufdecket eben
Wohl zu der letzten Zeit,
Wenn er ganz wundersame
Sein' Heil'gen sammlen wird,
Dann werden wir zum Lamme
In unsre Heimat g’führt.
10.
Von Herzen thu ich grüssen
All die in Gott bestehn,
Laßt jedermann geniessen,
Die Christum lieben thun.
Gott, der uns hat gegeben
Das Pfand den Heil'gen Geist
Nach seinem Will'n zu leben,
Der sey ewig gepreißt.
11.
Wer mit mir will zum Herren,
Der mag kommen hernach,
Es ist je mein Begehren
Darum trag ich die Schmach,
Wiewohl ichs drum nicht hoffe,
Ihr Herrlichkeit ists werth.
Christus ist vorgeloffen,
Der hats uns all's gelehrt.
Amen.
Das 35. Lied.
Ein schönes Lied von Georg Steinmetzer, zu Pfortzen enthauptet, Anno 1530.
Im Ton: „Entlaubet ist der Walde.
Oder: „All die ihr ⁊c." (7)
1.
Wir danken Gott von Herzen
Der väterlichen Treu,
Sein Gnad soll niemand verscherzen,
Daß es ihn nicht gereu
An seinem letzten Ende,
Wenn er verschieden ist,
O Herr hilf uns behende,
Steh uns bey Jesu Christ.
2.
Gott hat ihr'r viel beruffen
Zu sein'm ewigen Licht
Die thut er auch heimsuchen,
Wie's alle Welt wohl sicht.
Allhie auf dieser Erden
Mag es nicht anders seyn,
Der Sünden loß zu werden
Dann durch Leiden und Pein.
3.
Wollen wir selig werden,
Wir seyen groß oder klein,
Durch viel Trübsal auf Erden
Müssen wir werden rein
Von allen Sünden schwären,
Wie ichs gelesen han.
Wer folgt Christo dem Herren,
Der geht auf rechter Bahn.
4.
Christus der spricht gar eben,
Weg und Thür will ich seyn,
Die Wahrheit und das Leben,
Durch mich so geht herein
Vor mir geht noch ein Hagen,
Das Creutz im Weg thut stahn,
Das muß ein jeder tragen,
Will er zum Vater gahn.
5.
Die Wahrheit muß ich jehen
Wohl jetzt zu dieser Frist
Das Creutz ist anzusehen
Viel schwerer dann es ist.
Darob thut manchem grausen,
Daß ers nicht tragen kann,
Spricht: Ich will länger hausen,
Ich weiß ein ander Bahn.
6.
Zu Gott können wir nicht kommen,
Wir tragen dann Christi Joch,
Das hab ich wohl vernommen.
Wer will ein ander Loch
In diesen Schafstall brechen,
Der muß ein Mörder seyn.
Gott wird sich an ihm rächen
Mit Straff ewiger Pein.
7.
Christus der Herr will haben
Ein'n Menschen also rein,
Der das Creutz hie thut tragen
Und ihm nachfolget fein,
In allen seinen Wegen,
Wie ich anzeigen will,
Des Jochs Christi thut pflegen,
Und tragen bis ansZiel.
8.
Der sein Creutz nicht will tragen,
Und wieder um sich sicht,
Läßt sich den Satan jagen,
Der merk wie Christus spricht:
Wer mich hie thut bekennen
Vor den Menschen auf Erd,
Den werd ich Bruder nennen
Bey meinem Vater werth.
9.
Wer mich wird übergeben
Vor den Menschen auf Erd,
Dem thu ichs wieder eben
Bey meinem Vater werth.
O Herr thu uns erhalten
Zu deinem Lob und Preiß,
Laß die Lieb nicht erkalten,
Mach uns stark, klug und weiß.
10.
Der uns thut leyten und tragen
In aller Wahrheit gut.
Auf daß wir nicht verzagen
Und haben ringen Muth,
Auf daß wir vor sich lauffen,
Wohl auf der engen Bahn,
Leib und Leben verkaufen
Und zu dem Vater gahn.
11.
Lob sey Gott dem gerechten
Der uns beruffen hat
Zu unwürdigen Knechten,
Den woll'n wir früh und spath
Allzeit loben und preisen,
Immer und ewiglich,
Daß wir die wat durchweisen
Im Blut des Lamms so reich.
Amen.
Das 36. Lied.
Ein ander Lied von Annelein von Freyburg, daselbst ertränkt und darnach verbrennt, Anno 1529.
Geht Im Ton: „In dich hab ich gehoffet, Herr. (5)
1.
Ewiger Vater vom Himmelreich,
Ich ruff zu dir gar inniglich,
Laß mich von dir nicht wenden,
Erhalt mich in der Wahrheit dein,
Bis an mein letztes Ende.
2.
O Gott bewahr mein Herz und Mund,
Herr wach ob mir zu aller Stund,
Laß mich von dir nicht scheiden,
Es sey durch Trübsal, Angst und Noth,
Erhalt mich rein in Freuden.
3.
Ewiger Herr und Vater mein,
Ich arm unwürdigs Kindelein
Thu mich weisen und lehren,
Daß ich Acht hab deins Stegs und Wegs
Darnach steht mein Begehren.
4.
Zu wandeln durch dein Kraft in Tod,
Durch Trübsal, Marter, Angst und Noth,
Darin'n thu mich erhalten,
Daß ich von deiner Lieb, o Gott,
Nimmermehr werd gespalten.
5.
Es reisen viel auf dieser Bahn,
So steht der Kelch des Leidens dran,
Und auch viel falscher Lehre,
Ob man uns auch möcht wenden ab,
Von Christo unserm Herren.
6.
Zu dir erheb ich, Herr, mein Seel,
Auf dich hoff ich in Ungefäll,
Laß mich geschändt nicht werden,
Daß sich mein Feind nicht über mich
Erheb auf dieser Erden.
7.
Bey ihn'n lieg ich verschlossen ein,
Ich wart, o Gott, von Herzen dein,
Mit sehr großem Verlangen,
Wenn du einmal wolst wachen auf,
Und lösen dein Gefangnen.
8.
O Gott Vater zu deinem Reich
Mach uns den fünf Jungfrauen gleich,
Die fein vorsichtig waren
Auf den Bräutigam zu warten schon,
Mit seiner auserwählten Schaare.
9.
Ewiger König vom Himmelreich,
Speise und tränk uns ewiglich,
Mit deiner Wahrheits=Speise,
Die da nimmer verderben thut,
All's nach geistlicher Weise.
10.
Wo du dein Speiß entzeuchst von uns,
So ists verloren und umsonst,
Ohn dich wir nichts vorbringen,
Durch dein Gnad hoffen wir auf dich,
Es wird uns nicht mißlingen.
11.
An Gottes Macht zweifelt mir nicht,
Wahrhaftig sind seine Gericht,
Er wird der kein'n verlassen,
Das fest im Glauben beständigist,
Und bleibt auf rechter Strassen.
12.
Seyd getrost ihr Christen und erfreut,
Durch Jesum Christum allezeit,
Der geb uns Lieb und Glauben,
Gott tröst uns durch sein heilig's Wort,
Darauf sollen wir trauen.
13.
Ich befehl mich Gott und seiner G’mein,
Er woll heut mein Geleitsmann seyn,
Von wegen seines Namen.
Das wollst erstatten Vater mein,
Durch Jesum Christum, Amen.
Das 37. Lied.
Ein anderes Lied von Hans Langmantel, und seinem Knecht Weissenhorn, enthauptet, und die Magd ertränkt.
Im Ton, wie man die Tagweiß singt. (4)
1.
Komm Gott Vater von Himmeln,
Mit der Kraft deines Geist's
Damit du uns're Sinnen,
Ja Herz und G’müth erfreust,
Gieb uns all dreyen Mannlichkeit
Ganz ritterlich zu streiten
In dieser bösen Zeit.
2.
Halt uns mit deiner Rechten,
Dann du bist unser Stärk,
Im Kampf vor uns thu fechten,
In der Noth auf uns merk
Auf daß wir in dem Streit bestehn,
Und nicht zurücke weichen,
Wenn der Erarnst wird angehn.
3.
Darum wollst ob uns wachen,
Auch unser nehmen wahr,
In diesen strengen Sachen,
Da sich die gottloß Schaar
Wider dein Wort auflehnen thut,
Will uns davon abtreiben,
Halt uns in deiner Hut.
4.
Auf daß wir nicht verfließen,
Und dein Wort fahren lan,
Laß uns der Treu geniessen,
Die du an uns hast g’than,
Und durch dein Sohn bewiesen hast,
Daß wir sie stäts betrachten,
Send uns dein's Geistes Glast.
5.
Das Feur von deiner Liebe,
So uns vorg’geben ist,
In dem wir uns sonst üben
Hond thun zu aller Frist,
In uns deine ergebne Kind,
Auf daß er in uns komme,
Vie wir beruffen sind.
6.
Zu führen unser Leben
In deiner Wahrheit schon,
Fried, Einigkeit darneben,
Einander lieben thun,
Daß mit Wahrheit der Herzen rein,
Laß uns dein Licht erscheinen,
In dem wir wandeln fein.
7.
Thu uns stäts drin'n erhalten,
Als deine liebe Kind,
Laß uns davon nicht spalten,
Die grausam Finster blind,
Die überhand genommen hat,
Mit aller Untreu große,
Darauf erfolgt der Tod.
8.
Du aber unser Vater
Liebest die Billigkeit,
In dir hört auf die Marter
Der schweren Dunkelheit
Damit die Welt verstricket ist,
Dann du bist Lichtes=Glanze,
Die Finsterniß durchdringend bist.
9.
Daß wir nicht mehr der Nachte,
Sondern Tags=Kinder seyn,
Durch deinen Geist aufwachen,
Laß uns ins Lichtes Schein,
Mit aufmerken nach deiner Art,
Fort schreiten mit Begierden,
In Freuden ungespart.
10.
Dein'n Geist darzu uns sende,
Uns mit sein'r Kraft ergreiff,
Verneu das Herz behende,
Und mach uns in dir steif,
Daß wir in dem Gehorsam dein,
Dich fleißig mögen hören,
Preisen den Namen dein.
11.
Wann sich die Welt auflehnet,
Widerstrebt deinem Wort
Unser Seel zu dir sehnet,
In aller Trübsals Noth,
Damit sie uns abschröcken will,
Gieb uns auf dich zu merken,
Und führ uns zu dem Ziel.
12.
Laß uns, Herr, nicht beflecken
Die Sünd noch einig Schuld,
Und nimm vom Fleisch den Schrecken,
Das uns abschrecken wollt,
Auch in dein'm Werk uns halten auf,
Daß wir, wann man uns fordern solt,
Nicht erliegen im Streit.
13.
Dir gegnen mit den Frommen
In recht zierlichem Kleid
Die auf die Hochzeit kommen,
Die dein'm Sohn ist bereit,
Wenn er sein Braut wird nehmen an,
Mit ewiger Wonn und Freuden,
Herr du wollst uns beystahn.
14.
In aller Angst und Nothe,
Darzu in Todes Pein,
Gieb uns das Himmelbrode,
Send uns den Tröster dein,
So der Elenden Vater ist,
Und die Armen reich machet,
Stärket den, der schwach ist.
15.
Kann die Müden erquicken,
Den Schwachen geben Kraft,
Daß sie sich zu dir schicken,
Durch dich werden sieghaft,
Die sich in Kampf begeben thun,
Vor die Wahrheit zu streiten,
In Christo deinem Sohn.
16.
Hilf uns das Feld erhalten
Mit ihm allein auf Erd,
Laß dein Hilf ob uns walten,
Schirm uns mit deinem Schwerdt,
Auf daß wir als die Helden dein,
Mögen die Kron erlangen,
Und ewig bey dir seyn.
Amen.
Laus Deo.
Das 38. Lied.
Ein ander Lied hat Johannes Huß gemacht, welcher zu Constenz verbrennt ist worden, Anno 1415.
Geht Im Ton: Wohl dem, der in Gottes=Furchten.
Oder, Christe der du bist Tag. (1)
1.
Jesus Christus, Gottes Sohn,
Mit seiner leiblichen Person
Von dieser Welt abscheiden wollt,
Und sprach zu seinen Jüngern hold:
2.
Ich geh zu Gottes Majestät
Ihr aber hie solt warten stät,
Bis euch zuvor himmlische Kraft
Bestätige zur Ritterschaft.
3.
Die Jünger glaubten diesem Wort,
Blieben zusammen an ein'm Ort
Einträchtig nach Christlicher Weiß,
Beten zu Gott mit allem Fleiß.
4.
Nach Ostern am fünfzigsten Tag,
Den man den Pfingsttag nennen mag,
Neun Tag nach Christi Himmelfahrt,
Groß Ding ihn'n wurden offenbahrt.
5.
Des Morgens um die dritte Stund,
Als sie baten aus Herzens Grund,
Da kam der Heilig Geist ins Haus,
Wie ein Sturmwind mit großem Strauß.
6.
Saß auf ein jeden unter ihn'n,
Gab allen ein rechtschaffnen Sinn,
Aus zu reden den Grund der Schrift,
Mit neuen Zungen unvergift.
7.
Auf diesen Sturm lief viel Volks zu,
Sie die Jünger erregten fruh,
Mit neuen Zungen große Ding,
Ihr' Red vielen zu Herzen gieng.
8.
Derhalben etlich sprachen da,
Die Männer sind von Galilea,
Wie reden sie mit unser Sprach?
Und also große Ding anbracht.
9.
Etliche sprachen: Sie sind voll,
Und reden wie die Trunk'nen toll;
Petrus aber voll Geistes Kraft
Gab ihn’n gar freudig Rechenschaft.
10.
Nahm Wort vor sich aus Joels Buch,
Auch aus dem Psalter manchen Spruch
Redet daß's durch die Herzen drang,
Und sie also zu reden zwang:
11.
O ihr Brüder nun rathet zu,
Wie wir kommen zu rechter Ruh
Wir finden bey uns nichts dann Sünd,
Saget wer uns davon entbind.
12.
Petrus sprach: Bessert euer Thun,
Und glaubt in Christum, Gottes Sohn,
Bekennt ihn auch mit eurem Mund,
Laßt euch taufen auf seinen Bund.
13.
Sie thäten wie ihn's Petrus rieth,
Wandten vom Bösen ihren Tritt,
Glaubten und empfingen den Tauf,
Lieffen ein'n gottseligen Lauff.
14.
Ey nun verleih uns, Heilger Geist,
Daß wir uns halten allermeist
Nach dieser ersten Kirchen=Weiß,
Dir Herre Gott zu Lob und Preiß.
Das 39. Lied.
Ein ander Lied hat Leopold Schneider gemacht, welcher Anno 1528 zu Augspurg enthauptet worden.
Im Ton: Es wohnet Lieb bey Liebe.
Oder, wie man die Tagweiß singt. (4)
1.
Mein Gott dich will ich loben,
In meiner letzten Stund,
Im Himmel hoch dort oben,
Mit Herzen und mit Mund.
O Herr du bist der rechte zart
Stärk du mir meinen Glauben,
Jetzt muß ich auf die Fahrt.
2.
In Gnad thu mein gedenken,
In diesem letzten Streit.
Mein'n Geist thu ich dir schenken,
Zu dir hab ich ein Freud.
Christe hilff mir das Creutz bestohn.
Vergib ihn'n Vater im Himmel,
Sie wissen nicht was sie thun.
3.
Dein Wort kann ich nicht lassen,
Weil ich leb in der Zeit,
Darum thut man mich hassen,
Nimmt mir die Seel vom Leib,
So schrey ich Herr zu dir um Gnad,
In dich thu ich vertrauen,
Kein’n andern Tröster hab.
4.
Gar klärlich fein geschrieben
Marci am letzten staht,
Darwider nichts kann treiben,
Es ist sein Wunderthat,
Daß wer da glaubt und wird getauft,
Derselb soll selig werden,
Wer es ließt, der merk drauf.
5.
Was laßt ihr euch betrüben,
Daß man hält Christi Brauch,
In Gottes Wort euch üben,
So werdt ihr sehen auch,
Was Jesus Christus Gottes Sohn
Uns allen hat befohlen,
Was wir dann sollen thun.
6.
Ich bitt euch all, ihr Lieben,
Vertrauet all in Gott,
Laßt euch auch nicht betrüben
Allhie mein bittern Tod.
Dann Gott wirds uns bezahlen wohl,
Wir müssen je von hinnen,
Aus diesem Jammerthal.
7.
Der hie will leb'n in Freude,
Thut uns die Schrift fein kund,
Der wird dort haben Leide,
Red Gott aus seinem Mund,
Wir müssen leiden mit Gedult,
Der Herr mehr uns den Glauben,
Das g'scheh ohn alle Schuld.
8.
Wer hie sein Gab will legen
Auf Christi Altar schon,
Mit seinem Nächsten eben
Sich soll versöhnen thun.
Derwegen bitt ich dich o Gott,
Wollst gnädiglich verzeihen,
Die mich geben in Tod.
9.
Mein Geist und auch mein Seele
Befehl ich in dein Händ.
Hilf mir aus aller Quale,
Ach Gott von mir nicht wend,
Nimm meinem Fleisch sein grosse Kraft,
Daß ich mög überwinden,
In dir werden sieghaft.
Das 40. Lied.
Ein ander Lied von Hans Koch und Leonhard Meister gemacht, beyde zu Augspurg bezeugt, Anno 1524.
Im Ton: „Mag ich Unglück nicht.“ (14)
1.
Ach Gott Vater im höchsten Thron,
Schau jetzund an
Das Elend deiner Knechte,
Wie sie der Feind verfolgt so hart,
Auf dieser Fahrt,
Und grausamlich durchächtet.
Wer dich erkennt, und sich nicht wendt
Von deinem Wort, wird an dem Ort
Verachtet und verschmähet.
2.
Ach Gott Vater im Himmelreich,
Wir hond zugleich
Gesündiget vor dire.
Darum straff uns genädiglich,
Wir bitten dich
Laß uns dein Gnade spüren.
Durch uns dein' Ehr
Nicht gelästert werd
Vor dieser Welt, welche sich stellt,
Dein Wort zu dämpfen schiere.
3.
Wir könnten haben guten Fried.
Wenn wir nur nicht
Bekennten deinen Namen,
Und glaubten nicht an deinen Sohn,
Daß er hab thon
G’nug an des Creutzes Stammen,
Vor unser Sünd und groß Elend
Für uns erduldt, der Sünden Schuld,
Bezahlt vor uns allsammen.
4.
Der Feind hat sonst gar kein Ursach,
Daß er solch Rach
Täglich an uns thut üben,
Daß wir nicht halten sein Gebot,
Sondern dich Gott
Vater von Herzen lieben.
Welch's der Satan nicht leiden kann,
Mit sein'm Anhang, groß Noth und Zwang
Anricht, uns zu betrüben.
5.
Das ist nun unser Missethat,
Darum uns hat
Der Feind so hart umgeben,
Daß wir unser Hoffnung zumahl,
In gleichem Fall,
In dich setzen, darneben
In Jesum Christ, welcher da ist
Dein lieber Sohn, auch glauben schon
In den heiligen Geist eben.
6.
Darum müssen wir leiden Schmach,
Daß wir nicht auch
Uns wider dich thun setzen.
Trieben wir Bosheit mancherley,
Abgötterey
Würden sie uns nicht letzen;
Darum, o Herr, greiff zu der Wehr,
Richt alle die, welche allhie
Dein G’walt vor gar leicht schätzen.
7.
Wann wir verläugneten dein Wort,
So würd uns fort
Der Antichrist nicht hassen,
Und gläubten seiner Lügenlehr,
Und Irrthum schwer,
Giengen die weite Strassen,
Mit samt der Welt, wie Christus meldt,
So hätten wir Gunst, dieweil wir sonst
Von der Welt sind verlassen.
8.
Wiewohl der Feind uns nicht allein
Bringet in Pein,
Sondern es ist geschehen
Jesu Christo unserm Heyland,
Viel Schmach und Schand,
Die Welt auf ihn thät jehen,
Darnach fortan, wer ihm hing an,
Bekennt sein Wort, an allem Ort,
Thät man schänden und schmähen.
9.
Darum auch Christus selber spricht,
Wundert euch nicht,
Wenn euch die Welt wird hassen,
Weil sie mein Wort nicht nehmen an,
Ihm widerstahn,
Mich selbst verfolgt dermassen,
Billig ihr auch, mußt leiden Schmach,
Werden verklagt, verspott, verjagt,
Seyd fröhlich auf der Strassen.
10.
Weiter tröst uns Christus der Herr,
Spricht also: Wer
Um meinet willen wird leiden
Von dieser Welt Schand, Spott und Schmach,
Der wird hernach
Haben die ewige Freuden.
Was liegt dann dran, so wir hie schon,
Werden verspott, dieweil uns Gott
Zusagt die Seligkeiten?
11.
So schaue an, o Herr und Gott,
Den großen Spott,
Wie sie lästern dein Worte,
Und halten es vor Ketzerey,
Und Fantasey,
Wer das bekennet forte,
Und glaubt nicht mehr, ihr Menschen=Lehr,
Wird ausgerott, veracht, verspott,
An manchem End und Orte
12.
Nun bitten wir dich Gott und Herr
Rett selbst dein Ehr
Und heilig deinen Namen,
Der jetzt so gar verlästert wird,
Als man wohl spührt
Bey hoch und niedern Stammen,
Erzeig dein G’walt solcher Gestalt,
Daß der Feind merk, dein göttlich Stärk,
Und sich vor dir muß schämen.
13.
O Gott nun laß erbarmen dich,
Wie elendtlich
Dein Schäflein sind zertrennte,
Hond keinen rechten Hirten mehr,
Der sie recht lehr,
Dein heil'gen Geist ihn'n sende.
Der ihnen weiß, der Gnaden Speiß,
Die ihn'n geziem, keins Fremden Stimm
Gehorchen bis ans Ende.
14.
Ach Gott in deiner Majestät!
Wollst unser G’bet
Genädiglich erhören,
Weil wir sind in Anfechtung, Streit,
Verlaß uns nicht,
Gedult wollest uns mehren,
Durch deinen Sohn, unsern Hauptmann,
Dem sey Ehr, Lob, welcher liegt ob,
Dem Satan sammt sein'm Heere.
Amen.
Das 41. Lied.
Ein ander Lied hat Mattheiß Cerfaß im Gefängniß gemacht, welcher zu Cölln mit dem Schwerdt gericht, Anno 1566.
Und geht Im Ton: „Eine feste Burg ist unser Gott, ⁊c. (11)
1.
Mit Angst und Noth ruff ich dich an,
O Gott thu mich gewären,
Wollest doch nun fest bei mir stohn,
Durch Christum unsern Herren,
Weil ich werd in die Prob gestellt,
Das Reich leidt G’walt,
Der Weg, o Herr, ist schmal,
Wer es einnehmen soll,
Mag wohl bäten und fasten.
2.
Ach Gott nun züchtig mich zurecht
Mit väterlichen Schlägen,
Ich hab wie ein unnützer Knecht
Verlassen deine Wegen,
Und bin also ohn dich gewest,
Wie man das liest,
Wer darab thut, o Herr
Bleibt nicht in deiner Lehr
Kein'n Gott wird er nicht haben.
3.
Treu wirst du aber, Herr, den'n seyn,
Die sich von Herzen bekehren,
Ergeben sich wie Kinder dein,
Und folgen deiner Lehre.
All Creatur wird werden loß,
Steht vor dir blos,
Hie bin ich Herr, was ist dein B'gehr,
Die wirst du zu dir nehmen.
4.
Hast du mir nicht dein Hand gerecht,
Gereicht und thun erlösen,
Da ich noch war der Sünden Knecht,
Und lebt in allem Bösen,
Das war mir so ein schwere Last,
Ich hatt kein Rast,
Tag und Nacht, hat mir viel Trauren bracht
Bis du mir Herr thätst helfen.
5.
Ein große Freud ich da empfing,
Darum ich dir noch danke.
Ich bitt dich, nun richt meine Gäng,
Daß ich von dir nicht wanke,
Daß ich, o Herr, zum Schlachtschaaf dein
Mög würdig seyn,
Ein Opfer rein, ein Zeug der Leiden dein
Und verharren bis ans Ende.
6.
Steh du, o Gott, nicht fern von mir
Ein groß Streit ist vorhanden,
Mach mich würdig zu stehn bei dir
Daß ich nicht komm zu Schanden
Dann du mein Gott, mein Fels und Schloß,
Mein Zuverloß,
Es kost nun hell, Leib oder Seel,
Ach hilf mein Feind abschlagen.
7.
Creutz und Leiden ist mir bereit,
Mach michs würdig zu tragen.
Daß ich darum von dir nicht scheid,
Sie thun hart auf mich schlagen,
Es wird geschossen manch tausend Pfeil
Nach meiner Seel,
Manch Netz gestellt, so weit hinaus ins Feld
Mit Listen mich zu fangen.
8.
Du aber bist ein starker Gott,
Das hab ich wohl vernommen,
Ein Schirm und Trost in aller Noth,
Ein Schatten aller Frommen.
Du machst mich also stark im Streit,
Daß ich auch nit,
Gehr abzustohn, sondern hindurch zu gohn,
Bis ich die Stadt einnehme.
9.
Ruff ich zu dir, so giebst du mir
Weißheit, und Mund zu sprechen,
Des Glaubens Kraft dabei ich spür,
Mit's Geistes Schwerdt zu fechten.
Den Schild des Glaubens muß man han,
Soll man bestohn,
An Füssen fein geschuhet sein,
Mit dem Evangelio des Friedens.
10.
Unser Waffen mögen nicht fleischlich sein,
Sondern kräftig von Geiste,
Mit G’dult von Gott bekleidet fein,
Zu streiten allermeiste
Gegen den Fürsten dieser Welt,
Der sich sauer stellt,
Mit falschem Schein, in den Kindern sein,
Und meynt mich zu erschleichen.
11.
Wie muß ich dir, o Vater mein
So rein geläutert werden,
Ich muß nur seyn ein Würmlein klein,
Ein Narr auf dieser Erden,
Der Versucher tritt um mich her
Mit starker Wehr,
Die Füchslein klein, graben so tief hinein,
Den Weinberg zu verderben.
12.
Wenn ihr Anschlag nicht will fortgohn,
Mit Bitten noch mit Dräuen,
Und wir ihr G’lehrten weisen von,
Daß sie sich nicht erfreuen:
Dann kommen sie mit's Kaisers Gebot,
Weisen zum Tod.
So wir daran kein Schröcken han,
Hond sie uns peinigt sehre.
13.
Und Gott hat unsern Mund bewahrt,
Dafür wir ihm noch danken,
Wie wohl die Pein war also hart,
Ließ er uns doch nicht wanken,
Er hatt uns mit Gedult bekleidt,
Wir waren bereit
In Tod zu gehn, vor unser Brüder zu stohn,
Wolten sie nicht besagen.
14.
O Gott! wir stehn in Angst und Pein
Wie ein befruchte Frauen,
Mit Schmerzen muß geboren seyn,
Das wird uns nicht gerauen,
So wir der Arbeit mächtig seyn,
Durch die Kraft dein
Gebären fein, so soll bald seyn
All Schmerz in Freud verkehret.
15.
Nachdem, o Gott Vater und Herr
Du uns selbst hast verheissen,
Daß du die Deinen nimmermehr
Verlassen wollst als Waysen,
Die hier sogar verlassen seynd,
Wie es jetzt scheint
Vor den Menschen Kind
Daß wir sogar verlassen sind,
Vom Weg der Wahrheit ferre.
16.
O Gott wir danken aber dir
Aus großer Treu allg'meine,
Wir haben keinen Irrthum für,
Es ist die Wahrheit reine,
Es ist das recht wahr' Fundament
Das Petrus bekennt,
Der wahr Eckstein, wissen auch anders kein,
Dadurch wir selig werden.
17.
Treu bist du Herr, also muß dir
Ein jeder treulich dienen,
Wer das nicht thut aus Herzen gut,
Mag wohl klagen und weinen,
Viel nehmens Wort mit Freuden an,
Die nicht bestahn,
Wie man wohl sollt,
Wenn der Glaub klar gleichwie das Gold
Soll rein geläutert werden.
18.
Treu' Knecht, o Herr, ist mein Begehr
Wollst deinen Kindern geben,
Die ein rein Herz bereiten dir,
In Lehr und auch im Leben,
Und nimm alle Gutdünken hin,
Aus ihrem Sinn,
Auf daß, o Herr, dir werd die Ehr,
Niemand ihm selbst gefalle.
19.
Ein recht Verstand mit Liebe fein,
Bitt' ich von dir ob allen,
Schreib in das Herz der Kinder dein,
Laß dir mein Bitt' gefallen,
Mit Glaubens=Früchten allermeist,
Durch deinen Geist,
Ins Friedens Band, führ sie zuhand,
All die dir Herr gefallen.
20.
Noch eins, o Herr, ist mein Begehr
Das muß ich dir noch klagen,
Ich steh vor dir unwürdig sehr,
Weiß doch nichts anders zu sagen,
Dann, o lieber Herr und Vater mein,
Der Wille dein
Woll in mir rein
Geschehen fein,
Ganz bin ich dir ergeben.
21.
Nicht anders find ich nun bey mir
Deß dank ich dir von Herzen,
Dann was du wilt, das g'scheh an mir,
Es sey Freud oder Schmerzen,
Und wie viel ich hab vollbracht,
Wie ich dann acht,
Viel fehlet mir, ich steh vor dir
Genugsam Straff zu nehmen.
22.
Es will nun an ein Scheiden gohn,
Ich b'fehl euch all dem Herren,
Alles begehr ich zu verlohn,
Zu meinem Gott mich kehren,
Mein Brüder, Mutter, Weib und Kind,
Die mir lieb sind,
Im Herzen mein,
Willig muß es verlassen seyn,
Zuletzt mein eigen Leben.
23.
Muß es dann hie gescheiden seyn,
So wolt doch unser g'denken,
Wir trinken hie den sauren Wein,
Der unsern Leib thut kränken,
Aber der Herr macht es ganz leicht.
Diß ist gedicht
Im Gefängniß mein,
Lobt Gott, er wird noch fein
Uns helfen bis ans Ende.
Amen.
Das 42. Lied.
Diß nachgeschriebene Lied hat Hänslein von Stotzingen gesungen, indem er zu seiner Marter geführt ward zu Elsaß=Zabern, da er mit dem Schwerdt gericht.
Im Ton: „Herr Christ, der einig Gottes ⁊c. (21)
1.
Nun heben wir an in Nöthen,
Zu schreyen zu unserm Gott,
Daß er uns woll erretten
Aus aller Angst und Noth,
Daß uns, Herr, mög gelingen,
Dir ein rein Opfer zu bringen
Das dir gefallen thut.
2.
Das Opfer das ich meine,
Das ist gar unser Leib
Das Leben, Haut und Beine
Darzu auch Kind und Weib,
Auch alle unsre Glieder
Wollen wir opfern wieder
Darzu uns Liebe treibt.
3.
Der Pharaoh wollts gern wehren,
Und uns verhindern thun,
Wir woll'n uns nicht dran kehren,
Mit nicht darvon abstohn,
Dem HErrn das Opfer bringen,
Mit seiner Hülff durchdringen,
Gott wird uns Beystand thun.
4.
Her her ihr lieben Brüder
Und greifets tapfer an,
Wir seynd jetzt Christi Glieder
Er ist unser Hauptmann,
Er hat bereit't ein Krone,
Die er den'n aufsetzt schone,
Die bis ans End bestehn.
5.
Seyd keck und unverzaget,
Ihr Leut und Würmlein klein,
Ob uns schon Pharaoh jaget,
So ist eine kleine Pein.
Das roth Meer wird stehn offen
Wird euch Pharaoh nachlauffen,
Das wird sein Ende seyn.
6.
Erschrecke nicht, o kleine Heerd,
Es ist hie kleine Zeit,
So ist auch unser Fleisch nicht werth
Der Stadt, die Gott hat b'reit
In dem ewigen Reiche,
Sein'n Engeln werden gleiche,
Gott hats uns zugeseit.
7.
Gott sagt uns durch sein liebes Kind
Viel Fried und Freude zu,
So wir in ihm verharrend sind,
Will er uns geben Ruh.
Aber wir müssen vor trinken.
Den Kelch, den er thut schenken,
Und leiden mit sein'm Sohn.
8.
Doch wird er uns erretten,
Und guten Beystand thun,
Ob uns die Heyden tödten,
Will er uns nicht verlohn.
Er wird ihr'n G’walt zerschmeissen,
Aus ihren Händen reissen,
Uns aufsetzen die Kron.
9.
Gott ist der Herr, der schützen kann,
Der ist auch unser Schild,
Dieweil wir ihn zum Vater hon,
Dann er ist gut und mild
Ob uns die Leut vertreiben,
Woll'n wir doch bey ihm bleiben,
Sein Macht stäts ob uns hält.
10.
Er läßt die nicht verzagen
Die halten seinen Bund,
Ob man uns thut verklagen,
Freut euch von Herzens Grund,
Thut Gott allein vertrauen,
Sein Hilff werd ihr anschauen,
Fürcht weder Tod noch Pein.
11.
Gott sag ich Preiß und Dancke
Daß ich ein Opfer bin,
Darnach trug ich Verlangen,
Dann sterben ist mein G’winn.
Hiemit will ichs beschliessen,
O Gott laß mich geniessen
Des Opfers Jesu Christ.
Amen.
Laus Deo.
Das 43. Lied.
Ein ander Lied von Adrian und Cornelius zu Leyden im Niederlande gericht, Anno 1552.
Zu singen in seiner eigenen Melodie. (8)
1.
Dankt Gott in seinem höchsten Thron,
Durch Christum seinen lieben Sohn,
Im heiligen Geist mit Namen,
Sein Werk unter der Menschen Schaar,
Ist gänzlich worden offenbar.
Zween theure Männer kamen
In eine Stadt im Niederland
Giengen zu guten Freunden,
Bey den’n man sie hat angerannt,
Ein Mann thät da verkünden,
Johann von Delfft ward er genannt,
Der noch ein Bürger zu sich nahm,
Dem Schultheiß macht bekannt,
2.
Wie daß jetzt wären kommen her
In dieser Stund Wiedertäufer
Sie hättens selbst gesehen.
Der Unter=Schultheiß schickt nach ihn'n,
Er wollt erfahren ihren Sinn,
Wie darnach ist geschehen.
Tapfer geherzt war Adrian,
Ein Lied hat er gesungen,
Und vor ihn All'n gefangen an,
Mit heller Stimm und Zungen:
O Wahrheit wie bist du veracht,
Und so gewaltig unterdruckt,
Durch den weltlichen Pracht.
3.
Die Stadtpforten wurden versperrt.
Adrian ward da bald verhört,
Ein Rott dar kam zusammen,
Viel Volks kam da gelauffen dar
Von allem Ort ein große Schaar
Das G'schrey ist bald auskommen,
Wie man etlich gefangen hätt,
Die Wiedertäufer wären,
Sie wolltens sehen an der Stätt,
Vorm Rath thät mans verhören.
Begehrten er solt zeigen an,
Sein Volk ihnen machen bekannt,
Er wollt sich gar nicht schrecken lahn.
4.
Ob er schon peinlich ward gefragt,
Blieb er beständig unverzagt,
Hat ihn kein'n Antwort geben,
Der Adrian insonderheit
Mit großer Unbarmherzigkeit
Gemartert ward gar eben,
Allein daß er nicht reden wollt
Nach ihrem falschen Willen.
Die Seinen er verrathen solt,
Daß sie möchten erfüllen
An ihnen auch ihr Tyranney,
Vollbringen ihre Lust und Boßheit,
Als ob kein Gott im Himmel sey.
5.
Als nun die Stund herkommen war,
Daß er solt zu der frommen Schaar
Durchs Leiden g'nommen werden,
Da rief er gar ernstlich zu Gott,
Daß er ihm hilff aus aller Noth,
Und hinnehm von der Erden.
Adrian fiel auf seine Knie,
Gieng darnach in sein Leiden.
Man fand ihn ungedultig nie,
Das Unrecht thät er meiden,
Bis er sein'n Geist zu Gott aufgab,
Thät er ihn loben allezeit,
Der Welt ist er gewest schabab.
6.
Im tausend und fünf hundert Jahr
Und zwey und fünfzigsten fürwahr
Hat Adrian beschlossen
In dieser Welt das Leben sein,
D’Wahrheit bekennt in großer Pein,
Deß hat er wohl genossen.
Er hats bekennt vor Jung und Alt,
Mit beständigem G’müthe.
O Herr uns auch in Noth erhalt,
Das bitt ich durch dein Güte,
Daß wir auch kommen in dein Reich,
Zu deiner auserwählten Schaar,
Deß bitt ich dich ganz inniglich.
Amen.
Das 44. Lied.
Ein anderes Lied von Georg Simons, im Niederland gerichtet, Anno 1557.
Im Ton: „Von deinetwegen bin ich ⁊c.“ (7)
1.
Merkt auf, ihr Völker alle,
Was ich euch sagen will,
Gott geb daß euch gefalle
Vor alle Saitenspiel.
Wollt ihr hinter euch lassen
Ein Schatz der Gott gefallt,
Euren Kindern dermassen,
Geschicht es solcher Gestalt.
2.
Wollt ihnen scharf vorhalten
Gott's Wort und sein Gesetz,
Darnach Gott lassen walten,
Das ist ein guter Schatz,
So ihr selbst darnach lebet,
Wie euch's Wort unterweißt,
Ein gut Exempel gebet,
Darin'n wird Gott gepreißt.
3.
Georg Simons stehnd in Nöthen
Sein'm Sohn geschrieben hat,
Da man ihn wollte tödten,
Zu Harlem in der Stadt,
Da er dann lag gefangen
Von wegen der Wahrheit,
Hat er euch mit Verlangen
Dieß Testament bereit.
4.
Vor seinem End gestellet,
An seinen Sohn mit Fleiß,
Das Gut ihm auserwählet,
Lebt und starb Gott zum Preiß.
Er sprach: Mein Sohn thu neigen
Dein Ohr zu meiner Lehr,
Gehorsam dich erzeige,
Vom Bösen dich abkehr.
5.
Hab Gott allzeit vor Augen
Im ganzen Leben dein,
Thu nach der Welt nicht fragen,
Wo du recht weiß wilt seyn.
Thut dir Gott offenbaren
Sein Wort und Willen schon,
Wollst es nicht länger sparen,
Und dem in Eil nachgohn.
6.
Der Tod hat in den Alten
Und Jungen kein Unterscheid,
Wirst du dich nicht recht halten,
Es wird dir werden leyd,
Die vorgenannte Zeiten
Wollst du wohl legen an,
Und nicht ins Alter beyten,
Wirst nicht allweg Zeit han.
7.
Dein Wohnung solt du haben
Bey den Frommen allein,
Und mit den stolzen Knaben
Gar nichts haben gemein.
Ob dir die Bösen rieffen,
Daß du solt mit ihn'n gahn,
Thu dich mit nicht vertieffen,
Gang nicht auf dieser Bahn.
8.
Gedenk mein lieber Sohne,
Wie uns Paulus vermeldt,
Daß wir mit unserm Thune
Vors Gericht werden gestellt,
Daß wir an unsern Leiden
Em pfangen allzugleich
Was wir auf Erd thun treiben,
Straff geht an ihn geleich.
9.
Thu nicht nach Fleisches Muthe,
Noch nach dem Willen dein,
Gott's Will ist allein gute,
Dem solt nicht wider seyn.
Die nach dem Fleisch thun leben,
Die sind lebendig todt,
Thun Gott sein Ehr nicht geben,
Das bringt sie in den Tod
10.
Die nach geistlichen Sinnen
Des Leibs Werk tödten fein,
Diese bald werden innen,
Daß Gott wird mit ihn'n seyn,
Dann fleischlich seyn gesinnet,
Ist Feindschaft wider Gott,
Darum der reich Mann brennet,
In großer Feuers=Noth.
11.
Hast du übrige Weile,
Zu lernen dich bereit
Das Lesen recht mit Eile,
Daß du einen Unterscheid
Findest in Heilger G’schrifte,
Was Menschen=Lehr nur sey,
Und Gott selbst hab gestifte,
Auch was sein Befehl sey.
12.
Und sein göttlicher Wille
An uns zu aller Zeit,
Den lerne in der Stille
Mit rechter Emsigkeit.
Das ist der Wunsch mein's Herzen,
Und auch mein fleißig Bitt,
Daß du in diesen Schmerzen,
Und Jammer kommest nicht,
13.
Der noch künftig soll kommen
Auf die Gottlosen all,
Die jetzt hassen die Frommen,
In diesem Jammerthal.
Jörg gab seim Sohn viel mehre
Vor seinem End Bericht,
Viel gute Weiß und Lehre,
Daß er soll weichen nicht
14.
In keinen Weg vom rechten,
Es kost Gut oder Blut,
Vor die Wahrheit thät er fechten,
Hatt eines Löwen Muth.
Man hat fünfzehen hundert
Sieben und fünfzig zählt,
Als man Jörgen absondert.
Und an den Pfahl ihn stellt.
15.
Daran hat er vollendet
Das fromme Leben sein,
Sein Trübsal ward verändert
In ewig Freud gar fein.
Ihr Eltern nehmts zu Herzen,
Gebt ein feines Vorbild
Euren Kindern ohn Scherzen,
In Tugend sanft und mild.
16.
Daß sie nichts von euch sehen,
Dann gute Frücht allzeit,
Nichts nützer mag ihn'n g'schehen
Zu ihrer Seligkeit.
Das helf uns Gott allsammen
Zu überwinden frey.
Nun sprechet fröhlich Amen,
Der Preiß des Herren sey.
Das 45. Lied.
Ein neu geistlich Lied, darin sich ein Nachfolger Christi klagt, so ihn die Trübsal um des Worts willen troffen hat: Der Herr antwortet ihm fanftmüthig, mit Erzählung, wie es ihm in dieser Welt auch ergangen sey.
Im Ton: Eins Morgens früh vor Tag, als ich erwacht. (15)
1.
Es b'gab sich auf ein Zeite,
Als ich vertrieben war
Sank ich in Traurigkeite,
Als ich ausging von Weib und Kind,
Es regnet sehr und weht der Wind.
2.
Ich gieng fürbaß mein Strassen,
Zeigt Gott mein Kummer an,
Er sollt mich nicht verlassen,
Mein Herz ließ viel der Seufzer groß,
Viel manche Thränen ich vergoß.
3.
O Höchster Schöpfer meine,
Du gabst mir Leib und Seel,
Ein Weib und Kinder kleine,
Die ich solt ziehn und lehren,
Mit meiner Hand ernähren.
4.
Dabey will mich nicht lassen
Die weltlich Obrigkeit,
Kränkt mich über die Massen,
Mein Kind die so zerstreuet gohn,
Und ander Leut beschweren nun.
5.
Kein Frevel ich begienge,
Darum mir das geschicht.
Ein Antwort ich empfinge,
Wer einen Bau will heben an,
Soll ihn vor übersummen thun.
6.
Ich hab mich dir ergeben,
Mit allem das ich hab,
Im Willen dein zu leben.
Darum hat mich die Welt verjagt,
Mich wundert sehr; Gott weiter klagt:
7.
Herr! wer thut deinen Willen,
Und steht von Sünden ab,
Dem du es hilfst erfüllen,
Das dünkt mich doch so gar unrecht,
Daß die Welt solchen Menschen schmächt.
8.
Wiewohl mir viel gebrichte,
Und hab es wohl verschuldt,
Was mir von ihm geschichte.
Dann ich gar ungezogen bin,
Rath mir, o Gott! wo soll ich hin.
9.
Die Lotter und die Buben,
Und Vögel hond ihr Nest,
Die Füchs hond ihre Gruben,
Des Menschen Sohn war deß beraubt,
Hatt' nicht, darauf er legt sein Haupt.
10.
O Gott, ob allen Dingen
Wär das meins Herzens Wonn,
Dein'n Willen zu vollbringen,
So ich darum verwirket hon,
Mein Haab und Gut verbotten lon.
11.
Gewalt den mußt ich leiden,
Spricht Christus unser Herr,
Unter Jüden und Heiden,
Um meinen Rock warf man das Looß,
Sie machten mich nacket und bloß.
12.
Sehr thut mein Herz betrüben,
Wo ich zum Land aus gang,
So kommen Brief geschrieben,
Man soll mich g'fänglich nehmen an,
Als hätt' ich einen Mord gethan.
13.
Sie haben mich gefangen,
Als einen bösen Mann,
Mit Spiessen und mit Stangen.
Von Dorn ein Kron ward mir bereit,
Ins Angesicht ward ich gespeyt.
14.
Mir sind die Predicanten,
O Herr, so grimm und gramm,
Komm ich zu mein'n Verwandten,
So richt ich bald ein Trauren an,
Bey mir sich fürchtet jedermann,
15.
In meinem Eigenthume
Ward ich nicht g'nommen an,
Die Schriftg'lehrten unschame,
Ließen mich creutzigen in Schmach,
Viel Wunder groß durch mich geschach.
16.
O Herr, wenn ich thu klagen
Mein Kummer und Trübsal,
Thut man herwieder sagen,
Es sey um mich ein böser Streit,
Dunkt mich besser dann ander Leut.
17.
Am Creutz klagt ich ihn'n allen,
Ein Trunk von ihn’n begehrt
Man both mir Eßig Gallen,
Spöttlicher Weiß schrie jedermann,
Bist du nun Gott, so steig darvon.
18.
Ein Schwärmer man mich nennte,
Darzu ein Schwindelgeist,
Von aller Welt geschändte.
Sprechen, wenn ich die Wahrheit redt,
Warum ich nicht auf d' Canzel trät?
19.
Ein Teufel mußt ich seyne
Doch sagt ich euch zu Stund,
Ihr solt das Heil'gthum meine Matth. 10, 7.
Nicht werfen zu den Hunden hin
Noch eure Perlen vor die Schwein.
20.
Geh ich in stillem Wesen, Galat. 1.
Oder zu deiner G’mein, Matth. 5, 10. 24.
Absonder mich vom Bösen,
So werd ich alsbald ausgerüfft
Als der ich in die Winkel schlüpff.
21.
Wilt du der Welt gefallen,
Magst nicht mein Diener seyn. Marc. 8.
Warlich, ich sag euch allen, Luc. 6. Joh. 15. 16.
Die mir recht wollen folgen nach,
Den'n wird es gehn, wie mir geschach.
22.
Das glaub ich dir, o Herre.
Weil ich ein Spieler war,
Trieb viel der Laster schwere,
Konnt ich in aller Welt bestahn,
Jetzt bin ich ein so böser Mann.
23.
Von mir die Pfaffen sagen Johannes 11.
Der Welt, die ihn'n hört zu,
O Obrigkeit! sie klagen,
Brauchs Schwerdt, diß Volk ausreut,
Es sind auf Erd nicht bös're Leut.
24.
O Oberkeit hab Achte,
In Treuen warn ich dich, Esaj. 5. Jere. 27.
Was Pfaffen hond erdachte, Ezech. 13.
Sie wolten gern unschuldig seyn Hosea 6.
Des Christenbluts, dich mischen drein.
25.
Sie haben mich thun zählen
Unter die Mörder Schaar,
Die Schriftgelehrte G’sellen.
Barrabas ward ledig erkennt Matth. 29.
Ich aber ward ans Creutz gehenkt.
26.
O Gott! wer mag aussprechen
Dein inbrünstige Lieb
Ein Herz möcht drob zerbrechen,
Daß man dir so hart wider ist,
Und du uns noch so gütig bist.
27.
Ich bin zwar gütig immer,
Doch werd ich straffen hart,
Dort ewiglich und immer
All die nicht bleib'n in meiner Lehr,
Kein Titel vom G’setz fällt nicht mehr.
28.
Verleih mir Herr Gedulte,
Mag es nicht anders seyn,
Verzeih die Sünd und Schulde
Allen die mich thun hassen an,
Mein Weib und Kind nicht achten thun.
29.
Ich hätt dir viel zu sagen,
Vor Trauern ich nicht mag,
Mein Herz thut Seufzer schlagen,
Kam in ein'n Wald und setzet mich,
Klagts Gott und weinet bitterlich.
30.
O Gott, thu mich erretten
Mit samt deiner Gemein,
Vor den falschen Propheten,
Die mir stellen nach meiner Seel,
Strick sind gelegt, komm wo ich will.
31.
HErr thu gnädig behüten
Mein Weib und kleine Kind,
Bitt dich in deiner Güten,
Sey ihr in Gnaden eingedenk,
Ists dein Will, sie mir wieder schenk.
32.
Hast du auf mich gebauen,
So will ich dich erretten.
O Gott ich hab Vertrauen,
Leb in Trübsal der Hoffnung schon.
Glück wünscht Hans Büchel jedermann.
Das 46. Lied.
Ein neu christlich Lied von der jetzigen erschröcklichen letzten Zeit, in welcher sich so viel und mancherley Rottirer, Secten, und falsche Propheten offenbaren, sammt den blutgierigen Tyrannen.
Zu singen Im Ton: Ewiger Vater im Himmelreich, ⁊c. (8)
1.
Ein g'fahre Zeit vor nie erhört,
Seit Gott erschuf Himmel und Erd,
Ists nie so übel g’standen,
Als jetzt bezeuget Sonn und Mond,
Die Stern so an dem Himmel stond,
In Deutsch und Welschen Landen.
All Ehrbarkeit hat sich verkehrt,
Die König, Fürsten, Herren.
Regieren jetzt das geistlich Schwerdt,
Falsch Propheten sie lehren,
Der Fromm weiß schier nimmer wo nauß,
Man findt oftmals vier Glauben
Jetzund in einem Haus.
2.
All Einigkeit wird g'stossen um,
Was eben ist, muß werden krumm,
In geist= und weltlick Sachen,
Beyd Oberkeit und Unterthan,
Bey Reich und Armen, Frau und Mann,
Deß mag kein Weiser lachen.
Alle Boßheit und Uebermuth
Ist hoch über die Massen,
Es schwören jetzt bey Christi Blut
Die Kinder auf der Gassen.
All Sünd die man erdenken kann,
Sind jetzt gemein auf Erden,
Es treibt sie Frau und Mann.
3.
Daran will niemand schuldig seyn,
Jedermann rühmt sich Gottes G’mein,
Der Türck, Juden und Heiden,
Pabst, Luther, andre Secten viel,
Die ich nicht all erzählen will,
Uneinig sind gescheiden.
Jede Parthey will haben recht,
Drum kriegen und rathschlagen,
Darob ein Volk das andre schmächt,
Umbringen und verjagen,
Als Löwen, Bären, wilde Schwein,
Ein Volk das andre hasset,
Ach Gott, sieh du darein.
4.
Errett die Auserwählten dein,
Weil jetzt, o Herr, viel brechen ein,
Der geistlichen Tyrannen
Die man in allen Landen sicht,
Was einer baut, der ander bricht,
Niemand thut man verschonen.
Geistlich Aufruhr und Tyranney,
Sich überall empören,
Unreine Lehr, falsch Prophecey,
In aller Welt sich mehren,
Darob ein Volk das ander richt,
Urtheilen und verdammen,
O Gott verlaß mich nicht.
5.
Errett mein Seel, Gott wohn mir bey,
Weil jetzt die geistlich Tyranney
So grausam sich erzeiget.
Auch manche Irrthum unerhört,
Jetzt brechen ein und werden g’lehrt,
Bey allem Volck geneiget.
Unreine Geister kommen viel,
Die Seel und Hertz verwunden.
Falsch Brüder seyn ohn Maas und Ziel
Im Land oben und unten,
Die wüten, laufen hin und her,
Der Frommen viel zerstören
Die vor lebten in Gottes Ehr.
6.
Lebten in Lieb der Einigkeit,
Jetzt leben sie in Haß und Neid
Einander schänden, schmähen,
Einiger Schöpfer, Gott und Herr
Wem soll ich doch vertrauen mehr:
Den Jammer thu ich sagen.
Auf die ich hätt' ein Schloß gebaut,
Die haben mich betrogen,
Ja Leib und Seel ihn'n hätt vertraut,
Hond mir ein Sach verzogen,
Ganz ärgerlich zurück verläumdt,
Ach Herr, thu ihn'n verzeihen,
Ein Bruder sich deß schämt.
7.
Ach Herr! du weißt wohl, wer ich bin,
Auf dich setz ich Verlust und G’winn,
Mit allen Bundsgenossen,
Zu streiten widers Teufels Freund.
Pabst, Secten und gottlos Gesind
Einhellig hond beschlossen,
Zu creutzigen den frommen Mann,
Wie ich das hab gelesen,
Ein Druck ließ man zu Worms ausgahn,
Da ist versammlet g’wesen,
Als man zählt sieben und fünfzig Jahr,
Hochpriester und Schriftg'lehrten.
Endlich beschlossen war,
8.
Daß wer ihn'n etwas z’wider lehrt,
Den solt man richten mit dem Schwerdt,
Sein Blut solt man vergiessen;
Auch wer nicht woll zur Kirchen gahn,
Den soll man g'fänglich nehmen an,
Als unsinnig einschliessen,
Darnach sollt ihn die Obrigkeit
Ein Jahr drey viere quälen
Im G’fängniß, bis er schwör ein Eid,
Zu glauben was sie wöllen.
Ist das nicht eine Tyranney,
Daß einer soll bekennen,
Daß Wahrheit Lügen sey.
9.
Wer hat doch solches je erhört,
Das man soll Christen mit dem Schwerdt
Zu Gottes Reich bekehren.
Wie jetzt vornimmt der G’lehrten Hauf,
Ihr Kinder Gottes sehet auf,
Laßt euch die Welt nicht wehren.
Gott wird den Stolz und Uebermuth
Zerbrechen und vergelten.
Für'n HErren setz dein Leib und Gut,
Laß dich nun schänden, schelten.
Also dem Herren auch geschach,
Sein Jünger thät er lehren,
Sanftmüthig zu ihn'n sprach:
10.
Euch wird man führen vor Gericht,
Verspotten auch wie mir geschicht,
Von wegen meines Namens,
Man wird euch tödten und abthun,
Wird euch auch hassen jedermann.
Wer sich mein thut beschamen
Vor den Menschen, den will auch ich
Bey meinem Vater eben
Ins Himmel Thron verläugnen mich.
Und wer in diesem Leben
Bekennen thut den Namen mein,
Will ich dort nicht verläugnen,
Er sey groß oder klein.
11.
Zu diesem Streit, o frommer Christ,
Der Glaub und Lieb vonnöthen ist
Gedult sollt du auch haben.
Ergib dich Gott mit Kind und Weib,
Von Herzen gar mit Seel und Leib,
Der dich wird wohl begaben.
Geistliche Frucht, Lieb sanften Muth,
Thu jedermann beweisen.
Den Feind, der dich betrüben thut,
Sollt du sanftmüthig speisen,
Barmherzigkeit, o Bruder mein,
Thu jedermann erzeigen,
Gleich wie der Vater dein.
12.
Wie du im Vater Unser hörst,
Vergib die Schuld wie du begehrst,
Trag brüderlich Mitleiden.
Erspiegel dich im Herren Christ,
Leb auch also ohn arge List,
Nachred solt du vermeiden.
Halt dich pur, lauter, keusch und rein,
Thu all's zum besten kehren.
Vermeid auch allen bösen Schein.
Die Freundlichkeit des HErren
Laß kund werden vor jedermann.
Was du von mir wilt haben
Solt auch ein'm andern thun.
13.
Richt keinen Menschen unverhört.
Man redt oft viel, ein Sach verkehrt,
Viel besser wär geschwiegen.
Daraus erwachsen falsch Gerücht,
Rott, Secten, wie man täglich sicht,
Geistlich Aufruhr und Kriegen.
Brauch rechte Maß in allem Ding,
Sichst du dein Bruder irren,
Mach es nicht groß, auch nicht zu ring,
Gang selbst hin, thu ihn führen
Für Gottes Kind ohn Argelist,
Sein Handel solt erklären,
Wann er entgegen ist.
14.
Darnach laß Gott den Richter seyn,
Gedenk ihm nach, o Bruder mein,
Thu Gott nicht widerstreben,
Betrüb kein Menschen nimmermehr,
Den ledig zählt dein Gott und Herr,
Als lieb dir ist dein Leben.
Den Feind lieb auch, aus Herzens Grund:
Die dich vermaledeyen,
Den’n red du wohl zu aller Stund,
Solt ihm auch rathen, leihen.
Das ist der Grund und Fundament,
Dabey ein Freund des Herren
Hie soll werden erkennt.
15.
Darum, o Welt! ist gar umsonst
Dein grosser Glaub, Weißheit und Kunst.
Dein Abendmahl und Taufen,
Wird dich nicht machen frey vor Gott,
Weil ihr nicht haltet sein Gebot,
Was hilft das Kirchenlauffen?
Weil ihr lebet den Heyden gleich
Im Wucher und Verkauffen,
Gott'slästerung trägt niemand Scheu,
Geitz, Spielen, Fressen, Sauffen,
Hoffart, Ehbruch, Abgötterey,
Mord, Kriegen, Lügen, Triegen,
Ist alles worden frey.
16.
Noch rühmt man sich als Gottes Kind,
Ein Christ sich drob möcht weinen blind,
Erzittern und verzagen,
Der solchen Jammer sagen muß.
Wer redlich ist und würket Buß,
Den thut all Welt verjagen,
Mit großer Tyranney und Schmach
Stellt man ihm nach dem Leben.
Die Oberkeit läßt bieten auch,
Ihm nicht zu essen geben
Bey hoher Straff, wo man die sicht,
Soll man sie g'fänglich führen,
Auch sie behausen nicht.
17.
Ach weh der großen Noth, darin'n
Jetzt solche Leut gebohren seyn,
Die Gott sein Volk umgeben.
Wär besser in dem Meer ertränkt,
Ein Mühlstein an den Hals gehenkt,
Wie Christus lehret eben,
Wer ärgert das unschuldig Gut,
Wär besser nie geboren.
Dann Gott wird seiner Zeugen Blut
Rächen in seinem Zoren.
Darum, o Mensch, es wird dir leyd,
Wann Gott der Herr wird fragen
Nach der Barmherzigkeit.
18.
Ich war ein Gast, ihr haust mich nicht,
Ich litt Durst, Hunger, Christus spricht,
Ich lag krank und gefangen,
Ihr aber gabet mir kein Brod,
Tröst mich auch nicht in meiner Noth.
Nacket bin ich umgangen,
Ihr aber habt mich nicht bekleidt.
Weicht ihr Vermaledeyten,
Euch ist das ewig Feur bereit.
Kommt ihr Gebenedeyten,
Besitzet meines Vaters Reich
Ihr sollt euch mit mir freuen
Immer und ewiglich.
19.
Dann ihr habt mit mir g'tragen Leyd,
Erzeigt Lieb und Barmherzigkeit,
Jetzt will ichs euch vergelten
In meinem Reich ob hundert mal.
Geht aus und ein in meinem Saal,
Mit allen Auserwählten.
Darum Ober= und Unterthan,
Ihr Reichen und ihr Armen,
Ohn Unterlaß gedenkt daran,
Des Nächsten euch erbarmen.
Von ganzem Herzen dich bekehr
So wird sich mit dir freuen
Das ganz himmlische Heer.
20.
Das helf uns Gott allen gemein,
Geheil’get werd der Name dein,
Dein Reich zukomm, o Herre.
Dein Will gescheh bey jedermann,
Auf Erden wie ins Himmels Thron,
Der Seelen Speis uns mehre.
O Herr! vergieb uns allgemein
Die Schuld, wie wir vergeben.
Führ uns nicht zur Versuchung ein,
Errett uns in dem Leben.
Bewahr uns, HErr, vorm Uebel all.
Wer das begehrt, sprech Amen,
Zu hundert tansend mal.
Hans Büchel.
Das 47. Lied.
Ein schönes Lied vom Sommer und Winter, mit geistlicher Erklärung.
In seinem eigenen Ton.
1.
Der Winter kalt, rauh ungestalt,
Hat sich gewendt, kommt an ein End,
Das bringt den Menschen Wonne.
Die Lerch sich schwingt, ihr G’sang erklingt
Mit Freuden=Schall laut überall,
Holdselig leucht die Sonne.
Uns bricht herfür des Sommers Zeit,
Mit Lieblichkeit so süssen,
Daß alle Frücht der Erden geit,
Daß man ihr mag geniessen.
Kraut, Laub und Gras, in rechter Maaß,
Die Bäum ihr Blüth erzeigen,
Die Reben g’winnen Augen schön,
Ihr Frücht zu geb'n.
Der Ackerbau, wächst her aufs neu,
Thut uns den Sommer zeigen.
2.
Die Winterzeit das G’setz bedeut,
Darinn so hart gefroren ward
Die Frucht Göttlicher Gnaden.
Kalt rauh erfror'n, durch Gottes Zorn,
War Menschenkind, in Schuld und Sünd
Kein Frucht mocht da gerathen,
Bis zu der Sommers=Zeit Anfang,
Der uns doch ward verheissen.
Die Lerch sich durch die Wolken schwang,
Mit süsser Stimm und Weise,
Durch Gabriel in Freudenschall,
Und lieblich Melodeyen,
Spricht zu der edlen Magd mit Gier,
Gott ist mit dir
Du wirst ein Sohn gebären thun,
JEsus der soll sein Name seyn.
3.
Von Himmel Brunn, die Gnaden Sonn,
Christus der Hort durchs Vaters Wort,
In leiblicher Gestalte
Den Zoren wild des Vaters stillt,
Am Creutze starb und Gnad erwarb,
Vertrieb den Winter kalte.
Dann Christus ist des G'setzes End
Dem der an ihn thut glauben.
Sieh wie der Sommer zu uns wend
Mit mildiglichen Gaben,
Schleußt auf die Erd, erfroren hart
Des Menschen Herz und Muthe,
Mit Gnad und Liebe er durchweicht,
Mit Gnad durchleucht,
Dardurch ers macht, mild und geschlacht,
Zu vollbringen das Gute.
4.
Zuvor sendt in den Weinberg sein,
Die Ackerleut, daß mans ausreut
Die Dorrenbüsch dergleichen,
Stöck, Stein und Blöck räumt aus dem Weg
Die Büchel krumm, läßt graben um,
Und die Thäler einstreichen.
Zu hauen von den Bäumen ab,
Was da verdorben seye,
Desgleichen zu der Wurzel grab,
Mit allem Fleiß und Treue,
Ob sie hab Saft, nicht sey schadhaft,
Um die Weinstöck zu bauen,
Darnach die Reben binden an
Das Böß davon
Zu schneiden fort, was sey verdorrt
Und all's aufs neu erbauen.
5.
Des HErren Knecht treu und gerecht,
Seyn die Bauleut, in Gnaden=Zeit,
Die uns das Heil verkünden.
Zuvor die Buß der Mensch han muß.
Sie zeigen an, was Gott will han,
Sie mahnen ab von Sünden,
Des Menschen Herz suchen mit Fleiß,
Ob es nicht sey beflecket
Mit Disteln, Unkraut, Laub und Reiß,
So sich da hat verstecket
Im Winter kalt, Unglauben alt,
Darinn wir lagen starren,
Eh uns Christus recht war bekannt.
All'n Unverstand
Und falschen Wahn, hinweg zu thun,
Sie gar kein Fleiß nicht sparen.
6.
Zu Gottes Lob, der Mensch sehr grob
Wird zubereit durch solch Arbeit,
So giebt Gott sein Gedeyen,
Ihm sey die Ehr, sonst keinem mehr,
Er legt den Grund, ihr Herz und Mund,
Aus väterlichen Treuen,
So wir ihm treulich halten hin,
Und eigner Will nicht trutzet,
Vom Tod erlößt, durch Gott getröst,
In Christo auserkohren,
In ihm ist alles worden neu,
Ein Christ darbey,
Wird klar erkennt, wer sich abwendt,
Wird durchs Wort neu geboren.
7.
Nicht mehr dem Fleisch, sondern im Geist,
Lebt er in Zucht, bringt geistlich Frucht,
In dieser Gnaden Zeite.
Gedult mit Gier, grünet herfür
Hoffnung, Lieb, Treu, wächst mancherley,
Solch Frücht der Sommer geite.
O Herr Gott hilf, daß wir nicht träg
Die Sommer Zeit verzehren,
Sondern einsammlen alleweg,
Daß wir uns mögen nähren
Geistlicher Weiß. Lob, Ehr und Preiß
Sey deinem heil’gen Namen,
Der du aus Gnad uns hast erwählt,
Und dargestellt,
Hilf daß wir Nutz, und alles Guts
Schaffen durch Christum.
Amen.
Das 48. Lied.
Ein ander schönes Klaglied, von Hänslein von Bilach gemacht.
Im Ton: An Wasserflüssen Babylon. (10)
1.
Einsmals spatziert ich hin und her,
In meinen alten Tagen,
Trachtet wie nah der Tod mir wär,
Da fing ich an zu zagen.
Ich dacht in meines Herzens Grund,
Nun hab ich weder Tag noch Stund
Und hab viel Sünd begangen,
All meine Tag nie Guts gethan,
Gottes Gebot all unterlahn,
Der Tod hat mich umfangen.
2.
O grimmer Tod, wie bist so stark,
Daß dich niemand mag zwingen,
Du schwächst die Bein, zerstößt das Mark,
Das thu ich wohl empfinden,
Mein Angesicht machst ungestalt,
Mein Rücken beugst mit ganzem G’walt,
Mein'n Ohren nimmst das Hören,
Die Augen einem werden roth
Händ und Füß bringest mir in Noth,
Das kann ich nicht erwehren.
3.
Da ich erkannt die große Noty,
Mit Angst war ich umgeben,
Als mich umfangen hat der Tod,
Stellt mir auf Leib und Leben,
Und ich auch nicht entrinnen konnt,
Rief ich zu Gott mit Herz und Mund,
Gib Besserung mein's Lebens.
Ja daß ich mög von Sünd abstahn,
Reu und auch Leid darüber han,
Eh ich muß Rechnung geben.
4.
Ich danke Gott dem Schöpfer mein,
Daß er mir Gnad hat geben,
In Lieb mein Herz gemachet rein,
Verneuert all mein Leben,
In wahrem Glaub'n durch Jesum Christ,
Der unser Mittler worden ist,
Hat mein Schuld auf sich g'laden,
Jetzt mag uns nichts mehr schädlich seyn,
Wir geben dann den Willen drein,
Vom Tod gehn wir ins Leben.
5.
Ich nahm mein Stäblein in die Hand,
Zur G'meine thät ich schleichen,
Da ich Gottes Wort reden fand,
Den Armen als den Reichen.
Sie lehrten aus der Heil'gen Schrift,
Hüt euch vor Menschen=Tand und Gift;
Mensch wilt du nicht verderben,
So glaub dem wahren Gottes Sohn,
Der g’nug am Creutz für uns hat thon,
Daß wir nicht ewig sterben.
6.
Trutz sey dir Teufel, Tod und Höll,
Dann du bist überwunden.
Obwohl noch Fleisch und Blut mein G’sell,
Jetzt hat dich Christus bunden,
Und dir genommen allen G’walt,
All unser Sünd dem Vater zahlt,
Erworben ewigs Leben.
Noch thut die Welt uns fechten an,
Ein starken Glauben müssen wir han,
In Lieb und Hoffnung schweben.
7.
Das geb uns Gott durch seinen Sohn,
Und durch den Heil'gen Geiste.
Daß wir ihm herzlich danken thun,
Gedult woll er uns leisten,
Hinfort zu bleiben auf dem Pfad,
Den Christus vorgebahnet hat,
Die Sünd und Laster meiden,
Und all's was ihm zuwider ist.
Das helf uns Gott durch Jesum Christ
Mit ihm in ewig'n Freuden.
Amen.
Laus Deo.
Das 49. Lied.
Ein ander Klaglied, von Martin Dürr zu Augspurg.
Im Ton: „Erzörn dich nicht, o frommer Christ. (9)
1.
O HErre Gott, in meiner Noth,
Kläglich ich zu dir ruffe,
Dann ich bin sehr gefallen schwer,
In Sünden also tieffe.
Von deiner Gnad, der Feind mich hat
Gar schändlich abgewendet.
Er gab mir ein, es möcht wohl seyn,
Dardurch er mich verblendet.
2.
Groß ist der Schad mein'r Missethat,
Die mich jetzt hat beflecket.
Im G’wissen mein, da leid ich Pein,
Groß Trauren mich umschränket,
Angst, Leid und Schmerz
Umgeht mein Herz,
Schwerlich bin ich bekümmert.
Mein Athem auch ist worden schwach,
Mein Freud ist mir vertrümmert.
3.
Mein Seel in Noth, bis in den Tod
Gänzlich betrübet iste.
Wasser der Höll, haben mein Seel
Umgeben zu der Friste.
Der Tod hat schon gespannet an
Sein'n Bogen, und mit Eile
Stellet mir nach, mein Leben auch,
Scheußt auf mich tödtlich Pfeile.
4.
So ich mich richt, betracht mein Pflicht,
Daß ich hie hab gethone
Vor dir, o Gott, dein Wort und G’bot
Zu halten fest fortane,
In Lieb und Leid, zu aller Zeit,
Endlich darinn verharren,
Dir g’fällig seyn, o Vater mein,
Das hab ich überfahren.
5.
Durch groß Unfleiß, unachtsam Weiß,
Ich da vorüber ginge,
Betrachtet nit dein Willen mit
Da ich Schaden empfinge.
Darum ich wohl billiglich soll
Die Straff von dir erdulden.
Deß ich sehr klag, nicht um mein Plag,
Sondern nur um mein Schulden.
6.
Herr durch dein Huld, so hab Gedult,
Daß ich dich Vater heisse,
Weil ich befind, daß ich kein Kind
Dir bin gefälliger Weise.
Ich achte mich unwürdiglich,
Daß man mich heiß dein Sohne,
Herr mach mich recht, gleich deine Knecht,
Dann ich hab übel thone.
7.
Dann ich hab mich versünd schwerlich,
Im Himmel und auf Erden.
Mein'r Sünden groß, mag ich nit loß,
Auch nimmer ledig werden.
Wo du mir nit, Herr theilest mit
Dein Gnad mich läßt erwerben,
Die Christus hat erworben drat,
Wohl durch sein bitter Sterben.
8.
Darum bitt ich Herr fleißiglich,
Wollest dich mein erbarmen,
Mir gnädig seyn, o Vater mein,
Zu Hülf kommen mir Armen.
Mein Sünd ohn Maaß, erkenn ich groß,
Die mich von Herzen reuen,
Doch ich betracht, viel höher acht
Christi Verdienst aus Treuen.
9.
Durch den allein, mach mich Herr rein,
Doch g'scheh dein Will an mire.
Meiner Begehr bin ich gewährt,
Mein Hoffnung steht zu dire,
Ich werd getröst, von Sünd erlößt,
Herr, durch dein heil'gen Namen,
Nimm mich aus Schuld wieder zu Huld,
Durch Jesum Christum,
Amen.
Das 50. Lied.
Ein ander schön Lied, von den sieben Gaben des Heil. Geistes. Christoph Bisel.
Im Ton: Wohl dem, der in Gottes Furchten. (1)
1.
O Gott Schöpfer, Heiliger Geist,
Zu Lob und Preiß dir allermeist
Woll'n wir einträchtig singen,
Und nach den guten Gaben ringen.
2.
Die erste Gab, wem sie wird kannt,
Wird die Göttliche Furcht genannt,
Ist ein Anfang aller Weißheit,
Die uns den Weg zum Leben b'reit.
3.
Sie erzittert ab Gottes Wort,
Und geht ein durch die enge Pfort,
Treibt Sünd und gottloß Leben aus,
Wacht und bewahrt fleißig ihr Haus.
4.
Die ander Gab ist Gütigkeit,
Die Menschenkind machet bereit,
Sein Nächsten herzlich zu lieben,
Und sich in allem Guten üben.
5.
Ist jedermann ordentlich hold,
Vergiebet und beweißt Gedult,
Freut sich wann etwas Guts geschicht,
Und klagt so man was Böß verricht.
6.
Die dritte Gab ist Wissenheit,
Die lehrt den Menschen allezeit,
Was Gott verbiet und lässet frey,
Was zu thun und zu lassen sey.
7.
Wer die hat, der fleucht von der Welt,
Und meidet was Gott nicht gefällt,
Baut nicht aufs Eiß noch auf den Sand,
Thut alles Guts was er erkannt.
8.
Die vierte Gab wird auch erkannt,
Und billig diese Stärck genannt
Mit welcher dein Volk allezeit
Ritterlich ausführt ihren Streit.
9.
Dann wo du nicht mit solcher Kraft
Zurüstest deine Ritterschaft,
Kein gut Werk von dir wird geschehn,
Man wird auch keinen Ritter sehn.
10.
Die fünfte Gab das ist dein Rath
Des HErren Knechten ist sehr noth.
Daß sie unterscheiden mit Fleiß
In Glaubens=Kraft geistlicher Weiß.
11.
So viel Gott's Wort und Furcht antrifft,
Rath geben nach Heiliger Schrift,
Damit es wohl regieret werd,
Als Gott's Gemein und kleine Heerd.
12.
Die sechste Gab ist recht Verstand,
Der Welt ganz fremd und unbekannt,
Bezeugt ihr Treu die größte Werk,
In Gottes Gnaden tröst und stärk.
13.
Sie lehret mit Einfältigkeit
Den Weg zur Seligkeit bereit,
Nach Inhalt heiliger Geschrift,
Welche sonst kein Weltweiser trifft.
14.
Die siebend Gab ist die Weißheit,
Den Christen Noth zu aller Zeit
Dann sie lehret weißlich wandlen,
Und mit Vorsichtigkeit handlen.
15.
Sich hütet vor des Teufels List,
Vor der Welt und dem Antichrist,
Gänzlich sich zum HErren wenden,
Mit Fleiß sein'n heil'gen Bund vollenden.
16.
O Heiliger Geist! nun steh uns bey
Mit diesen Gaben, uns verleih,
Daß wir in Geistes Kraft und Zier
Dein'n Namen preisen für und für.
Das 51. Lied.
Ein anderes schönes Lied.
Geht in Herzog Ernstens Ton. (8)
1.
Ewiger Vater im Himmelreich,
Der du regierest ewiglich,
Vom Anfang bis zum Ende,
Der uns allsamt geliebet hat,
Und vor uns geben in den Tod
Sein allerliebsten Sohne,
Der uns allsamt erlöset auch,
Die ihn wahrhaft erkennen,
Ja wer ihm jetzt will folgen nach,
Da von wir uns thun nennen,
Er ist allein der ewig Trost,
Wer nun auf ihn thut bauen,
Von der Höllen wird erlößt.
2.
Es ist fürwahr ein enger Weg,
Wer jetzt will gehn des Himmels Steg,
Der muß sich eben halten,
Daß er nicht strauchle auf dem Pfad,
Durch Trübsal, Elend, Angst und Noth,
Die Lieb muß nicht erkalten,
Muß sich verlassen ganz und gar
Auf Gott, ihm ganz vertrauen.
Die Schrift zeigt an lauter und klar,
Auf Gott soll man fest bauen.
Er ist der Fels, Eckstein und Grund,
Wer ein Haus auf ihn bauet,
Kein Wind stößt ihm das um.
3.
Der ist vor Gott ein weiser Mann,
Der sein Haus wohl bewahren kann
Daß ihm nicht werd umg'stossen
Von den Menschen in dieser Welt,
Die nur stellen nach Gut und Geld,
Und Gottes Wort verlassen,
Welches doch bleibt in Ewigkeit,
Hat nimmermehr kein Ende.
Der Herr gibt ein freundlich Bescheid,
Von ihm soll'n wir nicht wenden.
Er ist der Schatz in Ewigkeit,
Und wer ihn thut erlangen,
Wird han die ewig Freud.
4.
Kein Mensch dazu nicht kommen mag,
Der nicht der ganzen Welt sagt ab.
All' Creatur auf Erden
Muß sich in Christo gar ergeben
Und ihm aufopfern Leib und Leben,
Willt du sein Jünger werden.
Auf daß er werd von Sünden frey,
Und nimmermehr gedenke,
Ja daß er Gottes Diener sey
Kein Tritt von ihm nicht wanke.
Dann sprech, mein Gott ins Himmelsthron,
Halt mich in deiner Liebe
Daß ich erlang die Kron.
5.
Gott spricht: das will ich gerne thun
Wirst du allein mir hangen an,
Und liebest mich von Herzen.
Was du wirst leiden von meinet wegen
Das will ich dir vergelten eben,
Und wenden deinen Schmerzen,
Ich will dich führen in mein Reich
Du solt dich mit mir freuen.
Will dich behüten ewiglich,
Vor aller Angst und Leide.
Und wo ich bin, da solt du seyn,
Mein Herrlichkeit solt schauen,
Ewig im Reiche mein.
6.
Darum bitt ich ihn herziglich,
Daß er uns Gnad und Kraft verleih,
Daß ihr es möcht erdulden.
Dann er je straffet seine Kind,
In der Gedult gar sanft und lind,
Darzu mit grossen Hulden.
Daß er ihn'n Treu und Gnad beweiß,
Daß sie ihn soll'n erkennen,
Will sie setzen ins Paradeis,
Und nimmer daraus nehmen.
Das durch Adam verloren war
Hat Christus aufgebauen,
Gezieret schön und klar.
7.
Die Klarheit ist der ewig Gott,
Der alle Ding erschaffen hat,
Im Himmel und auf Erden,
Sonn, Mond und auch das Firmament,
Die Stern so an dem Himmel stehnt,
Preisen Gott all mit Gerden.
Die Vögel in dem grünen Wald
Thun sich in Freud aufschwingen.
Sie schreyen laut so mannigfalt,
Daß in dem Wald thut klingen,
Und was da lebt und schweben thut
Im Himmel und auf Erden,
Zeigen das ewig Gut.
8.
Gott spricht: Ich schuf Himmel und Erd,
Daß du meiner Wahrheit hast begehrt,
Und lebst nach meinem Willen,
Der vorigen Ding er nie dacht,
Es steht alles in Gottes Macht.
Was du nicht kannst erfüllen,
So ist Gott treu, freundlich und mild,
Der hat es überwunden.
So du in Freuden leben wilt,
Bitt Gott zu allen Stunden,
Daß er dich b’hüt vor Ungemach,
Wirst du dich ewig freuen,
In Dingen die Gott sach.
9.
Es ist kein Mensch auf Erden nicht,
Der uns die ewig Freud ausspricht,
Die uns Christus will geben.
Die leben nach dem Willen sein,
Vermeiden allen bösen Schein,
Der uns hindert am Leben.
Das ist die Wollust dieser Welt,
Mit Fressen und mit Sauffen.
Die mehr nachstell'n dem Gut und Geld
Handthieren und verkaufen.
Gott spricht: Dasselbig wird vergohn,
Wenn du mußt Rechnung geben,
Wie du vor Gott wilt bestohn.
10.
Wer jetzt nachfolgt der Welt gemein,
Er sey groß, g’waltig oder klein,
Dem wird die Thür verschlossen,
Dardurch Christus eingangen ist,
Als uns anzeigt die Heilig Schrift,
Er muß werden verstossen.
Wer jetzund folgt dem Vater mein,
Wie er uns hat geboten,
Muß von der Welt gehasset seyn.
Er selber ward verspotten.
Wer sein'n Fußstapfen folget nach,
Wird von der Welt verdammet,
Mit Christo leidt er Schmach.
11.
Darum, o Mensch, denk wer du bist,
Brauch gegen Gott kein arge List,
Mit Schimpfen und mit Scherzen.
Denk und betracht von Herzen wohl,
Wie man vor Gott recht leben soll,
Mit reinem keuschem Herzen.
Gedult und Lieb in aller Maaß
Solt du allzeit erzeigen,
Du seyest reich, klein oder groß,
Dem Herren schenk dich eigen.
Und wo du bist, gehst oder stehst,
Wirst du von Gott dein'm Herren
All' Augenblick erlößt.
12.
Merkt auf, ihr Kinder Gottes rein,
Die ihr seyd von sein'm Fleisch und Bein,
Sein Blut hat uns erworben,
In Sünden ihr gefangen war't,
Drum half euch Gott eur höchster Hort,
Sonst wären wir verdorben.
Ja lauter aus Barmherzigkeit
Thät von ihm her entspringen,
Den Weg er euch zum Leben b'reit,
Darinn ihr ihn könnt finden.
Ja lauter Güt er euch beweißt,
Darum sey Gott der Herre
In Ewigkeit gepreißt.
Das 52. Lied.
Ein neu Christlich Lied.
Geht Im Ton: „Lobet Gott, ihr fromme Christen. (7)
1.
All' die ihr jetzund leidet
Verfolgung, Trübsal und Schmach,
Es sey Mann oder Weibe,
Tragts Creutz dem Herren nach,
Am ersten solt du lassen
Dein Leib, auch Ehr und Gut,
Die ungebahnte Strassen,
Gesprengt mit rothem Blut.
2.
Billig soll uns erschrecken
Die Angst und große Noth,
Wenn Gott wird auferwecken
All' Menschen von dem Tod.
Und ich muß Antwort geben
Wohl für dem jüngsten G’richt.
Bey Zeit besser dein Leben,
Länger solt beyten nicht.
3.
Zum Creutz solt du dich rüsten,
Das ist mein bester Rath,
Eh dann dein Licht verlösche,
Daß du nicht kommst zu spat,
Weil dich der Bräut'gam kennet,
Der heisset JEsus Christ,
Und auch dein Licht noch brennet,
Eh d' Thür verschlossen ist.
4.
Der Herr ist ausgeritten
Jetzt in der letzten Zeit.
Er läßt uns alle bitten,
Daß jeder sich bereit,
Und niemand woll ausbleiben,
Zum grossen Abendmahl.
Groß Freud wird man da treiben
In Gott des Vaters Saal.
5.
Ein jeder soll da wissen
Wer zu der Hochzeit will,
Daß er auch sey geflissen
Wohl zu dem rechten Ziel.
Es sind die Wort des Herren
Das nimm du eben wahr,
Sie werden dich bekehren,
Wohl zu der Engel Schaar.
6.
Flieget alle zum Herren
Es dünkt mich wahrlich gut.
Laßt euch die Welt nicht wehren,
Zu vergiessen eu'r Blut,
Laßt es mit Freuden fliessen
In'n Herren Jesum Christ,
In'n Herren woll'n wirs giessen,
Daraus es kommen ist.
7.
Gewalt die thut man treiben
Wider Gott und sein Recht.
Woll'st du an Gott nicht bleiben,
So dich die Welt verschmächt?
Gott wird dich nicht verlassen,
Er führt dich bey der Hand
Die ungebahnte Strassen,
Der Weg ist ungebahnt.
8.
Hiemit so solt ihr lieben
Allein des Herren Wort,
Einander darin'n üben,
Zu dringen durch die enge Pfort,
Es seyn so viel der Strassen,
Die uns woll'n führen ab.
Dein Leib und Gut verlasse,
Such ewig Gut und Haab.
9.
Ich will euch all ermahnen,
Daß ihr nicht kommt zu spat,
Greifts Creutz bey Zeiten ane,
Dieweil ihr habt die Gnad,
Eh dann uns werd verschlossen
Des Herren Gnaden=Thür.
Sein Blut hat er vergossen,
Verlöscht der Höllen Feu'r.
10.
Kehr all deine Gedanken
Allein zu deinem Gott.
Von ihm solt du nicht wanken,
Weil er sein Wohnung hat
Wohl in dein Herz gebauen,
Da treibt ihn niemand aus,
Hab Glauben und Vertrauen,
Dein Haus ist Gottes Haus.
11.
Lieblich thun sich gesellen
Wohl zu der Engel Schaar,
Die sich bekehren wollen,
Und nehmen Gott's Wort wahr,
Daß sie darnach thun leben,
Bis in die Ewigkeit,
Da wird die Sünd vergeben,
Und dort die ewig Freud.
12.
Mensch laß dir gehn zu Herzen
Die Angst und große Noth,
Des Herrn Leiden und Schmerzen
Am Creutz den bittern Tod,
Mit fünf tödtlichen Wunden
Am Creutz man ihn sah stohn,
Gegeisselt und gebunden
Trug auf ein dörnen Kron.
13.
Nun laßt uns alle bitten
Den Herren Jesum Christ,
Der für uns hat gelitten,
Vom Tod erstanden ist,
Daß er uns nicht woll lassen
In aller Angst und Noth,
Auf dieser rauhen Strassen,
So er gewandelt hat.
14.
O weh ihr Schriftgelehrten,
Die ihr den Schlüssel hon.
Ich meyn all die Verkehrten,
Die nicht durch Christum gohn,
Und auch viel Leut verführen
Mit ihrem Menschen=Tand.
Ihr möget all wohl spühren,
Sie bauen auf den Sand.
15.
Sie führ'n ein böses Leben,
Das sicht man leider wohl,
Die Christenleut hingeben,
Das Land ist ihr gar voll.
Sie kommen her getreten,
Hond Schäfen=Kleider an,
Den HErren woll'n wir bitten,
Daß er uns woll beystahn.
16.
Viel Quaalen und viel Straffen
Müssen die Christen han.
Der Herr mit seinen Waffen
Ist bey uns auf dem Plan.
Er wird gar redlich schlagen
Mit Evangelischer Lehr.
Freut euch in kurzen Tagen,
Erlösung ist nicht ferr.
17.
Herzu ruft allen Blinden,
Der Herr will solche hon,
Wo ihr die Lahmen finden,
Die gar nicht können gohn.
Die Städt sind ihn'n verboten,
Darin'n läßt mans nicht gohn,
Welch's wir betrachten solten,
Man hats dem HErren thon.
18.
Selig sind hie die Armen,
Lehrt mich der Herre Gott,
Man solt sich ihr'r erbarmen
So werden sie verspott.
Wie du ihn'n hast gemessen,
Schenkt man dir wieder ein,
Wilt Brod im Himmel essen,
Laß dirs befohlen seyn.
19.
Den Durst thät Christus klagen
In seiner letzten Noth,
Schwer an dem Creutz getragen,
Vergoß sein Blut so roth.
Man gab ihm Eßig=Gallen,
Dem wahren Gottes=Sohn,
Wahrlich man thuts ihn'n allen,
Die in den Himmel gohn.
20.
Wollff Gerold mit sein'm Namen,
Der leider nicht gesicht,
Den Frommen allesammen
Dies Liedlein hat gedicht,
Daß sie mit Fleiß fort fahren
Allein in Gottes Wort
So wird sie Gott bewahren
Ewiglich hie und dort.
Amen.
Das 53. Lied.
Ein ander Lied vom Lazaro, wie er vom Tod erwecket ward.
Im Ton: Ewiger Vater im Himmelreich. (8)
1.
Ach Gott! verleih mir dein Genad
Daß ich die große Wunderthat
Mit Freuden mög verkünden,
Durch unsern Herren Jesum Christ,
Als im Johanne b’schrieben ist,
Am elften wir es finden.
Es liegt ein Stadt in Judea,
Wie ich das hab gelesen,
Dieselbig heißt Bethania,
Da Lazarus gewesen,
Derselb ein Jünger Christi was.
Wie es ihm aber weiter gieng,
Nun höret mich vorbaß.
2.
Er ward gar krank bis auf den Tod.
Da er war in der letzten Noth,
Gar bald thät er da senden
Bis in die Stadt Jerusalem,
Zum Herren daß er zu ihm käm,
Sein Leben wolt sich enden.
Jesus verzog dieselbe Fahrt
Von wegen der Umständen.
Viel Volks da zu ihm kommen war,
Aus allen Städt und Länden
Wie uns die Schrift vermeldet klar,
Daß Gottes Kraft und Herrlichkeit
Solt werden offenbar.
3.
Da nun der ander Tag erschien,
Da hatt der HErr ihm auch dahin
Zu ziehen vorgenommen,
Indem das Volk zum Herren sprach:
Bist du nicht vor in Ungemach
Mit diesen Juden kommen?
JEsus ihnen zur Antwort gab,
Redt von dem rechten Grunde,
Warlich erschröcket nicht darob,
Es sind des Tags zwölf Stunde,
Welcher darinnen wandlen wird,
Der hat das Licht der ganzen Welt,
Daß er sich nicht verirrt.
4.
Das Urtheil Gottes keiner kannt,
Das macht ihr grosser Unverstand,
Daß sie ihn wollten straffen.
Da er sie in der Meinung b'richt,
Noch weiter er zu ihnen spricht,
Und sagt, er ist entschlaffen:
Darum ich zu ihm ziehen will,
Und will ihn auferwecken,
Damit ich Gottes Werk erfüll,
Mein Hand will ich ausstrecken,
Ein grosse Menge mit ihm gaht.
Die Wort die er mit ihnen redt,
Ihr keiner nicht verstaht.
5.
Als sie vom HErren hörten das,
Daß Lazarus entschlaffen was
Da sprachen sie mit Freuden
Sein Sach noch besser werden möcht.
Jesus sagt ihn'n die Meinung recht,
Und sprach: Er ist verscheiden:
Deß bin ich gar von Herzen froh,
Daß ich nicht war zugegen.
Darum ich auch so lang verzog,
Allein von eurent wegen,
Wie ihr vorhin von mir gehört,
Daß Gottes Kraft und Herrlichkeit
Durch mich gepriesen würd.
6.
Als er nah zu dem Flecken kam,
Und Martha diese Red vernahm,
Da lief sie ihm entgegen.
Maria nur daheime saß,
Und auch in grossem Jammer was,
Von ihres Bruders wegen.
Die Martha war in Kümmerniß,
Und auch in Herzenleiden,
Um ihren Bruder Lazarus
Daß er da war verscheiden.
Als sie Christum den HErren sach,
Von Stund an ihm entgegen lief,
Hört wie sie zu ihm sprach:
7.
Ach Herr! den Glauben hab ich vest,
Und wärest du vor hie geweßt,
So wär er noch bey Leben.
Doch weiß ich wohl in meiner Noth,
Was du begehrst von deinem Gott,
Dasselb wird er dir geben.
JEsus gab ihr zur Antwort schon:
Das sag ich euch fürwahre,
Dein Bruder der wird auferstohn,
Dann wird dir offenbare
Jetzund in deiner grossen Noth,
Daß alles steht in Gott's Gewalt,
Beyd Leben und der Tod.
8.
Jesus noch weiter redt mit ihr
Ich bin fürwahr, das glaub du mir,
Die Urständ und das Leben.
Jetzund erkenn ich, daß du bist
Unser Heyland, Herr Jesu Christ
Der uns von Gott ist geben.
Indem sie ihrer Schwester rief,
Als sie das hätt' vernommen,
Daß sie aufstund und eilend lief:
Der Meister wär schon kommen.
Er ist auch selbst persönlich hie,
Da sie zum Herren Jesu kam,
Fiel sie auf ihre Knie.
9.
Den HErren sie gar hoch empfieng,
Der Unmuth ihr zu Herzen gieng,
Fieng an gar heiß zu weinen.
Ihr ganze Freundschaft bey ihr was,
Nachdem sie hörten alles das,
Da weinten sie allg'meinen.
Aus Liebe ward sein Herz bewegt,
Gedult mit ihn'n zu tragen,
Und fragt: Wo ist er hingelegt,
Und wo ist er begraben?
Er erzeigt sein' Barmherzigkeit,
Die Augen thäten ihm übergohn
Aus grossem Herzenleid.
10.
Sie führten ihn mit großer Klag,
Da Lazarus begraben lag.
Da sie daselbst gefunden
Ein großen Stein auf seinem Grab,
Hieß Jesus den da wälzen ab.
Die Martha sprach zur Stunden:
Niemand ihm jetzt mehr helfen mag,
Vor Leyd möcht ich versinken,
Dann er liegt jetzt am vierten Tag,
Und fängt schon an zu stinken,
Darum bemüh dich nicht so sehr,
Ein kleine Hoffnung hab ich mehr,
Daß er kommt wieder her.
11.
Nein, sprach der Herr, sey unverzagt,
Gedenk was ich dir hab gesagt,
Wenn du an mich wirst glauben,
So wird dein Bruder auferstahn,
Daran solt keinen Zweifel han,
Gott wird dich hoch begaben.
Er wird sein Kraft und Herrlichkeit
In dieser Stund beweisen,
Darum wir ihn in unserm Leid
Derhalben wollen preisen.
Den Stein legten sie an ein Ort,
Der Herr sah bald gen Himmel auf,
Sagt nur ein einig Wort.
12.
Also sagt er mit lauter Stimm,
O Lazare, sprach er zu ihm,
Steh auf zu dieser Stunden.
Da er nun diese Wort vernahm,
Gar bald er zu ihm ausser kam,
Sein Händ waren gebunden.
In Leinwand war er ganz bekleidt,
Und rund umher behangen,
Gleich wie man eins zum Grab bereit,
Also kam er gegangen.
Jesus da seine Jünger hieß,
Daß sie ihn solten binden auf,
Daß man ihn ledig ließ.
13.
Also endet sich die Geschicht
Als mich die Heil'ge Schrift bericht,
Und mir Verstand hat geben.
Hört welch ein Wunder da geschach,
Sobald der Herr das Wort aussprach,
Da hat er schon das Leben.
Also hat Gott sein Göttlich Kraft
Vor allem Volk beweiset.
Darum er diese Ding erschafft,
Daß Gott drinn würd gepreiset.
Dabey erkenn ein jeder Christ,
Daß Jesus Christus Gottes Sohn
Allein das Leben ist.
Das 54. Lied.
Einander Lied vom Kinder=Tauff.
Im Ton: Erhalt uns Herr bey deinem Wort.
Oder: Wohl dem, der in Gottes ⁊c. (1)
1.
Merkt auf ein Sach und die ist wahr,
Bezeugen will ichs hell und klar,
Wiewohl darum g'schicht mancher Streit,
Von Schriftgelehrten dieserZeit.
2.
Anfang und End in Christo b’staht,
Der uns verkünd des Vaters Rath,
Derwegen wir den Kindertauf
Durch G'schrift ersuchen in dem Lauf.
3.
Nachdem Christus das G’setz erfüllt, Galat. 3, 4.
Durch seinen Tod den Vater stillt.
Als er vom Tod erstanden war Matth. 28.
Versammlet er der Jünger Schaar.
4.
Spricht: mir ist geben alle G’walt,
Also es meinem Vater g’fallt,
Geht hin, verkündt all Creatur
Das Evangelium rein und pur. Marc. 16.
5.
Und zeiget allen Menschen an, (a)
Ich hab vor sie genug gethan.
Wer euch dann glaubt und wird getauft
Den hab ich mit mein'm Blut erkauft.
(a) Matth. 3, 28; Marc. 16; Johan. 1, 3.4;
Act. 2.8. 12, 13. 19; Röm. 6; Galat. 3;
Ephes. 4; Coloss. 2; 1 Petr. 3.
6.
Und lehrt auch halten jedermann,
Was ich euch hab befohlen schon,
Den Geist der Gnaden ich euch send,
Und bleib bey euch bis an das End.
7.
Also ward der Tauf eingesetzt,
Eh er von Jüngern nahm die letzt,
Nachdem fuhr auf zum Vater sein
Den Himmel hat genommen ein.
8.
Die nun sein Wort gern nehmen an, Actor. 1.
Und auch an Christum glauben schon,
Heißt Christus taufen, wie dann auch
Die Apostel hielten den Brauch. Actor, 8, 10.
9.
Aber die Welt alles verkehrt,
Tauft junge Kind, noch ungelehrt,
Dem unwissenden jungen Kind, 2 Corinth. 4.
Im Tauf abwäschet die Erbsünd.
10.
Daß dieses sey Abgötterey, Matth. 15.
Thu ich hiemit beweisen frey,
Weil solch's geschicht ohn Gottes Rath,
Durch fremde Thür in Schafstall gaht. Johan. 10.
11.
Ins pur Wasser man Hoffnung setzt,
Das Element damit verletzt
Christi Versöhnung die ist wahr,
Die wird dadurch verläugnet gar.
12.
Die doch allein nimmt hin die Sünd, (b)
Hat Sünd anders ein junges Kind,
Und nicht hinnimmt des Fleisches Unflat,
Wie Petrus das beschrieben hat.
(b) Röm. 5; 2 Corinth. 5; Ephef. 2;
Coloss. 1; 1 Johan. 2,4; Hebräer 4.
13.
Allein der gute g’wisse Bund
Macht selig, thut uns Petrus kund, 1 Pet. 3. Galat. 3.
Die Christum wahrhaft ziehen an,
Dies alles je ein Kind nicht kann.
14.
Der Bund wird ihn'n nicht auferlegt, Röm. 3.
Kein Wort vom Tauf von ihm wird g'redt,
Allein wer glaubt aus Herzens Grund, Röm. 10.
Und solchs bekennet mit dem Mund.
15.
Absterben ist der Tauf fürwahr
Des neugebornen Menschen gar, Röm. 6. Deut. 31. Jon. 4.
Welch's bey den Kindern nicht kann seyn,
Um Sünd wissen weder groß noch klein,
16.
Ohn Buß und Glauben ist all's verlor'n, Joh. 3.
Der Mensch muß werden neu gebor'n, Matth. 3. Galat. 3.
Christum den soll man ziegen an, Deut. 31. Jon. 4.
Welch's ein jung Kind nit kann verstahn.
17.
Wie kann ein Kind mit wahrem Grund
Mit sein'm Gott machen einen Bund, 1 Pet. 3. Deut. 13.–
Den es doch nie erkennet hat, Jon. 4. 18.
Sein Lehr und Predigt nicht verstaht?
18.
Wie kann aber ein junges Kind Röm. 6. Gal. 3.
Im Tauf vergraben seine Sünd?
Im neuen Leben auferstahn?
Welch's all's im Tauf ist bildet an. Coloss. 2.
19.
Wer recht in Christo wird getauft,
Vom Tod mit Christo stehet auf,
Und hält forthin des Herren G’bot, Röm. 6.
Das heißt recht g'tauft in Christi Tod.
20.
Wer so vom Geist beschnitten wird
Von Fleisches Lust und böß Begierd
Der wird also gepflanzet ein Col. 2. Joh. 15. Eph. 2. Tit. 3.
Durch Gottes Geist in Christi G’mein.
21.
Bey diesem Brauch man bleiben soll,
Vor falscher Lehr sich hüten wohl,
Des Herren Lehr und Wort fortan Deut. 4.
Soll niemand zuthun oder von.
22.
Luther spricht: all's was Gott wöll hon, (*)
Das hab er auch geboten schon:
Nun frag ich alle Gelehrten frey,
Wo Kinder=Tauf geboten sey?
(*) Closse, im Büchlein von der Oberkeit.
23.
O frommer Christ, nun richt und sag,
Wie es die Heilig Schrift vermag,
Gieb Gott die Ehr und sag dabey,
Wer jetzt ein Wiedertäufer sey.
24.
Wir bitten euch alle zugleich
Ihr G’lehrten all, arm oder reich,
Ihr wollet Christi Lehr fortan
Nicht mit Muthwillen widerstohn.
Das 55. Lied.
Ein ander Lied vom Brodbrechen oder Abendmahl, mit was Weis die Christen das gebrauchen sollen.
Schmidt=Haus. Im Ton Pangelingua. (16)
1.
O Gott Vater ins Himmels Throne
Der du uns hast bereit ein' Krone,
So wir in deinem Sohn beleiben,
Mit ihm hie dulden Creutz und Leiden,
In diesem Leben, uns ihm ergeben,
Nach seiner G’meinschaft allzeit streben.
2.
In deinem Sohn thust du uns sagen,
So wir Gemeinschaft mit ihm haben,
Und seinen Fußpfaden nachfolgen,
Thust uns mit deinem Geist versorgen,
Der hilft uns streiten zu allen Zeiten,
Wann der Weltfürst an uns thut reiten.
3.
Zu einem Haupt hast du uns geben
Dein'n lieben Sohn das reine Leben,
Der hat uns vorgebahnt die Strassen,
Daß wir sein G’meinschaft nit verlassen.
Alle so ihn erkennen, sich Christen nennen,
Sollen sich seiner Gestalt nicht schämen.
4.
Darum, o Christen=Häuflein kleine!
Laßt uns betrachten allgemeine,
Wie er uns vorgieng hie auf Erden,
Daß wir ihm auch gleichförmig werden,
In Lieb und Leiden in sein'm Bund bleiben,
Seins Fleischs und Bluts hie nit vermeiden.
5.
Also muß man die Speiß vernehmen,
Der Geist lehrt uns die G'meinschaft kennen
Von seinem Fleisch und Blut hie essen,
Der alte Mensch muß gar verwesen,
Mit seinen Werken, das soll man merken,
Der Geist Christi muß in uns würken.
6.
Dann Gott thät uns mit ihm versöhnen.
In seinem Sohn läßt er uns dienen,
Er ist der Felß und der Ecksteine,
Gesetzt zum Haus seiner Gemeine,
Sie ist sein Weib, Gesponß und Leibe,
Dadurch er sein Werk hie thut treiben.
7.
All Glieder an seinem Leibe,
Thun sein Werk allezeit hie treiben,
Nach seinem Willen bis in Tode,
Sie sind mit Christo hie ein Brode,
Das Brod ward brochen, wie er gesprochen,
Am Creutz für unsre Sünd durchstochen.
8.
Christus ist das Brod des Lebens,
Sein Fleisch und Blut ist vor uns geben,
Sein Geist lehrt uns die Speiß recht essen,
Thut uns ein'n neuen Rock anmessen,
Daß wir ihn kennen, sein Lieb uns brenne,
In diesem Fleisch sein Werk bekennen.
9.
Den alten Rock müß'n wir ablegen,
Und den alten Saurteig ausfegen,
Daß er sein Werk in uns mög haben,
Der alt schlauch mag den wein nit tragen,
Kann ihn nicht fassen, er thut ihn hassen,
Und kann nicht gehn auf dieser Strassen.
10.
Darum ihr neugeborne Christen,
Kommt her ohn allen Trug und Listeu
Zu diesem Österlämmlein schone
Deß Reich und G’meinschaft bleibt bestone.
Kammt her mit Freuden, in neuen Kleiden,
Das Böß und Gut thut unterscheiden.
11.
Dann welcher ist noch unbeschnitten,
Das irrdisch Reich noch unvermitten,
Und sich Christo nicht will ergeben,
Steht nicht in einem neuen Leben,
Thut allzeit hincken, von Sünden stinken,
Kann von ihm nicht essen noch trinken.
12.
Allein zu diesem Lämmlein kommen,
Die sein Zeugniß hond angenommen,
Sein Geist, das Wasser und auch Blute
Das ist aller Christen Haab und Gute.
Dran sie sich henken, das alt Fleisch ertränken,
Im Tauf sich ihm freywillig schenken.
13.
Christus läßt sein Wort ausgiessen,
Den Brunn des Lebens in uns fliessen,
So wir ihm aufthun unsre Herzen,
Und hie nit fürchten Creutz und Schmerzen,
Er giebt uns zu Hande, sein Geist zu Pfande
Der macht uns all sein Wahrheit kannte.
14.
Damit hat er uns auserkohren,
Im Geist und Wasser neugeboren,
Sein Blut thut uns von Sünd entsprengen
Wann wir uns mit der Welt nit mengen,
Und mit ihm sterben, setzt er uns zu Erben,
Wenn er die Welt will mit Plag verderben.
15.
So laßt uns nun mit Fleiß aufwachen,
Des Lämmleins G’meinschaft wohl betrachten
Laßt uns umgürten unsre Lenden,
Den Stab der Wahrheit in unsren Händen,
Uns auch wohl rüsten mit allen Christen,
Ein süß Brod ohn allen Trug und Listen.
16.
Dann alle Kinder Gott's des Herren
Kommen zu diesem Tisch, und zehren
Wohl von dem Lämmlein Gott's mit Eile
Auf seinen Weg ohn Ziel und Weile,
Nit darzu sitzen, das Fleisch muß schwitzen,
Woll'n wir mit ihm das Reich besitzen.
17.
Das Lämmlein wird mit Schmerz genossen
Mit bitter Salzen unverdrossen,
Dann wer mit Christo nicht will leiden,
Soll seines Fleischs und Bluts sich meiden,
Wer thut vor Creutz und Trübsal sorgen,
Dem bleibt der Leib Christi verborgen.
18.
Das Lämmlein muß man hie gar essen,
Mit aller G’stalt, und nichts vergessen
Von seinem Anfang bis ans Ende,
In Angst und Noth von ihm nit wenden.
Sich bey ihm halten, unzerspalten,
Der Glaub und Lieb muß nicht erkalten.
19.
Du mußt mit ihm ein Fremdling werden
Ohn Bürgerschaft auf dieser Erden,
Und tragen Liebe mit Gedulte,
Ob man dich haßt ohn alle Schulde,
Den Feind solt lieben, kein Menschen triegen,
Dein Fleisch im Staub der Erden biegen.
20.
Du mußt mit ihm auch gehn in Garten,
Des Kelchs nach's Vaters Willen warten.
Also muß man die Speiß vernehmen,
Was überbleibt, muß man verbrennen,
Das ist im letzten, in Angst und Nöthen,
Bis man das Fleisch hie gar thut tödten.
21.
Damit thät Christus uns zum letzten
Ein Nachtmahl seines Leibs einsetzen,
Da er ihn'n brach das Brod mit Danke,
Gab ihn'n den Kelch mit einem Tranke,
Dabey zu denken, was er uns thut schenken,
So wir uns an sein Leib thun henken.
22.
Dann bey dem Brod thät er anzeigen,
Wer seins Geists hat, der ist sein eigen.
Er ist von seinem Fleisch und Beine,
Ein Glied seins Leibs und seiner G’meine,
Die er wollt erwerben, und vor sie sterben,
Daß sie nicht mit der Welt verderben.
23.
Gleichwie ein Brod von vielen Körnlein,
Und ein Trank von vielen Beerlein,
Also seynd all wahrhaftig Christen,
Ein Brod ein Trank ohn Trug und Listen,
In Christo dem Herren, er thut uns nähren,
Die wahre Lieb und G’meinschaft mehren.
24.
So laßt uns nun mit Fleiß und Freuden
Den Leib des Herren unterscheiden.
Dann wer unwürdig ißt dies Brode,
Der ißt ihm selbst das Gericht und Tode,
Wer indem Herzen trägt Schalkheit u. Scherzen,
Dem kommt diß Brod zu einem Schmerzen.
25.
Wer nicht hat wahre Lieb mit Hulde,
Thut sich am Leib Christi verschulden.
Der ist ein falsches Glied am Leibe,
Wer im Herzen trägt Zorn und Neide,
Und diß Brod nehmet, sich ein Christen nennet,
Der wird gleich wie Judas abtrennet.
26.
Der Kelch bedeut uns Christi Leiden,
All die der Heil’ge Geist thut b'schneiden,
Als seine Reben an dem Stocke
In wahrer Lieb nach sein'm Gebote,
Die thut er tränken, aus sein'm Kelch schenken,
Den er an seinen Bund thut henken.
27.
Ihr grüne Reben an dem Stocke,
Seyd wohl getrost in aller Nothe,
So wir mit Christo wollen erben
Müssen wir mit ihm hie leiden und sterben,
Nach seinem Willen sein Bund erfüllen,
Hernach will er all'n Schmerzen stillen.
28.
Wo Christus ist zur Hochzeit g'laden,
Läßt er ein sauren Wein vortragen,
Den thut man hie zum ersten trinken,
In seinem Reich will er einschenken
Den Wein der Wahrheit und der Klarheit,
Seiner heilgen G’mein in Ewigkeit.
29.
Lob, Ehr und Preiß wir allzeit leisten,
Dem Vater, Sohn und Heil'gem Geiste,
Sein Herrlichkeit bleibt ewig stohne
So der ganzen Welt Pracht wird vergone.
Er wird bald kommen, erlösen die Frommen,
Wer das begehrt, der sprech auch Amen.
Das 56. Lied.
Ein ander schönes Lied von der Bruderschaft und Ordnung Christi, Matth. 18. Hans Straub.
Im Ton: Ich stund an einem Morgen. (4)
1.
Durch Gnad so will ich singen,
In Gott's Furcht heben an.
Lieb Gott vor allen Dingen,
Den Nächsten auch so schon
Das ists Gesetz und Propheten zwar,
Die sollen wir treulich halten,
Das sag ich euch fürwahr.
2.
Dein'n Nächsten solt du lieben,
Als dich in Lieb und Leid,
Die Sünd solt du nicht üben,
Dann es ist grosse Zeit,
Recht zu thun soll'n wir heben an,
Christo Jesu nachzufolgen,
Sein Vorbild sehen an.
3.
Dein'n Nächsten solt du kennen
Ihm allzeit Guts beweiß,
Ich darf sie dir wohl nennen,
So hör und merk mit Fleiß,
Brüder und Schwestern zu der Stund,
So an Christum thun glauben,
Angenommen seinen Bund.
4.
Siehst du ihn übertreten,
Ein Sünde an dir thun;
Freundlich solt du ihn beten,
Aus Lieb ihm zeigen an,
Nur zwischen dir und ihm allein.
Thut er sich dann bekehren,
Solt du zufrieden seyn.
5.
Will er dich dann nicht hören,
Und dein Straf nehmen an;
Noch einem thu erklären,
Wie sein Sach sey gethan,
Und straft ihn wieder in geheim.
Will er euch auch nicht hören,
So sagt es der Gemein.
6.
Sein Handel solt anzeigen,
Wenn er entgegen staht,
Wird er sich dann thun neigen,
Und bitten Gott um Gnad,
So traget Christliche Gedult,
Thut Gott von Herzen bitten
Vor seine Sünd und Schuld.
7.
Will er die G’mein nicht hören,
Ihr Straf nicht nehmen an,
Thut die Zeugniß erklären,
Darnach laßt's Urtheil gahn,
Verkündt ihm Gottes Plag und Rach,
Wo er in Sünd verharret,
Die ihm wird folgen nach.
8.
Von ihm thut euch abscheiden
Wohl zu derselben Stund,
Halt ihn wie einen Heiden
Wie geredt hat Christi Mund.
Auch spricht Paulus ohn Trug und List,
Thut ihn von euch hinausse,
Wer ungehorsam ist.
9.
Diese Lieb solt du tragen,
Gegen den Nächsten schon,
Nicht Hinterred noch Klagen.
Wann er hat Uebels than,
Du habst ihn dann gestrafet nun,
Wie Christ und Paulus lehret,
Sonst wirst du dich vergehn.
10.
Dein'n Nächsten solt du lieben,
Sein'r Noth dich nehmen an,
Das findst du klar geschrieben,
Zu'n Römer am 12ten stahn.
Es zeigt Johannes offenbar,
Einander herzlich lieben,
Petrus meldt's auch gar klar.
11.
Die Liebe unsers Herren
Ist freundlich jedermann,
Viel Guts thut sie gebähren,
Den Last hilft tragen thun,
Beweißt darin'n den höchsten Fleiß
Geg’n jedermann auf Erden,
Nach ihres Vaters Weiß.
12.
Eigne Lieb solt du hassen,
Wie uns auch Christus lehrt,
Den Reichthum gleichermassen.
Was dein'n Nächsten beschwert,
Das solt du unterlassen schon,
Was du von mir wilt haben,
Solt auch ein'm andern thun.
13.
Die ohn Lieb wollen leben,
Deren Seel wird verletzt.
Das sagt uns Paulus eben:
Wenn er schon Berg versetzt,
Und geb sein Leib auch in den Tod,
So ist es doch vergeben,
Wenn er die Lieb nicht hat.
14.
Die Lieb thut sich nicht blähen,
Sagt die Schrift offenbar
Das soll man allzeit sehen
An der Christlichen Schaar
Einander lieben alle Stund
Sein's Worts uns nicht beschamen,
Aus unsers Herzens Grund.
15.
Der dieß Lied hat gesungen,
War gar ein alter Mann
Die Lieb hat ihn gedrungen,
Zum Preiß des Herren schon,
Die wahre Lieb auch nöthig ist,
Ich bitt von ganzem Herzen,
Daß uns Gott alle rüst.
16.
Hiemit will ichs beschliessen,
Dank Gott zu aller Stund,
Daß er uns hat lohn g'niessen