Ausbund (German Hymns)

Ausbund Online Ausgabe (Deutsch)


Ausbund

Das ist:

Etliche schöne

Christliche Lieder,

Wie sie in dem Gefängnis zu Passau in dem Schloß 

von den Schweizer=Brüdern und von anderen

rechtgläubigen Christen hin und her

gedichtet worden.

Allen und jeden Christen,

Welcher Religion sie seien, 

unpartheiisch sehr nützlich.

Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

 

Register

Ueber die Gesänge dieses Buchs.

A.

Ach fröhlich will ich singen   ……….25.

Ach Gott vom Himmelreiche ………27.

Ach Gott Vater im höchsten ……….40.

Ach Gott verleih mir dein …………53.

All die ihr jetzund leidet ………….52.

Als Christus mit seiner wahren………7.

Als man zählt tausend fünf…………29.

Also redt der wahrhaftig Gott……..128.

Ambrosius klärlich beschrieb……….9.

Aus tiefer Noth schrey……………61.

C.

Christe mein Herr ich bin…………62.

Christe thu dich erbarmen…………77.

Christe freundlicher Ritter………..78.

Christus das Lamm auf Erden……..108.

Christus der Herr ist gangen………110.

Creutz Verfolgung und……………80.

D.

Dankt Gott in seinem…………….43.

Das Wort der Wahrheit Jesu……….67.

Den Vater woll'n wir loben………..34.

Der Glaub beschützt mich ganz……..60.

Der Winter kalt…………………47.

Die beste Freud aus Gottes Wort…….14.

Die Lieb ist kalt jetzt in der Welt……57.

Du glaubigs Herz so benedey……….75.

Durch Gnad so will ich singen………56.

E.

Ein Mägdelein von Gliedern zart……13.

Ein grosse Freud ist in gemein………18.

Ein g'fahre Zeit vor nie erhört………46.

Ein Liedlein will ich singen………..89.

Einmals spatziert ich…………….48.

Eins Morgens früh vor Tage……….66.

Es waren auch zween Brüder……….16.

Es b'gab sich auf ein Zeite…………45.

Es hatt' ein Mann zween Knaben……99.

Ewiger Vater vom Himmelreich…….36.

Ewiger Vater im Himmelreich………51.

F.

Fröhlich pfleg ich zu singen………..65.

Fröhlich so will ich singen…………70.

Für Gott den Herren woll'n wir…….88.

G.

Gelobt sey Gott der Herre…………90.

Gelobt sey Gott im höchsten Thron122.

Gott führt ein recht Gericht…………5.

Gott Vater, Sohn, Heiliger Geist…….68.

Gott Zebaoth der war und ist……..107.

Groß sind die Werk des Herren…….19.

Groß Unbill thut mich zwingen…….117.

H.

Herr Gott dich will ich loben……….30.

Herr Gott Vater im Himmelreich……63.

Herr Gott Vater zu dir ich schrey……81.

Herr Gott Vater in deinem Thron……85.

Herr Gott in deinem Reiche………..96.

Herr Gott Vater im Himmelreich…..111.

Herr Gott Vater von dir allein……..112.

Herr Gott streit wider meine………127.

Herr Gott thu mich erhören……….129.

Herr Jesu Christe starcker…………73.

Herr! starker Gott ins Himmels…….71.

Herzlich thut mich erfreuen………..64.

Hilf Gott daß ich mög singen………123.

Hinweg ist mir genommen…………24.

I.

Ich hab ein schön neu Lied………..132.

Ich weiß wer Gottes Wort bekennt…..15.

Ich will von ganzem Herzen……….116.

Ich will loben den Herren…………126.

Jesus Christus Gottes Sohn………..38.

Ihr Christen G’mein die ihr……….106.

Ihr Christen rein, allsammt……….101.

Ihr Kinder Gottes alle……………124.

In Gottes Namen heb'n…………..121.

K.

Komm Gott Vater vom Himmeln……37.

Kürzlich hab ich vorg'nommen……..20.

L.

Lebt friedsam sprach Christus…….134.

M.

Mein Gott dich will ich loben……….39.

Mein Muth und Sinn steht………..102.

Mein fröhlich Herz das treibt……..133.

Mensch wilt du nimmer Traurig…….58.

Merkt auf ein Sach und die ist………54.

Merkt auf ihr Christen allgemein…..103.

Merkt auf ihr Christen allgeleich…..114.

Merkt auf ihr Menschenkinder……..94.

Merkt auf ihr Völker überall……….21.

Merkt auf ihr Völker alle………….44.

Merkt auf ihr Völker allgemein……..82.

Merkt auf ihr Völker g'meine……..109.

Merkt auf mit Fleiß………………92.

Merkt auf und nehmt zu………….33.

Mit Angst und Noth ruf…………..41.

Mit einem zugeneigten G’müth…….137.

Mit Freuden woll'n wir…………..100.

Mit Lust so will ich singen, Mein……..6.

Mit Lust so will ich singen, Ein……..79.

Mit Lust und Freud will ich Gott……95.

Mich verlangt zu allen Zeiten………93.

Muß es nun seyn gescheiden………136.

N.

Nun hört ihr Freund ehrsamen……..28.

Nun heben wir an in Nöthen……….42.

Nun hört mir zu in mein'm………..72.

Nun wolt ich gerne singen…………105

O.

O Allmächtiger Herre Gott…………8.

Obgleich die Harf, ist gut und……….1.

O Gott Schöpfer Heiliger Geist……..50.

O Gott Vater ins Himmels Thron……55.

O Gott Vater wir loben dich………131.

O Herr dich will ich loben…………12.

O Herre Gott in meiner Noth……….49.

O Herre Gott vom Himmelreich…….59.

O Herre Gott hilf mir in deinem…….83.

O Herre Gott in deinem Thron……..87.

O Herre Gott, groß ist die Noth……..98.

O Herre Gott mein Noth thu………115.

O Herr nicht stolz ist mein Herz……130.

O Herr um dein Gnad ruff ich……..139.

O Jesu der du selig machst…………74.

O Menschenkind vernimm…………91.

S.

Schier in allen G’schichten g’schrieben..3.

Sieh wie fein ists und lieblich……….84.

So merket auf ihr Christen………….4.

So will ichs aber heben an…………69.

T.

Trauren will ich stehn lassen 17.

U.

Ungnad begehr ich nicht von dir…….32.

Unser Vater im Himmelreich………104.

V.

Von Herzen will ich loben………..120.

Von Herzen woll'n wir singen……..119.

W.

Wach auf, wach auf, o Menschenkind.118.

Wacht auf ihr Brüder werthe……..113.

Wann der Herr die G'fängniß………86.

Was wend wir aber heben an………140.

Was woll'n wir aber singen………..26.

Wer Christo jetzt will folgen……….11.

Weil nun die Zeit vorhanden ist……135.

Wir bitten dich ewiger……………31.

Wir danken Gott von Herzen……….35.

Wir glauben all an einen Gott……….2.

Wo kommt das her, o Jesu………..125.

Wo soll ich mich hin kehren………..76.

Wolauf, wolauf du Gottes G’mein……97.

Wolt ihr hören was ist geschehen……23.

Z.

Zu Lob Gott Vater Sohne………….10.

Zu sing'n hab ich im Sinn…………138.

Zu singen will ich heben an………..22.


 

Sechs schöne Geistliche Lieder

 

Das erste.

Tobias war ein frommer Mann.

 

Das andere.

Kürtzlich vor wenig Tagen.

 

Das dritte.

Es ist ein wunderschöne Gab.

 

Das vierte.

Mein fröhlich Hertz das treibt mich an.

 

Das fünfte.

Es war ein gottesfürchtiges und christliches Jungfräulein.

 

Das sechste.

O Herr thu auf die Lefzen mein.


 

Ein Register

Solcher Lieder, welche auf einerley Melodie können gesungen werden.

(1)

Sieh wie fein ists und lieblich

Merkt auf ein Sach und die ist wahr

Jesus Christus Gottes Sohn

Ein Mägdelein von Gliedern zart

Als Christus mit seiner wahren Lehr

O Herr nicht stolz ist mein Herz doch

O Gott Schöpfer heiliger Geist

Tobias war ein frommer Mann

Es ist ein wunder schöne Gab

Gott führt ein recht Gericht

Es waren auch zween Brüder gut

Zu singen will ich heben an

Gelobt sey Gott im höchsten Thron

Wir glauben all an einen Gott

(2)

Trauren will ich stehn lassen

Ich will loben den Herren

Merkt auf ihr Völker g'mein

Merkt auf und nehmt zu Herzen

Christe freundlicher Ritter

Ein Liedlein will ich singen

Gelobt sey Gott der Herre

Mit Freuden woll'n wir singen

Herr Gott in deinem Reiche

(3)

Obgleich die Harf ist gut und scharf

Aus tiefer Noth schrey ich zu dir

Herr Gott Vater in deinem Thron

Herr Gott streit wider meine Feind

Herr Gott Vater von dir allein

Ich will von ganzem Herzen

Merkt auf ihr Völker allgemein

Du glaubigs Herz so benedey

Merkt auf ihr Christen all geleich

O Gott Vater wir loben dich

Wann der Herr die G'fängniß Zion

Weil nun die Zeit vorhanden ist

(4)

Von Herzen will ich loben

Herr Gott thu mich bewahren

Durch Gnad so will ich singen

Groß Unbill thut mich zwingen

Ihr Kinder Gottes alle

Fröhlich so will ich singen

Herr Gott dich will ich loben

Kürzlich hab ich vorg'nommen

Mit Lust so will ich singen Ein

Mein Gott dich will ich loben

Komm Gott Vater vom Himmeln

Mit Lust so will ich singen, Mein

Was woll'n wir aber singen

So will ichs aber heben an

(5)

Herr Jesu Christe starker Gott

O Allmächtiger Herre Gott

Ambrosius klärlich beschrieb

Herr Gott Vater im Himmelreich

Die beste Freud aus Gottes Wort

In Gottes Namen heben wir an

Unser Vater im Himmelreich

Wer Christo jetzt will folgen nach

Ewiger Vater vom Himmelreich

(6)

Herr starcker Gott ins Himmels=Thron

Für Gott den Herren woll'n wir gohn

Die Lieb ist kalt jetzt in der Welt

Ein grosse Freud ist insgemein

Ich hab ein schön neu Lied gemacht

Wach auf, wach auf, o Menschenkind

(7)

Wir danken Gott von Herzen

Von Herzen woll'n wir singen

Fröhlich pfleg ich zu singen

Christus der Herr ist gangen

All die ihr jetzund leidet

Den Vater woll'n wir loben

Ach Gott vom Himmelreiche

Es hatt ein Mann zween Knaben

Groß sind die Werk des Herren

Hinweg ist mir genommen

Herzlich thut mich erfreuen

Merkt auf ihr Menschen=Kinder

Nun wollt ich gerne singen

Nun hört ihr Freund ehrsamen

O Herr dich will ich loben

Hilf Gott daß ich mög singen

Merkt auf ihr Völker alle

Ach fröhlich will ich singen

Kürzlich vor wenig Tagen

Es war ein Gottesfürchtiges

(8)

Ewiger Vater im Himmelreich

Ach Gott verleih mir dein Genad

Ein g'fahre Zeit vor nie erhört

Herr Gott Vater zu dir ich schrey

Dankt Gott in seinem höchsten Thron

So merket auf ihr Christen Leut

Schier in allen G’schichten g'schrieben staht

Nun hört mir zu in mein'm Gedicht

(9)

O Herre Gott in meiner Noth

Mein Muth und Sinn steht mir dahin

O Herre Gott groß ist die Noth

Christus das Lamm auf Erden kam

Christe mein Herr, ich bin ganz ferr

Ihr Christen G’mein, die ihr seyd rein

Merkt auf mit Fleiß ein Himmelspeis

Wolt ihr hören was ist geschehen

Lebt friedsam, sprach Christus der Herr

Mensch wilt du nimmer traurig seyn

Der Glaub beschützt mich ganz und gar

Ich weiß wer Gottes Wort bekennt

Als man zählt tausend fünf hundert Jahr

Wir bitten dich ewiger Gott

(10)

Creutz Verfolgung und Trübsal

O Menschen=Kind vernimm mich wohl

Einsmals spaziert ich hin und her

Das Wort der Wahrheit Jesu Christ

Merkt auf ihr Völker überall

(11)

O Herre Gott in deinem Thron

Mit Angst und Noth ruf ich dich an

O Herre Gott vom Himmelreich

(12)

Wo soll ich mich hin kehren

Zu Lob Gott Vater Sohne

(13)

Wolauf, wolauf du Gott's Gemein

Ungnad begehr ich nicht von dir

(14)

Ach Gott Vater im höchsten Thron

Gott Zebaoth der war und ist

(15)

Eins Morgens früh vor Tage

Es b’gab sich auf ein Zeite

(16)

Mich verlangt zu allen Zeiten

O Gott Vater ins Himmels Throne

(17)

Herr Gott Vater im Himmelreich

Merkt auf ihr Christen allgemein

(18)

Mit Lust und Freud will ich Gott lobsingen

O Herre Gott hilf mir in deinem Namen

O Herre Gott mein Noth thu ich dir klagen

(19)

Ihr Christen rein allsammt gemein

O Jesu der du selig machst

(20)

Mein fröhlich Herz das treibt mich an zu singen, wenn

Mein fröhlich Herz das treibt mich an zu singen und

(21)

Wacht auf ihr Brüder werthe

Nun heben wir an in Nöthen


Vorrede

In diesem Büchlein findest du, günstiger Leser und Sänger, fast schöne Lieder, die aus Bitte gutherziger Leute zusammengetragen sind, und wiewohl sie nicht einerley Religion, ist doch hierinnen einem Jeden sein Gedicht ungeschmäht gelassen, der Hoffnung, es werde niemand die Schäflein Christi, durch Lieder oder anders, aus seines Vaters Hand reissen.

Auch weil der Glaube in Christum nicht jedermanns, nach eines Menschen Gang oder Zwang, auch nicht des wollenden oder lauffenden, sondern eine Gabe ist der Erbarmung Gottes, ja eine geistliche Gabe Gottes von oben herab, und nicht eine Sache aus dem Fleisch und Blut, wie der Jüdische Saamen deren, die unter dem ersten Testament oder Bund waren, ist; sondern eine Einschreibung des Geistes Christi in die Sinn und Herzen deren, so in den neuen von Gott gemachten Bund getreten, unter welchem von dem kleinsten bis auf den größten, der Herr erkannt wird, durch die Vergebung ihrer Sünden.

Derhalben guter Hoffnung, daß alle die, so von Gott gelehret und gezogen werden, hierinnen keinen Schaden nehmen: Dann hierinnen keiner etwas zu glauben (dann was ihn der Schrift gemäß dünkt) genöthigt wird, wie man dann jetzund wider die Schrift bey vielen sieht, daß die Sach leyder fürgenommen wird, was der Oberherr glaubt, das müssen auch der mehrertheil der Unterthanen und viel aus Zwang oder Heucheley, Gunst zu erlangen, bekennen, wird auch mit Straf des Schwerdts, Gefängniß und Gelds, bey etlichen mit Unverstand darob gehalten, es seye bey Papisten oder bey andern, so mit Verachtung der Päbstleren sich Christen, und der Aposteln Lehr in mündlichen Bekenntniß näher und besser zu seyn rühmen.

In welchen schwer und wichtigen Sachen, zu allen Theilen die Lehrer und Prediger solche Stände, die sich doch als Knechte des Friedens, oder Vorsteher, wie sie sich dafür halten und rühmen, die Oberkeit bey ihrem Amt in Policeyen und gemeinen bürgerlichen Sachen das Böse zu strafen, dadurch das Gut und Ehrbarkeit gehandhabt wird, zu bleiben, und nicht über gesetzte Ordnung zu greifen, Vermahnen, Gedenken, daß sie eine Oberkeit der Finsterniß dieser Welt, das ist, die Bosheit und Ungerechtigkeit, dieselben zu strafen, gesetzt ist, welches Amt dann auch dem gottlosen Heyden Neroni (dann das Oberkeitliche Amt keinen zum Christen macht) auszurichten befohlen ist.

Darum auch davon Paul zu den Römern am 13. den Christen, der Oberkeit als Gottes Dienern Gehorsam und Steuer zu leisten gebühret; daher nennet Gott den Heydnischen König Nebucadnezar seinen Knecht, Jer. am 23. und am 24. dann die Oberkeit wird eine Ruthe seines Zorns genannt, Jes. 10. Sie sehen aber zu, daß sie aus anderer Anreizung ihr Amt nicht mißbrauchen, dann weil das Amt aller Oberkeit von Gott verordnet ist; (wie dann lautet das Wort Christi zu Pilato: wäre es dir nicht von oben herab gegeben;) so will es einem jeden Regenten gebühren, die Worte Daniels zu erwägen, daß der Allerhöchste der Menschen Königreichen mächtig ist, und sie dem, der ihm dazu gefällt, gibt.

Darum man auch Gott, dem Geber solches Amts, mehr schuldig ist zu gehorsamen, dann dem es gegeben wird. Hierinnen mögen alle Pfleger oder Fürgesetzte von der Oberkeit wohl wahrnehmen, daß sie die Unschuldigen nicht betrüben, und ein Deckel darüber machen. Es ist meiner gnädigen Herren Befehl, ich muß es thun. So wisse ein jeder, daß die Knechte Pilati, die Christum schlugen und creutzigten, von wegen des Besehls ihres Herrn an jenem Tag vor Gott gar nicht werden unschuldig seyn: Wer Ohren hat zu hören, der merke mit Verstand darauf.

Aber es dünkt viel Leut, daß solche Sachen mehr durch Anreizung der Lehrer entspringen, dieweil sie sehen, daß sie in die Dorne säen, und ihre Lehre ohne Frucht abgeht; sie pflanzen durch Strafe des Schwerts, Gefängniß, Gelds: aber der Herr berichtet sie, Mal. 1. Und dieweil man Gott in sein Amt greifft, auch, das, so durch seinen Geist getrieben, mit willigem Herzen angenommen werden soll, durch fleischliche Gewalt in die Leute dringen will, so doch in keines Menschen Hand stehet den Glauben zu geben, Röm. 10. oder den Unglauben zu strafen, dessen Straf ist ewige Verdammniß, welches Christo zustehet: wirds nicht mit solchem unschrifftlichen Fürnehmen je ärger?

Es wäre derhalben gut, daß man die Decke von den Augen abthät, und sich die Ehre nicht selbst geben, sondern den Worten Pauli ein Fortgang lassen, welche der Geist Gottes treibt, die sind Kinder. Da ist alles Menschlich Treiben ausgeschlossen, aber wie die Apostel die Christliche Kirchen, durch Kraft des Heiligen Geistes und Mittel des Banns erbauet, das Böse von ihnen gethan, doch nicht darum aus dem Lande verjagt, oder das ihrige genommen.

So treiben jetzt viel das Widerspiel, was die Apostel durch Gottes Kraft und Mittel des Banns gethan, thun sie durch Mandat der Obrigkeit, und wollen den Glauben durch äusserliche Gewalt den Leuten andringen; wie ernstlich es aber fürgenommen wird, so will doch kein Zeugniß Gottes zur Verbesserung und Neuer Geburt daraus erfolgen; ob nun der Mangel am Herrn Christo, ob er bis ans Ende der Welt bey seiner Kirche bleiben will, sey, oder an solchen unbedachten Leuten, mag ein jeder Christ bey ihm selber bedacht seyn.

So man aber beydes, der Apostel und jetziger Zeit etlicher Lehrer Leben und Thun gegen einander leget, oder wie es sich mit dem Spruch Pauli vergleiche, Phil. 3. da er sagt: Folget mir nach, Sehet auf die, die also wandeln, wie ihr uns habt zum Vorbilde, stehet einem jeden frey zu erwägen. Hierin aber wird nicht das Amt der Oberkeit, das Böse in bürgerlichen Sachen zu strafen, aufgehoben, sondern in Glaubenssachen. Dann eine Oberkeit ist gesetzt, die augenscheinlich bösen Werke, und nicht den bösen Glauben zu strafen: sintemal der Unglaube ein unsichtbar Ding ist, sowohl als der rechte Glaube eine Ergreifung derer Dinge, die man nicht siehet. So giebts je die Natur, daß auch dessen Strafe und Belohnung Gott (der ins Verborgene sieht) allein zugehört.

Darum auch ein jeder vor sich selbst Gott Rechenschaft geben muß, was er gethan, es sey Gutes oder Böses, dieweil kein Mensch in das Verborgene sehen, oder in solchen Sachen vor der Zeit nichts richten kann, bis der Herr kommt, welcher die Rathschläge der Herzen offenbaren wird.

Darum erkennt die Kirche Christi ein ander Gericht hierinnen, nemlich den Bann, so von Christo und den Aposteln befohlen und gebraucht. Derhalben mögen die Anhetzer der Obrigkeit ihr schweres Urtheil wohl bedenken, daß nicht durch unschuldiges Blut ihre Verdammniß desto schwerer werde.

Dann den Christen gebühret, ihrem Lehrmeister nach, nicht zu verfolgen, sondern verfolgt zu werden. Aber wie dem allem, wann es nicht Nacht und dunkel würde, wer wollte wissen, was Tag wäre? Und wenn solche Verfolgung unterm Namen Christi (darin sie Gott zu dienen vermeinen) nicht geschähe, wie würde dann die Schrift erfüllet?

Welches alles dem gottesfürchtigen Leser mit unpartheyischem Gemüth zu erwägen, hie anstatt einer Warnung, in der Kürze Christlicher Meynung, heimgestellt ist, mit Betrachtung, daß man in allen solchen Sachen kein fleischlich noch irdisch Lob, sondern vielmehr mit Christo eine Dornenkrone denket davon zu bringen.


Das 1. Lied.

Giebt einen Bericht, wie die Christen im Geist und Wahrheit singen, bäten und psalmiren sollen:

Und geht im Ton, “Es ist das Heil uns kommen her,“ ⁊c.  (3)

Das erste Gesetz.

Obgleich die Harf, ist gut und scharf,

Daß sie in Ohren klinget,

Noch laut sie nicht, sie sey dann g’richt,

Kein Seyt ihr'n Hall recht bringet,

Wo man nicht recht, greift oder schlägt,

Mit Kunst frey kühr, nach Tablatur,

Collectur und gut Rieflen.

2.

Eben also, hält sichs auch do,

Mit Davids Psalmen gute,

Wann du nicht bist, ein rechter Christ,

Sondern nach Fleisch und Blute,

So klingst nicht zwar, in Gottes Ohr,

Ob du gleich meinst, du seyst Gott's Freund,

Und habst recht Davids Harfen.

3.

Bist du guts Muths, voll Freuds und Guts,

Daß dein Mund überlaufet,

Alsdann brich aus, zur Thür ins Haus,

Würk was Gott in dir schaffet,

Sein's Geist's Inbrunst, sonst ists umsonst,

Es hilft doch noch nicht, des Gleißners dicht,

Es wird ein hölzern G’lächter.

4.

Thu her dein Ohr, geh wäsch dich vor,

Lern wohl thun, das Recht üben,

Gerechtigkeit, Barmherzigkeit,

Und deinen Nächsten lieben:

Komm dann, biß still, nach deinem Will,

Wie sichs gebührt, du wirst erhört,

Eh du aufhörst zu bitten.

5.

Auch sing und bitt, recht wie David,

Sonst ists ein leer Getümmel,

Viel laut Geschrey, kein Woll noch Ey,

Wie der Heuchler Gebrümmel

In Mattheo, und auch Luca:

Ihr Mund schreyt her, ihr Herz ist fern

Vom Grund wohl tausend Meilen.

6.

Sanct Paul uns heißt, durch Christi Geist

Lobsingen und psalmiren,

Jacob dem Bott, folg du in Gott,

Den Herren preiß mit Zieren;

Gleich wie David so laut dein Bitt,

Sonst wirds Gebet, zur Sünd geredt,

Gott hört kein gottlos Brüllen.

7.

Vor Gott recht bät, mit Buß, wie thät,

Der hinten stund im Tempel.

Ders Gebot hält, der ist erwählt;

Drum bitt nach recht Exempel.

Ob man hört schon, den Mund nicht gohn,

Wie Moses stumm, und Hanna fromm,

Noch hört Gott was du bittest.

8.

Viel stellen sich gleichwohl kläglich,

Als wärs ihn'n herzlich Ernste:

Sie kommen her, wohl zu der Lehr,

Demüthig redt der härtste.

Ein jeder meynt, sie wären Freund,

Durch Christi Lehr erbauet sehr,

Wenn sie also psalmiren.

9.

Man fragt und lauft, ja daß man oft

Dein Wort mit Ohren höret,

Rührts doch niemand, mit ein'm Glied an,

Zu thun nach reiner Lehre.

Ach das ist fern, von dir o Herr,

Machen nur viel Lieder=Kurzweil,

Mit dem Mund blos hofieren.

10.

Recht sagt der Herr, nicht ein jeder,

Der ruft und schreyet Herre,

In mein Reich kommt, der also brommt,

Sondern wer thut mein Lehre.

Sonst kenn ich nit, den der da bitt;

Der Gleißner Art das Herze spart,

Gott ehret nur mit Lefzen.

11.

Heb auf dein Händ, gen Gott dich wend

Mit deiner Seel und G’müte,

Vor Gott recht tritt, von Herzen bitt,

Und dank ihm seiner Güte:

Dann klingt es wohl, ist Freuden voll,

Sonst hat dein G’sang Ton oder Klang,

Ist nur ein Zungen=Dreschen.

12.

Das Herz nur singt, was vor Gott klingt,

Dein Mund ist nur Dolmetsche,

Wann dein Herz steht, wie dein Mund geht,

In des Herren Gesetze:

Der Christi Bund, nimmt in den Mund,

Was sein Maul brumm, weiß's Herz nit um,

Gott spricht: weicht aus ihr Spötter.

13.

Christus straft rauch, den Mißgebrauch,

Den treibt des Satans Rotte:

Wie auch straft Paul, daß man so faul,

Als jeßt in dieser Nothe,

Die Sylben hellt, ohn Geist erbrellt,

Geht nur im Schein, ist all's unrein,

Wiewohl sie schön thun singen,

14.

Ein Werk ohn Glaub, hält kurz die Prob,

Was Cains Rott singt und thute,

Ee muß Abel, da seyn ohn Fehl,

Der Unfalsch thut das Gute.

Dir geb die Ehr, des Himmels Heer,

Mit Herz und Zung, Alte und Jung,

Durch Jesum Christum, Amen.


Das 2. Lied.

Der Christliche Glaube, Gesangsweise gemacht.

Wird auf vielerley Melodeyen gesungen,  (1)

1.

Wir glauben all an einen Gott,

Und lieben Ihn von Herzen,

Der im Himmel sein Wohnung hat,

Sieht allen unsern Schmerzen,

Der alle Ding allein erhält,

Muß all's vor ihm erstummen,

Gnädig und mild gegen aller Welt,

Ein Vater aller Frommen;

Niemand, der je auf Erden kam,

Mag seiner G’walt entrinnen.

Allmächtig ist sein hoher Nahm,

Kein Stärk thut ihm zerrinnen,

Er sicht ins Herzens=Heimlichkeit

Gar tief in das Verborgen,

Ja Tausend Jahr vor ihm bereit,

Seynd wie der gestrig Morgen.

Aus einem Wort hat er gemacht

Den Himmel und die Erden,

Das Meer, wie er das hat bedacht,

Und was immer mag werden,

Das Firmament zum aller höchst,

Die Wasser unterscheiden,

Und alles was aus der Erden wächst,

Die Blümlein auf der Heiden,

Die Sonn und Mond, auch alle Stern,

Die Tag und Nacht beleuchten,

Was fleugt und schwimmt im Wasser gern,

Und wohnet in der Feuchte:

Das Vieh und die menschlich Figur,

Thut uns die Schrift verjehen;

Die Geist und Englische Creatur,

Und was man nicht kann sehen,

Ist all's von ihm geschehen.

2.

Wir glauben auch an Jesum Christ,

Den Heyland auserkohren,

Der wahrlich ein Sohn Gottes ist,

Er heißt der Eingebohren;

Sein Ursprung bey dem Vater war,

Eh die Welt hat ang'fangen,

Ein Licht und Glanz gar hell und klar,

Von Gott ist er ausgangen,

Gebohren, doch geschaffen nicht,

Dem Vater gleich im Wesen,

Durch ihn all Ding war zugericht,

In ihm soll all's genesen.

Er ward zum Fleisch vom Heil'gen Geist,

In Maria der reine,

In armer G’stalt auch allermeist,

Ein Mensch wie ander g'meine,

Für unser Sünd ans Creutz gehenckt,

Unter Pontio Pilaten,

Gestorben und ins Grab versenkt

Hinunter zu den Todten,

In die Hölle gefahren ist,

Als die Apostel sagen,

Erlöset hat zu dieser Frist,

All die gefangen lagen.

Erstanden ist am dritten Tag,

Wie von ihm ist geschrieben

Gestiegen auf, als er vermag,

Gen Himmel, und da blieben

Zu seines Vaters rechten Hand.

Bald wird er wieder kommen

Herrlich zu richten alle Land,

Die Bösen und die Frommen

Seins Reichs wird seyn kein Summe.

3.

Wir glauben auch in Heil'gen Geist,

Die heimlich Gottes Krafte,

Der aller Herzen Gedanken weißt,

Giebt ihnen Geistes Safte.

Er kommt vom Vater und dem Sohn,

Und wirkt in uns das Leben:

Den wir zugleich thun bäten an,

Göttliche Ehr ihm geben.

Er ist, der etwan hat geredt

Durch die heil’ge Propheten,

Vom Heyl, das jeßt auf Erden geht

Durch Christum, den Getödten.

Wir glauben ein' heilige G’mein,

Ein' Apostol'sche Kirchen,

Die durch den Heil'gen Geist allein

Besteht, und läßt ihn wirken;

Ein Glaub, ein Tauff, dardurch wir seyn

Gewaschen von den Sünden

Mit gutem G’wissen gehn herein,

Mit Gott nur uns verbinden.

Ein Leib, ein Geist, ein Herr und Gott

Durch seine Wort die zarten,

Zu einer Hoffnung b'rufen hat

All, die wir jeßund warten

Auf die verheißne Seligkeit,

Darnach steht uns Verlangen.

Dann wird der Tod in Ewigkeit

Gebunden und gefangen;

Die Todten werden auferstehn,

Die in der Erd allsamen

Jeßt liegen, werden vorher gehn,

Der Herr kennt ihre Namen.

Ein ew’ges Leben, Amen.

Laus Deo.


 

Das 3. Lied.

Jetzund folgen etliche Christliche und lobwürdige Thaten derer, die ihren Glauben mit ihrem Blut versiegelt: welcher sich viel bey unsern Zeiten zugetragen, in vielen Städten und Landen, die auf diesen Grund Gold, Silber und Edelgestein gebaut.

1 Corinth. 3.

Ein sehr schön und tröstlich Lied, von Beständigkeit der lieben Christgläubigen, so sie in allerley Marter um Christi willen bewiesen haben.

1.

Schier in allen G’schichten g'schrieben staht,

Wie man die Christen g’martert hat,

Erwürget und verjaget;

Das Reich der Welt ist so verheßt, Joh. 16.

Daß sie's vor einen Gottsdienst schäßt,

Wenn man die Christen plaget.

Man raubet ihnen Gut und Leib

Mit Tyranney und G’walte,

Man schonet weder Mann noch Weib,

Jungfrauen, Jung noch alte;

Man kann es gnug erzählen nicht,

Wie grausam Marter, Plag und Mord,

Die arge Welt auf sie erdicht.

2.

Vor Zeiten jeder Gott's Prophet

Verfolgt, verjagt ward, und getödt,

Von Gottes Wahrheit wegen:

Der fromm Prophet Esajas  (a)

Zertheilt ward vom König Mannas

Mit einer höltzern Sägen:

Versteinigt ist Hieremias,

Ezechiel sein Hirren

An Felsen g'schleift zerschlagen was

Daniel mußt vor die Thiere,  Daniel 6.

Amos mit Kolben g'schlagen z'todt,

Micheas übern Felsen g’stürzt,

Zacharias litt im Tempel Noth. Matth. 23.

(a) Vor Christi Geb. An. 1750.

3.

Als zu Jerusalem Pilat

Regieret an des Kaysers Statt,

Das Bild in Tempel seßte:

Das Jüdisch Volk mit falscher List

Verklaget unsern Herren Christ,

Daß er den Kayser leßte,

Und hielt nicht ihre Religion:

Drum er am Creutz sollt sterben,

Verurtheilt als ein Gottes Sohn.

Das Land mußt drum verderben;

Es kam das Volk in Ungemach, (b)

Pilat, nach großer Angst und Noth,

Mit eigner Hand sich selbst erstach.

(b) Hist. Eus. Lib. 2. c. 7. Nach Christi Geburt, Anno 31.

4.

Herodes, als er desgeleich

Ward König übers Jüdisch Reich,

Unter des Kaysers Namen:

Johann den Täuffer tödten ließ,

Den Jacob auch verdammen hieß, (a)

So gar ohn alle Schamen,

Das Gott gerochen hat zuletzt,

Herodes mußt verderben,

Vertrieben werden und entsetzt,

Sammt sein'm Weib Hungers sterben.

Dann Abels Blut schreyt auch zu Gott, (b)

Wer Christen Blut auf Erd vergeußt,

Muß werden hie und dort zu Spott.

(a) Matt. 6. Matt. 14. Actor. 12. Historia Eus. Lib. 2, Cap. 3.

(b) Gen. 4.

5.

Als nun die weltlich Majestät

Christum Gott's Sohn getödtet hat,

Wie vor all sein' Propheten:

Hats auch nach seiner Himmelfahrt

Kein Blutvergießen nie gespart,

Die Christen lassen tödten;

Da fingen die Schriftg'lehrten an,  (c)

Die Oberkeit bethören,

Da sie eine'n jeden Christenmann

Verfolgten und ermordten;

Sie überschrieen Gottes Knecht,

Daß mans verurtheilt hat zum Tod,

Falsch Lehrer b’hielten Platz und Recht

(c) Actor. 6. 7.

6.

Sanct Stephan war der erste Mann,  (a)

All' Jünger Christi mußten dran,

Die Welt kein'n frommen leidet,

Wer nicht Abgötterey anbät,

Von Weltfürsten wird er getödt,

Sathan die Wahrheit neidet.

Sie gaben alles Unglücks Schuld

Der neuen Lehr und Predigt,

Meynten friedlich ihr Reich sein sollt,

Wenn man der Leut würd ledig.

Also ist menschlich Sinn verkehrt:

Drauf Gott die Welt stäts hat gestraft,

Als offt sie Christen hat ermördt.

(a) Actor. 6. 7. Nach der Geburt Christi, Anno 34.

Davon Tertullian in Apologetico.

7.

Der Römisch Kayser Nero g’nannt, (b)

Ein Leben führt voll Sünd und Schand,

Der ließ viel heiliger Leute,

Die Christi Glauben g'nommen an,

Und hielten ihn für Gottes Sohn,

Im ganzen Reich ausreuten.

Enthaupt, verbrennt, ertränkt im Meer

Gecreutzigt und geschunden,

Es hat das Apostolisch Heer  2 Verf. An. 94.

Durch Leiden überwunden.

Gott solches auch am Kayser rach,

Als er sein'r Boßheit halb zum Tod

Verurtheilt ward, sich selbst erstach.

(b) Die erste Verfolgung nach Christi Geburt, im Jahr 70

Hist. Eus. Lib. 2, Cap. 24.25. Ebr. 11.

8.

Nachmals Kayser Domician, (a)

Der sich als Gott ließ beten an,

Thät allenthalb erlauben,

Daß man ein'm jeden Christen sollt,

Der Christum Gott bekennen wollt,

Sein'n Leib und Güter rauben,

Daher kein Platz ein'm rechten Christ,

Die böß Welt ihn aushetzet.

Johannes der Evangelist

Ward in heiß Oehl gesetzet,

Ins Elend auch zu Pathmos kam:

Der Kayser hie und dort ward g'’strafft,

Durchs Schwert ein schrecklich End er nahm.

(a) Histor. Euseb. Lib. 3, Cap. 17. 18. 23.

9.

Die dritt' Verfolgung gieng auch an, (b)

Wohl unter dem Kayser Trajan:

Der ließ kein'n Christen bleiben.

Die sich gedultig drein geschickt,

Daß jeder Richter drob erschrickt,

Und Plinius thät schreiben  (c)

Dem Kayser: Er sollt hören auf,

Die fromme Leut nicht tödten,

Es war ein unschuldiger Hauff,

Die gar kein Boßheit thäten,

Dann daß sie rieffen Christum an.

Der Kayser ward von ihm bewegt,

Die Christen mußt er lassen gan.

(b) 3. Verfolgung nach Christi Geburt, Anno 101, Lib. 3.

(c) Histor. Euseb. Lib. 3, Cap. 32. 33.

10.

Ignatius der heilig Bischoff, (a)

Damit er kam an Christi Hoff

Freu't er sich; zu den Thieren  (b)

Denen er ward geworfen für

Sprach: Feur, Creutz, Schwerdt und wilde Thier

Mich recht zu Christo führen;

Ich bin ein Körnlein meinem Gott,

Die Thier mich mahl'n und knetten,

Daß ich ihm sey ein reines Brodt.

Wollens nicht zu mir tretten,

Will ich sie reitzen, meinen Leib

In ihren Rachen geben dar,

Daß ich bey meinem Christo bleib.

(a) Ein Bischoff zu Antiochia.

(b) Histor. Euseb. Lib. 3, Cap. 3.

11.

Der neunzig=jährig Polycarp (c)

Im Feur um Christi willen starb

Wollt sich von ihm nicht kehren.

Der Kayserlich Statthalter wollt

Ihn ledig lassen, daß er sollt

Des Kaysers Abgott ehren,

Die Alte sprach: Machs wie du wilt,

Christum will ich bekennen;

Das zeitlich Feur ist bald gestillt,

Das dort wird ewig brennen.

Den Kelch des Herrn er willig trank,

Opfert sich auf gleich wie ein Lamm,

Im Feur sagt er Gott Lob und Dank.

(c) Ein Bischoff zu Smyrna. Eus. Lib. 4, Cap. 4, 15.

12.

Der Kayser Marcer Antonin (a)

Ließ richten auch die Christen hin,

Unschuldigs Blut vergiessen.

Da kam ein grausam Pestilenz,

Verderbt das Reich und alle Grenz,

Die Welt muß schwerlich büssen.

Das Reich durch manche Plag verdarb,

Der Tod die Leut hat g'fressen.

Der Kayser auch der Krankheit starb,

Der Christen ward vergessen,

Die man ganz grausam hätt ertödt,

Man ließ sie unbegraben stahn,

Zuletzt verbrennt mit großem G’spött.

(a) Vierte Verfolgung, Anno 167. Eus. Lib. 5, Cap. 1.

13.

Zu Leon auch ein grosse Schaar (b)

Der frommen heil'gen Christen war.

Die man ganz grausam plaget,

Man ließ ihn weder Platz noch G’mein,

Ewig solltens gefangen seyn,

Mit Lügen mans verklaget,

Der Satan Gift und Feur ausgoß,

Der weltlich G’walt sehr wütet,

Der Christen Eyfer war auch groß,

Christus sie wohl behütet.

In G’fängniß und in aller Noth:

Haben kein Pein noch Marter g’scheut,

Beständig blieben in dem Tod.  (c)

(b) Nach Christi Geburt, Anno 80. Eus. L. 5, Cap. 1. 2.3.

(c) Euseb. Lib. 5, Cap. 1.2. 3.

14.

Da war einer der Sanctus hieß,

Den man erbärmlich martern ließ,

Ob er böß Stück bekannte.

Er sprach, ich bin ein Christ, sonst nichts,

Im Feur man eiß'ne Dräth zuricht,

Ihn mit inwendig brannte,

Daß sein Leib allenthalb verdarb.

Doch frisch und stark im Herzen,

Beym Herren Christo Gnad erwarb,

Der heilt ihm seinen Schmerzen.

Maturus auch solch Marter litt,

Das Feur sie nicht verbrennen mocht,

Zuletzt man ihn die Köpf abschnitt.  (a)

(a) Euseb. Lib. 5, Cap. 1.2.3.

15.

Da Attalus, der Christlich Held,

Ward wilden Thieren vorgestellt,

Ihn sollten sie verzehren:

Hat ihn kein grimmig Thier verletzt,

In'n eißnen Sessel ward gesetzt,

Mit Gluth sein Fleisch zu dörren.

Der G'schmack dem Volk zur Nasen roch,

Er sprach, Ihr Menschenfresser,

Man schau jetzt wer die Menschen kocht,

Wie ihr uns falsch zumesset:

Essen wir doch von Fleisch kein Speiß,

Wir Christen thun kein' böse That,

Nur Christo geben wir den Preiß.

16.

Blandina hieß ein Christlich Weib,

Creutzweiß ward ausgespannt ihr Leib,

Die Thier soltens zerreissen.

Beständig unerschrocken war

Daß sich verwundert alle Schaar

Kein Thier wollt sie nicht beissen.

Fünfzehen jährig war ihr Sohn,

Im Leiden sie ihn tröstet.

Lang Zeit mußt sie in Marter stohn,

Im Feur ward sie getröstet,

Wann sie den Namen Jesu nannt,

Bekam sie himmlich Stärk und Kraft.

Dadurch sie freulich überwandt.

17.

Severus als er Kayser was,

Trug er zu'n Christen grossen Haß,

Und hat sie untertretten.

Den Nahm'n er nicht vergebens trug,

Dann er war streng und grausam gnug:

Sie jämmerlich ließ tödten.

Geworfen ward manch Christen Weib

Für grimmig wilde Thiere.

Sie opferten auch ihren Leib,

Liessen sich nicht verführen

Von Christo und der Wahrheit sein,

Habens mit ihrem Blut bezeugt,

Gescheut keine Marter noch Pein.

18.

Der Römisch Kayser Maximin, (a)

Der grausam war von Leib und Sinn

Die sechst Verfolgung führet.

Im Teutschen Land an manchem Ort,

Hat er gestifft Krieg, Brand und Mord;

Drey Jahr lang er regieret.

Da endet sich sein Tyranney,

Ward von sein'm Volk erschlagen,

Als er durch große Wüterey

Ließ tödten, martern, plagen

Die Lehrer in dem Christenthum.

Ach Gott wie ist die Welt so blind,

Daß sie durchächt die Christen fromm.

(a) Die sechste Verfolgung, Anno 234. Eusebius, Lib. 6, Cap. 20.

19.

Auch Decius der groß Tyrann  (a)

Merklich fing zu verfolgen an,

Viel Christenbluts vergossen,

Damit viel Volks geschrecket ab,

Daß mancher Christum übergabe

Er hats doch wenig g’nossen.

Er wütet nicht viel übers Jahr,

Ertränkt in einer Pfützen.

Sein Sohn kam um in dieser G’fahr

Christus sein Feind kan schmützen:

Wenn er die Ruth genug genützt  (b)

Wirft er sie in das ewig Feur,

Sein Reich er ewiglich besitzt.

(a) Die siebente Verfolgung, Anno 252. Hist. Euseb. Lib. 6, Cap. 29. Eus. Lib. 7, Cap. 2.

(b) Ambros. Lib. 2. c. 21. Officiorum.

20.

Als S. Lorenz sah Gluth und Rost,

Sprach er: Solch edle Speiß und Kost

Im Herzen mich erquicken.

Mir macht Erkühlung dieses Feur

So dich o Kayser ungeheur

Das ewig Feur wird schlücken.

Christus mein König ist und Gott,

Den will ich frey bekennen.

Ich sag ihm Dank für diesen Tod,

Will mich von ihm nicht trennen.

O Mensch laß dirs zu Herzen gahn:

Wilt du mit Christo haben Freud,

Im Creutz mußt auch bey ihm bestahn.

21.

Man plagt zu Alexandria

Die Christen auch wie anderswo,

Leib, Haab, und Gut geplündert,

Aplonia die Jungfrau zart, (a)

Als sie das Feur anschauend ward,

Sprang sie drein unverhindert.

Symphoria die sprach zum Sohn,

Leg hin mit Freud dein Leben.

Christus der herrscht ins Himmelsthron

Wird dir das ewig geben.

S. Agath sprach, Der Tod mich freut,

Das Korn vom Stroh muß droschen seyn,

Die Seel vom Leib in Himmel scheydt.

(a) Eus. lib. 6, c. 31.

22.

Valerian und Galien,  (a)

Das Kayserthum regierten zween

Ließen die Christen tödten,

Die nicht wolt'n ihres Glaubens seyn,

Abgötterey mit ihnen g'mein

Verehren und anbäten.

Darauf Teusch Volk im Wälschen Land

Das Römisch Reich hat geendet,

Unschuldig Blut bleibt nicht ung'strafft,

Valerian ward geblendet,

Ein's Kön'gs Fußschämel mußt er seyn,

Ein arm Gefangner bis zum Tod,

Gott strafft ihn hie und dort mit Pein.

(a) 8 Verfolg. Anno 262. Euseb. lib. 4, cap. 9.

23.

Aurelian der Römisch Fürst,  (a)

Hat auch nach grossem Pracht gedürst,

Hat sich in Gold geschmücket,

Die neunt Verfolgung fing er an,

Und war ein sehr abgöttisch Mann.

Die Christen unterdrücket.  (b)

Befehl schickt er in alle Land,

Die Christen solten sterben,

Die sich alsbald gerüstet hond,

Den Himmel zu ererben,

Sich aufgeopfert ihrem Gott,

Ihr Herz und Haupt gehebt empor,

Zum Leben drungen durch den Tod.

(a) Eus. lib. 7. c. 26.

(b)Verf. An. 274.

24.

Der Kayser Diocletian,  (a)

Regierend mit Maximian,

Die Christen hond zerstöret

Wohl zehen Jahr in aller Welt,

Mit tödten grausamlich gefellt,

Viel Städt und Land geleeret.

Zu Augspurg Afra ward verbrennt

Und viel in Teutschen Landen,

Die Christum ihren Gott bekennt,

Aufg'lößt durch Todes=Banden.

Sein Füß der Kayser küssen hieß,

Die er mit Gold und Steinen schmückt,

Und sich als Gott anbäten ließ.  (b)

(a) Verf. An. 288. 8. c. 3.18.

(b) Hist. Euseb. lib. 8. cap. 15. 18.

25.

Weil nun der Römisch Kayser wolt,

Daß man ihn wie Gott ehren solt

Und Christi nicht gedenken.

Hat Diocletian sich g'stürzt,

Mit Gift sein Leben ihm verkürzt,

Maximinian sich henkte.

Weil nun das Römisch Reich der Zeit

So wütt und grimmig hauset,

Genommen hin der Christenleut

So manchmal hundert tausend:

So mußt das Reich auch untergahn:

Es fiel dahin, ward tödtlich wundt,

Sein Bild doch wieder kam auf Bahn.

26.

Thalia sprach gar schön und fein:

Wenn dieses Leben wär allein,  (a)

Wer solt es gern verlassen?

Weil aber dort ein ewigs ist,

Welchs uns eröffnet Jesus Christ,

So woll'n wir dieses hassen.

Romanus sprach: Bin ich beraubt

All's was ich hatt auf Erden,

Kann mir doch der, in den ich glaub,

Kein'swegs genommen werden.

Dorothea war auch bereit

Zu sterben lieber, dann daß sie

Wolt folgen des Tyrannen B'scheydt.

(a) Apocal. 1. An. 147.

27.

S. Agnes alt dreyzehen Jahr

Zu Rom ein schön Jungfräulein war,

Durch Sterben fand das Leben.

Zum Wüttrich sprach die edel Magd,

Bey Christo bleib ich unverzagt,

Ihm hab ich mich ergeben:

Dein Götter sind nur Element,

Die man im Feur muß machen:

Der sie vor seinen Gott erkennt

Verschlingt der Höllen Rachen.

Mein Gott wohnt nit im Holz noch Stein,

Noch in äusserlicher Gestalt,

Den Himmel hat er g'nommen ein.

28.

Als S. Margaret die keusche Maid,

Ihr arme wenig Schäflein weydt,

Des Lands Herr sie ersahe.

Derselb begehrte sie zum Weib,  (a).

Rein opfert sie auf ihren Leib

Jesu ihrem Liebhaber.

S. Catharin die Auserwählt,

Viel Schmach und Leydes auch erdult,

Daß sie nur ihrem Gott gefiel.

Ließ sich nicht von ihm dräuen,

Die fünfzig Meister sie bekehrt,

Mit ihrer tugendsamen Lehr

Die durch Gott all worden gelehrt.

(a) A. 347. Ein Bischoff zu Tripartita lib. 3. c. 3.

29.

Von Sapor Perser Kön’g man schreibt,

Er hab der Christenleut entleibt

Sechzehen tausend Mann und Weib.

Als Simion hundert Metzchen sach,

Gar tröstlich allen er zusprach,

Jeder beständig bleibe,

Ihr Kinder Gottes auserwählt,

Kein besser Ding auf Erden,

Dann also sterben von der Welt,

Christo gleichförmig werden.

Sein Schwester säget man entzwey,

Satan in seinen Gliedern wüt't,

Die Christen plagt er mancherley.

30.

Der Vandler König Genserich

In Afrika plagt jämmerlich,

Die Christum Gott bekannten;

Wie auch der Arianisch Pracht,

Der Christum Gottes Sohn veracht,

Ein Creatur ihn nannte,

Das Christenthum ganz untertrieb,

Darnach sich zugetragen:

Des Antichrists Regierer blieb,

Kein'n Frommen ließ auf ragen.

Dann wer die rechte Wahrheit lehrt,

Den kann die Welt erdulden nicht,

Weil ihr Gelehrten sind verkehrt.

31.

Christus sich wieder jetzt erzeigt,

Zur letzten Zeit sich zu uns neigt,

Die falsche Lehr will dämpfen  2 Thess. 2.

Mit Wort und Geist aus seinem Mund,

Von Irrthum machen viel gesund,

Die für die Wahrheit kämpfen.

So zeigt der Satan auch sein Macht,

Richt an viel Blutvergiessen;

O Mensch allein zu Christo tracht,  Matt. 5.

Will't du sein's Reichs geniessen.

Es freu sich jetzt ein jeder Christ,

Um Christi willen leidt er Angst,

Sein Lohn dort groß im Himmel ist.

32.

Wer Christum seinen Gott erkennt, Joh. 15.

Und sich von dieser Welt abwendt,

Der hat nicht Platz auf Erden.

Todtschläger, Räuber, Säufer, Dieb,

Die große Schälk die Welt hat lieb,

Der Christ verfolgt muß werden.

Der freu sich dann als Gottes Kind

Sein'n Herren Christum preise:

Der ihn ledigt von Satans G’sind 1 Pet. 2.

Durch Tod zum Leben weiset.

Drum sind die Christen Pilger g'nennt

Ihr Tod währt hie ein'n Augenblick

Ihr ewigs Leben hat kein End.

33.

Die heilig Stadt vom Himmel steigt,  (a)

Sich gegen ihrem G’spons erzeigt,

Geladen in sein Kammer

Zum hochzeitlichen Abendmahl,

Des Lamms Braut eilet überall

Durch Todesangst und Jammer.

Wer überwindt, wird b'sitzen Freud,

Gott wird ihr Trauer wenden,

Dort wird seyn weder Tod noch Leyd,

Gott's Klarheit wirds vollenden.

Dargegen bleibt der gottlos Hauf

Im See voll Schwefel, Feur und Pech,

Der and're Tod hört nimmer auf.

(a) Apoc. 21. Matth. 22. Lucas 14. Apo. 19,31.

34.

Deßhalben jeder Christ hab acht,

Dein's Herren Leiden stäts betracht,

Und aller seiner Glieder.

Du mußt auch unters Creutze stehn,

Dein alter Mensch muß untergehn,

Willt du erstahn herwieder.  Marc. 8.

Ob uns die Welt kann dulden nicht

Gedenk warum wir leiden,

Um Christi willen solchs geschicht,

Die Welt muß d’ Wahrheit neiden.

Von Anfang sind die Heil'gen all

Um Christi willen g'storben hie,  Hebr. 12.

Uns soll erinnern gleicher Fall.

35.

Es sey die höchste Freud geacht,

Wenn Christus einen würdig macht,

Von seines Namens wegen

Verfolgt zu werden und getödt  Actor. 4

Daß er die Wahrheit hie gesteht,  1 Petr. 4

Erlang sein Reich und Segen.

Ist doch sonst nichts denn Dürftigkeit

Allhie in diesem Leben,

Viel Trübsal, Elend, Angst und Leyd.

Nach Christo soll'n wir streben,

Mit ihm zu sterben allermeist,

Und sagen drauf: In deine Händ

Befehl ich dir Herr meinen Geist.

Amen.


 

Das 4. Lied.

Eine lobwürdig wunderthätige Historie, aus dem anderen Buch Machabeorum, am 7ten Capitel.

Und geht Im Ton Herzog Ernsten.  (8)

1.

So merket auf ihr Christenleut;

Uns sagt die Schrift, wie auf ein Zeit

Ein König sey gewesen.

Es ist fürwahr kein Fantasey,

Von seiner großen Tyranney,

Wie ich das hab gelesen.

Antiochus der König hieß:

Alls übels that er pflegen.

Viel Juden er umbringen ließ

Von ihrer Satzung wegen,

Gar jämmerlich er sie ermordt.

Kein Boßheit war ihm je zu viel,

Als ihr werdet hören fort.

2.

Er schallt in seinem ganzen Land,

Und wo er einen Juden fand,

Der sich nicht wollt bekehren

Von seiner Satzung und Gebot,

Und was ihn'n geben war von Gott,

Den peinigt er so sehre.

Ein frommer Jud darunter was,

Eleazar mit Namen

Der dienet Gott ohn Unterlaß,

Und thät sich deß nicht schamen.

Darum der König zörnet hart,

Den Juden er gefangen legt,

Ihm auch nicht lang das Leben spart.

3.

Als es mit dem vollendet was,

So merket nun noch mehr vorbaß,

Wie es ist weiter gangen:

Ein Jüdisch Weib war unter ihn'n,

Ein Mutter die hat sieben Söhn,

Die waren auch gefangen.

Der König auf sie drang mit Noth,

Das Schweinenfleisch zu essen

Wider ihr Satzung und Gebot,

Und thät sich viel vermessen;

Welch's ihn'n von Gott verboten was,

Das hielten sie ganz fleißiglich

Kein Jud dasselbig aß.

4.

Sie trieben mit ihn'n ihr Gespött,

Der König selbst mit ihnen redt,

Thät ihnen also sagen:

Wer Schweinenfleisch nicht essen thät,

Den wollt er an derselben Stätt

Mit Riemen lassen schlagen.

Einer aus ihn'n insonderheit

Gar tapferlich thät sprechen:

Zu sterben sind wir all bereit,

Eh' daß wir wollen brechen

Das G’setz von unsern Eltern her

Welch's sie von Gott empfangen hond

Zu einer Weiß und Lehr.

5.

Als er nun redt diß scharfe Wort,

Und da der König das erhort

Bewegt er sich von Herzen

Mit großem Grimm er von ihn'n ging,

Sehr großen Unmuth drob empfing,

Und kümmerlichen Schmerzen;

Schöpft einen großen Neid und Haß

Geg'n diesen Jüngling frommen,

Als er ihm nicht gehorsam was,

Bald hat er vorgenommen,

Ein' böse List er ihm erfund,

Was Tods er ihn umbringen wolt,

Gleich zu derselben Stund.

6.

Des Kön’gs Befehl man bald nachkam,

Daß man Häfen und Pfannen nahm,

Und hieß sie glühend machen.

Solch's thät er ihnen als darum,

Daß sie waren gerecht und fromm

Und Gott's Gesetz nicht brachen.

Als dieses gar bereitet war

Wie ihnen ward geboten,

Da brachten sie den ersten dar,

Und fingen an zu spotten.

Das thäten sie ihn'n um Unschuld,

Die große Pein die man ihn'n thät,

Litten sie alle mit Geduld.

7.

Der König ihn'n geboten hätt,

Zur ersten Straf so man ihn'n thät,

Sollt man die Zung abschneiden,

Kein Gnad er gar bei ihnen fund,

Darnach man ihm die Haut abschund,

Noch mehr mußt er da leiden.

Dabey ers noch nicht bleiben ließ,

Daß er ihn hat geschunden,

Hieß ihm abhauen Händ und Füß,

Das g'schah zu einer Stunden.

Noch hielt er steif an dem Gebot,

In allem Leiden das er hat,

Hofft er auf seinen Gott.

8.

Die dritte Straf er ihm anthut,

Ein Pfann setzt man ihm auf ein' Glut,

Und ließ ihn darin'n rösten.

Als er war in der großen Pein,

Die Mutter und die Brüder sein

Ihn fingen an zu trösten,

Daß er in Gott's Gesetz und Lehr

Beständig sollte bleiben.

Indem führt man den andern her,

Den Spott mit ihm zu treiben.

Erstlich ward er von ihn'n gefragt,

Ob er das Schweinfleisch essen wollt

Eh' daß er würd geplagt.

9.

Er sprach, Das woll Gott nimmermehr.

Deß ward er auch gepeinigt sehr

Gleichwie der Erst erlitten.

Als er war in der großen Noth,

Und überwand den bittern Tod,

Da gieng es an den dritten.

Die Zung man ihm auch bald abschnitt,

Und röstet ihn besonder.

Noch achtet er diß alles nit

Das nahm den König Wunder

Und einen jeden der ihn sach.

Als er war in der leßten Noth,

Hört wie er zum ihm sprach.

10.

Das hab ich alls von meinem Gott,

Für seine Satzung und Gebot

Will ich diß alles leiden.

Auch reut mich weder Gut noch Geld

All's was ich hab in dieser Welt,

Will ich zwar gerne meiden.

Ob ich schon jetzt in Leyd und Klag

Verlier mein Leib und Leben,

Wird mir doch Gott am jüngsten Tag

Das alles wieder geben.

Sein Hoffnung da blieb unzertrennt,

Als er die Wort mit ihnen redt,

Nahm er ein seligs End.

11.

Also der dritt' geendet hätt.

Dem vierten man auch also thät,

Er starb gar ritterlichen.

Der fünft und sechst mußt auch daran,

Gar mannlich thäten sie bestahn,

Ihr Glaub blieb unverblichen.

Diß all's in einer Stund geschah,

Als wir geschrieben finden.

Die Mutter stund dabey und sah,

An ihren eignen Kinden,

Die jämmerliche Pein so schwer,

Gar nah demselben Weibelein

Das Herz zerbrochen wär.

12.

Sie tröst jeden insonderheit,

Daß er sey willig und bereit,

Vor Gottes Ehr zu sterben,

Auch vor seine Gebot und G’satz,

Wir haben ein'n verborgnen Schatz,

Der mag uns nicht verderben:

Ob euch schon hie Gewalt geschicht,

So laßt euch doch nicht schrecken.

Dann Gott wird uns am jüngsten G’richt

Allsammen auferwecken;

Und wird uns geben Seel und Leib,

Daran ich keinen Zweifel trag,

Sprach das gott's fürchtig Weib.

13.

Solches und dergleichen mehr,

Darzu viel schöner Weiß und Lehr

Thät sie ih'n allen geben:

Der siebent war ein junger Knab,

Den wollt der König mahnen ab,

Daß er behielt sein Leben:

Verhieß ihm großes Gut und Gold,

Wolt ihn gar hoch begaben,

Wenn er sich jetzt bekehren wollt

Und stehn von seinem Glauben.

Ja all's was er von ihm begehrt,

Schwur er ihm theu'r mit einem Eid,

Deß sollt er seyn gewährt.

14.

Das hielt er all's vor ein Gespött,

Hört wie er mit dem König redt,

Der Jüngling also kühne:

O König, hör die Antwort mein

Ein schwere Straf und große Pein

Wirst du an uns verdienen.

Dann Gottes Urtheil und Gericht

Wirst du zwar nicht entrinnen.

Die Boßheit er nicht übersicht,

Das wirst du werden innen.

Darum er dich dann straffen wird,

Weil du mich und die Vrüder mein

So schändlich hast ermördt.

15

Als er ihm diese Antwort gab,

Erzörnet er gar sehr darob,

Und thät ihm nicht gefallen.

Da führten sie ihn auch dahin,

Ganz jämmerlich sie plagten ihn,

Ja härter dann sie alle.

Auf Gott setzt er sein Hoffnung fest,

Damit schied er von hinnen.

Die Mutter thät man auch zuletzt

Gar jämmerlich umbringen.

Selbst achten ward sie hingericht

Allein von wegen ihres G’setz,

Also beschließ ich die Geschicht.

Amen.


 

Das 5. Lied.

Das Lied hat gemacht Jörg Blaurock, der ersten Brüder einer, im Echtzland verbrannt Anno 27.

Im Dannheuser Ton.  (1)

1.

Gott führt ein recht Gericht,

Und niemand mags ihm brechen.

Wer hie thut seinen Willen nicht,

Deß Urtheil wird er sprechen.

2.

Gnädig bist du, o Herr, und gut,

Gütiglich läßt dich finden.

Wer hie auf Erd dein Willen thut,

Erkennst vor deine Kinden.

3.

Durch Christum sag'n wir Lob und Dank,

Vor alle seine Güten,

Daß er uns unser Lebenlang

Vor Sünden woll behüten.

4.

Der Sünder führt ein schwer Gericht,

Wird ihn sicher gereuen.

Von Sünden will er lassen nicht,

Gott warnet ihn mit Dräuen.

5.

So er kommt in sein Herrlichkeit,

Daß ers Gericht wird b’sitzen,

Dann wird es ihnen werden leid

Kein Ausred wird sie schützen.

6.

Sein Wort läßt er hie zeigen an,

Der Mensch soll sich bekehren,

Glauben dem Wort und taufen lahn,

Und folgen seiner Lehren.

7.

Nun merket auf ihr Menschenkind,

Steht ab von euren Sünden.

Seyd nicht verrucht, gottlos und blind,

Weil ihr den Arzt mögt finden.

8.

Grausam wird es dem Sünder gohn,

Der sich nicht läßt beschneiden.

In ewig Pein wird ihn Gott thun,

Da er muß bleiben und leiden.

9.

Dann du Herr bist ein g'rechter Gott,

Niemand wirst du betriegen,

Bewahrest vor dem andern Tod,

Die dich von Herzen lieben.

10.

Du bist o Herr ein starker Gott,

Die Höll hast aufgestoßen,

Und wirfst darein die gottlos Rott,

Die deine Kinder hassen.

11.

Gott dein Barmherzigkeit ist groß

Ob den so sich bekehren.

Machst sie all ihrer Sünden loß,

Durch Christum unsern Herren.

12.

Gott heißt das ganz menschlich Geschlecht

Ihn fürchten und auch lieben,

Nachfolgen sein'm gerechten Knecht,

In seiner Lehr uns üben.

13.

Der Sünder achts vor einen Spott,

Wenn man ihn Gott heißt lieben,

Welch's ihm wird bringen große Noth,

Gott läßt sich nicht betrügen.

14.

Ant'christ lehnt sich mit Schärfe auf,

Ueber die so Gott fürchten.

Ach Herr Gott wollest sehen drauf,

Dein schwache G’schirrlein stärken.

15.

Nun habt Gedult ihr lieben Kind,

Um meines Namens willen.

Ob ihr schon hie gehasset sind,

Den Kummer will ich stillen.

16.

Gott Vater wollst durch deine Treu

Uns nimmermehr verlassen,

Täglich o Herr du uns erneu,

Zu bleiben auf der Straßen.

17.

Durch Christum ruffen wir zu dir,

Als durch dein Leiden zarte

Dein' Treu und Liebe kennen wir

Auf dieser Pilgerfahrte.

18.

Verlaß uns nicht als deine Kind,

Von jetzt bis an das Ende,

Beut uns dein väterliche Händ,

Daß wir den Lauf vollenden.

19.

So wir den Streit vollendet hon,

Dann ist die Kron erlanget.

Die setzt uns auf der Jüngling schon,

So an dem Creutz gehanget.

20.

Das Leiden ist sehr groß und schwer

Um unsertwillen g'schehen;

Hilf daß wir dir drum danken sehr

Und dich mit Freuden sehen.

21.

Vater aus Gnad hast uns erwählt,

Und uns nicht thun verschmähen,

Gib daß wir, wenns zum Scheiden fällt,

Den Lohn mit Freud empfahen.

22.

Zum Abendmahl mach uns bereit

Durch Christ dein liebes Kinde.

Mit deinem Geist du uns bekleid,

Vom Tod und Leyd uns binde.

23.

So wir dasselbig essen wend,

Wer wird uns zu Tisch dienen?

Das thut der alle Herzen kennt,

Thät unser Sünd versöhnen.

24.

Selig sind die geladen seynd

Zu diesem Abendmahle,

Bey Christo harren bis ans End,

In allerley Trübsale.

25.

Wie er dann selbst gelitten hat,

Als er am Creutz gehangen,

Also es jetzt den Frommen gaht,

Sie leiden große Zwangen.

26.

Allen, die ihr hochzeitlich Kleid

In keinem Weg verletzen,

Den hat der Herr ein Kron bereit,

Die will er ihn aufsetzen.

27.

Welcher das Kleid nicht an wird hon,

So der König wird kommen,

Derselbig muß zur Linken stohn,

Die Kron wird ihm genommen.

28.

Man wird ihm binden Händ und Füß,

Weil sie nicht fein bekleiden,

Und werfen in die Finsterniß

Von diesen großen Freuden.

29.

Ach Herr so gib uns Liebe rein,

Zu wandeln unverdrossen,

So wir von hinnen g'schieden seyn,

Die Thür nicht sey verschlossen.

30.

Wie es den Thörichten ergieng:

Herr Herr, thäten sie rufen.

Kein Oehl ihr Lampe ein empfing,

Sondern alle entschlieffen.

31.

Selig ist der da wachen thut

Mit den klugen Jungfrauen,

Der wird einnehmen ewigs Gut,

Und Gottes Klarheit schauen.

32.

Wann der König aufbrechen wird

Mit der Posaunen Schalle,

Alsdann werden mit ihm geführt

Die Auserwählten alle.

33.

Darum Zion du heilige G'mein,

Schau was du hast empfangen,

Das halt und bleib von Sünden rein,

So wirst die Kron erlangen.

Amen.


 

Das 6. Lied.

Ein ander Lied, Felix Mantzen, der ersten Brüder einer, zu Zürch, Anno 1526, ertränkt.

Im Ton: „Ich stund an einem Morgen.  (4)

1.

Mit Lust so will ich singen,

Mein Herz freut sich in Gott,

Der mir viel Kunst thut bringen,

Daß ich entrinn dem Tod,

Der ewiglich nimmet kein End.

Ich preiß dich Christ vom Himmel,

Der mir mein Kummer wend,

2.

Den mir Gott thut zusenden

Zu ein'm Vorbild und Licht,

Der mich vor meinem Ende

Zu seinem Reich beruft.

Daß ich mit ihm hab ewig Freud,

Und liebe ihn von Herzen,

Auch all sein G'rechtigkeit,

3.

Die hie und dort wird gelten,

Wer will das Leben hon,

Sie läßt sich loben und schelten,

Ohn sie mag nichts bestohn,

Also zeigt auch die Heilig Schrift,

Wer ihr thut widerstreben,

Auch ander Leut vergift.

4.

Der'n man jetzt viel thut finden

Wohl auf der Erden weit,

Die Gottes Wort verkünden,

Stehn doch in Haß und Neid

Kein' göttlich Liebe sie nicht hond

Ihr B’scheissen und Betriegen

Wird aller Welt bekannt.

5.

Als wir dann hond vernommen

In dieser letzten Zeit,

Die in Schafskleidern kommen,

Als reissend Wölf bereit

Hassen auf Erd die Frommen all,

Wehren den Weg zum Leben,

Auch zum rechten Schafstall.

6.

Solch's thun die falsch Propheten

Und Heuchler dieser Welt,

Die viel fluchen und bäten,

Ihr G’bärd ist ganz verstellt.

Die Oberkeit sie rufen an,

Daß sie uns solle tödten,

Dann Christ hat sie verlan.

7.

Christum den will ich preisen,

Der alle G’dult erzeigt,

Thut uns gar freundlich weisen

Mit seiner Gnad geneigt,

Beweißt die Lieb an jedermann,

Nach seines Vaters Arte

Welch's kein falscher thun kann.

8.

Wir müssen unterscheiden,

Nun merket mich mit Fleiß,

Die Schäflein auf der Heyden,

Die suchen Gottes Preiß.

Dran dauert sie kein Haab noch Gut,

Durch Christum den viel reinen,

Der hälts in seiner Hut.

9.

Christus thut niemand zwingen

Zu seiner Herrlichkeit,

Allein wird's dem gelingen

Der willig ist bereit

Durch rechten Glaub und wahre Tauff

Würkt Buß mit reinem Herzen,

Dem ist der Himmel kauft.

10.

Durch Christi Blutvergießen,

Welch's er hat willig thon,

Es thät ihn nicht verdriessen,

Welch's er uns weist gar schon,

Begabet uns mit heiliger Kraft.

Dann wen sein Lieb thut treiben,

Der wächst in Gottes Saft.

11.

Die Liebe wird zwar gelten,

Durch Christ zu Gott allein.

Kein Pochen hilft noch Schelten,

Es mag nicht anders seyn.

Darin'n Gott ein Gefallen hat,

Wer die nicht mag beweisen,

Findt bey ihm keine Statt.

12.

Die Lieb in Christum reine,

Verschonet hie den Feind,

Wer mit ihm Erb will seyne,

Dem wird auch das verkündt,

Daß er beweiß Barmherzigkeit,

Nach seines Herren Lehre,

So wird er ewig erfreut.

13.

Christus thut niemand verklagen,

Wie jetz die falschen thun,

Die Christlich Lieb nicht tragen,

Sein Wort auch nicht verstohn,

Noch wollens Hirten und Lehrer seyn,

Müssen zuletzt verzagen,

Ihr Sold ist ewig Pein.

14.

Christus thut niemand hassen,

Auch seine Diener nit,

Bleiben auf rechter Straßen,

Nach ihres Herren Tritt.

Das Licht des Lebens hond sie bey ihm,

Freuen sich deß von Herzen,

Ist aller Frommen Sinn.

15.

Die Neid und Haß erzeigen,

Mögen nicht Christen seyn,

Und sich zum Bösen neigen,

Schlagen mit Fäusten drein.

Laufen vor Christo wie Mörder und Dieb,

Unschuldig Blut vergiessen,

Ist alles falsche Lieb.

16.

Dabey soll mans erkennen,

Die nicht mit Christo sind,

Die Christlich Ordnung trennen,

Wie alle Belias Kind.

Als Cain seinem Bruder that,

Als Gott zu Abels Opfer thät kehren,

Bracht ihn in große Noth.

17.

Hiemit will ichs beschliessen,

Merkt auf ihr Frommen all

Es soll uns nicht verdriessen,

Zu betrachten Adams Fall,

Der auch annahm der Schlangen Rath,

Thät Gott ungehorsam bleiben,

Drum folget ihm der Tod.

18.

So wirds den'n auch geschehen,

Die Christo widerstohn,

Weltliche Lüst ansehen,

Kein göttlich Lieb nicht hon.

Also hat dieses Lied ein End,

Bey Christo will ich bleiben

Der all mein Noth erkennt.

Amen.


 

Das 7. Lied.

Ein anderes Lied, Michael Sattlers, zu Rotenburg am Neckar, mit glühenden Zangen gerissen, die Zunge abgeschnitten, darnach verbrannt, Anno 27, den 21sten May.

Im Ton: „Christe der du bist Tag und Licht.“  (1)

1.

Als Christus mit sein'r wahren Lehr

Versammlet hatt' ein kleines Heer

Sagt er daß jeder mit Geduld

Ihm täglich's Creutz nachtragen sollt.

2.

Und sprach: Ihr liebe Jünger mein,

Ihr sollet allzeit munter seyn,

Auf Erden auch nichts lieben mehr

Dann mich und folgen meiner Lehr.

3.

Die Welt die wird euch stellen nach,

Und anthun manchen Spott und Schmach,

Verjagen und auch sagen frey,

Wie daß der Satan in euch sey.

4.

Wenn man euch nun lästert und schmächt,

Meinethalben verfolgt und schlägt

Seyd froh, dann siehe euer Lohn

Ist euch bereit ins Himmels Thron.

5.

Seht mich an, Ich bin Gottes Sohn,

Und hab auch allzeit wohl gethan,

Ich bin zwar auch der allerbest,

Noch habens mich getödt zuletzt.

6.

Weil mich die Welt ein bösen Geist

Und argen Volksverführer heist

Auch meiner Wahrheit widerspricht,

So wird sie's euch auch schenken nicht.

7.

Doch fürcht euch nicht vor solchem Mann,

Der nur den Leib ertödten kann:

Sondern fürcht mehr den treuen Gott,

Der beydes zu verdammen hat.

8.

Derselb probiert euch wie das Gold,

Und ist euch doch als Kindern hold.

Wo fern ihr bleibt in meiner Lehr

Will ich euch lassen nimmermehr.

9.

Dann ich bin eu'r und ihr seyd mein,

Drum wo ich bleib da solt ihr seyn,

Und wer euch plagt der rührt mein Aug,

Weh demselben an jenem Tag.

10.

Eur Elend, Furcht, Angst, Noth und Pein,

Wird euch dort grosse Freude seyn,

Und diese Schand ein Preiß und Ehr

Wohl vor dem ganzen Himmels Heer.

11.

Die Apostel nahmen solches an,

Und lehrten solch's auch jedermann,

Wer dem Herren nachfolgen wollt

Daß er dessen gewarten sollt.

12.

O Christe hilf du deinem Volk,

Welch's dir in aller Treu nachfolgt,

Daß es durch deinen bittern Tod

Erlöset werd aus aller Noth.

13.

Lob sey dir Gott in deinem Thron,

Darzu auch deinem lieben Sohn:

Auch dem Heiligen Geist zugleich,

Der zieh noch viel zu seinem Reich.


 

Das 8. Lied.

Ein ander schönes Lied hat Hans Hut zu Augspurg im Gefängniß gemacht, darinnen er gestorben, und darnach An. 28 verbrannt.

Gehet Im Ton, wie man die sieben Wort singt. 

Oder im Jacobs Ton. Oder: lieber Vater, wie bist c.  (5)

1.

O Allmächtiger Herre Gott!

Wie gar lieblich sind dein Gebot,

Ueber alles Gold so reine.

Du wirst geehrt alleine

In deiner heilgen G’meine.

2.

Dein Will der ist uns offenbar,

Darinn leucht uns die Wahrheit klar,

In allen Creaturen.

Gott hat uns auserkohren,

Darzu auch neugebohren.

3.

Den Himmel und das Firmament

Uns zeigen die Werk seiner Händ,

Darzu sein große Ehre.

Im Land und auf dem Meere

Thun wir erkennen lehre.

4.

Die Werke Gottes sind überall

Auf hohem Berg und tiefem Thal,

Darzu in ebnen Felden.

Die Vögel in den Wälden

Thun uns die Wahrheit melden.

5.

Ein jedes Werk thut preisen Gott,

Wie ers so gut erschaffen hat.

Das thut der Mensch zerbrechen,

Der Wahrheit widersprechen,

Gott wird es an ihm rächen.

6.

Die Werke Gottes sind wunderlich,

In rechter Ordnung ewiglich.

Der Mensch soll sie erfahren,

Gott wills ihm offenbaren,

Er soll sie auch bewahren.

7.

Drum Gott hat seinen Sohn gesandt,

Der uns die Wahrheit macht bekant,

Und auch den Weg zum Leben:

So wir darnach thun streben,

Sein'n Geist will er uns geben.

8.

Der zeigt uns an die Heilig Schrift,

Drin'n Gott sein Testament gestift,

In seinem Sohn so reiche,

In aller Welt zugleiche,

Niemand drum von ihm weiche.

9.

Den Tod er überwunden hat,

Ein rechter Mensch und wahrer Gott,

Mit Kraft hat ers beweiset,

Mit Wahrheit uns gespeiset,

Darum wird er gepreiset.

10.

Drum sandt er uns den Heil'gen Geist,

Der aller Blöden Tröster heist:

Ins Herz will ers uns schreiben

Daß wir in ihme bleiben,

All' Sünd und Laster meiden.

11.

Der Heilig Geist der ist das Pfand,

Der uns zum Erbtheil ist gesandt,

Welch's Christus uns erworben,

Als er am Creutz gestorben,

Mit der Welt nicht verdorben.

12.

Dem Vater sey nun Lob und Ehr

Der ewig bleibt und immermehr,

Und ewig hält sein'n Namen,

Sein's Sohns wir uns nicht schamen,

Der helf uns ewig, Amen.


 

Das 9. Lied.

Eine schöne Historie, die sich unter Kayser Valerio hat zugetragen, von einer Jungfrauen, Pura genannt, und einem Jüngling.

Geht in Georg Wagners Melodey.  (5)

1.

Ambrosius klärlich beschrieb

Eine G'schicht von Christlicher Lieb,

So sich hat zugetragen,

Unter Kayser Valerio

Der ließ die Christen plagen.

2.

Als er gen Antiochiam kam,

Ein Jungfrau, Pura war ihr Nam,

Ein Christin ward gefunden,

Die ward da vor den Kayser bracht,

Der ließ sie zu der Stunden

3.

Führen in ein Schandhaus gemein

Die Jungfrau züchtig, keusch und rein,

In Spott und Schmach zu schänden.

Die Jungfrau rief in dieser Noth

Zu Gott, und wandt ihr Händen.

4.

Errette mich du Sohn David,

Vor Sünd und Schand Herr mich behüt,

Laß dich mein's Leids erbarmen.

Das bitt ich dich durch Jesum Christ

Komm bald zu Hülf mir Armen.

5.

Die Klag erhört ein Jüngling fein,

Ein Christ der ging zu ihr hinein,

Sprach, Jungfrau biß ohn Sorgen,

Von mir solt bleiben ungeschändt,

Wart mit Gedult bis Morgen.

6.

So will ich dir helfen davon,

Bald leg du meine Kleider an,

Und geh aus dem Schandhause,

So leg ich auch an dein Gewand,

Und bleib hierin'n ohn Grause.

7.

Die Jungfrau lobet Gott zuhand

Ging hin in des Jünglings Gewand.

Bald kam ins Haus gemeine

Von Kaysers Hof ein Trabant alt

Fand den Jüngling alleine

8.

Sitzen in jungfräulicher Waht.

Der Trabant stund vor ihm schamroth,

Und thät ihn hart verschmähen,

Ging hin und sagts dem Kayser an,

Der ließ den Jüngling fahen.

9.

Der Kayser ward ergrimmet sehr,

Fragt ihn ob er ein Christ auch wär,

Der Jüngling Antwort gabe:

Ich glaub in Christum, bin getauft,

Von ihm weich ich nicht abe.

10.

Der Kayser bald das Urtheil gab,

Daß man ihm's Haupt solt schlagen ab,

Ward bald dem Henker geben.

Der führt ihn aus auf die Richtstatt,

Wolt ihm nehmen sein Leben.

11.

Bald das erhört die Pura fromm,

Daß man ihn da wolt bringen um,

Lief sie in diesen Nöthen

In schneller Eil auf die Richtstatt,

Wolt ihren Bruder retten.

12.

Ich bin schuldig an deinem Tod,

Sprach die Jungfrau in dieser Noth,

Herzlieber Bruder meine:

Darum ich vor dich sterben will,

Rette das Leben deine.

13.

Der Jüngling züchtig Antwort gab,

Ach Pura laß zu bitten ab,

Sterben will ich alleine,

Und preisen heut mit meinem Blut,

Gott unsern Vater reine.

14.

Pura die züchtig Jungfrau sprach,

Ich leid vor dich den Tod und Schmach,

Zu Lob des Herren Namen:

Der helf uns wieder gnädiglich,

In seinem Reich zusammen.

15.

Bald das erhört der Wüterich,

Daß die Christen so williglich

In Tod ergeben hätten;

Je ein's vors ander sterben wolt,

Ließ er sie beyde tödten.

16.

Also erlangten sie die Kron,

Bey Gott die ewig Ruh und Wohn,

Ihr Christen allgemeine

Laßt euch dies seyn ein Spiegel klar,

Und schaut mit Fleiß hineine.

17.

Den Glauben auch mit Lieb beweiß,

Bitt Gott, sein ist allein der Preiß:

Daß wir auch allesamen

Von Herzen mögen folgen nach,

Durch Jesum Christum, Amen.

Hans Buchel.


 

Das 10. Lied.

Ein tröstlich Lied von fünf Frommen zu Antdorff auf einen Tag verbrannt.

Im Ton: Wo soll ich mich hinkehren, ich armes ⁊c.   (12)

1.

Zu Lob Gott Vater, Sohne,

Und auch dem Heiligen Geist,

In seinem höchsten Throne,

Singen wir allermeist

Von fünf Christen Gemein,

Jetzt singen wir allein:

Ihr Glaub soll uns gefallen

Für Gold und Edelstein.

2.

Durch den sie haben g’wonnen

Das recht versprochne Land.

Dem Feind sind sie entronnen,

Erlößt von Spott und Schand.

Ein Kron ward ihn'n bereit,

Deren sie sich erfreut,

Die sie auch überkommen,

Tragen in Ewigkeit.

3.

Als man sie hat gefangen,

Spahrt man kein Traurigkeit.

Nach Gott stund ihr Verlangen,

Der hat ihr Herz erfreut,

Das bitter machet süß,

Das sie mit großem G’nieß

Im Herzen wohl empfunden,

Wie sie auch sehen lies.

4.

Das Lob Gottes gar feine,

Aus ihrer aller Mund,

Thät reichlichen erscheinen

Von ihn'n zu aller Stund.

Gott haben sie erkennt

All menschlich Lehr geschändt,

So sich im Wort nicht gründet,

Hat kein recht Fundament.

5.

Es fragten die Papisten

Von der Kirch Christi fein,

Obs gläubten wie die Christen,

Daß die Römisch mögt seyn.

Sie sprachen all, O nein,

Die Braut Christi ist rein,

Besudelt nicht mit Blute,

Als ander Völker g'mein.

6.

Vom Pabst thäten sie fragen,

Was sie hielten von ihm?

Einhellig thät'n sie sagen,

Mit einmüthiger Stimm:

Der Pabst wahrhaftig ist

Der rechte Antichrist

Der wider Christum streitet

Mit falscher Lehr und List.

7.

Was halt ihr von dem Brodte

Wohl in des Priesters Hand?

Ist nicht unser Herr Gotte,

Sein Blut und Fleisch genannt?

O nein, sprachens mit Gier,

Wir haltens nicht dafür.

Christus wird leiblich kommen,

Mit gar herrlicher Zier.

8.

Sein leiblich Wesen iste

Auf Erd zu suchen nit,

Spricht der Evangeliste

Im Himmel uns vertritt.

Darinnen wird er seyn,

Und unser warten fein,

Bis er wird wieder kommen

In gar herrlichem Schein.

9.

Der Markgraf und Sophisten,

Haben versucht gar viel,

Mit gar geschwinden Listen

Ihn'n zugericht ein Spiel.

Die Pfaffen dahin geredt

Mit Dräuen und Gespött,

Bis sie zum Tod verdammet,

Und letztlich auch getödt.

10.

Als man nun zum Tod führet

Die Männer allesammt,

In Gott habens glorieret,

Mit G’sang die Leut ermahnt

Daß man soll Gutes thun,

Dann Böß bringt bösen Lohn,

Ein jeder soll zusehen

Daß er seiner Seel verschon.

11.

Als man zählt fünfzehn hundert

Und neun und fünfzig Jahr,

Hat viel Menschen verwundert

Worden geführet dar

Die Männer wohlgethan

Küßten einander schon,

Im Feur thätens erlangen

Standhaft die Marter=Kron.

12.

Ihr Christen jung und alten

So merket mich gar fein,

Die Lieb laßt nicht erkalten,

Es wird euch nöthig seyn.

Christus der treue Hirt,

All solches fordern wird

Wohl an dem jüngsten Tage,

Wenn er das G’richt einführt.

13.

Drum laßt euch nicht erschrecken,

Christus wird scheiden bald

Die Schaaf wohl von den Böcken,

Straffen mit großem G’walt,

Wer jetzt sein Wort veracht,

Die Gnadenzeit verschmacht,

Der wird zur Höll gestossen,

Durch Gottes Kraft und Macht.


 

Das 11. Lied.

Ein schön Lied von Jörg Wagner, zu Mönchen verbrannt, Anno 1527.

Im Ton: „Es ist ein Schafstall und ⁊c.

Oder: „Wiewohl ich jetzt ganz elend bin.  (5)

1.

Wer Christo jetzt will folgen nach,

Muß achten nichte der Welt Schmach,

Das Creutz er auch muß tragen.

Kein ander Weg im Himmel geht,

Hört ich von Jugend sagen.

2.

Also thät Jörg der Wagner auch,

Gen Himmel fuhr er in dem Rauch,

Durchs Creutz ward er bewähret,

Gleich wie man thut dem klaren Gold,

Von Herzen ers begehret.

3.

Der Falkenthurm ward ihm zu Theil,

Es galt ihm seiner Seelen Heyl,

Er acht kein's Menschen Trauren,

Er acht auch nicht sein kleine Kind,

Noch seiner Ehlichen Frauen.

4.

Wiewohl sie ihm nicht war'n nunmehr,

Und er gern bey ihn'n blieben wär

Hat Liebs und Leids gelitten,

Kein Arbeit an seim Leib gespart,

Nach frommer Ehleut Sitten:

5.

Gleichwohl er sie verlassen muß,

Es war ihm kein geringe Buß,

Daß er von ihn'n mußt scheiden.

Kein Fürst mit seinem Fürstenthum,

Hätts ihm mögen erleiden.

6.

Zween Baarfüß=Mönch in grauem Kleid

Jörg Wagner trösten in seim Leid,

Sie wollten ihn bekehren.

Er wieß sie in ihr Klösterlein,

Ihr Red wollt er nicht hören.

7.

Der Henker führt ihn an ein'm Strick,

Im Rathhaus las man ihm vier Stück,

Darauf stund ihm sein Leben:

Eh er eins widerrufen wollt,

In Tod thät er sich geben.

8.

Der erst Artikel war nicht leicht,

Traff an die mündlich Ohrenbeicht,

Kein Pfaff mocht ihm verzeihen,

Dieweil er wider Gott gethan,

Der ihn allein konnt freyen.

9.

Der Tauff ist recht wie Christus lehrt,

Wenn die Ordnung nicht wird verkehrt,

Bedeut sein bitter Sterben,

Ist ein Abwäschung unser Sünd

Dadurch wir Gnad erwerben.

10.

Vons Herren Christi Sacrament

Jörg Wagner ihn'n auch frey bekennt,

Ich halt es vor ein Zeichen,

Vor Christi hingegebnen Leib

Redt er ohn alles Schmeichlen.

11.

Zum vierten wollt nicht Glauben thun,

Daß sich Gott sollte zwingen lohn,

Auf Erd herab zu kommen,

Bis er werd halten sein Gericht,

Den Bösen mit den Frommen.

12.

Zu Mönchen ein Schulmeister was

Der nicht weit von S. Peter saß,

Jörg Wagner du sollt beichten,

Darfst du kein'r Absolution?

Laß dich was Guts berichten.

13.

Schulmeister das würd mir zu lang,

Mit Willen ich ins Feuer gang,

Mein Sünd sind mir verziehen,

Daran ich keinen Zweifel trag,

So wird der Beicht geschwiegen.

14.

Jörg meinst du nicht, du seyst verblendt,

Daß du nichts hältst aufs Sacrament?

Auf Gott setz dein Vertrauen,

Sieh zu wo du dich irren möchst,

Laß dich von Herzen rauen.

15.

Mein Herz ist alles Zweifels ohn,

Daß mich Gott werde irren lon,

An dem Eckstein verletzen,

Dann die gleich sind dem Rohr am Meer,

Ihr Sach auf Zweifel setzen.

16.

Miedlings=Meister, der Predicant

Zum Vater Unser ihn vermahnt,

Daß er ihm sollt nachbäten,

Von Herzen allen ich verzeih,

So wider mich je thäten.

17.

Jörg Wagner als ein frommer Christ,

Sag obs in deinem Herzen ist

Wie du mit'm Mund bekennest.

Es gilt dir deiner Seelen Heyl,

Ob du's nichts recht verstündest.

18.

Gilt es mir meiner Seelen Heyl,

So ist sie mir also nicht feyl,

Daß ich mit Mund soll sprechen,

Welch's nicht in meinem Herzen wär

Gott würd es an mir rächen.

19.

Jörg Wagner forderst du an mich,

Daß ich ein Messe leß vor dich,

Nach den Christlichen Sitten?

Kommst du vor Gottes Angesicht,

So wollst auch vor mich bitten,

20.

Daß er mir auch verleih Gedult,

Daß ich erwerbe seine Huld,

Weil ich noch bin im Leben,

Bitt ich Gott, das ist mein Begehr,

Nach dem Tod ists vergeben.

21.

Etlich Christliche Brüder war'n,

Redten Jörg Wagner in sein'Ohr'n,

Weil er noch war beym Leben,

Im Feur sterb als ein frommer Christ,

Wollst uns ein Zeichen geben.

22.

Er sprach: Das will ich gerne thun,

Christum den wahren Gottes Sohn

Will ich mit'm Mund bekennen,

So lang als mein Vermögen ist,

Will ich ihn Jesum nennen.

23.

Zween Henker stunden bey der Seit

Den Ring um ihn sie machten weit,

Jörg Wagner sprach den Glauben.

Zugegen stund ein große Schaar

Von Männern und von Frauen.

24.

Jörg Wagner sah ohn Furcht um sich,

Sein Mund zu keiner Zeit verblich,

Er redt daß manchen wundert.

Geschah im sieben und zwanzigsten Jahr,

Ein tausend und fünf hundert.

25.

Im Hornung in demselben Jahr,

Am achten Tag ganz offenbar

Hing man ihm an sein Kehle

Ein Sack mit Pulver nicht fast klein,

Benahm ihm da sein Seele.

26.

Man flocht ihn auf ein Leiter hart,

Das Holz und Stroh anzündet ward,

Jeßt ward das Lachen theuer.

Jesus, Jesus, zum vierten mahl,

Rief er laut aus dem Feuer.

27.

Elias thut die Wahrheit sagen,

Daß er in ein'm feurigen Wagen

Fuhr in das Paradeise:

So bitten wir den Heiligen Geist,

Daß er uns unterweise.


 

Das 12. Lied.

Diese nachfolgende Geschichte hat sich im Jahr 1550 zu Gent und Löven begeben.

Und geht Im Ton: „All die ihr jetzund leidt Verfolgung und Trübsal. 

Oder wie der Bentzenhauer.  (7)

1.

O Herr dich will ich loben,

Der du dein Gliedern all

Zuschickest Stärk von oben

Hie in dieß irrdisch Jammerthal,

Daß sie fest stehen bleiben

Wider den bösen Hauff,

Weil sie die Bosheit treiben,

Haben sie ihren Lauf.

2.

Sieh an was kecker Helden

Erscheinen da zu Gent,

Da von ich euch thu melden,

So die Wahrheit bekennt,

Hans Käskauffer genannt,

Der da gefangen ward

Und sich nach seinem Stand

Wohl hielt zu dieser Fahrt.

3.

Er ward auch dargestellet

Vor einem ganzen Rath,

Der treu Mann auserwählet,

Scharf man ihn fragen that,

Wenn er den Tauf empfangen

Hab wohl zu dieser Frist?

Er sprach, Vier Jahr vergangen

Seit das geschehen ist.

4.

Sie fragten ihn noch mehre

Was er vom Sacrament

Hielte nach seiner Lehre,

Ob er ihn auch bekennt

Daß darin'n würd genossen

Christi wahr Leib und Blut,

Welch's geben und vergossen

Am Stamm des Creutzes gut.

5.

Wie kann die Speiß seyn Gotte,

Die der verzehren thut,

Der selbst ist Staub und Kothe.

Mich dünkt in meinem Muth,

Gott werd nicht leiblich gessen,

Nach seiner Majestät,

Der kein leibliches Wesen

Auf dieser Welt mehr hat.

6.

Die ihn auf Erden suchen,

Folgen nicht seiner Lehr

Er wird sie auch verfluchen,

Die ihm stehlen sein' Ehr

Gebens der Creature,

Die doch gleichwie der Staub

Zergehet von Nature,

Dasselb ich gänzlich glaub.

7.

Man ißt Gott nicht wie Brodte,

Leibhaftig wie ein Speiß,

Sein Tod hilft uns aus Nothe

Ihm sey allein der Preiß:

Den sollen wir groß machen

Bey dieser Speiß allein,

Und die geistliche Sachen

Dabey machen gemein.

8.

Diß ist allein der Grunde,

Darob wir halten thun,

Bekennen mit dem Munde,

Lond uns gar nicht davon,

Bis man uns aus der Schrifte

Was bessers unterricht.

Menschen=Lehr ist vergifte,

Wir trauen ihr gar nicht.

9.

Sie sprachen zu der Stunde:

Ist das jeßt dein Beschluß,

Gar viel ein bessern Grunde

Dein Ding hie haben muß.

Er sprach: Laßt mir herbringen

Eure Gelehrten sort,

Wir reden von den Dingen

Allein aus Gottes Wort.

10.

Wir wollen euch bewähren,

Und überzeugen gar

Daß ihr durch falsche Lehren

Wohl dreyzehn hundert Jahr

Seyd gänzlichen betrogen,

Durch die Decret zumal,

Was man euch vor hat g'logen,

Habt ihr geglaubet all.

11.

O Mensch laß dirs erleiden,

Die Wölf gar ungeheuer,

Die kommen in Schaafskleiden,

Es wird ihn'n werden theuer

Mit falschem Schein betrügen

Den einfältigen Mann,

Den Frommen sie verlügen

Der sie aufdecken kann.

12.

Es rief euch Gott der Herre

Mit sanftmüthiger Stimm,

In der Apostel Lehre,

Ihr sollt kommen zu ihm,

Anklopfen und anschreyen,

Er will euch selbst aufthun,

Von eurer G’fängniß freyen,

In sein Reich nehmen an.

13.

Tausend fünf hundert Jahre

Und fünfzig zählt man dran,

Da sah man offenbare

Diesen tapfern Mann,

Bey sein'm Bruder im Feure

Brennen in großer Noth,

In Gottes Augen theure

Ist der Gläubigen Tod.


 

Das 13. Lied.

Eine schöne Historie von einer Jungfrau.

Im Ton: „Wohl dem, der in Gottes Fürchten stehet.“

Oder: „Christ der du bist der helle Tag.  (1)

1.

Ein Mägdelein von Gliedern zart,

Lieblich, schön und von guter Art,

Elisabeth ward sie genannt

Die hat auch Gottes Wort erkannt.

2.

Zu Lewarden wohl in der Stadt

Das Mägdlein seine Wohnung hat,

Als man zählt fünfzehn hundert Jahr

Und neun und vierzig, das ist wahr.

3.

Im Jenner sie gefangen ward,

Gebunden und gefraget hart,

Bey ihrem Eyd in dieser Stätt,

Ob sie kein Mann genommen hätt.

4.

Sie gab Antwort, als sie das hört,

Zu schwören wird an mich begehrt.

Das steht gar nicht in meiner G’walt,

Ja und auch Nein, davon ich halt.

5.

Weiter ich zwar nicht schwören soll,

Die Wahrheit kann ich sagen wohl,

Wer seinen Nächsten triegen will,

Dem ist falsch schwören nicht zu viel.

6.

Dasselbig ich euch sagen kann,

Daß ich versprochen bin keim Mann.

Sie sprachen: ihr habt viel verführt

Daß sie mit euch haben geirrt.

7.

Ihr seyd darzu ihr Lehrerin,

Drum ihr bekennen sollt vorhin,

Was vor Personen ihr gelehrt,

Und in euren Irrthum geführt.

8.

Sie sprach: Ihr liebe Herren mein,

Ihr sollet mich fragen allein,

Was ich vor einen Glauben hätt,

So wollt ich gern an dieser Stätt

9.

Vor euch bekennen öffentlich,

Was ich glaube und mich versich.

Sie sprachen, was sie an dem End

Hielt von der Meß und Sacrament?

10.

Sie antwort ihnen zu der Stund,

Sie hätt' darinnen keinen Grund

Die Schrift davon kein Meldung thut,

Darum dünkts mich zwar gar nit gut.

11.

Das Nachtmahl aber ist genennt

Von Christo selbst ein Testament,

Das ist ein Zeugniß und Geschrift,

Die das ewige Erb antrifft.

12.

Gott schreibts uns in das Herz hinein,

Mit geistlichen Buchstaben fein,

Welch's durch die Stiftung figurirt,

Und unsichtbar bezeichnet wird.

13.

Da sie viel Schrift drum eingeführt,

Gar bald ihr diese Antwort wird:

Der Teufel redt aus deinem Mund

Dein Zeugniß haben keinen Grund.

14.

Sie sprach mit Worten also schlecht:

Wie meim Herren, also seim Knecht,

Nit besser wird es mir ergohn,

Deß soll ich keinen Zweifel hon.

15.

Sie fragten, ob der Kindertauf

So man jeßt nach gemeinem Lauf

Nothwendig hielt, nicht mache fromm?

Das soll sie kurz in einer Summ

16.

Anzeigen und bekennen rund,

Warum sie noch zu dieser Stund

In ihrem Alter wieder tauf,

Wie viel sie darum würd gestraft?

17.

Sie sprach: Ich bin nach Christi Lehr

Einmahl getauft, nicht weiter mehr,

Auf mein bekannten Glauben fein,

Wie es nach Gottes Wort soll seyn.

18.

Sie frageten auch weiter mehr,

Ob an Gottes Statt der Priester

Die Sünden auch vergeben möcht?

Darauf antwort sie ihnen recht:

19.

Christus ist der hohe Priester,

Kein Mensch benimmt ihm diese Ehr,

Der Mensch verkündet Gottes Gnad

Dem Sünder, der recht Buß than hat.

20.

Dem aber, der nicht Buß thun will,

Dem setzt die Kirch kein ander Ziel,

Dann daß sein Sünd behalten werd,

Erlang kein Gnad auf dieser Erd,

21.

Darzu auch dort in jener Welt.

So ist das Urtheil schon gestellt,

Kein Mensch es anders machen wird,

Wie schön er d'Sach mit Worten ziert.

22.

Elisabeth sind gar kein Gnad,

Wird wieder bald geführt vorn Rath,

Bald auch in den Pein=Keller kam,

Peinlich zu fragen man vornahm.

23.

Dem Henker kam sie unter d’Händ,

Sprachen zu ihr an diesem End,

Wir haben bisher gütig sich

Mit euch beredt, und freundelich.

24.

Nun wolln wir desto strenger seyn,

Und mit euch handeln durch die Pein,

Die euch der Richter jetzt zuricht,

Wo ihr euch noch bekehret nicht.

25.

Die Finger man ihr klemmen thät,

Daß sie dran solche Schmerzen hätt,

Daß ihr durch diesen großen Zwang

Das Blut zu'n Nägeln ausser sprang.

26.

Sie thät es Gott im Himmel klag'n,

Die Pein kann ich nit länger trag'n,

Thu mir, o Herr, Hilf und Beystand,

Behüte mich vor Schmach und Schand.

27.

Sie sprachen: Nun bekennt eur Fehl,

So soll man euch wohl helfen schnell,

Ihr dürft drum nicht rufen zu Gott,

Bekennt, so helft ihr euch aus Noth.

28.

Sie blieb inbrünstig im Gebet,

Deß ward sie auch von ihm errett,

Der ihr so Kräfte gab im Schmerzen,

Daß sie mit viel Gedult im Herzen

29.

Die Pein und Schaden konnt ertragen,

An Gottes Güte nicht verzagen.

Sie sprach: die Pein nimmt bey mir ab,

Wie ich von Gott erbeten hab.

30.

Ihr mögt mich fragen was ihr wöllt,

Mein Hoffnung ist zu Gott gestellt.

Zwo Schrauben an ihr Bein man setzt,

Daß sie noch schwerer würd verletzt.

31.

Sie sprach: Schändet mich nit so sehr

Dann euch bringt solches Ding kein Ehr,

Daß ihr entblößet meinen Leib

Gedenkt an euer Kind und Weib,

32.

Daß sie nit werden so geschändt.

Indem hat sie ihn'n frey bekennt

Es hab mit seiner Hand kein Mann

Ihr’n Leib je blos gerühret an.

33.

Indem sie zu der Erden sank,

Und ward von Ohnmacht also krank,

Daß sie gehalten ward für todt,

Noch half ihr auf der treue Gott,

34.

Daß sie noch kam zu ihrer Kraft,

Und sprach zu ihnen unzaghaft,

Ich lebe noch und bin nicht todt.

Sie sprachen: Nun bekennt vor Gott,

35.

Daß ihr geirrt, und widersprecht

Weil ihr noch Gnad erlangen möcht.

Da sprach sie: Ich begehr durch Gott

Das zu versiegeln mit dem Tod.

36.

Im Merzen von gemeldtem Jahr

Wurd sie auch hingerichtet gar.

Ein Urtheil ward im Nath gefällt,

Und bald darnach ins Werk gestellt,

37.

Daß man sie stracks ertränken sollt,

Kein ander Gnad beweisen wollt,

Das ist der Wölfen Gütigkeit,

Die sie den Schäflein hond bereit.

38.

Laßt uns bedenken ohne Scherz,

Der Elisabeth tapfer Herz

Wie sie in ihrer Pein und Noth

Mit Ernst gerufen hat zu Gott.

Amen.


 

Das 14. Lied.

Ein ander Lied von einem, der war Jost genannt, zu Cortrick verbrannt, Anno 1553.

Geht in Jörg Wagners Ton.  (5)

1.

Die beste Freud aus Gottes Wort

Herkommt, und füllet alle Ort,

Hochteutsch und Niederlanden.

Wer sich dem recht ergeben hat,

Der wird erfreut in Banden.

2.

Welch's wohl erscheint in dieser Zeit,

Da man findt Menschen nah und weit

Die Gottes Wort bekennen.

In einer Stadt Cortrick genannt,

Thät man ein'n Mann verbrennen,

3.

Der war bey vielen wohl bekannt,

Mit seinem Namen Jost genannt,

Der ward daselbst gefangen,

Und bald vor die Sophisten bracht,

Die fragten mit Verlangen,

4.

Wenn er die letzte Beicht hätt thon,

Das sollt er geben zu verstohn.

Jost antwort ihnen balde:

Warum habt ihr mich fangen lan,

Wer gab euch die Gewalte?

5.

Sie sprachen, Gott giebt uns die G’walt,

Daß wir handeln solcher Gestalt.

Jost sprach, Ich kanns nicht glauben,

Daß einer der ein Christ will seyn,

Soll seinen Nächsten rauben.

6.

Dann Christus die Seinen nicht lehrt,

Daß man den, der sich nicht bekehrt,

Soll fahen und todtschlagen.

Er hat selbst niemand tödten lan,

Noch also thun verklagen.

7.

Ich glaub an unsern Herren Christ,

Der selbst vor mich gestorben ist,

Der ist der rechte Hirte.

Kein Pfaff, Dechant, wer er auch ist,

Vor mich nicht sterben würde.

8.

Der Pfarrherr bald zu Josten spricht,

Wer lehret das, du mich bericht,

Daß ich sollt vor dich sterben?

Jost sprach, ich glaub es sicherlich,

Ihr thut darum nicht werben.

9.

Christus lehrt solches aber fein,

Wie es auch dann vor Gott soll seyn

Ein guter Hirt ich bine,

Mein Leben laß ich vor die Schaaf,

Wie solch's an ihm erschiene.

10.

Warum gebt ihr mich in den Tod,

Und wollt darin'n nicht fürchten Gott,

Auch in des Richters Handen?

Als hätt ich groß Uebels gethan,

Machet ihr mich zu Schanden.

11.

Der Pfaff sprach, Paulus hat gethan

Den Corinther selbst in den Bann,

Dem Satan übergeben.

Jost sprach, Wir thun ihm auch also,

Nehmen doch kein'm das Leben.

12.

Wir verkünden ihm Gottes Straf,

Woer verharrt in solchem Lauf,

Seyer des Satans eigen:

So aber er thut wahre Buß,

Werd ihm Gott Gnad erzeigen.

13.

Paulus gab ihn dem Richter nit,

Straft ihn auch nit nach eurer Sitt,

An seinem Leib und Leben.

Die ihr die Menschen also lehrt,

Müßt schwere Rechnung geben.

14.

Der Pfaff sprach, Habt ihr g'lesen nit,

Wie Helias befahl hiemit,

Des Baals Pfaffen zu tödten?

Jost sprach, Wir sind den'n auch nit gleich,

Kein’n Abgott wir anbeten.

15.

Ihr aber seyd ihnen baß gleich,

Betrieget sämmtlich arm und reich,

Mit Abgötterey, merk eben.

Fresset und sauffet noch viel mehr,

Führet ein bübisch Leben.

16.

Der Pfaff redt von St. Augustin.

Jost sprach, deß Jünger ich nit bin,

Christus der thut mich lehren,

Wer bey sein'r Lehr nit bleiben mag,

Der thut die Leut verführen.

17.

Christus der hat sein Lehr gebracht

Von's Himmels Thron, Er hat die Macht,

Zu lehr'n und G’setz zu geben.

Wer allein bleibt in seiner Lehr

Der hat das ewig Leben.

18.

All Menschenlehr die ist nit gut,

Sein Lehr bezeugt er mit sein'm Blut,

Mit grossen Wunderthaten,

Was aus sein'r Lehr herkommen thut,

Muß alles wohl gerathen.

19.

Für diese Lehr wahrhaft und theur

Will ich gehn willig in das Feur,

Dieselbe frey bekennen,

Ob man mich schon darum veracht,

Und mich darum läßt brennen.

20.

Als man zählt fünfzehn hundert Jahr,

Und drey und fünfzig offenbar,

Hat Jost sein'n Geist aufgeben,

An einem Pfahl verbronnen ist,

Gott gab ihm ewigs Leben.

Amen.

Laus Deo.


 

Das 15. Lied.

Dies hernach gedichtete Marter=Lied ist vom Hansen von Amsterdam, welcher mit viel Andern verrathen, gefangen und umgebracht worden.

Und geht Im Ton: „Rosinfarb war dein Gestalt.“ 

Oder: „Der Unfall reut mich ganz. Sehr tröstlich zu singen.  (9)

1.

Ich weiß, wer Gottes Wort bekennt,

Daß der sich viel muß leiden.

Der Hans von Amsterdam zu Gent,

Käskauffer seiner Zeiten

Ist einer g'nannt, der hat erkannt,

Mit noch mehr frommen Leuten,

Daß wer Gott ehrt, und sich bekehrt,

Wird g’haßt zu allen Zeiten.

2.

Sie haben einen guten Grund

In Gottes Wort gefunden,

Den sie bekannten mit dem Mund

Zu aller Zeit und Stunden.

Durch Gottes Kraft, sie ganz standhaft

Der Wahrheit Zeugniß gaben,

Dieselb ausbreit, in Freudigkeit,

Deß sie nit g’nossen haben.

3.

Man hat sie g’fänglich g'nommen an,

In d’Finsterniß gesetzet,

Lang Zeit darinnen sitzen lan,

Welch's sie doch nicht verletzet.

In ihrer Noth riefens zu Gott,

Der thät sie gar wohl trösten,

Er gab auch ihn'n Herz, Muth und Sinn,

Da ihr Noth war am größten.

4.

Man bracht sie vor den ganzen Nath,

Und thät sie fleißig fragen

Von ihrem Glauben, Lehr und That,

Die Wahrheit solltens sagen.

Der Hans fragt sie, wo sind wir hie?

Was ist das vor ein Hause?

Braucht man hie schlecht G’walt oder Recht,

So soll doch mir nit grausen.

5.

Sie gaben ihn'n zur Antwort fein,

Man braucht hierin das Rechte,

Deß sollet ihr wohl sicher seyn,

Das gut wird nicht verschmächte.

Er sprach mit Sitt, Gott wolle nit,

Daß anders werd befunden,

Immer hinfort, an keinem Ort,

Zu keiner Zeit noch Stunden.

6.

Warum habt ihr uns fangen lan,

Und unsern Leib fast binden?

Was haben wir übels gethan?

Kann man auch an uns finden,

Diebstahl, Betrug, G’walt oder Lug,

Falsch Schwören und Ehbrechen?

Klaget uns an, was wir gethan,

So woll'n wir vor uns sprechen.

7.

Alsbald der Rath zu ihnen sagt,

Man thuts euch nicht beschulden,

Man hat solch's von euch nicht geklagt,

Wir möchten euch wohl dulden.

Hans sprach gar bald, In was Gestalt

Hat man uns dann gebunden?

Die Antwort ward, Eur Widerpart

Berichts euch zu den Stunden.

8.

Wer ist dann unser Widerpart?

Sprach Hans von Oberdammen,

Die uns hie hat verklagt so hart,

Sie mach sich hie beysammen.

Kein Mönch noch Pfaff, wider die Schaaf

Sein Klag anheben konnte.

Wie gach auch war, der Pfaffen Schaar,

Noch hättens keines Grunde.

9.

Hans sprach, Ist hie kein Gegentheil?

Was mag doch das bedeuten?

Sie sprachen, Des Kaysers Urtheil

Fällt auf euch in den Zeiten:

Weil ihr sein Rath, und Majestät

Im Mandat thut verachten,

Daß er zu gut, uns allen thut,

Welches ihr gar nicht trachten.

10.

Er sprach, Wir widerstreben nit

Dem Kayser noch keim G’walte,

Was Gottes Wort auch bringet mit,

Desselben ich mich halte.

Ists wider Gott, leid ich eh Noth,

Was mir Gott giebt zu leiden,

Dann daß ich sollt, durch Menschen G’bot

Die rechte Wahrheit meiden.

11.

Sie sprachen, Es ist offenbar,

Daß ihr zusammen kommen,

Und gebt euch deßhalb in Gefahr

So ihr doch habt vernommen,

Kaysers Mandat, verboten hat

Solches zusammen Lauffen,

An heimlich Ort, das wir hinfort

An euch auch müssen strafen.

12.

Er sprach: Der Kayser kein G’walt hat,

Die G’wissen zu regieren,

Daß er sich darzu brauchen lat,

Thut er sich selbst verführen.

Dann Gott allein, soll man in G’mein

Den höchsten G’horsam leisten.

Sein G’setz allein, bewahren rein,

Vom mind'sten bis zum meisten.

13.

Sie haben mit viel Worten mehr,

Gar hart auf sie gedrungen,

Die G’fangenen betrübet sehr,

Doch seynd sie nit gezwungen

In Ungedult, dann Gottes Huld,

Hats in der Schmach erhalten,

Wurffen d’Perlein nit vor die Schwein,

Ließen allein Gott walten.

14.

Die Pfaffen mit ihr'r falschen Lehr

Wider die Wahrheit stritten,

Erlangten aber kleine Ehr,

Drum sie zu allen Zeiten

Begehren Rach, trachten darnach,

Wie sie's möchten hinrichten,

Wie g'schehen ist, in kurzer Frist

Darauf sie thäten dichten.

15.

Das Urtheil über sie gefällt,

Die Männer sollten sterben,

Darzu von Gott seyn auserwählt,

Daß sie sollten erwerben,

Der Märter Kron, ins Himmels Thron.

Die Procuratör haben

Das Urtheil g'schwind ihnen verkündt,

Wie es die Herren gaben.

16.

Weil sie so viel gelehrte Leut

Nicht haben wollen hören,

Und blieben sind in ihrem Streit,

Sich auch noch nicht bekehren,

Noch sich gewendt: so sey erkennt

Durch ein ehrbar Gerichte,

Daß sie nunmehr, als falsch Ketzer,

Im Feur werden vernichte.

17.

Hans antwort ihn'n darauf gar bald,

Wir sollten offenbare,

Vor jedermann gesprochen han

Und disputirt fein klare

Mit den G’lehrten, daß man alsdenn

Gehört hätt und gesehen,

Wer die Wahrheit, hätt vorgeleit,

Ist aber noch nicht g'schehen.

18.

Die Procuratör an der Statt,

Haben ihn'n Antwort geben:

Es ist jetzunder schon zu spat,

Zu fristen euer Leben.

Sie wurden fort, zum andern Ort

Geschicket zu der Stunde,

Sie giengen hin, mit ringem Sinn,

Gleich mit lachendem Munde.

19.

Vor Freuden man sie springen sah,

Sie sollten sich ausziehen:

Welch's dann in kurzer Zeit geschah,

Zu Gott sie thäten fliehen.

Sie redten fort, aus Gottes Wort,

Bis mans an Pfahl hat bunden.

Haben bekennt, bis an ihr End,

Den Herren mit den Munden.

20.

Da man zählt fünfzehn hundert Jahr

Und fünfzige merk eben,

Zu Gent die theuren Männer gar

Sah man den Geist aufgeben,

Opferten Gott, in ihrer Noth

Ihr Seel und leiblichs Leben,

Dafür ihn'n hat, Gott durch sein Gnad

Gar viel ein Bessers geben.

21.

Also wird das unschuldig Blut

Verdammt und auch vergossen,

Bis Christus wieder kommen thut.

Der wird sein' Hausgenossen

Erlösen all, aus viel Trübsal,

Und führen sie zusammen

Aus großem Leid, in ewig Freud,

Durch Jesum Christum,

Amen.


 

Das 16. Lied.

Ein ander Marter=Lied von einem alten Mann von 87 Jahren, und einem jungen, welche die Wahrheit zu Amsterdam bezeuget.

Wird gesungen, wie man vom König Lasla singt.

Oder: „Es gingen zwo Gespielen gut.“

Oder: „Es ging ein Fraülein mit dem Krug.  (1)

1.

Es waren auch zween Brüder gut,

Johann Claß einer hiesse,

Der thät zu Amsterdam sein Blut

Mit ein'm Alten vergiessen.

2.

Der war der alte Ihm genannt,

Sieben und achtzig Jahre

Hatt er erreicht ohn alle Schand,

Noch mocht er nicht fürwahre

3.

Entrinnen dieser bösen Welt,

Sie wurden beyd gefangen

Darnach auch vor Gericht gestellt,

Da sie dann mit Verlangen,

4.

Lieblich haben einander küßt

In rechter Liebes Brunste,

Zu sterben hatten sie ein'n Lust,

Recht sterben ist ein' Kunste.

5.

Johann Claß sprach mit Worten fein

Mit ein'm lachenden Munde,

Ich freue mich zu Gott's Gemein,

Wohl jetzt zu dieser Stunde.

6.

Der alte Ihme zu ihm spricht,

Mit Worten also schone,

Mit gar fröhlichem Angesicht:

Uns ist bereit ein' Krone,

7.

Die uns doch niemand nehmen wird

Den Schatz aus unserm Herzen.

Zu Christo werden wir geführt,

Nimmt uns ab Leid und Schmerzen.

8.

O was vor ein fröhlich Mahlzeit

Wird uns jetzt gar bald werden,

Vor zwölf Uhr werden wir erfreut,

Und g’nommen von der Erden.

9.

Derhalben weder Schwerdt noch Feur

Uns soll in Trauren bringen,

Weil uns Gott alles zahlt so theur,

Mit so köstlichen Dingen.

10.

Sein Leben gibt er vor das mein,

Sein'n Tod thut er uns schenken

Das soll im Tod unser Trost seyn,

Daran wir allzeit denken.

11.

Das gibt uns eine große Kraft,

Sie uns thut fröhlich machen,

Bey uns all' Traurigkeit abschafft,

Weinen verkehrt in Lachen.

12.

Der Schultheiß samt dem Richter schon,

Mochtens nicht länger sehen,

Man ward sie von einander thun,

Noch weiter ist geschehen.

13.

Der Schultheiß fragt sie an dem Ort,

Ob sie wiedertauft wären?

Der Jan sprach noch nach Gottes Wort,

Einmal nach Christi Lehre.

14.

Man gab ihn'n Schuld der Dingen mehr,

Von andern bösen Sachen.

Wie sie mit ihrer falschen Lehr

Zweytracht unterm Volk machen.

15.

Wir sind gar nicht all solche Leut,

Wie ihr von uns wolt halten.

Johann der sprach, wir thun allzeit

Den Jungen als den Alten.

16.

Was uns dann Gottes Wort vorhält,

Dabey lan wir uns finden.

Zu Gott ist unser Hoffnung g'stellt,

Darwider wir nit könnten.

17.

Die sieben Schöpfen er bestellt,

Da ihm zustund sein Leiden,

Ihr'r vier haben das Urtheil g'fällt,

Drey traten ab zur Seiten.

18.

Johann rief, als sie hielten Sprach:

O Herr in unser Nothe

Begehren wir gar keiner Rach,

Hub sein Hand auf zu Gotte.

19.

O allerliebster Vater mein,

Gib ihnen deinen Geiste,

Wollst ihn'n kein strenger Richter seyn,

Dein göttlich Gnad ihn'n leiste.

20.

Also Jan des Lebens beraubt,

Gerichtet mit dem Schwerdte,

Der Leib aufs Rad, auf stöck das Haupt,

Das er doch hatt begehrte.

21.

Der alte Ihm zu dieser Fahrt

Sein Freud erzeigt vor allen

Ob er gleich seinen grauen Bart

Durchs Schwerdt mußt lassen fallen.

22.

Johannes sprach, Wir gohn in Tod,

Von wegen Gottes Worte

Er hilft uns jetzt aus aller Noth,

Ist unser Schutz und Horte.

23.

Ihr lieben Bürger arm und reich,

Ihr wollt uns Zeugniß geben,

Daß wir nit Dieb noch Räuber gleich

Verlieren unser Leben.

24.

Wir haben ja gar nit gestellt

Nach ander Leuten Gute,

Noch jemand in ein'n Schaden g'fällt,

Noch tracht nach jemands Blute.

25.

Doch soll niemand von uns verstohn,

Daß wir auf die Werk bauen,

Sondern mit dem verlornen Sohn

Auf Gottes Gnad vertrauen.

26.

Er rief zu Gott mit lauter Stimm,

Nimm mich zu dir im Frieden,

O Sohn Davids, mein Seel hinnimm,

Also ist er verschieden.

27.

Also erlangten sie die Kron,

Der Alte mit dem Jungen,

Gott preisen alle Engel schon,

Alle Geschlecht, und Zungen.

Amen.


 

Das 17. Lied.

Ein ander schön Lied und wunderwürdige Geschichte von zweien Weibsbildern, bey welchen Gottes Liebe über alle Dinge, stärker dann der Tod gewesen.

Geht in der Toler Melodey, zu Delden im Niederland geschehen. 

Oder, wie man den König in Ungarn singt.  (2)

1.

Trauren will ich stehen lassen

Und singen mit Begier,

Darum wollt solcher massen

Auch fröhlich sein mit mir:

Die Wunder Gott's verkünden,

In aller Welt so frey,

Die sich dann jetzt erfinden,

Bey etlich Gottes Kinden

Es ist kein Fantasey.

2.

Das weibliche Geschlechte

Hat Gott so hoch begabt

Mit seinem Geist und Rechte,

Daß sie haben geglaubt

Sein'm Wort gar festiglichen,

Wie sie wurden gelehrt,

Und thun davon nicht weichen,

Die Armen samt den Reichen,

So sich zu Gott bekehrt.

3.

Ein Tochter jung, mit Namen

Mary Beckom genannt,

Die hat ohn alle Schamen

Die recht Wahrheit erkannt.

Ihr Mutter konnts nit tragen,

Trieb sie drum aus dem Haus,

Diß ward man von ihr sagen,

Dem Stadthalter thät klagen,

Der sendet nach ihr aus.

4.

Gosin von Räfeld hatte

Mit sich g'nommen viel Knecht,

Daß er die Jungfrau drate

Vor den Stadthalter brächt.

Auf Beckoms Haus sind kommen,

Sie mußt aufstehn vom Bett

Mit G’walt hat mans genommen,

Viel Leut in grosser Summen

Honds g'sehn und ihr Geschlecht.

5.

Zu ihres Bruders Fraue

Sprach die Jungfrau mit Sitt,

Viel guts ich dir vertraue,

Magst du auch ziehen mit,

Und mir Gesellschaft halten.

Jetzund gleich mit mir gan,

Und es Gott lassen walten,

Dich auch nit von mir spalten,

Ich will dich gerne han.

6.

Ich will dich nit verlassen,

So Jan von Beckom will,

Und ziehen diese Strassen.

Maria in der Still

Bat ihren Bruder werthe,

Er solts willig zulahn,

Drin'n haben kein Beschwärde.

Sie wöll' seyn ihr Gefährte,

Und gerne mit ihr gahn.

7.

Ursel ihr's Bruders Weibe

Hatt ihres Gemahls Gunst,

Ob sie schon war sein Leibe,

Noch g'wann sie durch ihr Kunst

Ihr's lieben Hauswirths Willen,

Daß ers ihr nit abschlug,

Thät ihre Bitt erfüllen,

Ihnen ihr Liebe stillen,

Das bracht ihr Weißheit klug.

8.

Ursel das edel Weibe,

Gibt in Gefahr und Noth

Aus Liebe ihren Leibe,

Bis in den bittern Tod.

Dann Liebe stärker iste,

Als alle Ding auf Erd:

Höll und Tod müssen weichen,

Auch ander Ding dergleichen,

Die Liebe kommt von Gott.

9.

Ihr Mutter ist auch kommen

Aus Frieslanden gar weit,

Wie sie das hat vernommen,

Haben in dieser Zeit

Freundlich an sie gesetzet

Der Mutter Schwester beyd,

Sie blieb gar unverletzet,

Wie hart sie ward verhetzet,

Sie nahm ihren Abscheid

10.

Von ihrer Mutter bösen,

Und richt ihr Herz zu Gott,

Sie hatt ihr auserlesen,

Erwählet Schmach und Spott,

Mit ihr Schwester zu leiden,

Was ihr Gott schicket zu,

Sie wolt nicht länger beiten,

Gott half ihr auch selbst streiten,

Gab ihr die ewig Ruh.

11.

Gen Deventer geführet

Wurden sie alle beyd

Die Sophisten verwirret

Thäten ihn'n an groß Leyd

Mit ihren g'schwinden Listen,

Lehren sie Menschen=G’setz,

Woltens ihr Leben fristen,

Und werden gute Christen,

Entrinnen diesem Netz.

12.

Wir halten Gottes Worte,

Das er uns lehren thut,

Ist unser höchster Horte,

Und nicht das zeitlich Gut.

Den Papst woll'n wir nit hören,

So er nit redt aus Gott,

Noch keine Menschen=Lehren

Die alle Welt verkehren.

Bringen in Angst und Noth.

13.

Peter Grebel ist kommen,

Den man beschicket hat,

Der hat sie beyd vorg’nommen,

Und gelehrt an der Statt.

Mit Schrift er nichts erweiset,

Es ging ihn wenig ein,

Wie hoch er sich befleisset,

Wurden sie nit gespeiset,

Sein Lehr war gar nicht rein.

14.

Da ers nicht kont umwenden,

Ward er gleich zornig drob,

Thät sie gar übel schänden,

Und redt mit Wörten grob,

Der Teufel red' in ihnen,

Hinweg, hinweg zum Feur

Darin'n solltens verbrennen,

Nit besser sie gewinnen,

Es wird ihn'n noch zu theur.

15.

Sie lobten Gott von Herzen,

Der sie hat würdig g'macht

Zu leiden Pein und Schmerzen,

Gnädig an sie gedacht,

Es ist uns drum geschehen

Daß wir Christum allein

Bekennet und verjehen,

Gänzlich auf ihn zu sehen,

Als unseren Eckstein.

16.

Zu Delden auf das Hause

Führt man sie schnell behend,

Sie litten manchen Strause,

Wurden doch nicht abg’wendt,

Ein Commissar thät kommen

Aus des Burgunders Hof,

Der redet an die Frommen,

Wie ich es hab vernommen,

Ob's hielt'n die Wiedertauff?

17.

O nein, ein Tauff wir kennen,

Sprachen sie alle beyd,

Thut man ihn anders nennen,

Ists uns gewißlich leid.

Der Gläubig läßt sich wäschen

Einmal nach Christi Wort,

Hält sich vor Koth und Aeschen,

Sein Licht wird nicht erlöschen,

Ob er schon würd ermordt.

18.

Die nun hond angezogen

Christum nach seiner Lehr

Ob sie vor hond betrogen,

Thun sie es nimmermehr.

Die hond ein'n Tauff empfangen,

Der ihn'n vor Christo gilt,

Wie hoch der Feind thut prangen,

Ist es also ergangen,

Wie fast man es jetzt schilt.

19.

Ein ander Frag auch ware

Ob sie im Sacrament

Auch Christum essen gare?

Darauf habens bekennt,

Wir können Gott nicht essen,

Er ist ins Himmels Thron,

Wir sind nicht so vermessen,

Daß wir sein göttlich Wesen

Solten vor ein Spott hon,

20.

Als ob wir Gott selbst haben

In unserm eignen G’walt,

Richten nach dem Buchstaben,

Obs schon Gott nit gefallt,

Und wider sein Wort sichtet,

Noch muß es anders sein,

Viel Ding man dazu dichtet,

Wie uns Christus berichtet,

So ist es nur ein Schein.

21.

S. Paulus nennts ein Brodte,

Christus ein Testament,

Damit des Herren Tode

Von uns werde bekennt

Durch diese Ding eingraben

In unsers Herzens Grund,

Mit geistlichen Buchstaben,

Daß wir den Leib schon haben

Durch den Glauben all Stund.

22.

Es ist ein geistlich Speisen,

Und ein geistliche G'schrift

Die uns thut unterweisen,

Und unsre Herzen trifft.

Gleich wie ein Testamente

Allein zeugt von dem Gut,

Das dem Erben ernennte,

Darzu er dann bekennte,

Und ihm begnügen thut.

23.

Ob er schon noch thut warten

Auf das versprochen Gut,

Thut er nach Glaubens Arte,

Und hat ein'n guten Muth,

Als hätt' ers schon empfangen,

So wohl freut ihn die Gab

Er wartet mit Verlangen,

Bis die Zeit ist vergangen,

Daß aufhöret der Glaub.

24.

Aber die Liebe bleibet,

Und herrschet auch allein,

Die Hoffnung auch vertreibet,

So jetzt kommt überein

Mit den geistlichen Kräften,

So stets uns wohnen bey,

Und uns zusammen hefften

In geistlichen Geschäften,

Auf daß es ein Leib sey.

25.

Am dreyzehenden Tage

Des Monden Novembris,

Thät mans gar hoch verklagen,

Vor dem Gericht gewiß

Zu Delden da sie stunden,

Mary und Ursel beyd,

Gefangen und gebunden,

Kein Gnad erlangen kunten,

Wurden mit diesem B'scheid

26.

Von dem Gericht gewiesen,

Daß mans verbrennen solt.

Gott haben sie gepriesen,

Der sie bewahren wollt.

Viel Leut, die zugesehen,

Weinten ganz jämmerlich.

Sie thäten zu ihn'n sprechen,

Gott woll den Tod nicht rächen,

Wir kommen in sein Reich.

27.

Darum sollt ihr auslassen

Von uns die Traurigkeit,

Eu'r Sünd thut vielmehr hassen,

Laßt's euch seyn herzlich leid.

Es ist ein kurzes Leiden,

Daß wir das Unrecht meiden,

Wir leben recht in Freuden

Entrinnen aller Pein.

28.

Der Himmel der steht offen,

Wir kommen bald darein

Das wir gewißlich hoffen,

Darum wir fröhlich seyn.

Mit Christo woll'n wir leben,

Und einander lieb han,

Den Kuß des Friedens geben,

Das neue Reich anheben,

Darein wir jetzund gahn.

29.

Wir bitten Gott den Herren,

Der euch zu dieser Stund

Aus Gnad zu sich woll kehren,

Aus eures Herzens Grund,

Euch eu'r Sünd nit behalten

Die ihr erkennet nit

Ihr Jungen und ihr Alten,

Wollet Gott's Wort behalten,

Ist unser fleißig Bitt.

30.

Mariam sie hond g’nommen,

Am ersten hingeführt.

Wie sie zur Richtstatt kommen,

Mit Worten wohl geziert

Hat sie mit keckem Muthe

Die Richter angeredt,

Daß sie unschuldig Blute

Forthin haben in Hute,

Der Fromm' nit wird getödt.

31.

Darnach ist sie gefallen

Auf ihre Knie allein,

Gebeten vor ihn'n allen

Daß Gott woll bey ihn'n seyn,

Allein jetzt auf sie sehen,

In dieser letzten Zeit.

Darnach ist es geschehen,

Deß man sich nit versehen,

Daß sie mit großer Freud

32.

Auf das Holz ist gesprungen,

Und sich willig bereit,

Gott hat vor sie gerungen,

Dem sie mit Innigkeit

Ihr Seel in seine Händen

Mit Ernst befohlen hat

Er woll sein'n Geist her senden,

Und ihr am letzten Ende

Beweisen Hülf und Gnad.

33.

Der Henker übel fluchet,

Die Kette war nicht recht.

Maria sein Heyl suchet,

Und sprach: Ihr habt geschmächt

Und Gott gelästert sehre,

Das sollet ihr nicht thun,

Ihr müßt schwer Rechnung geben,

Drum bessert euer Leben,

Ihr könnt vor Gott nicht b’stohn.

34.

Mein Leib nicht würdig iste,

Daß man drum fluchen soll,

Dis thut kein frommer Christe,

Ihr solt das merken wohl.

Also ist sie verschieden,

Die edle Magd so rein,

G'schach manchem Menschen leide,

Sie aber lebt in Freude,

Deß freut sich Gottes G’mein.

35.

Ein Predicant zu Delden

Hat Ursel umgewendt

Aber sie hat nit wöllen:

Laßt mich sehen das End

Meiner Schwester getreue,

Mit Ernst gesprochen hat,

Laßt euch das Uebel reuen,

Ich warne euch in Treuen,

Und bitte Gott um Gnad.

36.

Als sie zum Feuer kamen,

Redtens mit ihr zu hand,

Und thäten sich nicht schämen

Sprachen: Du jetzt abstand

Und thu dich doch bekehren

Jetzund in dieser Zeit,

Die Wahrheit von uns hören,

Die wir dich wollen lehren,

So wirst mit uns erfreut.

37.

Dein Schwester ist verbronnen

Und jämmerlich verzehrt,

Sie hat sich nicht wohl b'sonnen,

Daß sie sich nicht umkehrt.

Ursel thät Antwort geben:

Solt ich das ewig Gut

Verlassen um dis Leben?

Es ist mir gar nicht eben,

Finds nicht in meinem Muth.

38.

Ihr solt mich nicht abtreiben

Von Christo der Wahrheit,

Bey ihm geh ich zu bleiben

Bis in die Ewigkeit.

Man wollt sie noch verehren,

Zum Schwerdt sie kommen lon,

Sie that das nicht begehren,

Wie ihr noch werdet hören,

Mein Fleisch ich nicht verschon.

39.

Es ist, sprach sie, nicht gute,

Darum's ihm gar nicht schadt,

Dann all mein Sinn und Muthe

Zu Gott dem Herren staht.

Ein Magd hat sie gebeten,

Jan von Beck grüssen lan,

Sie wollt in ihren Nöthen,

Ob man sie schon wollt tödten,

Ein gute Hoffnung han.

40.

Als sie kam an das Orte,

Schlug sie z'sammen die Händ,

Bat Gott mit süssen Worten,

Herr, dich von mir nicht wend,

Du bist ins Himmels Throne.

Der Pfaff sprach, Er ist drin'n,

Ursel antwort ihm schone,

Drum er im Brod nit wohne,

Woll' ihr auch nicht in Sinn,

41.

Daß ein allsolcher Gotte

Im Brod zu suchen sey

Brod hilft mir nicht aus Nothe,

Es ist Abgötterey.

Aufs Holtz ist sie gestiegen,

Ein Block gewelzet um,

Der Tyrann sie hat ziegen,

Sie werd nicht b'stehn mögen,

Onein, sprach sie die Fromm.

42.

Bey Gott will ich beleiben

Bis an das Ende mein,

Kein Noth soll mich abtreiben.

Also die Schäflein fein

In Gott beyd sind gestorben,

Uns zu einem Beyspiel,

Haben die Kron erworben,

Obs schon den Leib verdorben

So schadt es ihn'n nicht viel.

43.

Gott woll'n wir darum loben,

Der solche Gnad und Kraft

Den Menschen gibt von Oben

Der woll uns auch sieghaft

Machen mit allen Frommen,

Zu erlangen die Kron,

Wenn wir in die Prob kommen,

Wie wir haben vernommen

Daß diese hond gethan.

Gott sey der Preiß ewig.

Amen.


 

Das 18. Lied.

Ein ander Marter=Lied von einem Weib, sammt ihrem Sohne, welche zu Rotterdam ihren Abschied gethan.

Gehet Im Ton: „Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn, ⁊c (6)

1.

Ein große Freud ist ingemein,

Wo man die liebe Kinder klein

Erzeugt aus Gott dem Herren

Und unterweißt in Gottes Lehr

Auf gute Sitten, Zucht und Ehr

Daß sie die Eltern ehren.

2.

Das Annelein Erlaubniß nahm

Von ihrem Sohn zu Rotterdam,

Als ihr der Tod zustunde.

Esias hör mein Testament

Mein letzter Will vor meinem End

Geht jetzt aus meinem Munde.

3.

Ich geh auf der Propheten Weg,

Der Märter und Apostel Steg

Ist auch nicht besser g’wesen.

Den Kelch sie haben trunken all,

Christus auch selbst in diesem Fall

Wie ich hab hören lesen.

4.

Die Königliche Priester g'mein

Giengen auf diesem Weg allein,

Von Aufgang sind sie kommen,

Auf diesem Weg bestanden sind

Wie Gottes rechte Söhn und Kind,

Das hab ich wohl vernommen.

5.

Dieselben unter dem Altar,

Welcher auch ist ein grosse Schaar

In Apocalipsi g’schrieben,

Wie sie ertödtet und ermördt

Und hingerichtet mit dem Schwerdt,

Verfolget und vertrieben.

6.

Sie rieffen auf zu Gott, O Herr!

Gerechter und Wahrhaftiger,

Wie lang richtest auf Erden

Unter den Menschen in gemein,

Und rächest nicht an ihn'n allein

Das Blut, so sie mit G’fehrden

7.

Vergossen hond an allem Ort,

Die Menschen unschuldig ermordt,

Wollest an ihnen strafen,

Daß sie nicht weiter treiben Schand

Die Deinen jagen aus dem Land,

In ihrer Sünd fortlauffen.

8.

Gott gibt ein'm jeden ein weiß Kleid,

Und tröstet sie mit dem Bescheid,

Zu ihn'n noch müssen kommen

Die auch wie sie werden gericht,

Bis daß erfüllet und verricht

Werde die Zahl der Frommen.

9.

Die vier und zwanzig Alten fein,

Vor Gottes Thron kommen hinein,

Legten ab ihre Kronen,

Thäten dem Lämmlein Gottes Ehr,

Sammt dem ganzen Himmlischen Heer

Was lebt unter der Sonnen.

10.

Diesen Weg auch gegangen sind

Alle die frommen Gottes Kind,

Die den Tauf hond empfangen,

An ihren Stirnen versieglet,

Folgen dem Lamm wo es hingeht,

Dienen ihm mit Verlangen.

11.

Solche müssen in diesen Thal,

Und trinken den bittern Kelch all,

Bis die Zahl werd erfüllet

Zion der werthen Gottes Braut,

Die ihm das Lamm selbst hat vertraut

Und den Zorn Gottes stillet.

12.

Darum du mein herzlieber Sohn,

Wilt du jetzt meinen Willen thun,

Und folgen meiner Lehre,

Weist du ein Volk, das allen Pracht,

Und Wollust dieser Welt veracht,

Wollst dich zu ihnen kehren.

13.

So sie von dieser Welt elend

Verachtet und verstoßen sind

Müssen Christi Creutz tragen,

Und haben keinen sichern Ort,

Drum daß sie halten Gottes Wort,

Thut mans gar oft verjagen.

14.

Bey solchen Menschen wohnet Gott,

So von der Welt werden verspott,

Thu dich zu ihnen g’sellen,

Sie weisen dich den rechten Weg,

Führen dich von dem bösen Steg,

Leiten dich von der Höllen.

15.

Kein'n Menschen förcht, dein Leben setz

Ganz vor die reine Lehr, verletz

Dein Leib und alles Gute:

Christus hat dich erkaufet theu'r

Erlöset von dem ew’gen Feur

Mit seinem werthen Blute.

16.

Dem Herren heilig dich, mein Sohn,

Heilige deinen Wandel schon,

In Gottesfurcht zu leben.

Wo du bist in dem ganzen Land

In allen Werken deiner Hand

Thu Gott nicht widerstreben.

17.

Dem Hungrigen theil mit dein Brod,

Laß keinen Menschen in der Noth,

Der Christum thut bekennen.

Den Nackenden du auch bekleid,

Und hab auch mit dem Kranken Leyd.

Thu dich von ihn'n nit trennen.

18.

Kannst du nicht allzeit bey ihn'n seyn,

Erzeig den guten Willen dein,

Den G’fangnen thu auch trösten

Den Gast nimm fröhlich in dein Haus,

Und laß ihn niemand treiben draus

So wird dein Lohn am größten.

19.

Beyd' Händ dir sollen seyn bereit

Zu'n Werken der Barmherzigkeit,

Zweyfache Opfer geben,

Das sind geistlich und weltlich Werk,

Den G’fangnen löß, den Schwachen stärk,

So wirst du darin'n leben.

20.

Das übrig, so dir Gott beschehrt

Mit deinem Schweiß, wirst du gelehrt

Von Gott und den Propheten,

Zu geben Gottes Volk allzeit,

Laß es mit dir werden erfreut,

Gieb dem, der dich thut bitten.

21.

Laß ihn nit ung'währt von dir gohn,

So kannst eine gute Hoffnung hon,

Gott werd dich auch begaben,

In seinem Reich auf jener Welt,

Wirds dir zweyfältig zugestellt,

Deß sollt kein'n Zweifel haben.

22.

Ein tausend und fünf hundert Jahr,

In dem ein und dreyßigsten gar

Galts Annelein ihr Leben.

Welche in Tugend sanft und mild

Den Christen ein gar schön Vorbild

Im Tod und Leben geben.

Laus Deo.


 

Das 19. Lied.

Ein ander Marter=Lied von einem genannt Peter, zu Gent verbrannt, Anno 1552.

Gehet Im Ton, wie der Bentzhauer.

Oder: „All die ihr jetzt leidt Verfolgung und ⁊c.

Oder: „Hinweg ist mir genommen, ⁊c (7)

1.

Groß sind die Werck des Herren

Im Himmel und auf Erd.

All die ihn thun verehren,

Behüt er vor Gefährd

Der mörderischen Schlangen,

Die im Englischen Schein

Die Menschen hond gefangen

Und bracht in Todespein.

2.

Gar listig sie's angiengen,

Den Peter von Werwick

Wolltens zum Abfall bringen,

Brauchten viel böser Tück,

Haben mit ihm viel g redte,

Abzuwenden begehrt,

Wenn er ang'nommen hätte

Den Rath ihrer Gelehrten.

3.

Er stund wie ein Maur feste

Sie überwunden hat,

Erwählt ihm fein das Beste,

Und hielt das früh und spat,

Die Wahrheit thät er preisen,

Bezeugen bis ans End

Die Seinen unterweisen,

Und hat ihn'n frey bekennt.

4.

Viel strenger muß man streiten,

Und vorsichtiger seyn,

Dann in vorigen Zeiten,

Sagt er ihn'n allgemein,

Darum soll man sich üben

Täglich in Christi Lehr,

Einander herzlich lieben,

Wandeln in Zucht und Ehr.

5.

Und oft zusammen kommen,

Reden von g'meinem Heil,

Als es zusteht den Frommen,

Deren Gott ist ihr Theil,

Daß sie einander lehren

Ein'n guten Unterscheid,

Daß man sich soll bekehren

Von Sünden und Boßheit.

6.

Laßt uns ins Herz einschließen

Das reine göttlich Wort,

Welch's wir nachmahls geniessen,

Wenn wir werden hinfort

Versucht von's Satans Treiben,

Und seiner Glieder G’walt,

Daß wir vor ihnen bleiben,

Und uns Gott selbst erhalt.

7.

Gut Unterscheid thun haben

Zwischen zween Wegen fein

Zu dem ewigen Leben,

Und der höllischen Pein,

Zwischen der falschen G’meine,

Des Satans G’spons und Braut,

Und des Herren alleine,

So er ihm selbst getraut.

8.

Durch Gottes Wort und Geiste,

Den rechten Gemahls Ring,

Durch diesen allermeiste

Geschehen große Ding.

Darum werden gehasset

Die Kinder Gott's all Stund,

Weil sie den Most gefasset

In neue Schläuch zu hand.

9.

Der sie thut fröhlich machen,

Und stärkt sie in der Noth,

Sie thun all ihre Sachen

Allein befehlen Gott,

Sie werden wie Schlachtschaafen

Zu dem Tod hingebracht,

Gericht durch Menschen Waffen,

Seynd als ein Raub geacht.

10.

Haben kein sicher Orte,

Da man sie bleiben laßt,

Von wegen Gottes Worte

Werden sie stäts gehaßt,

Sie heulen und fast weinen,

Die Welt freut sich darinn,

Und thut gar sehr verneinen

Der Einfältigen Stimm.

11.

Diß Liedlein ist gesungen

Von Peters B’ständigkeit,

Ihm ist gar wohl gelungen

Nach diesem großen Leyd

Hat er die Freud empfangen

Im Feur die Marter=Kron,

Hat am Pfahl mit Verlangen

Erwart ewigen Lohn.

12.

Im tausend und fünf hundert

Zwey und fünfzigsten Jahr,

Ward Peter abgesondert

Zur Uebelthäter Schaar,

Zu Gent den Tod gelitten,

Fern in dem Niederland.

Er läßt uns herzlich bitten,

Daß man flieh Sünd und Schand.

13.

Ihr Brüder thut euch kehren

Von der Welt Heucheley,

Die ihre Zeit verzehren

In lauter Fantasey

Des Antichristi Lehren,

Eur Heyl liegt euch daran,

So ihr euch davon kehren,

Werd ihr gar wohl bestohn.


 

Das 20. Lied.

Ein ander Marter=Lied von sieben Brüdern, auf einen Tag zu Gmünd in Schwabenland bezeugt, Anno 1529.

Im Ton: „Ich stund an einem Morgen, ⁊c.“  (4)

1.

Kürzlich hab ich vorg'nommen,

Aus meines Herzens Grund,

Das Lob bey allen Frommen

Mein'r Brüder machen kund.

Wie alle Welt jetzt toben thut

Ueber all Gottes Knechte,

Rauben ihn'n Leib und Gut.

2.

Gott thät aus Gnaden sehen

Auf aller Menschen Kind,

Groß Lob wir ihm verjehen,

Wir waren alle blind.

Sein heilsams Wort er zu uns sandt,

Daß wir ihm solten glauben,

Meiden all Sünd und Schand.

3.

Das Wort thäten bekennen.

Viel Leut in Teutschem Land,

Liessen sich Christen nennen,

Vermieden Sünd und Schand,

Die sollen unverwiesen seyn,

Meynen es sey g’nug mit Worten,

Sie führen falschen Schein.

4.

Darnach thät es sich fügen,

Als es Gott recht daucht seyn,

Sein Wort kann nicht betrügen,

Als Esaias schreibt fein,

Sein Werk thut er vollenden schon,

Nicht leer thuts widerkehren,

Er führt auf rechte Bahn.

5.

Die doch allhie auf Erden

Ernstlichen trauen thun

Müssen gehasset werden,

Geschmäht mit Wiedertauf,

Als wärens abgefallen all,

Von Gott abtrünnig worden,

Bekehrt zum Belial.

6.

Die doch mit Ernst begehren,

Was Gott geboten hat,

Solchs mit der That bewähren,

So viel sein Gnad zulat

Die müss'n jetzt Wiedertäuffer seyn,

O Gott, wollst sie bewahren,

Die Sach ist einig dein.

7.

Die doch auch gern verzeihen

Von Herzen jedermann,

Ihr'm Nächsten auch gern leihen,

Und hoffen nichts darvon,

Für ihre Feind sie bitten thund,

Das hat man wohl gesehen

In ihres Todes Stund.

8.

Kürzlich ist es geschehen,

Daß mans bewähret hat,

Ihr'n Glauben hat man g’sehen,

Zu Gmünd wohl in der Stadt,

Wiewohl der Feind braucht manche List,

Daß er sie ab möcht führen,

Ihm nicht gelungen ist.

9.

Ein'n Knaben hattens g'fangen,

War alt vierzehen Jahr,

In Thurn mit andern gangen,

Ist kund und offenbar

Darin'n er auch gelegen ist,

Gar hartiglich gefangen,

Beynah ein Jahres Frist.

10.

Noch bleibt er unbeweget,

Wie oft man zu ihm kam

Mit ihm ward eingeleget

Ein Bruder tugendsam,

Gefangen um ihr Leben frey,

Thäten Gott darin'n loben

Der ist ihn'n g’standen bey.

11.

Da es nun Zeit ist g’wesen,

Aus dieser Welt zu gehn,

Hat man ihn’n vorgelesen,

Ob sie ab wollten stehn,

Sie sollten unbekümmert seyn,

Zu ihren Weib und Kinder

Stracks kehren wieder heim.

12.

Da thäten sie sich neigen

Zu ihrem Feind geschwind.

Gott haben wir zu eigen,

Auch unser Weib und Kind,

Der sie auch wohl bewahren kann,

Darum laßt von den Worten,

Wir wollen willig dran.

13.

Indem kam auch geritten

Zum Knaben in den Ring,

Ein Graff, der thät ihn bitten,

Und sprach: Mein liebes Kind,

Willt du von diesem Irrthum stahn,

Ein Pfründ will ich dir geben,

Und allzeit bey mir han.

14.

Sollt ich mein Leben lieben,

Mein'n Gott darum verlahn,

Von diesem Creutz mich schieben,

Das stünd mir übel an,

Dein Gut uns beyd nicht helfen mag,

Ich bin eins bessern warten,

Sprach der Knab unverzagt.

15.

In meines Vaters Reiche,

Der mich erwählet schon,

Der wird all Ding vergleichen

Derhalben laß davon,

Der mich allzeit ernähret hat,

Dem will ich G’horsam leisten

Jetzt in der letzten Noth.

16.

Zu dem wir sollen schreyen

Aus unsers Herzens Grund,

Daß er uns Gnad verleihe,

Wann kommen wird die Stund

Daß wir getrost scheiden davon,

Daß wir von ihm nicht weichen,

Giebt uns die ewig Kron.

17.

Indem ward angefangen

Getümmel und Geschrey,

Mit Spießen und mit Stangen

Die Red gieng mancherley.

Also erlangten sie die Kron,

Durchs Schwerdt sind sie umkommen,

Hats g'sehen mancher Mann.


 

Das 21. Lied.

Ein anderes Marter=Lied von Gotthard von Nunnenberg und Peter Krämer.

Im Ton: „Der Thöricht spricht, es ist kein Gott.

“ Oder: „An Wasserflüssen Babylon.  (10)

1.

Merkt auf, ihr Völker überall,

In diesen letzten Tagen,

Das Wort Gott's dringt herfür mit Schall

Man hört viel davon sagen

Nach aller G’lehrten Prophecey,

Und nach den Worten Christi frey,

Wie Matthäus thut schreiben,

Den einen ist man fangen thun,

Der ander in den Tod thut gohn,

Den dritten thut man vertreiben.

2.

Wie es dann schon ergangen ist

In acht und fünfzig Jahren,

Zween Brüder fing man zu der Frist

Ist kund und offenbare.

Einer hieß Peter Krämer, merk,

Und der Gotthard von Nunnenberg,

Gen Winneck thät mans leiten,

Vor treue Männer wurdens geacht,

Zu Eltesten der G’mein gemacht,

Davon mußten sie scheiden.

3.

Der Rentmeister nahm sie g’fangen an,

Sein'n Fatz mit ihn'n zu treiben,

Sie blieben fest im Glauben stahn,

Bey Gott sie wollten bleiben.

Sie lagen g'fangen lange Zeit,

Ist ihn'n vorkommen mancher Streit,

Die Wahrheit aufzugeben,

Wieder zu Weib und Kinder gehn,

Auf ihren freyen Fuß zu stehn,

Man sollt sie lassen leben.

4.

Das haben sie nicht können thun

Durch Liebe ihres Herren,

Von seinem Wort nicht wollten stohn,

Zu Menschen Lehr sich kehren.

Verließen da Weib, Kind und Gut,

Zuletzt ihr eigen Fleisch und Blut

In die Schanz haben geben.

Dem Herrn ein Opfer worden sind,

Ihre Namen geschrieben findt

Wohl in dem Buch des Lebens.

5.

Als nun die Zeit vorhanden war,

Daß man sie sollt verhören,

Da kam zu Hauf der G’lehrten Schaar,

Sie wollten sie verstören.

Sie schlug'n ihr listig Anschläg ab,

Durch Gott, der Kraft und Stärke gab,

Ohn Schrecken und Verzagen,

Sie suchten keinen Weg noch Rath,

Dann wie Christus vorgangen hat,

Das Creutz ihm nachzutragen.

6.

Als man sie nun bracht aus dem Thurn,

Zum Tod wollt man sie leiten,

Sie blieben fest stehn wie die Maur'n,

Wichen zu keiner Seiten.

Der Rentmeister, Schöpfen oder Rath,

Gemein Mann, Henker und Landvogt,

Haben schier all geschrauen.

Das Volk war auch verzaget gar,

Der G’fangnen Herz voll Freuden war,

Sie sungen mit Vertrauen.

7.

Viel mancherley ward ihn'n vorgleit,

Zu bringen in Verzagen,

Das hat gewährt ein lange Zeit,

Bis zwo Uhr nach Mittagen.

Der Rentmeister verzog so lang,

Mit Schröcken sie zu machen bang,

Vermeynt sie umzukehren,

Darum legt er groß Arbeit an,

Daß sie nach seinem argen Wahn

Annähmen falsche Lehren.

8.

Als aber er nichts schaffen kundt

Mit Führ'n auf Menschen=Orden,

Rief er dem Henker zu der Stund,

Dem sie geliefert worden.

Der Henker kam nicht gerne dran,

Doch nahm er sie mit Weinen an,

Im Herzen war ihm bange.

Gotthard wohl zu dem Henker sagt:

Mich hat verlangt nach diesem Tag

Wie bleibst du dann so lange?

9.

Als ihn der Henker band mit Sitt,

Sprach er zur selben Stunden:

Liebe Männer, erschrecket nit,

Christus ward auch gebunden.

Der Rentmeister die Red vernahm,

Und redt den Henker heftig an,

Also mußt du nicht sprechen.

Da sprach der Peter zu der Stund,

Wir bleiben fest bey Christi Bund,

Den werden wir nicht brechen.

10.

Da fing Gotthard zu sprechen an:

Hie muß man Trübsal leiden,

Wer dort erlangen will die Kron,

Muß hie ritterlich streiten.

Die Braut muß wie der Bräutigam

Durch Leiden in die Freud eingahn,

Solch's lehr'n uns Christi Reden

Der Herr ward zwischen die Mörder g’richt

Das macht uns Creutz und Leiden leicht,

Fürchten kein Würgen noch Morden.

11.

Hond sie's am grünen Holz gethan,

Was will am dürren werden?

Den sauren Wein tranken voran

Sein' Diener hie auf Erden.

Wann wir bey Christo kommen ein,

So trinken wir den süßen Wein,

Erst müssen wir das Leiden empfinden.

Da reckten sie ihr Händ freywillig dar,

Das manchem Menschen Wunder war,

Und liessen sich willig binden.

12.

Das Volk deß hat verwundert sich

Sie sprachen: Was sieht man auf Erden?

Die geh’n zum Tod so williglich,

Könntens doch ledig werden.

Der Gotthard sprach: Wir sterben nit,

Der Tod führt uns zum Himmel mit

Bey Gottes Kindern allen.

Deß wir ein g’wisse Hoffnung han,

Deß fangen wir den Tod mit Freuden an,

Daß wir Gott mögen g’fallen.

13.

Als die Zeit nun vorhanden war,

An diesen Tod zu treten,

Aufricht habens gestanden dar

Gott im Himmel angebeten.

Gaben ein Zeichen der Liebe rein,

Sich küßt als Brüder der Gemein,

Sie war'n mit Gott verpflichtet.

Der Henker richt sie unbescheidt,

Er sprach mit Angst und großem Leid:

Solch Menschen nicht mehr richtet.

14.

Als nun ihr Häupter abgericht,

Begehrts Volk heim zu jagen.

Der Rentmeister sprach: Lauffet nicht,

Helft die Frommen begraben.

Sie sind nicht g’storben um Uebelthat,

Sind keine Dieb noch Mörder quat,

Waren fromm von Leben und Sitten,

Hatten nur solchen Glauben an,

Den Herren und Fürsten nicht verstohn,

Drum haben sie gelitten.

15.

Die sind im Herrn gescheiden ab,

Das Leben aufgegeben.

Hinfort ist ihn'n beyg'legt ein Gab,

Die Kron das ewig Leben.

Hond gestritten wie starke Held

Ueberwunden den Teufel wild,

Die Welt han sie verlassen.

Ihr'n Glauben haben frey bekannt,

Ihr Blut ist ausgesäet ins Land,

Wird wachsen guter Massen.

Amen.

Gott sey der Preiß ewig.


 

Das 22. Lied.

Ein anderes Marter=Lied von Georg Ladenmacher und Wilhelm von Kepfel.

Im Ton: „Ich sah den Herrn von Falckenstein.

Oder: „Es ging ein Fräulein mit dem Krug.  (1)

1.

Zu singen will ich heben an

Des Herren Wunderthaten,

Der Herr geb, daß es jedermann

Zum Besten mög gerathen.

2.

Herr, thu mir auf die Lefzen mein,

Daß mein Mund mög verkünden

Das Lob und Preiß in deiner G’mein,

Jetzt und zu allen Stunden.

3.

Nun merkt:. Zu Cöllen an dem Rhein

Thät man mich kürzlich greiffen,

Wohl um die rechte Wahrheit rein,

Davon wollt ich nicht weichen.

4.

Als man schrieb zwey und sechszig Jahr,

Ward ich also gefangen.

Ist manchem kund und offenbar

Bin willig mit gegangen.

5.

Sie führten mich auf einen Thurn

Thät doch nicht lang drauf bleiben.

Da merkt ich erst des Drachen Zorn,

Den er thät mit mir treiben.

6.

Man thät mich bald am hellen Tag

Ins Graffen Keller führen,

Da auch noch ein Gefangner lag,

Mein Bruder in dem Herren.

7.

Da ward manch Netz und Strick gelegt,

Zu fangen unser Leben.

Dem Herren sey der Preiß gesagt,

Er hat sie lassen fehlen.

8.

Vom Kindertauff war ihr Geschrey

Den sollten wir recht preisen.

Ohn Gottes Wort mit Sophisterey

Wollten sie ihn beweisen.

9.

Einsmals thäten sie schmeicheln thun,

Einsmals gar schärflich dräuen

Mit Pein und Tod; aber davon

Thäten wir uns erfreuen.

10.

Sie sungen süß, sie sungen sau'r,

Es mocht uns nicht bewegen,

Dann unser Herz stund wie ein Mau'r

Der Herr thät unser pflegen.

11.

Der Graff verhieß dem Georgen Geld,

Sein Magd zu einem Weibe,

Sofern er nur abweichen wöllt,

Bey der Wahrheit wollt er bleiben.

12.

Er sprach: Dein Magd, dein Gut und Geld

Mag mich zu Gott nicht bringen.

Ein Bessers hab ich mir erwählt,

Darnach hoff ich zu ringen.

13.

Es war ein kluger Geist an mir,

Wollt mich in England führen,

Der hätt mich auch gestürzet schier

Gott aber thät es wehren.

14.

Als nun herdrang die letzte Zeit,

Darnach uns thät verlangen,

Daß wir zum Opfer würden b'reit

Dem Herren wir lobsangen.

15.

Da thäten sie uns beyd heraus

Von's Graffen Keller führen,

Zu einem Saal in seinem Haus

Des Nachts zu einer Uhren.

16.

Da trieb man mit uns manche Red,

Man thät uns fatzen eben.

Georgen dazu stillschweigen thät,

Kein Antwort that ich geben.

17.

Das währt die halbe Nacht durch aus,

Bis es anfing zu tagen,

Da thät man aus des Graffen Haus

Zum Rhein still mit uns jagen.

18.

Da man nun also mit uns lief

Heimlich zum Rhein so schnelle,

Allda Georg zum Graffen rief

Mit lauter Stimm so helle:

19.

Herr Graff wo ist eure Zusag,

Die ihr uns habt gegeben,

Da ihr sagt daß ihr uns bey Tag

Wolt bringen von dem Leben?

20.

Niemand kehrt sich an solche Wort,

Man thät mit uns fort dringen,

Bis daß man uns bracht an den Ort,

Da man uns wolt umbringen.

21.

Hie sind auch fein erfüllt die Wort,

Die David spricht, merkt eben,

Unschuldig Leut heimlich ermord,

Der Herr wolls ihn'n vergeben.

22.

Ja Herr, ich bitt von Herzen Grund,

Thus ihn'n zur Sünd nicht rechnen,

Die doch nicht wissen was sie thund,

Drum thus an ihn'n nicht rächen.

23.

Sie meynen dir zu dienen dran,

Und dich damit zu ehren.

Herr gib du's ihn'n recht zu verstahn,

Daß sie sich zu dir kehren.

24.

Da man uns nun aufs Wasser bracht,

Hab ich mich ausgezogen.

Mein Händ auf G’füß g’legt und gedacht,

Ich wolt bald kommen oben.

25.

Da dacht ich nun selber bey mir

Ich sollt recht Priester werden,

Und bringen das recht Opfer dir,

Und kommen von der Erden.

26.

Diß war aber mir abgeschlag'n,

Mocht mir nicht widerfahren,

Man hieß mich zieg'n die Kleider an,

Und hieß mich länger harren.

27.

Allda thät Georgen vorhin gahn,

Daß er opfert sein Leben,

Den Friedenskuß bot er mir an,

Den hab ich ihm auch geben.

28.

Drauf legt er seinen Hut gleich ab

Und ist also gestorben,

Der Rhein ward seinem Fleisch ein Grab.

Die Kron hat er erworben.

29.

Da sprach der Henker zu mir schnell,

Thu dein Kleider anlegen,

Zum Land ich dich nun führen will,

Und dir den Kopf abfegen.

30.

Da war ich willig und bereit,

Der Preiß der sey des Herren.

Ich sprach: Was Gott zuläßt allzeit,

Möcht ihr mit mir verkehren.

31.

Als wir nun kamen an das Land,

Hond sie mich frey gelassen,

Der Henker sprach zu mir zuhand,

Geh nun hin deine Strassen.

32.

Ach lieber Gott und Vater mein,

Wie soll ich dir doch danken,

Daß du mich hast erhalten fein,

Auf daß ich nicht thät wanken?

33.

Also ward nur ein Schäflein g'schlacht,

Das ander länger beydet,

Bis daß es feister würd gemacht,

Mit Gottes Wort geweydet.

34.

Also hond wir mit Löwen wild

Und mit Wölfen gerungen,

Der Herr war unser Schutz und Schild,

Darum ists uns gelungen.

35.

Drum liebe Brüd'r und Schwestern mein,

Thut euch mit Fleiß bereiten,

Damit ihr auch geschickt mögt seyn,

Mit solchem Feind zu streiten.

36.

Bittet auch Gott vor mich mit Fleiß,

Daß er mich woll erhalten,

Bis an das End zu seinem Preiß,

Von ihm bleib ungespalten.

37.

Nun börgen sie fast gern die That,

Thuns mit Lügen ausstreichen,

Sie sprechen: In der letzten Noth

Hab Georgen wollen weichen.

38.

Sie sagen auch daß ich am End

Die Wahrheit hab aufgeben,

Hab mich von Gottes Wort gewendt,

Drum sey ich noch am Leben.

39.

Die laß man immer lügen hin,

Sie habens keinen Frommen,

Laßt uns dem Herren danken drin,

Sein Wort ist zu uns kommen.

40.

Die Pharisäer, das ist wahr,

Wolten mit Lügen dämmen,

Die Auferständniß Christi klar,

Deß mußten sie sich schämen.

41.

O Cöllen, Cöllen an dem Rhein!

Wann wilt du einst satt werden

Des Bluts der Heiligen Gottes fein,

Die du tödtest auf Erden?

42.

Ihr thut noch zieren immerdar

Die Gräber der Propheten,

Die Gräber auch der G'rechten klar

Wie eure Eltern thäten.

43.

Ihr sprecht: Hätten wir da gelebt,

Da man sie thät ermorden,

Wir wolten haben widerstrebt,

Ihr Bluts nicht theilhaft worden.

44.

Damit gebt ihr je Zeugniß klar,

Daß ihr seyd Mörder Kinder,

Darum dräut Christus weh, weh gar

Wo ihr nicht laßt von Sünden.

45.

Drum laß von deinem Wüten ab,

Und thu dein Sünd bekennen,

Sonst wird die Höll werden dein Grab,

Ewig Feuer wird brennen.


 

Das 23. Lied.

Ein ander Marter=Lied, von einem Thomas Drucker genannt, zu Cölln am Rhein bezeugt, Anno 1557.

Und gehet Im Ton: „Durch Adams Fall ist ganz verderbt."  (9)

1.

Wollt ihr hören, was ist geschehn

Im sieben und fünfzigsten Jahre?

Zu Cölln hat mancher Mann gesehn,

Als Thomas Drucker ware

Gefänglich allda eingeführt,

Allein um Gottes Worte,

Wie man noch weiter hören wird

Wie's ihm erging hinforte.

2.

Sie brachten ihn auf den Thurn frey,

Da thäten sie ihn verklagen,

Vom Tauf und Eh war ihr Geschrey,

Davon solt er ihn'n sagen,

Welch's er gethan und wiederleit,

Mit Gottes Wort bewiesen.

Auf den Tauf gabens kein Bescheid,

Die Eh hond sie gepriesen.

3.

Von Thurn zu Thurn hat man ihn g'führt,

Wolt'n ihn examiniren.

Er gab Bescheid wie sichs gebührt,

Ließ sich vom Herrn nicht führen.

Er ward von manchen Frommen g'liebt,

Die Christum thäten kennen.

Des Pabstes Hauf ihn sehr betrübt,

Man solt den Ketzer brennen.

4.

Sein Weib schrieb ihm ein Brieflein klein,

Thät ihm ihr Herz entdecken:

Lieb Freund, bleibt bey der Wahrheit rein,

Laßt euch davon nicht schröcken,

Ihr wißt was ihr gelobet han,

Das Creutz laßt euch gefallen,

Christus ging selber diese Bahn,

Und die Apostel alle.

5.

Gelobt sey Gott, liebe Hausfrau,

Und Schwester in dem Herren,

Des Herren Werk und Wunder schau,

Erfreut mein Herz so sehre.

Ich hör aus eurem Schreiben klar,

Daß ihr seyd wohl zufrieden,

Und tröst mich mit der Heil'gen Schaar

Die vor uns hond gestritten.

6.

Der Wort ich nicht vergessen will,

Wann mich Trübsal ankommen.

Von Leiden weiß ich noch nicht viel,

Hab noch kein Traurn vernommen.

Ich steh los frey bey meinem Gott,

Mit gutem G’wissen sage,

Was er mir auflegt in der Noth,

Hoff ich mit Freud zu tragen.

7.

Ich dacht, viel Trauren, Schmerz und Leid,

Solten mich überkommen,

Dem Herrn sey ewig Lob bereit

All'n Druck hat er genommen.

Sein Joch ist süß, sein Last ist leicht,

Sein G’bot sind nicht sehr schwere.

Wer sich dem Herren nicht entzeucht

Der fürcht sich nicht ein Haare.

8.

Mir steht mein Herz, auch Sinn und Muth,

Um Gottes Wort zu leiden.

Zu widerstohn bis auf das Blut,

Deß bin ich wohl zufrieden.

Ich hoff des Worts zu denken wohl

Das ich oft hab gewagen,

Des Herren Will geschehen soll,

Weiß anders nichts zu sagen.

9.

Ich vermahn' euch liebe Hausfrau,

Und thu euch hart beschwören,

Erziehet eure Kinder nau,

Ermahnt sie zu dem Herren,

Dem bösen Willen widersteht,

Vor Boßheit thut sie wehren,

Dann der sie euch geschaffen hat

Der wird sie wohl ernähren.

10.

Nach Weib und Kind, die sichtbar seyn,

Will ich jetzund nicht trachten,

Noch sinds mir lieb im Herzen mein

Vor Dreck will ich sie achten.

Viel höher kenn ich meinen Gott,

Mit ihm sein Schmach zu tragen,

Das Egyptisch Gut der Welt vergaht

Das soll mir nicht behagen.

11.

O Herr, möcht ich deß würdig seyn,

Zu leiden ohne Wanken,

Bezeugen mit dem Blute mein,

Wie sehr wolt ich dir danken.

Stärk mich, o Herr, in meiner Noth,

Ich hab dich auserkohren.

Theur ist das Blut dein'r Heil'gen, Gott,

Die aus dir sind geboren.

12.

Mein'n Willen hab ich übergeb'n

In den Willen des Herren,

Von meinem Glauben, Lehr und Leb'n

Hab ich ihn'n thun erklären,

Hab mich erboten auf freyem Plan

Vor allem Volk zu sprechen,

Daß jedermann erkennen kann,

Ob wir in Irrthum stehen.

13.

Zween G’lehrten habens zu mir bracht,

Daß sie mich unterwiesen.

Die waren uneins ihrer Sach,

Sie fingen an zu kiefen.

Es traff die ung'taufte Kinder an,

Ob sie selig wären zu nennen.

Der ein wolt sie im Himmel han,

Der ander wolts nicht kennen.

14.

Da habens mich gesprochen an,

Daß ich mich solt bekehren.

Ihr veracht uns g’mein bey jedermann,

Kommt nicht zu uns'rer Lehre,

Laßt eure Kinder ungetauft,

Das können wir nicht preisen,

Darum ihr mit den Ketzern lauft,

Das konnten sie nicht beweisen.

15.

Daß ich eu'r Kirch sollt han veracht,

Nicht kommen in eu'r G’meine

Das ist die Ursach, seyd bedacht,

Ihr halt eur Kirch nicht reine.

Ehbrecher, Wuchrer, Füller viel,

Halt ihr bey euch für Frommen,

Ihr seyd die größten in dem Spiel,

Wer wolt dann zu euch kommen:

16.

Ich achts vor keinen Irrthum nicht,

Wie wir leben und lehren,

Ich werd dann mit der Schrift bericht,

Dann will ich mich bekehren.

Die Schrift sagt nichts vom Kindertauf,

Habt nichts davon gelesen,

Die im Tauf werden g'nommen auf,

Die sind gläubig gewesen.

17.

Es ist ein Bad der Wiedergeburt,

Ein Bund eins guten G’wissens.

Der alt Mensch ganz erneuert wird

Davon die Kind nichts wissen,

Er wäscht die Sünd nicht ab im Fleisch,

Die wir von Adam erben.

Wer g’tauft wird, wies die Schrift erheischt,

Der muß der Sünd absterben.

18.

Sie haben mich zur Peinbank bracht,

Da sollt ich mich erklären.

Gott gab mein'n Worten Kraft und Macht,

Uneins wurden die Herren.

Der Henker all Ding b'reitet auch,

Versucht mich hart mit Worten,

Und das zum drittenmal geschach,

Bin nicht gepeinigt worden.

19.

Sie führten mich ins Graffen Haus,

Der mir bewieß viel Treuen,

Hätt mich wohl gern gelassen aus,

Es ward ihn nachmals reuen.

Sein Anschlag ward ihm widerlagt,

Es ward ihm übel gerathen,

Er furcht sich vor des Kaysers Mandat,

Und's Bischoffs Ungenaden.

20.

Ich bin zwar willig und bereit

Zu leben und zu sterben,

Ich acht nicht viel wie es mir geit,

Gott läßt mich nicht verderben,

Bin wohl getrost, und nimm vor gut,

Dieweil ich bin auf Erden.

Freundlich tröst er mir Herz und Muth

Durch meine Brüder werthen.

21.

Schwerdt, Wasser, Feur noch Creatur

Soll mich gar nicht erschröcken,

Kein Mensch noch Englisch Creatur

Soll mich von Gott abtrecken.

Was ich im Anfang hab erwählt,

Dabey hoff ich zu bleiben.

Alle die Pein in dieser Welt

Soll mich von Gott nicht treiben.

22.

Sie führten mich ins Graffen Haus,

Des Abends in die Nachte,

Da kam mir für gar mancher Strauß,

Das währt die ganze Nachte,

Von ein'm der spottet Gott's Gemein,

Und fort von groben Klanten.

Die solten meine Lehrer seyn,

Sie selbst Gott's Wort nicht kannten.

23.

Da ich zum hohen Gericht kam,

Das Urtheil war vergleichet,

Daß ich vom Leb'n zum Tod solt gahn,

Wo ich nicht wolt abweichen.

Der Graff sein erst Gericht hat g'than,

Er war gar steif im Muthe,

Sein Richterstab besudelt schon,

Gefärbt mit Christen Blute.

24.

Der Herr woll ihm vergeben nun

Und nicht zum Argen messen,

Der Menschen Furcht weit von ihm thun,

Die viel Leut hat besessen,

Ob er das mehr bekäm zu thun,

Daß er sich ließ verdriessen,

Und thät des Christen Bluts wie schon,

Weiter nicht mehr vergiessen.

25.

Das Schäflein ward zur Schlacht geführt,

Durch tyrannisch Schwerdt umkommen,

Sein Seel hat Wonn und jubilirt

Bey den Seelen der Frommen,

Die auch unschuldig sind getödt,

Thut die Schrift offenbaren,

Ein junger Mann von guter fahn,

Von fünf und zwanzig Jahren.

Amen.


 

Das 24. Lied.

Ein ander Marter=Lied, von einem genannt Mattheiß Zerfaß, zu Cölln gefangen, mit der Gemeine verrathen.

Im Ton: „All die ihr jetzund leidet Verfolgung und Trübsal, c.  (7)

1.

Hinweg ist mir genommen

Mein Freud in dieser Zeit,

In Aengsten bin ich kommen

Im Herzen Traurigkeit.

Darum thu ich dieß singen,

Aus ein'm traurigen Muth,

Thuts schon nicht zierlich klingen,

So halt mirs doch für gut.

2.

Ein Ort wird seyn der Orten,

Thut Esdras melden klar

Mit ausgedrückten Worten,

Ein groß Aufwischung schwar

Wird sich umher erheben.

O Gott, der grossen Pein!

Die frömmlich wollen leben,

Müssen beraubet seyn.

3.

Nach allem Propheceyen

Naht sich die letzte Zeit,

In welcher Gott wird freyen

Die ganze Creatur

Und wird zur Freud erheben

Die liebe Kinder sein,

Die sich jetzt willig geben

Unter die Zücht'gung fein.

4.

Recht nach des Herren Worten,

Durch echt jetzt in dem Land,

Verfolgt an allen Orten,

Boßheit nimmt überhand.

Die Gottes Wort recht lehren,

Die bringen sie zum Tod.

Wo soll ich mich hinkehren,

Ach Gott in dieser Noth?

5.

Im Namen meines Herren

Thu ich die Augen mein

Gegen den Bergen kehren,

Hinauf heb ich sie fein,

Woher mir Hilf thut kommen.

Mein Hilf kommt mir von Gott;

Das hab ich wohl vernommen,

Der alles geschaffen hat.

6.

Christe, eil mir zu helfen,

Sprech ich mit Gott's Gemein,

Er läßt dein Füß nicht schlüpfen,

Der deiner hüt allein

Er thut ja nicht entdücken,

Er schläft auch nimmermehr

Der dein allein thut hüten

Israel, ist der HErr.

7.

Halt stät an deinem Herren,

Er ist der Schatten dein,

Bey der Hand er dich führet,

Daß dich der Sonnenschein

Des Tags nicht mag verbrennen,

Des Nachts auch nicht der Mon,

Thu du ihn frey bekennen,

Er hütet deiner schon.

8.

Vor allem Uebel und Bösen

Behütet dich der Herr.

Dein Seel thut er erlösen,

Verläßt dich nimmermehr.

Der Herr thut auch behüten

Dein'n Ein= und Ausgang fein,

Des dank ihm seiner Güten

In Ewigkeit allein.

9.

Brüder und Schwester=G’meine,

Und sonst ihr Völker all,

Hört nun zu Groß und Kleine,

Was ich euch sagen sall,

Wie sichs hat zugetragen.

Im sechs und sechzigsten Jahr

Thät man zu Cöllen jagen

Die Christeliche Schaar.

10.

Nun waren sie gegangen

Zusammen an ein Ort,

Ins Herz da zu empfangen

Das rein göttliche Wort,

Judas war hin gegangen,

Und holt die doppelt Wacht,

Mit Spießen und mit Stangen,

Kamen sie dar mit Macht,

11.

Kamen von vorn und hinten

Zum Haus gefallen ein,

Da sie bey einander finden

Das Heerdlein Christi klein.

Das thäten sie da fangen,

Mit Schlagen, Wüten und Zorn,

Wie Schaaf sind sie gegangen,

Mit ihnen auf den Thurn.

12.

Recht nach einander alle

Thät man sie schreiben auf,

Darnach in solchem Falle,

Vertheilten sie den Hauf.

Welcher der Lehrer wäre,

Erforschten sie mit Fleiß,

Er sagt es ihn'n selbst klare,

Sein Nam der hieß Mattheiß.

13.

Von Christo ihn zu bringen,

Von seinem heilgen Wort,

Thäten sie fleißig ringen,

Versuchtens an manchem Ort,

Mit falschem Trug und Listen,

Mit Bitt und Dräuen hart

Er schlug ab all Papisten,

Darnach er peinigt ward.

14.

Vor keiner Pein noch Schmerzen

Hat er sich je erschröckt,

Hielt fest in seinem Herzen,

Was ihm Gott hat entdeckt,

Darnach thät man ihn führen

Des Morgens in die Hacht

Die Wahrheit zu verstören

Ward ihm manch Strick gelagt.

15.

Fürs Hochgericht gebunden

Bracht man ihn aus der Hacht,

Kaysers Mandat von Stunden

Ward ihm da vorgelagt.

Da ward er übergeben

Dem Henker in sein' G’walt,

Daß er ihm nehm sein Leben,

Nach des Mandats Inhalt.

16.

Tröstlich ließ er sich führen

Wie ein Schlachtschaaf dahin,

Sein Augen thät er kehren

Hinauf zum Himmel hin,

Sein Händ legt er zusammen,

Und sprach: O Vater mein,

Preiß sag ich deinem Namen,

Daß ich deß würdig seyn.

17.

Lauffen daher zusammen

Sah man der Völker viel,

Die solch's zu sehen kamen,

Als wärs ein Wunderspiel,

Etlich hatten Mitleiden,

Sprachen: Ey das ist Schad,

Daß der fein' Mann soll sterben,

O Herr, um solche That.

18.

Ein Jungfrau kam gegangen,

Und wolt ihn sprechen an,

Die thäten sie auch fangen,

Und stiessen sie darvon.

Noch ein Knecht wolt ihn grüssen,

Den griffen sie auch an,

Doch thät der Graff bald ruffen,

Man solt ihn lassen gahn.

19.

Eh er kam ans Gerichte,

Sah er sich um und sprach:

Ein großes Volk unfrüchte

Hab ich auf meinen Tag,

Solten die all verderben,

Wär Jamm’r und große Klag.

Als er jetzund solt sterben,

Hört wie er weiter sprach.

20.

Recht weist du Gott und eben,

Wornach ich hab getracht,

Was ich gesucht im Leben,

Von Anfang Tag und Nacht;

Was ihr mit mir getrieben,

Herr Graff, das wißt ihr wohl.

Ich hab euch all's verziehen,

Ist aus mein'm Herzen all.

21.

So hat ein End genommen

Sein Leben dieser Zeit,

Durchs Schwerdt ist er umkommen,

Lebt doch in Ewigkeit.

Er hat gesäet mit Thränen

Eilend den Samen sein,

Bald wird er wiederbringen

Mit Freud die Garben ein.

22.

Rüst euch und bahnt die Strassen,

Macht recht und rein den Weg,

Thut alle Bosheit lassen,

Geht in den engen Steg,

Thut nicht eu'r Leben lieben,

Sonst bringt ihr euch in Tod,

Hiebey laß ichs nun bleiben,

Der Herr geb euch sein Gnad.

Amen.

Laus Deo.


 

Das 25. Lied.

Ein ander Marter=Lied von einer, genannt Maria.

Und gehet Im Ton: „Ach Gott, ich mag wohl trauren.  (7)

1.

Ach fröhlich will ich singen,

Ich bin ganz stäts daran,

Die Ursach thut mich dringen,

Wie ihr werdt hören thun.

2.

Jetzt thut sich offenbaren,

In aller Welte weit,

Das g’schrieben ward vor Jahren,

Der Fromm wird ausgereut.

3.

Also ist es ergangen,

Im zwey und fünfzigsten Jahr

Ein Frau hat man gefangen,

Die fromm gott'sfürchtig war.

4.

Maria war ihr Name,

Viel'n Frommen wohl bekannt,

Sie hat bezeugt lobsame,

Dem Herren in dem Land.

5.

Sie ist gefangen g'legen,

Wohl in das zweyte Jahr,

Mit Freud sich hat begeben

In Christi Schmach und G’fahr.

6.

Die Frommen hat sie g’beten

Aus ihres Herzens Grund,

Daß sie recht wandeln thäten,

Und hielten Christi Bund.

7.

Sie opfert auf dem Herren

Ihr’n Leib, wie Paulus meldt,

Das Reich Christi thät mehren,

Ihr Bau auf Gott war g'’stellt.

8.

Sie haben sie versuchet,

Drey Tag gar mancherley,

Der gottlos Hauff verruchet,

Sie blieb dem Herren treu.

9.

Die Gott von Herz vertrauen,

Und ihn bekennen thun,

Es sey Mann oder Frauen,

Die wird er nicht verlahn.

10.

Der Oberst wolt sie kränken,

Wilt du zur Kirchen gohn,

Die Kost will ich dir schenken,

Und ein Jahr speisen thun.

11.

Sie antwort ihm bescheiden,

Ich bleib bey Christo allein,

Sein's Worts wegen zu leiden,

Wag ich das Leben mein.

12.

Als sie zum Tod ist gangen,

Sang sie aus Herzen=Grund

Mich thät herzlich verlangen

Nach diesem Tag und Stund.

13.

Christus warnt selbst die Seinen:

Man wird euch tödten thun

Und dennoch noch vermeinen,

Gott wohl zu dienen dran.

14.

Heut wird mein Eh gebrochen;

Ein's Manns Weib bin ich g'weßt,

Jetzt hab ich mich versprochen

Christo, der mich erlößt.

15.

Da sie zum Wasser kamen,

Redt sie ein Gleißner an,

Der sprach zu ihr mit Namen,

Euch wirds nicht wohl ergahn.

16.

Da hat man sie verhalten

Wohl bey dritthalbe Stund.

Wolten sie von Gott spalten,

Abwenden von sein'm Bund.

17.

Darauf hat sie gesprochen:

Ich bleib bey Christi Wort,

Wird schon mein Leib zerbrochen,

Fahr ich doch drinnen fort.

18.

Das Korn ist in den Aehren,

Es muß gedroschen seyn,

Was ich anfing vor Jahren

Will ich vollenden fein.

19.

O himmelischer Vater

Mein Seel nimm in dein Händ.

Und schickt sich zu der Marter

Legt ab ihr Kleider g'schwind.

20.

Also ist sie gestorben,

Bezeugt mit ihrem Blut,

Die Marter=Kron erworben,

Erlangt das ewig Gut.

21.

Drum wollen wir Gott loben,

Hoch in des Himmels Thron,

Der die Kraft sendt von Oben,

Kein Fleisch und Blut das kann.

Amen.


 

Das 26. Lied.

Ein ander Marter=Lied von zwölf Personen, auf einen Tag zu Bruck an der Mauren gericht.

Im Ton, wie man die Tagreis singt.  (4)

1.

Was woll'n wir aber singen,

Allhie zu dieser Frist,

Zu Bruck von g'schehnen Dingen,

Wie es ergangen ist,

Zwölf Evangelische Person

Den Tod leiblich empfangen,

Mit Freuden g'nommen an.

2.

Bruck, dir ist Glück entronnen,

Daß du uns g'fangen hast,

Die Sach nicht recht besonnen,

Dir selbst aufg'legt ein Last,

Du wirst sie von dir bringen schwer,

Weißheit ist dir zerronnen,

Du hast es kleine Ehr.

3.

Ein'n Bürger ich euch nenne,

Der saß in der Verhör,

Gott wird denselben kennen,

Man führt ein'n Schuhknecht her,

Der fing von Gott zu reden an,

Der Bürger Antwort gabe,

Thät ihn'n nicht wohl anstahn.

4.

Der Diener fragt die Herren,

Aus sanftmüthigem Muth,

Was Ursach sie da wären,

Zu richten Fleisch und Blut,

Seyd ihr Herren der Wahrheit schon?

Sie hiessen ihn ein'n Narren,

Er sollt schnell vor sich gohn.

5.

Die Frommen waren gangen

Vom Rathhaus aus der Stadt,

Ohn Band und ungefangen,

Daß man gesehen hat.

Gott grüß die Wallstadt und den Ort,

Heut woll'n wir auf dir leiden

Wohl um das göttlich Wort.

6.

Ihr Herrn von Bruck sollt wissen,

Und seht euch eben für

Ihr seyd gar hoch beflissen,

Glück liegt euch vor der Thür

Hört auf mit uns, und laßt darvon,

Unschuldig Blut zu richten,

Gott wird es rächen schon.

7.

Bruck wollt sich gern ausreden,

Wendt für der Fürsten G’walt,

Es bleibt nicht unterwegen,

Was ihr Mandat inhalt,

Wiewohl der Fürst weiß wenig drum,

Die Gelehrten thun erdichten,

Daß fromm Leut kommen um.

8.

Ihr Bürger wollt nicht weynen

Ueber unser Fleisch und Blut.

Gott thut uns gnädig meynen

Den haltet wohl in Hut.

Gott erleucht den Landsfürsten schon,

Daß er ihn lern erkennen,

Mit uns erlang die Kron.

9.

Ein'n Ring thät man da machen,

Als noch Gewohnheit ist,

Die Freund thät wenig lachen,

Hilff uns, Herr Jesu Christ.

Sie fielen nieder auf ihre Knie,

Und baten inniglichen

Zu ihrem Vater treu.

10.

Sie stunden auf mit Freuden,

Und rüsten sich zum Schwerdt,

Der Nachrichter in Leyden

Kein's Richters Ehr begehrt.

Biß getrost, lieber Freunde mein,

Gott will dir hie verzeihen,

Und uns dort gnädig seyn.

11.

Der jüngst der bat von Herzen

Sein Brüder zu der Stund,

Zuerst litt er den Schmerzen

Küßt sie an ihrem Mund.

Gott segne euch, liebe Brüder mein,

Heut woll'n wir bey einander

Im Paradiese seyn.

12.

Neun Männer man enthauptet

Auf einem Anger grün,

Ihr Herz war unberaubet

Ich sah sie nieder knien,

Ueber das Schwerdt gossens ihr Blut,

Wohl um der Wahrheit willen,

Gott hab ihr Seel in Hut.

13.

Drey Fräulein man ertränket,

Ist kund und offenbar

Von Gott ihr keine wanket.

Das sag ich euch fürwahr

Die jüngst lachet im Wasser schon,

Das hat sehr wohl gesehen

Gar mancher Biedermann.

14.

Ich sah sie z'sammen begraben

Wohl in ein Grube tieff,

Viel Weinens sich ergabe,

Manch Mensch zu Gott auch rieff,

Gott geb den Seelen ewig Ruh.

Mich deucht das aller beste,

Daß man nicht Unrecht thu.

15.

Da sprachen auch die Tollen:

Es ist des Teuffels G’fehrd,

Sie stecken Boßheit volle,

Ist keiner, der sich bekehrt,

Sie schmächten Gott im höchsten Thron,

Dem Antichrist hond sie gedienet,

Der wird ihnen geben den Lohn.

16.

Die Sach die ward vollbrachte

An einem Freytag fruh,

Unb'sonnen, unbedachte,

Viel Herren ritten zu,

Und zogen traurig wieder ab.

Ich kanns nicht all beschreiben.

Wie ich's gesehen hab.

17.

Allein woll'n wir Gott danken,

Der sie erhalten hat,

Der laß uns auch nicht wanken

Von seiner großen Gnad.

O Herr, auch unser Herz bereit,

Daß es bis an das Ende

Von dir nicht werd gescheid't.


 

Das 27. Lied.

Ein ander Marter=Lied von achtzehn Personen, auf einen Tag zu Salzburg verbrannt.

Im Ton: „Entlaubet ist der Walde.

Oder: „Ich stund an einem Morgen.

Oder: „All die ihr jetzund leidet c.  (1)

1.

Ach Gott vom Himmelreiche!

Nimm deiner Schäflein wahr

Laß sie von dir nicht weichen,

Ihr ist ein kleine Schaar,

Halt sie in deiner Hute,

Hilf ihn'n aus Jammers Noth,

Das Thier sie jagen thute,

Müssen leiden den Tod.

2.

Man legt sie hart gefangen,

In eines Kerkers Grund,

Dem Herren sie lobsangen

Und preißten ihn mit Mund:

O Herr, laß dich's erbarmen,

Und dir geklaget seyn,

Komm bald zu Hülf uns Armen,

Halt uns im Willen dein.

3.

Sie woll'n uns von dir dringen

Mit ihrem hohen Pracht,

Grimmig darwider ringen,

Verleih dein Göttlich Macht.

Wir hond kein'n andern Herren

Im Himmel noch auf Erd.

Was wir von ihm begehren,

Deß werden wir gewährt.

4.

Christus sendt aus sein' Boten,

Beut uns sein Reich mit an,

Die alle Welt verspotten,

Mit großer Freud und Wonn.

Wir haben aufgenommen

Des Herren Reich und Gnad.

Die Pfaffen drüber brummen,

Hassen uns früh und spat.

5.

Sie hons verborgen sehre,

Mehr dann fünf hundert Jahr,

Mit ihrer falschen Lehre

Verführt ein große Schaar,

Treten sein Wort mit Füssen,

Es muß verachtet seyn.

Herr, gib ihn'n daß sie's büßen,

Und thun den Willen dein.

6.

Zu Salzburg ists geschehen,

Ists nicht ein große Klag?

Mancher Mann hat gesehen,

Daß man auf einen Tag

Achtzehen thät verbrennen,

Allein um Christi Lehr,

Die sie thäten bekennen,

Daß Er allein wär Herr.

7.

Das Bild wolltens nicht ehren,

Noch das Thier bäten an,

Ihr Wort und Lehr nicht hören,

Kein Zeichen wolltens han

Des Widerchristens Hauffen,

In ihrer Stirn noch Hand,

Drum dorften sie nicht kaufen,

Noch verkaufen im Land.

8.

Bey Christo sind sie blieben,

Sein Zeichen g’nommen an.

Ihr Namen sind geschrieben,

Im Buch des Lebens stahn,

Als Christeliche Ritter

Erlangten sie die Kron,

Im Feu'r sehr heiß und bitter,

Die ewig Freud und Wonn.


 

Das 28. Lied.

Ein ander Marter=Lied von vier Personen zu Mastricht Anno 1570 getödtet.

Im Ton: „Entlaubet ist der Walde.”

Oder: „All die ihr jetzund leidet Verfolgung c.  (7).

1.

Nun hört, ihr Freund ehrsamen,

Wie daß das Häuflein klein

Bezeuget Gottes Namen,

Die rechte Wahrheit rein.

Es steht also geschrieben

In Gott's Wort überall,

All die gottselig leben,

Man nie verfolgen soll.

2.

Ein jeder mag zuhören,

Der offne Ohren hat

Wie vier Freund auserkohren

Zu Mastricht in der Stadt

Bezeugt mit ihrem Blute

Ihren Glauben so fein,

Fromm waren sie von Muthe,

Deß werd ihr hören schein.

3.

Als man, wie ich besinn mich,

Schrieb neun und sechzig Jahr,

Novembris vier und zwanzig,

Um die zwölf Uhren klar,

Des Nachts ist umgegangen

Der Bürgermeister stolz,

Und wüthende gefangen

Ein’n Bruder, hieß Arnold.

4.

Den thät er mit sich leyten

Aufs Rathhaus in der Nacht.

Gleich ein Stund thät er beyten,

Da gieng er fort mit Macht,

Um zwey Fräulein zu holen,

Die er erstmals ließ frey;

Fieng darnach drey zu malen,

Da war eins kommen bey.

5.

Bis Morgens sie da waren

Alle zusammen froh,

Sie führten kein Beschwären,

Trösten einander so,

All mit dem Wort des Herren,

Darauf sie hatten baut,

Gottes Lob zu vermehren,

Stund ihr Begier betraut.

6.

Vor den Herren gemeine

Jede den Glaub bekannt,

Die rechte Wahrheit reine,

Und sprachen mit Verstand,

Wie viel ihn'n war gegeben

Nach Gottes G’lübde gut,

Durch seinen Geist erheben,

Darnach man sprechen thut.

7.

Schnell ohne langes Beyten

Anseht ihr bös Vorspiel,

Sie thäten Urseln leyten

Aufs Dinghaus mit Unwill,

Darum daß sie nicht wollte

Verwilligen das Böß

Dräuten sie ihr ohn Schulde

Die Pein und Marter groß.

8.

Sanftmüthiglich von Sinnen

Thät sie's ertragen all,

Das ewig Gut zu g’winnen

Begehrt sie in dem Fall.

Ihr Mann Arnd desgleichen

Geführt wird auf die Pfort,

Daß man ihn thät abweichen,

Braucht man viel Schmeichelwort.

9.

Sein Frau war alt von Jahren,

Wohl fünf und siebenzig,

Darzu in dem Beschwaren

Noch frisch und lebendig,

In ihrem Glauben kräftig,

Der in ihr hat gewerkt.

Lob sey dir, Gott Allmächtig,

Daß du sie so gestärkt.

10.

Leiden sah man sie beyde,

Sie und ihr liebes Kind

Gar freulich zubereitet,

Tratens dahin geschwind.

Da hat Ermgen gesungen

Gehend über die Straß,

Durch Freud darzu gedrungen,

Die sie bewieß mit Maaß.

11.

Nach dem Dinghaus sie mußten

Beyde zusammen gahn.

Ihr'n Glauben zu verwüsten,

Hielten die Herren an,

Mit Mönchen und mit Pfaffen,

Auch Hochgelehrten stäht,

Gott hat behüt sein Schaafe,

Wohl für den Wölfen fred.

12.

Erstmals da sie begunnen

Mit Arnd, dem lieben Mann,

Der noch hat überwunden,

Dennoch sagt man davon,

Daß er gepeinigt worden

Sechs oder sieben mal.

Um sein Seel zu ermorden,

Thät man solch's principal.

13.

Ursel, seine Hausfraue,

Mußt zweymal auf die Bank,

In der Pein doch getreue

Blieb sie ihr Lebenlang.

Diß g'schah in zweyen Tagen,

Merkt wohl auf diß Geschicht,

Es wär schwerlich zu tragen,

Der Herr machts aber leicht.

14.

Lob sey dem Herren geben

Davon zu aller Zeit.

Es ist doch nicht geblieben

Bey dieser Pein und Speit,

Dann in kurzem Termine

Hat sie noch eins geschmeckt

Von diesem sauren Weine;

Den süßen Gott ihr reckt.

15.

Knüpfen sah man ihr Hände,

Zusammen binden fest,

Dahinten an dem Ende

Der Henker hielt das letzt,

Und hat sie von danieden

Der Erden aufgelößt,

Ihr das Hemd aufgeschnitten,

Und ihren Rück entblößt.

16.

Und geisselt sie unmäßig,

Ist das nicht große Klag?

Mit Ruthen überflüßig,

Zweymal auf einen Tag.

Man sagt von diesem Speite

Der diesen Rath so gab,

Das war ein Jesuite,

Der sie wollt führen ab.

17.

Neelgen nun alt in Süchte,

Zur Pein ward hingeleyt,

Das mußt seyn ihr Gerichte.

Da sie nun hört Bescheyd.

Auf die Bank ist gelegen,

Ist ihn'n doch nichts geschieht.

Man thät frey zu ihr sagen,

Diß ist ihr erste nit.

18.

Triengen ihr liebe Tochter

Und Schwester in dem Herrn,

Wird auch durch den Versucher

Gepeint gar hart und schwer

Da wird sie abgenommen,

Und auf ein Bett gethan,

So bald sie zu sich kommen,

Mußt sie noch eins daran.

19.

Sie ward gepeinigt schwärlich,

Voraus auf dieser Bahn,

Da rief sie offenbarlich:

O Herr, wollst mir beystahn,

Und meinen Mund bewahren.

Ihr Gebet ward erhört,

Ihr Brüder zu befahren,

Tragen sie wenig Wort.

20.

Ich lob (sprach sie) den Herren,

Da sie nun war gepeint,

Ihr Mutter war nicht ferren

Verborgen, wie es scheint.

Als sie ihr Tochter hörte,

Sprach sie: Ist das mein Kind?

Ja Mutter, sie antworte

Und küßten sich geschwind.

21.

Im siebenzigsten Jahre

Gleich auf den neunten Tag,

Wird Urseln offenbahre,

Und Arndten, da er lag,

Daß man sie sollt verbrennen.

Jedes an einem Stock.

Als sie das hond verstanden,

Sind sie doch nicht verschrock.

22.

Sie waren nur voll Freude

Denselben Tag und Nacht,

Mit Gottes Lob all beyde

Hond sie den Tag verwacht,

Herzlich thät sie verlangen,

Bis komm der Lösungs=Tag,

Zu gehn in Christi Gangen.

Wie man des Morgens sach.

23.

Kommen ist da ein Bothe

Zu Urseln mit Befehl,

Derselb hat ihr das Gute=

Sprechen verboten schnell,

Von seiner Herren wegen,

Die da waren present.

Ihr müßt keins Ruffens pflegen,

Sprach er, im Geh’n zum End.

24.

Kenntlich und offenbahre

Sprach Ursel zu der Stund,

Vor den Herren all gare:

Mag ich aus Herzens Grund

Nicht ein klein Liedlein singen,

Reden von Gottes Wort?

Und da sie's wollt vollbringen,

Haben sie's dran verstört.

25.

Und sprachen: Wir nun rauchen,

Was sie hat in dem Sinn;

Drum Henker, wollst gebrauchen

Dein Instrument an ihn'n,

Wie dir dann ist befohlen.

Da stopft er ihn'n den Mund

Mit ein'm Holz unverholen,

Ein Tuch er drüber bund.

26.

Als man sie nun solt leiten

Vom Dinghaus, ‚s Volk zulief,

Triengen mußt droben beyten,

Durchs Fenster aber rieff

Vom Dinghaus, das ist kennlich,

Und hat zur Urseln geschreyt,

Lieb Schwester streit doch männlich,

Die Kron ist dir bereit.

27.

Da ist Ursel gekommen

Nach dem Freyhoff gegahn,

Die Sprach war ihr benommen,

Deß weynet mancher Mann,

Thäten darüber klagen.

Ursel stieg auf mit Sputh,

Ins Häuslein ohn Verzagen,

Wie ein Schlacht=Schäflein gut.

28.

Den Mund sie ihr verbunden,

Wie der Frauen geschach.

Kein Böß sie an ihr funden,

Desgleichen man nicht sach.

Dieb, Mörder läßt man sprechen,

Was ihnen nöthig ist,

Aber den Gottes Knechten

Wehrt mans zu aller Frist.

29.

O Gott! da mußt geschehen

Das Brandopfer bequem,

Welch's nach Pauli gebieten

Vor Gott ist angenehm.

In denselbigen Tagen

Ward ihr Mann auch verbrennt,

Sah fröhlich ohn Verzagen,

In seinem letzten End.

30.

Auf den Plan stieg er fröhlich

Da er sein G’bet erst thät,

Als das geschehen endlich

Stund er auf von der Stätt,

Und gieng zum Häuslein innen,

Sein Kleider abgelegt.

Der Stadtvogt böß von Sinnen

Zum Henker hat gesagt:

31.

Fahr fort mit dein'm Betreiben.

Da ward das Feur gestocht,

Wie Moses thut beschreiben,

Das Opfer wird gekocht.

Zum Rauchwerk unsers Herren

Ward er verordnet fein,

Die Kron der ew’gen Ehren

Wird nun sein eigen seyn.

32.

Ein fröhlich Bothschaft werthe

Kriegten die andern zwo,

Ermgen die sehr begehrte,

Deß war auch Triengen froh,

Daß sie auch mußten sterben,

Und gehn denselben Gang,

Um die Kron zu erwerben,

Ward ihn'n die Zeit zu lang.

33.

Ruh suchten sie dort oben,

Bey ihrem Vater fein,

Der sie nun ließ beproben,

Als liebe Kinder sein,

Nicht über ihr Vermögen,

Welch's ist erschienen klar,

Er thät ihn'n Hilf zufügen,

In ihrem Leiden schwär.

34.

Wunderlich sie verbleyten,

Waren froh all die Nacht,

All Trübsal stund zur Seiten

Haben den Tag verwacht.

Da hat mans auch thun binden

Mit Holz den Mund verstopfft,

Und diese zwo Gefründen

Auch mit ein'm Tuch verknüpft.

35.

Nach dem Freythoff sie giengen

Mit einem guten Muth

Da man sie solt umbringen,

Triengen arbeit mit Sputh

Fleißig mit ihren Händen

An dem das knüpffet war,

Da sie auflößt die Bänden,

Und redet offenbar.

36.

Und weil sie nun dermassen

So sprechen solt und rieff,

Wolt mans ihr nicht zulassen,

Darum der Henker lieff,

Daß er ihr solchs verletzet,

Sein Hand auf ihren Mund

Mit allem Fleiß er setzet,

Wieß sie ins Häuslein rund.

37.

Nun sind sie abgescheiden

In Frieden alle gar.

Ein wenig sie nur beyten,

Wohl unter dem Altar.

Sie werden nun mit zarten

Kleideren seyn bekleidt,

Und noch ein wenig warten,

Die Kron ist ihn'n bereit.

38.

Liebe treibt uns ihr Herren,

Das nehmt uns nicht vor Quat,

Wie wir euch heut erklären

Diese schändliche That,

Ein recht G’richt solt ihr halten,

Das lehrt euch Gottes Wort,

Welch's ihr nicht solt verhalten

Dem der es gerne hört.

39.

O weh dem Potentaten!

O weh der grossen Rott!

Weh denen die da rathen

Zu dieser Missethat,

Und sich doch Christen rühmen,

O weh der grossen Schand!

Euch soll nicht Wunder nehmen,

Warum Straf kommt ins Land.

40.

Werd ihr die Ding nicht büssen,

So werd ihr allesammt

In kurzem sterben müssen,

Das merk, o Niederland!

Ihr Fürsten und ihr Herren,

Reich, Arm, Frau oder Mann,

Was ihr nicht habet gerne

Solt ihr kein'm andern thun.

Amen.


 

Das 29. Lied.

Ein ander Marter=Lied von einem Christlichen Ritter, Algerius genannt, zu Rom jämmerlich verbrennt, Anno 1557.

Im Ton: „Der Unfall reut mich gantz.  (9)

1.

Als man zählt tausend fünf hundert Jahr

Sieben und fünfzig eben,

Zu Rom ist kund und offenbar,

Daß sich da hat begeben

Ein greulich Mord, vor nie erhört,

Von einem guten Christen.

Des Pabstes G’walt, das Urtheil fällt,

Durchs Teufels Trug und Listen.

2.

Algerius der Christlich Held

Thät siegreich überwinden,

In Italien von Gott erwählt,

Zu thun des Herren künden,

War hochgelehrt, zu Gott bekehrt

Hat Christi Tauff empfangen,

Darum dann ward, der Jüngling zart,

Zu Padoa gefangen.

3.

Da litt er manchen harten Strauß,

Da er vor hat studiret,

Die Brüder die noch waren drauß,

Furchten er würd verführet,

In seiner Noth, tröste ihn Gott,

Er solt beständig bleiben.

Algerius, aus Gefängniß

Thät ihnen wieder schreiben.

4.

Ich will erzählen Wunder=Ding,

Da and're schreyen, weinen,

An diesem Ort ich Freud empfing.

Im G’fängniß mir erscheinen

Des Himmels Heer, viel Märtyrer

Mir täglich wohnen beye.

Viel Freud und Wonn, ich bey ihn'n hon,

Der Herr macht alles neue.

5.

Nichts süsser ist dann Christi Joch,

Wer darin'n thut umkommen,

Der steiget auf in Ehren hoch,

Kommt in die Zahl der Frommen

In Christi Reich, da dann zugleich

Altväter und Propheten,

Apostel all, ein große Zahl

Der Zeugen und Getödten.

6.

Die Christo wahrem Gottes Sohn

Sein Creutz nach thäten tragen,

Etlich thät man verbrennen thun,

Andern das Haupt abschlagen:

Ihr Händ und Füß abhauen ließ,

Gebraten und geschunden,

Etlich gehenkt, im Meer ertlankt,

Viel an Creutzer gebunden.

7.

Ich will nicht fürchten tausend Mann,

Die mich meynen zu letzen:

Ich hab meins Herzens Freud und Wonn

Allein in Gott thun setzen.

Gott tröstet mich, gewaltiglich,

Sein heil'ges Angesichte

Ob mir aufgaht, Trost, Hilf und Gnad,

Hab ich kein Mangel nichte.

8.

Ich freue mich aus Herzens Grund,

Wenn ich es thu bedenken,

Daß sich hernahen thut die Stund

Da ich den Kelch soll trinken,

Und preisen Gott, mit meinem Tod,

Die Wahrheit machen kunde,

Auf daß ich gar, komm zu der Schaar,

Die Christo ist verwandte.

9.

Ich bin gewiß daß mich auf Erd

Von Gott nichts soll abscheiden

Kein G’walt, Feur, Wasser oder Schwerdt

Noch sonst kein ander Leiden,

Geist, Engel pur, kein Creatur

Was sichtbar ist auf Erden,

Alles was sich legt wider mich,

Muß gar zu Schanden werden.

10.

Dergleichen viel aus G’fängniß schrieb,

Da er lang hat gelitten,

Die Brüder tröst aus wahrer Lieb,

Thät sie gar freundlich bitten,

Ihr solt fortan, kein Kummer han,

Ich bin von Gottes Gnaden

Getröstet wohl, bin Freuden voll,

Durch Christi Geist und Gaben.

11.

Von Padoa ward er geführt,

Gebunden und gefangen,

Darnach er zu Venedig wird

Mit Listen und mit Drangen

Gar hart versucht, straft ihr Unzucht,

Hiessen ihn einen Thoren.

Der Senator, dem er kam vor,

Sprach, er wär gar verlohren.

12.

Sein Vaterland ihm zeigten an,

Sein Freund und auch Verwandten,

Ob er auch wolt sein Kunst verlan,

Darzu all sein Bekannten?

Mein Vaterland, sprach er zuhand,

Ist in des Himmels Throne.

Alle die seynd, worden mein Freund,

Die Gottes Willen thune.

13.

Kein Medicin, Kunst, Meisterschaft,

Mag niemand zu Gott bringen.

Der nicht erkennet Gottes Kraft,

Dem wirds gar nicht gelingen.

Im Zorn und Grimm, hart dräutens ihm,

Wollten ihn lassen brennen.

O ihr blind Leut, Algerius sayt,

Was kann man heisser nennen

14.

Dann Gottes Liebe wundersam

Das Herz und G’müth anzündet?

Solt ich fürchten des Feuers Flamm,

Das mich aus G’fahr entbindet?

Was ist so kalt, und ungestalt,

Das nicht hab Gottes Gaben?

Wie Stein und Ertz, ist deren Herz,

Die Gottes Lieb nicht haben.

15.

Gen Rom dem Pabst ward überschickt,

Unter Wölf, Löwen, und Bären.

Im G’fängniß ward er hart verstrickt,

Sein Elend thät sich mehren,

Sehr schwer und hart, probieret ward

Viel mehr dann's rothe Golde.

Des Herren Kraft, ihn macht sieghaft,

Ihr Red nicht hören wollte.

16.

Die geistlich Rott, gar sehr verdroß,

Thäten vermaledeyen,

Sie speyen Gift und Feuer aus

Mord übern Ketzer schreyen.

Algerius sprach: ich hab mein Sach

Allein Gott übergeben.

Mein arme Seel, ich ihm befehl,

Es kost Leib oder Leben.

17.

Die haben ihn zum Tod erkennt,

Ward g’setzt auf einen Wagen.

Der Henker nahm ihn in die Händ,

Männiglich thät ihn fragen,

Willt du fortan, vom Irrthum stahn?

Das Crucifix solt küssen.

Algeri weiß, das von sich stieß,

Wollt nichts vom Götzen wissen.

18.

Das Volk schrie mit lauter Stimm,

Als man die Ding thät sagen,

Hinweg, hinweg, sprachens, mit ihm,

Er hat das Creutz geschlagen,

Er ist verkehrt, blind und verhärt,

Solt dieser länger leben?

So müßten wir, Christo darfür

Eine schwere Rechnung geben.

19.

Man machet ihn nacket und bloß,

Bis auf den Gürtel eben.

Mit heissem Oehl ihn übergoß,

Haar und Haut mit abfegen,

Darnach ungeheur, sein Leib im Feuer

Zu Aeschen thät verbrennen,

Im Frieden starb, die Kron erwarb.

Sehr ritterlich gewunnen.

20.

Sein Seel lebt jetzt in Freuden gar,

Ist aller G’fahr entkommen.

Wenn nun erfüllet wird die Schaar

Der auserwählten Frommen,

Dann wird ihr Leyd, in ewig' Freud,

Zu Preiß des Herren Namen,

In Gottes Thron, verändert schon,

Durch Jesum Christum, Amen.

Hans Büchel.


 

Das 30. Lied.

Diß Lied hat Georg Blaurock gemacht, zu Claussen in Etschland, mit einem Hans von der Reve genannt, verbrannt, Anno 1528.

Im Ton, wie man die Tagreis singt.  (4)

1.

Herr Gott! dich will ich loben,

Von jetzt bis an mein End.

Daß du mir gabst den Glauben,

Durch den ich dich erkennt.

Dein heil'ges Wort sendst du zu mir,

Welch's ich aus lauter Gnaden

Bey mir befind und spühr.

2.

Von dir hab ichs genommen,

Wie du, o Herr, wohl weißt,

Nicht leer wirds wieder kommen,

Hoff ich, und stärk mein'n Geist,

Daß ich erkenn den Willen dein,

Deß thu ich mich erfreuen

In meines Herzens Schrein.

3.

Gar sehr thäts mich erschröcken,

Da ich's befand in mir,

Ein Bürd wollt mich ersticken,

Wärst du nicht kommen schier

Mit deinem Wort der Gnaden schein,

Hätt ich müssen erliegen,

Und leiden ewig Pein.

4.

Hierauf so will ich loben

Und preisen ewiglich

Dein'n Namen hoch dort oben,

Daß du erzeigest dich

Allzeit wie sichs ein'm Vater ziemt

Wollst mich doch nicht verstossen,

Wähl mich zu deinem Kind.

5.

Zu dir, Herr, thu ich schreyen,

Hilf, Gott und Vater mein,

Daß ich aus Lieb und Treuen

Ein Kind und Erb sey dein.

O Herr, stärk mir den Glauben sehr,

Sonst ging der Bau zu Trümmern,

Wo dein Hülf nicht da wär.

6.

Vergiß mein nicht, o Herre,

Wollst allzeit bey mir seyn,

Dein Geist mich schütz und lehre,

Daß ich im Leiden mein

Getröstet werd zu aller Zeit,

Und ritterlich erobre

Den Sieg in diesem Streit.

7.

Der Feind hat auf mich g'schlagen,

Im Feld, darin ich lieg,

Wollt mich daraus verjagen.

Herr, du gabst mir den Sieg.

Mit scharfer Wehr er auf mich drang,

Daß all mein Leib thät zittern,

Vor falscher Lehr und Zwang.

8.

Deß ließ'st dich, Herr, erbarmen.

Durch dein Gnad, Hilf und Kraft,

Halfst deinem Sohn mir armen,

Und machest mich sieghaft.

O Herr, wie bald du mich erhörtst,

Kommst stark mit deiner Hülfe,

Den Feinden selber wehrst.

9.

Darum so will ich singen,

Zu Lob dem Namen dein,

Und ewiglich verkünden

Die Gnad, die mir erschien.

Nun bitt ich dich vor all dein Kind,

Wollst uns ewig bewahren

Vor allen Feinden g'schwind.

10.

Auf Fleisch kann ich nicht bauen,

Es ist zu schwacher Art:

In dein Wort will ich trauen,

Das sey mein Trost und Hort,

Darauf ich mich verlassen thu,

Wirst mir aus allen Nöthen

Helfen zu deiner Ruh.

11.

Die Stund des letzten Tagen,

So wir nun müssen dran,

Wollst uns, Herr, helfen tragen,

Das Creutz wohl auf dem Plan,

Mit aller Gnad dich zu uns wend,

Daß wir mögen befehlen

Den Geist in deine Händ.

12.

Hertzlich thu ich dich bitten

Vor alle uns're Feind,

Wollst ihn'n, o Herr, mit Sitten,

Wie viel doch deren seynd,

Nicht rechnen ihre Missethat,

Das g’scheh nach deinem Willen,

Deß bitt ich dich, o Gott.

13.

Also will ich mich scheiden

Sammt den Gefährten mein,

In Gnad woll uns Gott leiten

Wohl in das Reiche sein.

Daß wir im Glauben ohn Zweifel seynd,

Sein heil'ges Werk vollenden,

Der geb uns Kraft ins End.


 

Das 31. Lied.

Ein schönes Lied von Leonhard Schöner, zu Rotenburg am Inn verbrannt, Anno 1528.

Im Ton: „Nun welche hie ihr Hoffnung gar, auf ⁊c (9)

1.

Wir bitten dich, ewiger Gott,

Neig zu uns deine Ohren,

Heiliger Herre Zebaoth,

Du Fürfürst der Heerschaaren,

Vernimm die Klag, Ung'mach und Plag

Hat überhand genommen,

Der Behemot, mit seiner Rott,

Ist in dein Erbtheil kommen.

2.

Es haben sich zu ihm verpflicht

Viel der vermeynten Christen,

Den wüsten Gräuel ausgericht,

Sie toben und vernichten.

Das Heiligthum der Christen fromm,

Das haben sie zertreten.

Der wüst Unflath in deiner Statt,

Läßt sich als Gott anbäten.

3.

Dein heil'ge Stadt hond sie zerstört,

Dein Altar umgegraben

Darzu auch deine Knecht ermördt,

Wo sie's ergriffen haben.

Nur wir allein, dein Häuflein klein,

Sind wenig überblieben,

Mit Schmach und Schand, durch alle Land

Verjaget und vertrieben.

4.

Wir sind zerstreut, gleich wie die Schaaf,

Die keinen Hirten haben

Verlassen unser Haus und Hoff

Und sind gleich dem Nachts=Raben,

Der sich auch oft, hält in Steinkluft.

In Felsen und Steinklufte

Ist unser G’mach, man stellt uns nach,

Wie Vögeln in der Lufte.

5.

Wir schleichen in den Wälden um,

Man sucht uns mit den Hunden,

Man führt uns als die Lämmlein

Gefangen und gebunden.

Man zeigt uns an, vor jedermann,

Als wären wir Aufrührer.

Wir sind geacht, wie Schaaf zur Schlacht,

Als Ketzer und Verführer.

6.

Viel sind auch in den Banden eng,

An ihrem Leib verdorben.

Etliche durch die Marter streng,

Umkommen und gestorben,

Ohn alle Schuld. Hie ist Geduld

Der Heiligen auf Erden.

Wir müssen all, durch viel Trübsal

Also probiret werden.

7.

Man hat sie an die Bäum gehenkt

Erwürget und zerhauen,

Heimlich und öffentlich ertränkt

Viel Weiber und Jungfrauen.

Die haben frey, ohn alle Scheu,

Der Wahrheit Zeugniß geben,

Daß Jesus Christ die Wahrheit ist,

Der Weg und auch das Leben.

8.

Noch tobt die Welt und ruhet nicht,

Ist gar unsinnig worden.

Viel Lügen sie auf uns erdicht

Mit Brennen und mit Morden

Thut sie uns bang. O Herr, wie lang

Willt du doch darzu schweigen?

Richt den Hochmuth, der Heil'gen Blut

Laß vor dein'm Thron aufsteigen.

9.

Wie köstlich ist der Heil'gen Tod,

Vor deinem Angesichte?

Drum haben wir in aller Noth

Ein tröstlich Zuversichte

Zu dir allein, sonst nirgend kein

Trost, Fried noch Ruh auf Erden.

Wer hofft auf dich, wird ewiglich

Nimmer zu Schanden werden.

10.

O Herr, kein Trübsal ist zu groß,

Die uns von dir abkehre,

So bitten wir ohn Unterlaß,

Durch Christum unsern HErren,

Den du uns hast, zu einem Trost,

Aus deiner Gnaden geben,

Der uns zeigt an, die schmale Bahn,

Den Weg und auch das Leben.

11.

Glory Triumph sey dir geseyt,

All Ehr sey dir auch geben,

Von nun an bis in Ewigkeit,

Dein Gerechtigkeit darneben

Bleib allezeit gebenedeyt

Das Volk dein'm heil'gen Namen,

Durch Jesum Christ, der künftig ist,

Die Welt zu richten, Amen.


 

Das 32. Lied.

Ein anderes Marter=Lied von einem Hans Schlaffer genannt, welcher zuvor ein Meßpfaff gewesen, und darnach zu Schwatz enthauptet worden. Anno 1527.

In eigner Melodey.  (13)

1.

Ungnad begehr ich nicht von dir,

O Gott, wollst mir

Mein' Sünden nicht zumessen,

Dieweil dieselben Christus hat

Genug erstatt,

Eh dann ich bin gewesen.

Ein Feind war ich,

Du liebtest mich,

Und nahmst mich an

Zu Gnaden schon,

Gabst mir zu gut

Dein's Sohnes Blut

Welch's mich von Sünd und Tod erlösen thut.

2.

Wiewohl ich noch empfind Anstoß

Von Sünden groß,

In meinem Fleisch sich übet,

Das Gut ich nicht vollbringen kann,

Das Böß verlahn,

Das mich so hart betrübet.

Darum schrey laut,

Ich arme Haut,

Aus Herzens Gier

Wer wird mich schier

Erlösen aus

Des Jammers Strauß,

Und helfen aus dem Todtenhaus.

3.

Dank sag ich dir Christe allein,

O Vater mein,

Du bist mein Trost auf Erden.

Dann so im Glaub bin eingepflantzt,

So hoff ich gantz,

Verdammt kann ich nicht werden.

Der Geist ist bereit,

Dem Fleisch ist leyd,

Und ist so schwach,

Daß es nicht mag

G’nug thun dem G’setz,

Bis daß zuletzt

Christus durch seinen Geist ergetzt.

4.

Wo Menschen=G'setz auf Erd regiert,

Werden verführt

Die elenden Gewissen.

Wo nicht allein Regierer ist

Herr Jesu Christ,

Es bleibt ewig zerrissen.

Was er nicht baut,

Und selbst zuschaut,

Mag nicht bestehn.

Ja ob es schon

Die Welt groß acht,

Treibt damit Pracht,

So bleibt es doch von Gott verschmäht.

5.

Derhalben bitten wir mit ein,

Alt, jung, groß, klein,

Daß sich Gott unser erbarme,

Und send uns treue Prediger

Und Ausspender

Seiner Gaben uns Armen.

Dadurch zuhand

All Menschen=Tand

Werd ausgereut,

Dann es ist Zeit,

Recht Buß zu thun,

Vom bösen lan

Gott's streng Gericht ist auf der Bahn.

6.

So laßt uns nun haben Zuflucht,

Ins Vaters Zucht,

Von Herzen gar ergeben,

Daß er uns züchtig als sein Kind,

Die Welt ist blind,

Sie kennt kein Christlich Leben.

Es ist ihr Scheutz,

Und fleucht das Creutz,

Und meynt, es sey

Genug dabey,

Wenn sie davon

Fein reden kann,

Doch mit der That will niemand dran.

7.

Wer nun ein rechter Christ will seyn,

O Bruder mein,

Der muß Christum anlegen,

Sein'r armen G’stalt gleichförmig werd,

Auf dieser Erd,

Darin'n alles verwegen.

Es hilft kein Schein,

Nur Lieb und Pein,

Um Christi Nam,

Dich deß nicht schäm,

Dem er sich hat

Durchs Wiederbad

Ergeben bis gar in den Tod.

8.

Es wird fürwahr nichts anders draus,

Des Herren Haus

Das G’richt zuvor muß dulden.

Darum nehmt der Geschrift wohl wahr,

Wie sie so gar

Ausbricht und zählt ihr Schulden.

Zu dieser Zeit, ist nimmer weit,

Der Welte Plag, flieh wer da mag,

In schneller Eil, nehm ihm kein Weil,

Zückt ist das Schwert, aufgelegt der Pfeil.

9.

Ich mein aber kein ander Flucht,

Dann's Vaters Zucht,

Wie ich erst hab erzählet,

Damit er uns als Kinder sein

Rechtfertigt fein

Darzu er uns erwählet,

Verzeichnet schon,

Daß wir daran

Seyen vergewißt, ohn arge List,

Zum ewigen Reich,

Und mit ihm leben ewiglich.

Amen.

Laus Deo.


 

Das 33. Lied.

Ein anderes Marter=Lied von Vilgarden und Casper von Schöneck, beyde enthauptet zu Rieß im Fluckthal, bey Brixen.

In der Toler Weiß.  (2)

1.

Merkt auf und nehmt zu Herzen

Wie Gott will suchen heim,

Mit Jammer und mit Schmerzen,

Die Sünder groß und klein,

Die Gott hie thun verachten,

Schmähen den Namen sein,

Ihr Sünd nicht thun betrachten,

Gott wird einmal aufwachen,

Lösen die Kinder sein.

2.

Merkt auf der Prophet Lehren,

Es ist die letzte Stund,

Thut euch zu mir bekehren,

Redt Gott aus seinem Mund

Lebet nach meinem Willen,

Halt fleißig mein Gebot

Also solt ihrs erfüllen,

Will ich mein Zoren stillen.

Will seyn eu'r Herr und Gott.

3.

Gott ist von großer Güte,

Langmüthig mit sein'm G’richt,

Thut euch vor Sünden hüten,

Dem Teufel folget nicht

Thut Gott allein vertrauen,

Aus eures Herzens Grund,

Thut euch des Uebels massen,

So wird euch Gott nicht lassen,

In dieser letzten Stund.

4.

Dann Gott ist mild und reiche,

Bey ihm ist Gnaden viel,

Dem Sünder gern verzeihet,

Der die Sünd lassen will,

Thut sich an Christum henken,

Ruft seinen Namen an.

Gott wills ihm nimmer denken,

Ja all's freywillig schenken,

Auch geben den ewigen Lohn.

5.

Merkt wohl ihr Frommen alle,

Ihr Kinder Gottes g’mein,

Den Herren lobt mit Schalle,

Ihr seyd groß oder klein,

Die ihr sein'm Wort habt glaubet,

Liebt ihn als seine Kind,

So werd ihr nicht betäubet,

Auch nimmermehr beraubet,

Die reines Herzens sind.

6.

O Gott von Gnaden reiche,

Bewahr uns Kinder dein,

Daß wir von dir nicht weichen,

Die dir ergeben seyn,

Daß sie nicht kommen in Schande,

Führ sie gar fleißiglich

Mit deiner rechten Hande

In das verheissen Lande,

Das ewig Himmelreich.

7.

Ehr sey Gott in sein'm Throne,

Der uns begabet hat,

Durch Christum seinen Sohne

Uns mittheilt seine Gnad,

Dadurch wir ihn bekennen

Mit Herzen und mit Mund,

Auch deren uns nicht schämen,

Die unsern Vater nennen,

In uns'rer letzten Stund.


 

Das 34. Lied.

Dies Lied hat Georg Wagner gemacht, der zu München verbrennt worden. Anno 1527.

Im Bentzenhauer Ton.

Oder: „All die ihr jetzund leidet Verfolgung und ⁊c (7)

1.

Den Vater woll'n wir loben,

Der uns erlöset hat,

Im Himmel hoch dort oben,

Durch seines Sohnes Tod

Welchen er hat gegeben,

Zu versöhnen unser Sünd,

Daß wir im Glauben leben

Als sein gehorsam Kind.

2.

Im Sohn hat er uns g'lassen

Ein Vorbild, merket wie,

Daß wir auch solcher massen

Geduldig leiden hie

Ihm die Schmach helfen tragen,

Wie uns die Schrift beweißt

Zu'n Hebräern thut sagen

Durch den Heiligen Geist.

3.

Er redt mit sanften Worten,

Demüthig und gesund,

Daß wir an allen Orten

Ihn bekennen mit dem Mund.

So sind wir rechte Erben

Des Sohns vom Himmelreich,

So wir mit Christo sterben,

Und sein'm Tod werden gleich.

4.

Wer Gottes Wort recht fasset,

Und in dem Herzen glaubt

All Sünd und Boßheit hasset,

Der ist dem Raub erlaubt,

Die Wahrheit muß g'fangen liegen,

Dazu werden verjagt,

Esajas hats geschrieben,

Gott hat mirs selbst gesagt.

5.

So wir um Christi willen

Allhie gefangen seyn,

Den G’horsam thun erfüllen

Als seine Kinder fein.

Er spricht: Acht nicht geringe

Mein Kind, des Vaters Zucht,

Und bleib in dem Gedinge,

Als ich dich heim hab g’sucht.

6.

Ganz lieblich sind die Worte,

Die Christus reden thut,

Schaut daß ihr's wohl bewahrte

Sie stärken uns den Muth,

Ob uns so freundlich wachet,

Steht uns in Trübsal bey,

Drum sehet daß ihr wachet,

Und niemand schläffrig sey.

7.

Das Kleynod ist gestecket,

Seht wie ihr's bekommen mögt,

Lebet hie unbeflecket,

Und werdet nicht bewegt,

Sondern thut richtig lauffen,

Daß ihrs erlangen könnt,

Daß wir es nicht verschlaffen,

Seyd wacker, liebe Freund.

8.

Hilf uns, herzliebster Vater

Der du uns hast erwählt,

In aller Pein und Marter

Die Welt uns g'fangen hält,

Gieb daß wir mögen siegen,

Wohl durch des Lämmleins Blut,

Daß wir nicht unten liegen,

Halt du uns, Herr, in Hut.

9.

So wird er uns erheben

Zu der herrlichen Freud

Die er aufdecket eben

Wohl zu der letzten Zeit,

Wenn er ganz wundersame

Sein' Heil'gen sammlen wird,

Dann werden wir zum Lamme

In unsre Heimat g’führt.

10.

Von Herzen thu ich grüssen

All die in Gott bestehn,

Laßt jedermann geniessen,

Die Christum lieben thun.

Gott, der uns hat gegeben

Das Pfand den Heil'gen Geist

Nach seinem Will'n zu leben,

Der sey ewig gepreißt.

11.

Wer mit mir will zum Herren,

Der mag kommen hernach,

Es ist je mein Begehren

Darum trag ich die Schmach,

Wiewohl ichs drum nicht hoffe,

Ihr Herrlichkeit ists werth.

Christus ist vorgeloffen,

Der hats uns all's gelehrt.

Amen.


 

Das 35. Lied.

Ein schönes Lied von Georg Steinmetzer, zu Pfortzen enthauptet, Anno 1530.

Im Ton: „Entlaubet ist der Walde.

Oder: „All die ihr ⁊c."  (7)

1.

Wir danken Gott von Herzen

Der väterlichen Treu,

Sein Gnad soll niemand verscherzen,

Daß es ihn nicht gereu

An seinem letzten Ende,

Wenn er verschieden ist,

O Herr hilf uns behende,

Steh uns bey Jesu Christ.

2.

Gott hat ihr'r viel beruffen

Zu sein'm ewigen Licht

Die thut er auch heimsuchen,

Wie's alle Welt wohl sicht.

Allhie auf dieser Erden

Mag es nicht anders seyn,

Der Sünden loß zu werden

Dann durch Leiden und Pein.

3.

Wollen wir selig werden,

Wir seyen groß oder klein,

Durch viel Trübsal auf Erden

Müssen wir werden rein

Von allen Sünden schwären,

Wie ichs gelesen han.

Wer folgt Christo dem Herren,

Der geht auf rechter Bahn.

4.

Christus der spricht gar eben,

Weg und Thür will ich seyn,

Die Wahrheit und das Leben,

Durch mich so geht herein

Vor mir geht noch ein Hagen,

Das Creutz im Weg thut stahn,

Das muß ein jeder tragen,

Will er zum Vater gahn.

5.

Die Wahrheit muß ich jehen

Wohl jetzt zu dieser Frist

Das Creutz ist anzusehen

Viel schwerer dann es ist.

Darob thut manchem grausen,

Daß ers nicht tragen kann,

Spricht: Ich will länger hausen,

Ich weiß ein ander Bahn.

6.

Zu Gott können wir nicht kommen,

Wir tragen dann Christi Joch,

Das hab ich wohl vernommen.

Wer will ein ander Loch

In diesen Schafstall brechen,

Der muß ein Mörder seyn.

Gott wird sich an ihm rächen

Mit Straff ewiger Pein.

7.

Christus der Herr will haben

Ein'n Menschen also rein,

Der das Creutz hie thut tragen

Und ihm nachfolget fein,

In allen seinen Wegen,

Wie ich anzeigen will,

Des Jochs Christi thut pflegen,

Und tragen bis ansZiel.

8.

Der sein Creutz nicht will tragen,

Und wieder um sich sicht,

Läßt sich den Satan jagen,

Der merk wie Christus spricht:

Wer mich hie thut bekennen

Vor den Menschen auf Erd,

Den werd ich Bruder nennen

Bey meinem Vater werth.

9.

Wer mich wird übergeben

Vor den Menschen auf Erd,

Dem thu ichs wieder eben

Bey meinem Vater werth.

O Herr thu uns erhalten

Zu deinem Lob und Preiß,

Laß die Lieb nicht erkalten,

Mach uns stark, klug und weiß.

10.

Der uns thut leyten und tragen

In aller Wahrheit gut.

Auf daß wir nicht verzagen

Und haben ringen Muth,

Auf daß wir vor sich lauffen,

Wohl auf der engen Bahn,

Leib und Leben verkaufen

Und zu dem Vater gahn.

11.

Lob sey Gott dem gerechten

Der uns beruffen hat

Zu unwürdigen Knechten,

Den woll'n wir früh und spath

Allzeit loben und preisen,

Immer und ewiglich,

Daß wir die wat durchweisen

Im Blut des Lamms so reich.

Amen.


 

Das 36. Lied.

Ein ander Lied von Annelein von Freyburg, daselbst ertränkt und darnach verbrennt, Anno 1529.

Geht Im Ton: „In dich hab ich gehoffet, Herr.  (5)

1.

Ewiger Vater vom Himmelreich,

Ich ruff zu dir gar inniglich,

Laß mich von dir nicht wenden,

Erhalt mich in der Wahrheit dein,

Bis an mein letztes Ende.

2.

O Gott bewahr mein Herz und Mund,

Herr wach ob mir zu aller Stund,

Laß mich von dir nicht scheiden,

Es sey durch Trübsal, Angst und Noth,

Erhalt mich rein in Freuden.

3.

Ewiger Herr und Vater mein,

Ich arm unwürdigs Kindelein

Thu mich weisen und lehren,

Daß ich Acht hab deins Stegs und Wegs

Darnach steht mein Begehren.

4.

Zu wandeln durch dein Kraft in Tod,

Durch Trübsal, Marter, Angst und Noth,

Darin'n thu mich erhalten,

Daß ich von deiner Lieb, o Gott,

Nimmermehr werd gespalten.

5.

Es reisen viel auf dieser Bahn,

So steht der Kelch des Leidens dran,

Und auch viel falscher Lehre,

Ob man uns auch möcht wenden ab,

Von Christo unserm Herren.

6.

Zu dir erheb ich, Herr, mein Seel,

Auf dich hoff ich in Ungefäll,

Laß mich geschändt nicht werden,

Daß sich mein Feind nicht über mich

Erheb auf dieser Erden.

7.

Bey ihn'n lieg ich verschlossen ein,

Ich wart, o Gott, von Herzen dein,

Mit sehr großem Verlangen,

Wenn du einmal wolst wachen auf,

Und lösen dein Gefangnen.

8.

O Gott Vater zu deinem Reich

Mach uns den fünf Jungfrauen gleich,

Die fein vorsichtig waren

Auf den Bräutigam zu warten schon,

Mit seiner auserwählten Schaare.

9.

Ewiger König vom Himmelreich,

Speise und tränk uns ewiglich,

Mit deiner Wahrheits=Speise,

Die da nimmer verderben thut,

All's nach geistlicher Weise.

10.

Wo du dein Speiß entzeuchst von uns,

So ists verloren und umsonst,

Ohn dich wir nichts vorbringen,

Durch dein Gnad hoffen wir auf dich,

Es wird uns nicht mißlingen.

11.

An Gottes Macht zweifelt mir nicht,

Wahrhaftig sind seine Gericht,

Er wird der kein'n verlassen,

Das fest im Glauben beständigist,

Und bleibt auf rechter Strassen.

12.

Seyd getrost ihr Christen und erfreut,

Durch Jesum Christum allezeit,

Der geb uns Lieb und Glauben,

Gott tröst uns durch sein heilig's Wort,

Darauf sollen wir trauen.

13.

Ich befehl mich Gott und seiner G’mein,

Er woll heut mein Geleitsmann seyn,

Von wegen seines Namen.

Das wollst erstatten Vater mein,

Durch Jesum Christum, Amen.


 

Das 37. Lied.

Ein anderes Lied von Hans Langmantel, und seinem Knecht Weissenhorn, enthauptet, und die Magd ertränkt.

Im Ton, wie man die Tagweiß singt.  (4)

1.

Komm Gott Vater von Himmeln,

Mit der Kraft deines Geist's

Damit du uns're Sinnen,

Ja Herz und G’müth erfreust,

Gieb uns all dreyen Mannlichkeit

Ganz ritterlich zu streiten

In dieser bösen Zeit.

2.

Halt uns mit deiner Rechten,

Dann du bist unser Stärk,

Im Kampf vor uns thu fechten,

In der Noth auf uns merk

Auf daß wir in dem Streit bestehn,

Und nicht zurücke weichen,

Wenn der Erarnst wird angehn.

3.

Darum wollst ob uns wachen,

Auch unser nehmen wahr,

In diesen strengen Sachen,

Da sich die gottloß Schaar

Wider dein Wort auflehnen thut,

Will uns davon abtreiben,

Halt uns in deiner Hut.

4.

Auf daß wir nicht verfließen,

Und dein Wort fahren lan,

Laß uns der Treu geniessen,

Die du an uns hast g’than,

Und durch dein Sohn bewiesen hast,

Daß wir sie stäts betrachten,

Send uns dein's Geistes Glast.

5.

Das Feur von deiner Liebe,

So uns vorg’geben ist,

In dem wir uns sonst üben

Hond thun zu aller Frist,

In uns deine ergebne Kind,

Auf daß er in uns komme,

Vie wir beruffen sind.

6.

Zu führen unser Leben

In deiner Wahrheit schon,

Fried, Einigkeit darneben,

Einander lieben thun,

Daß mit Wahrheit der Herzen rein,

Laß uns dein Licht erscheinen,

In dem wir wandeln fein.

7.

Thu uns stäts drin'n erhalten,

Als deine liebe Kind,

Laß uns davon nicht spalten,

Die grausam Finster blind,

Die überhand genommen hat,

Mit aller Untreu große,

Darauf erfolgt der Tod.

8.

Du aber unser Vater

Liebest die Billigkeit,

In dir hört auf die Marter

Der schweren Dunkelheit

Damit die Welt verstricket ist,

Dann du bist Lichtes=Glanze,

Die Finsterniß durchdringend bist.

9.

Daß wir nicht mehr der Nachte,

Sondern Tags=Kinder seyn,

Durch deinen Geist aufwachen,

Laß uns ins Lichtes Schein,

Mit aufmerken nach deiner Art,

Fort schreiten mit Begierden,

In Freuden ungespart.

10.

Dein'n Geist darzu uns sende,

Uns mit sein'r Kraft ergreiff,

Verneu das Herz behende,

Und mach uns in dir steif,

Daß wir in dem Gehorsam dein,

Dich fleißig mögen hören,

Preisen den Namen dein.

11.

Wann sich die Welt auflehnet,

Widerstrebt deinem Wort

Unser Seel zu dir sehnet,

In aller Trübsals Noth,

Damit sie uns abschröcken will,

Gieb uns auf dich zu merken,

Und führ uns zu dem Ziel.

12.

Laß uns, Herr, nicht beflecken

Die Sünd noch einig Schuld,

Und nimm vom Fleisch den Schrecken,

Das uns abschrecken wollt,

Auch in dein'm Werk uns halten auf,

Daß wir, wann man uns fordern solt,

Nicht erliegen im Streit.

13.

Dir gegnen mit den Frommen

In recht zierlichem Kleid

Die auf die Hochzeit kommen,

Die dein'm Sohn ist bereit,

Wenn er sein Braut wird nehmen an,

Mit ewiger Wonn und Freuden,

Herr du wollst uns beystahn.

14.

In aller Angst und Nothe,

Darzu in Todes Pein,

Gieb uns das Himmelbrode,

Send uns den Tröster dein,

So der Elenden Vater ist,

Und die Armen reich machet,

Stärket den, der schwach ist.

15.

Kann die Müden erquicken,

Den Schwachen geben Kraft,

Daß sie sich zu dir schicken,

Durch dich werden sieghaft,

Die sich in Kampf begeben thun,

Vor die Wahrheit zu streiten,

In Christo deinem Sohn.

16.

Hilf uns das Feld erhalten

Mit ihm allein auf Erd,

Laß dein Hilf ob uns walten,

Schirm uns mit deinem Schwerdt,

Auf daß wir als die Helden dein,

Mögen die Kron erlangen,

Und ewig bey dir seyn.

Amen.

Laus Deo.


 

Das 38. Lied.

Ein ander Lied hat Johannes Huß gemacht, welcher zu Constenz verbrennt ist worden, Anno 1415.

Geht Im Ton: Wohl dem, der in Gottes=Furchten.

Oder, Christe der du bist Tag.  (1)

1.

Jesus Christus, Gottes Sohn,

Mit seiner leiblichen Person

Von dieser Welt abscheiden wollt,

Und sprach zu seinen Jüngern hold:

2.

Ich geh zu Gottes Majestät

Ihr aber hie solt warten stät,

Bis euch zuvor himmlische Kraft

Bestätige zur Ritterschaft.

3.

Die Jünger glaubten diesem Wort,

Blieben zusammen an ein'm Ort

Einträchtig nach Christlicher Weiß,

Beten zu Gott mit allem Fleiß.

4.

Nach Ostern am fünfzigsten Tag,

Den man den Pfingsttag nennen mag,

Neun Tag nach Christi Himmelfahrt,

Groß Ding ihn'n wurden offenbahrt.

5.

Des Morgens um die dritte Stund,

Als sie baten aus Herzens Grund,

Da kam der Heilig Geist ins Haus,

Wie ein Sturmwind mit großem Strauß.

6.

Saß auf ein jeden unter ihn'n,

Gab allen ein rechtschaffnen Sinn,

Aus zu reden den Grund der Schrift,

Mit neuen Zungen unvergift.

7.

Auf diesen Sturm lief viel Volks zu,

Sie die Jünger erregten fruh,

Mit neuen Zungen große Ding,

Ihr' Red vielen zu Herzen gieng.

8.

Derhalben etlich sprachen da,

Die Männer sind von Galilea,

Wie reden sie mit unser Sprach?

Und also große Ding anbracht.

9.

Etliche sprachen: Sie sind voll,

Und reden wie die Trunk'nen toll;

Petrus aber voll Geistes Kraft

Gab ihn’n gar freudig Rechenschaft.

10.

Nahm Wort vor sich aus Joels Buch,

Auch aus dem Psalter manchen Spruch

Redet daß's durch die Herzen drang,

Und sie also zu reden zwang:

11.

O ihr Brüder nun rathet zu,

Wie wir kommen zu rechter Ruh

Wir finden bey uns nichts dann Sünd,

Saget wer uns davon entbind.

12.

Petrus sprach: Bessert euer Thun,

Und glaubt in Christum, Gottes Sohn,

Bekennt ihn auch mit eurem Mund,

Laßt euch taufen auf seinen Bund.

13.

Sie thäten wie ihn's Petrus rieth,

Wandten vom Bösen ihren Tritt,

Glaubten und empfingen den Tauf,

Lieffen ein'n gottseligen Lauff.

14.

Ey nun verleih uns, Heilger Geist,

Daß wir uns halten allermeist

Nach dieser ersten Kirchen=Weiß,

Dir Herre Gott zu Lob und Preiß.


 

Das 39. Lied.

Ein ander Lied hat Leopold Schneider gemacht, welcher Anno 1528 zu Augspurg enthauptet worden.

Im Ton: Es wohnet Lieb bey Liebe.

Oder, wie man die Tagweiß singt.  (4)

1.

Mein Gott dich will ich loben,

In meiner letzten Stund,

Im Himmel hoch dort oben,

Mit Herzen und mit Mund.

O Herr du bist der rechte zart

Stärk du mir meinen Glauben,

Jetzt muß ich auf die Fahrt.

2.

In Gnad thu mein gedenken,

In diesem letzten Streit.

Mein'n Geist thu ich dir schenken,

Zu dir hab ich ein Freud.

Christe hilff mir das Creutz bestohn.

Vergib ihn'n Vater im Himmel,

Sie wissen nicht was sie thun.

3.

Dein Wort kann ich nicht lassen,

Weil ich leb in der Zeit,

Darum thut man mich hassen,

Nimmt mir die Seel vom Leib,

So schrey ich Herr zu dir um Gnad,

In dich thu ich vertrauen,

Kein’n andern Tröster hab.

4.

Gar klärlich fein geschrieben

Marci am letzten staht,

Darwider nichts kann treiben,

Es ist sein Wunderthat,

Daß wer da glaubt und wird getauft,

Derselb soll selig werden,

Wer es ließt, der merk drauf.

5.

Was laßt ihr euch betrüben,

Daß man hält Christi Brauch,

In Gottes Wort euch üben,

So werdt ihr sehen auch,

Was Jesus Christus Gottes Sohn

Uns allen hat befohlen,

Was wir dann sollen thun.

6.

Ich bitt euch all, ihr Lieben,

Vertrauet all in Gott,

Laßt euch auch nicht betrüben

Allhie mein bittern Tod.

Dann Gott wirds uns bezahlen wohl,

Wir müssen je von hinnen,

Aus diesem Jammerthal.

7.

Der hie will leb'n in Freude,

Thut uns die Schrift fein kund,

Der wird dort haben Leide,

Red Gott aus seinem Mund,

Wir müssen leiden mit Gedult,

Der Herr mehr uns den Glauben,

Das g'scheh ohn alle Schuld.

8.

Wer hie sein Gab will legen

Auf Christi Altar schon,

Mit seinem Nächsten eben

Sich soll versöhnen thun.

Derwegen bitt ich dich o Gott,

Wollst gnädiglich verzeihen,

Die mich geben in Tod.

9.

Mein Geist und auch mein Seele

Befehl ich in dein Händ.

Hilf mir aus aller Quale,

Ach Gott von mir nicht wend,

Nimm meinem Fleisch sein grosse Kraft,

Daß ich mög überwinden,

In dir werden sieghaft.


 

Das 40. Lied.

Ein ander Lied von Hans Koch und Leonhard Meister gemacht, beyde zu Augspurg bezeugt, Anno 1524.

Im Ton: „Mag ich Unglück nicht.“  (14)

1.

Ach Gott Vater im höchsten Thron,

Schau jetzund an

Das Elend deiner Knechte,

Wie sie der Feind verfolgt so hart,

Auf dieser Fahrt,

Und grausamlich durchächtet.

Wer dich erkennt, und sich nicht wendt

Von deinem Wort, wird an dem Ort

Verachtet und verschmähet.

2.

Ach Gott Vater im Himmelreich,

Wir hond zugleich

Gesündiget vor dire.

Darum straff uns genädiglich,

Wir bitten dich

Laß uns dein Gnade spüren.

Durch uns dein' Ehr

Nicht gelästert werd

Vor dieser Welt, welche sich stellt,

Dein Wort zu dämpfen schiere.

3.

Wir könnten haben guten Fried.

Wenn wir nur nicht

Bekennten deinen Namen,

Und glaubten nicht an deinen Sohn,

Daß er hab thon

G’nug an des Creutzes Stammen,

Vor unser Sünd und groß Elend

Für uns erduldt, der Sünden Schuld,

Bezahlt vor uns allsammen.

4.

Der Feind hat sonst gar kein Ursach,

Daß er solch Rach

Täglich an uns thut üben,

Daß wir nicht halten sein Gebot,

Sondern dich Gott

Vater von Herzen lieben.

Welch's der Satan nicht leiden kann,

Mit sein'm Anhang, groß Noth und Zwang

Anricht, uns zu betrüben.

5.

Das ist nun unser Missethat,

Darum uns hat

Der Feind so hart umgeben,

Daß wir unser Hoffnung zumahl,

In gleichem Fall,

In dich setzen, darneben

In Jesum Christ, welcher da ist

Dein lieber Sohn, auch glauben schon

In den heiligen Geist eben.

6.

Darum müssen wir leiden Schmach,

Daß wir nicht auch

Uns wider dich thun setzen.

Trieben wir Bosheit mancherley,

Abgötterey

Würden sie uns nicht letzen;

Darum, o Herr, greiff zu der Wehr,

Richt alle die, welche allhie

Dein G’walt vor gar leicht schätzen.

7.

Wann wir verläugneten dein Wort,

So würd uns fort

Der Antichrist nicht hassen,

Und gläubten seiner Lügenlehr,

Und Irrthum schwer,

Giengen die weite Strassen,

Mit samt der Welt, wie Christus meldt,

So hätten wir Gunst, dieweil wir sonst

Von der Welt sind verlassen.

8.

Wiewohl der Feind uns nicht allein

Bringet in Pein,

Sondern es ist geschehen

Jesu Christo unserm Heyland,

Viel Schmach und Schand,

Die Welt auf ihn thät jehen,

Darnach fortan, wer ihm hing an,

Bekennt sein Wort, an allem Ort,

Thät man schänden und schmähen.

9.

Darum auch Christus selber spricht,

Wundert euch nicht,

Wenn euch die Welt wird hassen,

Weil sie mein Wort nicht nehmen an,

Ihm widerstahn,

Mich selbst verfolgt dermassen,

Billig ihr auch, mußt leiden Schmach,

Werden verklagt, verspott, verjagt,

Seyd fröhlich auf der Strassen.

10.

Weiter tröst uns Christus der Herr,

Spricht also: Wer

Um meinet willen wird leiden

Von dieser Welt Schand, Spott und Schmach,

Der wird hernach

Haben die ewige Freuden.

Was liegt dann dran, so wir hie schon,

Werden verspott, dieweil uns Gott

Zusagt die Seligkeiten?

11.

So schaue an, o Herr und Gott,

Den großen Spott,

Wie sie lästern dein Worte,

Und halten es vor Ketzerey,

Und Fantasey,

Wer das bekennet forte,

Und glaubt nicht mehr, ihr Menschen=Lehr,

Wird ausgerott, veracht, verspott,

An manchem End und Orte

12.

Nun bitten wir dich Gott und Herr

Rett selbst dein Ehr

Und heilig deinen Namen,

Der jetzt so gar verlästert wird,

Als man wohl spührt

Bey hoch und niedern Stammen,

Erzeig dein G’walt solcher Gestalt,

Daß der Feind merk, dein göttlich Stärk,

Und sich vor dir muß schämen.

13.

O Gott nun laß erbarmen dich,

Wie elendtlich

Dein Schäflein sind zertrennte,

Hond keinen rechten Hirten mehr,

Der sie recht lehr,

Dein heil'gen Geist ihn'n sende.

Der ihnen weiß, der Gnaden Speiß,

Die ihn'n geziem, keins Fremden Stimm

Gehorchen bis ans Ende.

14.

Ach Gott in deiner Majestät!

Wollst unser G’bet

Genädiglich erhören,

Weil wir sind in Anfechtung, Streit,

Verlaß uns nicht,

Gedult wollest uns mehren,

Durch deinen Sohn, unsern Hauptmann,

Dem sey Ehr, Lob, welcher liegt ob,

Dem Satan sammt sein'm Heere.

Amen.


 

Das 41. Lied.

Ein ander Lied hat Mattheiß Cerfaß im Gefängniß gemacht, welcher zu Cölln mit dem Schwerdt gericht, Anno 1566.

Und geht Im Ton: „Eine feste Burg ist unser Gott, ⁊c (11)

1.

Mit Angst und Noth ruff ich dich an,

O Gott thu mich gewären,

Wollest doch nun fest bei mir stohn,

Durch Christum unsern Herren,

Weil ich werd in die Prob gestellt,

Das Reich leidt G’walt,

Der Weg, o Herr, ist schmal,

Wer es einnehmen soll,

Mag wohl bäten und fasten.

2.

Ach Gott nun züchtig mich zurecht

Mit väterlichen Schlägen,

Ich hab wie ein unnützer Knecht

Verlassen deine Wegen,

Und bin also ohn dich gewest,

Wie man das liest,

Wer darab thut, o Herr

Bleibt nicht in deiner Lehr

Kein'n Gott wird er nicht haben.

3.

Treu wirst du aber, Herr, den'n seyn,

Die sich von Herzen bekehren,

Ergeben sich wie Kinder dein,

Und folgen deiner Lehre.

All Creatur wird werden loß,

Steht vor dir blos,

Hie bin ich Herr, was ist dein B'gehr,

Die wirst du zu dir nehmen.

4.

Hast du mir nicht dein Hand gerecht,

Gereicht und thun erlösen,

Da ich noch war der Sünden Knecht,

Und lebt in allem Bösen,

Das war mir so ein schwere Last,

Ich hatt kein Rast,

Tag und Nacht, hat mir viel Trauren bracht

Bis du mir Herr thätst helfen.

5.

Ein große Freud ich da empfing,

Darum ich dir noch danke.

Ich bitt dich, nun richt meine Gäng,

Daß ich von dir nicht wanke,

Daß ich, o Herr, zum Schlachtschaaf dein

Mög würdig seyn,

Ein Opfer rein, ein Zeug der Leiden dein

Und verharren bis ans Ende.

6.

Steh du, o Gott, nicht fern von mir

Ein groß Streit ist vorhanden,

Mach mich würdig zu stehn bei dir

Daß ich nicht komm zu Schanden

Dann du mein Gott, mein Fels und Schloß,

Mein Zuverloß,

Es kost nun hell, Leib oder Seel,

Ach hilf mein Feind abschlagen.

7.

Creutz und Leiden ist mir bereit,

Mach michs würdig zu tragen.

Daß ich darum von dir nicht scheid,

Sie thun hart auf mich schlagen,

Es wird geschossen manch tausend Pfeil

Nach meiner Seel,

Manch Netz gestellt, so weit hinaus ins Feld

Mit Listen mich zu fangen.

8.

Du aber bist ein starker Gott,

Das hab ich wohl vernommen,

Ein Schirm und Trost in aller Noth,

Ein Schatten aller Frommen.

Du machst mich also stark im Streit,

Daß ich auch nit,

Gehr abzustohn, sondern hindurch zu gohn,

Bis ich die Stadt einnehme.

9.

Ruff ich zu dir, so giebst du mir

Weißheit, und Mund zu sprechen,

Des Glaubens Kraft dabei ich spür,

Mit's Geistes Schwerdt zu fechten.

Den Schild des Glaubens muß man han,

Soll man bestohn,

An Füssen fein geschuhet sein,

Mit dem Evangelio des Friedens.

10.

Unser Waffen mögen nicht fleischlich sein,

Sondern kräftig von Geiste,

Mit G’dult von Gott bekleidet fein,

Zu streiten allermeiste

Gegen den Fürsten dieser Welt,

Der sich sauer stellt,

Mit falschem Schein, in den Kindern sein,

Und meynt mich zu erschleichen.

11.

Wie muß ich dir, o Vater mein

So rein geläutert werden,

Ich muß nur seyn ein Würmlein klein,

Ein Narr auf dieser Erden,

Der Versucher tritt um mich her

Mit starker Wehr,

Die Füchslein klein, graben so tief hinein,

Den Weinberg zu verderben.

12.

Wenn ihr Anschlag nicht will fortgohn,

Mit Bitten noch mit Dräuen,

Und wir ihr G’lehrten weisen von,

Daß sie sich nicht erfreuen:

Dann kommen sie mit's Kaisers Gebot,

Weisen zum Tod.

So wir daran kein Schröcken han,

Hond sie uns peinigt sehre.

13.

Und Gott hat unsern Mund bewahrt,

Dafür wir ihm noch danken,

Wie wohl die Pein war also hart,

Ließ er uns doch nicht wanken,

Er hatt uns mit Gedult bekleidt,

Wir waren bereit

In Tod zu gehn, vor unser Brüder zu stohn,

Wolten sie nicht besagen.

14.

O Gott! wir stehn in Angst und Pein

Wie ein befruchte Frauen,

Mit Schmerzen muß geboren seyn,

Das wird uns nicht gerauen,

So wir der Arbeit mächtig seyn,

Durch die Kraft dein

Gebären fein, so soll bald seyn

All Schmerz in Freud verkehret.

15.

Nachdem, o Gott Vater und Herr

Du uns selbst hast verheissen,

Daß du die Deinen nimmermehr

Verlassen wollst als Waysen,

Die hier sogar verlassen seynd,

Wie es jetzt scheint

Vor den Menschen Kind

Daß wir sogar verlassen sind,

Vom Weg der Wahrheit ferre.

16.

O Gott wir danken aber dir

Aus großer Treu allg'meine,

Wir haben keinen Irrthum für,

Es ist die Wahrheit reine,

Es ist das recht wahr' Fundament

Das Petrus bekennt,

Der wahr Eckstein, wissen auch anders kein,

Dadurch wir selig werden.

17.

Treu bist du Herr, also muß dir

Ein jeder treulich dienen,

Wer das nicht thut aus Herzen gut,

Mag wohl klagen und weinen,

Viel nehmens Wort mit Freuden an,

Die nicht bestahn,

Wie man wohl sollt,

Wenn der Glaub klar gleichwie das Gold

Soll rein geläutert werden.

18.

Treu' Knecht, o Herr, ist mein Begehr

Wollst deinen Kindern geben,

Die ein rein Herz bereiten dir,

In Lehr und auch im Leben,

Und nimm alle Gutdünken hin,

Aus ihrem Sinn,

Auf daß, o Herr, dir werd die Ehr,

Niemand ihm selbst gefalle.

19.

Ein recht Verstand mit Liebe fein,

Bitt' ich von dir ob allen,

Schreib in das Herz der Kinder dein,

Laß dir mein Bitt' gefallen,

Mit Glaubens=Früchten allermeist,

Durch deinen Geist,

Ins Friedens Band, führ sie zuhand,

All die dir Herr gefallen.

20.

Noch eins, o Herr, ist mein Begehr

Das muß ich dir noch klagen,

Ich steh vor dir unwürdig sehr,

Weiß doch nichts anders zu sagen,

Dann, o lieber Herr und Vater mein,

Der Wille dein

Woll in mir rein

Geschehen fein,

Ganz bin ich dir ergeben.

21.

Nicht anders find ich nun bey mir

Deß dank ich dir von Herzen,

Dann was du wilt, das g'scheh an mir,

Es sey Freud oder Schmerzen,

Und wie viel ich hab vollbracht,

Wie ich dann acht,

Viel fehlet mir, ich steh vor dir

Genugsam Straff zu nehmen.

22.

Es will nun an ein Scheiden gohn,

Ich b'fehl euch all dem Herren,

Alles begehr ich zu verlohn,

Zu meinem Gott mich kehren,

Mein Brüder, Mutter, Weib und Kind,

Die mir lieb sind,

Im Herzen mein,

Willig muß es verlassen seyn,

Zuletzt mein eigen Leben.

23.

Muß es dann hie gescheiden seyn,

So wolt doch unser g'denken,

Wir trinken hie den sauren Wein,

Der unsern Leib thut kränken,

Aber der Herr macht es ganz leicht.

Diß ist gedicht

Im Gefängniß mein,

Lobt Gott, er wird noch fein

Uns helfen bis ans Ende.

Amen.


 

Das 42. Lied.

Diß nachgeschriebene Lied hat Hänslein von Stotzingen gesungen, indem er zu seiner Marter geführt ward zu Elsaß=Zabern, da er mit dem Schwerdt gericht.

Im Ton: „Herr Christ, der einig Gottes ⁊c (21)

1.

Nun heben wir an in Nöthen,

Zu schreyen zu unserm Gott,

Daß er uns woll erretten

Aus aller Angst und Noth,

Daß uns, Herr, mög gelingen,

Dir ein rein Opfer zu bringen

Das dir gefallen thut.

2.

Das Opfer das ich meine,

Das ist gar unser Leib

Das Leben, Haut und Beine

Darzu auch Kind und Weib,

Auch alle unsre Glieder

Wollen wir opfern wieder

Darzu uns Liebe treibt.

3.

Der Pharaoh wollts gern wehren,

Und uns verhindern thun,

Wir woll'n uns nicht dran kehren,

Mit nicht darvon abstohn,

Dem HErrn das Opfer bringen,

Mit seiner Hülff durchdringen,

Gott wird uns Beystand thun.

4.

Her her ihr lieben Brüder

Und greifets tapfer an,

Wir seynd jetzt Christi Glieder

Er ist unser Hauptmann,

Er hat bereit't ein Krone,

Die er den'n aufsetzt schone,

Die bis ans End bestehn.

5.

Seyd keck und unverzaget,

Ihr Leut und Würmlein klein,

Ob uns schon Pharaoh jaget,

So ist eine kleine Pein.

Das roth Meer wird stehn offen

Wird euch Pharaoh nachlauffen,

Das wird sein Ende seyn.

6.

Erschrecke nicht, o kleine Heerd,

Es ist hie kleine Zeit,

So ist auch unser Fleisch nicht werth

Der Stadt, die Gott hat b'reit

In dem ewigen Reiche,

Sein'n Engeln werden gleiche,

Gott hats uns zugeseit.

7.

Gott sagt uns durch sein liebes Kind

Viel Fried und Freude zu,

So wir in ihm verharrend sind,

Will er uns geben Ruh.

Aber wir müssen vor trinken.

Den Kelch, den er thut schenken,

Und leiden mit sein'm Sohn.

8.

Doch wird er uns erretten,

Und guten Beystand thun,

Ob uns die Heyden tödten,

Will er uns nicht verlohn.

Er wird ihr'n G’walt zerschmeissen,

Aus ihren Händen reissen,

Uns aufsetzen die Kron.

9.

Gott ist der Herr, der schützen kann,

Der ist auch unser Schild,

Dieweil wir ihn zum Vater hon,

Dann er ist gut und mild

Ob uns die Leut vertreiben,

Woll'n wir doch bey ihm bleiben,

Sein Macht stäts ob uns hält.

10.

Er läßt die nicht verzagen

Die halten seinen Bund,

Ob man uns thut verklagen,

Freut euch von Herzens Grund,

Thut Gott allein vertrauen,

Sein Hilff werd ihr anschauen,

Fürcht weder Tod noch Pein.

11.

Gott sag ich Preiß und Dancke

Daß ich ein Opfer bin,

Darnach trug ich Verlangen,

Dann sterben ist mein G’winn.

Hiemit will ichs beschliessen,

O Gott laß mich geniessen

Des Opfers Jesu Christ.

Amen.

  Laus Deo.


 

Das 43. Lied.

Ein ander Lied von Adrian und Cornelius zu Leyden im Niederlande gericht, Anno 1552.

Zu singen in seiner eigenen Melodie.  (8)

1.

Dankt Gott in seinem höchsten Thron,

Durch Christum seinen lieben Sohn,

Im heiligen Geist mit Namen,

Sein Werk unter der Menschen Schaar,

Ist gänzlich worden offenbar.

Zween theure Männer kamen

In eine Stadt im Niederland

Giengen zu guten Freunden,

Bey den’n man sie hat angerannt,

Ein Mann thät da verkünden,

Johann von Delfft ward er genannt,

Der noch ein Bürger zu sich nahm,

Dem Schultheiß macht bekannt,

2.

Wie daß jetzt wären kommen her

In dieser Stund Wiedertäufer

Sie hättens selbst gesehen.

Der Unter=Schultheiß schickt nach ihn'n,

Er wollt erfahren ihren Sinn,

Wie darnach ist geschehen.

Tapfer geherzt war Adrian,

Ein Lied hat er gesungen,

Und vor ihn All'n gefangen an,

Mit heller Stimm und Zungen:

O Wahrheit wie bist du veracht,

Und so gewaltig unterdruckt,

Durch den weltlichen Pracht.

3.

Die Stadtpforten wurden versperrt.

Adrian ward da bald verhört,

Ein Rott dar kam zusammen,

Viel Volks kam da gelauffen dar

Von allem Ort ein große Schaar

Das G'schrey ist bald auskommen,

Wie man etlich gefangen hätt,

Die Wiedertäufer wären,

Sie wolltens sehen an der Stätt,

Vorm Rath thät mans verhören.

Begehrten er solt zeigen an,

Sein Volk ihnen machen bekannt,

Er wollt sich gar nicht schrecken lahn.

4.

Ob er schon peinlich ward gefragt,

Blieb er beständig unverzagt,

Hat ihn kein'n Antwort geben,

Der Adrian insonderheit

Mit großer Unbarmherzigkeit

Gemartert ward gar eben,

Allein daß er nicht reden wollt

Nach ihrem falschen Willen.

Die Seinen er verrathen solt,

Daß sie möchten erfüllen

An ihnen auch ihr Tyranney,

Vollbringen ihre Lust und Boßheit,

Als ob kein Gott im Himmel sey.

5.

Als nun die Stund herkommen war,

Daß er solt zu der frommen Schaar

Durchs Leiden g'nommen werden,

Da rief er gar ernstlich zu Gott,

Daß er ihm hilff aus aller Noth,

Und hinnehm von der Erden.

Adrian fiel auf seine Knie,

Gieng darnach in sein Leiden.

Man fand ihn ungedultig nie,

Das Unrecht thät er meiden,

Bis er sein'n Geist zu Gott aufgab,

Thät er ihn loben allezeit,

Der Welt ist er gewest schabab.

6.

Im tausend und fünf hundert Jahr

Und zwey und fünfzigsten fürwahr

Hat Adrian beschlossen

In dieser Welt das Leben sein,

D’Wahrheit bekennt in großer Pein,

Deß hat er wohl genossen.

Er hats bekennt vor Jung und Alt,

Mit beständigem G’müthe.

O Herr uns auch in Noth erhalt,

Das bitt ich durch dein Güte,

Daß wir auch kommen in dein Reich,

Zu deiner auserwählten Schaar,

Deß bitt ich dich ganz inniglich.

Amen.


 

Das 44. Lied.

Ein anderes Lied von Georg Simons, im Niederland gerichtet, Anno 1557.

Im Ton: „Von deinetwegen bin ich ⁊c.“  (7)

1.

Merkt auf, ihr Völker alle,

Was ich euch sagen will,

Gott geb daß euch gefalle

Vor alle Saitenspiel.

Wollt ihr hinter euch lassen

Ein Schatz der Gott gefallt,

Euren Kindern dermassen,

Geschicht es solcher Gestalt.

2.

Wollt ihnen scharf vorhalten

Gott's Wort und sein Gesetz,

Darnach Gott lassen walten,

Das ist ein guter Schatz,

So ihr selbst darnach lebet,

Wie euch's Wort unterweißt,

Ein gut Exempel gebet,

Darin'n wird Gott gepreißt.

3.

Georg Simons stehnd in Nöthen

Sein'm Sohn geschrieben hat,

Da man ihn wollte tödten,

Zu Harlem in der Stadt,

Da er dann lag gefangen

Von wegen der Wahrheit,

Hat er euch mit Verlangen

Dieß Testament bereit.

4.

Vor seinem End gestellet,

An seinen Sohn mit Fleiß,

Das Gut ihm auserwählet,

Lebt und starb Gott zum Preiß.

Er sprach: Mein Sohn thu neigen

Dein Ohr zu meiner Lehr,

Gehorsam dich erzeige,

Vom Bösen dich abkehr.

5.

Hab Gott allzeit vor Augen

Im ganzen Leben dein,

Thu nach der Welt nicht fragen,

Wo du recht weiß wilt seyn.

Thut dir Gott offenbaren

Sein Wort und Willen schon,

Wollst es nicht länger sparen,

Und dem in Eil nachgohn.

6.

Der Tod hat in den Alten

Und Jungen kein Unterscheid,

Wirst du dich nicht recht halten,

Es wird dir werden leyd,

Die vorgenannte Zeiten

Wollst du wohl legen an,

Und nicht ins Alter beyten,

Wirst nicht allweg Zeit han.

7.

Dein Wohnung solt du haben

Bey den Frommen allein,

Und mit den stolzen Knaben

Gar nichts haben gemein.

Ob dir die Bösen rieffen,

Daß du solt mit ihn'n gahn,

Thu dich mit nicht vertieffen,

Gang nicht auf dieser Bahn.

8.

Gedenk mein lieber Sohne,

Wie uns Paulus vermeldt,

Daß wir mit unserm Thune

Vors Gericht werden gestellt,

Daß wir an unsern Leiden

Em pfangen allzugleich

Was wir auf Erd thun treiben,

Straff geht an ihn geleich.

9.

Thu nicht nach Fleisches Muthe,

Noch nach dem Willen dein,

Gott's Will ist allein gute,

Dem solt nicht wider seyn.

Die nach dem Fleisch thun leben,

Die sind lebendig todt,

Thun Gott sein Ehr nicht geben,

Das bringt sie in den Tod

10.

Die nach geistlichen Sinnen

Des Leibs Werk tödten fein,

Diese bald werden innen,

Daß Gott wird mit ihn'n seyn,

Dann fleischlich seyn gesinnet,

Ist Feindschaft wider Gott,

Darum der reich Mann brennet,

In großer Feuers=Noth.

11.

Hast du übrige Weile,

Zu lernen dich bereit

Das Lesen recht mit Eile,

Daß du einen Unterscheid

Findest in Heilger G’schrifte,

Was Menschen=Lehr nur sey,

Und Gott selbst hab gestifte,

Auch was sein Befehl sey.

12.

Und sein göttlicher Wille

An uns zu aller Zeit,

Den lerne in der Stille

Mit rechter Emsigkeit.

Das ist der Wunsch mein's Herzen,

Und auch mein fleißig Bitt,

Daß du in diesen Schmerzen,

Und Jammer kommest nicht,

13.

Der noch künftig soll kommen

Auf die Gottlosen all,

Die jetzt hassen die Frommen,

In diesem Jammerthal.

Jörg gab seim Sohn viel mehre

Vor seinem End Bericht,

Viel gute Weiß und Lehre,

Daß er soll weichen nicht

14.

In keinen Weg vom rechten,

Es kost Gut oder Blut,

Vor die Wahrheit thät er fechten,

Hatt eines Löwen Muth.

Man hat fünfzehen hundert

Sieben und fünfzig zählt,

Als man Jörgen absondert.

Und an den Pfahl ihn stellt.

15.

Daran hat er vollendet

Das fromme Leben sein,

Sein Trübsal ward verändert

In ewig Freud gar fein.

Ihr Eltern nehmts zu Herzen,

Gebt ein feines Vorbild

Euren Kindern ohn Scherzen,

In Tugend sanft und mild.

16.

Daß sie nichts von euch sehen,

Dann gute Frücht allzeit,

Nichts nützer mag ihn'n g'schehen

Zu ihrer Seligkeit.

Das helf uns Gott allsammen

Zu überwinden frey.

Nun sprechet fröhlich Amen,

Der Preiß des Herren sey.


 

Das 45. Lied.

Ein neu geistlich Lied, darin sich ein Nachfolger Christi klagt, so ihn die Trübsal um des Worts willen troffen hat: Der Herr antwortet ihm fanftmüthig, mit Erzählung, wie es ihm in dieser Welt auch ergangen sey.

Im Ton: Eins Morgens früh vor Tag, als ich erwacht.  (15)

1.

Es b'gab sich auf ein Zeite,

Als ich vertrieben war

Sank ich in Traurigkeite,

Als ich ausging von Weib und Kind,

Es regnet sehr und weht der Wind.

2.

Ich gieng fürbaß mein Strassen,

Zeigt Gott mein Kummer an,

Er sollt mich nicht verlassen,

Mein Herz ließ viel der Seufzer groß,

Viel manche Thränen ich vergoß.

3.

O Höchster Schöpfer meine,

Du gabst mir Leib und Seel,

Ein Weib und Kinder kleine,

Die ich solt ziehn und lehren,

Mit meiner Hand ernähren.

4.

Dabey will mich nicht lassen

Die weltlich Obrigkeit,

Kränkt mich über die Massen,

Mein Kind die so zerstreuet gohn,

Und ander Leut beschweren nun.

5.

Kein Frevel ich begienge,

Darum mir das geschicht.

Ein Antwort ich empfinge,

Wer einen Bau will heben an,

Soll ihn vor übersummen thun.

6.

Ich hab mich dir ergeben,

Mit allem das ich hab,

Im Willen dein zu leben.

Darum hat mich die Welt verjagt,

Mich wundert sehr; Gott weiter klagt:

7.

Herr! wer thut deinen Willen,

Und steht von Sünden ab,

Dem du es hilfst erfüllen,

Das dünkt mich doch so gar unrecht,

Daß die Welt solchen Menschen schmächt.

8.

Wiewohl mir viel gebrichte,

Und hab es wohl verschuldt,

Was mir von ihm geschichte.

Dann ich gar ungezogen bin,

Rath mir, o Gott! wo soll ich hin.

9.

Die Lotter und die Buben,

Und Vögel hond ihr Nest,

Die Füchs hond ihre Gruben,

Des Menschen Sohn war deß beraubt,

Hatt' nicht, darauf er legt sein Haupt.

10.

O Gott, ob allen Dingen

Wär das meins Herzens Wonn,

Dein'n Willen zu vollbringen,

So ich darum verwirket hon,

Mein Haab und Gut verbotten lon.

11.

Gewalt den mußt ich leiden,

Spricht Christus unser Herr,

Unter Jüden und Heiden,

Um meinen Rock warf man das Looß,

Sie machten mich nacket und bloß.

12.

Sehr thut mein Herz betrüben,

Wo ich zum Land aus gang,

So kommen Brief geschrieben,

Man soll mich g'fänglich nehmen an,

Als hätt' ich einen Mord gethan.

13.

Sie haben mich gefangen,

Als einen bösen Mann,

Mit Spiessen und mit Stangen.

Von Dorn ein Kron ward mir bereit,

Ins Angesicht ward ich gespeyt.

14.

Mir sind die Predicanten,

O Herr, so grimm und gramm,

Komm ich zu mein'n Verwandten,

So richt ich bald ein Trauren an,

Bey mir sich fürchtet jedermann,

15.

In meinem Eigenthume

Ward ich nicht g'nommen an,

Die Schriftg'lehrten unschame,

Ließen mich creutzigen in Schmach,

Viel Wunder groß durch mich geschach.

16.

O Herr, wenn ich thu klagen

Mein Kummer und Trübsal,

Thut man herwieder sagen,

Es sey um mich ein böser Streit,

Dunkt mich besser dann ander Leut.

17.

Am Creutz klagt ich ihn'n allen,

Ein Trunk von ihn’n begehrt

Man both mir Eßig Gallen,

Spöttlicher Weiß schrie jedermann,

Bist du nun Gott, so steig darvon.

18.

Ein Schwärmer man mich nennte,

Darzu ein Schwindelgeist,

Von aller Welt geschändte.

Sprechen, wenn ich die Wahrheit redt,

Warum ich nicht auf d' Canzel trät?

19.

Ein Teufel mußt ich seyne

Doch sagt ich euch zu Stund,

Ihr solt das Heil'gthum meine  Matth. 10, 7.

Nicht werfen zu den Hunden hin

Noch eure Perlen vor die Schwein.

20.

Geh ich in stillem Wesen,  Galat. 1.

Oder zu deiner G’mein, Matth. 5, 10. 24.

Absonder mich vom Bösen,

So werd ich alsbald ausgerüfft

Als der ich in die Winkel schlüpff.

21.

Wilt du der Welt gefallen,

Magst nicht mein Diener seyn. Marc. 8.

Warlich, ich sag euch allen, Luc. 6. Joh. 15. 16.

Die mir recht wollen folgen nach,

Den'n wird es gehn, wie mir geschach.

22.

Das glaub ich dir, o Herre.

Weil ich ein Spieler war,

Trieb viel der Laster schwere,

Konnt ich in aller Welt bestahn,

Jetzt bin ich ein so böser Mann.

23.

Von mir die Pfaffen sagen  Johannes 11.

Der Welt, die ihn'n hört zu,

O Obrigkeit! sie klagen,

Brauchs Schwerdt, diß Volk ausreut,

Es sind auf Erd nicht bös're Leut.

24.

O Oberkeit hab Achte,

In Treuen warn ich dich,  Esaj. 5. Jere. 27.

Was Pfaffen hond erdachte,  Ezech. 13.

Sie wolten gern unschuldig seyn  Hosea 6.

Des Christenbluts, dich mischen drein.

25.

Sie haben mich thun zählen

Unter die Mörder Schaar,

Die Schriftgelehrte G’sellen.

Barrabas ward ledig erkennt Matth. 29.

Ich aber ward ans Creutz gehenkt.

26.

O Gott! wer mag aussprechen

Dein inbrünstige Lieb

Ein Herz möcht drob zerbrechen,

Daß man dir so hart wider ist,

Und du uns noch so gütig bist.

27.

Ich bin zwar gütig immer,

Doch werd ich straffen hart,

Dort ewiglich und immer

All die nicht bleib'n in meiner Lehr,

Kein Titel vom G’setz fällt nicht mehr.

28.

Verleih mir Herr Gedulte,

Mag es nicht anders seyn,

Verzeih die Sünd und Schulde

Allen die mich thun hassen an,

Mein Weib und Kind nicht achten thun.

29.

Ich hätt dir viel zu sagen,

Vor Trauern ich nicht mag,

Mein Herz thut Seufzer schlagen,

Kam in ein'n Wald und setzet mich,

Klagts Gott und weinet bitterlich.

30.

O Gott, thu mich erretten

Mit samt deiner Gemein,

Vor den falschen Propheten,

Die mir stellen nach meiner Seel,

Strick sind gelegt, komm wo ich will.

31.

HErr thu gnädig behüten

Mein Weib und kleine Kind,

Bitt dich in deiner Güten,

Sey ihr in Gnaden eingedenk,

Ists dein Will, sie mir wieder schenk.

32.

Hast du auf mich gebauen,

So will ich dich erretten.

O Gott ich hab Vertrauen,

Leb in Trübsal der Hoffnung schon.

Glück wünscht Hans Büchel jedermann.


 

Das 46. Lied.

Ein neu christlich Lied von der jetzigen erschröcklichen letzten Zeit, in welcher sich so viel und mancherley Rottirer, Secten, und falsche Propheten offenbaren, sammt den blutgierigen Tyrannen.

Zu singen Im Ton: Ewiger Vater im Himmelreich, ⁊c (8)

1.

Ein g'fahre Zeit vor nie erhört,

Seit Gott erschuf Himmel und Erd,

Ists nie so übel g’standen,

Als jetzt bezeuget Sonn und Mond,

Die Stern so an dem Himmel stond,

In Deutsch und Welschen Landen.

All Ehrbarkeit hat sich verkehrt,

Die König, Fürsten, Herren.

Regieren jetzt das geistlich Schwerdt,

Falsch Propheten sie lehren,

Der Fromm weiß schier nimmer wo nauß,

Man findt oftmals vier Glauben

Jetzund in einem Haus.

2.

All Einigkeit wird g'stossen um,

Was eben ist, muß werden krumm,

In geist= und weltlick Sachen,

Beyd Oberkeit und Unterthan,

Bey Reich und Armen, Frau und Mann,

Deß mag kein Weiser lachen.

Alle Boßheit und Uebermuth

Ist hoch über die Massen,

Es schwören jetzt bey Christi Blut

Die Kinder auf der Gassen.

All Sünd die man erdenken kann,

Sind jetzt gemein auf Erden,

Es treibt sie Frau und Mann.

3.

Daran will niemand schuldig seyn,

Jedermann rühmt sich Gottes G’mein,

Der Türck, Juden und Heiden,

Pabst, Luther, andre Secten viel,

Die ich nicht all erzählen will,

Uneinig sind gescheiden.

Jede Parthey will haben recht,

Drum kriegen und rathschlagen,

Darob ein Volk das andre schmächt,

Umbringen und verjagen,

Als Löwen, Bären, wilde Schwein,

Ein Volk das andre hasset,

Ach Gott, sieh du darein.

4.

Errett die Auserwählten dein,

Weil jetzt, o Herr, viel brechen ein,

Der geistlichen Tyrannen

Die man in allen Landen sicht,

Was einer baut, der ander bricht,

Niemand thut man verschonen.

Geistlich Aufruhr und Tyranney,

Sich überall empören,

Unreine Lehr, falsch Prophecey,

In aller Welt sich mehren,

Darob ein Volk das ander richt,

Urtheilen und verdammen,

O Gott verlaß mich nicht.

5.

Errett mein Seel, Gott wohn mir bey,

Weil jetzt die geistlich Tyranney

So grausam sich erzeiget.

Auch manche Irrthum unerhört,

Jetzt brechen ein und werden g’lehrt,

Bey allem Volck geneiget.

Unreine Geister kommen viel,

Die Seel und Hertz verwunden.

Falsch Brüder seyn ohn Maas und Ziel

Im Land oben und unten,

Die wüten, laufen hin und her,

Der Frommen viel zerstören

Die vor lebten in Gottes Ehr.

6.

Lebten in Lieb der Einigkeit,

Jetzt leben sie in Haß und Neid

Einander schänden, schmähen,

Einiger Schöpfer, Gott und Herr

Wem soll ich doch vertrauen mehr:

Den Jammer thu ich sagen.

Auf die ich hätt' ein Schloß gebaut,

Die haben mich betrogen,

Ja Leib und Seel ihn'n hätt vertraut,

Hond mir ein Sach verzogen,

Ganz ärgerlich zurück verläumdt,

Ach Herr, thu ihn'n verzeihen,

Ein Bruder sich deß schämt.

7.

Ach Herr! du weißt wohl, wer ich bin,

Auf dich setz ich Verlust und G’winn,

Mit allen Bundsgenossen,

Zu streiten widers Teufels Freund.

Pabst, Secten und gottlos Gesind

Einhellig hond beschlossen,

Zu creutzigen den frommen Mann,

Wie ich das hab gelesen,

Ein Druck ließ man zu Worms ausgahn,

Da ist versammlet g’wesen,

Als man zählt sieben und fünfzig Jahr,

Hochpriester und Schriftg'lehrten.

Endlich beschlossen war,

8.

Daß wer ihn'n etwas z’wider lehrt,

Den solt man richten mit dem Schwerdt,

Sein Blut solt man vergiessen;

Auch wer nicht woll zur Kirchen gahn,

Den soll man g'fänglich nehmen an,

Als unsinnig einschliessen,

Darnach sollt ihn die Obrigkeit

Ein Jahr drey viere quälen

Im G’fängniß, bis er schwör ein Eid,

Zu glauben was sie wöllen.

Ist das nicht eine Tyranney,

Daß einer soll bekennen,

Daß Wahrheit Lügen sey.

9.

Wer hat doch solches je erhört,

Das man soll Christen mit dem Schwerdt

Zu Gottes Reich bekehren.

Wie jetzt vornimmt der G’lehrten Hauf,

Ihr Kinder Gottes sehet auf,

Laßt euch die Welt nicht wehren.

Gott wird den Stolz und Uebermuth

Zerbrechen und vergelten.

Für'n HErren setz dein Leib und Gut,

Laß dich nun schänden, schelten.

Also dem Herren auch geschach,

Sein Jünger thät er lehren,

Sanftmüthig zu ihn'n sprach:

10.

Euch wird man führen vor Gericht,

Verspotten auch wie mir geschicht,

Von wegen meines Namens,

Man wird euch tödten und abthun,

Wird euch auch hassen jedermann.

Wer sich mein thut beschamen

Vor den Menschen, den will auch ich

Bey meinem Vater eben

Ins Himmel Thron verläugnen mich.

Und wer in diesem Leben

Bekennen thut den Namen mein,

Will ich dort nicht verläugnen,

Er sey groß oder klein.

11.

Zu diesem Streit, o frommer Christ,

Der Glaub und Lieb vonnöthen ist

Gedult sollt du auch haben.

Ergib dich Gott mit Kind und Weib,

Von Herzen gar mit Seel und Leib,

Der dich wird wohl begaben.

Geistliche Frucht, Lieb sanften Muth,

Thu jedermann beweisen.

Den Feind, der dich betrüben thut,

Sollt du sanftmüthig speisen,

Barmherzigkeit, o Bruder mein,

Thu jedermann erzeigen,

Gleich wie der Vater dein.

12.

Wie du im Vater Unser hörst,

Vergib die Schuld wie du begehrst,

Trag brüderlich Mitleiden.

Erspiegel dich im Herren Christ,

Leb auch also ohn arge List,

Nachred solt du vermeiden.

Halt dich pur, lauter, keusch und rein,

Thu all's zum besten kehren.

Vermeid auch allen bösen Schein.

Die Freundlichkeit des HErren

Laß kund werden vor jedermann.

Was du von mir wilt haben

Solt auch ein'm andern thun.

13.

Richt keinen Menschen unverhört.

Man redt oft viel, ein Sach verkehrt,

Viel besser wär geschwiegen.

Daraus erwachsen falsch Gerücht,

Rott, Secten, wie man täglich sicht,

Geistlich Aufruhr und Kriegen.

Brauch rechte Maß in allem Ding,

Sichst du dein Bruder irren,

Mach es nicht groß, auch nicht zu ring,

Gang selbst hin, thu ihn führen

Für Gottes Kind ohn Argelist,

Sein Handel solt erklären,

Wann er entgegen ist.

14.

Darnach laß Gott den Richter seyn,

Gedenk ihm nach, o Bruder mein,

Thu Gott nicht widerstreben,

Betrüb kein Menschen nimmermehr,

Den ledig zählt dein Gott und Herr,

Als lieb dir ist dein Leben.

Den Feind lieb auch, aus Herzens Grund:

Die dich vermaledeyen,

Den’n red du wohl zu aller Stund,

Solt ihm auch rathen, leihen.

Das ist der Grund und Fundament,

Dabey ein Freund des Herren

Hie soll werden erkennt.

15.

Darum, o Welt! ist gar umsonst

Dein grosser Glaub, Weißheit und Kunst.

Dein Abendmahl und Taufen,

Wird dich nicht machen frey vor Gott,

Weil ihr nicht haltet sein Gebot,

Was hilft das Kirchenlauffen?

Weil ihr lebet den Heyden gleich

Im Wucher und Verkauffen,

Gott'slästerung trägt niemand Scheu,

Geitz, Spielen, Fressen, Sauffen,

Hoffart, Ehbruch, Abgötterey,

Mord, Kriegen, Lügen, Triegen,

Ist alles worden frey.

16.

Noch rühmt man sich als Gottes Kind,

Ein Christ sich drob möcht weinen blind,

Erzittern und verzagen,

Der solchen Jammer sagen muß.

Wer redlich ist und würket Buß,

Den thut all Welt verjagen,

Mit großer Tyranney und Schmach

Stellt man ihm nach dem Leben.

Die Oberkeit läßt bieten auch,

Ihm nicht zu essen geben

Bey hoher Straff, wo man die sicht,

Soll man sie g'fänglich führen,

Auch sie behausen nicht.

17.

Ach weh der großen Noth, darin'n

Jetzt solche Leut gebohren seyn,

Die Gott sein Volk umgeben.

Wär besser in dem Meer ertränkt,

Ein Mühlstein an den Hals gehenkt,

Wie Christus lehret eben,

Wer ärgert das unschuldig Gut,

Wär besser nie geboren.

Dann Gott wird seiner Zeugen Blut

Rächen in seinem Zoren.

Darum, o Mensch, es wird dir leyd,

Wann Gott der Herr wird fragen

Nach der Barmherzigkeit.

18.

Ich war ein Gast, ihr haust mich nicht,

Ich litt Durst, Hunger, Christus spricht,

Ich lag krank und gefangen,

Ihr aber gabet mir kein Brod,

Tröst mich auch nicht in meiner Noth.

Nacket bin ich umgangen,

Ihr aber habt mich nicht bekleidt.

Weicht ihr Vermaledeyten,

Euch ist das ewig Feur bereit.

Kommt ihr Gebenedeyten,

Besitzet meines Vaters Reich

Ihr sollt euch mit mir freuen

Immer und ewiglich.

19.

Dann ihr habt mit mir g'tragen Leyd,

Erzeigt Lieb und Barmherzigkeit,

Jetzt will ichs euch vergelten

In meinem Reich ob hundert mal.

Geht aus und ein in meinem Saal,

Mit allen Auserwählten.

Darum Ober= und Unterthan,

Ihr Reichen und ihr Armen,

Ohn Unterlaß gedenkt daran,

Des Nächsten euch erbarmen.

Von ganzem Herzen dich bekehr

So wird sich mit dir freuen

Das ganz himmlische Heer.

20.

Das helf uns Gott allen gemein,

Geheil’get werd der Name dein,

Dein Reich zukomm, o Herre.

Dein Will gescheh bey jedermann,

Auf Erden wie ins Himmels Thron,

Der Seelen Speis uns mehre.

O Herr! vergieb uns allgemein

Die Schuld, wie wir vergeben.

Führ uns nicht zur Versuchung ein,

Errett uns in dem Leben.

Bewahr uns, HErr, vorm Uebel all.

Wer das begehrt, sprech Amen,

Zu hundert tansend mal.

Hans Büchel.


 

Das 47. Lied.

Ein schönes Lied vom Sommer und Winter, mit geistlicher Erklärung.

In seinem eigenen Ton.

1.

Der Winter kalt, rauh ungestalt,

Hat sich gewendt, kommt an ein End,

Das bringt den Menschen Wonne.

Die Lerch sich schwingt, ihr G’sang erklingt

Mit Freuden=Schall laut überall,

Holdselig leucht die Sonne.

Uns bricht herfür des Sommers Zeit,

Mit Lieblichkeit so süssen,

Daß alle Frücht der Erden geit,

Daß man ihr mag geniessen.

Kraut, Laub und Gras, in rechter Maaß,

Die Bäum ihr Blüth erzeigen,

Die Reben g’winnen Augen schön,

Ihr Frücht zu geb'n.

Der Ackerbau, wächst her aufs neu,

Thut uns den Sommer zeigen.

2.

Die Winterzeit das G’setz bedeut,

Darinn so hart gefroren ward

Die Frucht Göttlicher Gnaden.

Kalt rauh erfror'n, durch Gottes Zorn,

War Menschenkind, in Schuld und Sünd

Kein Frucht mocht da gerathen,

Bis zu der Sommers=Zeit Anfang,

Der uns doch ward verheissen.

Die Lerch sich durch die Wolken schwang,

Mit süsser Stimm und Weise,

Durch Gabriel in Freudenschall,

Und lieblich Melodeyen,

Spricht zu der edlen Magd mit Gier,

Gott ist mit dir

Du wirst ein Sohn gebären thun,

JEsus der soll sein Name seyn.

3.

Von Himmel Brunn, die Gnaden Sonn,

Christus der Hort durchs Vaters Wort,

In leiblicher Gestalte

Den Zoren wild des Vaters stillt,

Am Creutze starb und Gnad erwarb,

Vertrieb den Winter kalte.

Dann Christus ist des G'setzes End

Dem der an ihn thut glauben.

Sieh wie der Sommer zu uns wend

Mit mildiglichen Gaben,

Schleußt auf die Erd, erfroren hart

Des Menschen Herz und Muthe,

Mit Gnad und Liebe er durchweicht,

Mit Gnad durchleucht,

Dardurch ers macht, mild und geschlacht,

Zu vollbringen das Gute.

4.

Zuvor sendt in den Weinberg sein,

Die Ackerleut, daß mans ausreut

Die Dorrenbüsch dergleichen,

Stöck, Stein und Blöck räumt aus dem Weg

Die Büchel krumm, läßt graben um,

Und die Thäler einstreichen.

Zu hauen von den Bäumen ab,

Was da verdorben seye,

Desgleichen zu der Wurzel grab,

Mit allem Fleiß und Treue,

Ob sie hab Saft, nicht sey schadhaft,

Um die Weinstöck zu bauen,

Darnach die Reben binden an

Das Böß davon

Zu schneiden fort, was sey verdorrt

Und all's aufs neu erbauen.

5.

Des HErren Knecht treu und gerecht,

Seyn die Bauleut, in Gnaden=Zeit,

Die uns das Heil verkünden.

Zuvor die Buß der Mensch han muß.

Sie zeigen an, was Gott will han,

Sie mahnen ab von Sünden,

Des Menschen Herz suchen mit Fleiß,

Ob es nicht sey beflecket

Mit Disteln, Unkraut, Laub und Reiß,

So sich da hat verstecket

Im Winter kalt, Unglauben alt,

Darinn wir lagen starren,

Eh uns Christus recht war bekannt.

All'n Unverstand

Und falschen Wahn, hinweg zu thun,

Sie gar kein Fleiß nicht sparen.

6.

Zu Gottes Lob, der Mensch sehr grob

Wird zubereit durch solch Arbeit,

So giebt Gott sein Gedeyen,

Ihm sey die Ehr, sonst keinem mehr,

Er legt den Grund, ihr Herz und Mund,

Aus väterlichen Treuen,

So wir ihm treulich halten hin,

Und eigner Will nicht trutzet,

Vom Tod erlößt, durch Gott getröst,

In Christo auserkohren,

In ihm ist alles worden neu,

Ein Christ darbey,

Wird klar erkennt, wer sich abwendt,

Wird durchs Wort neu geboren.

7.

Nicht mehr dem Fleisch, sondern im Geist,

Lebt er in Zucht, bringt geistlich Frucht,

In dieser Gnaden Zeite.

Gedult mit Gier, grünet herfür

Hoffnung, Lieb, Treu, wächst mancherley,

Solch Frücht der Sommer geite.

O Herr Gott hilf, daß wir nicht träg

Die Sommer Zeit verzehren,

Sondern einsammlen alleweg,

Daß wir uns mögen nähren

Geistlicher Weiß. Lob, Ehr und Preiß

Sey deinem heil’gen Namen,

Der du aus Gnad uns hast erwählt,

Und dargestellt,

Hilf daß wir Nutz, und alles Guts

Schaffen durch Christum.

Amen.


 

Das 48. Lied.

Ein ander schönes Klaglied, von Hänslein von Bilach gemacht.

Im Ton: An Wasserflüssen Babylon.  (10)

1.

Einsmals spatziert ich hin und her,

In meinen alten Tagen,

Trachtet wie nah der Tod mir wär,

Da fing ich an zu zagen.

Ich dacht in meines Herzens Grund,

Nun hab ich weder Tag noch Stund

Und hab viel Sünd begangen,

All meine Tag nie Guts gethan,

Gottes Gebot all unterlahn,

Der Tod hat mich umfangen.

2.

O grimmer Tod, wie bist so stark,

Daß dich niemand mag zwingen,

Du schwächst die Bein, zerstößt das Mark,

Das thu ich wohl empfinden,

Mein Angesicht machst ungestalt,

Mein Rücken beugst mit ganzem G’walt,

Mein'n Ohren nimmst das Hören,

Die Augen einem werden roth

Händ und Füß bringest mir in Noth,

Das kann ich nicht erwehren.

3.

Da ich erkannt die große Noty,

Mit Angst war ich umgeben,

Als mich umfangen hat der Tod,

Stellt mir auf Leib und Leben,

Und ich auch nicht entrinnen konnt,

Rief ich zu Gott mit Herz und Mund,

Gib Besserung mein's Lebens.

Ja daß ich mög von Sünd abstahn,

Reu und auch Leid darüber han,

Eh ich muß Rechnung geben.

4.

Ich danke Gott dem Schöpfer mein,

Daß er mir Gnad hat geben,

In Lieb mein Herz gemachet rein,

Verneuert all mein Leben,

In wahrem Glaub'n durch Jesum Christ,

Der unser Mittler worden ist,

Hat mein Schuld auf sich g'laden,

Jetzt mag uns nichts mehr schädlich seyn,

Wir geben dann den Willen drein,

Vom Tod gehn wir ins Leben.

5.

Ich nahm mein Stäblein in die Hand,

Zur G'meine thät ich schleichen,

Da ich Gottes Wort reden fand,

Den Armen als den Reichen.

Sie lehrten aus der Heil'gen Schrift,

Hüt euch vor Menschen=Tand und Gift;

Mensch wilt du nicht verderben,

So glaub dem wahren Gottes Sohn,

Der g’nug am Creutz für uns hat thon,

Daß wir nicht ewig sterben.

6.

Trutz sey dir Teufel, Tod und Höll,

Dann du bist überwunden.

Obwohl noch Fleisch und Blut mein G’sell,

Jetzt hat dich Christus bunden,

Und dir genommen allen G’walt,

All unser Sünd dem Vater zahlt,

Erworben ewigs Leben.

Noch thut die Welt uns fechten an,

Ein starken Glauben müssen wir han,

In Lieb und Hoffnung schweben.

7.

Das geb uns Gott durch seinen Sohn,

Und durch den Heil'gen Geiste.

Daß wir ihm herzlich danken thun,

Gedult woll er uns leisten,

Hinfort zu bleiben auf dem Pfad,

Den Christus vorgebahnet hat,

Die Sünd und Laster meiden,

Und all's was ihm zuwider ist.

Das helf uns Gott durch Jesum Christ

Mit ihm in ewig'n Freuden.

Amen.

Laus Deo.


 

Das 49. Lied.

Ein ander Klaglied, von Martin Dürr zu Augspurg.

Im Ton: „Erzörn dich nicht, o frommer Christ.  (9)

1.

O HErre Gott, in meiner Noth,

Kläglich ich zu dir ruffe,

Dann ich bin sehr gefallen schwer,

In Sünden also tieffe.

Von deiner Gnad, der Feind mich hat

Gar schändlich abgewendet.

Er gab mir ein, es möcht wohl seyn,

Dardurch er mich verblendet.

2.

Groß ist der Schad mein'r Missethat,

Die mich jetzt hat beflecket.

Im G’wissen mein, da leid ich Pein,

Groß Trauren mich umschränket,

Angst, Leid und Schmerz

Umgeht mein Herz,

Schwerlich bin ich bekümmert.

Mein Athem auch ist worden schwach,

Mein Freud ist mir vertrümmert.

3.

Mein Seel in Noth, bis in den Tod

Gänzlich betrübet iste.

Wasser der Höll, haben mein Seel

Umgeben zu der Friste.

Der Tod hat schon gespannet an

Sein'n Bogen, und mit Eile

Stellet mir nach, mein Leben auch,

Scheußt auf mich tödtlich Pfeile.

4.

So ich mich richt, betracht mein Pflicht,

Daß ich hie hab gethone

Vor dir, o Gott, dein Wort und G’bot

Zu halten fest fortane,

In Lieb und Leid, zu aller Zeit,

Endlich darinn verharren,

Dir g’fällig seyn, o Vater mein,

Das hab ich überfahren.

5.

Durch groß Unfleiß, unachtsam Weiß,

Ich da vorüber ginge,

Betrachtet nit dein Willen mit

Da ich Schaden empfinge.

Darum ich wohl billiglich soll

Die Straff von dir erdulden.

Deß ich sehr klag, nicht um mein Plag,

Sondern nur um mein Schulden.

6.

Herr durch dein Huld, so hab Gedult,

Daß ich dich Vater heisse,

Weil ich befind, daß ich kein Kind

Dir bin gefälliger Weise.

Ich achte mich unwürdiglich,

Daß man mich heiß dein Sohne,

Herr mach mich recht, gleich deine Knecht,

Dann ich hab übel thone.

7.

Dann ich hab mich versünd schwerlich,

Im Himmel und auf Erden.

Mein'r Sünden groß, mag ich nit loß,

Auch nimmer ledig werden.

Wo du mir nit, Herr theilest mit

Dein Gnad mich läßt erwerben,

Die Christus hat erworben drat,

Wohl durch sein bitter Sterben.

8.

Darum bitt ich Herr fleißiglich,

Wollest dich mein erbarmen,

Mir gnädig seyn, o Vater mein,

Zu Hülf kommen mir Armen.

Mein Sünd ohn Maaß, erkenn ich groß,

Die mich von Herzen reuen,

Doch ich betracht, viel höher acht

Christi Verdienst aus Treuen.

9.

Durch den allein, mach mich Herr rein,

Doch g'scheh dein Will an mire.

Meiner Begehr bin ich gewährt,

Mein Hoffnung steht zu dire,

Ich werd getröst, von Sünd erlößt,

Herr, durch dein heil'gen Namen,

Nimm mich aus Schuld wieder zu Huld,

Durch Jesum Christum,

Amen.


 

Das 50. Lied.

Ein ander schön Lied, von den sieben Gaben des Heil. Geistes.  Christoph Bisel.

Im Ton: Wohl dem, der in Gottes Furchten.  (1)

1.

O Gott Schöpfer, Heiliger Geist,

Zu Lob und Preiß dir allermeist

Woll'n wir einträchtig singen,

Und nach den guten Gaben ringen.

2.

Die erste Gab, wem sie wird kannt,

Wird die Göttliche Furcht genannt,

Ist ein Anfang aller Weißheit,

Die uns den Weg zum Leben b'reit.

3.

Sie erzittert ab Gottes Wort,

Und geht ein durch die enge Pfort,

Treibt Sünd und gottloß Leben aus,

Wacht und bewahrt fleißig ihr Haus.

4.

Die ander Gab ist Gütigkeit,

Die Menschenkind machet bereit,

Sein Nächsten herzlich zu lieben,

Und sich in allem Guten üben.

5.

Ist jedermann ordentlich hold,

Vergiebet und beweißt Gedult,

Freut sich wann etwas Guts geschicht,

Und klagt so man was Böß verricht.

6.

Die dritte Gab ist Wissenheit,

Die lehrt den Menschen allezeit,

Was Gott verbiet und lässet frey,

Was zu thun und zu lassen sey.

7.

Wer die hat, der fleucht von der Welt,

Und meidet was Gott nicht gefällt,

Baut nicht aufs Eiß noch auf den Sand,

Thut alles Guts was er erkannt.

8.

Die vierte Gab wird auch erkannt,

Und billig diese Stärck genannt

Mit welcher dein Volk allezeit

Ritterlich ausführt ihren Streit.

9.

Dann wo du nicht mit solcher Kraft

Zurüstest deine Ritterschaft,

Kein gut Werk von dir wird geschehn,

Man wird auch keinen Ritter sehn.

10.

Die fünfte Gab das ist dein Rath

Des HErren Knechten ist sehr noth.

Daß sie unterscheiden mit Fleiß

In Glaubens=Kraft geistlicher Weiß.

11.

So viel Gott's Wort und Furcht antrifft,

Rath geben nach Heiliger Schrift,

Damit es wohl regieret werd,

Als Gott's Gemein und kleine Heerd.

12.

Die sechste Gab ist recht Verstand,

Der Welt ganz fremd und unbekannt,

Bezeugt ihr Treu die größte Werk,

In Gottes Gnaden tröst und stärk.

13.

Sie lehret mit Einfältigkeit

Den Weg zur Seligkeit bereit,

Nach Inhalt heiliger Geschrift,

Welche sonst kein Weltweiser trifft.

14.

Die siebend Gab ist die Weißheit,

Den Christen Noth zu aller Zeit

Dann sie lehret weißlich wandlen,

Und mit Vorsichtigkeit handlen.

15.

Sich hütet vor des Teufels List,

Vor der Welt und dem Antichrist,

Gänzlich sich zum HErren wenden,

Mit Fleiß sein'n heil'gen Bund vollenden.

16.

O Heiliger Geist! nun steh uns bey

Mit diesen Gaben, uns verleih,

Daß wir in Geistes Kraft und Zier

Dein'n Namen preisen für und für.


 

Das 51. Lied.

Ein anderes schönes Lied.

Geht in Herzog Ernstens Ton.  (8)

1.

Ewiger Vater im Himmelreich,

Der du regierest ewiglich,

Vom Anfang bis zum Ende,

Der uns allsamt geliebet hat,

Und vor uns geben in den Tod

Sein allerliebsten Sohne,

Der uns allsamt erlöset auch,

Die ihn wahrhaft erkennen,

Ja wer ihm jetzt will folgen nach,

Da von wir uns thun nennen,

Er ist allein der ewig Trost,

Wer nun auf ihn thut bauen,

Von der Höllen wird erlößt.

2.

Es ist fürwahr ein enger Weg,

Wer jetzt will gehn des Himmels Steg,

Der muß sich eben halten,

Daß er nicht strauchle auf dem Pfad,

Durch Trübsal, Elend, Angst und Noth,

Die Lieb muß nicht erkalten,

Muß sich verlassen ganz und gar

Auf Gott, ihm ganz vertrauen.

Die Schrift zeigt an lauter und klar,

Auf Gott soll man fest bauen.

Er ist der Fels, Eckstein und Grund,

Wer ein Haus auf ihn bauet,

Kein Wind stößt ihm das um.

3.

Der ist vor Gott ein weiser Mann,

Der sein Haus wohl bewahren kann

Daß ihm nicht werd umg'stossen

Von den Menschen in dieser Welt,

Die nur stellen nach Gut und Geld,

Und Gottes Wort verlassen,

Welches doch bleibt in Ewigkeit,

Hat nimmermehr kein Ende.

Der Herr gibt ein freundlich Bescheid,

Von ihm soll'n wir nicht wenden.

Er ist der Schatz in Ewigkeit,

Und wer ihn thut erlangen,

Wird han die ewig Freud.

4.

Kein Mensch dazu nicht kommen mag,

Der nicht der ganzen Welt sagt ab.

All' Creatur auf Erden

Muß sich in Christo gar ergeben

Und ihm aufopfern Leib und Leben,

Willt du sein Jünger werden.

Auf daß er werd von Sünden frey,

Und nimmermehr gedenke,

Ja daß er Gottes Diener sey

Kein Tritt von ihm nicht wanke.

Dann sprech, mein Gott ins Himmelsthron,

Halt mich in deiner Liebe

Daß ich erlang die Kron.

5.

Gott spricht: das will ich gerne thun

Wirst du allein mir hangen an,

Und liebest mich von Herzen.

Was du wirst leiden von meinet wegen

Das will ich dir vergelten eben,

Und wenden deinen Schmerzen,

Ich will dich führen in mein Reich

Du solt dich mit mir freuen.

Will dich behüten ewiglich,

Vor aller Angst und Leide.

Und wo ich bin, da solt du seyn,

Mein Herrlichkeit solt schauen,

Ewig im Reiche mein.

6.

Darum bitt ich ihn herziglich,

Daß er uns Gnad und Kraft verleih,

Daß ihr es möcht erdulden.

Dann er je straffet seine Kind,

In der Gedult gar sanft und lind,

Darzu mit grossen Hulden.

Daß er ihn'n Treu und Gnad beweiß,

Daß sie ihn soll'n erkennen,

Will sie setzen ins Paradeis,

Und nimmer daraus nehmen.

Das durch Adam verloren war

Hat Christus aufgebauen,

Gezieret schön und klar.

7.

Die Klarheit ist der ewig Gott,

Der alle Ding erschaffen hat,

Im Himmel und auf Erden,

Sonn, Mond und auch das Firmament,

Die Stern so an dem Himmel stehnt,

Preisen Gott all mit Gerden.

Die Vögel in dem grünen Wald

Thun sich in Freud aufschwingen.

Sie schreyen laut so mannigfalt,

Daß in dem Wald thut klingen,

Und was da lebt und schweben thut

Im Himmel und auf Erden,

Zeigen das ewig Gut.

8.

Gott spricht: Ich schuf Himmel und Erd,

Daß du meiner Wahrheit hast begehrt,

Und lebst nach meinem Willen,

Der vorigen Ding er nie dacht,

Es steht alles in Gottes Macht.

Was du nicht kannst erfüllen,

So ist Gott treu, freundlich und mild,

Der hat es überwunden.

So du in Freuden leben wilt,

Bitt Gott zu allen Stunden,

Daß er dich b’hüt vor Ungemach,

Wirst du dich ewig freuen,

In Dingen die Gott sach.

9.

Es ist kein Mensch auf Erden nicht,

Der uns die ewig Freud ausspricht,

Die uns Christus will geben.

Die leben nach dem Willen sein,

Vermeiden allen bösen Schein,

Der uns hindert am Leben.

Das ist die Wollust dieser Welt,

Mit Fressen und mit Sauffen.

Die mehr nachstell'n dem Gut und Geld

Handthieren und verkaufen.

Gott spricht: Dasselbig wird vergohn,

Wenn du mußt Rechnung geben,

Wie du vor Gott wilt bestohn.

10.

Wer jetzt nachfolgt der Welt gemein,

Er sey groß, g’waltig oder klein,

Dem wird die Thür verschlossen,

Dardurch Christus eingangen ist,

Als uns anzeigt die Heilig Schrift,

Er muß werden verstossen.

Wer jetzund folgt dem Vater mein,

Wie er uns hat geboten,

Muß von der Welt gehasset seyn.

Er selber ward verspotten.

Wer sein'n Fußstapfen folget nach,

Wird von der Welt verdammet,

Mit Christo leidt er Schmach.

11.

Darum, o Mensch, denk wer du bist,

Brauch gegen Gott kein arge List,

Mit Schimpfen und mit Scherzen.

Denk und betracht von Herzen wohl,

Wie man vor Gott recht leben soll,

Mit reinem keuschem Herzen.

Gedult und Lieb in aller Maaß

Solt du allzeit erzeigen,

Du seyest reich, klein oder groß,

Dem Herren schenk dich eigen.

Und wo du bist, gehst oder stehst,

Wirst du von Gott dein'm Herren

All' Augenblick erlößt.

12.

Merkt auf, ihr Kinder Gottes rein,

Die ihr seyd von sein'm Fleisch und Bein,

Sein Blut hat uns erworben,

In Sünden ihr gefangen war't,

Drum half euch Gott eur höchster Hort,

Sonst wären wir verdorben.

Ja lauter aus Barmherzigkeit

Thät von ihm her entspringen,

Den Weg er euch zum Leben b'reit,

Darinn ihr ihn könnt finden.

Ja lauter Güt er euch beweißt,

Darum sey Gott der Herre

In Ewigkeit gepreißt.


 

Das 52. Lied.

Ein neu Christlich Lied.

Geht Im Ton: „Lobet Gott, ihr fromme Christen.  (7)

1.

All' die ihr jetzund leidet

Verfolgung, Trübsal und Schmach,

Es sey Mann oder Weibe,

Tragts Creutz dem Herren nach,

Am ersten solt du lassen

Dein Leib, auch Ehr und Gut,

Die ungebahnte Strassen,

Gesprengt mit rothem Blut.

2.

Billig soll uns erschrecken

Die Angst und große Noth,

Wenn Gott wird auferwecken

All' Menschen von dem Tod.

Und ich muß Antwort geben

Wohl für dem jüngsten G’richt.

Bey Zeit besser dein Leben,

Länger solt beyten nicht.

3.

Zum Creutz solt du dich rüsten,

Das ist mein bester Rath,

Eh dann dein Licht verlösche,

Daß du nicht kommst zu spat,

Weil dich der Bräut'gam kennet,

Der heisset JEsus Christ,

Und auch dein Licht noch brennet,

Eh d' Thür verschlossen ist.

4.

Der Herr ist ausgeritten

Jetzt in der letzten Zeit.

Er läßt uns alle bitten,

Daß jeder sich bereit,

Und niemand woll ausbleiben,

Zum grossen Abendmahl.

Groß Freud wird man da treiben

In Gott des Vaters Saal.

5.

Ein jeder soll da wissen

Wer zu der Hochzeit will,

Daß er auch sey geflissen

Wohl zu dem rechten Ziel.

Es sind die Wort des Herren

Das nimm du eben wahr,

Sie werden dich bekehren,

Wohl zu der Engel Schaar.

6.

Flieget alle zum Herren

Es dünkt mich wahrlich gut.

Laßt euch die Welt nicht wehren,

Zu vergiessen eu'r Blut,

Laßt es mit Freuden fliessen

In'n Herren Jesum Christ,

In'n Herren woll'n wirs giessen,

Daraus es kommen ist.

7.

Gewalt die thut man treiben

Wider Gott und sein Recht.

Woll'st du an Gott nicht bleiben,

So dich die Welt verschmächt?

Gott wird dich nicht verlassen,

Er führt dich bey der Hand

Die ungebahnte Strassen,

Der Weg ist ungebahnt.

8.

Hiemit so solt ihr lieben

Allein des Herren Wort,

Einander darin'n üben,

Zu dringen durch die enge Pfort,

Es seyn so viel der Strassen,

Die uns woll'n führen ab.

Dein Leib und Gut verlasse,

Such ewig Gut und Haab.

9.

Ich will euch all ermahnen,

Daß ihr nicht kommt zu spat,

Greifts Creutz bey Zeiten ane,

Dieweil ihr habt die Gnad,

Eh dann uns werd verschlossen

Des Herren Gnaden=Thür.

Sein Blut hat er vergossen,

Verlöscht der Höllen Feu'r.

10.

Kehr all deine Gedanken

Allein zu deinem Gott.

Von ihm solt du nicht wanken,

Weil er sein Wohnung hat

Wohl in dein Herz gebauen,

Da treibt ihn niemand aus,

Hab Glauben und Vertrauen,

Dein Haus ist Gottes Haus.

11.

Lieblich thun sich gesellen

Wohl zu der Engel Schaar,

Die sich bekehren wollen,

Und nehmen Gott's Wort wahr,

Daß sie darnach thun leben,

Bis in die Ewigkeit,

Da wird die Sünd vergeben,

Und dort die ewig Freud.

12.

Mensch laß dir gehn zu Herzen

Die Angst und große Noth,

Des Herrn Leiden und Schmerzen

Am Creutz den bittern Tod,

Mit fünf tödtlichen Wunden

Am Creutz man ihn sah stohn,

Gegeisselt und gebunden

Trug auf ein dörnen Kron.

13.

Nun laßt uns alle bitten

Den Herren Jesum Christ,

Der für uns hat gelitten,

Vom Tod erstanden ist,

Daß er uns nicht woll lassen

In aller Angst und Noth,

Auf dieser rauhen Strassen,

So er gewandelt hat.

14.

O weh ihr Schriftgelehrten,

Die ihr den Schlüssel hon.

Ich meyn all die Verkehrten,

Die nicht durch Christum gohn,

Und auch viel Leut verführen

Mit ihrem Menschen=Tand.

Ihr möget all wohl spühren,

Sie bauen auf den Sand.

15.

Sie führ'n ein böses Leben,

Das sicht man leider wohl,

Die Christenleut hingeben,

Das Land ist ihr gar voll.

Sie kommen her getreten,

Hond Schäfen=Kleider an,

Den HErren woll'n wir bitten,

Daß er uns woll beystahn.

16.

Viel Quaalen und viel Straffen

Müssen die Christen han.

Der Herr mit seinen Waffen

Ist bey uns auf dem Plan.

Er wird gar redlich schlagen

Mit Evangelischer Lehr.

Freut euch in kurzen Tagen,

Erlösung ist nicht ferr.

17.

Herzu ruft allen Blinden,

Der Herr will solche hon,

Wo ihr die Lahmen finden,

Die gar nicht können gohn.

Die Städt sind ihn'n verboten,

Darin'n läßt mans nicht gohn,

Welch's wir betrachten solten,

Man hats dem HErren thon.

18.

Selig sind hie die Armen,

Lehrt mich der Herre Gott,

Man solt sich ihr'r erbarmen

So werden sie verspott.

Wie du ihn'n hast gemessen,

Schenkt man dir wieder ein,

Wilt Brod im Himmel essen,

Laß dirs befohlen seyn.

19.

Den Durst thät Christus klagen

In seiner letzten Noth,

Schwer an dem Creutz getragen,

Vergoß sein Blut so roth.

Man gab ihm Eßig=Gallen,

Dem wahren Gottes=Sohn,

Wahrlich man thuts ihn'n allen,

Die in den Himmel gohn.

20.

Wollff Gerold mit sein'm Namen,

Der leider nicht gesicht,

Den Frommen allesammen

Dies Liedlein hat gedicht,

Daß sie mit Fleiß fort fahren

Allein in Gottes Wort

So wird sie Gott bewahren

Ewiglich hie und dort.

Amen.


 

Das 53. Lied.

Ein ander Lied vom Lazaro, wie er vom Tod erwecket ward.

Im Ton: Ewiger Vater im Himmelreich.  (8)

1.

Ach Gott! verleih mir dein Genad

Daß ich die große Wunderthat

Mit Freuden mög verkünden,

Durch unsern Herren Jesum Christ,

Als im Johanne b’schrieben ist,

Am elften wir es finden.

Es liegt ein Stadt in Judea,

Wie ich das hab gelesen,

Dieselbig heißt Bethania,

Da Lazarus gewesen,

Derselb ein Jünger Christi was.

Wie es ihm aber weiter gieng,

Nun höret mich vorbaß.

2.

Er ward gar krank bis auf den Tod.

Da er war in der letzten Noth,

Gar bald thät er da senden

Bis in die Stadt Jerusalem,

Zum Herren daß er zu ihm käm,

Sein Leben wolt sich enden.

Jesus verzog dieselbe Fahrt

Von wegen der Umständen.

Viel Volks da zu ihm kommen war,

Aus allen Städt und Länden

Wie uns die Schrift vermeldet klar,

Daß Gottes Kraft und Herrlichkeit

Solt werden offenbar.

3.

Da nun der ander Tag erschien,

Da hatt der HErr ihm auch dahin

Zu ziehen vorgenommen,

Indem das Volk zum Herren sprach:

Bist du nicht vor in Ungemach

Mit diesen Juden kommen?

JEsus ihnen zur Antwort gab,

Redt von dem rechten Grunde,

Warlich erschröcket nicht darob,

Es sind des Tags zwölf Stunde,

Welcher darinnen wandlen wird,

Der hat das Licht der ganzen Welt,

Daß er sich nicht verirrt.

4.

Das Urtheil Gottes keiner kannt,

Das macht ihr grosser Unverstand,

Daß sie ihn wollten straffen.

Da er sie in der Meinung b'richt,

Noch weiter er zu ihnen spricht,

Und sagt, er ist entschlaffen:

Darum ich zu ihm ziehen will,

Und will ihn auferwecken,

Damit ich Gottes Werk erfüll,

Mein Hand will ich ausstrecken,

Ein grosse Menge mit ihm gaht.

Die Wort die er mit ihnen redt,

Ihr keiner nicht verstaht.

5.

Als sie vom HErren hörten das,

Daß Lazarus entschlaffen was

Da sprachen sie mit Freuden

Sein Sach noch besser werden möcht.

Jesus sagt ihn'n die Meinung recht,

Und sprach: Er ist verscheiden:

Deß bin ich gar von Herzen froh,

Daß ich nicht war zugegen.

Darum ich auch so lang verzog,

Allein von eurent wegen,

Wie ihr vorhin von mir gehört,

Daß Gottes Kraft und Herrlichkeit

Durch mich gepriesen würd.

6.

Als er nah zu dem Flecken kam,

Und Martha diese Red vernahm,

Da lief sie ihm entgegen.

Maria nur daheime saß,

Und auch in grossem Jammer was,

Von ihres Bruders wegen.

Die Martha war in Kümmerniß,

Und auch in Herzenleiden,

Um ihren Bruder Lazarus

Daß er da war verscheiden.

Als sie Christum den HErren sach,

Von Stund an ihm entgegen lief,

Hört wie sie zu ihm sprach:

7.

Ach Herr! den Glauben hab ich vest,

Und wärest du vor hie geweßt,

So wär er noch bey Leben.

Doch weiß ich wohl in meiner Noth,

Was du begehrst von deinem Gott,

Dasselb wird er dir geben.

JEsus gab ihr zur Antwort schon:

Das sag ich euch fürwahre,

Dein Bruder der wird auferstohn,

Dann wird dir offenbare

Jetzund in deiner grossen Noth,

Daß alles steht in Gott's Gewalt,

Beyd Leben und der Tod.

8.

Jesus noch weiter redt mit ihr

Ich bin fürwahr, das glaub du mir,

Die Urständ und das Leben.

Jetzund erkenn ich, daß du bist

Unser Heyland, Herr Jesu Christ

Der uns von Gott ist geben.

Indem sie ihrer Schwester rief,

Als sie das hätt' vernommen,

Daß sie aufstund und eilend lief:

Der Meister wär schon kommen.

Er ist auch selbst persönlich hie,

Da sie zum Herren Jesu kam,

Fiel sie auf ihre Knie.

9.

Den HErren sie gar hoch empfieng,

Der Unmuth ihr zu Herzen gieng,

Fieng an gar heiß zu weinen.

Ihr ganze Freundschaft bey ihr was,

Nachdem sie hörten alles das,

Da weinten sie allg'meinen.

Aus Liebe ward sein Herz bewegt,

Gedult mit ihn'n zu tragen,

Und fragt: Wo ist er hingelegt,

Und wo ist er begraben?

Er erzeigt sein' Barmherzigkeit,

Die Augen thäten ihm übergohn

Aus grossem Herzenleid.

10.

Sie führten ihn mit großer Klag,

Da Lazarus begraben lag.

Da sie daselbst gefunden

Ein großen Stein auf seinem Grab,

Hieß Jesus den da wälzen ab.

Die Martha sprach zur Stunden:

Niemand ihm jetzt mehr helfen mag,

Vor Leyd möcht ich versinken,

Dann er liegt jetzt am vierten Tag,

Und fängt schon an zu stinken,

Darum bemüh dich nicht so sehr,

Ein kleine Hoffnung hab ich mehr,

Daß er kommt wieder her.

11.

Nein, sprach der Herr, sey unverzagt,

Gedenk was ich dir hab gesagt,

Wenn du an mich wirst glauben,

So wird dein Bruder auferstahn,

Daran solt keinen Zweifel han,

Gott wird dich hoch begaben.

Er wird sein Kraft und Herrlichkeit

In dieser Stund beweisen,

Darum wir ihn in unserm Leid

Derhalben wollen preisen.

Den Stein legten sie an ein Ort,

Der Herr sah bald gen Himmel auf,

Sagt nur ein einig Wort.

12.

Also sagt er mit lauter Stimm,

O Lazare, sprach er zu ihm,

Steh auf zu dieser Stunden.

Da er nun diese Wort vernahm,

Gar bald er zu ihm ausser kam,

Sein Händ waren gebunden.

In Leinwand war er ganz bekleidt,

Und rund umher behangen,

Gleich wie man eins zum Grab bereit,

Also kam er gegangen.

Jesus da seine Jünger hieß,

Daß sie ihn solten binden auf,

Daß man ihn ledig ließ.

13.

Also endet sich die Geschicht

Als mich die Heil'ge Schrift bericht,

Und mir Verstand hat geben.

Hört welch ein Wunder da geschach,

Sobald der Herr das Wort aussprach,

Da hat er schon das Leben.

Also hat Gott sein Göttlich Kraft

Vor allem Volk beweiset.

Darum er diese Ding erschafft,

Daß Gott drinn würd gepreiset.

Dabey erkenn ein jeder Christ,

Daß Jesus Christus Gottes Sohn

Allein das Leben ist.


 

Das 54. Lied.

Einander Lied vom Kinder=Tauff.

Im Ton: Erhalt uns Herr bey deinem Wort.

Oder: Wohl dem, der in Gottes ⁊c (1)

1.

Merkt auf ein Sach und die ist wahr,

Bezeugen will ichs hell und klar,

Wiewohl darum g'schicht mancher Streit,

Von Schriftgelehrten dieserZeit.

2.

Anfang und End in Christo b’staht,

Der uns verkünd des Vaters Rath,

Derwegen wir den Kindertauf

Durch G'schrift ersuchen in dem Lauf.

3.

Nachdem Christus das G’setz erfüllt, Galat. 3, 4.

Durch seinen Tod den Vater stillt.

Als er vom Tod erstanden war  Matth. 28.

Versammlet er der Jünger Schaar.

4.

Spricht: mir ist geben alle G’walt,

Also es meinem Vater g’fallt,

Geht hin, verkündt all Creatur

Das Evangelium rein und pur.  Marc. 16.

5.

Und zeiget allen Menschen an,  (a)

Ich hab vor sie genug gethan.

Wer euch dann glaubt und wird getauft

Den hab ich mit mein'm Blut erkauft.

(a) Matth. 3, 28; Marc. 16; Johan. 1, 3.4;

Act. 2.8. 12, 13. 19; Röm. 6; Galat. 3;

Ephes. 4; Coloss. 2; 1 Petr. 3.

6.

Und lehrt auch halten jedermann,

Was ich euch hab befohlen schon,

Den Geist der Gnaden ich euch send,

Und bleib bey euch bis an das End.

7.

Also ward der Tauf eingesetzt,

Eh er von Jüngern nahm die letzt,

Nachdem fuhr auf zum Vater sein

Den Himmel hat genommen ein.

8.

Die nun sein Wort gern nehmen an,  Actor. 1.

Und auch an Christum glauben schon,

Heißt Christus taufen, wie dann auch

Die Apostel hielten den Brauch.  Actor, 8, 10.

9.

Aber die Welt alles verkehrt,

Tauft junge Kind, noch ungelehrt,

Dem unwissenden jungen Kind,  2 Corinth. 4.

Im Tauf abwäschet die Erbsünd.

10.

Daß dieses sey Abgötterey,  Matth. 15.

Thu ich hiemit beweisen frey,

Weil solch's geschicht ohn Gottes Rath,

Durch fremde Thür in Schafstall gaht.  Johan. 10.

11.

Ins pur Wasser man Hoffnung setzt,

Das Element damit verletzt

Christi Versöhnung die ist wahr,

Die wird dadurch verläugnet gar.

12.

Die doch allein nimmt hin die Sünd, (b)

Hat Sünd anders ein junges Kind,

Und nicht hinnimmt des Fleisches Unflat,

Wie Petrus das beschrieben hat.

(b) Röm. 5; 2 Corinth. 5; Ephef. 2;

Coloss. 1; 1 Johan. 2,4; Hebräer 4.

13.

Allein der gute g’wisse Bund

Macht selig, thut uns Petrus kund,  1 Pet. 3. Galat. 3.

Die Christum wahrhaft ziehen an,

Dies alles je ein Kind nicht kann.

14.

Der Bund wird ihn'n nicht auferlegt,  Röm. 3.

Kein Wort vom Tauf von ihm wird g'redt,

Allein wer glaubt aus Herzens Grund,  Röm. 10.

Und solchs bekennet mit dem Mund.

15.

Absterben ist der Tauf fürwahr

Des neugebornen Menschen gar,  Röm. 6. Deut. 31. Jon. 4.

Welch's bey den Kindern nicht kann seyn,

Um Sünd wissen weder groß noch klein,

16.

Ohn Buß und Glauben ist all's verlor'n,  Joh. 3.

Der Mensch muß werden neu gebor'n,  Matth. 3. Galat. 3.

Christum den soll man ziegen an,  Deut. 31. Jon. 4.

Welch's ein jung Kind nit kann verstahn.

17.

Wie kann ein Kind mit wahrem Grund

Mit sein'm Gott machen einen Bund,  1 Pet. 3. Deut. 13.–

Den es doch nie erkennet hat,  Jon. 4. 18.

Sein Lehr und Predigt nicht verstaht?

18.

Wie kann aber ein junges Kind  Röm. 6. Gal. 3.

Im Tauf vergraben seine Sünd?

Im neuen Leben auferstahn?

Welch's all's im Tauf ist bildet an.  Coloss. 2.

19.

Wer recht in Christo wird getauft,

Vom Tod mit Christo stehet auf,

Und hält forthin des Herren G’bot,  Röm. 6.

Das heißt recht g'tauft in Christi Tod.

20.

Wer so vom Geist beschnitten wird

Von Fleisches Lust und böß Begierd

Der wird also gepflanzet ein  Col. 2. Joh. 15. Eph. 2. Tit. 3.

Durch Gottes Geist in Christi G’mein.

21.

Bey diesem Brauch man bleiben soll,

Vor falscher Lehr sich hüten wohl,

Des Herren Lehr und Wort fortan  Deut. 4.

Soll niemand zuthun oder von.

22.

Luther spricht: all's was Gott wöll hon,  (*)

Das hab er auch geboten schon:

Nun frag ich alle Gelehrten frey,

Wo Kinder=Tauf geboten sey?

(*) Closse, im Büchlein von der Oberkeit.

23.

O frommer Christ, nun richt und sag,

Wie es die Heilig Schrift vermag,

Gieb Gott die Ehr und sag dabey,

Wer jetzt ein Wiedertäufer sey.

24.

Wir bitten euch alle zugleich

Ihr G’lehrten all, arm oder reich,

Ihr wollet Christi Lehr fortan

Nicht mit Muthwillen widerstohn.


 

Das 55. Lied.

Ein ander Lied vom Brodbrechen oder Abendmahl, mit was Weis die Christen das gebrauchen sollen.

Schmidt=Haus. Im Ton Pangelingua.  (16)

1.

O Gott Vater ins Himmels Throne

Der du uns hast bereit ein' Krone,

So wir in deinem Sohn beleiben,

Mit ihm hie dulden Creutz und Leiden,

In diesem Leben, uns ihm ergeben,

Nach seiner G’meinschaft allzeit streben.

2.

In deinem Sohn thust du uns sagen,

So wir Gemeinschaft mit ihm haben,

Und seinen Fußpfaden nachfolgen,

Thust uns mit deinem Geist versorgen,

Der hilft uns streiten zu allen Zeiten,

Wann der Weltfürst an uns thut reiten.

3.

Zu einem Haupt hast du uns geben

Dein'n lieben Sohn das reine Leben,

Der hat uns vorgebahnt die Strassen,

Daß wir sein G’meinschaft nit verlassen.

Alle so ihn erkennen, sich Christen nennen,

Sollen sich seiner Gestalt nicht schämen.

4.

Darum, o Christen=Häuflein kleine!

Laßt uns betrachten allgemeine,

Wie er uns vorgieng hie auf Erden,

Daß wir ihm auch gleichförmig werden,

In Lieb und Leiden in sein'm Bund bleiben,

Seins Fleischs und Bluts hie nit vermeiden.

5.

Also muß man die Speiß vernehmen,

Der Geist lehrt uns die G'meinschaft kennen

Von seinem Fleisch und Blut hie essen,

Der alte Mensch muß gar verwesen,

Mit seinen Werken, das soll man merken,

Der Geist Christi muß in uns würken.

6.

Dann Gott thät uns mit ihm versöhnen.

In seinem Sohn läßt er uns dienen,

Er ist der Felß und der Ecksteine,

Gesetzt zum Haus seiner Gemeine,

Sie ist sein Weib, Gesponß und Leibe,

Dadurch er sein Werk hie thut treiben.

7.

All Glieder an seinem Leibe,

Thun sein Werk allezeit hie treiben,

Nach seinem Willen bis in Tode,

Sie sind mit Christo hie ein Brode,

Das Brod ward brochen, wie er gesprochen,

Am Creutz für unsre Sünd durchstochen.

8.

Christus ist das Brod des Lebens,

Sein Fleisch und Blut ist vor uns geben,

Sein Geist lehrt uns die Speiß recht essen,

Thut uns ein'n neuen Rock anmessen,

Daß wir ihn kennen, sein Lieb uns brenne,

In diesem Fleisch sein Werk bekennen.

9.

Den alten Rock müß'n wir ablegen,

Und den alten Saurteig ausfegen,

Daß er sein Werk in uns mög haben,

Der alt schlauch mag den wein nit tragen,

Kann ihn nicht fassen, er thut ihn hassen,

Und kann nicht gehn auf dieser Strassen.

10.

Darum ihr neugeborne Christen,

Kommt her ohn allen Trug und Listeu

Zu diesem Österlämmlein schone

Deß Reich und G’meinschaft bleibt bestone.

Kammt her mit Freuden, in neuen Kleiden,

Das Böß und Gut thut unterscheiden.

11.

Dann welcher ist noch unbeschnitten,

Das irrdisch Reich noch unvermitten,

Und sich Christo nicht will ergeben,

Steht nicht in einem neuen Leben,

Thut allzeit hincken, von Sünden stinken,

Kann von ihm nicht essen noch trinken.

12.

Allein zu diesem Lämmlein kommen,

Die sein Zeugniß hond angenommen,

Sein Geist, das Wasser und auch Blute

Das ist aller Christen Haab und Gute.

Dran sie sich henken, das alt Fleisch ertränken,

Im Tauf sich ihm freywillig schenken.

13.

Christus läßt sein Wort ausgiessen,

Den Brunn des Lebens in uns fliessen,

So wir ihm aufthun unsre Herzen,

Und hie nit fürchten Creutz und Schmerzen,

Er giebt uns zu Hande, sein Geist zu Pfande

Der macht uns all sein Wahrheit kannte.

14.

Damit hat er uns auserkohren,

Im Geist und Wasser neugeboren,

Sein Blut thut uns von Sünd entsprengen

Wann wir uns mit der Welt nit mengen,

Und mit ihm sterben, setzt er uns zu Erben,

Wenn er die Welt will mit Plag verderben.

15.

So laßt uns nun mit Fleiß aufwachen,

Des Lämmleins G’meinschaft wohl betrachten

Laßt uns umgürten unsre Lenden,

Den Stab der Wahrheit in unsren Händen,

Uns auch wohl rüsten mit allen Christen,

Ein süß Brod ohn allen Trug und Listen.

16.

Dann alle Kinder Gott's des Herren

Kommen zu diesem Tisch, und zehren

Wohl von dem Lämmlein Gott's mit Eile

Auf seinen Weg ohn Ziel und Weile,

Nit darzu sitzen, das Fleisch muß schwitzen,

Woll'n wir mit ihm das Reich besitzen.

17.

Das Lämmlein wird mit Schmerz genossen

Mit bitter Salzen unverdrossen,

Dann wer mit Christo nicht will leiden,

Soll seines Fleischs und Bluts sich meiden,

Wer thut vor Creutz und Trübsal sorgen,

Dem bleibt der Leib Christi verborgen.

18.

Das Lämmlein muß man hie gar essen,

Mit aller G’stalt, und nichts vergessen

Von seinem Anfang bis ans Ende,

In Angst und Noth von ihm nit wenden.

Sich bey ihm halten, unzerspalten,

Der Glaub und Lieb muß nicht erkalten.

19.

Du mußt mit ihm ein Fremdling werden

Ohn Bürgerschaft auf dieser Erden,

Und tragen Liebe mit Gedulte,

Ob man dich haßt ohn alle Schulde,

Den Feind solt lieben, kein Menschen triegen,

Dein Fleisch im Staub der Erden biegen.

20.

Du mußt mit ihm auch gehn in Garten,

Des Kelchs nach's Vaters Willen warten.

Also muß man die Speiß vernehmen,

Was überbleibt, muß man verbrennen,

Das ist im letzten, in Angst und Nöthen,

Bis man das Fleisch hie gar thut tödten.

21.

Damit thät Christus uns zum letzten

Ein Nachtmahl seines Leibs einsetzen,

Da er ihn'n brach das Brod mit Danke,

Gab ihn'n den Kelch mit einem Tranke,

Dabey zu denken, was er uns thut schenken,

So wir uns an sein Leib thun henken.

22.

Dann bey dem Brod thät er anzeigen,

Wer seins Geists hat, der ist sein eigen.

Er ist von seinem Fleisch und Beine,

Ein Glied seins Leibs und seiner G’meine,

Die er wollt erwerben, und vor sie sterben,

Daß sie nicht mit der Welt verderben.

23.

Gleichwie ein Brod von vielen Körnlein,

Und ein Trank von vielen Beerlein,

Also seynd all wahrhaftig Christen,

Ein Brod ein Trank ohn Trug und Listen,

In Christo dem Herren, er thut uns nähren,

Die wahre Lieb und G’meinschaft mehren.

24.

So laßt uns nun mit Fleiß und Freuden

Den Leib des Herren unterscheiden.

Dann wer unwürdig ißt dies Brode,

Der ißt ihm selbst das Gericht und Tode,

Wer indem Herzen trägt Schalkheit u. Scherzen,

Dem kommt diß Brod zu einem Schmerzen.

25.

Wer nicht hat wahre Lieb mit Hulde,

Thut sich am Leib Christi verschulden.

Der ist ein falsches Glied am Leibe,

Wer im Herzen trägt Zorn und Neide,

Und diß Brod nehmet, sich ein Christen nennet,

Der wird gleich wie Judas abtrennet.

26.

Der Kelch bedeut uns Christi Leiden,

All die der Heil’ge Geist thut b'schneiden,

Als seine Reben an dem Stocke

In wahrer Lieb nach sein'm Gebote,

Die thut er tränken, aus sein'm Kelch schenken,

Den er an seinen Bund thut henken.

27.

Ihr grüne Reben an dem Stocke,

Seyd wohl getrost in aller Nothe,

So wir mit Christo wollen erben

Müssen wir mit ihm hie leiden und sterben,

Nach seinem Willen sein Bund erfüllen,

Hernach will er all'n Schmerzen stillen.

28.

Wo Christus ist zur Hochzeit g'laden,

Läßt er ein sauren Wein vortragen,

Den thut man hie zum ersten trinken,

In seinem Reich will er einschenken

Den Wein der Wahrheit und der Klarheit,

Seiner heilgen G’mein in Ewigkeit.

29.

Lob, Ehr und Preiß wir allzeit leisten,

Dem Vater, Sohn und Heil'gem Geiste,

Sein Herrlichkeit bleibt ewig stohne

So der ganzen Welt Pracht wird vergone.

Er wird bald kommen, erlösen die Frommen,

Wer das begehrt, der sprech auch Amen.


 

Das 56. Lied.

Ein ander schönes Lied von der Bruderschaft und Ordnung Christi, Matth. 18. Hans Straub.

Im Ton: Ich stund an einem Morgen.  (4)

1.

Durch Gnad so will ich singen,

In Gott's Furcht heben an.

Lieb Gott vor allen Dingen,

Den Nächsten auch so schon

Das ists Gesetz und Propheten zwar,

Die sollen wir treulich halten,

Das sag ich euch fürwahr.

2.

Dein'n Nächsten solt du lieben,

Als dich in Lieb und Leid,

Die Sünd solt du nicht üben,

Dann es ist grosse Zeit,

Recht zu thun soll'n wir heben an,

Christo Jesu nachzufolgen,

Sein Vorbild sehen an.

3.

Dein'n Nächsten solt du kennen

Ihm allzeit Guts beweiß,

Ich darf sie dir wohl nennen,

So hör und merk mit Fleiß,

Brüder und Schwestern zu der Stund,

So an Christum thun glauben,

Angenommen seinen Bund.

4.

Siehst du ihn übertreten,

Ein Sünde an dir thun;

Freundlich solt du ihn beten,

Aus Lieb ihm zeigen an,

Nur zwischen dir und ihm allein.

Thut er sich dann bekehren,

Solt du zufrieden seyn.

5.

Will er dich dann nicht hören,

Und dein Straf nehmen an;

Noch einem thu erklären,

Wie sein Sach sey gethan,

Und straft ihn wieder in geheim.

Will er euch auch nicht hören,

So sagt es der Gemein.

6.

Sein Handel solt anzeigen,

Wenn er entgegen staht,

Wird er sich dann thun neigen,

Und bitten Gott um Gnad,

So traget Christliche Gedult,

Thut Gott von Herzen bitten

Vor seine Sünd und Schuld.

7.

Will er die G’mein nicht hören,

Ihr Straf nicht nehmen an,

Thut die Zeugniß erklären,

Darnach laßt's Urtheil gahn,

Verkündt ihm Gottes Plag und Rach,

Wo er in Sünd verharret,

Die ihm wird folgen nach.

8.

Von ihm thut euch abscheiden

Wohl zu derselben Stund,

Halt ihn wie einen Heiden

Wie geredt hat Christi Mund.

Auch spricht Paulus ohn Trug und List,

Thut ihn von euch hinausse,

Wer ungehorsam ist.

9.

Diese Lieb solt du tragen,

Gegen den Nächsten schon,

Nicht Hinterred noch Klagen.

Wann er hat Uebels than,

Du habst ihn dann gestrafet nun,

Wie Christ und Paulus lehret,

Sonst wirst du dich vergehn.

10.

Dein'n Nächsten solt du lieben,

Sein'r Noth dich nehmen an,

Das findst du klar geschrieben,

Zu'n Römer am 12ten stahn.

Es zeigt Johannes offenbar,

Einander herzlich lieben,

Petrus meldt's auch gar klar.

11.

Die Liebe unsers Herren

Ist freundlich jedermann,

Viel Guts thut sie gebähren,

Den Last hilft tragen thun,

Beweißt darin'n den höchsten Fleiß

Geg’n jedermann auf Erden,

Nach ihres Vaters Weiß.

12.

Eigne Lieb solt du hassen,

Wie uns auch Christus lehrt,

Den Reichthum gleichermassen.

Was dein'n Nächsten beschwert,

Das solt du unterlassen schon,

Was du von mir wilt haben,

Solt auch ein'm andern thun.

13.

Die ohn Lieb wollen leben,

Deren Seel wird verletzt.

Das sagt uns Paulus eben:

Wenn er schon Berg versetzt,

Und geb sein Leib auch in den Tod,

So ist es doch vergeben,

Wenn er die Lieb nicht hat.

14.

Die Lieb thut sich nicht blähen,

Sagt die Schrift offenbar

Das soll man allzeit sehen

An der Christlichen Schaar

Einander lieben alle Stund

Sein's Worts uns nicht beschamen,

Aus unsers Herzens Grund.

15.

Der dieß Lied hat gesungen,

War gar ein alter Mann

Die Lieb hat ihn gedrungen,

Zum Preiß des Herren schon,

Die wahre Lieb auch nöthig ist,

Ich bitt von ganzem Herzen,

Daß uns Gott alle rüst.

16.

Hiemit will ichs beschliessen,

Dank Gott zu aller Stund,

Daß er uns hat lohn g'niessen

Der Christen neuen Bund,

Darinn die Lieb die Hauptsumm ist,

Begehrt darin'n zu bleiben,

Gelobt sey Jesus Christ.

Amen.


 

Das 57. Lied.

Ein anderes schönes Lied von der Liebe.

Leopold Schornschlager.

Im Ton: „Was woll'n wir aber heben an, von einem Fürsten lobesam.  (6)

1.

Die Lieb ist kalt jetzt in der Welt,

Ihr weder Jung noch Alt nachstellt,

Zu Grund will sie ganz fahren,

So sie doch ist des G’setzes End,

Wer die recht wüßt, auch Gott erkennt,

Würd auch bald neu geboren.

2.

Freundlich ist sie zwar in Geduld,

Ohn Eifer nimmt hin alle Schuld

Auf sich mit ganzem Willen,

Sie widerstreit noch zanket nicht,

Bläht sich nicht weit, ist Langmuths Sitt,

Thut allen Hader stillen.

3.

Hat züchtig Berd, nicht schandbar redt,

Stellt sich nicht schwer, haßt das Gespött,

Thut auch nicht eignes suchen,

Nicht bitter ist, noch zornig gech,

Daß alle Ding zum Guten sprech,

Enthält sich alles Fluchen.

4.

Des Unrechts freut sie sich gar nit,

Am Argen und auch am Unfried

Hat sie gar kein Gefallen,

Der Wahrheit g'schwind freut sie sich sehr,

Deckt zu die Sünd und hält die Lehr,

Und Gott's Befehl in allen.

5.

All Ding sie dult und gern verträgt,

Niemand beschuldt, aber bewegt

All Sach nach rechtem G’müthe,

Sie vertraut all Ding und hoffet all's,

Dult ist ihr Ring, streckt dar den Hals,

Daß sie Unfried verhüte.

6.

Ganz nimmermehr die Lieb vergeht,

Hört all's auf, sie allein besteht

Kann uns zur Hochzeit kleiden.

Gott ist die Lieb, die Lieb ist Gott

Hilft spat und früh aus aller Noth,

Wer mag uns von dir scheiden?

7.

All Kunst bläht auf, die Lieb nur baut,

Geht all's zu Hauf, was sie nicht schaut,

Und ordentlich regieret.

O Lieb! o Lieb! mit deiner Hand

Führ uns mit dir am Liebes=Band,

Dann falsche Lieb verführet.

Amen.


 

Das 58. Lied.

Ein ander schönes Lied. Von Othmar Rot, von St. Gallen, im Jahr 32 gedicht.

Im Ton: „Der Unfall reut mich ganz und gar.  (9)

1.

Mensch! wilt du nimmer traurig seyn,

So fleiß dich recht zu leben

Die Sünde bringt ewige Pein,

Darwider muß man streben.

Ueb dich mit Ernst, daß du recht lernst

Dich selbst am ersten kennen.

Dein Herz mach rein, und acht dich klein,

So mag man dich groß nennen.

2.

Sich selbst erkennen, ist dem schwer,

Der andern gern nachredte.

Gedächt er vorhin, wer er wär,

Fürwahr er solch's nicht thäte.

Sieh dich selbst an, laß Jedermann,

Ohn Nachred, schweig dein Munde,

Daß nicht am End du werdest g'schändt,

In ein'm unrechten Grunde.

3.

Wie du missest, so mißt man dir

Wie Christus hat gesprochen,

Er ist gerecht, thut dir wie mir,

Kein Sünd bleibt ungerochen.

Darum fürcht Gott, halt sein Gebot,

Kein Guts läßt er unbelohnet,

Bitt ihn um Gnad, gleich früh und spat,

Daß unser werd verschonet.

4.

Die Sünd zu meiden ist uns noth,

Wollen wir selig werden,

Dann fleischlich g’sinnet ist der Tod.

Wie Paulus uns thut melden.

Verlaß die Welt, Haab, Gut und Geld,

Wer stäts gedenkt ans Sterben,

Der hat zuletzt, erwählt das best,

Christ thut uns Gnad erwerben.

5.

Die Buß=Würkung in dieser Zeit

Ists allerbeste Vortheil,

Zu überwinden in dem Streit,

Eh man hört das letzt Urtheil.

Wer das veracht, und nicht betracht,

Muß schwere Rechnung geben.

Er seh' sich für, daß ihm die Thür

Nicht werd versperrt zum Leben.

6.

Kein bleibend Statt hond wir allhie,

Steht uns wohl zu bedenken.

Weiß auch niemand, wann oder wie

Der Tod ihn werde kränken.

Er wohnt uns bey, wir sind nicht frey

Ein Augenblick zu leben.

Dem Fleisch ist schwer, merk Knecht und Herr,

Wem Gott's Hülf nicht wird geben.

7.

Wer Gott liebt und seinen Nächsten,

Dem dient all Ding zu gute,

Es sey gleich Glück oder Bresten,

Durch G’dult empfaht gleich Muthe.

Er gibt und nimmt, wie es sich ziemt,

Ist redlich in all'n Sachen,

Er redt und lehrt, wie er begehrt

Ihm selbst sein Ding zu machen.

8.

Dann wer hie lebt in der Wahrheit,

Den will Gott nicht verlassen,

Er ist uns zu erhören b'reit,

So wir der Sünden hassen.

O Jesu Christ! dein Geist der ist

Ein Tröster unser Armen,

Verlaß uns nit, durch dein Vorbitt,

Thu dich unser erbarmen.

9.

Darbey will ich beschlossen hon

Allhie diß mein Gesange,

Ich halt, man soll mich recht verstohn,

Niemand säum sich zu lange,

Die Axt ist b'reit, an die Wurzel g'leit,

Thut uns Johannes sagen,

Siel Jahr sind für, näher sind wir

Gegen dem letzten Tage.

Amen.


 

Das 59. Lied.

Ein ander schön Lied. Schmit Hans und Georg von Ingersheim, der im Gefängniß entschlafen.

Im Ton: Eine veste Burg ist unser Gott.  (11)

1.

O Herre Gott vom Himmelreich,

Merk auf und sieh die Nothe,

Das jetzt treiben all Menschen gleich,

Dein Kind werden verspotte,

Die deinem Sohn jetzt folgen nach,

Leiden viel Schmach,

Von jedermann, viel leiden thun,

Man thut sie fast vertreiben.

2.

Ach daß dein Recht kein Vorgang hat,

Das thun wir dir, Herr, klagen,

Boßheit die hat gewonnen Statt,

Jetzt in den letzten Tagen.

Dein heilges Wort, an allem Ort

Nur ist ein Spott, das Böß man lobt,

Und thuts mit G’walt erhalten.

3.

Darum das Land voll Frevels ist,

Die Wahrheit ist gefangen.

Wer vom Bösen abweichet, wiß't,

Der leidet grossen Drangen.

Die Propheten zeigens an, erfahren schon,

Der fromme Mann muß kurzum dran,

Dem Raub wird er erlaubet.

4.

Ein groß Heer=Horn gibt jetzt sein'n Schall,

Thut uns vom Schlaf aufwecken,

Ein' groß Aufwischung überall

Des Herren Knecht will schrecken,

Man treibt sie von dem ihren aus,

Von Haab und Haus.

O Welt sieh auf! was dir zuletzt steh drauf,

Gott wird es an dir rächen.

5.

Dann Gott hat je die Frommen lieb,

Sein Augen auf sie sehen,

Ihr Blut nie ungerochen blieb,

Wie Joel solchs thut jehen.

Wenn er schon alles liesse nach,

Sein Zorn und Rach

Aber das Blut, der Frommen gut

Will er an ihn'n ersuchen.

6.

Die Welt nimmt sein Wort nimmer an,

Wie er selbst hat gesprochen

Mein'n G’salbten solt nicht übel thun,

Ich laß nicht ungerochen.

Die Welt kehrt sich doch nicht daran,

Sie greift sie an,

Aus Uebermuth, ihm eben thut

In sein’n Augapfel greiffen.

7.

Darum, o Welt, merk eben auf,

Der Tag der Rach wird kommen,

Da Christus wird erwecken auf,

Die Bösen und die Frommen

G’richt halten und geben Bescheid,

Wird manchem leid,

Nachdem er acht, sein Zeit verbracht

Ein'm jeden nach sein'n Werken.

8.

Dann werden in grossen Freuden stahn,

Die jetzt werden gedrungen,

Wie Christus selber zeiget an

Aus allem G schlecht und Zungen,

Dargegen der gottlose Hauf,

Merk eben auf,

Mit Schand und Schmach verstossen auch,

Ins Feu’r werden gebunden.

9.

Die nicht leben nach Gottes Wort,

Werden bald ausgerott,

Und erkennen in ihrer Noth,

Wen sie haben verspott;

Mit Schrecken und mit Seufzen groß,

Daß sie so blos

Gewandelt hie, in grosser Angst und Weh,

D’ Wahrheit hon sie verspottet.

10.

Sprechen werden in jener Zeit,

Die hie in Sünd irr gangen,

Haben verspott die frommen Leut,

Gebunden und gefangen,

Wie sind sie jetzund auserwählt, Und auch gazählt

Zu Gottes Kind! ach wie war'n wir so blind,

Daß wir sie nicht erkannten!

11.

Das werden reden in der Pein,

Die jetzt Gottes Wort verachten

Und Gottes Volk zuwider seyn,

Verspotten und verlachen,

Hond veracht des Gerechten Weg,

Den schmalen Steg,

Hond nur betracht das zeitlich Gut und Pracht,

Und sind darin'n umkommen.

12.

Die aber hie in dieser Zeit

Nach Gottes Willen leben,

Die werden haben ewig Freud,

Die ihnen Christ will geben.

Kein Zung das nicht aussprechen kann,

Ein solche Kron,

Die ewig bleibt, all Leid austreibt,

Furcht wirds nicht mehr berühren.

13.

Die hie mit Weinen säen thun

Werden mit Freuden erndten,

Wie die Propheten zeigen an,

Ihr Thrän'n abg’wäschen werden.

Darum ihr Brüder überall,

Freut euch mit Schall,

Seyd wohl gemuth,

Es wird noch alles gut,

So wir ans End verharren.

14.

Darzu helf uns der ewig Gott,

Daß wir die Kron erlangen,

Und uns nicht fürchten vor dem Tod,

Die wir seyn des HErrn G’fangnen.

Den Sieg helf er uns führen aus,

Dann dieses Haus

Gebauet ist, auf Jesum Christ,

Daß es kein Wind umstosse.

15.

Also woll'n wirs beschliessen thun,

Und loben unsern Herren,

Ihm auch all Sach befohlen hon,

Er woll sein Häuflein mehren,

Und seine Schäflein weiden thun

Auf rechter Bahn,

Auf dieser Erd, daß es erhalten werd

Durch Jesum Christum,

Amen.


 

Das 60. Lied.

Ein ander schön Lied, vom Christlichen Frauenzimmer.

Im Ton: „Der Unfall reut mich ganz.  (9)

1.

Der Glaub beschützt mich ganz und gar,

Und thut mich wohl behüten

Fürs Teufels List und seiner Schaar,

Es hilft auch nicht sein Wüten.

Dann Gottes Mund hat g'redt zur Stund,

Ich will bey dir beleiben

Bis zu dem End, von mir nicht wend,

Wer mir glaubt, wird nicht scheuben.

2.

Die Mäßigkeit auch wohnend ist

Allezeit bey den Frommen,

Damit sie auch vertreibt den List,

Und fleischlich Lust in Summen.

Der Zeit erwart, ist der best Hort,

Das hab ich wohl vernommen.

Die Tag gehn hin, sterben mein G’winn,

Will man es recht erkennen.

3.

Gewalt sein selbst ein hohe Kunst,

Wer diese recht thut lernen.

Darzu darf jeder Gottes Gunst,

Sonst fehlt am rechten kehren.

Da greif es an, so wirst bestohn,

Gott thut alles erkennen.

Dann Gottes Gnad behüt die Stadt,

Die du bald solt annehmen.

4.

Ein friedsam Mensch wohl machen kann,

Was wohlgefällt sein'm Herren,

Viel mehr dann ein gelehrter Mann

Welchen der Herr ist ehren.

Ja selig sind friedfertig Kind

In Freuden werden ruhen,

Hie in der Zeit, die Christus geit,

Die Herrlichkeit anschauen.

5.

Einfältigkeit der rechte Grund,

Darauf solt du vest bauen,

Geh damit um zu aller Stund,

Es wird dich nicht gerauen.

Solch's g'fällt Gott wohl, und also soll

All Creatur verlassen,

Und sey ganz rein, diß heißt Gott's G’mein,

Die wird er z'sammen fassen.

6.

Unschuld empfind auch manchen Stoß,

Sie muß sich auch viel leiden.

Im Psalmen steht ganz g’schrieben bloß,

Der Feind dich drum thut neiden,

Schweig deiner Seel klar Licht und hell,

Dein Recht wird Gott vorbringen,

Daß du am Tag, glaub mir die Sag,

Vor Freuden mögst aufspringen.

7.

Die Wahrheit kommt hie auf den Plan,

Und will sich hören lassen.

Von der solt du nicht abelan,

Daß du bleibst auf der Strassen

Zum ew’gen Reich, es gilt Gott gleich,

Du seyst reich oder arme,

Der mit umgeht, gar wohl besteht,

Sie will sich sein erbarmen.

8.

Keuschheit ist gar ein edle Kron,

Wems der Herr thut aufsetzen,

Sie gibt ihm gar ein edlen Lohn,

Dann Gott will sie ergötzen

Mit seinem Reich, ihm wird geleich

Der also wird beschnitten,

Ums Himmelreich, und ob ihn gleich

All Menschen thät vernichten.

9.

Sanftmüthigkeit gibt guten B'scheid

Und kehrt wohl an den Reichen.

Sie ist ganz fromm, thut niemand leid,

Thut sich freundlich erzeigen,

All's dultig leid, trägt keinen Neid,

Die Rach mag sie wohl bergen,

Heut gleich all's fährt, wie Gott begehrt,

Umfahet sie mit Sorgen.

10.

Verstand gibt auch der Heil'ge Geist,

Wie uns die Schrift thut sagen,

Ein solcher Trost wird uns beweißt,

Nach dem wir sollen jagen.

Nicht haben Ruh, spat oder fruh,

Jetzt in den letzten Tagen,

Und alle Zeit, die uns Gott geit,

Daß wir g’nug mögen haben.

11.

Einfältigkeit ist auch bereit,

Und läßt sich nicht verbittern,

Dargegen Stettigsinnigkeit

Will sich nicht lassen mildern,

Veracht das Wort, dünkt sich so zart,

Man soll sie nicht anrühren.

O Gott gib b’hend, wer diese seynd,

Daß sie uns nicht verführen.

12.

Die Lieb ist gar ein starkes Band,

Sie thut zusammen fassen,

Was wir davon jetzt singen schon,

Wird sie nicht fehlen lassen.

Zu dieser Zeit, schweig, leid und meid,

Und laß dich nicht erschröcken.

Du treuer Knecht, schau, geh nur recht,

Der Herr wird all's aufdecken.

13.

Jetzund ist g’nug zu dieser Stund

Von zwölf Jungsrauen g’sungen.

Gottseligkeit bringt uns zum Grund,

Daß wir den Sabbath finden.

Das einig Ein, der mit ihm hätt g'mein

Im Himmel und auf Erden.

Dahin tracht wohl, so gings wie's soll,

Besser könnt es nicht werden.

Amen.


 

Das 61. Lied.

Dieß Lied haben die sieben Brüder im Gefängniß zu Gmünd gemacht, jeder ein Gesetz.

Und geht Im Ton: „Aus tiefer Noth schrey ich zu dir, HerrGott ⁊c (3)

1.

Aus tiefer Noth schrey ich zu dir,

Ach Gott erhör mein Rufen,

Dein Heil'gen Geist send du zu mir

Hilf uns in Nöthen tiefen,

Wie du Christe bisher hast thon,

Auf dein Befehl wir uns verlohn,

Die Heiden woll'n uns tödten.

2.

Das Fleisch ist schwach, das weißt du wohl,

Es fürcht ein kleinen Schmerzen.

So füll uns nun deins Geistes voll,

Deß bitt'n wir dich von Herzen.

Daß wir ans End mögen bestehn,

Und tapfer in das Leiden gehn,

Und nicht fürchten den Schmerzen.

3.

Der Geist ist b'reit und willig schon,

Das Leiden zu begehren,

Durch Jesum Christ dein'n lieben Sohn,

Wöllst uns, o Herr, erhören!

Bitten dich auch vor unser Feind,

Die leider gar unwissend seynd,

Denken nicht an dein Zoren.

4.

Wir bitten dich Vater und Herr

Als deine liebe Kinder.

Durch Christ dein kleines Häuflein mehr,

Ein Licht in ihn'n anzünde,

Dasselb wär unsers Herzens Lust,

Darnach uns hungert und auch durst,

Würd uns groß Freude bringen.

5.

In Gnad hast du uns g’nommen an,

Zu Dienern dir uns g'machte.

Das hab'n wir all mit Willen thon,

Mit deiner Hülf vollbrachte.

In deinem Wort erhalt uns rein,

Wir gehren dir g’horsam zu seyn,

Gieb uns nur Hülf und Troste.

6.

Du bist, Herr Gott, der Schutze mein,

An dich woll'n wir uns heben,

So ist es als ein kleine Pein,

Wenn man uns nimmt das Leben.

Du hast uns b'reit in Ewigkeit,

So wir hie leiden Schmach und Streich,

Es wird nicht seyn vergebens.

7.

Leib Leben, Seel und Glieder auch,

Hond wir von dir empfangen,

Die woll'n wir dir aufopfern doch,

Zu Lob und Preiß dein'm Namen.

Es ist doch nichts dann Staub und Koth,

Den Geist befehlen wir, o Gott,

Nimm ihn zu deinen Händen.

Amen.

Laus Deo.


 

Das 62. Lied.

Ein Klag=Lied, über die schnelle Gericht und Urtheil.

Im Ton: „Was wird es doch des Wunders noch.“  (9)

1.

Christe mein Herr, ich bin ganz ferr

Von deiner Lieb gescheiden,

Der Widerspan theilt mich von dann,

Setzt mich in Angst und Leiden,

Bringt mich in Schuld: Herr gieb mir dult,

Daß ich mög überwinden.

Ich hoff, die Zeit sey nimmer weit,

Es wird sich alles finden.

2.

Allein bey dir, o Herr hilf mir,

Steht all mein Thun und Lassen,

Ein armer Mensch, du mich recht kennst,

Der Satan thut mich hassen.

Schaff mir Beystand, löß auf die Band

Der Teufel und der Höllen.

Dein Vater bitt, daß er mich nit

So gar verlassen wolle.

3.

Ein rein Gericht verändert nicht,

Was Gott's Geist thut beschliessen.

Es muß fort gahn, was er faht an,

All' Menschen zeugen müssen.

Wo das nicht ist, rein Urtheil g’wißt

Kein eignen Sinn kann haben.

So mags nicht b'stahn, es ist ein Wahn,

Zerspaltung thut es tragen.

4.

Nun merk gar wohl, daß man nicht soll

Schnell und gech Urtheil führen.

Niemand zu Lieb oder zu Leid,

Es will sich nicht gebühren,

Sondern mit Schmerz, es gilt kein Scherz,

Du wirst dich selbst verderben.

Ohn Grund fecht nit, durch Gott ich bitt,

Gedenk du müßt auch sterben.

5.

Eh daß du richst, dich wohl besicht,

Kein Schuld auf dich werd funden.

Hast Zeugniß g'hört und biß gewährt

So merk auf Zeit und Stunden,

Und auf die That, ob jemand hat

Mit Grund darwider z'legen.

So merk du schon, obs mög bestohn

Dem Urtheil g’wonnen z’geben.

6.

Nimm dir der Weil, nicht übereil,

Hör mit Gedult die Worte,

Was man dir sagt, frey, unverzagt,

Dring niemand gar zu harte,

Aus Bitterkeit thu niemand leid

Fürcht Gott in allen Sachen.

Hat er die Schuld, wart mit Gedult,

Gott wirds mit ihm wohl machen.

7.

Ich trau auf Gott, in meiner Noth,

Er wird von mir nicht lenken,

Wer wid'r mich ist zu dieser Frist

Wird sich wieder bedenken.

Was er hab thon, wird nicht bestohn,

Es muß offenbar werden

Wo der Grund liegt, o Mensch erwiegt!

Wohl hie auf dieser Erden.

8.

Unzeitig Straff nur Unfried schafft,

Das hab ich oft erfahren

Wird nicht durch Gottes Geist betracht,

Bringt nur der Seelen Schaden.

Ung'wisses Ziel, macht Spaltung viel,

Die Frucht thut draus entspringen,

Dran wird erkennt kein gutes Kind,

Der Baum muß gar verbrennen.

9.

So bitt ich doch, Gott woll uns noch,

Und alle die's begehren,

Mit ihm seyn eins, daß deren keins

Wohl hie auf dieser Erden

Zur Straf behalt, von hinnen spalt,

Sondern wollst hie ablegen,

Mit seinem Theil, Gnad, Fried und Heyl

Woll Gott durch Christum geben.

10.

Fechten und Streit, zu dieser Zeit,

Ist unser Ritterschafte,

Mit unsern Feind, der'r gar viel seynd,

Durch Göttlich Hülf und Krafte,

Zu Preiß und Lob, dem der dort ob

Im ewigen Licht thut wohnen.

Der woll behend am letzten End

Unser aus Gnad verschonen.

Amen.


 

Das 63. Lied.

Ein ander schön Lied.

Im Ton: „Wiewohl ich jetzt ganz elend bin.

Oder in Jörg Wagners Weiß.

Oder wie man das Vater Unser, und die sieben Wort, singet.  (5)

1.

Herr Gott Vater im Himmelreich

Hör unser Klag, die wir zugleich

In Trübsal vor dich bringen.

Der frevel Hauf will uns von dir

Und deiner Wahrheit bringen.

2.

Du haft uns durch dein lieben Sohn

Herzlich geruft, wir sollen nun

Zu dir dem Heiland kommen,

So wollst du uns erquicken thun,

Ruh geben mit allen Frommen.

3.

Dein Wort wir haben g'nommen an,

Folgen dir nach auf rechter Bahn,

Mit treuen G’müth und Herzen.

Darum die Welt uns hassen thut,

Fügt uns zu Pein und Schmerzen.

4.

Diß aber uns befremdet nit,

Christ, unser Meister, hat mit Sitt

Uns solchs zuvor thun sagen,

Welcher da will mein Jünger seyn,

Muß das Creutz mit mir tragen.

5.

So lob'n wir dich Herr Jesu Christ

Daß dein Wort auch zu dieser Frist

An uns erfüllt thut werden,

Daß man uns um die Wahrheit dein

Durchächt auf dieser Erden.

6.

Dann wir dabey erkennen fein,

Daß wir dein rechte Kinder seyn.

Die wollen wir auch bleiben,

Und dir nachfolgen bis in Tod,

Nichts soll uns von dir treiben.

7.

Durch dein Hülf und Göttliche Kraft,

Welche die Schwachen macht sieghaft,

Hoff'n wir zu überwinden.

O Herr, laß du uns deinen Trost

Immer und mehr empfinden.

8.

Obschon die gottlos Rott so rauch

Handelt nach ihrer Väter Brauch,

Mit Pein an uns handthieren,

So stärk du uns durch deinen Geist,

Daß uns kein Zagheit rühre.

9.

Ja ob das G’schlecht verstocket hart,

Sich stellt nach Mörderischer Art,

Dräut uns den Leib zu nehmen,

So gib du uns mit Freudigkeit

Dein Wahrheit zu erkennen.

10.

O Gott! wir bitten dich hiemit

Zum Tod wollst ihnen rechnen nit,

Was sie an uns vollbringen.

Dann sie sind doch unwissend gar,

Verblendt zu allen Dingen.

11.

Sie haben einen Weg vor ihn'n,

Der sie trägt zur Verdammniß hin,

Den halten sie für rechte

Darauf sie uns mit ihn'n zu gehn

Bezwingen wollen schlechte.

12.

Wir aber sind berichtet schon,

Was für ein Weg wir sollen gohn,

Lass'n uns nicht anders lehren.

Mit Gottes Hülf von diesem Weg

Soll uns gar nichts abkehren.

13.

Das thut dem Teufel in sein'm Reich,

Dem Papst und andern mehr zugleich,

Gar aus der Massen Zoren,

Daß an uns Christi Schäflein klein

Ihr Anschlag ist verloren.

14.

Toben und wüten immer fort,

Ein jeder Theil an seinem Ort

Die Wahrheit will verdrücken.

Die Frommkeit hat bey ihn'n kein Platz,

Muß sich leiden und schmücken.

15.

Wer nicht will ihres Willens seyn,

Muß einnehmen viel Schmach und Pein,

Das hond wir wohl erfahren.

Welch's Geists sie aber Kinder seyn,

Thun sie fein offenbaren.

16.

Der arg Satan, die alte Schlang,

Ein Mörderin von Anefang,

Dem sie sich hond verflichtet,

Derselbig sie regieren thut,

Und ganz nach ihm abrichtet.

17.

Die unwissend und gottloß Schaar

Hielt uns g'fangen vier ganzer Jahr

Zu Wicklingen auf dem Schlosse.

Da mußten wir um d’Wahrheit gut

Leiden viel Zwang sehr große.

18.

Aus altem Haß, teuflischem Neid

Hat man uns da ein' lange Zeit

Mit Wasser und Brod gespeiset.

Aber der Name Gottes hoch

Sey darum hoch gepreiset.

19.

Der uns doch wie ein treuer Gott

Beysteht, uns hilft in aller Noth,

Und giebt uns viel Gedulte,

Ja mach uns ein Auskommen fein,

In seiner Gnad und Hulde.

20.

Wie er dann auch von Anfang her

Allen Frommen in Noth und G’fähr

Gar fein zu Hülf ist kommen,

Also hat er sich unser auch

Zu dieser Zeit ang’nommen.

21.

Wir haben uns sein'r Güte groß

Zu erinnern ohn Unterlaß,

Die er uns und den Alten

Beweißt, und eh bewiesen hat,

Die steif an ihme halten.

22.

Wie hat er nur den Eliam,

Den Daniel, Jeremiam,

In Hungers=Noth thun speisen:

Deß sollen wir ihn heute noch

Vor seine Güte preisen.

23.

Wann wir sein'r Güte denken nach,

Wie er sein Volk Israel auch

Speiset mit Himmel=Brodte,

Wir trösten uns desselben noch,

In unsrer grossen Nothe.

24.

Ob man uns schon am Leibe hie

Verjagt und quälet spat und früh,

Daß sich der muß verzehren,

Was liegt daran, wann nur der Herr

Die Seel uns kann ernähren?

25.

Hiemit wir uns mit ganzem G’müth

Verlassen auf des Herren Güt,

Die wird ob uns hie walten.

Er machs mit uns nach seinem Will,

Thu uns nur fromm erhalten.

26.

Brüder und Schwestern allzugleich

Wißt daß wir sind des Trostes reich.

Allein in uns der Herre

Würket bisher durch seine Kraft,

Zu seines Namens Ehre.

27.

Ohn sein Kraft wir vermögen nicht,

All unser Stärk wär doch entwicht,

Das Fleisch ist doch kein nütze,

Aber der Herr durch seinen Geist

Stärk uns widers Feinds Trutze.

28.

St. Paul dasselb auch zeiget an,

Daß kein Kraft nichts vollbringen kann,

Es thuts allein der Herre.

Dem sey von uns viel Lob gesagt,

Von jetzt und immermehre.

Amen.


 

Das 64. Lied.

Ein ander schön geistlich Lied, von der zukünstigen Herrlichkeit.

Im Ton: „Hinweg ist mir genommen.

Oder: „All die ihr jetzund ⁊c. H. Walter.  (7)

1.

Herzlich thut mich erfreuen

Die liebe Sommer=Zeit,

Wann Gott wird schön verneuen

Alles zur Ewigkeit,

Den Himmel und die Erden

Wird Gott neu schaffen gar.

All Creatur soll werden

Ganz herrlich, hübsch und klar.

2.

Die Sonn wird neu und reine,

Der Mond und Sternen all

Gar vielmahl heller scheinen,

Daß man sich wundern soll.

Das Firmament gemeine

Wird Gott auch schmücken fein,

Das wird er thun alleine,

Zu Freud der Kinder sein.

3.

Also wird Gott neu machen,

Alles so wonniglich,

Vor Schönheit wirds gar lachen,

Und alles freuen sich.

Von Gold und Edelsteine

All Ding wird seyn geschmückt,

Mit Perlen groß und kleine,

Als wär es ausgestickt.

4.

Kein Zunge kann erreichen

Die ewig Zierheit groß

Man kanns mit nichts vergleichen,

Die Wort sind viel zu bloß.

Darum wollen wirs sparen

Bis an den Jüngsten Tag:

Dann werden wir erfahren,

Was Gott ist und vermag.

5.

Dann Gott wird bald uns allen,

Was je gebohren ist,

Durch sein'r Posaunen=Schalle

In sein'm Sohn Jesu Christ,

In unserm Fleisch erwecken

Zu grosser Herrlichkeit,

Und klärlich uns entdecken

Die Wonn und ewig Freud.

6.

Er wird uns unser Leben,

Den Leib mit Haut und Haar

Ganz völlig wieder geben,

Das ist gewißlich wahr.

Uns Leid und Seel verklären,

Schön, hell, gleichwie die Sonn,

Nach Lust wie wirs begehren,

Uns geben Freud und Wonn.

7.

Sein Engel wird er schicken

Der Herr Christ unser Trost,

Ihm entgegen zu zücken.

Der uns aus Lieb erlößt,

Wird uns gar schön empfangen

Mit aller Heilgen Schaar

In seine Arm umfangen,

Und uns erfreuen gar.

8.

Da werden wir mit Freuden

Den Heiland schauen an,

Der durch sein Blut und Leiden

Den Himmel aufgethan,

Die liebe Patriarchen,

Propheten allzumahl,

Apostel und Getöd'ten,

Bey ihn’n ein grosse Zahl.

9.

Die werden uns annehmen,

Als ihre Brüderlein.

Sich unser gar nicht schämen,

Uns mengen mitten ein.

Wir werden alle tretten

Zur Rechten Jesu Christ,

Als unsern Gott anbeten,

Der unsers Fleisches ist.

10.

Er wird zur rechten Seiten,

Uns freundlich sprechen zu,

Kommt ihr Gebenedeyten,

Zu meiner Ehr und Ruh,

Jetztund solt ihr ererben

Meins liebsten Vaters Reich,

Das ich euch thät erwerben,

Drum seyd ihr Erben gleich.

11.

Alsdann wird Gott recht richten

Die gottloß böse Welt.

Das höllisch Feu'r soll schlichten

Die Sünd mit baarem Geld

Den Teufel und sein Rotte,

Die Heuchler, Mammons=Knecht,

Wird Gott zu Schand und Spotte

Urtheilen nach sein'm Recht.

12.

Wird sich gar zornig stellen,

Wer g’hört zur linken Hand,

Ein recht gleich Urtheil fällen,

Mit Worten so genannt:

Geht hin all ihr Verfluchten

Zum höllschen Feur erkannt,

Ihr Bösen und Verruchten,

Ins Teufels Strick und Band.

13.

Also wird Gott erlösen

Uns gar aus aller Noth,

Vom Teufel, allem Bösen,

Von Trübsal, Angst und Spott,

Von Trauren, Weh und Klagen,

Von Krankheit, Schmerz und Leid,

Von Schwermuth, Sorg und Zagen,

Von aller bösen Zeit.

14.

Dann wird der Herr Christ führen

Uns die wir ihm vertraut,

Mit grossem Jubiliren,

Zum Vater seine Braut.

Der wird uns bald schön zieren,

Und freundlich lachen an,

Mit edlem Balsam schmieren,

Mit G’schmuck begaben schon.

15.

Die Braut wird Gott neu kleiden

Von seinem eignen G’schmuck,

In güldne Stück und Seiden,

In einem bunten Rock,

Ein güldnen Ring anstecken

Der wahren Lieb zum Pfand,

Ihr Scham auch wohl zudecken,

Daß sie nicht werd erkannt.

16.

Gott wird sich zu uns kehren,

Ein'm jeden setzen auf

Ein güldne Kron der Ehren,

Uns herzlich lieben drauf,

Wird uns an sein Brust drücken

Freundlich und väterlich,

An Leib und Seel uns schmücken,

Mit Gaben säuberlich.

17.

Er wird uns fröhlich leiten

Ins himmlisch Paradeis,

Die Hochzeit zu bereiten,

Zu seinem Lob und Preiß.

Da wird seyn Freud und Wonne,

In rechter Lieb und Treu,

Aus Gottes Schatz und Bronne,

Und täglich werden neu.

18.

Da wird man hören klingen

Die rechten Saiten=Spiel,

Die Music=Kunst wird bringen

In Gott der Freuden viel.

Die Engel werden singen,

All Heilgen Gottes gleich,

Von Himmelischen Dingen,

Hoch in dem Himmelreich.

19.

Kein Ohr hat je gehöret,

Kein Aug gesehen nicht,

Die Freud so Gott beschehret

Und denen zugericht,

Die Gott werden anschauen,

Von hellem Angesicht,

Lieblich mit ihren Augen,

Das ewig wahre Licht.

20.

Also wird Gott erfüllen,

Alles durch seine Kraft,

Nach seines Volkes Willen,

Durch seinen Geist und Saft.

Will sich ganz selbst zu eigen

Uns geben völliglich,

Und all sein Gut uns zeigen

In Christo stätiglich.

21.

Mit Gott wir werden halten

Das ewig Abendmahl,

Die Speiß wird nicht veralten

Auf Gottes Tisch und Saal.

Wir werden Früchte essen

Vom Baum des Lebens stät,

Vom Brunn des Lebens fliessen,

Trinken zugleich mit Gott.

22.

All unser Lust und Willen,

Was unser Herz begehrt,

Was wir nur wünschen wöllen,

Soll alles seyn gewährt,

Deß werden wir uns freuen

Gott loben ewiglich.

Von wahrer Lieb und Treuen

Jeder wird freuen sich.

23.

Wir werden stäts mit Schalle

Vor Gottes Stuhl und Thron,

Mit Freuden singen alle,

Ein neues Lied gar schon.

Lob, Ehr, Preiß, Kraft und Stärke,

Gott Vater und dem Sohn,

Des Heilgen Geistes Werke,

Sey Lob und Dank gethan.

24.

Mit Freuden werden singen

Die Kinder Gottes all,

Das Lob dem Herren bringen

Mit freudenreichem Schall,

Durch Christi Geist und Gaben,

Wird nimmermehr vergehn,

Viel grösser dann wir glauben,

Vor Gott im Werk bestehn.


 

Das 65. Lied.

Des Dichters Zugab, –

Mag auch in voriger Weiß gesungen werden.  (7)

1.

Föhlich pfleg ich zu singen,

Wann ich solch Freud betracht,

Und geh in vollem Springen,

Mein Herz vor Freuden lacht,

Mein G’müth thut sich hoch schwingen,

Von dieser Welt und Macht,

Sehn' mich zu solchen Dingen,

Der Welt ich gar nicht acht.

2.

Drum woll'n wir nicht verzagen,

Die jetzt in Trübsal seynd,

Und die die Welt thut plagen,

Ist ihnen Spinnen feind.

Sie wollen ihr Creutz tragen,

In Freuden mit Gedult,

Auf Gottes Wort sich wagen,

Sich trösten seiner Huld.

3.

Wer Gottes Reich und Gaben

Mit Gott ererben will,

Der muß hie Trübsal haben,

Verfolgung leiden viel.

Das soll ihn aber laben,

Es währt ein kleine Zeit,

Der held wird bald her traben,

Sein Hülf ist g’wiß nicht weit.

4.

Indeß die Welt mag heuchlen,

Gott spotten immer hin

Und um G’nieß willen schmeichlen,

Klug seyn in ihrem Sinn,

Ihr Sachen listig biegen,

Nachdem der Wind her geht,

Aus Furcht die Wahrheit schmiegen

Was jetzt am Tage steht.

5.

Man laß die Welt nur toben,

Und redlich lauffen an,

Es sitzt im Himmel droben

Gottlob ein starker Mann,

Er wird gar bald aufwachen,

Der ewig straffen kann,

Der Richter aller Sachen,

Er ist schon auf der Bahn.

6.

Der Bräut'gam wird bald ruffen,

Kommt her, ihr Hochzeit=Gäst.

Ach Gott! daß wir nicht schlieffen,

In Sünden schlummern fest,

Bald hon in unsern Händen

Die Ampel klar und licht,

Und uns nicht dörfen wenden

Von deinem Angesicht.

7.

Der König wird bald kommen,

Die Hochzeit=Gäst besehn.

Wer vor ihm wird erstummen,

Dem wirds gar übel gehn.

O Gott, hilf daß ich habe

Das recht hochzeitlich Kleid,

Den Glauben deiner Gabe,

Zu geben rechten B’scheid.

8.

Ach Gott, durch deine Güte

Führ mich auf rechter Bahn,

Herr Christ mich wohl behüte,

Sonst möcht ich irre gahn.

Halt uns im Glauben feste

In dieser bösen Zeit.

Hilf daß ich mich stäts rüste

Zur ew’gen Hochzeit=Freud.

9.

Hiemit will ich beschliessen

Diß fröhlich Sommer=Lied.

Es wird gar bald ausspriessen

Die ewig Sommer=Blüth,

Das ewig Jahr herfliessen.

Gott geb im selben Jahr,

Daß wir der Freud geniessen

Amen, das werde wahr.


 

Das 66. Lied.

Ein ander schön geistlich Lied, von dem Unterscheid der beyden Schwerdter, nämlich des Schwerdts der Nach, und des Geistes.

Im Ton, wie H. Büchels Lied.

Oder: „Es gab sich auf eine Zeit.  (15)

1.

Eins Morgens früh vor Tage,

Als ich erwachet war,

Hört ich ein' schwere Klage,

Von ein'm gottsfürcht'gen Jüngeling,

Vor Gott redt er viel schöner Ding.

2.

O Gott Vater in Ewigkeit!

Sprach sich der Jüngeling,

Klag dir meins Glaubens Schwachheit,

Frag dich mein Gott ins Himmels Thron,

Ob du mir woll'st ein Antwort thun?

3.

Sprach Gott die ewig Weißheit:

Was du begehrest Jüngeling

Von mir daß ich dirs sage,

Der Kranken ich ein Artzte bin,

In Christo such, da findst du ihn.

4.

Die G'sundheit hab ich funden

In Christo deinem Sohn,

Dank dir, o Gott, der Stunden,

Daß du mein Herz in Fried gestellt,

Aber an mir gar viel noch fehlt.

5.

Gott spricht: Lern von mein'm Sohne

Herzlich Demüthigkeit,

So wirds dir fallen ane,

Durch G’dult und Schmach in aller Pein,

Heb auf dein Creutz, trett nach mir ein.

6.

Des Creutz's und Jochs, mein Herre,

Ich mich nicht wehren will,

Bitt aber dich gar sehre,

Um Kraft der G’dult, dieweil nicht ist

Bey mir, zu b’stehn zu aller Frist.

7.

Sprach Gott das ewig Gute:

Mein Sohn du liebes Kind,

Weil du hast gringen Muthe,

Wiß daß ich treu und wahrhaft bin,

Lad niemand z'viel auf, deß tröst dich mein.

8.

Von wegen deiner Zusag,

Ist diß mein erste Frag,

Ob der G’walt auch Macht hab.

Zu zwingen Glaubens=Sach auf Erd,

Und er ins Reich Christi gehört?

9.

In mein Reich hört kein Zwangen,

Durch Mose G’setz und Schwerdt.

Christi Reich ist ang'fangen,

Wer will, der komm mit Eil bereit,

Wer nicht will, der kriegt ewig Leid.

10.

Wer sich deiner Lehr annimmte

Durch G’dult und Glaub auf Erd,

Bald ist der G’walt ergrimmte,

Fährt g'schwind mit ihm ins G’fängniß hin.

Von dir abwenden steht ihr Sinn.

11.

Kein Trübsal laß dich wenden

Von mir, du liebes Kind,

Ihr Herz steht in mein'n Händen,

Auch sind all Haar deins Haupts gezählt,

Der'n keins ohn meinen Will'n abfällt.

12.

Auf dich will ichs recht wagen,

Gott biß mein's Munds Dolmetsch,

Noch thut der G’walt mich fragen,

Ob er nit Christlich fähret hie,

So er das Schwerdt braucht spat und früh?

13.

Geists Schwerdt ist übergeben

Christo, und nicht dem G’walt,

Damit zu widerstreben

Dem Feind in aller Noth mit G’dult,

Wer anders fecht, verleurt mein Huld.

14.

Geists Schwerdt will jetzt nicht haben

Die weltlich Obrigkeit,

Thut bald hoch einher traben,

Sagt wann mans Schwerdt nit brauchet hie,

So würd man leben wie das Vieh.

15.

Ist doch das Schwerdt gegeben

Allein zur Rach und Straf,

Deren die übel leben.

So lang bis auf bestimmte Zeit,

Wie Daniel und Paulus sait.   Römer 19. Daniel 9.

16.

Dabey will jetzt nicht bleiben

Das Schwerdt der Obrigkeit,

Ihr'n Titel thut ausschreiben

Ein Schutz Christlichen Glaub'ns auf Erd

Und das so lang ihr Leben währt.

17.

Den G'walt hab ich nicht g'schaffen,

Daß er solchs straffen soll,

Unwilligs Herz mit Waffen,

Gezwungen Dienst ich nicht begehr,

Noch den Herrscher, laut meiner Lehr.

18.

Dir Gott klag ich mein Nothe,

Schau was beschwert mein Seel.

Sie stell'n in Wein und Brode

Und allen Geist ins Element,

Wers nit glaubt, wird köpft oder brennt.

19.

Hüt dich, mein lieber Jüngeling,

Glaubs nicht, geh aus von ihn'n,

Der Seelen=Speiß acht nicht so ring,

Such dich in keiner Creatur,

Allein in Christo rein und pur.

20.

Hoch kümmert mich und harte

Das Schwerdt der Oberkeit

Sich wider dich so spärte,

Sagt du habsts in dein Reich beruft.

Dardurch die G’wissen seyn vergift.

21.

Was kümmert dich so sehre,

Sprach Gott der herrschend Herr,  Matthäus 24. Daniel 9.

Schwerdt ist ein Grimm mein's Zoren,

Damit ich straf gleich Böß und Gut,

Auch meine Kind mit dieser Ruth.

22.

Daß ich dich drum begrüsse,

Ich armes Würmelein,

Macht daß ich gern wolt wissen,

Weil der Gewalt in dieser Welt,

Sich also an dein Statt gestellt.

23.

Wer sich dahin thut stellen,

Sprach Gott der höchste G’walt,

Muß seyn der Teufel G’selle,

Als der wüst Greuel in der Welt,

Wie ich durch Daniel hab gemeldt.

24.

So bitt ich dich mein Herre

Hoch in des Himmels Thron,

Wollst mir den Glauben mehren,

Vor ein'ger Rach bewahr mich schon,

In Nöthen woll'st mir Beystand thun.

25.

Mein Reich wird recht erhaben,

Sprach Gott Vater im Sohn.

Wer überwindt im Glauben,

In Lieb und G’dult zu aller Frist,

Hat keinen Schirm dann Jesum Christ.

26.

Daß der Glaub hat kein Schutze

In dieser ganzen Welt,

Beweißt ihr Grimm und Trutze.

Bin wohl vergnügt durchs Worte dein,

Bitt dich, o Gott, wollst Schildmann seyn.

27.

Darum weil der G’walt suchet

Allein sein Ehr und Nutz,

Die Kinder mein verfluchet,

Tödten und rauben jämmerlich,

In meinem Zorn will rächen ich.

28.

O Gott mein'r Seelen Heyle!

Hat dann der irrdisch G’walt

In deinem Reich kein Theile?

So ist mirs doch doch ein Herzenleid,

Daß ein Mensch stirbt in Ewigkeit.

29.

Gott wird die Schwerdter beyde,

Jedes an seinem Ort,

Dort von einander scheiden.

Das geistlich in mein Reich gehört,

Das weltlich wird hinaus gesperrt.

30.

Lob, Ehr sey Gott im Throne,

Auch in dem Heil'gen Geist,

Und seinem lieben Sohne,

Dem Wesen der Dreyeinigkeit,

Daß mir die Antwort hast gesait.

31.

Darbey laß du es bleiben,

Die Nach ist mein allein,

Ich kanns gar wohl aufschreiben,

Ein'm jeden, darnach er sich hält,

Vergelt ich wie es mir gefällt.

32.

Der dies Lied setzt zusammen,

Deß Herz kennt Gott allein,

Hats thun in Christi Namen,

Durch Aussprechung des Heil'gen Geists,

Gott g’hört die Ehr, er hats geleist.

Amen.


 

Das 67. Lied.

Ein anderes schönes Lied.

Geht Im Ton: „An Wasserflüssen Babylon.  (10)

1.

Das Wort der Wahrheit Jesu Christ,

Als selbst der Erstgebohren,

Der neuen Menschen Vater ist,

Das alt Fleisch ist verloren.

Machts neu durchs himmlisch Wasserbad,

Daß ihn die Sünde gar nicht schad,

Thut die von neuem gebähren,

Im himmlischen Jerusalem,

Erzeugt Gott's Kinder angenehm,

Thut sie durch sein Geist lehren.

2.

Der Schöpfer auch hie Vater heißt,

Durch Christum seinen Sohne.

Da würket mit der Heilig Geist,

Einiger Gott drey Namen,

Von welchem kommt ein Gottes Kind,

Gewaschen ganz rein von der Sünd,

Wird geistlich g'speißt und tränket

Mit Christi Blut, sein Willen thut,

Irdisch verschmächt aus ganzem Muth,

Der Vater sich ihm schenket.

3.

Wann nun das Kind geheiligt ist,

Thut uns Sanct Paulus lehren,

Im Namen und im Wesen Christ,

Und im Geist unsers Herren,

Sein Fleisch er dann auch zeigt und lehrt,

Und alle Ding nach Christo kehrt

Mit Bäten und mit Wachen,

Sein Sünd beweint, und wird ihr feind

Mit Gott er sich herzlich vereint,

Das macht all Engel lachen.

4.

Gehorsamlich der Mensch dann lebt,

In Gottes Furcht und Willen,

Sein Herz stäts nach dem Himmel strebt,

Das G’setz thut er erfüllen.

Er glaubt und liebt, niemand betrübt,

In Gottes Wort sich herzlich übt,

Das ist sein Speiß und Leben.

Die Christlich Zucht und Glaubens Frucht

Die Christus bey den Seinen sucht,

Thut reichlich von sich geben.

5.

Also wächst auf täglich das Kind.

Vor Gott und vor den Leuten,

Es siegt über die Welt und Sünd

Durch Christum kann es streiten,

Und stellt ab, was ihm Schaden thut,

Erschreckt sich nicht vor Fleisch und Blut,

Doch im himmlischen Wesen,

Dann bricht er's Brod und danket Gott,

Sein'n Nächsten liebt es mit der That,

Hilft daß er auch mög g’nesen.

6.

Man spürt die Speiß beym Menschen bald,

Wann er in Christo lebet

Und Christus in ihm solcher G’stalt,

Sein Geist den Menschen treibet

Zur engen Pfort ins Himmelreich,

Durch Schmach und Creutz wird Christo gleich,

Als seinem Gott und Herren,

Demuth er lehrt, niemand beschwert,

Wie das der Heilge Geist erklärt,

Sein Glauben thut bewähren.

7.

Ein solcher mag recht werden g’tauft,

Wenn er ist neu gebohren,

Durch Christi Blut erlößt und kauft,

Sonst wär es all's verlohren.

Beym Brodbrechen wäscht man die Füß,

Wie Christus seine Jünger hieß

Die Lieb einander reichen.

Man wird dabey erkennen frey,

Welches das Häuflein Christi sey,

Lieb ist das einzig Zeichen.

8.

Friedsam ist dieser Mensch fürwahr,

Thut sich mit niemand spalten,

Ihm ist der Handel offenbar,

Wie sich's vor Gott thut halten

Mit der Ordnung der Sacrament,

Das Hintre er nicht vorne wendt

Das Reich Gott's nicht anbindet

Hie oder da, noch anderswo,

In Christo sucht Amen und Ja,

Sein Geist auch Ruh da findet.

9.

Er hat auch auf die Sendung Acht,

Sieht bald was jeder bauet,

Ob ihn der HErr zum Diener macht,

Sein Güter ihm vertrauet.

Dann welcher von Gott ist gelehrt,

Sein Lauf mit dem Leben bewährt,

Auf Christum Gott den Herren

All's richt und wendt, Anfang und End.

Das Aeuss're nicht in Christo schändt,

Wie falsch Propheten lehren.

10.

Das ist ein kurz Summarium

Vom Christelichen Wesen.

Wer nicht in Christo recht wird fromm,

Der kann keinswegs genesen.

Wer's mit der wahren Kirch nicht hält,

Die Christo ihrem Gemahl g'fällt,

Auf den Felsen gegründet,

Dem Heilgen Geist auch G’horsam leist,

Darnach er ein Kind Gottes heißt,

Wie uns die Schrift verkündet.

11.

Kennt aber jemand Christum baß,

Und kann uns besser lehren,

Der woll uns auch berichten das,

Hiemit wir ihn beschwören,

Daß er uns deß theilhaftig mach,

In solcher hochwichtigen Sach,

Aus Heilger Schrift mit Grunde.

Sonst unterlaß, weiß ers nicht baß,

Schilt niemand aus Neid oder Haß,

Gedenk der letzten Stunde.

12.

Dann rühmt sich einer Jesu Christ,

Von ihm ist neugebohren,

Derselb warlich nicht neidig ist,

Hat die Natur verlohren,

Die er von Adam hat geerbt,

Da er nach dem Fleisch war verderbt,

Hat Lieb nach Gottes Willen.

Was er will hie, daß man ihm thü,

Thut er sein'm Nächsten spat und früh,

Das G’setz thut er erfüllen.

13.

Rühmt sich jemand Apostel=Amt

Und kann sonst nichts dann schelten,

Daß er auch unerkannt verdammt,

Thut Böß um Guts vergelten.

Und richt allein auf Hörensag,

Bricht von ein'm Zaun groß Zank und Klag,

Der soll es wohl bedenken,

Ob es ihn freu, und merk dabey,

Weß Geistes Kind ein solcher sey,

Dies Lied will ich ihm schenken.

Amen.


 

Das 68. Lied.

Ein ander schön und tröstliches Lied, in der Jahrweis gedicht.

Oder: „Hört zu, so will ich heben an.

Von Sigmund Boschen gemacht.

1.

Gott Vater, Sohn, Heiliger Geist,

In deinem höchsten Throne

Ein wesentlich Persone,

Heiliger Namen Drey.

Gib mir zu thun den Willen dein,

Mit Kräften wohn mir bey.

O Gott gedenk mein'r Blödigkeit,

Ohn dich ich nichts vermage,

Dein Lob bringst du an Tage

Darum du auch allein bist HErr,

In deinem Namen heb ich an,

Und sing in deiner Ehr

Wie schwach ich bin in mein'm Verstand,

Bey mir ich möcht verzagen.

O Gott halt mich in deiner Hand,

Sonst möcht ichs nicht ertragen,

Als ich dir hie muß klagen

O lieber HErre mein,

Ich bitt dich durch dein lieben Sohn,

Der woll mein Mittler seyn.

2.

Hört zu, ihr Himmel und auch Erd.

Hört zu, ihr Menschen=Kinder

Gott schuf uns auch nicht minder

Dann Adam im Paradeis.

Er gab uns die Gebote sein,

Zu halten die mit Fleiß.

Er legt uns für Segen und Fluch,

Den Tod und ewigs Leben,

O lieber Mensch merk eben

Wie klar ich dir geb mein Gebot,

Hüt dich, thu weder zu noch von,

Sonst wirst du ausgerott.

Ich bin allein dein Gott und Herr,

Mein Wort wird nicht gebrochen,

Wo ihr nicht bleibt in meiner Lehr,

Laß ichs nicht ungerochen,

Wie ich dir hab versprochen,

O Mensch gedenk daran,

Thu meinem Wort nicht zu noch von,

So wirst du's Leben han.

3.

Kein Bildniß solt du machen nit,

Bey keinen Creaturen,

Fürwahr es wird dir stauren,

So dein Herz wirst henken dran,

Der Fluch gar bald kommt über dich,

Die Schuld will ich nicht han.

Kein Menschen G’satz will ich nicht hon,

Damit man mich mög ehren,

Mein Wort damit verkehren,

Ich nehms nicht an, es stinkt vor mir.

Damit hast du den Tod erwählt,

Und bleibt die Schuld auf dir.

Darum merk auf was ich dir sag,

In diesen letzten Stunden.

Mein Bund gilt bis an Jüngsten Tag,

Da all Ding wird erfunden.

Ich reds aus meinem Munde,

Und schwör bey meinem Eid,

Wer mich nicht hört, bleibt nicht darbey,

Der stirbt in Ewigkeit.

4.

Deß solt du nehmen eben wahr,

Bey viel der Engel schone

Stieß Gott aus Himmels Throne

Allein um ihr Ungerechtigkeit,

Auch Adam aus dem Paradeiß,

Thät nicht was er ihm sait.

Die ganze Welt zu Noe Zeit

Bis in die acht Personen,

Erkannt er auch mit Wonne.

Von wegen der Ungerechtigkeit

Noa predigt ein lange Zeit,

Half nicht was er ihn'n säit.

Darzu das Volk in Babylon,

Wie hoch sie thäten bauen.

Doch möcht es nicht vor Gott bestohn,

Da er sie thät anschauen.

Er thät sie all zerstreuen,

Recht bis an Jüngsten Tag,

Was nicht aus Gott gepflanzet ist,

Ung’straft nicht bleiben mag.

5.

Gleich wie es g’schach den Sodomer

Bey Lots Zeiten des Frommen.

Der Gott's Wort hat vernommen

Damit er sie all überzeugt,

An ihnen wollt es helfen nicht

Sie sagten all: er leugt.

Gleich wie es geht zu dieser Zeit,

Mit dieser Welt so schnöde,

Ihr Oberkeit so blöde,

Sie dräut und zwingt zu Menschen G’setz.

O weh, o weh, du schnöde Welt!

Du thust dir selbst zu Trotz,

Du friß'st und saufst, und hur’st dabey,

Mit Menschen=G'setz wilt werden frey,

Du wirst auch mit verbrennen.

Gott wirds im Zorn zertrennen

Gleich wie zu jener Zeit.

Wer dir das sagt, dem wirst du gram,

Verfolgest ihn aus Neid.

6.

Wie es auch gieng bey Mose Zeit,

Dem Volk von Israelen,

Das Pharao thät quälen,

Es g'schah zum Vorbild dieser Welt,

Die Gott sein Volk auch jetzund quält,

Wie vorhin ist gemeldt.

Wie dann nun all Ungerechtigkeit

Empfäht ihr'n rechten Lohne,

Wird Gott auch jetzt nicht schonen

Von wegen seiner G'rechtigkeit,

Die dieser Welt nicht gefallen will,

Wie oft wird gesäit,

Du bist bezeugt mit Heilger Schrift,

Durchs G’setz und all Propheten,

Dein Menschen G’setz wird dir zu Gift,

Der Buchstab wird dich tödten

In deinen grossen Nöthen.

Es wird noch alles offenbar

Vor'm Richter der Gerechtigkeit,

Gar bald kommt er fürwahr.

7.

Also steht nun in Gottes Wahl

Der Tod und ewigs Leben,

Den Menschen will ers geben,

Ein'm jeden nachdem er verschuldt.

Wer stirbt nach seiner G'rechtigkeit,

Der stirbt nach seiner Huld.

Gott spricht: Fürwahr so wahr ich leb,

Hab ich kein Wohlgefallen

Am Tod der Sünder allen.

Ein jeder sich bekehr und leb,

Daß ich ihm thu Barmherzigkeit,

Und ihm das Leben geb.

Darum Gott hat kein Schuld daran

An der Gottlosen Sterben,

Der sich nicht kehrt auf rechte Bahn,

Und bleibt in sein'm Verderben,

Will nicht durch Christum werben,

Der sie erlöset hat.

Noch wollen sie sein heilgen Bund

Nicht leiden früh und spat.

8.

Er spricht: Kommt her zu mir und lehrt

Von mir, ich bin das Leben,

Die Welt geht weit darneben.

Ihr Glaub und Tauf ist gar verkehrt,

Ihr Lehr und Weg ist Menschen=Zwang,

Von Christo nicht gelehrt.

Sie werden Dieb und Mörder seyn,

Und laufen Christo vore,

Als wär sein Lehr nicht wahre,

Und halten nicht auf sein Gebot,

Ja, wer nicht bleibt in seiner Lehr,

Fürwahr hat keinen Gott.

Und ob es gleich ein Engel lehrt,

Apostel und Propheten,

Verflucht ist es, vor Gott verkehrt,

Ach weh der Schriftgelehrten:

Vor Gott mags nicht bestohn.

Darum merk auf, du grosser Hauf,

Laß dirs zu Herzen gohn.

9.

Der G’walt von Gott verordnet ist,

Das Uebel soll er straffen,

Darin'n ist er entschlaffen.

Er steht fürwahr, da er nicht soll,

In Gottes Statt, merk auf gar wohl,

Die Heilig Schrift ist voll.

Er nimmt sich an, das er nicht kann,

In Gottes Sach zu richten,

Nach ihres Herzens Dichten,

Er darf ihr nicht in seinem Rath,

Sein heilger Bund in Christo b'staht,

Der seiner G’mein vorgaht.

Darum steh Pabst und Kayser still,

Auch aller Weisen Rede,

Kein ander Lehr Gott haben will,

Weh dem der widerstehte!

Auf Menschen Weiß und Lehre.

Vor Gott ist es Thorheit geacht,

Von Christo seynd sie aufgesetzt,

Ein Heer=Prang aus ihn gemacht.

10.

Die Christlich G’mein die wird allein

Vom Heil'gen Geist getrieben.

All die sind überblieben,

Mit Menschen G’satz nit seyn verwirrt,

Allein vom Heil'gen Geist geführt,

Mit Tugend seyn geziert.

Das geistlich Schwerdt ist ihr Gewehr,

Lieb und Gedult im Glauben,

Kein Gewalt mag sie berauben,

All Menschen=Kunst und Meisterschaft,

Sie sendt ins Heilgen Geistes Kraft,

All Welt sich daran vergafft.

Menschlich Gewalt, Stärk, Kunst und Macht,

Muß hie zu Schanden werden.

O Welt! merk auf mit deinem Pracht,

Darin'n du lebst auf Erden,

Du wirst bald innen werden,

Dein Straf ist vor der Thür.

Das Stündlein ist bald g'loffen aus,

Die Wahrheit will herfür.

11.

Welchen Gewalt Gott hat gestalt,

Allein den Bösen geben.

Die Mörder, Räuber eben,

Die Ding man straffen muß.

Ueber die Frommen halten Schutz,

Die würken wahre Buß,

Christliche G’walt hat nicht die G’stalt,

Wird nicht in Christo funden

In diesen letzten Stunden.

Deß soll man eben nehmen wahr,

Wie Christus lehrt sein ganze Schaar,

Im Evangelio klar.

Er spricht: die Welt fährt mit Gewalt,

Die Oberkeit und Herren,

Bey euch soll nicht seyn die Gestalt,

Bleibt ihr in meiner Lehre,

Fahrt nicht mit G’walt dahere,

Bey euch ist es nicht recht,

Wer unter euch der Größt will seyn,

Der sey der andern Knecht.

12.

Der Pabst, Graff, Herr, Mönch oder Pfaff,

Auch Bischoff und Erzdechte,

Sie spielen, sauffen, zechte,

Das Huren=Geld ist ihn gut preiß,

Durch die Finger sehen sie mit Fleiß,

Sie selber hond die Weiß,

Doch will ich sie ung'straffet hon,

Auch niemands Rach begehren

Wohl den'n die sich bekehren.

Darum zeig ich den Greuel an,

Der Antichrist ist auf der Bahn

Mit Frauen und mit Mann,

Darbey ich wohl vernommen han,

Daß wenig Christum kennen.

Und s’Thier nicht wollen beten an,

Die läßt man fahen, brennen,

So viel ihr nicht entrinnen,

Rühmt sich der armen Schirm

Nun merkt die Schrift die davon zeugt,

Dem übergrossen Grimm.

13.

Ein grausam Thier stieg aus dem Meer

Mit sieben Häuptern schone,

Hat zehen Hörn und sieben Krone,

Sein Haupt war ihm verwundet sehr,

Ja durch die Evangelisch Lehr,

Wer Ohren hat der hör.

Ein ander Thier stieg aus dem Meer,

Mit zweyen Hörn alleine

Gleich wie das Lämmlein reine.

Heilt jenem Thier sein Wunden zu,

Thut alle Macht des ersten Thiers,

Kein Christ hat vor ihm Ruh.

Das Pabstthum war schier gar verwundt,

Durch Evangelisch Lehre.

Jetzt widerkehrt in ihrem Mund

Durchs widerchristlich Heere,

Durch Zwang und Menschen Lehre,

Steigt auf ins Lamms Gestalt.

Es seyn fürwahr zwey grosse Thier,

Der neu Pabst und der alt.

14.

Sie haben Füß gleich wie die Bär'n,

Und eines Löwen Munde,

Ihr Lehr wendt sich all Stunde,

Der Hund frißt was er gespieen hat,

Die Sau wälzt sich wieder im Koth,

Wie man sieht früh und spath.

Ich bitt euch all um Gottes Ehr,

Laßt euch doch nicht verdriessen,

Laßt euch der Wahrheit g'niessen,

Dann es ist also klar am Tag,

Auch thu ich weder zu noch von,

Dann wie die Schrift vermag.

Ob sie mir darum werden feind,

Und mir zum Bösen rechnen,

So thun sie wie ihr's Vaters Kind,

Die Gottes Sohn auch schmähten,

Der mehr war als die Knechte

Der alle Ding vermag,

Spricht: Ihr sucht mich zu bringen um,

Der ich euch die Wahrheit sag.

15.

Es steht ein Lamm auf einem Berg,

Bey seinem Volk und Herren.

Die sich zu ihm bekehren,

Fürchten Gott, geben ihm den Preiß,

Und trachten nach der Himmelspeiß,

Ja nach des Lämmleins Weiß.

Das Thier hat mit dem Heer ein Streit,

Und liegt den Heilgen obe

Mit Schwerdt und G’fängniß grobe.

O Gott! hilf du in solchem Streit,

Gib uns den Geist, der oben leit,

In dieser schweren Zeit.

Wohl dem, der in dem Herren stirbt,

Faßt sein Seel mit Gedulte,

Daß er nicht mit der Welt verdirbt

Der schläfft in Gottes Hulde,

Wo sie im Glauben ist,

Mit Lehr und Tauf im Leben b’staht,

Wie's Vorbild Jesus Christ.

16.

Christus hat uns den Greuel zwar

Geweissagt im Propheten,

Wie dann geschrieben stehte.

Drum wer das liest, der merke drauf,

Und fürcht dich nicht, du kleiner Hauff,

Wann du siehst solchen Lauf.

Der feurig Teich ist schon bereit

Darin'n das Thier muß brennen,

Und all die mit ihm rennen

Ihr Zahl ist wie der Sand am Meer

Der falsch Prophet mit seinem Heer,

Kein Ruh hat nimmer er.

Die Bücher werden aufgethan,

Da wird all Ding erfunden,

Die bey dem Lamm nit g’schrieben stahn,

Die werden hart gebunden,

Ja zu derselben Stunden.

Wie es dem Thier wird gohn,

So wirds auch gehn sein'm ganzen Heer,

Die sich verführen lahn.

17.

Es kommt der Tag, und ist nicht weit

Das Stündlein wird bald kommen

Den Bösen wie den Frommen.

Fürwahr es ist ein bestimmter Tag,

Auf Erd kein Mensch gebohren war,

Der ihm entrinnen mag.

Der Richter der Gerechtigkeit

Wird sein Gericht auch halten

Den Jungen wie den Alten.

Pabst, Kayser, König, Fürst und Herr

Graff, Freyherr, Ritter und auch Knecht,

Die Zeit ist nimmer ferr

Daß Sonn und Mond den Schein verleurt,

Himmel und Erde brennen,

Die ganze Welt mit ihrem G’ferd.

All G’schlecht schreyen und weinen.

Die Gott nicht lernten kennen,

Sein Rath und Bund veracht,

Verkehren ihm sein Testament,

Das er in Christo macht.

18.

Nun höret zu, ihr Singer all,

Die d’Singschul hond besessen,

All die sich hond vermessen

Zu singen um ein güldne Kron,

Ich will euch all ermahnet hon,

Ihr wollt mich recht verstohn,

Die Stund und Tag kein Mensch vermag,

Noch weiß wann er wird kommen.

Doch haltet an ihr Frommen,

Ob es schon währt viel hundert Jahr

Das Böß und Gut wird offenbar,

Belohnet bey ein'm Haar.

Ein Kron der Ehren ist bereit,

Die nicht mehr wird verderben,

Da von Christus und Paulus säit,

All die mit Christo sterben,

Die werden sie erwerben,

Mit ihm auch auferstohn.

Wer dieser Welt gefallen will,

Bekommt mit ihr den Lohn.

Amen.


 

Das 69. Lied.

Ein ander schönes Lied, Sigmond Boschen, von der auserwählten Braut Christi.

Ins Fräuleins von Brittannia Ton.  (4)

1.

So will ichs aber heben an,

Singen in Gottes Ehr

Daß man sich kehr auf rechte Bahn

Nach seinem Wort und Lehr

Ja nach dem Vorbild Jesu Christ,

Der für uns dar ist geben,

Kein König seines gleichen ist.

2.

In die Welt hat Gott g'sendet

Sein Wort und Menschheit klar,

Auf Erd all'n Kummer wendet,

Sie nehmen sein nicht wahr,

Sie folgen seiner Lehr nicht nach,

Darum sie müssen erscheinen

Zum ewigen G’richt und Schmach.

3.

Die sich zu diesem Herren

Verpflichten sicherlich,

Von Sünden sich bekehren,

Zu Lob sein'm Königreich,

Die sind das königlich Priesterthum,

Sie suchen nicht ihre Ehre,

Allein ihr's Königs Fromm.

4.

Er hat ein Weib genommen,

Die Christlich Kirch im Geist,

Die Liebe hat ihn drungen,

Die er uns auch hat g’leist.

Sein Leben hat er vor uns g'stellt,

Die ihn auch also lieben,

Sind ihm auch auserwählt.

5.

Sein Weib ist noch nicht alt genug,

Bis an den jüngsten Tag.

Versprochen war sie ihm die Klug,

Da sie noch in der Erden lag.

Sie ist im Geist und Fleisch sein Art,

Ist ihm von Gott versehen,

Eh der König gebohren ward.

6.

Er hat viel Gäst geladen

Zu seinem Königreich,

Und warnet sie vor Schaden,

Daß niemand seh hinter sich.

Dann wer des Königs Beruff veracht.

Solch G’ladne sind nicht werthe,

Zu essen von seiner Tracht.

7.

Er spricht, viel sind beruffen,

Und wenig auserwählt,

Sein Stimm hond sie verschlafen,

Da er sie hat all zählt.

Darum allein die Schuld ist ihr,

Er hat ihn angeklopfet,

Geruffen vor ihrer Thür.

8.

Die Braut geht in den Garten,

Ein Kron ist ihr bereit,

Ihr's Bräut'gams will sie warten,

Abziehen ihr tödtlich Kleid.

Sie zeucht sich ab von dieser Welt,

Ihr Bräut'gam ist ihr lieber,

Dann alles Gut und Geld.

9.

Die Braut sitzt auf den Wagen

Will reisen ins Vaterland,

In diesen letzten Tagen,

Grosser Jammer geht ihr zu Hand

Vom Fürsten in Egyptenland,

Sie nehmen sie gefangen,

Zu Wasser, Strick und Brand.

10.

Was thust du dich so wehren,

Pharao mit Heer so groß,

Daß du nicht willt lahn fahren,

Ein Volk das du nie hast genoß,

Deß du auch nicht entgolten hast:

Du wirst dich selbst verderben,

Dein Lohn ist ewig Last.

11.

Es ist dir gar vergessen,

Wie es dein'm Vater ging,

Der sich auch hat vermessen,

Zu widerstohn Gottes Ding.

Darum straft ihn der gerechte Gott,

Wird sich auch an dir rächen,

Sammt deiner ganzen Rott.

12.

Er wird gar bald erscheinen

Der König vom Himmelreich,

Daß er aufhelf den Seinen,

Herrlich und g’waltiglich.

Er wird auch halten G’richt und Recht

Ein'm jeden nach seinen Werken,

Dem Herren und auch dem Knecht.

13.

Der Feigenbaum fast grünet,

Der weist den Sommer aus

Der Bräutigam bald kommet,

Und führt die Braut zu Haus.

Wer mit ihm will, der sey bereit.

Wer die Zeit will verschlaffen,

Bringt sich in ewig Leid.

14.

Wacht auf, Arme und Reichen,

Und schlafft doch nicht zu lang,

Laßt euch Christum erleuchten,

Eh euch sein Licht entgang.

Bald wirds Winter und Sabbath seyn,

Der Bräut'gam wird zuschliessen,

Läßt darnach niemand ein.

15.

Ich wollt gern weiter singen,

So niemand Verdruß wollt han,

Von wunderlichen Dingen,

Die jetzt sind auf der Bahn,

Davon uns Christus hat gesait

Spricht: Wenn ihrs werdet sehen,

So lugt und seyd bereit.

16.

Er sagt von dem Zerstöhren,

So jetzund ist vorhand,

Bey Fürsten und bey Herren,

In Deutsch= und Welschem Land.

Ein Volk wider das andre sicht,

Gottes Weg hond sie verlohren

Sein Wahrheit gilt ihn'n nicht.

17.

Wer ihnen das thut sagen,

Der muß zum ersten dran,

Zu todt werden geschlagen,

Da hebt die Noth erst an.

Sie werden g’haßt von jedermann,

Gar viel in Unschuld sterben,

Wie Christus auch gethan.

18.

Besser demselben Menschen wär

Der daran schuldig ist,

An seinem Hals ein Mühlstein schwer,

Im Meer läg zu der Frist.

Dann solchs ihn'n der Sohn Gottes zart

Mit nichten hat befohlen,

Darum sind sie Cains Art.

19.

Die Welt sucht eigne Ehre,

Jeder in sein'm Gewalt,

Von Gott damit sich kehren,

Sein Sohn ihn'n nicht gefallt,

Sie kennen auch nicht seine Kind,

Sie mögen sie nicht hören,

Seynd ihn'n von Herzen feind.

20.

Die Unschuldigen mein ich nit,

Hierin'n versteh mich recht,

Ich mein die Schriftgelehrten mit,

Und Pharaonis Knecht

Die widerstreben Christi Lehr,

Annas, Pilatus, Caiphas,

Suchen ihr eigne Ehr.

21.

Sie rühmen sich auch Christen,

Und sagen doch nicht wahr,

Man kennts an ihren Listen,

Die machen sie offenbar.

Der Baum wird bey den Früchten kannt,

Der Böß wird ausgerottet

Mit ewigem Feur verbrannt.

22.

Darum spricht König Salomon:

Ein schönes Weib ohn Zucht

Ist wie ein Sau mit Gold ziert schon.

Fürwahr es bringt ihr keine Frucht,

Ob sie's gleich auf der Nasen trug,

Bescheißt sies doch allzeit mit Koth,

Damit sie's macht Unfug.

23.

Also auch die schöne Welt,

Die sich auch Christen zählt,

Und lästert Gott, wie obgemeldt,

Sie brechen den heilgen Bund sein.

Darum ist er ihn'n auch kein nütz,

Als wenig das Gold dem Schwein,

Wann es sich wälzt im Pfütz.

24.

Das arg Geschlecht vergohn nicht wird,

Bis an das End der Welt,

Wenn Sonn und Mond den Schein verliert,

Und das Gestirn vom Himmel fällt.

Himmel und Erd vom Feur verzehrt,

Dann werden sie erkennen,

Wider wen sie sich gesperrt.

25.

Dann werden sie sich entsetzen,

Erschröcken ungeheur

Und werden sich vermessen,

Zu gehen ins ewig Feuer,

Da hilft kein Flehn in Berg noch Thal,

Niemand kann weiter ziehen,

Wanns kommt in solchem Fall.

26.

Dann werden sich die Frommen

Freuen in Gerechtigkeit,

Daß ihre Zeit ist kommen,

Der Bräutigam sich erfreut,

Der ihn'n allzeit das Feld gewinnt,

Ihm sag ich Lob in Ewigkeit

Dem ich all Ehre günd.

Amen.


 

Das 70. Lied.

Ein ander schön geistliches Lied.

Im Ton, wie man die Tagweiß singt.

Th. Busch.  (4)

1.

Fröhlich so will ich singen,

Mit Lust ein Tageweiß,

Von wunderlichen Dingen,

Dem höchsten Gott zu Preiß,

In seinem Namen heb ich an,

Sein Gnad woll er mir günen,

So g’lingt mirs auf der Bahn.

2.

Im Anfang war das Worte

Bey Gott in Ewigkeit,

Es nahm auch nie kein Orte,

All Ding durch es ist b’reit.

Es ist das Licht das ewig scheint,

In ihm war nie kein Mangel,

Es bleibt auch ewig rein.

3.

All Ding und was solt werden

Ist gut durch ihn gemacht,

Der Himmel und die Erden,

Darzu auch Tag und Nacht.

In ihm lebt alle Creatur,

Was je gewann das Leben,

Jedes nach seiner Natur.

4.

Also das Wort ward Fleische,

Wie uns Johannes lehrt,

Durch Kraft des Heilgen Geiste,

Das Wort bleibt unverkehrt.

Gott sendt sein'n Boten Gabriel,

Zu einer Magde reine,

Die er ihm hat erwählt.

5.

Die Jungfrau ward befunden,

Die Gott begnadet hat,

Der Engel thät ihr verkünden

Des höchstes Gottes Rath.

Er sprach: Gott grüß dich Jungfrau fein,

Begnadet unter allen Weibern

Darum ich dir erschein.

6.

Ein Kind solt du gebähren,

Des höchsten Gottes Sohn.

Sein Volk wird er bekehren

Besitzen Davids Thron.

Die Jungfrau sprach: wie mögt das seyn?

Kein's Manns ich nie begehret,

Ein schlechte Magd ich bin.

7.

Der Engel sprach: nicht fürchte dir

Gott alle Ding vermag.

Es kommt der Heil'ge Geist mit Zier

In dich von oben 'rab

Daß du werdst schwanger in dein'm Leib,

Das solt du sicher glauben,

Mary du reines Weib.

8.

JEsum solt du ihn heissen,

Wie Gott befohlen hat.

Sein Volk wird er erlösen

Aus Jammer und aus Noth.

Er ist das wahre Waitzenkorn

Ins Erdereich gesäet,

Sonst wär'n wir all verlohr’n.

9.

Gewachsen ist der Zarte

Von Davids G'schlecht fürwahr

Von seinem Geist und Arte

Zeugt uns die Heilge Schrift gar klar,

Nach dem Geist ist er auch Gottes Sohn,

Wer ihn auch thut erkennen,

Dem bringt er Freud und Wonn.

10.

Das Wort von Gott ist gangen

Zu einer Magd ganz rein,

Vom Heilgen Geist empfangen,

Das Wort bleibt nicht allein.

Das Fleisch und Wort zusammen kam,

Menschlich Natur und Arte,

Von Davids G’schlecht ers nahm.

11.

Also ward Wort und Fleische

Ein wahrer Mensch und Gott,

Das Wort vom Heilgen Geiste

Vermischt in menschlich Noth.

Abrahams Saamen nahm er an,

Wie ihm Gott hat verheissen,

So hat ers auch gethan.

12.

Am Fleisch ward er beschnitten,

Am achten Tag fürwahr,

Das Wort bleibt unzerritzet,

Viel minder dann ein Haar.

Wer das verneint, dem trutz.

Das Wort ist Geist und Leben,

Und alles Fleisch kein nutz.

13.

Hierin'n merk mich gar eben,

Ich meyn das Fleisch allein.

Wo nicht ist Geist und Leben,

Nach Gottes Rath gemein.

Also redt auch Herr Jesu Christ,

Daß ohn sein Geist und Leben

Das Fleisch kein nütz nicht ist.

14.

Wer mir das nicht will glauben,

Der merk die Schrift gar schon,

Und laß sich nicht berauben

Menschlich Natur und Wahn.

Allein bey Gott das Urtheil such,

Menschlich Weißheit und Dichten

Vor Gott ist nur ein Fluch.

15.

Den ersten Menschen eben

Schuf Gott aus Erd und Koth,

Eh er ihm gab das Leben,

Lag er noch vor ihm todt.

Der ander Mensch vom Himmel kam,

Ja durch des Höchsten Athem,

Der in den Adam drang.

16.

Da ward ihm erst das Leben,

Von Gottes Kraft und Geist,

Der allzeit widerstrebet

Der Erd Natur und Fleisch.

Dann fleischlich g’sinnt seyn ist der Tod,

Die Christi Geist nicht haben,

Die bleiben ewig in der Noth.

17.

Also schuf Gott zween Menschen drat,

Zween Menschen, aber einen Leib.

Der erste ward von Erd und Koth,

Der andre von dem Himmelreich.

Darum spricht Paulus sicherlich,

Der Geist kämpft widers Fleische.

Die zween seyn immer gleich.

18.

Sie heissen beyde Adam,

Darzu auch beyde Christ,

Das Wort hat auf sich g'laden

Das es nicht g’wesen ist,

Fürwahr ein Mensch aus zweyen ward,

Auf daß er auch könnt helfen,

Die sind sein's Fleisch's und Art.

19.

Auch da er Mensch wollt werden,

Gott's Sohn vom Himmelreich,

Neigt er sich zu der Erden,

Sein'n Brüdern ward er gleich,

Ein neuer Mensch aus zweyen ward.

Auf daß er hätt Mitleiden

Mit unsrer schwachen Art.

20.

Wir seyn von seinem Fleische,

Und Glied von seinem Leib.

Die Christlich Kirch im Geiste

Die ist sein ehlich Weib.

Sie ist das Bild der Ehleut rein,

Die beyde seyn ein Fleische,

Auch Christus und sein G’mein.

21.

Gleich wie ein Mann und Weibe,

Der Mann des Weibes Haupt ist,

Seynd beyd ein Fleisch und Leibe,

Auch G'mein und Jesus Christ

Ein Fleisch. Die G’heimniß die ist groß,

Er spricht: Ich sag von Christo,

Und seinem Mitgenoß.

22.

Im Herzen soll man glauben,

Bekennen mit dem Mund,

Viel Widerchrist vor Augen,

In dieser letzten Stund.

Wer Christum nicht im Fleisch bekennt,

Von Davids G'schlecht und Arte,

Der ist fürwahr verblendt.

23.

Hört zu, ihr liebe Kinder

Die Gott ergeben sind,

Der Satan will uns mindern

Mit seiner List geschwind.

Darum seyd vest, ihr Ritter gut,

Christus hat uns erlöset

In irrdischem Fleisch und Blut.

24.

Nun ist doch sonst kein Leben,

Dann nur das Wort allein,

Das er auch hat ausgeben

Ohn Wort starbs Fleisch gar rein,

Das Wort und Geist stieg ab zur Höll,

Niemand kanns widerlegen,

Er sey gleich wer er wöll.

25.

Also da er wolt sterben,

Und seinen Geist aufgab,

Nichts starb vom Wort und Leben,

Allein bliebs Fleisch im Grab,

Bis's Wort und Geist herwieder kam,

Weckt auf den ersten Todten,

Der den Himmel einnahm.

26.

Es starb ein Zweig und Schosse,

Von Jesse Wurzel Stamm,

Des Herren Geist macht grosse,

Abrahams Samen nahm,

Damit er uns in Himmel brächt,

Das Wort blieb selber Gotte,

Der Mensch sein g'rechter Knecht.

27.

Vom Wort ist nichts gestorben,

Es bleibt in Ewigkeit.

Wir wär'n sonst all verdorben.

Gott hat den Leib bereit,

Der an dem Creutz gestorben ist,

Darin'n uns Heyl erworben.

Gelobt sey Jesus Christ.

28.

Der dieses Liedlein machte,

Und sungs zu Gottes Ehr

Sein Herz vor Freuden lachte,

Da ihms gab Gott der Herr.

Sigmund von Bosch ist er genannt.

Bitt Gott, wer es thut singen,

Daß es ihm werd bekannt.

 Amen.


 

Das 71. Lied.

Ein ander schön geistliches Lied, von den drey Erzfeinden.

Im Ton: „Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.“

Hans Büchel.  (6)

1.

Herr! starker Gott ins Himmels Thron,

Ich bitt dich durch dein lieben Sohn,

Hilf uns zu diesen Zeiten.

Weil wir, Herr, stehn auf glattem Eiß,

Und um uns liegen ringes weiß

Die Feind auf allen Seiten.

2.

Auf diesem Weg hab ich drey Feind,

Die mir allzeit zuwider seynd,

Der Teufel und die Welte,

Darzu mein eigen Fleisch und Blut.

O Gott! halt mich in deiner Hut,

Ob mir ein Fuß entgelte.

3.

Noch hab ich ihn'n all'n abgesagt,

Auf dein Barmherzigkeit gewagt.

Ach Gott! hilf mir sie zwingen,

Nach deinem Wort, dir Herr zum Preiß,

Daß ich nicht fall auf diesem Eiß,

Und mich die Feind umbringen.

4.

Sie haben mir gelegt viel Strick,

Und weisen uns allzeit zurück

Auf Reichthum, Gut und Gelde,

Vom Trübsal dein auf weltlich Freud,

Und schwören das bey ihrem Eyd,

Der Herrr hab sie bestellte.

5.

Bey ihrem Rathschlag ist mir weh,

Dann sie gohn um mich wie ein Löw,

Ob sie mich möchten schlingen.

Noch halt ich ihn'n stäts Widerpart.

Da ich, Herr, schon geschlagen ward,

Thätst du mich wieder binden.

6.

Ihr Sendbrief ward mir in mein Hand.

Da ich den las, o Herr, ich fand

Die Wort darin'n geschrieben

Warum ich von ihn'n gangen wär,

Aus ihrer G’mein, es wär ihn'n schwer,

Ich solt seyn bey ihn'n blieben.

7.

Krag ab, kurzum war ihr Bescheid,

Stund in dem Brief bey ihrem Eyd

Würd ich nicht wieder sprechen,

Daß Christi Lehr ein Irrthum wär

Kein Frieden hätt ich nimmermehr

Mit Hauen und mit Stechen.

8.

Nun höret wie ich weiter las,

Ihr sollet glauben alles das,

So Menschen=Kind gestifte,

Wär auch Evangelische Lehr,

Und solt sie halten vor Brüder,

Also endt sich ihr Schrifte.

9.

Eur Feld=Zeichen mir nicht gefällt,

Ihr habt ein' Hure auserwählt,

Von Babylon genennet.

Sie führt den Becher in der Hand,

Mit Sünd sie euch tränkt allesammt,

Damit sie euch verblendet.

10.

Lucifer eu'r Oberster ist

Der sendet aus zu aller Frist,

In die Land sein Propheten,

Gar zu verfälschen Gottes Wort

Erlaubet ihnen Raub und Mord,

Die Christen mit zu tödten.

11.

Schau an die Schaar der Hauptleut sein,

In Städten liegen wie die Schwein,

Die um das Geld weissagen,

Und wer ihr'r Lehr nicht glauben will,

Zu dem sie schiessen wie zum Ziel,

Mit G’fängniß und verjagen.

12.

Christe, du Himmelischer Herr

Zu diesem Streit mein Glauben mehr,

Sonst bin ich bald geschlagen

Von meinem eignen Fleisch und Blut,

Mit List michs oft angreiffen thut,

O Herr, dir thu ichs klagen.

13.

Das Wollen, Herr, ist ja bey mir,

Aber Vollbringen steht bey dir,

In allem ob zu siegen,

Auf Hoffnung ich geschworen hon,

Unter das Evangelion,

Herr, laß dein Panier fliegen.

14.

Darin'n führst, Herr, dein reines Wort

Den schmalen Weg und enge Pfort,

Das ist Trübsal und Leiden.

Dann wer dein Wort thut nehmen an,

Ist gleich dem Vogel Pelican,

All Schlangen thun ihn neiden.

15.

Wenn er von seinem Neste zeucht,

Die Schlang zu seinen Jungen schleicht,

Stellt ihn'n nach ihrem Leben.

Hat die Natur der Vogel gut,

Oeffnet sein' Brust, und läßt sein Blut

Fliessen, thuts ihnen geben.

16.

Mit Christo hat es auch die G’stalt,

Wenn er die Jungen sein erhalt

Von allen Feinden eben.

Am Stamm des Creutz's öffnet sein Brust,

Sein Rosenfarbes Blut mit Lust

Thät vor sein Jungen geben.

17.

Als Christus selber lehren thut,

Spricht, welcher von sein'm Fleisch und Blut

Eß, der werd nimmer sterben.

Dann er ist das recht Himmel=Brod,

Drum wer nur glaubet seinem Wort,

Mag der Feind nicht verderben.

18.

Christe, du rechter Pelican,

Deine Jungen haßt jedermann,

Und rauft ihn'n aus ihr G’fieder

Glaub, Lieb und G’dult gib ihn'n, o Gott!

Daß sie den Feind in aller Noth

Von Herzen lieben wieder.

19.

Her die sich setzen für die Thür

Des Himmelreichs, und schliessen für,

Wann jemand will hineine.

Muß auf dem schmalen Weg für gohn,

Das grosse Heer nicht schrecken lohn,

Das Natterzücht unreine.

20.

Es ists täglich Opfer abthon,

Der wüst Greuel ist auf der Bahn,

Und steht an heilger Stätte,

Der grosse Abfall tobt und wüth,

Der Feigenbaum grünet und blüht,

Und Blätter g’wonnen hätte.

21.

Reichlich wird Gott begaben dich,

Mit einer Kron dort ewiglich.

Wer steht vor seinen Namen

Dem hilft er bald aus diesem Streit,

Habt Fried und Freud, Gott ist nit weit,

Lobsinget ihm allsammen.

Amen.


 

Das 72. Lied.

Folget ein sehr schönes Lied.

Zu singen Im Ton: „Ewiger Vater im Himmelreich.“  (8)

1.

Nun hört mir zu in mein'm Gedicht,

Was ich mit Wahrheit euch bericht.

Es ist ein grosses Klagen,

Daß jetzt in dieser letzten Zeit

Verderben so viel Land und Leut,

Durch göttlich Straf und Plagen.

Die ganze Welt kennt Christum nicht

Sie steckt im Ungelauben,

Der arg Mensch auf das Irrdisch sicht

Mit Wucher, Morden, Rauben.

Darum wird Gott's Zorn offenbar

Ueber die arge böse Welt,

Die wirft Gott hie und da in G’fahr.

2.

Nicht lang nach der Apostel Zeit

Die Christlich Kirch ward ausgereut,

Durch Römische Tyrannen.

Darauf nach der Apostel Wort,

Der Antichrist an allem Ort

Sein Netz hat ausgespannen,

Und drein gejagt das menschlich G'schlecht,

Daß es in Irrthum wandelt,

Man meynt, es sey all's gut und recht,

Was jeder thut und handelt,

Man fragt nicht nach der Seelen Heil,

Die Welt hat Christum stäts veracht,

Drum wird die Höll ihr End und Theil.

3.

Tyrannen sind auf dieser Erd,

Geacht seyn wollen hoch und werth,

Und halten sich vor Frommen.

Der Lehrer auf ihr Seiten ist,

Also spürt man den Antichrist,

Der in die Welt ist kommen.

All irrdisch Schätz hat in sein'r Hand,

Sein'n Dienern thut ers geben,

Der arme Christ leidt Noth und Schand,

Und muß in Hunger leben.

Verfolgt, verworfen und verbrannt,

Es wird der Baum mit seiner Frucht

Am Jüngsten Tag erkannt.

4.

Der reich Micheas sitzt sanft und wohl,

Sein Keller und sein Küch ist voll,

Weil er die Hand thut füllen.

Sein Priester, den er hat bestellt,

Der predigt was sein'm Herren g'fällt,

Dann gehts nach ihrem Willen.

Der Lehrer hat sein Speiß und Kleid,

Sein Tempel ist gebauet,

So folgt der Reich sein'r Lehr und B'scheid,

Auf seine Götzen trauet.

Das treiben's lang und ungeheur,

Bis daß die Welt und ihr Prophet

Wird g’worfen in das ewig Feur.

5.

Des Antichrists Propheten all

Essen von dem Tisch Isabel,

Man muß sie reichlich speisen.

Drum lehren sie mit G’walt und Trutz.

Die ihnen halten Schirm und Schutz,

Sie bald vor Christen preisen.

Wer dann nicht ehrt ihr g'mahltes Bild,

Der hat ihr Huld verlohren,

Da werdens ungestüm und wild,

Verfolgen bald mit Zoren.

Die Zaub'rer mit König Pharaon

Trieben durchs Meer die Kinder Gott's,

Sie müssen drinnen untergohn.

6.

Da Christus seine Botten sandt,

Bracht es bald Frucht in manchem Land,

Die Leut die Welt verliessen,

Christum die Wahrheit nahmen an,

Thäten von allem Argen lahn

Mit Besserung und Büssen.

Kommt jetzt ein wahrer Gottes Knecht

Führt Christlich Lehr und Leben,

Und lehrt von Christo wohl und recht,

Man thut ihm widerstreben,

Es hasset ihn die G’lehrten Schaar,

Nennt ihn Zerstörer Israels,

Da folgt dann Gottes Straf und G’fahr.

7.

Die Heil’ge Schrift hat vorbedeut,

Daß arg werd seyn die letzte Zeit,

Kein Glaub noch Lieb werd funden,

Falsch Lehrer sind an allem Ort,

Und sagen, Christ ist da und dort

Ihr Lehr hat keinen Grunde.

Drum ist das Himmlisch Brod so theur,

Die Seelen Hungers sterben.

Der Satan herrschet ungeheur

Alles Fleisch muß verderben

In Gottes Zoren und Gericht,

Da kann nur helfen Jesus Christ,

Der uns vorgieng in wahrem Licht.

8.

Die Welt ist voll Abgötterey,

Es wird niemand von Sünden frey

Bey ihrem absolviren.

Sie sagen wohl von Gnad und Fried,

Ihr Wort will doch geschehen nit,

Das Volk also verführen.

Man ist doch aller Bosheit voll,

Kein Gott'sfurcht ist vor Augen,

Des Herren Posaun klinget wohl,

Er sendt aus seine Plagen.

Die arge Welt solchs nicht erkennt

Drum folgen wird ein streng Gericht

Im Teutschen Land auch mancher End.

9.

All Prediger und hohen G’walt

Ermahn ich hie in solcher G’stalt,

Daß sie sich wohl umsehen,

Und tretten auf ein ander Bahn,

Und nehmen ein Exempel dran,

Wie andern Ländern g'schehen,

Wenn sie in Bosheit sind erstarrt

Gott's Männer hond verlachet,

So hat sie Gott gestrafet hart,

Mit ihn'n ein End gemachet.

Wer Zeit der Gnaden nicht erkennt,

Und bleibt im Irrsal dieser Welt

Der wird am Jüngsten Tag geschändt.

10.

Hiemit will ich erinnert hon,

Daß jeder woll zu Christo gohn,

Und sich zu ihm bekehren,

Der uns jetzt oft gewarnet hat,

Mit Sterben, Krieg und Hungersnoth,

Zur Bess'rung trieb er geren.

Wollt ihr von Sünden nicht abstohn

Und Christum nicht erkennen,

So werdt ihr im Meer untergohn,

Die ihr euch Christen nennen.

Ein jeder von seiner Boßheit wend

Heb auf sein Creutz, folg Christo nach,

Dabey verharre bis ans End.

Amen.

Laus Deo.


 

Das 73. Lied.

Ein ander schön tröstlich Lied.

Im Ton: „In dich hab ich gehoffet, Herr.“  (5)

1.

Herr Jesu Christe, starker Gott,

Nun hilf uns jetzt aus dieser Noth,

Die letzt Stund ist vorhanden,

Satan mit seinen Banden

Sucht uns in allen Landen.

2.

Dein kleines Häuflein wird geplagt,

Verdrückt, verfolget und verjagt,

Kein Platz ist mehr auf Erden,

Dein Volk will man ermörden,

Nur du magst Helfer werden.

3.

O Himmels König Jesus Christ!

Dein Lehr uns süß und heilsam ist,

Wer dein Wahrheit groß achtet,

Und deinem Reich nachtrachtet,

Wird von der Welt verachtet.

4.

So muß es je gelitten seyn,

Wer dir nachfolgt in Creutz und Pein,

Der wird der Höll entrinnen,

Dein Himmelreich gewinnen,

Und ewig bleiben drinnen.

5.

Es muß ein Kampf voran hin gohn,

Der Mensch muß in der Prob bestohn,

Der Geist den Sieg behalten,

Die Lieb muß nicht erkalten,

Von Gott sich nicht abspalten.

6.

Ihr Kinder Gott's merkt eben drauf,

Daß euch nicht hinder an dem Lauf

Der Menschen Lehr auf Erden,

Ihr Kunst, Pracht, Weiß und Berden,

Muß all'n zu Schanden werden.

7.

G'denk wie unser Herr Jesus Christ

Vor uns so willig g’storben ist.

Dem wollen wir nachschlagen,

Sein'n Fußstapfen nachjagen.

Und unser Creutz nachtragen.

8.

Christus der macht uns neu und rein,

Gebiert aus seinem Fleisch und Bein,

Sein Blut hat uns erworben,

Da er vor uns ist g'storben

Sonst wär'n wir all verdorben.

9.

Glaub fest in ihn und denk daran,

Was uns der Herr Guts hat gethan,

Folg wie er dir thut sagen,

Halt seine Wort vor Augen,

Ihn solt du nicht verlaugnen.

10.

Es mag kein Mensch bestohn vor Gott,

Der hie in Trübsal, Angst und Noth

Die Wahrheit will verlassen,

Die Lügen wieder fassen,

Der Herr wird ihn auch hassen.

11.

O reicher König ins Himmels Thron,

Erhalt dein arme Unterthan,

Die dir von Herzen trauen

Im Glauben dich anschauen,

Auf dich allein thun bauen.

12.

Die Welt die lacht und spottet dein,

Wer dir folgt, muß verspottet seyn,

Man unterdrückt uns Armen,

Laß dichs, o Herr, erbarmen!

Umfang uns mit dein'n Armen.

13.

Das Fleisch ist schwach und voller Tück,

O Herr! dein Heil'gen Geist her schick,

Der uns beysteh in Nöthen,

Das Arg aus uns zu jäten,

Den alten Adam tödten.

14.

Das Fleisch ist widerspenstig noch,

Es trägt nicht geren Christi Joch,

Die Meerhund uns anbillen

Das Wetter wollest stillen,

Um deines Namens willen.

15.

O Herr! dich über uns erbarm,

Und führ uns aus mit starkem Arm

Vom abgöttischen Wesen,

Vom Pharaon erlösen,

Daß wir durch dich genesen.

16.

Barmherzig dich erzeug und mild,

Führ uns durchs Meer und Wildniß wild,

Daß wir nicht drin'n verderben,

Uns deinen Geist erwerben,

Das Himmelreich ererben.

17.

O Vater in dein'm Himmels Thron,

Mach uns herrlich durch deinen Sohn.

Dein Reich laß uns zukommen,

Das du hast eingenommen.

Und theilest aus den Frommen.

18.

Dein Will soll g’schehen spat und früh,

Wie im Himmel, auf Erden hie,

Dein Brod wollest uns geben,

Zur Speiß ins ewig Leben,

Darnach wir sollen streben.

19.

In Anfechtung verlaß uns nit,

Vom Argen ledig mach und quit.

Dein ists Reich, Kraft und Namen,

Deins Sohns wir uns nicht schamen,

Und sprechen fröhlich Amen.


 

Das 74. Lied.

Ein ander schön geistlich Lied hat Lorentz Ringmacher zu Augspurg gemacht.

Im Ton: Maria zart.  (18)

1.

O Jesu, der du selig machst

Die bußfertige Herzen,

Sehr gütig bist und nicht verachtst,

Hilf uns aus Sünden=Schmerzen,

Lehr uns mit Fleiß durch deinen Geist,

Dein rein Wort zu erfüllen.

Nach deines Vaters Willen,

Den neuen Bund, und rechten Grund

Der Seligkeit, vor lang bereit

Allen so dir anhangen,

Und gib daß wir das all's in dir

Zur Seligkeit erlangen.

2.

Christe du hochwürdige Frucht,

Im Glauben zu dir kommen,

Wie du uns hast in deine Zucht

Durch die Tauf angenommen.

Thu uns das Best, und halt uns fest,

Laß uns von dir nicht weichen,

Nicht mehr der Welt vergleichen,

Schreib uns ins Herz dein neu Gesetz,

Daß wir dein Bund, aus Herzens Grund

Würklich lehren erkennen,

Daß wir uns nicht, wie wohl geschicht,

Mit Unrecht Christen nennen.

3.

O Jesu, du ewiges Gut,

Laß dich deren erbarmen,

Die du erkaufst mit deinem Blut,

Freundlich nimmst in dein Armen,

Halt uns bey dir, lehr und regier,

Leg auf uns deine Hände,

Stärk, und mach uns behende

Zu thun das Gut, nach deinem Muth,

Wie sichs gebührt, dabey man spürt,

Ob wir seyn auserkohren,

Und durch dein Wort,

Welch's wir gehört,

Innerlich neu gebohren.

4.

Straf uns nach väterlicher Weiß,

Brich unsern bösen Willen,

Und thu in uns, Gott, deinen Fleiß,

Was dir mißfällt zu stillen,

Und leit uns nun, durch deinen Sohn,

Zu tugendreichem Leben,

Täglichen uns zu geben

Unter dein Joch, und folgen nach

Dem kleinen Heer, welches dein Lehr

Und Wahrheit recht handhabet.

Welch's du auch just nach deinem Lust,

Innerlich hast begabet.

5.

Hilf du mir, HErr in Glaubenskraft

Deinen Segen erlangen,

Und in heiliger Gemeinschaft

Dein Brod und Trank empfangen

Mit Danksagung, Versicherung,

Dem innerlichen Leben,

Zur Dächtniß von dir geben.

Durch Jesum Christ erworben ist

Stäts nehmen zu, biswir mit Ruh

Zur Ehr dein'm heiligen Namen,

Gebenedeyt, zur Ewigkeit

Lobsingen mögen. Amen.


 

Das 75. Lied.

Ein ander schön geistlich Lied hat eine edle Jungfrau, Walpurg von Bappenheim, gemacht.

Im Ton: „Aus tiefer Noth.“  (3)

1.

Du glaubigs Herz, so benedey,

Und gib Lob deinem HErren,

Gedenk daß er dein Vater sey

Welchen du stäts solt ehren,

Dieweil du gar kein Stund ohn ihn

Mit aller Sorg in deinem Sinn

Dein Leben kannst ernähren.

2.

Er ist, der dich von Herzen liebt,

Und sein Güt mit dir theilet,

Dir deine Missethat vergibt,

Und deine Wunden heilet,

Dich wappnet zum geistlichen Krieg,

Daß dir der Feind nicht oben lieg,

Und deinen Schatz zertheile.

3.

Er ist barmherzig und auch gut

Den Armen und Elenden,

Die sich von allem Uebermuth

Zu seiner Wahrheit wenden.

Er nimmt sie als ein Vater auf,

Und schafft, daß sie den rechten Lauf

Zur Seligkeit vollenden.

4.

Wie sich ein treuer Vater neigt,

Und Guts thut seinen Kindern,

Also hat Gott sich auch erzeigt

Gegen uns armen Sündern.

Er hat uns lieb und ist uns hold

Vergiebt uns gnädig alle Schuld,

Macht uns zu Ueberwindern.

5.

Und gibt uns seinen guten Geist,

Der neuert unsre Herzen,

Durch den wir leisten was er heist,

Wiewohl mit Liebes=Schmerzen.

Hilft in der Noth mit Gnad und Heyl,

Verheißt uns auch ein herrlich Theil

Von den ewigen Schätzen.

6.

Nach unsrer Ungerechtigkeit

Hat er uns nicht vergolten,

Sondern barmherzig sich erzeigt,

Da wir verderben solten.

Mit seiner Gnad und Gütigkeit

Ist er uns und allen bereit,

Die ihm von Herzen holden.

7.

Was er aus Lieb ang'fangen hat,

Das will er auch vollenden.

Drum opfern wir uns seiner Gnad

Mit umgegürten Lenden,

Mit Haab und Gut, auch unser Fleisch,

Hoffen, er werd zu seinem Preiß

All unsern Wandel wenden.

8.

O Vater! steh uns gnädig bey,

Weil wir seynd im Elende,

Daß unser Thun aufrichtig sey,

Und nehm'n ein seligs Ende.

Leucht uns mit deinem hellen Wort,

Daß uns an diesem dunkeln Ort

Kein falscher Schein verblende.

9.

Herr Gott! nimm an zu Lob und Dank,

Was wir einfältig singen,

Und gib dein Wort mit freyem Klang,

Laß durch die Herzen dringen,

So hilf daß wir mit deiner Kraft,

Durch recht geistliche Ritterschaft

Des Lebens Kron erlangen.

Amen.


 

Das 76. Lied.

Ein ander schön Lied, in eigenem Ton.

Christoph Baumann.  (12)

1.

Wo soll ich mich hin kehren,

Ich dummes Brüderlein,

Allein zu Gott mein'm Herren,

Der wird mein Helfer seyn.

In aller meiner Noth

Vertrau ich dir, o Gott!

Du wirst mich nicht verlassen,

Mir beystehn bis in Tod.

2.

Ich hab mir auserkohren,

Mein Gott, dein theures Wort,

Darum hab ich verlohren

Der Welt Huld an allem Ort,

Gott's Huld liebt mir vorbaß,

Drum ich die Welt verlaß.

Hab Urlaub, arge Welte,

Ich bleib auf Christi Straß.

3.

Durch dich bin ich gezogen,

Du ungetreues Meer,

Hast mich lang gnug betrogen,

Aufg'halten mit dein'm Heer.

Ich war der Sünden Knecht,

Thät wider Gott unrecht,

Ward lieb und werth gehalten,

Jetzt bin ich gar verschmächt.

4.

Ein Schauspiel in der Welte

Jetzund an allem Ort,

Thun mich ein Ketzer schelten,

Daß ich lieb Gottes Wort.

Kein bessern Schatz ich hab,

Laß mich nicht wenden ab

Von meinem Gott und Herren,

Darum bin ich schabab.

5.

Kein Platz hab ich auf Erden,

Wo ich doch nur hin komm,

Muß ich gepeinigt werden,

Armuth ist mein Reichthum,

Creutz und Trübsal mein Freud,

Band und G’fängniß mein Kleid.

Solche Hof=Farb thut geben

Der König in Ewigkeit.

6.

Mit Ruh mag ich nicht bleiben

Bey den Thieren im Wald,

Herfür thut man mich treiben,

Wo ich mich aufenthalt.

Darf nirgends in kein Haus,

Sonst jagt man mich doch draus,

Muß mich dücken und schmiegen,

Verkriechen wie ein Maus.

7.

Ich bin auch gar verlassen

Von allen Freunden mein,

Verlegt sind mir all Strassen,

Ihr G’fangner muß ich seyn.

Wo sie nur finden mich,

Da muß her halten ich

Thun mich rauffen und schlagen,

Hassen unschuldiglich.

8.

Sie thun mir nicht vergönnen

Vom Tisch die Brösamlein,

Das Wasser aus dem Brunnen,

Noch auch der Sonnen Schein.

Vor ihn'n hab ich kein Fried,

Ins Haus lan sie mich nit,

Sie thun sich mein auch schämen

Daß ich Christo nachtritt.

9.

Ich bin verkauft, verrathen,

Von denen allermeist,

Den'n ich meine Wohlthaten

Mit Lob allzeit geleist,

Gelauffen Tag und Nacht,

Treulich vor sie gewacht,

Darum thun sie mich führen

Wie ein Lämmlein zur Schlacht.

10.

Ihr Heyl das thät ich suchen.

Sie habens nicht erkennt,

Thun mich darum verfluchen,

Verjagen ins Elend.

Im Haus, Feld, Holz und Wald,

Wo ich mich aufenthalt,

Thun sie mich herfür ziehen,

Treiben mit mir Gewalt.

11.

Gleich wie man pflegt zu hetzen

Ein Hirschlein in dem Wald,

Also ist mir das Netze

Gestellt, suchen mich bald,

Wo mich dann einer findt,

Darauf schlägt, sticht und bindt,

Muß all Winkel ausschlieffen

Im Regen und im Wind.

12.

Es thun mich auch verdammen,

Die Christen wollen seyn,

Von wegen Gottes Namen,

Schliess'n mich aus ihrer G’mein,

Die scheinheilige Rott

Treiben aus mir den Spott,

Sprechen, ich sey des Teufels,

Und hab hie kein'n Gott.

13.

Darum daß ich thu hassen

Ihr Sect und Gleißnerey,

Und flieh der Sünden Strassen,

Geht über mich groß G’schrey.

Ketzer hinweg mit dir,

Mein Sünd mir werfen für,

Sprechen: Es soll der Henker

Disputiren mit mir.

14.

Thun mich recken und plagen,

Reissen die Glieder mein.

Mein Gott! dir thu ichs klagen,

Du wirst sehen darein,

Wie man so härtiglich

Allhie peiniget mich.

Ich thu mich dir befehlen,

Verlaß mich ganz auf dich.

15.

Mein Gott! ich bitt von Herzen,

Vergib ihn'n ihre Sünd,

Die mir zufügen Schmerzen,

Und erhalt deine Kind,

Wo sie sind überall,

In diesem Jammerthal,

Verjagt, geplagt, gefangen,

Leiden große Trübsal.

16.

Herzallerliebster Vater,

Führ uns ins g'lobte Land,

Aus aller Pein und Marter,

Schmerzen, Ketten und Band.

Zu deiner heilgen G’mein

Da du wirst g’preißt allein,

Durch deine liebe Kindelein,

Die dir gehorsam seyn.

Amen.


 

Das 77. Lied.

Ein ander geistliches Lied.

Im Ton: „Ach Gott, laß dichs erbarmen.

1.

Christe thu dich erbarmen,

Verleih uns deine Gnad.

Gedrängt werden wir Armen,

Man läßt uns hie kein Statt,

Kein Fried noch Ruh auf Erd,

Es wird verjagt dein kleine Heerd

Alle aus allen Landen,

Legt sie in Kerker, Banden,

Groß Leid stößt ihn'n zu Handen.

2.

O frommer treuer Vater

Steh uns bey bis in Tod,

In aller Pein und Marter.

Hilf uns aus aller Noth,

Damit wir hie umgeben sind.

Die Sodomit'sche böse Kind

Thun uns recken und plagen,

Stossen, binden und schlagen.

O Herr! wir thun dirs klagen.

3.

Bauen, Pflanzen und Freyen,

Sicht man in allem Land

Nach Christi Propheceyen,

Viel Rauben, Mord und Brand,

Wie Mattheus beschreibet klar.

Dasselbig ist jetzt offenbar,

Der Glaub hat abgenommen

Der letzte Tag wird kommen,

Deß freuen sich die Frommen.

4.

Man thut sich nicht bekehren,

Es hilft kein Strafen nicht,

Die Sünd thut sich nur mehren,

Wie man vor Augen sicht.

Es wird die Welt gereuen sehr

Daß sie nicht g'folgt hat Christi Lehr,

Wann er sie wird bezahlen

Nach ihren Werken allen

Im Augenblick zermalen.

5.

Gefangen und gebunden

Werden sie vor ihm stehn,

Und zu der letzten Stunden

In die Verdammniß gehn,

Die allen Teufeln ist bereit,

Erst wird es ihnen werden leid,

Die sie thäten verachten,

Ihre Sünd nicht betrachten,

Die Armen die verlachten.

6.

Zu der Gottes Gerechten

Werden sie sehen stehn

Alle die sie verschmächten,

Ins ewig Leben gehn.

Da werden sie schreyen zu hand,

O weh uns Narren allesammt

Alle die wir auf Erden

Thäten plagen und mörden,

Die jetzt gefreyet werden.

7.

Liebe Brüder und Schwestern

Im Herren allesammt

Laßt euch die Welt nur lästern,

Seyd treulichen ermahnt,

Gegrüßt mit dem heiligen Fried.

Laßt euch von Christo treiben nit,

Er will uns nicht verlassen,

Ob man uns gleich thut hassen.

Bleibt auf der rechten Strassen,

8.

Alle kommt her zu mire,

Spricht Christus Gottes Sohn,

Ich bin der Weg, die Thüre,

Und auch des Lebens Brunn,

Das wahr lebendig Himmelbrod,

Das Licht der Welt, wahr Mensch und Gott,

Die Wahrheit und das Leben,

Der Weinstock, ihr die Reben,

Für euch in Tod gegeben,

9.

Nach seines Vaters Willen,

Litt er gedultiglich

Thät seinen Zoren stillen,

Nahm unser Sünd auf sich,

Dieselb hat er uns all geschenkt,

Mit seinem theuren Blut getränkt,

Mit seinem Leib gespeiset,

Und seine Gnad beweiset,

Darum er sey gepreiset.

10.

Das solt ihr merken eben,

Von Christi Leib und Blut,

Am Creutz vor uns gegeben.

Wer das gelauben thut,

Und wird in seinem Namen g'tauft,

Durch seinen Tod ist er erkauft,

Erlößt von allen Schulden,

Und leit in Gottes Hulden,

Darum soll'n wir gedulden.

11.

Zum Vater laßt uns treten,

Im Geist und der Wahrheit

Müssen wir ihn anbeten,

Die göttliche Klarheit

In seinem Sohn sich offenbahrt,

Der ist das wahre Lämmlein zart,

Deß wir hie thun genießen,

So wir die Sünde büssen,

Das thut die Welt verdrießen.

12.

Herzlich einander lieben,

Wie Christus hat gelehrt.

In sein'm Gebot uns üben,

Wie er von uns begehrt.

Dabey wird man zu aller Zeit

Kennen, daß ihr mein Jünger seyd,

Mein'n Fried thu ich euch geben,

Nicht wie die Welt, merkt eben,

Die Sünde thut vergeben,

13.

Von mir sollt ihr hie lernen,

Spricht Christus der Heyland,

Wer meine Wort thut hören,

Der baut nicht auf den Sand,

So er's begehrt von Herzens Grund,

Und bleibt darnach in seinem Bund

Getreu bis an das Ende,

In Trübsal und Elende,

Keiner sich von mir wende.

14.

Er wird uns all erlösen

Christus unser Hauptmann,

Und führen von dem Bösen,

Er ist die rechte Bahn

In das verheißne Vaterland,

Vertrauet ihm nur allesammt,

Er wird uns schon erhalten,

Laßt euch von ihm nicht spalten,

Die Lieb soll nicht erkalten.

15.

Thut euch rüsten bey Zeite,

Ihr fromme Gottes Kind,

Der Herr ist nimmer weite,

Daß er uns wachend find,

Mit den klugen Jungfrauen schon

Auch Oel in unsern Lampen hon,

Preisen des Herren Namen,

Im Fried halt euch zusammen,

Den geb uns der Herr,

Amen.


 

Das 78. Lied.

Ein ander schön Lied.

Im Ton, wie das Tholer Lied.  (2)

1.

Christe, freundlicher Ritter!

Hab Acht auf den Hauptmann.

Der Streit ist hie gar bitter

So du kommst auf den Plan,

Die Feind werd'n dich umringen,

Welt, Fleisch, Sünd, Teufel, Tod,

Thu dein'm Hauptmann zuspringen

Die Feind wird er umbringen,

Dir helf'n aus aller Noth.

2.

Paulus der hat geschlagen

In seiner Liberey

Schild, Helm, Panzer und Kragen,

Ein Schwerdt ist auch darbey,

Damit sollt du dich rüsten,

Wapnen zu aller Zeit,

Der Feind mit tausend Listen

Streit wider die frommen Christen,

Durch sein Boßheit und Neid.

3.

Man muß beym Fähnlein bleiben,

Das uns verkündet ist,

Davon laß dich nicht treiben,

Vom Hauptmann Jesu Christ.

So du mit ihm willt erben

Die herrlich Kron und Freud,

Triumph und Sieg erwerben,

Mußt auch hie mit ihm sterben,

Haben Trübsal und Leid.

4.

Gefangen und geschlagen

Ward Christus der Hauptmann,

Also thut man auch plagen,

Wer geht auf seiner Bahn.

Groß Noth ist jetzt vorhanden

Allhie auf dieser Erd

Man sucht uns auch mit Banden,

Fast schier in allen Landen,

Wer zu Christo begehrt,

5.

Zu ihm will man nicht lassen

Sein treue Ritter gut,

Verlegt ihn'n alle Straßen,

Bis man sie fahen thut.

Da hebt sich Würgen und Stechen,

Grausame Tyranney.

Unser Hauptmann wird's rächen,

Sein'r Feind Gewalt zerbrechen,

Er steht sein'm Häuflein bey.

6.

Gottes geliebte Ritter,

Seyd mannlich in dem Streit,

Das grausam Ungewitter

Währt nur ein kleine Zeit.

Thut nur beständig bleiben,

Seyd treu bis in den Tod,

Laßt euch zurück nicht treiben,

Ihr seyd Mann oder Weiben,

Vertrauet unserm Gott.

7.

Preiß und Lob wir ihm geben,

Sein ist allein die Ehr.

Dieweil wir hond das Leben,

Hilf uns, o Gott mein Herr!

Erhör du unser Klagen,

Sieh auf die Kinder dein,

G’fänglich thut man uns plagen,

Aus allem Land verjagen.

Mein Gott! sieh du doch drein.

8.

Amen, es wird geschehen

In einem Augenblick

Wird man Gottes Macht sehen,

Wie er der Welte Tück

Gar bald wird offenbaren

Darzu ihren Hochmuth,

Der jetzt mit G’walt thut fahren,

Mein Gott! thu uns bewahren,

Halt uns in deiner Hut.

Amen.


 

Das 79. Lied.

Ein anderes geistliches Lied.

In der Tagweis Ton.  (4)

1.

Mit Lust so will ich singen

Ein schöne Tageweiß,

Ich hoff, mir soll gelingen

Mein'm Gott zu Lob und Preiß,

Der woll mir treulich helfen aus,

In G’duld zu überwinden

Den Jammer und den Strauß.

2.

O Herr! ich thu dich bitten,

Stärk mich und wohn mir bey,

Mein Feind hond mich umritten

Und schauen wer ich sey.

Das ist der Teufel und die Welt,

Die mich daran thun weisen,

Das dir gar nicht gefällt.

3.

Dein Zucht sollt ich verlassen,

Mit der Welt laufen ein,

In Spielen, Sauffen, Prassen,

Darf ich nicht g’fangen seyn.

Das sprechen sie mit Worten klug,

O Mensch! sieh nicht zurücke,

Hast dein Hand g’legt an Pflug.

4.

Sonst magst du nicht eingohne

In Gottes Reich wahrlich

Viel Trübsal wirst du hone,

Willt du bekennen mich.

Dann wer mein Wort thut nehmen an,

Den wird die Welt verspotten,

Und hafsen Jedermann.

5.

Auch wird man euch verjagen

Von Weib, Kind, Haab und Gut

All Uebels von euch sagen,

Vergiessen euer Blut.

Darum all, welcher vorhin baß

Sein Leben will erhalten,

Der wird verlieren das.

6.

Dann es muß all's darane,

Wollen wir Christen seyn.

Das ist die rechte Bahne,

Die geht zum Vater ein.

Wollen wir Christo solgen nach,

Das Creutz müssen wir tragen,

Und mit ihm leiden Schmach.

7.

O Herr! gib Herz und G’müthe,

Auch Weißheit und Verstand,

Bitt ich in deiner Güte,

Laß mich nicht werd'n zu Schand.

Gib, Herr, daß ich mein Fleisch und Blut

Im Streit mög überwinden,

Und vollbringen das Gut.

8.

Lehr mich mein Glauben, Herre,

Beweisen mit der That.

Wer nicht bleibt in dein'r Lehre,

Kein Gott noch Leben hat.

Darum bitt ich zu dieser Frist,

O Gott! lehr mich erkennen

Die Lehr des Herren Christ.

9.

Wer mich thut hie bekennen

Vor den Menschen auf Erd,

Den will ich Bruder nennen

Bey meinem Vater werth.

Was ihr verlaßt in dem Trübsal,

Das will ich euch erstatten

Wohl hundert tausend mal.

10.

Die Welt thut sich berühmen,

Und will auch Christen seyn,

Des Creutz's thut sie sich schämen,

Sprechen, es darf nicht seyn,

Wann ich auch etwas leiden müßt,

Hätt er nicht gnug gethane,

Und mein Sünd nicht gebüßt.

11.

O blinde Welt, verirrte,

Es wird dir werden leid,

Dein Glaub nicht helfen wirde,

Thu Buß und dich bereit,

Wilt du nicht leiden ewig Weh,

Thu von der Welt ausgohne,

Und sündig nimmermehr.

12.

O Gott, in deinem Reiche,

Verleih uns Geist und Kraft,

Daß wir alle zugleiche

In dir bleiben standhaft,

In deiner Zucht bis an das End

Herr, gib uns zu erkennen,

Die uns betriegen wendt.

13.

O Herr, dich thu ich bitten

Wohl durch den Sohne dein,

Der für uns hat gelitten,

Verzeih den Feinden mein,

Gib Fried und wahre Einigkeit.

Komm bald und führ zusammen

Dein Kind, die sind zerstreut.

Amen.


 

Das 80. Lied.

Ein ander geistliches Lied.

Im Ton: „An Wasserflüssen Babylon.  (10)

1.

Creutz, Verfolgung und Trübsal,

Müssen wir jetzund leiden.

Die Wölf brechen in den Schafstall,

Thun uns hassen und neiden,

Würgen und reissen grimmiglich.

O Herr, mein Gott, erbarme dich,

Führ deine Schäflein alle

Zu deiner Heerd, sie sind zerstört,

Damit dein Lob gefördert werd

Und leben nach dein'm G’fallen.

2.

Wir haben hier kein Fried noch Ruh,

Kein Platz auf dieser Erden,

Der letzte Tag nahet herzu,

Daß wir erlöset werden.

Deß freuen wir uns allgemein,

Die dem Herren ergeben seyn,

Er ist der rechte Hirte,

Der uns allsammt mit seiner Hand

In das verheissen Vaterland

Aus allem Trübsal führte.

3.

Recht und richtig lauf jedermann

Daß keiner werd ausg’stossen.

Und bleibet auf der schmalen Bahn,

Werdt Christi Hausgenossen.

Durch viel Trübsal müssen zugleich,

All eingehn in das Himmelreich,

Fliehen die breite Strassen.

Gut und Geld, wie Christus meldt,

Was zergänglich ist in der Welt,

Das müssen wir verlassen.

4.

Im Himmelreich ist unser Lohn,

Und unser Bürgerschafte,

Darzu die unverweßlich Kron,

So wir werden sieghafte,

Und überwinden in dem Streit

Allhie die kurze kleine Zeit

Bis an das End verharren,

Treu bis in Tod, in aller Noth

Vertrauen dem einigen Gott,

Er wird uns wohl bewahren.

5.

Seht nicht zurück, so ihr die Hand

Einmal gelegt am Pfluge,

Hinter sich in Egyptenland

Keiner ist g'schickt genuge

Zu dem Reich Gottes, merket mich,

Der in die Welt sieht hinter sich,

In Sodom mit Lots Frauen.

Geht vor euch an, bleib keiner stahn,

Christus hat uns gezeigt die Bahn,

Darauf sollen wir bauen.

6.

Thu mir hie, spricht er, folgen nach,

Durch mich kommt man zum Vater.

Mit mir müßt ihr auch leiden Schmach,

Verfolgung, Pein und Marter.

Welcher in mein Fußstapfen tritt,

Der hat in der Welt keinen Fried,

Er muß gehasset werden

Von jedermann, muß kurtzum dran,

Dann es je anders nicht seyn kann,

Allhie auf dieser Erden.

7.

Ob sich die Welt gleich grausam stellt,

Und will uns gar verschlingen,

Seynd doch all unser Haar gezählt,

Es soll ihn'n doch mislingen.

Fürcht euch nicht, der Herr Christus spricht,

Der Fürst der Welt ist schon gericht,

Wie grausam er thut wüten,

Er hat kein Macht, habt eben Acht,

Gott wird bald stürzen seinen Pracht,

Und uns gar wohl behüten.

8.

Freut euch, singt, springt und lobet Gott,

Der uns den Fried hat geben,

Er steh bey uns in aller Noth,

Dieweil wir han das Leben.

Er ist der Herr, und keiner mehr,

Darum gebt ihm allein die Ehr,

Und preiset seinen Namen.

In Ewigkeit ist uns bereit

Grosse unaussprechliche Freud,

Darzu helf uns Gott, Amen.

 


 

 

Es folgen noch etliche sehr schöne

Christliche Gesänge, wie dieselbigen zu Bassau

von den Schweizer=Brüdern in der Gefängniß im

Schloß, durch Gottes Gnade gedicht und

gesungen worden.

 

Psalm CXXXIX

 

„Die Stolzen haben mir Strick gelegt, das

„Garn haben sie mir mit Seilen aufgespannt,

„und da ich gehn sollt, haben sie mir Fallen

„zugerüstet. Darum spreche ich zum Herrn:

„du bist mein Gott.


 

Das 81. Lied.

Dieß schöne Lied mag ins Berners Ton gesungen werden.

H. B.  (8)

1.

Herr Gott Vater, zu dir ich schrey

Ich bitt, dein Weißheit mir verleih,

Daß ich ein Lied mög singen,

Vom Wesen deiner Einigkeit,

Das sich verlegt in der Dreyheit

Herr Gott, laß mir gelingen,

Dann je allein du warst und bist

Ewig zu allen Zeiten,

Ohn dich nie keiner g’wesen ist,

Der solchs hätt können b'reiten.

Was lebt im Himmel und auf Erd,

Hast du allein erschaffen,

Dein Hand alles ernährt.

2.

Die Dreyheit solt du wohl verstahn,

Wie sie Johannes zeiget an,

Vater, Wort, Geist thut nennen.

Sie in dem Himmel Zeugen seyn

Die drey Namen deiner in ein,

Ihr solt es wohl vernehmen.

Des Vaters Allmächtige Kraft

Wird ersehen bey'n Geschöpfen,

Die er durch das Wort hat gemacht,

Sein Geist all's thut bekräften.

Wann er sich des würd unterstahn,

Den Geist in sich zu sammlen,

Müßt all's wieder vergahn.

3.

Die Allmächtigkeit ist das Wort,

Die Kraft der Heil’ge Geist, hast g’hört,

Ist der Vater alleine,

Wie's dann die Schrift zusammen schleußt,

Das Wort sie nennt Leben und Geist,

Das im Anfang thät seyne

Bey Gott, und Gott selbst das Wort ist

Und ein Geist, thu vernehmen,

Er sandt sein Wort Herrn Jesum Christ,

Das er sein Sohn thut nennen,

Zu Maria der Jungfrau zart,

Ward das in ihr empfangen,

Vom Heil'gen Geist Fleisch ward.

4.

Du solt mich aber wohl verstahn,

Die Gottheit sich nicht theilen kann,

Wie du siehst an der Sonnen.

Daß Christus kam in diese Zeit,

Geschah allein nach der Menschheit,

Die er hat angenommen.

Die ganze Füll der Gottheit gar

In die Menschheit war g’schlossen,

Christus im Geist Gottes Sohn war,

Von Gott ist ausgeflossen,

Im Licht und hellen klaren Schein,

Dasselb thät er bedecken

Wohl mit der Menschheit rein.

5.

Die Deck solt du also verstohn,

Vie ein Wolk über d'Sonn thut gohn,

Daß man sie nicht kann sehen:

Also war hie in dieser Zeit

Das Licht bedeckt mit der Menschheit,

Thut uns die Wahrheit jehen.

Christus ein Licht der Welt wird g'nennt,

Thut uns die Schrift bezeugen,

Auf den der Heil’ge Geist behend

Thät aus dem Himmel steigen,

Ein Stimm allda geschehen ist,

Das ist mein lieber Sohne,

Den höret in der Frist.

6.

Daß aber's Wort auf Erden kam

Und die Menschheit an sich nahm,

Das ist darum geschehen,

Daß Gott den Menschen in der Zeit

Unträglich war nach der Klarheit,

Die niemand mogt ansehen,

Wie uns deß Moses gibt Bericht,

Als er da thät begehren

Zu schauen Gottes Angesicht,

Da sagt zu ihm der Herre:

Kein Mensch wird lebendig bestahn,

Mein G’stalt soll niemand sehen,

Zeigt er dem Mose an.

7.

Weil Gott sonst niemand sehen kann,

Darum zog er die Menschheit an,

Aus Gnad da that erklären

Sein Licht dem Menschen in der Zeit

Er war sichtbar nach der Menschheit,

Auf daß er uns thät lehren.

Die Wahrheit Gott der Herr selbst ist,

Lehrt uns Christus alleine,

Das Wort, so ich red in der Frist,

Dasselb nicht mein thut seyne,

Sondern's Vaters, der in mir ist,

Der thut die Wort erzählen,

Spricht der Herr Jesus Christ.

8.

Also die Gottheit g’wesen ist

Hie in der Menschheit Jesu Christ,

Thut uns Sanct Paul erzählen,

Damit Gott durch sich selbst zurecht

Wiedrum brächt das menschlich Geschlecht,

Wie es von ihm thät fallen.

Der Teufel mit sein'm falschen Rath,

Thät alle Menschen bringen

Durch den Adam in Sünd und Tod,

Sie mochten nicht mehr finden

Den Weg zum Baum des Lebens ein,

Hat uns Christus bereitet,

Der Weg er selbst thut seyn.

9.

Als vollbracht hatt' Herr Jesus Christ

Sein Leiden hier zu dieser Frist,

Ist er wied'rum gegangen

Zum Vater in die Ewigkeit,

Vernimm, allein nach der Menschheit,

Hat er wieder empfangen

Die Klarheit, als er selber redt,

Christus der Herr, merk eben,

Vater, wie ich die Klarheit hatt,

Eh der Welt Grund war g'legt,

Dieselbe gib mir wieder b'reit,

Dann ich hab thun vollenden

Dein Willen in der Zeit.

10.

Also er zu dem Vater ging,

Sein Klarheit da von ihm empfing,

Die ihm doch nie war g’nommen,

Solt du verstehn nach der Gottheit,

Die er gehabt zu aller Zeit,

Das Licht göttlicher Sonnen.

Allein hie wie bedecket war

Das Licht mit Menschheit reine,

Also die Deck ist worden klar

Wieder ins Vaters Scheine.

Ein Wesen er da mit ihm ist,

Im Himmel und auf Erden

Hat G’walt Herr Jesus Christ.

11.

Vernimm, die Göttliche Dreyheit,

Wird beschlossen in Einigkeit,

Wohl in der Sonnen reine,

Die zeigt uns drey Würkung in ein,

Licht, Strahl und Hitz thun diese seyn.

Vernimm des Lichtes Scheine,

Das den Vater anzeigen thut,

Der alles hat umgeben,

Er ist allein das einig Gut,

In ihm thut alles leben.

Des Vaters Allmächtige Kraft,

Hab ich dir thun anzeigen,

Am G’schöpf so sie gemacht.

12.

Der Strahlen Glanz, vernimm bereit

Erklärt den Ernst und G'rechtigkeit,

Den der Vater hat b'schlossen,

Durch sein Wort hie in dieser Frist,

Das ist sein Sohn, Herr Jesus Christ,

Dem er Gewalt wird lassen,

Zu halten G'richt mit G'rechtigkeit,

Ueber all Fleisch unreine

Die Engel, als Petrus beschreibt,

Die werden da gemeine,

Ob diesem Ernst erzittern thun.

Wie will der sündig Mensche

Da am Gericht bestohn.

13.

Zum dritten solt du mich verstohn,

Die Hitz die thut uns zeigen an

Den Heil'gen Geist so reine,

Ein Gut, Gnad und Barmherzigkeit,

Ein feurig Zung, uns Lucas schreibt,

Der Heilig Geist thut seyne,

Der sich ausgeußt in alle G’müth,

So Christum an thun nehmen,

Laßt sie schmecken sein Brunst und Güt,

Lehrt sie auch recht erkennen

Den Vater, Sohn, in Einigkeit

Wohnung bey'n Menschen machen

Allhie in dieser Zeit.

14.

Also wird göttliche Dreyheit

Beschlossen in der Einigkeit,

Durch die Gleichniß der Sonnen,

Der Vater, Sohn und Heilger Geist

Ein Licht ist, wie die Schrift beschleußt

Wie du jetzt hast vernommen.

Merk also, das Wort Jesus Christ

Wird genennt Geist und Leben,

Ein Geist und's Wort der Vater ist,

Thut die Schrift Zeugniß geben,

Also thut uns die Einigkeit

Vater, Wort, Geist beschreiben,

Johannes in der Zeit.

15.

Wer nun solche Erkenntniß hat,

Also in der Kraft Gottes staht,

Mag sein Glauben erkennen.

In Gott Vater Allmächtigkeit,

Der ihn hat b'schaffen in der Zeit,

Durch Christum thu vernehmen.

Ihn der Vater zu seinem Kind

Wiederum hat gebohren,

Wie er von Gott fiel durch die Sünd,

Und kam in seinen Zoren,

Dasselb ihm hat Herr Jesus Christ

Wiederum thun versöhnen,

Dein Mittler worden ist.

16.

Darum glaubt er an Jesum Christ,

Der sein G'rechtigkeit worden ist,

Die ihn hat thun bekleiden:

In der da würket Gottes Gnad,

Die ihm Christus erworben hat

Mit Creutz, Sterben und Leiden.

Vernimm des Heil'gen Geistes Güt,

Hat in ihm thun beschreiben.

Das Göttlich Wort in sein Gemüth,

Das ihn thut unterscheiden

Von aller Sünd in dieser Zeit,

Thut er sie überstreiten

Durch den Heiligen Geist.

17.

Also glaubt er in Heil'gen Geist,

Der ihm Barmherzigkeit beweißt,

Hat ihn damit umgeben,

Und in die Kirch geschrieben ein,

Die durch den Heil'gen Geist gemein

Erhalten wird zum Leben.

Daß er nicht kommt in das Gericht,

Sondern er ist gedrungen

Vom Tod zum Leben, Christus spricht,

Mit ihm da wird er kommen

Nach der Urständ ins Vaters Schein,

Daselbst wird er verkläret,

Den Engelein gleich seyn.

18.

Also kennt er in Einigkeit,

Den Vater, Sohn und Heil'gen Geist.

Die Wohnung bey ihm haben.

Darum er ist ein Gottes Kind,

Wird unterscheiden von der Sünd

Paulus also thut sagen:

Daß er nun niemand kennen ist,

Nach dem Fleisch thu vernehmen,

Ob wir ein Zeitlang Jesum Christ

Nach dem Fleisch thäten kennen,

So kenn'n wir ihn doch jetzt nicht mehr

Im Fleisch, sondern alleine

Im Geist ist er der Herr.

19.

Also hast du vernommen b'reit,

Warum sich thut die Einigkeit

In Dreyheit zu uns wenden,

Daß Gott sonst Menschen Blödigkeit

War unbegreiflich in der Zeit,

Man mogt ihn nicht erkennen.

Darum Anfang, Mittel und End

Macht Gott den G'schöpfen seine,

Auf daß sein Wesen wird erkennt,

Aus seinem Wort alleine.

Wenn sich Gott nit ein Wort hätt g'nennt,

Mögt man von ihm nicht reden,

Hat nicht Anfang noch End.

20.

Also will ichs beschlossen hon,

Gott Vater in dem Himmels Thron,

Sagen Lob, Ehr und Preise,

Durch seinen Sohn, Herrn Jesum Christ,

Der ein Wesen im Vater ist,

Mit sammt dem Heil'gen Geiste.

O Vater in der Ewigkeit,

Dir sey dir Ehr alleine,

Daß du uns dir hast zubereit,

G’führt in der Weißheit deine.

O Vater! führ uns noch fortan,

Auf daß wir thun erlangen

In deinem Reich die Kron.

Amen.


 

Das 82. Lied.

Ein ander schönes tröstliches Lied.

Im Ton: „Wär Gott nicht mit uns diese Zeit. M.S.  (3)

1.

Merkt auf, ihr Völker allgemein,

Allhie auf dieser Erden,

Ihr seyd jung, alt, groß oder klein,

Wollet ihr selig werden,

So müsset ihr von Sünden lon,

Christo dem Herren folgen thun,

Nach seinem Willen leben.

2.

Dazu Christus auf Erden kam,

Den rechten Weg zu lehren,

Daß man von Sünden ab soll stohn,

Und sich zu ihm bekehren,

Dann er selbst spricht: ich bin der Weg,

Dardurch man zu dem Vater geht,

Die Wahrheit und das Leben.

3.

Wer mit ihm will Gemeinschaft hon,

Seins Reichs theilhaftig werden,

Derselb muß auch desgleichen thun

Allhie auf dieser Erden.

Ja, welcher mit ihm erben will,

Muß hie haben des Leidens viel,

Um seines Namens willen.

4.

Welcher nun hie in dieser Zeit

Mit dem Herren thut sterben,

Der wird auch mit ihm ewig Freud

Ins Vaters Reich ererben.

Wer aber ihm nicht folgen thut,

Den hat auch nicht erlößt sein Blut,

Sein Sünd auch nicht vergeben.

5.

Dann wem sein Sünd vergeben ist,

Der soll sie nicht mehr treiben

Also lehrt uns Herr Jesus Christ,

Sonst grösser Pein und Leiden

Ihm wird begegnen zu der Stund

So er abfiel von Gottes Bund,

Sein Schaden böser würde.

6.

Nicht all, die Herr! Herr! sagen thun,

Werden in sein Reich kommen:

Sondern die halten seinen Bund,

Werden von ihm ang'nommen.

Wer ihn vor dieser Welt bekennt,

In der Wahrheit verharrt ans End,

Derselb wird selig werden.

7.

Darzu helf uns Gott unser Herr.

Daß wir bey ihm beleiben,

Und stets wandeln nach seiner Lehr,

Die Sünd gar nicht mehr treiben;

Sondern sein'm Namen seynd ein Ehr,

Jetzt diese Zeit und immermehr.

Bis in Ewigkeit. Amen.


 

Das 83. Lied.

Der 54 Psalm.

Im Ton: „Gegen den Tag hört man die Hahnen krähen.  (18)

1.

O Herre Gott! hilf mir in deinem Namen,

Mit deiner G'walt,

Auf daß ich mich nicht schame

Dein's Worts jetzund in aller Pein,

Darum stärk mich allzeit, o Vater mein.

2.

Darum, o Herre, thu mich erhören,

Ich schrey zu dir,

Neig zu mir deine Ohren,

In dieser Noth merk auf mein Stimm,

O Herre Gott sieh an mein'r Feinde Grimm.

3.

Dann meine Feind stellen mir nach dem Leben

Mit ganzem G’walt,

Haben mich ganz umgeben,

Sie stellen mir nach meiner Seel,

Darum hilf mir, o Herr Gott Israel.

4.

O Herre Gott, die dich nit hond vor Augen,

Die setz'n mir zu,

Die deinen Bund verläugnen.

Ich aber will mich freuen dein,

Dann du erhältst allzeit die Seele mein.

5.

Du wirst das Böß dann mein'n Feinden

Wohl bezahlen,

Die mir bös thun in diesem Jammerthale,

Zerstör sie, Herr, in deiner Treu,

O Herre Gott, mach mich von ihnen frey.

6.

So will ich dir freywillig Opfer thun,

Mit deiner Hilf

Will danken deinem Namen

Daß er so treu und gütig ist,

Will dir lobsingen, Herr, zu aller Frist.

7.

Dann du errettest mich zu allen Zeiten

Von Feinden mein,

Die wider mich thun streiten.

Mein Augen läßt du sehen an

Daß meine Feind zu Schanden müssen gan.

8.

Darum, o Herre Gott, will ich dir singen,

Zu Lob und Preiß,

Und dir das Opfer bringen.

O Herre Gott! thu mir Beystand,

Halt mich allzeit in deiner starken Hand.


 

Das 84. Lied.

Der 133. Psalm.

Im Ton: „Wohl dem, der in Gottes Furchten steht.“  (1)

1.

Sieh! wie fein ist und lieblich schon,

Wo Brüder bey einander wohn'n

Gleich wie die gute Salbe schon

Herab floß von dem Haupt Aaron.

2.

Welche herab floß in den Bart,

Bis aufs Loch seiner Kleider zart,

Eben gleich wie der Thau Hermon

Herab floß auf die Burg Zion.

3.

Ohn Zweifel das Gott wohl gefällt,

Wo man Fried, Lieb, Einigkeit hält,

Daselbst gibt der Herre freundlich

Leben und Segen ewiglich.

Amen.


 

Das 85. Lied.

Ein ander schön geistlich Lied.

Im Ton: „Wär Gott nicht mit uns diese Zeit.

M.S.  (3)

1.

Herr Gott Vater in deinem Thron!

Wir deine liebe Kinder

Wollen dir jetzt das Opfer schon,

Zu Lob dein'm Namen bringen,

Wie du es dir selbst hast bereit

Zu deiner Ehr und Herrlichkeit,

Darum wir dir lobsingen.

2.

Herr Gott Vater, der Pharao

Hat uns lang thun verhindern,

Und uns nicht wollen ziehen lohn,

Das Opfer dir zu bringen.

Nun aber spaltet sich das Meer.

Hilf uns, o Vater unser Herr

Mit Freuden dadurch dringen.

3.

Herr Gott Vater, wir bitten dich

Für all die uns beleiden,

Du wollest ihnen gnädiglich

All ihre Sünd verzeihen.

Dann sie doch nicht erkennen thun,

Was sie an uns gehandelt hon,

Wollst ihn'n dein Gnad verleihen.

4.

Herr Gott Vater, thu ihnen auf

Das Herz, daß sie erkennen,

Welches da sey der rechte Glaub,

Durch den wir jetzt vollenden,

Und bezeugen mit unserm Blut

Dein Wort, das ist die Wahrheit gut,

Deinen Namen bekennen.

5.

Herr Gott Vater, in deine Händ

Sey dir jetzund befohlen

Der Geist den du uns hast gesendt,

Thu ihn nun wieder holen,

Dann er hat schon alles vollendt,

Worzu du ihn uns hast gesendt,

Darum wir dich hoch loben.


 

Das 86. Lied.

Der 126. Psalm.

Im Ton: „Aus tiefer Noth schrey ich zu dir.  (3)

1.

Wann der HErr die G'fängniß Zion

Wieder von uns wird wenden,

Dann werden wir in Freuden stohn,

Und seyn wie die Träumenden.

Dann wird unser Mund Lachens voll,

Unser Zung sich deß rühmen soll,

Und sich von Herzen freuen.

2.

Dann wird man daselbst fahen an,

Unter den Heiden sagen,

Der HErr hat groß's an ihn'n gethan,

Deshalb wir groß Freud tragen.

Der HErr hat groß's an uns vollendt,

O HErr Gott, unser G’fängniß wend,

Wie die Bäch am Mittage.

3.

All die mit Weinen säen thun,

Werden mit Freuden erndten,

Sie tragen edlen Saamen schon,

Und gehen hin mit Thränen.

Mit Freuden kommens wieder her,

Betrachten ihre Frucht so schwer,

Und bringen ihre Garben.

Amen.


 

Das 87. Lied.

Ein anderes schönes Lied.

Im Ton: „Ein veste Burg ist unser Gott, ⁊c (11)

1.

O Herre Gott in deinem Thron,

Du hast zum ersten geben

Dein'm Volk viel Recht und Sitten schon,

Darnach sie sollen leben.

Aber dasselbig alles hast

In zwey verwiest durch Jesum Christ:

Die Lieb das ist

Gegen dir und dem Nächsten.

2.

Dasselbig wir vernommen hon

Von Christo unserm Herren

Als er da spricht: das G’setz wird stohn,

Was die Propheten lehren.

Alles erfüllt in zwey'n Gebot,

Das erst, hab Gott von Herzen lieb

Aus ganzem G’müth

Von ganzer Seel und Kräften.

3.

Zum andern solt auch lieben thun,

Wie dich selbst, deinen Nächsten.

Alsdann hast du erfüllet schon

Das G’setz und die Propheten.

Dann welcher Mensch hie liebet Gott,

Hält sein Gebot,

Dran wird erkennt, ja welche sind

Die Gott von Herzen lieben.

4.

Welcher nun spricht: er liebe Gott,

Und aber nicht thut halten

Mit ganzem Fleiß seine Gebot,

Wird ein Lügner gescholten.

Dann Christus selbst gesprochen hat:

Wer mein Gebot steif halten ist,

Zu aller Frist.

Derselb thut mich recht lieben.

5.

Wer Lieb hat, ist von Gott gebohr'n,

Dann Gott ist selbst die Liebe.

Alle die hat er auserkohren,

Die sich darinnen üben.

Die Liebe nimmer fehlen thut,

Sie würkt das Gut,

zu aller Zeit, ist sie bereit,

Zu Gottes Preiß und Ehren.

6.

Sie thut dem Nächsten auch kein Leid,

Wie Paulus uns thut lehren,

Sondern ist b'reit zu aller Zeit,

Den Bruder hoch zu ehren.

Sie ist friedsam und freundlich schon,

Mag kein Zorn hon,

Auch kein Betrug, treibt nicht die Lug,

Sondern das Gut von Herzen.

7.

Wer diese Liebe nicht empsäht,

Also hond wir vernommen,

Ob er schon allen Glauben hätt

Und redt mit Engels Zungen,

Also daß er all seine Haab

Den Armen gäb,

In dieser Zeit, und seinen Leib

Casteyen ließ und brennen.

8.

So er aber die Lieb nicht hat,

Mag ihn das all's nicht helfen,

Keinen Nutz bringet diese That,

Er ist gleich wie ein Schellen,

Oder ein Erz das gibt sein Ton,

Soll'n wir verstohn,

Gott will kein Werk, das also merk,

Ausser der Liebe haben.

9.

Was ausserhalb der Lieb geschicht,

Das mag Gott nicht gefallen.

Derhalben merk auf den Bericht

Welchen im Abendmahle

Christus sein'n Jüngern geben hat,

Ein neu Gebot,

Die Lieb das ist, Herr Jesus Christ

Thät seinen Jüngern sagen.

10.

Nun geb ich euch ein neu Gebot,

Das solt ihr halten eben,

Daß ihr einander lieben solt,

Gleich wie ich mich thu geben

Aus Lieb vor euch bis in den Tod

Und grosse Noth,

Also auch ihr solt haben lieb.

Einander herzlich dienen.

11.

Werd ihr einander dienen fein,

Wird jedermann erkennen,

Daß ihr mein rechte Jünger seyn,

Ihr solt euch mein nicht schämen,

Ich bin eur Meister und eur HErr,

Folgt meiner Lehr

Was ich euch han aus Lieb gethan,

Thut einander desgleichen.

12.

Wer diese Lieb empfangen hat,

Derselbig mag nicht irren.

Sie ist ein reine Gab von Gott,

Läßt sich niemand verwirren.

Dann die Lieb ist das größt Gebot,

Als g'schrieben staht,

Die Liebe bleibt in Ewigkeit,

So alle Ding aufhören.

13.

Der Glaube wird aufhören thun,

Die Hoffnung auch desgleichen,

Aber die Lieb wird bleiben stohn

Ewig in Gottes Reiche.

Dann die Lieb würkt ein grosse Freud

Nach dieser Zeit,

Bey Gottes Kind, die alle Feind

Durch Lieb hie überwinden.

14.

Durch die Lieb überwunden wird

Teufel, Sünd, Tod, und Hölle.

Wer die Lieb hat, wird nicht verführt,

Gar nichts mag ihn abfällen

Von Gott, als man geschrieben findt,

Lieb überwindt

Auf dieser Erd, bleibt unzerstört,

Niemand mag sie verletzen.

15.

Wo sich die Lieb eingossen hat,

Thut sie die Furcht austreiben.

Dann die Furcht hat Pein und auch Noth,

Mag bey der Lieb nicht bleiben.

Dann Gottes Liebe hat kein Pein, Wo sie thut seyn,

Da ist groß Freud, zu aller Zeit,

Macht sie das Leid zu Freuden.

16.

So lasset uns nun lieben Gott,

Doch nicht allein mit Worten,

Sondern in Wahrheit mit der That,

Auf Erd an allen Orten.

Laßt uns guts thun den Kindern sein,

Allen gemein,

Gott wird daran Gefallen han,

So wir sein Kinder ehren.

17.

Wer sein'n Bruder nicht lieben kann,

Den er bey ihm thut haben,

Wie wollt er dann Gott lieben thun

Im Himmel hoch, dort oben?

Größere Liebe niemand hat,

Dann der da läßt das Leben sein

Vor seine Freund

Als Christus selbst thut sagen.

18.

Welcher nun Gott will lieben thun,

Johannes spricht, merk eben,

Der heb an seinem Bruder an,

Und laß für ihn das Leben,

Gleich wie sich Christus geben hat

Für uns in Tod,

Aus Lieb und Gnad, mit seinem Tod,

Und hat vom Tod geholfen.

19.

Herr Gott, wir bitten dich gar schon,

Vater thu uns erhören,

Durch Jesum Christ dein lieben Sohn,

Dein Lieb thu in uns mehren,

Zu aller Zeit laß uns daran

Kein Mangel han,

Sondern gib uns dein'r Liebe Brunst,

Daß wirs vollkommen haben.

20.

Gegen dir und den Kindern dein,

Aus unsers Herzens Grunde,

Auf daß wir dir gehorsam seyn,

Steif halten deinen Bunde,

Doch dasselb nur aus Lieb allein,

Als Kinder dein,

Nicht um ein Lohn, wie die Knecht thun,

Sondern aus freyem Herzen.

21.

Wie dann die Lieb nicht suchen thut,

Was ihren Nutz thut bringen,

Sondern was dem Nächsten zu gut

Kommt, darnach thut sie ringen.

Und auch was recht zu deiner Ehr,

Darum, o Herr!

Begehren wir nicht mehr dann dir

Zu geben Lob und Ehre.

22.

Darum du unser Vater bist,

Auch unser Gott und Herre

Ein König g'waltig zu aller Frist,

Darum soll man dich ehren,

Und dir geben mit ganzem Fleiß

Lob, Ehr und Preiß.

Dann es dir g’hört auf dieser Erd

Und auch in Ewigkeite.


 

Das 88. Lied.

Ein ander schön geistlich Lied.

Im Ton: „Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn, ⁊c (6)

1.

Für Gott den Herren woll'n wir gohn,

Und ihn im Geist anbäten thun,

Aus unsers Herzens Grunde.

Dann er erkennt zu aller Frist,

Was seinem Volk vonnöthen ist,

Gibts ihm zu aller Stunde.

2.

Nun solt du aber merken wohl,

Wie man vor Gott recht bäten soll,

Nach seines Herzens Willen,

Von allen Sünden solt du stahn,

In seiner Wahrheit leben thun,

So wirst sein Wort erfüllen.

3.

Gott's Wesen ist die Reinigkeit,

Kein Sünder er bey ihm nicht leidt,

Sondern allein die Frommen,

Die hie thun nach dem Willen sein,

Und meiden allen bösen Schein,

Werden von ihm ang’nommen.

4.

Dann weil du in den Sünden lebst,

Sein'm Willen allzeit widerstrebst

Magst dich zu Gott nicht nahen,

Daß du an Creaturen hangst,

Von ihm sein Gaab du nicht erlangst,

Kein Sünder thuts empfahen.

5.

Darzu doch Christus kommen ist

Daß er uns hie in dieser Frist

Der Sünden woll entladen.

Wer sich unter sein Creutz ergeit,

Darunter willig dult und leidt,

Dem wird geheilt sein Schaden.

6.

Darum so greif die Wahrheit an,

Und thu von allen Sünden stahn,

Dein eigen Leben hassen,

So bist du auf der rechten Bahn,

Als Christus der Herr zeiget an,

Man soll die Welt verlassen.

7.

Wann du das thust und lebest recht,

Er dich mit seiner Gnad umfäght,

Die wird dich wohl geleiten

Aus aller Sünd, Ung'rechtigkeit,

Damit du auch wirst zubereit,

Wider die Sünd zu streiten.

8.

Gottes Gnad ist der Heilig Geist,

Welcher auch hie der Tröster heißt,

Derselb wird dich vertreten,

Mit Sehnen und mit Seufzen sehr,

Dich berichten Christlicher Lehr,

Zu Gott lehrt er dich bäten.

9.

Der Heilig Geist der ist das Pfand,

Zu unserm Erbtheil her gesandt,

Hat uns Christus erworben

Durch Leiden an dem Creutze sein

Damit uns g’holfen von der Pein,

Daß wir nicht sind verdorben.

10.

So dich nun führt der Heilig Geist,

Daß du nicht mehr in Sünden leist,

Hat dich Gott neu gebohren

In Christo Jesu seinem Sohn,

In dem bist du genommen an,

Zu seinem Kind erkohren.

11.

Alsdann magst du recht vor Gott gahn,

Und ihn wahrhaftig bäten an,

Dann er wird dich erhören

In Christo Jesu seinem Sohn,

Was du in dem begehrest nun,

Deß will er dich gewähren.

12.

Das Lob auch Gott gefallen thut,

Welches da g’schicht aus reinem Muth,

Sein Geist thut es gebähren,

Wann er die Herzen füllet voll,

Gott in Gott man anbäten soll,

Ihm geben Lob und Ehre.

13.

Darum so bleib auf dieser Bahn

Und thu zu keiner Seiten gahn,

So wird r dir g’wißlich geben

All's was dir wird vonnöthen seyn,

Gottes Reich wirst du nehmen ein,

Darinnen ewig leben.

14.

Darzu helf uns der ewig Gott,

Der alle Ding geschaffen hat,

Im Himmel und auf Erden,

Das seynd all Creaturen g'mein,

Es lob ihn alles, Groß und Klein.

Dem Herren g’hört die Ehre.

Amen.


 

Das 89. Lied.

Ein ander schönes Lied.

Im Ton: „Ein Blümlein auf der Heyden ⁊c (2)

1.

Ein Liedlein will ich singen,

Das solt ihr wohl verstahn,

Von himmelischen Dingen

Thu ich es heben an.

Die Speiß sollen wir niessen

Allhie in dieser Zeit.

Herr Gott! laß uns her fliessen

Dein göttlich Wort so süsse,

Daß wirs schmecken bereit.

2.

Zwo Speiß, vernimm mich eben

Der Mensch allhie geneußt.

Die erst ist Geist und Leben,

Das göttlich Wort sie heißt.

Das ist die Speiß alleine

Der Seelen in der Zeit,

Fleußt her von Gott so reine,

Machet mit ihm gemeine,

Wohl in die Ewigkeit.

3.

Die ander Speiß thu merken,

Dieselb der Natur ist

Den Leib allein thut stärken

Allhie in dieser Frist.

Was eingeht durch den Munde,

Dasselb die Seel nicht speißt,

Ihr Speiß hast du vernommen,

Von Gott thut sie herkommen,

Sie ist der Heilig Geist.

4.

Die Väter haben gessen

In der Wüsten Himmel=Brod,

Die Figur zu ermessen,

Auf Christum deutet hat.

Der war das Brod alleine,

Den Gott verheissen hat

Ihr Hoffnung stund gemeine

Auf Christum, das Wort reine,

Der sie erlößt vom Tod.

5.

Christus thut Zeugniß geben

Im Evangelio,

Ich bin das Brod zum Leben,

Nicht wie die Väter do

In der Wüsten Brod gessen,

Und doch gestorben seyn.

Sein Wort soll'n wir ermessen,

Das gibt der Seelen Raste,

Ist Geist, Leben allein.

6.

Wer dem thut Glauben geben,

Christus der Herr selbst spricht,

Der soll ewiglich leben,

Nicht kommen ins Gericht,

Sondern er ist gedrungen

Vom Tod zum Leben ein,

Daß ers hat angenommen.

Darum wird er auch kommen,

Da ewig Freud wird seyn.

7.

Die G’schrift die thut uns lehren,

Wer Gottes Wort annimmt,

Den thut es neu gebähren,

Macht ihn zu Gottes Kind.

Wort in ihm Fleisch thut werden,

Macht ihn ein Gliedlein rein

Am Leib Christus des Herren,

Zu Gottes Preiß und Ehren,

Wie er bereit allein.

8.

Paulus thut uns berichten,

Daß wir uns durch den Tauf

In die Christliche Pflichten

Ergeben han, merk auf.

In Christi Leib=Gemeine,

Welcher wir worden seyn,

Aus Gottes Wort alleine,

Christi Fleisch und Gebeine

Würkt die Geburt allein.

9.

Darum er die thut nennen

Die heilig Gottes G'mein

Die Christum thut erkennen,

Sich halten sein allein

Die seynd erlöset worden

Durch das Blut Jesu Christ,

Verneuert und geboren,

Zu Gottes Reich erkohren,

Ihr Sünd vergeben ist.

10.

Von der G’mein thut auch sprechen

Paulus in seiner G’schrift,

Das Brod welches wir brechen

Dasselb die G’meinschaft ist,

Versteh mit dem Leib G’meine

Des Herren Jesu Christ,

Das Brod erklärt alleine,

Wie der Körnlein viel seyne,

Daß G’meinschaft fliessend ist.

11.

Der Weinstock, vernimm eben

Und auch die G'meinschaft b'schleußt,

Wie er da hat viel Reben,

Sein Kraft gleich in sich fleußt,

Thut ihn Kält, Hitz umgeben,

Das auch die Reb empfindt,

Wilt du seyn Christi Reben,

Und ewig mit ihm leben,

Mußt du werden creutzigt.

12.

Christus hat sich gegeben

Für unsre Sünd in Tod,

Diß zu bedenken eben,

Setzt er ein Wein und Brod,

Da sie allein bedeuten,

Allhie in dieser Frist,

Wie Christus an dem Creutze

Vor unser Sünd thät streiten,

Dasselb bedenken ist.

13.

Wann du dasselb wilt halten

Nach Gottes Worten rein,

So mußt du davon spalten

Auch alle Sünd gemein.

Wo du in Sünd thust leben

Ißt du dir selbst das G’richt.

Darum bereit dich eben,

Hast dich zum Opfer geben,

So hält Gott seine Pflicht.

14.

Ein Lamm auch haben gessen

Die Väter zu der Frist,

Bey der Figur zu ermessen

Das Lämmlein Jesu Christ.

Den Fels haben sie funden,

Welcher dann Christus war

Ihn gessen und getrunken,

Ihr Herz in ihm versunken.

Das g'schah im Glauben gar.

15.

Darum auch hat gesehen

Abram des Herren Tag,

Das ist allein geschehen,

Durch Gottes Geist und Gab.

Laß dir das Ziel nicht rücken,

Welches ist Jesus Christ

Der Feind der thut sich schmücken

Mit sein verkehrten Stücken,

Damit betriegend ist.

16.

Also hast du vernommen

Vom wahren Himmel=Brod,

Welches von Gott thut kommen,

Rett uns aus aller Noth.

Darum solt du dich kehren

Zu Gott, ihn bitten thun,

Daß er in dir thu mehren

Die Speiß, er wird dich hören,

In Christo seinem Sohn.

17.

Gott, du bist ein Licht reine,

Das scheint in Ewigkeit,

Durch dich lebet alleine

Alles so du bereit

Im Himmel und auf Erden.

Darum dir sey die Ehr,

Daß du uns thust erhören,

Den Weg der Wahrheit lehren,

Dein Nam gepreiset werd.


 

Das 90. Lied.

Ein Lied,

Im Ton: „Ein Blümlein auf der Heyden.  (2)

1.

Gelobt sey Gott der Herre,

Der da wohnet im Licht,

Was lebet hie auf Erden,

Dasselbig nicht ansicht.

Allein vor ihm thun stohne

Die Engel allgemein,

Die ihn thun schauen ane

Durch ihn Verwandlung hone

In Wind und Feuers Schein.

2.

Darum Gott wird genennet

Ein Feu'r in Moses B'richt

Blitz, Donnerstimm er sendet,

Vernimm der Alten G’schicht.

Ließ sich Gott der Herr finden,

Israel auf dem Berg,

Der Berg mit Feur thät brennen.

Gottes G’walt war darinnen,

Zeigt ihn'n an seine Werk.

3.

Niemand kann Gott entrinnen,

Was war und je mag seyn,

Im Feur müssen verbrennen

All Creaturen g’mein.

Wie er sie hat erschaffen,

Den Himmel sammt der Erd,

Werden zergehn und krachen,

Wird sie wieder neu machen,

Die Schrift uns solches lehrt.

4.

Ein Kraft in allen Dingen,

Ist GOtt der HErr allein.

Von ihm thut ausser dringen

Ein Licht von hellem Schein.

Damit thut er vertreiben

Was Sünd und finster ist,

In den menschlichen Leiben

Thut er das Licht einschreiben,

So man glaubt Jesu Christ.

5.

Der ist der Weg zum Leben,

Führt in des Vaters Reich.

Dasselb niemand wird geben,

Er wird dann Christo gleich

Mit Creutz, Trübsal und Leiden,

Allhie in dieser Frist,

Alsdann ist ihm bescheiden

Die Herrlichkeit und Freude,

Und erbt mit Jesu Christ.

6.

Darum auch ist erschaffen

Der Mensch zu Gottes Werk

Daß er ihn groß soll achten,

Ermessen Kraft und Stärk

Damit Gott thut umgeben

Hoch, tief, weit und breit

All Creatur, merk eben,

In ihm haben das Leben,

Er herrscht in Ewigkeit.

7.

Weil du nun bist der Herre,

Der alle Ding erfüllt,

Im Himmel und auf Erden,

Die Ehr du haben wilt,

Daß dir dieselb werd geben

Durch alles G'schöpfe dein,

Darum bereit uns eben,

Dein Kraft mach in uns leben,

Daß wir dich loben fein.

8.

Würdig bist du zu nennen,

Preiß, Ehr und Herrlichkeit,

Daß du dich gibst zu kennen

Dem Menschen in der Zeit.

Thust G'meinschaft mit ihm haben,

So er doch Staub thut seyn,

Füllst ihn mit deinen Gaben

Sein Seel in dir läßt laben,

Herr, dir sey Lob allein.

9.

O wer kann gnug ermessen

Dein grosse Herrlichkeit?

Herr, laß uns nicht vergessen

Dein Gab in dieser Zeit,

Welche du uns hast geben

In dein'm Sohn Jesu Christ,

In uns bewahr sie eben,

Daß wir darinnen leben,

Zu dein'm Lob in der Frist.

10.

O Mensch! nimm groß zu Herzen

Die Treu und Gütigkeit,

Wie sich für dich in Schmerzen

Christus gab in der Zeit,

Durch Creutz, Trübsal und Leiden

Vertilgt hat deine Sünd,

Damit dir auch bescheiden

Sein Reich mit ewig Freuden,

Dich g'macht zu Gottes Kind.

11.

Darum solt du Gott preisen

Allezeit früh und spat,

Daß er dich hat thun weisen

Ins Leben aus dem Tod.

Von ihm solt du nicht weichen

Allhie in dieser Frist,

Sondern forthin streichen,

Bis daß du thust erreichen,

Das Ziel ist Jesus Christ.

12.

Wirst du dasselb erlangen

Nach Gottes Wort allein,

So wirst du auch empfangen

Das ewig Reiche sein.

Darin'n so wirst du nehmen

Ein Kleid von reiner Zierd

Thust du Christum bekennen,

Verharren bis ans Ende

Den Engeln du gleich wirst.

13.

Jetzt und zu allen Zeiten,

Kraft, Ehr, Lob und auch Preiß,

Sey Gott in Ewigkeite,

Durch seinen heilgen Geist.

Daß du uns thust bereiten

Mit deiner ew’gen Hüt

Herr Gott, in allem Leiden

Thu du selbst vor uns streiten,

Was verrückt unser G’müth.


 

Das 91. Lied.

Ein Lied, 

Im Ton: „An Wasserflüssen Babylon.  (10)

1.

O Menschenkind, vernimm mich wohl,

Ein'n B’richt will ich dir geben,

Wie man den Herren fürchten soll,

Und nach sein'm Willen leben.

Nach seiner Furcht rein solt du stahn,

Daß er die in dich fliessen lahn,

Allhie in dieser Zeite

Wird sie dir bringen die Weißheit,

Verstand und wahre G’rechtigkeit,

Daß du das Böß mögst meiden.

2.

Die Furcht Gottes ein Anfang ist

Der Weißheit also reine,

Sie würket Buß in dieser Frist,

Weißheit erkennt alleine,

Was sey wahre Gerechtigkeit,

Dieselb da führt ein Unterscheid

In Gottseligem Leben,

Darein sich schleußt der Heilge Geist,

In dem man hie geheiligt heißt,

Wem Gott die Gab thut geben.

3.

Die Furcht auch hie ein Frag gebiert,

In unbekannten Dingen.

Wann ihr der B’scheid gesaget wird

Nimmt sie das tief zu Sinnen:

Geht mit der Weißheit bald zu Rath,

Besicht was sey Leben und Tod,

Bis sie es thut erkennen.

Alsdann nimmt sie den Unterscheid,

Wenn ihr Weißheit Vergwissung geit,

Thuts Leben vom Tod trennen.

4.

Aus der Erkenntniß Glauben kömmt,

Desgleichen Lieb darneben.

Die Gab allein von Gott her rinnt

Glaub, Lieb in Hoffnung leben.

Welcher sie hie auch seyn vergwist,

Alles was Gott verheissen ist,

Das wird Gedult einnehmen.

Hast Glaub, Lieb, Hoffnung und Gedult,

Stehst du wahrhaft in Gottes Huld,

Thust sein Herrlichkeit kennen.

5.

Die Furcht Gottes in dieser Frist

Würket hie auch ein Peine,

Bis sie das Leben breiten ist,

Von der Sünd machet reine.

Wenn sich die Lieb eingossen hat,

Treibt sie von ihr Furcht, Pein und Tod,

Thut sich zum Opfer geben,

Die Lieb alle Ding überwindt,

Wasser, Feur, Schwerdt sie nit bezwingt,

Ihr g’setzt ist ewigs Leben.

6.

Doch thut ein Furcht in dieser Frist

In der Natur beleiben,

Darbey der Mensch erkennend ist,

Die Blödigkeit sein's Leibes.

Dasselb ihm hie die Ursach geit,

Daß er bleib in der Niedrigkeit,

Wenn er die Blödigkeit findet.

Zu hand er da vor Gott hintritt

Um sein Hilf und Kraft ihn anbitt,

Daß er vor ihm nicht sündet.

7.

Also thut die Furcht führen schon

Zu Gottes Weißheit reine.

Dieselb kein Böß läßt rühren an,

Sie bildt vor Warnung eine.

Wann man sie da nicht hören will,

Hält sie mit ihrer Würkung still,

In Fall der Sünd thut geben,

Allda sie von dem Menschen weicht,

So er sich mit der Sünd vergleicht,

Läßt sie ihn darin'n leben.

8.

Wer Gottes Gnad empfangen hat,

Und sie wieder verlohren,

Durch seine Sünd kommt in den Tod,

Ist von Gott g’stossen worden,

Daß er sein Gnad nicht hat gehört,

Paulus in seiner G'schrift uns lehrt,

Wer muthwillig thut sünden,

Kein Opfer diesem mehr geschicht,

Sondern ein ernst und streng Gericht

Wird er allein thun finden.

9.

Weil er Christum mit Füssen tritt,

Den Geist der Gnaden schändet,

Zu b’sorgen ist, ob er schon bitt,

Gott werd nicht zu ihm wenden.

Dann es sind etlich Sünd zum Tod

Davon Johannes g’schrieben hat,

Dafür nicht sey zu bitten.

Darum bewahr die Göttlich Gnad

Die du von ihm empfangen hast,

Leb steif in ihren Sitten.

10.

Einmal da Christus kommen ist,

Allhie auf dieser Erden,

Daß er ein Opfer in der Frist

Vor unser Sünd thät werden.

Wenn er wieder erscheinen wird

Dann wird er suchen reine Zierd

Wo er sie nicht wird finden,

Der wird von ihm verstossen seyn

Zu der ewigen Höllenpein,

Darum daß er thut sünden.

11.

Johannes schreibt uns in der Frist,

Welcher in Sünd thut leben,

Derselbig von dem Teufel ist,

Sein Werk hat ihn umgeben.

Christus der Herr auch Zeugniß stellt,

Vom Vater der Lüg uns erzählt,

Der im Anfang thät sünden.

Darum er ihn den Vater nennt,

Die mit der Sünd hie sind verblendt,

Sind alle seine Kinder.

12.

Welche hie neu gebohren sind

Aus Gottes Wort so reine

Die nennt Johannes Gottes Kind

Ein Saam bey ihn’n thut seyne,

Derselbig ist die Göttlich Gnad,

Der sich enthält von Sünd und Tod,

Allhie in diesen Zeiten,

Ihr Fleisch mit Christo creutzigt wird,

Daß es sie nicht zu der Sünd führt,

Sie thun sie überstreiten.

13.

Dann auch die Weisheit haben will,

Ein G’schirrlein also reine,

Daß sie's mit ihrer Gab erfüll,

Zu Gottes Ehr alleine.

Welcher da in den Sünden lebt,

Ihrer Würklichkeit widerstrebt,

Da thut sie nicht beleiben.

Sie sucht allein in dieser Zeit

Was stellet nach Demüthigkeit,

Dem thut sie sich einschreiben.

14.

Hast du Weißheit in deinem Muth,

So halt sie hoch in Ehren.

Dann sie ist ein gar edel Gut,

Das Leben thut sie bähren.

Die Weißheit ist ein helles Licht

Dardurch man in die Gottheit sicht

Lehrt sein Herrlichkeit kennen.

Sie ist der Heilig Geist allein,

Ein Kraft Gottes lauter und rein,

Laß dir den Schatz nicht nehmen.

15.

Wer steif an ihr hält in der Zeit,

Und thut von ihr nicht weichen

Den wird sie zu der ew’gen Freud

Führen in Gottes Reiche.

Sie wird ihn da mit ihrem Schein

Verklären wie die Sonne rein,

Darin'n wird ewig leben.

Darzu helf uns der ewig Gott,

Der alle Ding erschaffen hat,

Dem sey die Ehr gegeben.


 

Das 92. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton: „O Sohn David, ⁊c. H.B.  (9)

1.

Merkt auf mit Fleiß, ein Himmelspeiß

Ist uns von Gott gegeben,

Durch Jesum Christ, welcher da ist

Gott's Wort, vernimm mich eben.

Denselben hat im Anfang Gott

Den Vätern thun verheissen,

Zur Seligkeit und ew’ger Freud

Darin'n thät er es leisten.

2.

Christus das Lamm auf Erden kam

Um aller Menschen willen,

Daß er behend das G’setz vollend

Welchs niemand mogt erfüllen,

Wie es dann Gott gestellet hat

Durch Mosen seinen Knechte,

In der Figur, welche war nur

Weisend auf Christum rechte.

3.

Christus der Herr stellt uns die Lehr,

Dieselb thut uns bescheiden,

Würket die Buß, folgt meinem Fuß,

Und thund all Sünd vermeiden.

Die Sitten sein, stellt er ganz rein,

Darnach wir sollen leben,

Zu Gottes Preiß, merk auf mit Fleiß,

Darum sind sie uns geben.

4.

Als war die Zeit, nach dem Bescheid,

Daß Christus nun solt leiden,

Eh ers vollendt, heißt er behend

Ihm ein Lämmlein bereiten.

Dasselb er auch nach G’setzes Brauch,

Mit den Jüngern thät niessen.

Darnach er b’hend, das Alt vollendt,

Ein Neu's thät er beschliessen.

5.

Da die Stund kam, das Brod er nahm,

Thät dem Vater Lob sprechen,

Dasselb er brach, zu'n Jüngern sprach:

Nehmt hin und thut das essen,

Darbey ihr mein solt g'denken seyn,

Mein Leib will ich da geben

Für euch, und viel ich leiden will,

Daß ihr mit mir thut leben.

6.

Desgleichen auch, mit solchem Brauch

Hat er den Kelch genommen,

Aus Vaters Gnad, ihm danket hat,

Und den geben den Jüngern,

Er sprach dabey, der Kelch da sey

Des neuen Testamentes.

In meinem Blut, g'schicht euch zu gut,

Am Creutz thät ers vollenden.

7.

Also war auch im G’setz der Brauch,

Da thät ihn'n Gott aufsetzen

Ein junges Lamm, dasselb man nahm,

Und thät es also metzen.

Dasselbig hat auf Christi Tod

Gedeutet im Gesetze.

Herr Jesu Christ, das Lämmlein ist

Vor unser Sünd gemetzet.

8.

Da war bereit ein Unterscheid,

In beyden Testamenten,

Das Alt war nur g'stellt in Figur,

Thät sich im Neuen enden.

Da Christi Tod nun erfüllt hat

Das G’setz und Adams Schulde,

Er uns mit ihm, hat bracht dahin,

Zu's Vaters Gnad und Hulde.

9.

Da höret auf der Mosisch Brauch,

Christus selbst ist das Wesen.

Im G’setz es war unmöglich gar,

Niemand mocht drin'n genesen,

Dann Adams Tod durchdrungen hat,

War auf all Menschen kommen.

Im Neuen hat Christus die Gnad

Erworben allen Frommen.

10.

Wie's Lämmleins Blut, Israel gut

Erlöset von der Plage,

Welche Gott sandt Egyptenland,

Zur Straf am selben Tage.

Das Blut man nahm, und strich es an

Die Pfosten an der Thüre,

Wann die Plag g'schäch, das Blut man säch,

Und die Straf da gieng füre.

11.

Alle Figur, die waren nur

Im G’setz auf Christum b'schlossen.

Das erfüllt ist in Jesu Christ,

Ein neu's ist her geflossen,

Darin'n auch thut, Christus mit Blut

Die Frommen all bezeichnen,

Daß sie die Plag am Jüngsten Tag

Mit Pein nicht thu erreichen.

12.

Das vernimm schon, ein Gnadenthron

Ist Christus der Herr worden,

Für alle die, so glauben hie,

In ihm werden gebohren.

Die nehmen ein die Gnade sein,

So sie all Sünd vermeiden.

Denen er hat mit seinem Tod

Das ewig Reich bescheiden.

13.

Das aber ist, in dieser Frist,

Die Christliche Gemeine,

Die Gottes Gnad empfangen hat,

S’ Blut Christi macht sie reine.

Dann er sie hat, durchs Wasserbad

Wiederum neu gebohren

Durch seinen Geist, er sie auch weißt,

Daß sie nicht werd verlohren.

14.

Diese G’mein ist in Jesu Christ,

Von seinem Fleisch und Beine

Der Heilig Geist sie z'sammen schleußt,

Ein Leib Christi gemeine.

Wie der Weinstock viel Reben hat,

Also thut sich auch schliessen

Christi Gemein in die Kraft sein,

Also thut man ihn niessen.

15.

Merk Gottes Rath, Christus der hat

Sein Abendmahl bescheiden

Mit Brod und Wein, seiner Gemein,

Die alle Sünd thut meiden.

Das soll sie auch, mit solchem Brauch,

Zu sein'm Gedächtniß essen,

So sie davon wird essen thun,

Soll sie kein Tod ermessen.

16.

Das merk mit Fleiß, der Heilge Geist

Thut hie die Seelen speisen.

Das ist das Pfand, zum Erb gesandt,

Ein Siegel thut er heissen,

Zur Lösung dein ewig von Pein,

Darum solt du Gott preisen,

Durch Jesum Christ, zu aller Frist,

Um diese Himmel=Speise.

17.

Wer also ißt, und nicht vergißt,

Sondern da thut bedenken

Des Herren Tod, wie er sich hat

An das Creutz lassen henken,

Auch g'sinnet ist, in dieser Frist

Mit dem Herren zu leiden,

Derselb ißt recht, als Gottes Knecht,

Der alle Sünd thut meiden.

18.

Paulus uns b'richt, indem er spricht:

Wer unwürdig thut essen

Von diesem Brod, ißt ihm den Tod,

Daß er nicht thut ermessen

Den Unterscheid des Herren Leib

Seyn die Bösen und Frommen.

Wer das nicht scheid, kein Sünd vermeid,

Der thut sich selbst verdammen.

19.

Das merk mit Fleiß, wer ohn den Geist

Von diesem Brod thut essen,

Im Schein her geht, in Sünden steht,

Wird mit dem Teufel b’sessen.

Wie der Judas unwürdig aß,

Tritt er Christum mit Füssen,

Von's Herren Tisch und's Teufels List,

Magst du zugleich nicht g'niesen.

20.

Dann du mußt seyn lauter und rein,

Wann du dasselb wilt g’niesen.

Mit Gottes Geist auch seyn gespeißt,

Sein Lieb soll dich umschliessen.

Dasselbig ist in dieser Frist

Ein Erfüllung des G’setzes,

Christus der hat uns diß Gebot

Gelassen zu der Letze.

21.

Paulus erklärt, Feur oder Schwerdt

Mag uns die Lieb nicht nehmen.

Ich bin gewiß, in Jesu Christ,

Nichts wird uns davon trennen.

Den ganzen Tag, gleich wie die Schaf

Müssen wir g’schlachtet werden.

Merk Menschenkind, Lieb überwindt

Allhie auf dieser Erden.

22.

Merk, Leiden ist in dieser Frist

Des Herren Kelch genennet,

Welchs Wein und Brod bedeutet hat

Christus den Kelch bekennet,

Als er dann klagt, am Oelberg sagt,

Da er nun solt vollenden,

O Vater mein, kanns möglich seyn,

Thu den Kelch von mir wenden.

23.

Dieser Kelch ist von Jesu Christ,

Gereicht auf sein Gebeine,

Daß sie wie er, nach's Vaters Lehr

Soll'n den auch trinken feine.

Gleich wie ein Brod viel Körnlein hat,

Also thun sich auch schliessen,

Christi sein Glied, auch leiden mit,

Um ihn das Blut vergiessen.

24.

Also hast schon vernehmen thun,

Wie Christus hat bescheiden

Sein Abendmahl, im Jammerthal,

Durch Creutz, Trübsal und Leiden.

Der gantz Verstand, ist allesammt

Lieb, Gedächtniß und Sterben,

Wer überwindt, man g’schrieben findt,

Der wird mit Christo erben.

25.

So halt nun Gott, was du ihm hast

In dem Tauf thun verheissen.

Nach sein'm Befelch, nimm an den Kelch,

Thu ihm das Opfer leisten.

Wie uns dann ist, in Jesu Christ,

Drey Zeugniß hie bescheiden,

Die zwo man heißt, Wasser und Geist,

Die dritt Blut, das ist Leiden.

26.

So leb nun recht, als Gottes Knecht,

Und thu Christum bekennen

Verharr ans End, von ihm nicht wend,

So wirst du mit ihm nehmen

Die Klarheit sein, von hellem Schein,

Wann er dich wird aufwecken

Am Jüngsten Tag, kein Leid noch Plag

Soll dich ewig nicht schrecken.

27.

Lob, Ehr und Preiß mit höchstem Fleiß

Um dieser Gutheit willen,

Sey Gott allein, in seiner G’mein,

Der uns mit Gnad thut füllen,

Welche uns ist durch Jesum Christ

Erworben und geleistet.

Darum, o Herr, dir sey die Ehr,

Durch deinen Heilgen Geiste. Amen.


 

Das 93. Lied.

Ein ander schön Lied.

Im Ton: „Dank sagen wir dir, Gott. M.S.  (16)

1.

Mich verlanget zu allen Zeiten,

Daß ich gern wär bey frommen Leuten,

Die sich der Treu und Wahrheit fleissen,

Sich davon nicht lassen abreissen,

Sondern steif bleiben zu allen Zeiten,

Bey ihrem Gott in allem Leiden.

2.

Elend, Armuth und ängstig Leben

Thut Gott oft seinem Volk hie geben.

Damit will er sie thun probiren,

Ob sie ihn in der Wahrheit ehren,

Von Herzengrunde, als mit dem Munde,

Soll man Gott dienen zu aller Stunde.

3.

Welcher nun also wird erfunden,

Der hat schon Zeugniß überkommen,

Daß er recht gläubig sey gewesen,

Von der Höll ist er schon genesen,

Er wird bald kommen zu allen Frommen,

Vom Herren hab ich das vernommen.

4.

Darum ihr Völker allgemeine

Ihr seyd jung, alt, groß oder kleine,

Strebet darnach zu allen Zeiten,

Daß ihr hie thut mit Christo leiden,

Auch mit ihm sterben, so werd ihr mit erben,

So die andern müssen verderben.

5.

Dann Christus der Herr thut uns sagen,

Wer mir nachfolgt, muß das Creutz tragen.

So wir uns recht an ihn thun henken,

Will uns Gott alles mit ihm schenken,

Zum ersten das Leiden, darnach die Freuden,

Davon mag uns der Teufel nicht scheiden.

6.

Darum ihr Kinder Gottes alle,

Die ihr hie seyd in viel Trübsale,

Schaut daß ihr darin'n mögt bestohne,

Halt ein jeder stark seine Krone,

Daß ihm nit werd genommen, so wird er kommen

Zu dem Herren mit allen Frommen.

7.

Noch eins hab ich ganz wohl vernommen,

Wer zu dieser Freude will kommen,

Der muß vor hie mit Christo leiden,

Das Gut thun, und das Böße meiden,

Von Herzensgrunde zu aller Stunde,

Steif halten Gottes Zeugniß und Bunde.

8.

Welcher nun hie mit Christo leidet,

Bis an den Tod vor sein Wort streitet,

Und also wird mit ihm begraben,

Der wird Theil an der Urständ haben,

Er wird auch herrschen mit Christo dem ersten

In seinem Reich wird er ihn trösten.

9.

Für daß er Trübsal hat erlitten,

Redlich vor die Wahrheit gestritten,

Für das wird ihn Gott der Herr führen

Da ihn kein Leyd mehr mag berühren,

Alles zu sagen, wird er schon haben,

Sein Thränen werden ihm gewaschen abe.

10.

Also woll'n wir es lassen bleiben,

Der ewig Gott wohne uns beye,

Er geb uns seiner Gnaden Segen,

Und führ uns in das ewig Leben,

Die Frommen mit Namen er kennt sie alsammen

Das g’scheh durch Jesum Christum, Amen.


 

Das 94. Lied.

Ein ander schön Lied.

Im Ton: „Nun danket Gott von Hertzen, der väterlich. ⁊c.“  (7)

1.

Merkt auf, ihr Menschenkinder

Und nehmt zu Herzen wohl,

Spricht Gott zu allen Sündern:

Ein jeder mich fürchten soll.

Ich laß nicht un vergolten

Kein Sünd noch Missethat,

Wer mir nicht dienen wollte,

Der hat bey mir kein Gnad.

2.

Doch ist nicht mein Gefallen,

Daß der Sünder verderb

Das aber sag ich allen

Daß ein jeder fromm werd.

Bekehret euch von Herzen,

Ihr Sünder alle gleich,

Wollt ihr vermeiden Schmerzen,

Zu mir gehn in mein Reich.

3.

Ich bin Heilig und Reine,

Wahrhaft, Gerecht und Gut,

So will ich hon ein G'meine,

Die meinen Willen thut.

Kein Sünder will ich hone,

Wohl in dem Reiche mein,

Niemand will ich verschonen,

Der Böß muß draussen seyn.

4.

Merk, was ich gab zu Lohne

Den bösen Engelen,

Für ihr fündliches Thune,

Band sie mit Kettenen.

Ich thät ihr'r nicht verschonen,

Warfs in die ewig Pein,

Kein Sünde mag bestohne

Bey mir, dann ich bin rein.

5.

Ich thät auch nicht verschonen

Der ganzen Welt gemein,

Da sie nicht Buß wollt thune,

Vertilgt ich groß und klein

Ich ließ die Sündfluth kommen

Ueber all Berg und Thal,

Errettet nur die Frommen,

Der war'n acht überall.

6.

Mir ist gar nicht gelegen

An einer grossen Zahl,

Die Frommen thu ich segnen,

Die Bösen tilg ich bald.

Schau wie thät ich erretten

Den frommen Loth selbst dritt,

Aus den Sodom'schen Städten,

Die Plag die traf ihn nit.

7.

Die Bösen mußten brennen

In Schwefel und in Feur,

Sein Weib blieb auch dahinten,

Ward zu einer Salzsäul.

Die solt ihr wohl anschauen,

Soll euch ein Zeichen seyn,

Wer mir nicht thut vertrauen,

Wandelt nur in ein'm Schein.

8.

Ob er sich gleich erzeiget,

Als wollt er auch fromm seyn,

Sein Geld etwa hin eiget,

Dem hilft gar nicht sein Schein,

Niemand kann mich betriegen,

Ich kenn die Herzen wohl,

Ob mir jemand wollt lügen,

Sein Straf der haben soll.

9.

Dann ich thu auch probiren

Mein Kinder allgemein,

Durchs Feur thu ich sie führen,

Wie das Gold mach ichs rein.

Wer geht in einem Wahne

Wandelt nur in ein'm Schein,

Mag in der Prob nicht b’stohne,

Ein Schein wird es nur seyn

10.

Kein Sünder mag bestohne,

Wohl in der G'rechten G’mein,

Nichts unreins wird sie hone,

Sondern ganz heilig seyn.

Darum Gottes Gerichte

Anfäht an seinem Haus,

Daß er die Bösenwichte

Und Gleißner treib daraus.

11.

So das G’richt thut anfahen

Zuerst an Gottes Haus,

Wenn das End wird hernahen,

Wo will es dann hinaus

Mit den'n die nicht gehorchen

Dem Evangelion,

Darzu auch Gott nicht fürchten.

Kein Sünd vermeiden thun?

12.

So der Fromm und Gerechte

Gar kaum entrinnen mag,

Was will der gottloß Knechte

Thun an demselben Tag

So der Herr Rach wird geben

Ja, über alle, die

Nicht nach sein'm Willen leben

Auf dieser Erden hie.

13.

Das nehmet wohl zu Herzen,

Ihr Völker allgemein,

Das grün Holz leidet Schmerzen,

Mag des Feurs nicht loß seyn.

Wie will es dann ergohne

Wohl an dem dürren Holz,

Mit Feur muß es vergohne,

Bis gar aus ist sein Stolz.

14.

Gott thät Sodom verbrennen,

Um ihr sündliches Thun,

Das solt ihr wohl vernehmen,

Ist ein Exempel schon

Allen die gottlos leben,

Hernach in dieser Zeit.

Gott wird ihn'n den Lohn geben,

Höllisch Feur ist ihn'n b'reit.

15.

Darum will ich euch geben

Einen gar guten Rath:

Thut bessern euer Leben,

Steht ab von Missethat,

Dann Christus wird Rach geben

Mit ein'm flammenden Feur,

Ueber all die gottlos leben,

In seinem Zorn ung'heur.

16.

Jetzt ist er sanft und linde,

Der Herre Jesus Christ,

Darum läßt er verkünden

Sein Wort zu dieser Frist,

Daß ihr es sollet glauben,

Von Herzen werden fromm.

Darnach euch lassen taufen,

Mit ihm machen ein Bund.

17.

So ihr es werdet glauben,

Von Herzen nehmen an,

Euch darnach lassen taufen,

All Sünd vermeiden thun:

So werd ihr aufgenommen

Zu Gliedern Christi gleich

Mit ihm werdet ihr kommen

In seines Vaters Reich.

18.

Das ist der Weg zum Leben,

Sonst geht kein Straß hinein.

Dahin sollet ihr streben,

Christi Nachfolger seyn.

Wollt ihr recht Glieder werden,

An seinem Leib gemein,

Ihr müßt auf dieser Erden

Von Sünden werden rein.

19.

Das würkt der rechte Glaube,

Und die wahrhafte Tauf,

Ihr müßt auch nicht verlaugnen

Sondern steif bleiben drauf,

Verharren bis ans Ende.

So werd ihr selig seyn,

Euch von Gott nicht mehr wenden,

Bis in Tod b'ständig seyn.

20.

Welcher also thut leben

Den hat Gott auserkohr'n,

Seine Werk Zeugniß geben,

Daß er ist neu gebohr'n,

Aus dem Wasser und Geiste,

Der ist kein Sünder mehr

Es herrscht nicht mehr sein Fleische,

So wills han Gott der Herr.

21.

Solches seyn rechte Christen,

Die also leben thun,

Die all fleischliche Lüsten

Mit Christo b’graben thun,

Die wird Gottes Geist führen

Bis in die Engel Schaar

Daß sie kein Böß anrühren,

Vor Sünd wird ers bewahr'n.

22.

Jetzt will ich melden forte

Auch von der Sünden G’mein,

Die sich viel rühmt mit Worten,

Wie sie gut Christen seyn.

Sie sprechen all, sie glauben,

Aber mit ihrem Thun

Seynd sie es gar verlaugnen,

Ich halts vor einen Wahn.

23.

Es wird mit ihm vergohne,

Wie mit dem Feigenbaum,

Da Christus Frucht wollt hone,

Fand er kein Feigen dran,

Sondern Blätter alleine.

Also es mit euch gaht,

Wer Frucht sucht, findet keine,

Sondern nur leere Wort.

24.

Wenn es der recht Glaub wäre,

Wie ihr euch rühmen thut,

So würd ihr euch bekehren,

All Sünd vermeiden thun.

Wo der Glaub nicht thut leisten

Gute Werk, ist der Tod,

Gleich wie der Leib ohn Geiste,

Wie es geschrieben staht.

25.

Also solt ihrs vernehmen,

Wie Christus sagen thut,

Den Baum sollt ihr erkennen

An seinen Früchten gut,

Wer böse Frucht thut tragen,

Das ist ein fauler Baum,

Man wird ihn hauen abe,

Mit Feur verbrennen thun.

26.

Darzu ist Christus kommen,

Daß er den Feigenbaum

Umgrabe und bedunge.

Laß ihn noch ein Jahr stohn,

Alsdann so kommt er wieder

Wann er dann kein Frucht findt,

So haut er ihn bald nieder

Mit Feur er ihn entzündt.

27.

Wer dann nun will entrinnen

Gottes Zorn und Gewalt,

In dem Feur nicht verbrennen,

Der bekehr sich nur bald.

Dann Christus wird schier kommen,

Ein'm jeden geb'n den Lohn,

Dem Bösen und dem Frommen,

Jedem nach seinem Thun.

28.

Das nehmet wohl zu Herzen,

Ihr Völker allgemein,

Gott läßt nicht mit ihm scherzen,

Kein Sünd'r wird selig seyn,

Sondern allein die Frommen,

Die halten seinen Bund,

Werden in sein Reich kommen

Die Bösen in Höllen=Grund.

29.

Also will ichs beschliessen,

Gott loben mit Herz und Mund,

Seinen Namen anrufen,

Daß er zu dieser Stund,

Und auch zu allen Zeiten

Helf seinem Volk aus Noth,

Mit seiner Kraft zu streiten,

Ins Leben aus dem Tod.

Amen.


 

Das 95. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton: „Wach auf, mein Seel, dann es ist an ⁊c.

M. S.  (18)

1.

Mit Lust und Freud will ich Gott lobsingen,

Dem Vater gut,

Mein Geist thut darnach ringen.

Dann er mein Herz erfreuen thut,

Mit seiner Gnad er mir allzeit beystaht.

2.

O Herr Gott! du hast mich aus Gnad erwählet,

Auf dieser Erd

Unter dein Kinder zählet.

Darum dein Nam gepreiset werd,

Mein Lebenlang will ich dir sagen Dank.

3.

Ich kann dein Glorie nit groß g’nug aus sprechen,

Daß du die Sünd

Mir nicht mehr willt zurechnen.

Du nimmst mich an zu deinem Kind,

Deß dank ich dir mit herzlicher Begier.

4.

Was soll ich dir vor diese Gutthat geben,

Daß du mich Herr nimmst aus dem Tod ins Leben,

Vertreibst die Sünd von mir so ferr

Ja daß sie mich, nit verdammt ewiglich.

5.

Herr! ich hab nichts, es ist vor alles deine,

Richt zu dein Lob, wohl in dem Herzen meine,

Mach mich beständig in der Prob,

Daß ich bekenn dein Namen bis ans End.

6.

O Herr, daß ich dir würdiglich mög danken,

Mein Lebenlang.

O Gott laß mich nicht wanken,

Führ' mich und leit du meinen Gang,

Durch deinen Geist,

Daß nicht mehr herrsch mein Fleisch.

7.

Dann ich bin je ein schwaches Gemächte,

Ich bin nur Staub,

O Herr stärk deinen Knechte,

Gib Kraft daß nit aufhör mein Glaub

Sondern mich üb, ewig in deiner Lieb.

8.

Du hast mich aufgenommen in dein Gemeine,

Drum bitten wir,

Mach uns heilig und reine,

Auf daß wir mögen danken dir.

Dann du bist der, dem g’hört allein die Ehr.

9.

Du bist ein König, man soll dich billig ehrn,

Ein grosser Herr

Man soll dich fürchten sehr.

Bist Gott allein, sonst keiner mehr,

Darum, o Herr, kein'm andern laß die Ehr.

10.

Dein Volk das du dir jetzund thust erwählen,

Zu deinem Lob

Laß dirs niemand abfällen,

Sondern dein Kraft laß siegen ob,

Führ deine Kind, Herr, du selbst überwind.

11.

Dann ohn dich wär es schon mit uns verlohren,

Der Sieg ist dein

Du Heyland auserkohren.

Darum so stärk du dein Gemein,

Auf daß sie dich, Herr, lobe ewiglich.

12.

O Vater gut! laß uns dir seyn befohlen,

An uns gedenk,

Thu uns schier zu dir holen.

Gib Kraft und Stärk daß keiner wänk,

Sondern dein G’mein, dich Herr preise allein.

13.

Lob, Ehr und Preiß wir Gott dem Herren leisten,

Auch seinem Sohn,

Darzu dem Heilgen Geiste,

Als er im Anfang war und nun,

Ihm sey bereit, Lob, Ehr in Ewigkeit.

Amen.


 

Das 96. Lied.

Ein ander schön geistlich Lied.

Im Ton: „Ein Blümlein auf der Heyden.

M.S.  (2)

1.

Herr Gott in deinem Reiche,

Vater im Himmels=Thron,

Erhör uns gnädigliche,

Was wir dich bitten thun.

Thu dein Volk nicht verlassen

In diesem Jammerthal,

Alle Welt thut uns hassen,

Grausam über die Massen,

Verfolgt uns überall.

2.

Herr Gott, man will nicht hören

Dein heilig, göttlich Wort,

Niemand will sich dran kehren,

An keinem End noch Ort.

Dein Wort muß seyn verachtet

In aller Welt gemein,

Wer es mit Fleiß betrachtet,

Darnach lebt, wird geschlachtet,

G'schicht deinem Häuflein klein.

3.

Herr Gott, laß dichs erbarmen

In deinem Himmels=Thron,

Errett dein Volk, die Armen,

Die jetzt viel Trübsal hon,

Um deines Namens willen

Leiden groß Ungemach.

Herr, thu den Jammer stillen,

Mit deiner Kraft uns fülle,

So wird gut unser Sach.

4.

Herr Gott, heiliger Vater

Wir bitten dich mit Fleiß,

Stärk uns in aller Marter,

Daß wir dir seyn ein Preiß.

Hilf du uns überwinden

All's was wider uns streit,

Thut alles Uebel linden,

Hilf uns den Sieg gewinnen,

In dieser bösen Zeit.

5.

Herr Gott, die Sach ist deine,

Wollst sie in uns vollführ'n,

Dir zu gefall'n alleine,

Daß wir kein Böß anrühr'n,

Sondern dein Namen preisen,

Nach deinem Willen gut,

All Sünde von uns weisen,

Und dir zu dienen fleissen,

Wie's dir gefallen thut.

6.

Herr Gott! wir das begehren,

Wie du es dann wohl weißt,

Dich alleinig zu ehren,

Send uns dein Heilgen Geist,

Der uns führe und leite

In deiner Wahrheit rein,

Uns auch allzeit bereite,

Jetzt und in Ewigkeite,

Daß wir dir ein Lob seyn.

7.

Herr Gott, so thu uns stärken

Durch dein Sohn Jesum Christ,

Daß wir dein Beystand merken,

Wenns uns vonnöthen ist.

Dann du hast uns verheissen,

Du wollst uns Beystand thun.

Herr Gott, thu ihn uns leisten

Durch deinen Heilgen Geiste,

Darauf wir uns verlohn.

8.

Herr Gott, also wir wollen

Uns dir befehlen nun,

Die Sach dir ganz heim stellen,

Wollst uns behüten thun,

Vor dem Uebel bewahren,

Darzu vor aller Sünd.

Laß uns nicht irre fahren,

Führ uns zu'n heilgen Schaaren,

Als deine liebe Kind.

9.

Herr Gott, du Vater werthe,

Richt in uns zu dein Lob,

Dieweil wir sind auf Erden,

Dein Kraft laß siegen ob

Daß wir mit unserm Leben

Dein'm Namen sind ein Ehr,

Dir allzeit den Preiß geben,

Niemand fürchten darneben,

Dann dich alleinig Herr.

10.

Herr Gott, dein ist die Ehre

Im Himmel und auf Erd

Du bist ein Herr aller Herren,

Dein Nam gepreiset werd,

Ein König aller Kön’gen,

Jetzt und in Ewigkeit,

Niemand kann dich bezwingen,

O Gott, vor allen Dingen

Sey dir das Lob bereit.

Amen.


 

Das 97. Lied.

Ein ander schön Lied.

Im Ton: „Ungnad begehr ich nicht von dir, ⁊c.

M.S.  (13)

1.

Wohlauf, Wohlauf, du Gottes G’mein,

Heilig und rein

In diesen letzten Zeiten,

Die du ein'm Mann erwählet bist,

Heißt Jesus Christ

Thu dich ihm zubereiten.

Leg an dein Zier, dann er kommt schier,

Darum bereit das Hochzeit=Kleid,

Dann er wird schon, die Hochzeit hon,

Dich ewig nicht mehr von ihm lohn.

2.

Das Kleid davon gemeldet ist, in dieser Frist,

Soll heilig seyn und reine,

Soll weder Fleck noch Runzel hon, solt du verstohn.

So will Gott hon ein G’meine.

Darum er hat, geben in Tod

Sein liebes Kind, vor deine Sünd,

Aus lauter Gnad, dein Missethat

Dir Gott dein Herr vergeben hat.

3.

So nun dein Sünd vergeben ist,

Durch Jesum Christ,

Hat dich Gott neu gebohren,

Im Tauf durch den Heiligen Geist,

Daß du nun heißt

Ein Braut Christi erkohren.

Halt dich allein, des G’mahles dein,

Biß ihm bereit, zu aller Zeit

Kein andern Mann, solt nehmen an,

Dich fein alleinig halten thun.

4.

Der Widerchrist zu dieser Frist ein Buhler ist,

Wollt dich ihm gern absetzen,

So halt nun stäts von Herzensgrund, steif seinen Bund,

Mag er dich nit verletzen,

Wiewohl er dich gar hart anficht,

Kehr dich nicht dran, du hast ein Mann,

Der wird dich bald mit seinem G’walt

Führen zu Freuden mannigfalt.

5.

Du mußt aber vor haben Leid, ein kleine Zeit,

Damit will dich probiren

Der G’mahel dein, ob dich allein wolst halten sein

Und ihn wahrhaftig ehren,

Darum so hör kein fremde Lehr,

Weich nit von Gott, in aller Noth,

Wird er sich dein erbarmen fein,

Dich erretten aus aller Pein.

6.

Denn er hat dich zu ihm bekehrt, auf dieser Erd,

Aus lauter Gnad und Güte.

Da zu ins Buch des Lebens fein geschrieben ein,

Er will dich auch behüten,

In Ewigkeit, vor allem Leid,

Ja so du hie spat unde früh

Hältst seinen Bund, mit Herz und Mund,

Bist du erlößt aus'm Höllengrund.

7.

Darum so halt in hohen Ehrn, Gott deinen Herrn

Mit Fleiß solt du ihm dienen,

Zu aller Zeit in G'rechtigkeit,

Biß ihm bereit, ihm allein und sonst niemen.

Auf dieser Erd, kein Feur noch Schwerdt,

Noch ander Noth, solt dich von Gott

Nit schrecken lohn, so wird er schon

All deins Leids dich ergötzen thun.

8.

So du nun steif in sein'm Wort bleibst, davon nit weichst,

Wankest zu keiner Seiten,

Alsdann so wird dein Gott, all Pein und Noth,

Darzu auch alles Leiden

Nehmen von dir, das glaub du mir,

Dann er hat schon verheissen thun,

Er woll dein Leyd in dieser Zeit

Verkehren zu ewiger Freud.

9.

Darum so bleib in seiner Furcht, mit Fleiß ihm g’horch,

Thu ihn von Herzen bitten,

Daß er dich führ in G'rechtigkeit, daß du allzeit

Haltest sein Recht und Sitten.

Dann ohn sein Kraft, du nichts vermagst,

Darum sprich: Herr, dir g'hört die Ehr,

In dieser Zeit und Ewigkeit

Sey dir Lob, Ehr und Preiß bereit.

10.

So laß dir Herr befohlen seyn, die Kinder dein,

In diesen Jammer=Zeiten.

Herr Gott, dich deines Volks erbarm,

Dein starker Arm, thu selber vor sie streiten,

Dein Kraft oblieg, daß dir der Sieg

Gegeben werd auf dieser Erd,

Durch dein Gemein, die Ehr allein,

O Herr bewahrs, daß sie bleib rein.

11.

Du wollst die Tag verkürzen thun, schnell kommen lahn

Das Elend um dein'r Braut willen,

Sie zu dir nehmen in dein Reich, und ewiglich

Mit deiner Kraft erfüllen.

Dann in der Zeit ist Brechlichkeit

Darum, o Herr, dein G'mein verklär

In deinem Reich, daß sie geleich

Dein Namen lobe ewiglich.

Amen.


 

Das 98. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton: „O Herre Gott, dein göttlich Wort.“  (9)

1.

O Herre Gott, groß ist die Noth,

In diesen letzen Zeiten.

Wer dein Wort hört, und sich bekehrt,

Thut alle Sünd vermeiden,

Der ist dem Raub alsbald erlaubt,

Allhie auf dieser Erden,

Um deinen Nam, von jedermann

Muß er gehasset werden.

2.

Die Kinder dein leiden viel Pein,

Von dieser argen Welte.

Geschicht ihn'n drum, daß sie sind fromm,

Deß müssen sie entgelten.

Von jedermann Verfolgung han,

Um dein göttliches Worte,

Man treibt sie aus, von Haab und Haus,

Und leidt's an keinem Orte.

3.

Das aber ist durch Jesum Christ

Uns all's vorhin verheissen.

Wie's mir hond thun, wirds euch auch gohn,

Dem Jünger als dem Meister,

Darum er spricht: Fürchtet euch nicht,

Und laßt euch nicht bewegen

Auf dieser Erd, du kleine Heerd,

Gott wird dir sein Reich geben.

4.

Es wird die Welt gar mannigfalt

Uebels von euch thun reden,

Auch g'fangen führn in ihre Thürn,

Und euer etlich tödten.

Darum wer mein Jünger will seyn,

Der muß sein Creutz auch tragen.

Mir folgen nach, leiden viel Schmach,

Das will ich euch vorsagen.

5.

Merkt diesen B’richt, wenn das geschicht,

Solt ihr denken darane,

Wie ich euch hab das vorgesagt,

Es wird euch also gohne.

Freud solt ihr hon, dann euer Lohn

Ist groß im Himmelreiche.

Wer mich bekennt, verharrt ans End,

Soll leben ewigliche.

6.

Es kommt die Zeit, die Obrigkeit,

Die wird euch tödten lohne,

Und meynen schon, sie hab daran

Gott einen Dienst gethone.

Dann ich hab euch zu meinem Reich

Erwählt von dieser Welte.

Drum sie euch schändt, und nit erkennt,

Thut euch lästern und schelten.

7.

So aber ihr, das glaubet mir,

Wäret von dieser Welte,

Hieltend ihr Bräuch, so liebt' sie euch,

Thät euch nicht also schelten.

Was aber ist in dieser Frist

Vor der Welt hoch geehret,

Das ist fürwahr ein Greuel gar

Geacht vor Gott dem Herren.

8.

Darum habt Freud, zu aller Zeit,

So euch die Welt thut hassen,

Gedenkt daran, wie's mir hat than

Vor euch auch gleicher Massen,

Desgleichen auch, mit solchem Brauch,

Auch ihre Väter thäten

Zu aller Zeit, groß Pein und Leid,

Den heiligen Propheten.

9.

Die Heilgen rein, allsammt gemein,

Jetzt und zu allen Zeiten

Haben erduld, ohn alle Schuld,

Von der Welt großes Leiden.

Dann wer je Gott gedienet hat,

Dem ists also ergangen,

Mit Abel hat die Pein und Noth

Zum ersten angefangen.

10.

Nach ihm auch gar, die heilig Schaar,

Die vor euch ist gewesen,

Welcher war fromm, der mogt kurtzum

Vor der Welt nie genesen.

Damit das Blut, der Frommen gut

Alles gefordert werde

Von diesem G'schlecht, das meine Knecht

Tödtet auf dieser Erden.

11.

Also es Gott verordnet hat,

Daß es muß also gahne,

Auf daß da werd, auf dieser Erd

Bekennt sein heilger Name.

Des Menschen Sohn mogt selbst nit hon,

Da er sein Haupt hin legte,

So die Füchs schon ihr Gruben hon,

Und ihr Nestlein die Vögel.

12.

Welcher nun mein Jünger will seyn,

Der muß die Welt verlassen,

Im Herzen sein, auch werden rein,

Sein eigen Leben hassen,

Darzu auch hie, spat unde früh

Sich all sein's Guts verwegen.

Sein Kind und Weib, auch eigen Leib

Alles in die Schanz geben.

13.

Dann wer verlaht, alls was er hat,

Haus, Acker, Weib und Kinder

Der wirds bereit in dieser Zeit

Hundertfältig wieder finden

Darum daß er, folgt meiner Lehr,

Und ist wieder gebohren,

Ist er bereit, in Ewigkeit,

Zu Gott's Kindern erkohren.

14.

Wer aber hie spat unde früh,

Mein Creutz von ihm thut schieben,

Ist mein nit werth, weil er auf Erd

Für mich etwas mag lieben,

Kann auch nit seyn, ein Diener mein,

Weil er sich mein thut schämen,

Vor'n Menschen hie, den werd ich je

Vor Gott auch nit bekennen.

15.

Wer mich bekennt, sich mein nicht schämt

Vor'n Menschen hie auf Erden,

Den will ich schon bekennen thun

Vor'n Engeln Gott des Herren,

Weil er allein, das Leben sein

Für mein Wort thut darstrecken.

So wird ihn Gott, aus diesem Tod

Zum Leben auferwecken.

16.

Also auch die Apostel hie

Gleich also zeugen eben,

Als Paulus meldt, und klar erzählt

Spricht also: euch ist geben

Zu dieser Frist, in Jesum Christ

Zu glauben nicht alleine,

Sondern auch hie, spat unde früh

Leiden um das Wort seine.

17.

Wer mit ihm leidt, wird auch die Freud

Ewiglich mit ihm haben,

Darum greift an, die rechte Bahn,

So erlangt ihr die Gaben.

Dann Christus hat, in diesem Pfad

Mit Leiden uns vorgangen

Durch viel Trübsal, im Jammerthal,

Muß man sein Reich erlangen.

18.

Er ist das Haupt, wer an ihn glaubt,

Der muß theilhaftig werden

Der Pein und Noth, darzu den Tod

Leiden auf dieser Erden.

Wer mit ihm stirbt, der nicht verdirbt,

Sondern wird mit ihm leben

In seinem Reich, da wird ihm gleich

Ein Kron des Lebens geben.

19.

Da werden schon, die Frommen hon,

Alles was sie begehren

Was ihnen Gott verheissen hat,

Deß wird er sie gewähren.

Ja er wird sie aus aller Müh

Erlösen und erretten.

Dann werd'n die Feind, der'n jetzt viel seynd,

Unter die Füß getretten.

20.

Am selben Tag viel Leid und Plag

Wird schnell über sie kommen,

Aber groß Glück, im Augenblick

Erscheinen allen Frommen,

Groß Fried und Freud wird ihn fürs Leid,

Wie es Gott hat verheissen

Vor langer Zeit, in Ewigkeit

Wird ers sein'n Kindern leisten.

21.

O Herre Gott, aus aller Noth

Wollst du dein'n Kindern helfen,

Die jetzund hie, spat unde früh,

In Trübsal zu dir gelffen.

Hör unser Bitt, verlaß uns nit,

Hör das Seufzen der G’fangnen,

Was wir begehrn, thu uns gewährn,

Laß uns dein Freud erlangen.

22.

Das wollen wir warten von dir,

Auch steif in Hoffnung leben,

Du wirst dein Kraft, und Geistes Saft

Zur Zeit der Noth uns geben,

Dieweil wir seynd unter dem Feind,

Der dich und uns thut hassen.

O Herre Gott! hilf in der Noth,

Thu dein Volk nicht verlassen.

23.

O lieber Herr, dir g'hört die Ehr,

Jetzt und zu allen Zeiten,

Daß sie dir werd auf dieser Erd,

Und auch in Ewigkeiten,

Durch dein Gemein, welche allein

Thut fürchten deinen Namen.

Herr uns bewahr, vom Uebel gar,

Durch Jesum Christum, Amen.


 

Das 99. Lied.

Ein anderes schönes Lied.

Im Ton: „Nun danket Gott von Hertzen.Luc. 15.

M. S.  (7)

1.

Es hatt' ein Mann zween Knaben,

Wie Christus dann vermeldt,

Der ein sein Erb wollt haben,

Sein Theil von Gut und Geld,

Thät vom Vater begehren,

Daß ers ihm theilen solt

Deß thät er ihm gewähren,

Weil ers so haben wollt.

2.

Da ers nun hatt empfangen,

Wollt er sein Muth ganz hon,

Und hat bald angefangen,

Es mit Hur'n zu verthun,

Auch mit Schlemmen und Prassen,

Bis er es gar verthät,

Kein Mangel thät er lassen,

Weil er ein Heller hätt'.

3.

Er zog fern in ein Lande,

Da er kein Geld mehr hätt,

Sich an ein Burger hangte,

Der Säu zu hüten hätt.

Da thät ein Theurung kommen

Wohl an demselben Ort.

Ich verdirb bald im Hunger,

Sprach er bald diese Wort.

4.

Er begehrt auch mit Kleyen

Zu füllen seinen Bauch,

Welche man gibt den Säuen,

Und niemand gabs ihm auch.

Da fing er an zu klagen

Seins Vaters Speiß und Brod,

Er thät auch also sagen:

Viel Knecht mein Vater hat,

5.

Die haben Brods die Fülle,

Darzu auch andre Speiß,

Essen wie viel sie wollen,

Es ist bereit mit Fleiß.

Ich will wieder umkehren

Wohl zu dem Vater mein,

Und will von ihm begehren,

Daß ich sein Knecht mög seyn.

6.

Da er sich nun thut nahen

Zu seines Vaters Haus,

Sein Vater ihn bald sahe,

Und lief zu ihm heraus.

Aber der Sohn thät sagen:

Herzlieber Vater mein,

Vor dir ich g'sündet habe,

Und in den Himmel 'nein.

7.

Ich will nicht mehr begehren,

Daß ich dein Sohn soll seyn,

Laß mich nur ein Knecht werden

Wohl in dem Hause dein.

Er thät sich sein erbarmen

Gleich zu derselben Stund,

Empfing ihn mit sein'n Armen,

Küßt ihn an seinen Mund.

8.

Er thät auch also sagen:

Mein'n Sohn hatt' ich verlohr'n,

Jetzt ich ihn wieder habe,

Er ist mir auserkohr'n.

Und fieng sich an zu freuen,

Darzu sein Hausgesind,

Mit Mahlzeit und mit Reyen,

Mit dem verlohrnen Kind.

9.

Er befahl auch sein'n Knechten,

Sie solten ihm gar schon

Ein wohl gemäst Kalb schlachten,

Und auch herbringen thun

Das allerbeste Kleide,

Daß er es leget an,

Ergötzet sich sein's Leides

Mit dem verlohrnen Sohn.

10.

Er ließ auch zubereiten

Ein gar köstliches Mahl,

Thäten sich alle freuen,

Im Haus war groß der Schall.

Der alt Sohn kam auch here,

Weil man zu Tische saß,

Er g'dachte was da wäre,

Daß man so fröhlich was.

11.

Da hat er bald vernommen

Den Handel ganz und gar,

Daß sein Bruder wär kommen,

Welcher verlohren war.

Der Vater thät auf streiffen

Dem Sohn an seine Hand

Ein silbern Fingerreiffe,

Das sein Bruder vernahm.

12.

Der thät zum Vater sagen:

So lang ich bin bey dir,

Hast mir noch kein Bock g'schlagen,

Und dich erfreut mit mir

So dieser Bub ist kommen,

Der das Sein hat verthon,

So hast ihn aufgenommen

Und empfah'st ihn so schön.

13.

Da thät der Vater sprechen:

O du mein lieber Sohn,

Du bist bey mir allwegen

Gewest, merk aber nun,

Dein Bruder war gestorben,

Da hatt ich grosses Leid

Er ist lebendig worden,

So hab ich große Freud.

14.

Mein Sohn ist wieder kommen,

Den ich lang hatt verlohrn;

Ich hab ihn wieder funden,

Als wär er erst gebohrn.

Merket nun, was thut deuten

Christus mit dieser G’schicht,

Er will damit den Leuten

Geben ein guten B’richt.

15.

Wie sie sich sollen kehren

Zu Gott dem Vater schon,

Das will er sie da lehren

Bey dem verlohrnen Sohn.

Der Mensch thät auch nicht bleiben,

Bey Gott in seinem Thron,

Welt, Sünd und Laster treiben,

Sein eignen Willen hon.

16.

Es war ihm übergeben

Das ganze Paradeiß,

Der Früchten solt er leben,

Es war bereit mit Fleiß,

Allein war ihm verbotten

Ein Baum und Frucht damit,

Die er hat abgebrochen

Da ihms der Satan rieth.

17.

Damit thät er verscherzen

Sein Erbtheil auf einmal,

Das ward ihm leid von Herzen,

Er mußt ins Jammerthal.

Dann er hatt' übergeben

Seins Vaters Haab und Haus,

Das ist das ewig Leben,

Da ward er g’stossen aus.

18.

Er kam auf diese Erden

In grosse Angst und Noth,

Da mußt er innen werden,

Was er gehandelt hat.

Also ist er gestorben

In seiner Sünd unrecht,

Darzu mit sich verdorben

Das ganz menschlich Geschlecht.

19.

Ein Menschen thu ich nennen,

Doch ist ers nicht allein,

Thut mich also vernehmen,

Sie sinds allsammt gemein,

Die also g'sündet haben

Im Himmel wider Gott,

Als der Prophet thut sagen:

David an einem Ort.

20.

All Menschen haben Schulde

Um ihre Sünd vor Gott

So er ihn'n gibt sein Hulde,

Geschichts allein aus Gnad,

Nicht aus Verdienst der Werken

Es ist Barmherzigkeit.

Der Mensch soll also merken

Den Grund und rechten B'scheid,

21.

Wie er soll wieder kommen

Zu Gottes Gnad und Huld.

Daß er werd aufgenommen,

Vergeben werd sein Schuld.

Er soll groß Leid und Schmerzen

Ueber sein Missethat

Tragen in seinem Herzen

Die er begangen hat.

22.

Und auch mit Fleiß betrachten,

Wie er sein'n Vater Gott

Forthin groß wolle achten,

Und halten sein Gebot,

Auch haben solch Gedanken:

O wär ich nur ein Knecht,

So wollt ich nicht mehr wanken,

Sondern ihm dienen recht.

23.

Nach seinem Willen leben

Immer und ewiglich,

Ob er mir gleich thut geben

Kein Erb in seinem Reich.

Dann er ist je ein Herre

Gut und gerecht allein,

Ich bin abtreten ferre

In grosse Sünd unrein.

24.

Thät er mich gleich verstossen,

So hätt ichs wohl verschuldt,

Dann ich hab ihn verlassen,

Damit verlohrn sein Huld.

Noch will ich ihm gern dienen

Mit ganzem Ernst und Fleiß,

Ihn ehren und sonst niemen,

Dann ihm gehört der Preiß.

25.

So kann der Herr erkennen

Den guten Willen schon,

Und thut wieder aufnehmen

Den Menschen zu ein'm Sohn,

Er will ihm nicht zumessen

Sein Sünd und Missethat,

Sondern ihm ganz vergessen,

Was er begangen hat.

26.

Er thut sich sein erbarmen,

Vergibt ihm seine Sünd,

Umfäht ihn mit sein'n Armen,

Freut sich mit diesem Kind,

Welch's er lang hatt' verlohren,

Daß er es wieder hat,

Daß es ist neu gebohren,

Erlöset von dem Tod.

27.

Er thut sich ihm darbieten,

Aus lauter Güt und Gnad,

Daß er ihn woll behüten

Vor aller Missethat.

Deß gibt er ihm ein Zeichen,

Das ist sein heil'ger Bund,

Will ihm sein Nothdurft reichen

Forthin zu aller Stund.

28.

Er will ihn auch schön zieren,

Ja mit dem besten Kleid,

Durch seinen Geist ihn führen,

In seiner G'rechtigkeit,

Zu seinem Abendmahle,

Das er bereiten wird

Seinen Heiligen alle,

Die also seynd geziert.

29.

Also ist er ang'nommen,

Zu den Heil’gen gezählt,

Darzu mit allen Frommen

Dem Herren auserwählt.

Er thut ihm auch verheissen

Ein Erb in seinem Reich

Das wird er ihm auch leisten,

Immer und ewiglich.

30.

Es ist auch Freud im Himmel

Bey Gottes Engeln werth,

Ja über einen Sünder

Der sich wieder bekehrt,

Mehr dann über viel Frommen,

Die nicht dörfen der Buß,

Daß er thut wieder kommen,

Und folgen Christi Fuß.

31.

O Mensch! das vernimm eben,

Die Lehr solt nehmen an,

Die dir Christus thut geben,

Bey dem verlohrnen Sohn.

Er ist selber auch gangen

Für deine Sünd in Tod,

Daß er dich möcht erlangen,

Wieder bringen zu Gott.

32.

So thu dich zu ihm kehren,

Und laß von deiner Sünd,

Halt was er dich thut lehren,

So bist du Gottes Kind.

Du wirst auch mit ihm kommen

In seines Vaters Reich

Da all Heil'gen und Frommen

Werd'n leben ewiglich.

33.

Nun woll'n wir Gott den Herren

Loben zu aller Zeit,

Und seinen Namen ehren,

Bis in die Ewigkeit,

Daß er uns hat thun weisen

Ins Leben aus dem Tod

Drum sollen wir ihn preisen.

Gelobt seyst du, Herr Gott.

Amen.


 

Das 100. Lied.

Ein ander schön geistlich Lied.

Im Ton: „Ein Blümlein auf der Heyden.  (2)

H. 1. B.

Mit Freuden woll'n wir singen,

Wie wirs beschlossen hon,

All die wir wollen bringen

Dem Herrn das Opfer schon,

Fröhlich woll'n wirs anfangen,

In Fried und Einigkeit,

Darnach steht unser Verlangen,

Daß dem Herrn mit Lobsangen

Das Opfer werd bereit.

H. 2. M.

Merkt, ihr lieben Mitglieder,

Dies ist unser Begehr,

Daß ihr wie eure Brüder,

Auch fröhlich trettet her,

Dem Herrn das Opfer zu bringen,

Zu Lob sein'm heilgen Nam.

Darum thut nächer dringen,

Daß wir das Reich gewinnen,

Mit allen Frommen schon.

P. 3. S.

Darum ihr Christen alle,

Die ihr Gott ergeben seyd,

Dringt her mit reichem Schalle,

Daß wir die Herrlichkeit

All mit einander g’winnen,

Die uns verheissen ist

Ob man uns schon wollt schinden,

Soll uns doch nichts verhindern,

Jetzt und zu aller Frist.

C. 4. O.

Es soll uns nichts verhindern,

Feur, Wasser oder Schwerdt,

Darzu auch Weib und Kinder,

Gar nichts auf dieser Erd,

Wir wollen durchhin dringen,

Gott woll uns Beystand thun,

Daß wir ihm mit Lobsingen

Das Opfer mögen bringen,

Erlang‘n die ew’ge Kron.

I. 5. I.

Hilf Gott, daß wir erlangen

Die Kron, die du hast b'reit,

Die grosse Freud empfangen,

Davon uns Paulus schreibt,

Kein Aug hat sie gesehen,

Kein Ohr sie hören kann,

Was Gott der Herr will geben,

Denen die hie ihn lieben,

Und seinen Willen thun.

H. 6. R.

Herr! hilf daß wir beleiben

In deinem Willen schon.

Daß uns von dir nicht treibe

Der grausam Pharaon,

Der uns so grossen Zwange

Auflegt zu dieser Zeit.

Darum beut uns die Hände,

Daß uns kein Trübsal lange

Von deinem Altar scheid.

H. 7. O.

Der Altar, den wir meinen,

Ist Christus unser Herr.

Der aller jüngst bey ihnen

Will frohe tretten her

Das Opfer will er legen

Auf diesen Altar schon,

Ob sich Pharao thut regen,

Soll er uns nicht bewegen

Von der verheißnen Kron.

K. 8. H.

Wohlauf, ihr Christen alle,

Und greift es tapfer an,

Mit freudenreichem Schalle

Greifet nach dieser Kron,

Die uns Gott hat verheissen

Durch seinen heil'gen Geist,

Er woll uns Hülf beweisen,

Daß wir ihn mögen preisen,

In Trübsal allermeist.

G. 9. B.

Auf Christum woll'n wirs wagen,

Er ist der recht Eckstein,

Er kann uns wohl begaben,

Mit seiner Kraft allein,

Auf den Eckstein ist gründet

Die heilig Gott's Gemein,

Die ihm das Opfer bringen,

Mit seiner Kraft durchdringen,

Und ihm gehorsam seyn.

H. 10. H.

Wir wollen nicht verzagen,

Dann stark ist unser Gott.

Ob schon die Henkers=Knaben

Uns anlegen den Tod.

Sie sollen uns nicht dringen

Vom allerhöchsten Gott,

Mit ihm wollen wir springen

Ueber die Mau'r geringe,

Wie David melden thut.

H. 11. Haff.

Ihr Schwestern und ihr Brüder

Seyd stark in diesem Streit,

Die ihr seyd Christi Glieder,

Im Tauf ergeben seyd.

In Gott hon wirs ang'fangen,

Dem woll'n wir halten still,

Ob wir schon müssen hangen,

Und leiden grossen Zwangen,

So g'scheh in uns sein Will.

H. 12. Til.

Ihr Kinder Gottes alle,

Seht an euren Beruf,

Laßt uns sein Wort mit Schalle

B’zeugen mit unserm Blut,

Darnach wollen wir ringen,

Das Fleisch geben in Tod,

Das Leben werden wir finden,

Bey dem Vater im Himmel,

Wie Christus melden thut.

M. 13. G.

Also ist unser Wille,

Wie jetzt gemeldet ist,

Wir wollen halten stille

Dem Herren Jesu Christ,

Das Opfer woll'n wir bringen

Auf diesen Altar schon,

Gott wollen wir lobsingen,

Daß es vor ihm thut klingen,

In seinem höchsten Thron.

Ber. 14. S.

Kein Mensch soll uns bewegen

Von diesem Altar schon,

Der Brüder sind vierzehen,

Die das beschlossen hon.

Diß Lied hond sie gesungen

In einer G’fängniß schwer.

In ihrem grossen Zwange

Gab ihn'n Gott diß Gesange,

Ihm sey allein die Ehr. Amen.


 

Das 101. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton: „O Jesu zart, göttlicher Art, ⁊c.

M. S. H.B.  (19)

1.

Ihr Christen rein, allsammt gemein,

Die ihr seyd Gott ergeben,

Ja daß ihr hie spat unde früh

Wollt nach sein'm Willen leben,

Zu aller Stund, halten sein Bund

Wie ihr ihm habt verheissen,

Ihm auch das Opfer leisten,

Auf sein Altar, das ist fürwahr

Herr Jesus Christ, von dem er ist

Nehmen das Opfer reine.

Wers darauf legt, den nichts bewegt,

Gott erhält ihn alleine.

2.

Dasselb wir schon, vernommen hon,

Wie sich die Heilgen reine

Zu dieser Frist, in Jesu Christ

Verpflicht haben gemeine

Zum Opfer sein, ihm das allein

Wollen leisten und bringen.

Herr Gott! laß uns herdringen

Dein göttlich Kraft, daß uns der Saft

Helf zu der Stund, was wir mit Mund

Und Herzen hon verjehen,

In Jesu Christ, unser Bitt ist,

Daß in uns mög geschehen.

3.

Dann auch dahin steht unser Sinn,

Daß wir mit sammt euch wöllen

In diesem Streit Gott seyn bereit

Niemand soll uns abfällen.

Herr Jesus Christ, der Hauptmann ist,

Dem wir uns hond ergeben,

Wir sollen ihm nachstreben,

Durch diesen Pfad, den er uns hat

Gebahnet schon, daß wir die Kron

In seinem Reich empfangen.

Wer überwindt als Gottes Kind,

Der wird die Freud empfangen.

4.

O Herr! gib Kraft, dein's Geistes Saft,

Damit du uns thu laben

Zur Zeit der Noth, o Herre Gott,

Send uns her deine Gaben.

Dann ohn dich ist, zu dieser Frist,

Der Streit mit uns verlohren,

Du hast uns auserkohren,

Zu deiner Ehr, darum, o Herr

Ist unser Bitt, verlaß uns nit,

Sondern thu uns behalten

In deiner Huld, gib uns Gedult,

Laß die Lieb nicht erkalten.

5.

Doch Herr wir schon, in Hoffnung hon,

Du uns wirst solches leisten,

Zur Zeit der Noth, kein Pein noch Tod

Uns von dir lassen reissen,

Wiewohl wir beyd, schon mit dem Streit

Und Banden seyn umgeben,

Man stellt uns nach dem Leben,

Um deinen Nam, ist man uns gram.

Darum allein in die Händ dein,

Sey dir Herr alles geben.

Dein Will allzeit g’scheh in uns b'reit,

Das in uns soll geschehen.

6.

Dann je darzu hast uns beruft,

Daß wir dich sollen ehren

Zu aller Zeit, in G'rechtigkeit,

Dasselb wir auch begehren.

Gut ist der Will, daß wir das Ziel

Durch dich wollen erlangen.

Du hasts in uns ang'fangen

Zu deiner Ehr, darum, o Herr

Begehren wir, o Gott, von dir

Du wollst's in uns vollführen,

Durch deinen G’walt, Herr uns erhalt,

Daß wir kein Böß anrühren,

7.

Sondern allein, heilig und rein

Mögen vor dir beleiben

Als deine Kind, die alle Sünd

Von ganzem Herzen meiden,

Daß wir kein Schand, in diesem Band

Aufrichten deinem Namen,

Uns dein auch gar nicht schamen,

Sondern dich hie, spat unde früh,

Bekennen frey, ohn alle Scheu,

Und dir das Opfer bringen,

In G'rechtigkeit, mit grosser Freud,

Herr, hilf uns durchhin dringen.

8.

Nun hon wir schon, den Harnisch an,

Damit wir wollen fechten

Wohl um die Kron ins Himmels Thron,

Mit sammt den Gottes Knechten,

Die hond das Schwerdt, welches uns lehrt

Paulus, damit zu streiten,

Das ist die Sünd zu meiden.

Die werthe Kron erlangen thun,

Welche uns Gott verheissen hat,

In Christo sie will geben,

Wer den bekennt, verharrt ans End,

Der soll ewiglich leben.

9.

Weiter uns b'richt, daß Paulus spricht,

Wir haben nicht zu streiten

Mit Fleisch und Blut der Streit nit thut,

Sondern mit Oberkeiten,

Die uns das Ziel verrücken will,

Dringen von Christi Strassen.

Darum sollen wir fassen

Das geistlich Schwerdt, damit euch wehrt

Gegen die Feind, der'n jetzt viel seynd,

Die uns wollen abscheiden

Von Gottes Wort, an allem Ort,

Durch Creutz, Trübsal und Leiden.

10.

Weil Schand und Spott Qual, Pein und Tod

Zu Gottes Ehr thun reichen,

Wollen wir g’mein in Christo rein,

Aus diesem Streit nicht weichen,

Sondern fortan auf Christi Bahn

Zu dem Ziel hinzu strecken,

Gott wird uns auch aufwecken

Am Jüngsten Tag, da alle Plag

Verschlungen wird, mit reiner Zierd

Wird uns Gott der Herr kleiden,

In seinem Reich, werden wir gleich

Ewig leben in Freuden.

11.

Also ihr b'reit zu aller Zeit

Uns ganz wohl habt vernommen,

Daß wir in Tod, durch Hilf von Gott

Wollen mit allen Frommen.

Dann unser Wort, welches wir Gott

In Christo hon verheissen,

Das wollen wir ihm leisten,

Also auch ihr seyd g’sinnt wie wir,

Zu dieser Frist, in Jesu Christ

Wollen das Opfer bringen

Dem Vater rein, ihm sey allein

Die Ehr in allen Dingen. Amen.


 

Das 102. Lied.

Ein ander schönes Lied.

Im Ton: „O Sohn David, Herr, ich bitt ⁊c (9)

M.S.

1.

Mein Muth und Sinn steht mir dahin,

Daß ich ein Lied soll machen,

Vom Widerchrist, zu dieser Frist

Erzählen all sein Sachen,

Wie er sich hat, an Gottes Statt

Gesetzt in dieser Zeite

Wie uns die Schrift, ganz wohl bericht,

Merket darauf, ihr Leute.

2.

Daran solt ihr ihn kennen schier,

Auf seine Werk acht haben.

Er tritt herein in einem Schein,

Thut euch viel davon sagen.

Er gibt Gebot, früh unde spat,

Nach seines Herzens Willen,

Sagt auch dabey, daß es Sünd sey,

Wer es nicht thut erfüllen.

3.

Paulus bericht in seiner G’schrift

Uns, daß wir ihn wohl kennen.

Er spricht, er werd auf dieser Erd

Sich als ein Gott fürwenden,

Wer ihm nicht glaubt, er den aufklaubt,

Thut ihn zum Land austreiben,

So er davon nit ab will lohn,

So muß er den Tod leiden.

4.

Gottes Gebot, früh unde spat,

Thut er alle verkehren.

Er muß seyn gut, nach seinem Muth,

Thut die Leut also lehren.

Er geht herein, in einem Schein,

Thut Geistlichkeit erzeigen,

Die er selbst tragt, nach seinem Pracht,

Man muß sich vor ihm neigen.

5.

Alle Ding hat im Anfang Gott

Erschaffen gut und reine.

Mit ganzem Fleiß, den Menschen speiß,

Ihn drum zu ehr'n alleine

Die soll er frey, ohn alle Scheu,

Zu seiner Nothdurft haben,

Sein Lebenlang Gott sagen Dank

Um alle diese Gaben.

6.

Der Widerchrist, mit seinem List,

Hat es ganz thun verkehren,

Wie's ihm gefällt, lehrt er die Welt,

Thut ihn'n etlich Speiß wehren,

Andert die Zeit, casteyt die Leut,

Müssen ein Fasten haben,

Feyren viel Tag, dabey ihn mag

Kennen, wer Acht will haben.

7.

Weiter bericht uns auch die Schrift

Daß ein jeder soll haben

Ein ehlich Weib, für seinen Leib,

Die ihm thut Kinder tragen,

Daß ihr'r viel werd, auf dieser Erd

Als Gott Befehl thut geben

Mit ganzem Fleiß, im Paradeiß,

Dem Adam und der Even.

8.

Also noch mag auf diesen Tag

Die Eh gehalten werden,

In Reinigkeit, nach dem Bescheid,

Als Gott befahl dem ersten.

Dann die Eh ist, in dieser Frist

Ehrlich und gut bey allen.

Der Ehleut Bett ist unbefleckt

Die Eh thut Gott gefallen.

9.

Der Widerspan will das nicht han,

Sein Sach thut er darbieten,

Daß man auf Erd, nicht ehlich werd

Thut er ein Theil verbieten,

Wie Gott die Welt, im Anfang g’stellt,

Das thut er ihm verwenden.

Merk auf, o Welt, Paulus klar meldt,

Daran soll man ihn kennen.

10.

Ein Theil vom Haar hat er geschorn

Auf seinem Kopf ein Platten,

Welches doch Gott mit hellem Wort

Den Menschen hat verboten,

Den Bart solt er auch nicht abscheern,

Den thut er nicht behalten.

Machts Widerspiel, wie er nur will,

Sagt, es thut Gott gefallen.

11.

Darum er ist, der Widerchrist,

Billig hat er den Namen

Weil er allzeit Gott widerstreit,

Und sich deß nicht thut schamen.

Will auch darzu, spat unde fruh

Von Menschen seyn geachtet

Heilig und rein als Gott's Gemein,

Wers nicht glaubt, er den schlachtet.

12.

Weiter er spricht, die Leut bericht,

Er mög die Sünd vergeben,

Wer ihm nur beicht, dem bald verzeiht,

Gilt gleich wie er thut leben.

Wann er nur hat das Götzenbrod

Von dem Pfaffen genommen,

Sagt er ihm zu, ewige Ruh,

Darein er solle kommen.

13.

Er sagt auch frey, daß im Brod sey

Christus mit Fleisch und Blute.

Ists aber nicht, er hats erdicht.

Dann Christus melden thute,

Wann man sagt, da und anderswo

Wohnet Christus der Herre,

So glaubets nicht, es ist erdicht

Dann diß thu ich euch lehren.

14.

Gleichwie der Blitz, vom Himmel glitzt,

Also wird auch erscheinen

Des Menschen Sohn, von's Himmelsthron

Mit den Engelen seine.

Das g’schrieben steht, Christus hats g'lehrt,

Darum o Welt merk eben,

Der Widerchrist, zu dieser Frist

Dir Christum nicht kann geben.

15.

Es ist ein Lug, B'schiß und Betrug,

All's was er dich thut lehren,

Glaub ihm nur nicht, er hats erdicht,

Thut Gott sein Wort verkehren.

Dann Christus hat ein bittern Tod

Einmal für uns gelitten

Damit er hat, Sünd, Teufel, Tod

All sein Feind überstritten.

16.

Jetzt hat er G’walt, gar allenthalb,

Im Himmel und auf Erden,

Beym Vater gut, er wohnen thut,

Mag nicht gegessen werden.

Dann er selbst spricht, das Fleisch nutzt nicht,

Mein Wort seynd Geist und Leben,

Wer die glaubt recht, derselben pflegt,

Gottes Reich ihm wird geben.

17.

Christus bericht uns, da er spricht:

Was eingeht durch den Munde,

Dasselbig auch geht durch den Bauch,

Wird natürlich verschlungen,

Wie alle Speiß, merk auf mit Fleiß,

Wolt ihr den Herren g'niessen

Wie ander Fleisch, er ist ein Geist,

Man kann ihn nicht beschliessen.

18.

Der Widerchrist, hat zugerüst

Ein Häußlein also schone,

Eine Monstrantz aus Gold gepflanzt,

Sein Gott darein gethone,

Darnach ihn fein, in einen Stein

Gesetzt, und hart versperret.

Wann ein Dieb käm, der ihn sonst nehm,

Der Gott sich gar nicht wehret.

19.

Darzu hat er noch andre mehr

Viel Götzenwerk und Bilder

Die g'machet seynd, von Menschen Händ,

Aus Holz, Stein, Gold und Silber,

An welchem Gott ein Greuel hat,

Noch thut er also lehren,

Sagt es sey recht, gut und ganz schlecht,

Und g’falle Gott dem Herren.

20.

Gott aber spricht: verfluchet ist,

Welcher ein Bild thut giessen,

Nach dem das fleucht, auf Erden kreucht,

Und im Wasser thut fliessen,

Das allesammt ist mir bekannt,

Und thut all's durch mich leben,

Bin Gott dein Herr, darum mich ehr,

Das Lob solt du mir geben.

21.

Darum, o Welt, merk auf dich selb.

Laß dich nicht mehr betriegen,

Den Widerchrist, mit seiner List,

Kehr dich nicht an sein' Lügen,

Sondern folg mir, was ich rath dir,

Wirst du Christum empfahen,

Steh von der Sünd, werd Gottes Kind,

Wird er sich zu dir nahen.

22.

Bey deinem Gott sein Wohnung hat

Der sich zu ihm bekehret

Von Herzensgrund zu dieser Stund,

Sobald er sein Wort höret,

Von Sünden lath, ihm folgen thut,

Leben nach seinem Willen,

Bey deinem Gott wohnt früh und spat,

Sein Kraft thut ihn erfüllen.

23.

Dann Paulus spricht im Buch der G'schicht:

Gott wohnt in keinem Tempel

Der bauet ist, zu dieser Frist,

Gemacht von Menschen Händen,

An keinem End, mit Menschen Händ,

Mag sein gepfleget werden,

Niemand je Gott gesehen hat

Allhie auf dieser Erden.

24.

Weiter spricht Gott, an einem Ort:

Durch mich alle Ding werden,

Der Himmel ist mein Stuhl und Sitz,

Mein Fußschämel die Erden.

Womit wolt ihr dann bauen mir

Ein Haus zu meiner Wohnung?

Das allesammt ist durch mein Hand

Gemacht in rechter Ordnung.

25.

Der Widerchrist, zu aller Frist

Will all Ding besser machen,

Was Gott rein gut erschaffen thut.

Er greift auch zu den Sachen,

Läßt ihms nicht stohn, wills besser hon,

Damit er Gott thut stehlen

Sein göttlich Ehr, als ob da wär

An seinem G’schöpf ein Fehle.

26.

Ein junges Kind, ohn alle Sünd,

Das jetzt erst ist gebohren,

Welchs Gott rein gut erschaffen thut,

Spricht er, es ist verlohren.

Er nimmt es bald unter sein G’walt,

Und sagt, ich will austreiben

Teufel und Sünd von diesem Kind,

Er selbst thut kein Sünd meiden.

27.

Er sagt vom Kind, es habe Sünd

Von Adam her thun erben,

So doch die Schrift deß uns bericht,

Daß Christus mit sein'm Sterben

Hab wieder bracht, was Adam hat

Zerbrochen und zerstöret.

Dem Widerchrist das nicht gnug ist,

All Ding er Gott verkehret.

28.

Das Element, Wasser genennt

Läßt er nicht also bleiben,

Wie es dann Gott erschaffen hat,

Er will es besser weihen,

Damit das Kind von seiner Sünd

Soll rein gewäschen werden,

Wiewohls nicht glaubt, dennoch ers tauft,

Sonst müßts verdammet werden.

29.

Wann er ihm hat im Sudelbad

Den Chrysam an thun schmieren,

So es dann stirbt, nicht mehr verdirbt,

Die Engel werdens führen

In Gottes Reich, ist eben gleich,

Als ob Gott nicht hätt mögen

Die Seligkeit, und ewig Freud

Den Kindlein ohn das geben.

30.

Also gibt er ihm selbst die Ehr.

O Welt, das vernimm eben

Gott ist ein Herr, dem g'hört die Ehr,

Man solls sonst niemand geben.

Heilig und rein ist Gott allein,

Sein Werk gut und gerechte,

Das Widerspiel, der Satan will,

Mit ihm der schalkhaft Knechte.

31.

Nun schaut wer ist der Widerchrist,

Ihr solt ihn nun wohl kennen,

Jetzt ist gemeldt, zum Theil er eilt,

Wie er allzeit thut schänden

Mit all sein'm Thun, Gott in sein'm Thron,

Thut ihm sein Ehr abrauben.

Darum, o Welt, merk darauf selb

So wirst ihm nicht mehr glauben.

32.

Thu dich bekehrn, zu Gott dem Herrn,

Glaub seinem Wort mit Treuen,

Laß allen Wahn, und Greuel stohn,

Thu deine Sünd bereuen.

Laß dir seyn leid all dein Boßheit

Und Sünd, die du thätst treiben,

Thu sie nicht mehr, wird dir der Herr

Nachlassen und verzeihen.

33.

Steh von der Sünd, werd Gottes Kind,

Thu nach sein'm Willen leben,

Wirst du mit Fleiß ihm Lob und Preiß,

Von ganzem Herzen geben.

Alsbald auf ist, der Widerchrist,

Mag dich nicht länger leiden,

So du nicht mehr ihm gibst die Ehr,

Thut dich zum Land austreiben.

34.

In seinem Zorn mußt seyn verlohrn,

Das will ich dir vor sagen,

Stehst von der Sünd, wirst Gottes Kind,

So mußt du das Creutz tragen,

Als Jesus Christ, welcher da ist

Ein Sohn Gottes gebohren.

Folgst du ihm nach mit Creutz und Schmach,

Bist zu sein'm Reich erkohren.

35.

Der Widerchrist, fast wütend ist.

So man ihm nicht will glauben.

Er tobt und wüt, hat gar kein Güt,

Mit Pein thut er hart drauen.

Ist einer fromm, gibt nichts darum,

Er thut ihn bald angreifen

Mit Pein ohn Maaß, und Marter groß,

Ob er ihn mögt abreißen.

36.

Wer nicht hie Pein, will nehmen ein,

Um Gottes Wort thun leiden.

Fleucht Christi Creutz, ist ihm ein scheitz,

Wird Gottes Reich vermeiden,

Wilt das ein' hon, mußt's ander lohn,

Beyde magst du nicht haben.

Dann der Welt Freund ist Gottes Feind,

Thut uns die Schrift klar sagen.

37.

Wohlan Mensch, dir ist g'leget für

Der Fluch und auch der Segen,

Welchs dir nun gleicht, zum selben greiff,

Was du wilt, wird dir geben.

Gott niemand zwingt, noch zu sich dringt,

Wer recht thut, der wird leben,

Dem bösen Knecht, der thut unrecht,

Sein Lohn wird ihm auch geben.

38.

Zu solcher Frist der Widerchrist,

Und all die ihm gehorchen,

Werden zu Hand, gleich allesammt

Ins ewig Feu'r geworfen,

Da wird nichts seyn dann ewig Pein.

Darum, o Welt, merk eben,

Lieber hie leid ein kleine Zeit,

Soll dir Gott sein Reich geben.

39.

Wer ewiglich in Gottes Reich

Bey Gott in Freud will leben,

Der werd kurtzum heilig und fromm,

Thu in Reinigkeit leben.

Der Widerchrist, ein Lügner ist,

Will dir dein Sünd verzeihen,

Er sagt dir zu ewige Ruh,

Er selbst muß haussen bleiben.

40.

Kehr dich von ihm, mit deinem Sinn,

Zu Gott solt du dich nahen,

So wird er dich, ganz sicherlich

Vie ein Vater empfahen,

Als seine Kind, die alle Sünd

Von ganzem Herzen meiden.

Wirst du nit lohn, Antichrists Wohn,

Mußt ewig mit ihm leiden.

41.

Also ich schon beschlossen hon,

Mensch laß dirs gehn zu Herzen,

Thu dich bekehr'n zu Gott dem Herrn,

Vermeid ewigen Schmerzen.

Des Ant’christs Thun, ist nur ein Wahn,

Nun solt du ihn wohl kennen.

Ist nimmer ferr, wird ihn der Herr

Ewig mit Feu'r verbrennen.

Amen.


 

Das 103. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton: „Es sind doch selig alle. M.S.  (17)

1.

Merkt auf ihr Christen allgemein

Die ihr jetzt Gott ergeben seyn,

In diesen letzten Tagen,

Welche dann schon vorhanden seyn,

Als wir wohl merken allgemein,

Dörfen nicht weiter fragen.

Dann wir sehen die Zeichen b'reit

Von denen Christus hat geseit

Daran man soll erkennen,

Daß sein Zukunft werd nahend seyn.

Die Jünger fragten ingemein,

Und auch um der Welt Ende.

2.

Christus der Herr sie also b’richt,

Spricht: wann ihr sehet die Geschicht

In aller Welt gemeine,

Krieg, Pestilenz und theure Zeit,

Und daß sich empören die Leut,

Wider einander seyne,

Die Königreich desgleichen g'mein,

Werden alsdann uneinig seyn,

Je ein Volk wider's ander.

Auch werden sie euch dann zumal

Anlegen große Pein und Qual,

In G’fängniß und in Banden.

3.

Man wird euch führen dann zumal,

Für Kön’g und Fürsten überall,

Von wegen meines Namen,

Etlich werden sie tödten lohn,

Die anderen verfolgen thun,

Ihr solt euch mein nicht schamen,

Dann diß wird seyn die erste G’schicht.

Merkt weiter was ich euch bericht,

Da wird sich erst erheben

So grosse Noth auf Erden hie,

Als auch vor ist gewesen nie,

Weil Menschen thäten leben.

4.

Darum sehet euch eben für,

Auf daß euch nicht jemand verführ,

Dann es werden viel kommen,

Unter mein'm Namen gehn herein,

Und sagen wie sie Christus seyn,

Zu verführen die Frommen.

Ja es wird solche grosse G’fähr

Daß auch, wenn es nur möglich wär,

Verführet möchten werden

Die Auserwählten in der Zeit,

Wo nicht die Trübsal wird bereit

Verkürzt auf dieser Erden.

5.

Gott wird den Auserwählten schon

Der Trübsal Tag verkürzen thun,

Auf daß sie selig werden.

Dann so die Zeit nicht würd verkürzt,

Der Herr spricht, kein Mensch selig würd,

Allhie auf dieser Erden.

Dann es wird die Ung'rechtigkeit

Ueberhand nehmen in der Zeit

Und vieler Lieb erkalten.

Wer aber verharrt bis ans End

Und sich von meinem Wort nicht wendt,

Zum Leben wird erhalten.

6.

Wenn nun die Boßheit überhand

Genommen hat im ganzen Land,

Gleichwie es auch thät gahne

Zu deren Zeit wohl auf der Erd

Noe der Fromm sie täglich lehrt,

Niemand kehrt sich darane,

Sondern trieben all Sünd gemein,

Bis Noe gieng zur Arch hinein,

Die Sündfluth thät verderben

Jung, alt, groß, klein, Frau unde Mann,

Also wirds in der Zeit auch gahn,

Da der Welt End soll werden.

7.

Wie es auch gieng in der Zeit Loth,

Zu Sodoma die gottloß Rott

Thäten sauffen und fressen,

Tanzen und sprungen in dem Land,

Trieben viel Sünd, Laster und Schand,

Hätten Gottes vergessen,

Bis der Engel Gottes den Loth,

Mit sein'n Töchtern führt aus der Stadt,

Da ließ Gott der Herr kommen

Schwefel und Feur über das Land,

Verbrennt die gottloß Rott allsammt,

Und errettet die Frommen.

8.

Des Lothen Weib thät auch ausgahn,

Doch hieng ihr Herz dem Mammon an,

Darnach thät sie umsehen,

Darum sie Gott auch straft behend,

Zur Salzsäul ihren Leib verwendt,

Ist zum Exempel g’schehen.

Dabey uns warnt der Herre Christ:

Der jetzt auch auf dem Wege ist,

Und nicht zurück thut kehren

Nach dem so er verlassen hat,

Sondern setzt sein Hoffnung auf Gott,

So wird er selig werden.

9.

Weiter zeiget auch Christus an,

Daß in den Tagen Sonn und Mond

Ihr'n Schein verliehren werden,

Die Sternen an dem Firmament

Aus ihrem Ort werden verwendt,

Und fallen auf die Erden.

Da von schreibt auch Johannes fein,

Wie der Drach mit dem Schwanze sein

Werd werfen auf die Erden

Das dritte Theil der Sternen schon.

Ihr Christen das solt ihr verstohn,

Die Wort von euch g'redt werden.

10.

Dann die Heiligen allgemein,

Welche jetzt neu gebohren seyn,

Aus Gottes Wort so reine,

Die vergleicht der Herr Jesus Christ,

Der Sonn und Sternen in der Frist

Dann sie sind allgemeine

Von Gott erhaben aus dem Staub,

Darum daß sie sein'm Wort hond glaubt,

Ins Himmelreich erkohren.

Wer aber von sein'm Wort abfällt,

Und wieder kehrt in diese Welt,

Der hat den Schein verlohren.

11.

Also verliert die Sonn ihr'n Schein,

Dann muß die Wahrheit Lügen seyn,

Das thut der Drach begehren,

Wann ihm ein's verwilligen thut,

So muß er das Böß heissen gut,

Den wüsten Greuel ehren,

Davon Christus gemeldet hat,

Er wird steh'n an der heilgen Statt,

Daniel thut es beschreiben.

Christus spricht: wer das lesen ist,

Der merk darauf, ein jeder Christ

Soll diesen Greuel meiden.

12.

Ihr Christen könnt es wohl verstohn,

Dann Paulus thuts klar zeigen an,

Ja von dem Widerchristen,

Weil er sich setzt an Gottes Statt,

Und gibt sich aus, er seye Gott,

Mit vielfältigen Listen

Er die Wahrheit Gottes verwendt,

Damit die ganze Welt verblendt

Dann er thut sich verstellen

Zu der christlichen Kirchen rein,

Der Teufel will ein Engel seyn,

Das thut Paulus erzählen,

13.

Weiter spricht er, der Geist sagt frey,

Etlich werden zur letzten Zeit

Von dem Glauben abtretten

Dem Geist des Irrthums hangen an,

Die Lehr der Teuflen hören thun,

Die in Gleißnerey reden

Die Lüg, als wärs die Wahrheit schon,

Brandmahl in ihren G’wissen hon.

Verbieten auch zu meiden,

Etliche Speiß, welche dann Gott

Den Menschen frey geschaffen hat

Sollens niessen ohn Scheuen.

14.

Dann Paulus also lehren thut,

All Creatur sey rein und gut

Den Glaubigen geschaffen,

Sollen Gott darum preisen thun,

Und mit Danksagung nehmen an

Kein G’wissen drüber machen.

Das hat der Widerchrist verkehrt

Dazu auch dem Menschen gewehrt

Sollend nicht ehlich werden.

Das hat bezeugt der Heilig Geist,

Sein'm Volk den Widerchristen g’weist,

Ihn dabey kennen lernen.

15.

Ihr Christen habt nun wohl erkennt,

Wer die irrige Geister sind,

Darzu habt ihr vernommen,

Wer das Kind der Verderbung ist,

Den die Schrift nennt den Widerchrist,

Der Abfall ist schon kommen.

Dann viel Verführer seynd auf Erd,

Ein jeder seinen Irrthum lehrt,

Damit thun sie betriegen

Jedermann, der ihn'n glauben thut.

Darum ihr fromme Christen gut,

Kehrt euch nicht an ihr Lügen.

16.

Sondern folgt dem Herrn Jesu Christ,

Der uns treulich vorgangen ist,

Und hat uns die Lehr geben,

Daß wir ihm sollen folgen nach

In G'rechtigkeit mit Creutz und Schmach,

So soll'n wir ewig leben.

Welcher nun diesen Weg nicht geht,

Ob er schon wohl von der Sach redt,

Soll'n wir uns von ihm wenden.

Dann er ist nur ein falscher Christ,

Vor dem uns Christus warnen ist

Sollen ihn nicht annehmen.

17.

Weiter spricht Christus auch gar schön:

Lernt ein Gleichniß am Feigenbaum,

Wenn er Saft thut annehmen

Und Blätter g’winnt, so seht ihr b'reit,

Daß nahend ist die Sommerzeit.

Also thut auch erkennen,

Wann sich das allesammt verlauft

So hebet eure Häupter auf.

Dann es wird nahend seyne

Euer Erlösung nehmet wahr

Ich will euch auch erretten gar

Aus aller Noth und Peine.

18.

Ihr Christen habt vernommen schon,

Wie es soll in den Tagen gohn,

Ihr könnt auch wohl erkennen

Daß es schier all's geschehen ist,

Darum jeder sein Ampel rüst

Mit Oel, daß sie thut brennen

Auf daß wann der Herr kommen wird,

Daß wir werden mit ihm geführt

Zu seinem Abendmahle,

Darzu wir schon geladen seyn.

Wen er b'reit findt, geht mit ihm ein,

Aus diesem Jammerthale.

19.

Dazu helf uns der ew’ge Gott,

Der uns aus Gnad berufen hat

Zu seinem Hochzeit=Tage,

Und uns geben ein neues Kleid,

Wie es der Bräut'gam selbst anträgt,

Darum wir ihm Lob sagen,

Und bitten ihn allsammt gar schon,

Er wolle nicht verlöschen lohn

Das Licht in unsern Herzen,

Sondern uns wohl bereiten thun,

Daß wir zu seiner Freud eingohn,

Aus allem Leid und Schmerzen.

Amen.

Laus Deo.


 

Das 104. Lied.

Ein ander schön geistlich Lied.

Im Ton wie die sieben Worte. H. B.  (5)

1.

Unser Vater im Himmelreich,

Dein Nam sei heilig ewiglich,

Laß uns dein Reich zukommen,

Durch Jesum Christ dein lieben Sohn,

Das er hat eingenommen.

2.

Der ist der Weg und auch die Thür,

Durch den man kommen soll zu dir,

Sonst ist kein andre Strasse.

Wer diesen Weg nicht wandeln will,

Wird in dein Reich nicht g'lassen.

3.

Dein Will gescheh hie auf der Erd,

Derselb in uns erfüllet werd

Wie in dem Himmelreiche.

Lob und Ehre sey dir bereit,

Immer und ewiglichen.

4.

Wir bitten dich, o Herre Gott,

Gib uns herab das Himmelbrod

Jetzund zu dieser Stunde,

Welches ist dein Göttliches Wort,

Welchs fleußt von deinem Munde.

5.

Damit du unser Seelen speißt,

Daß wir dir geben Lob und Preiß,

Jetzund und immermehre.

Dein Nam ist wunderbarlich groß,

Dem sey allein die Ehre.

6.

Vater! vergib uns unser Schuld,

Durch deinen Geist gib uns dein Huld,

In deiner Gnad zu leben.

Alle die uns hie hassen thun,

Den'n woll'n wir auch vergeben.

7.

In kein Versuchung uns einführ

Damit die Sünd uns nicht berühr,

Sondern thu uns recht weisen

Aus allem Uebel durch dein Gnad,

Woll'n wir dich ewig preisen.

8.

Dein ist das Reich, und auch die Kraft,

Von dir fleußt her der Gnaden Saft,

Den laß uns Herr empfahen,

Daß wir dir geben Lob und Preiß,

Unser Herz zu dir nahen.

9.

Gott Vater, Sohn, Heiliger Geist,

Du seyst in Ewigkeit gepreist,

Jetzt und in Ewigkeite,

Dann du bist der, dem es gebührt,

Dein ist die Herrlichkeite.

Amen.


 

Das 105. Lied.

Ein ander schön Lied.

Im Ton, wie Bruder Veiten Lied.  (7)

H. 1. B.

Nun wolt ich gerne singen,

Und dazu fröhlich seyn,

So will mirs nicht gelingen

Noch gehn von Herzen mein.

Derhalben muß ichs lassen,

Den Trübsal nehmen ein,

Mein Seel mit Gedult fassen,

Bis kommt der Tröster mein.

2.

Mein Harf ist mir zerbrochen,

Daß sie nicht klingen will,

Was ich fürcht, hat mich troffen,

Meins Leids ist worden viel.

Ich kann es nicht vermeiden,

Gott b'schleußt mich also viel.

Darum will ich es leiden,

Bis ich erreich das Ziel.

3.

Wie thut es sich begeben,

Daß mich trift's Gegentheil?

Wann ich in Freud will leben,

Kommt darein viel Trübsal.

Daß ich nie unzerspalten,

Allhie in dieser Zeit,

Kein Freuden=Fest kann halten,

Mir verhindert's das Leid.

4.

Ob ich schon darnach strebe,

Daß ich gern muthig wär

Kein Freud kann ich mir geben,

Sie hat allein der Herr.

Wo er sich nicht hin nahet,

Da will kein Freud nicht seyn,

Sondern nur alles Leide

Das thut man nehmen ein.

5.

Will ich dann darnach ringen

Daß mir des Trostes werd

So kann ich Gott nicht zwingen,

Er ist allein ein Herr,

Er nimmt und kann auch geben,

Er hats in sein'm Gewalt,

Das alls wanns ihm ist eben,

Ob mans begehret bald.

6.

Darum so will ich harren,

Warten der seinen Zeit,

Alle Ding lassen fahren,

Bis es Gott anders geit.

O Herr! gib mir Gedulte,

Allhie in dieser Zeit,

Daß ich mich nicht verschulde

In meiner Traurigkeit.

7.

Mein G'müth ist mir zerschlagen,

Von Trübniß also sehr

Daß ich auch mögt verzagen,

Wo die Hoffnung nicht wär

Derselben thu ich leben,

Hab Verlangen darbey,

Und hoff, Gott werd bald geben,

Was mich von Herzen freu.

8.

Was ich längst hab bekennet,

Und davon g’standen bin,

Wird mir jetzt vorgewendet,

Und kommt mir stäts in Sinn,

Will mir mein G’wissen b'schulden,

Da doch kein Sünd nicht ist,

Und nehmen Gottes Hulde,

G'schicht mir zu dieser Frist.

9.

Auf mich thut so hart dringen

Anfechtung überall,

Will mir mein G’wissen bringen

Zu einem schweren Fall.

Viel G’danken mich umgeben,

B'schweren das G’wissen wohl,

Die mir Anreitzung geben,

Daß ich nur wanken soll.

10.

Warum thut mich anfechten,

Das ich bereuet hab,

So ich doch bin dein Knechte,

Mein Sünd mir g'wäschen ab?

Herr! du hast mich gebohren

Aus dem Wasser und Geist

Mich zu dein'm Kind erkohren,

Daß ich kein Zweifel weiß.

11.

Doch dein Wort thut mich b'scheiden,

Anfechtung sey ein Prob.

Durch viel Trübsal und Leiden

Ich g'läutert werden soll,

Daß ich werd rein erfunden,

Wie das geschieden Gold,

Wann ich zu dir wöll kommen,

So klar ich werden soll.

12.

Also werd ich bescheiden,

Warum Anfechtung ist,

Dieweil ich bin im Leibe,

Allhie zu dieser Frist.

Wird sie mich nicht verlassen,

Sich regen zu der Stund,

Bis daß Gott thut verstossen

Sünd, Tod, in Höllengrund.

13.

Darbey kommt auch geschlichen

Der Versucher in Engels G’stalt,

Mit vielfältigen Listen,

Beschwert das G’wissen bald,

Wie er ihm möcht einbilden

Seine verkehrte Sach,

Gar künstlich und subtile,

Daß er Verwirrung mach.

14.

O Herr! bewahr mein G’wissen

Vors Teufels Listigkeit

Daß mirs nicht werd zerrissen

In dieser bösen Zeit,

Thu du mir es regieren

Nach deiner G'rechtigkeit,

Mich in dem Frieden führe,

Bis ich von hinnen scheid.

15.

Derhalben solt du wachen,

Bäten zu aller Frist,

Wann sich zu dir thut machen,

Der dein Versucher ist,

Daß er dir nicht thu nehmen,

Das dir vertrauet ist.

Darum rüst dich behende,

Zum Streit dich b'reiten bist.

16.

Herr! ob ich schon auch streite

Gegen Anfechtung mein,

Lieg ich bald an der Seiten,

Mein Kraft zu g’ring will seyn.

Wie ein Rohr thu ich schwanken

Aus Menschen Blödigkeit.

O Gott, laß mich nicht wanken,

Hilf du mir allezeit.

17.

Darum solt also streiten

Wider Anfechtung dein,

Nicht liegen an der Seiten,

Sondern beständig seyn,

So wirst du nicht gefangen

Vons Teufels Listigkeit.

Mit Freud solt du erlangen,

Und nicht mehr haben Leid.

18.

Herr! ich bin nur zu rechnen,

Wie ein Blum auf dem Feld,

Wenn man die thut abbrechen

So wird sie darnach welck;

Also muß ich auch schwinden

Allhie in dieser Welt,

So ich dein Kraft nicht finde,

Daß mir dein Creatur meldt.

19.

Das kannst du, Herr, erkennen,

Daß ich nur Staube bin,

Durch mich auch nicht vollenden,

Es ist ein eitler Sinn.

Wer in sich thut vertrauen,

Der lebt in Irrthum hin,

Kann dein Hilf nicht anschauen,

Dann sie ist nicht bey ihm.

20.

Weil du nun kannst ermessen

Menschliche Blödigkeit,

So thu mein nicht vergessen,

Mach mich geschickt zum Streit,

Dein Kraft laß in mir siegen,

Weil mich Anstoß umgeit,

Daß ich mög oben liegen

Anfechtung alle Zeit.

21.

O Herr! thu mich umgeben

Mit Kraft, wie den Simson,

Daß ich mög widerstreben

Der Macht des Goliaton,

Wenn er sich thut erheben

In seiner Tyranney,

Daß er mich nicht bewege,

Herr Gott! steh du mir bey.

22.

Darum solt mir vertrauen,

Ich will dich nicht verlahn,

Auf mich solt du fest bauen,

Ich will dir Beystand thun,

Daß du mögst überwinden,

Jetzt und zu aller Frist

Mein Kraft solt du empfinden,

Wenns dir vonnöthen ist.

23.

Herr! du thust mir verdecken

Dein süsse Mildigkeit,

Ein Zeit läßt mich sie schmecken,

Die ander hab ich Leid,

Daß ich auch mögt verzagen,

So ich dein Kraft nicht find.

Das thu ich dir Herr klagen,

Neig dich zu deinem Kind.

24.

Ob es sich läßt ansehen,

Als wär ich fern von dir

Thut dir darum geschehen,

Daß du schreyest zu mir

Um Hülf und um mein Stärke,

Ohn welche du nichts bist,

Dabey solt du auch merken,

Die Ehr allein mein ist.

25.

So laß mir wieder fliessen

Dein gnadenreiche Kraft,

Wenn ich schmecke dein Güte,

Werd ich des Trübsals loß,

O Herr! thu mich umringen

Mit deiner Himmelsspeiß,

Daß ich in Freuden springe,

Dir geb Lob, Ehr und Preiß.

26.

Dann, Herr, ich bin umfangen

Mit ein'm brechlichen Leib,

Hie kann ich nicht erlangen,

Daß dein Freud ewig bleib.

Ob ichs schon thu empfahen

Allhie in dieser Zeit,

Wenn sich Trübniß thut nahen,

Zuhand mirs wieder scheidt.

27.

Darum thu du mich führen

Aus aller Blödigkeit,

Laß mich vollkömmlich b'rühren

Dein unaufhörlich Freud.

Herr! laß mich schier genesen,

Nach deinen Worten schon,

Thu das Sterblich verweisen,

Ein hell Kleid leg mir an.

28.

Nun thu ich dir auch sagen,

In Christo meinem Sohn,

Wann du die Freud wilt haben,

Und mit ihm auferstohn,

Mußt du vor mit ihm sterben

Im Leiden werden gleich,

So wirst du mit ihm erben

Mein Freud und ewig Reich.

29.

Er ist der Weg zum Leben,

Die Wahrheit und die Thür,

Wer anders ein will streben,

Der lauft darneben für

Soll nicht erben mein Reiche,

Weil er ein Mörder ist,

Sondern den feurig'n Teiche

Haben zu aller Frist.

30.

Laß mich von dir nicht wenden,

Allzeit spat unde früh,

Daß ich verharr ans Ende,

Und dich bekenne hie

Mit Herzen und mit Munde,

Daß ich dir sey ein Lob

Steif halte deinen Bunde,

Herr Gott! sieg in mir ob.

31.

Darum thu ich dich bitten

In Christo deinem Sohn,

Als aus kindlichen Sitten,

Wollst mir gewähren thun.

Herr Gott! erhör mein Klagen,

Daß ich nicht werd zu Spott,

Und thut mir nicht versagen,

Rett mich aus aller Noth.

32.

Doch wirst du mir wohl geben,

Wenns dir gefallen thut,

Hilf mir in Dultmuth leben

Nach deinem Willen gut

Derselbig soll geschehen,

Jetzt und zu aller Frist,

Ist meines Herzens verjehen,

Die Ehr allein dein ist.

33.

Gelobt seyst du, o Herre,

Um alle Gütigkeit,

Die du mir hast lohn werden

Allhie in dieser Zeit,

Es sey Freud oder Schmerzen,

Das alles dein Gab ist,

Deß dank ich dir von Herzen,

Daß du mir Würde gibst.

Amen.


 

Das 106. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton: „O Sohn David. H. B.  (9)

1.

Ihr Christen g’mein, die ihr seyd rein,

Thut euch von Herzen freuen,

Durch Jesum Christ, daß uns Gott ist

Glaub, Lieb, Hoffnung verleihen,

Dardurch wir hie, spat unde früh,

Ohn Unterlaß thun hoffen,

Was Gott verheißt durch seinen Geist,

Soll uns bald werden offen.

2.

Verheissung ist in Jesu Christ,

Ewig mit ihm zu leben.

Ja alle die so glauben hie,

Sein'm Wort nicht widerstreben,

Denen er hat, bereit ein Stadt,

Beym Vater eingenommen,

Darin'n ist Freud zu aller Zeit,

Ihr Licht scheint wie die Sonne.

3.

Das Zeugniß ist die Heilig Schrift,

Von Gottes Stadt thut sagen,

Sie uns hie ist in dieser Frist

Figürlich abzumahlen.

Durch Edelg’stein, lauter und rein,

Ist ihr Grundvest geleget,

Smaragd, Perlein, deren zwölf seyn,

Die Stadt bleibt unbeweget.

4.

Weiter bericht, Johannes spricht,

Ihr Gassen von Gold scheinen.

Wie ein Crystall von Klarheit hell

Ist sie gezieret reine.

Vernimm, die Stadt der Engel hat

Gemessen mit ein'm Rohre,

Ihr Läng und Breit, war gleiche weit,

Zwölf Pforten um sie waren.

5.

Vernimm die Stadt kein Tempel hat,

Als wir in Schriften lesen,

Der Herr allein thut Tempel seyn,

Erfüllt sie mit sein'm Wesen.

Kein Hitz noch Kält, darein nicht fällt,

Bedarf auch keiner Sonnen,

Sondern allein göttlicher Schein

Erleuchtet alle Frommen.

6.

Die Stadt man nennt Jerusalem,

Allhie auf dieser Erden.

Was ich davon hab melden thun

Soll noch erfüllet werden.

Das merk bereit, nun unterscheid

Irrdisch und himmlisch Wesen.

Gold, Edelg’stein, weiset allein

Ins Himmlisch, wie wir lesen.

7.

Jerusalem solt du verstehn,

Die Christliche Gemeine

Die in der Zeit noch wird bereit,

Durch Jesum Christ alleine,

Mit seinem Blut sie wäschen thut,

Daß sie werd rein erfunden,

Wie ein jung Kind, ohn alle Sünd,

In ihres Herzens Grunde.

8.

Wie nun die Stadt viel Namen hat,

Das reicht auf Christi G’meine.

Dieselbig ist in dieser Frist,

Gottes Tempel alleine.

Ihr Grund vest bist, Herr Jesu Christ,

Vom Heil'gen Geist beschlossen,

Der sie bekleidt mit G'rechtigkeit,

Sein Kraft hat sie durchflossen.

9.

Diese Gemein thut artlich fein

Der Heil’ge Geist abmahlen

Durch sieben Stern, und Beyleuchtern

Bedeut die reine Gaben

Und sieben G’mein, die seynd mit eyn,

Von Gott erleuchtet worden.

Herr Jesu Christ, ihr G’mahel ist.

Hat ihm die Braut erkohren.

10.

Vernimm die G’mein in dieser Zeit,

Thut sie noch an ihr tragen

Ein irrdisch Kleid von Blödigkeit,

Deß wird sie auch entladen

Nach dieser Zeit, da wird bereit

Jerusalem verneuet

In Gottes Schein, erkläret rein,

Darin'n sich ewig freuet.

11.

Wie nun die Stadt zwölf Pforten hat,

Als ich vor hab bekennet,

Ein jedes Thor ein Perlein war

Darbey werden genennet

Die zwölf Geschlecht, Israels Knecht,

Der erstgebohrnen G’meine,

Ihr Eingang hat, reicht in die Stadt,

Pforten sie deuten seine.

12.

Der Grund der Stadt zwölf Namen hat,

Des Lamms Apostel g’nennet.

Die zwölf Grundstein sie deuten sein,

Christus hat sie gesendet

Nachs Vaters Rath zum Bau der Stadt,

In G’rechtigkeit alleine,

Ihr Arbeit ist in Jesu Christ

G’wesen an seiner G’meine.

13.

Das merk behend, da wird uns g'nennt

Alt und neu Testamente.

Im Alten war Israels gar

Gott zwölf G’schlecht zu ihm wendte,

Die zwölf Perlein erklären fein

Das göttlich Wort so reine,

Dasselb annahm, ein jeder Stamm,

Gott verheiß ihn alleine.

14.

’s Neu Testament, das Alt vollendt,

Thut all's zusammen schliessen,

In dieser Zeit, und Ewigkeit,

Die Frommen ein Geist niessen,

Dadurch die Stadt ihr Breitung hat,

Als ich vor hab erzählet.

Dein Volk da ist, in Jesu Christ

Durch ihn zugleich erwählet.

15.

Was ich dir nun hab melden thun

Von Gold und Edelg'steine,

Dasselb bedeut Gerechtigkeit

Beschleußt Christi Gemeine.

Dann Creatur, zeigen uns nur,

Was künftiglich soll werden

Nach dieser Zeit, mit Reinigkeit

Wird voll Himmel und Erden.

16.

Johannes b'richt uns, da er spricht:

Der erst Himmel und Erden

Wurden behend, von Gott verwend,

Thäten verneuert werden.

Da stieg die Stadt, spricht er von Gott,

In Herrlichkeit thät kommen.

Die Hütten rein war Gott's Gemein,

Erleucht wie die hell Sonne.

17.

Merk auf den B’richt, wenn das geschicht,

Dann wird erfüllet seyne,

Wie ich hab g’meldt und vor erzählt,

Jerusalem die reine,

Da ist sie gleich, in Gottes Reich

Seynd all heilig gemeine.

Die Gottes Rath verordnet hat

In Christo dem Sohn seine.

18.

Jerusalem, solt du verstehn,

Wird da erfüllet seyne

Mit aller Speiß, bereit mit Fleiß,

Von Creaturen reine,

Frucht, Oel und Wein wird ohn Zahl seyn,

Das ewiglich wird währen,

In Lustbarkeit, und grosser Freud,

Fleußt her von Gott dem Herren.

19.

Darinnen ist kein Zeit noch Frist,

Wenn das erst ist vergangen.

Der Tod und Leid, von ihnen scheid.

Ewigkeit hat ang'fangen.

Die Ding seynd groß, ohn Zahl und Maaß,

Das in kein Herz ist kommen

Was unser Gott verordnet hat

Den Heiligen und Frommen.

20.

Das vernimm schon: die Bäum da stohn,

Thun mancherley Frucht tragen,

Gebens bereit, all Monden Zeit,

Thut uns Johannes sagen.

In Adam war zerbrochen gar

Der Weg zum Baum des Lebens,

Christus der hat mit seinem Tod,

Den wieder b'reitet eben.

21.

Wer auf dem Pfad will zu der Stadt,

Da muß erfüllet werden,

Wie Christus hat g’stellt Creutz und Tod

Allhie auf dieser Erden.

Wer überwindt, man g'schrieben findt,

Dem wird sein Erbtheil geben

In dieser Stadt, das redet Gott,

Ewiglich soll er leben.

22.

Johannes b'richt uns, da er spricht:

Sie haben überwunden

Durch Lämmleins Blut, in sein'm Wort gut

Darin haben sie funden

Das Hochzeit=Kleid, ist G’rechtigkeit,

Damit die Braut war zieret

Vom Bräutigam, der sie aufnahm,

Thät sie zur Hochzeit führen.

23.

In dem Kleid rein, das werden seyn

Die Seelen, die da sassen

Unterm Altar, deren Blut war

Um Gottes Wort vergossen.

Der Altar ist Herr Jesus Christ,

Den sie haben bekennet.

Darum ihn'n Gott ein weisse Watt

Anlegen thut behende.

24.

Vernimm die Schaar unterm Altar,

Mit Klag sie jetzund sprechen,

Wann wilt du, HErr, du Heiliger,

Unser Blut wieder rächen?

Der Herr sie b’richt, zu ihnen spricht:

Wann euere Mitglieder

Nach dem Wort mein erfüllet seyn

Will ich euch rächen wieder.

25.

Die Schrift bekennt uns zwo Urständ,

Lebenden und der Todten.

Die erst wird seyn der Heilgen rein,

Die's Lamms Blut g’waschen hatte,

Ueber die hat kein G’walt der Tod,

Sie seynd versiegelt worden

Mit Gottes Geist, der hat sie g'weißt,

Und wieder neu gebohren.

26.

Die auferstehn, zum Leben gehn,

Seynd die Heilgen und Frommen,

Im Augenblick durch Gott's Geschick,

Mit ihm werden sie kommen

Zum G’richte sein, mit hellem Schein,

Das Christus selbst thut melden,

Ihr werd sitzen auf zwölf Stühlen,

Mit mir das Urtheil fällen.

27.

Wie nun die Stadt, vier Ecken hat,

Auf jeder Seit drey Thore,

Morgen, Mittag, Abend, Mitternacht,

Die Zahl vier Seiten waren.

Das deuten ist, zu dieser Frist

Die vier Enden der Erden,

Drauf g'streuet seyn die Heilgen rein,

Allda sie g'sammlet werden.

28.

Die Schrift sagt klar, dieser Stadt Thor

Die werden nicht verschlossen,

Wer treibt die Lüg, Sünd und Betrug,

Wird nicht hinein gelassen,

Sondern allein welche da seyn

G’schrieben im Buch des Lebens,

Die kommen b’hend, von der Welt End,

Die Stadt wird ihnen geben.

29.

Dann werden stohn vor Gottes Thron,

Mit vier und zwanzig Alten,

Denn das Lamm hat g’wäschen ihr'n Watt,

Gott loben mannigfalte.

Der Heilgen G’bät der Engel thät

In dem Rauchfaß erzeigen,

Das in der Zeit und Ewigkeit

Vor Gottes Thron thut steigen.

30.

Der Heilge Geist das Lob beschleußt

Der Heiligen und Frommen,

Sie sprechen b'reit: gebenedeyt

Sey Gott, der an hat g'nommen,

Sein grosse Kraft, uns hat geschafft

Neu Himmel unde Erden,

Was unser Gott verheissen hat,

Soll noch erfüllet werden.

31.

Die heilig Schaar, wird tausend Jahr

Mit Christo wohl regieren

Eh dann das G’richt, an denen g’schicht,

Die ihr Sünd hie vollführen,

Biß daß ihr Zahl, auch werde voll,

Die das Siegel nicht halten,

Da wird ihr End kommen behend,

Und auf sie alle Plagen.

32.

Da gibt das Meer die Todten her,

Die Höll mit sammt der Erden,

Die auch erstehn, zum G’richte gehn,

Nach der Schrift sie g’richt werden.

Vernimm die Schaar, nicht funden war

G’schrieben im Buch des Lebens.

Darum ihn'n gleich der feurig Teich

Zur ew’gen Straf wird geben.

33.

Dann werden seyn ewig in Pein,

Die Gott haben verachtet,

Auf dieser Erd, stuhnd ihr Begehrd,

Nur Gottes Volk zu schlachten.

Darum die Maaß in ihren Schoß

Ihn'n zweyfältig wird geben,

Das Heil’ge Blut Gott rächen thut,

Und auch ihr sündlich Leben.

34.

Da ist ihr Plag auf einen Tag

Gar schnell über sie kommen

Qual, Pein und Tod, sie troffen hat,

In Schmerz essen ihr Zungen.

Allda sie Gott geschlachtet hat

Zur Speiß den Vögeln g'meine,

An jenem Tag, fäht an ihr Plag,

Der Gottlosen in Peine.

35.

Wie waren wir in Lust und Zier

Bey Gold, Seiden und Rosen,

Was Nutz hat g’macht, all unser Pracht?

Sprechen da die Gottlosen.

All diese Ding vergangen sind

Wie ein Rauch thut zerfahren.

Wir waren blind in unser Sünd,

Hielten fromm Leut für Narren.

36.

Diese da seynd die letzte Feind,

Da Paulus von thut sagen,

Welche aus Gott, machen ein Spott,

Darum er sie wird plagen.

Vernimm die Feind geleget seynd

Zum Schemel Christi Füssen.

Christus der Herr mit sein'm Scepter,

Hat sie damit zerschmissen.

37.

Da Gottes Rath vollendet hat,

Mit A und O wird b’schlossen,

Da wird der Sohn seyn unterthon

Dem Vater den G’walt lassen.

Daß Gott allein sey alles g’mein,

Wie er je ist gewesen,

Christus s’ Wort heißt, sich in Gott schleußt,

Als wir in Schriften lesen.

38.

Das Unterthon solt du verstohn,

Auf die Gottes Gemeine,

Dieselb eins ist, in Jesu Christ,

Durch ihn richt sie alleine,

In dieser Zeit den G’walt ihr geit

Der Heilig Geist zu schliessen.

Nach dieser Frist, kein G’richt mehr ist,

Thut alles in Gott fliessen.

39.

Vernimm: wie Gott im Anfang hat

Gemacht Himmel und Erden,

Der Anfang da, bedeut das A,

Im O thut vollendt werden,

Alles was Gott verordnet hat

Von Ewigkeit vorsehen,

Anfang und End sich Christus nennt,

Durch ihn thut alles g’schehen.

40.

Da fäht an b'reit, die ewig Freud,

Als du vor hast vernommen,

Die von Gott fleußt, niemand sie b'schleußt,

Allweg quellt dieser Brunnen.

Dasselb vernimm, des Bräutgams Stimm,

Mit sammt der Braut thut sagen:

Wen dürst, der komm zu's Lebens Brunn,

Thu sein Seel daran laben.

41.

Also hast schon vernehmen thun

Von Jerusalem dem Neuen,

Wer da ist rein, der kommt hinein,

Thut sich darinnen freuen.

Wer aber hie spat unde früh

In Sünd, Laster thut leben,

Dem wird fürwahr, ist hell und klar,

Kein Erbtheil darinn geben.

42.

Sondern er wird geleich geführt,

Da alle Hund thund seyne.

Draus vor der Stadt, da ist ihr Ort,

In der ewigen Peine.

Das g’wißlich g'schicht, nach Gotts Gericht,

Himmel und Erd muß brechen,

Eh Gottes Wort solt seyn ein Spott,

Als der Herr selbst thut sprechen.

43.

Drum Menschenkind, vermeid die Sünd,

Allhie auf dieser Erden.

Würk rechte Buß, folg Christi Fuß,

Thu dich zu Gott bekehren.

Dann die b'stimmt Zeit ist nicht mehr weit,

Wird Gottes Straf ausgossen,

So du denn gern, dich woltst bekehrn,

Wirds dir nicht zugelassen.

44.

Ihr Christen g’mein, nehmt Warnung ein

Bey'n thörichten Jungfrauen,

Deren Licht war, verloschen gar,

Sie mochten Gott nicht schauen,

Daß sie ihr Zeit, in Schläfrigkeit

Allhie hatten verzehret,

Darum sie Gott verstossen hat,

Die Thür ward ihn'n versperret.

45.

O Herr! allein aus Gnaden dein

Wollst deiner Braut Sieg geben

Auf dieser Erd, daß in ihr werd

Erfüllt deins Sohnes Leben.

Du Gottes G’mein, halt den Bund rein,

Deins G’mahles Christi eben.

Ein kleine Zeit, dich duld und leid

Er wird dir bald Ruh geben.

46.

Gott Zebaoth, welcher da hat

Alle Ding lassen werden,

Den lob allein in der Kraft sein,

Was lebt im Himmel und Erden.

Daß er uns ist, in Jesu Christ

Den Weg der Wahrheit weisen,

Darum, o Gott, dein heil’ges Wort,

Dir ewig geb den Preise.

Amen.


 

Das 107. Lied.

Ein ander schön Lied.

Im Ton: „Mag ich Unglück nicht widerstehn.  (14)

H. 1. B.

Gott Zebaoth, der war, und ist

Zu aller Frist,

Ein Licht der ew'gen Kräften,

Welches da leuchtet überall,

In Höch und Thal,

Sich an kein Ort läßt häften.

Das einig Gut, im Leben thut.

Zu aller Zeit lobt ihn bereit

Alle seine Geschöpfe.

2.

Gottes Weißheit und auch sein Rath

Ergründet hat,

Was war und je mocht werden.

Sein G’walt ist unaussprechlich groß

All Ding beschloß

Es sey nah oder ferne.

Der ewig Rath, also bestaht,

Was er berührt, dasselb vollführt,

Und läßts ihm niemand wehren.

3.

Die Höch, Tief, Weit, und auch die Breit

Hat er bereit,

Umgeben mit sein'm Worte,

Der Himmel und auch die Erden

Thäten werden,

Da sie sein Stimm erhörten.

Dann so er spricht, dasselb geschicht,

Thut fürher gohn, und vor ihm stohn,

Jedes an seinem Orte.

4.

Alles Geschäft in Gott bestaht,

Was Leben hat

Das hat er all's gebohren,

Darzu auch alles wohl betracht,

Und gut gemacht,

Zu seiner Ehr erkohren,

Den Menschen rein, zu dem Bild sein,

Hat ihn bereit zur Seligkeit,

Daß er nicht werd verlohren.

5.

Da Gott seine Werk hat vollendt,

Thät er behend

Mit seiner Güt sie segnen,

Darinnen dann noch alles steht,

Allein draus geht

Der Mensch durch sündlich Leben,

Als er abtrat von Gottes Wort

Kam er zu Noth in Sünd und Tod,

Der Fluch war ihm da Leben.

6.

Also der Mensch von Gott abfällt,

Da er sich hält

Des Raths der falschen Schlangen,

Welcher ihm eingebildet war,

Von Lügen gar,

Ward er vom Satan g'fangen,

Aus Teufels Bund, der Mensch nit kunt,

Er war zu ring, daß er ihn zwing,

Muß in sein'n Stricken hangen.

7.

Allda der Mensch in Sünden lag,

Und viel der Plag,

Darwider nicht mocht streben,

Bis Gott der Herr sein Güt erzeigt,

Sich zu ihm neigt,

Thät ihm Verheissung geben,

Des Weibes Saam soll knirschen thun

Der Schlangen Haupt, wer mir gelaubt,

Soll ewiglichen leben.

8.

Also göttlich Verheissung g'schach,

Erst lang darnach

Thät Gott ein Gesetz geben

Dem Mosi aus des Feuers Schein

Lauter und rein,

Der Mensch darnach soll leben,

Dasselb innstellt, ein Urtheil fällt,

Verfluchet ist zur selben Frist,

Der dem thut widerstreben.

9.

Wiewohl göttlich Verheissung g'schach,

Dennoch da lag

Der Mensch in schweren Lasten,

Die ihm das G’setz täglich aufbund

Daß er nicht kunt

In sein'm Gewissen rasten,

Früh unde spat, empfand er Noth

Im Herzen sein, die Sünd unrein,

Die ihn viel thät betasten.

10.

Das G’setz die Kraft und Schwachheit meld,

Viel Wunder zählt,

Israel mochts nicht tragen.

Gottes Stimm aus dem Feuer schall,

Das vernimm wohl.

Das Volk wolt drob verzagen.

Darum Gott auch, nach's Menschen Brauch,

Sich neigen thät, durch Person redt,

Ließ ihn'n den Mosen sagen.

11.

Der Moses von dem Herren kam

Sein Ang'sicht brann,

Thät klar wie die Sonn leuchten.

Es mocht ihn niemand schauen an,

Kein Weib noch Mann

Thäten all von ihm weichen.

Darum er b’hend ein Deck fürwend,

Welche da ist zur selben Frist

Den Leib Christi bedeuten.

12.

Dann das G’setz nur ein Schatten war,

Zu offenbahrn

Das Himmelische Wesen.

Desgleichen auch der Menschen Sünd,

Daß er verstühnd,

Darum nicht mocht genesen.

Bis daß da kam Christus der Saam,

Derselb erfüllt, den Jammer stillt,

Als wir in Schriften lesen.

13.

Was Gott zu'n Vätern hat geredt,

Dasselb er thät

Um seiner Wahrheit willen.

Daß dem Menschen geholfen würd

Von seiner Bürd

Thät er sein Wort erfüllen.

Damit der Preiß ihm würd mit Fleiß,

Und auch die Ehr, darum Mensch hör,

Wie Gott den Jammer stillet.

14.

Christus das Lamm auf Erden kam,

Und an sich nahm

Menschliche Blödigkeite.

In Maria der Jungfrau zart

Empfangen ward

Von dem Heiligen Geiste.

Ein Werkzeug rein thät sie da seyn,

Zu Gottes Preiß ward das Wort Fleisch,

Da sie that Glauben leisten.

15.

In Substanz er vom Vater floß,

Auch um sich schloß

Ein Deck menschlichen Leibes,

Auf daß er mit uns reden künt,

Daß man verstühnd

Was er uns thät bescheiden.

Da höret auf der Mosisch Brauch,

Welcher da war, ein Figur gar,

Christus das Leben leistet.

16.

Die ganze Füll der Gottheit gar

In Christo war

Als wir in Paulo lesen,

Damit Gott durch ihn all's erfüllt

Aus Gnaden mild

Oeffnet sein göttlich Wesen,

Durch deinen Sohn, ist g’nennet nun,

Herr Jesus Christ, das Mittel ist,

Durch ihn soll alles g’nesen.

17.

Die Menschheit Christ ein Wohnung ward

Der Gottheit zart

Darein sie sich thät flechten,

Von Kraft in hellem klaren Schein,

Aus Gnaden sein,

Macht er sich uns zum Knechte.

Es ist kein Spott, daß Gott von Gott

Kam auf die Erd, auf daß da werd

Erlößt das menschlich G’schlechte.

18.

Die Gottheit zwar unleidend ist

Zu aller Frist,

Thut unverrücklich bleiben.

So mocht es doch nicht anders seyn,

Dann nur durch Pein,

Darum nahm er ein Leibe,

Derselbig war das Mittel gar,

Darin'n er b’hend das G’setz vollendt

Durch Creutz, Trübsal und Leiden.

19.

Christus der Herr gelitten hat

Ein bittern Tod,

Vor unser Sünd und Schulde,

Und uns geholfen von dem Tod,

Aus aller Noth,

Erworben ’s Vaters Hulde,

Ein Opfer rein, thät er da seyn

Vor Sünd und Tod, überwunden hat

In Langmuth und Gedulte.

20.

Als er des Vaters Willen endt,

Ward er behend

Aus der Grobheit genommen.

Und bald verklärt ins Vaters Glantz,

Sein's Wesens ganz

Viel klarer dann die Sonne.

Zur rechten Hand, beym Vater wohnt,

In seinem Reich, ist ihm geleich,

Hat alles überwunden.

21.

Also er zu dem Vater ging,

Von ihm empfing

Die Verheissung sein's Geistes,

Dasselbig ist der Tröster hie,

Für alle die,

So ihm Glauben thund leisten,

Denselben geit, in Heimlichkeit,

Daß mans nicht sicht, er uns bericht

Alles was Gott thut heissen.

22.

Nun solt du aber merken wohl,

Wie man da soll

Christi empfänglich werden.

Du solt mit ihm machen ein Bund

Aus Herzens Grund,

Von allen Sünden kehren,

So wirst du rein, im Herzen dein,

Christus sich neigt, dir sein Geist zeigt,

Der wird dich neu gebähren.

23.

So dir sein'n Geist gibt Gott der Herr

Und du nicht mehr

Hangst an den Creaturen,

So wirst du auch ein Wohnung seyn

Der Gottheit rein,

Seiner Art und Nature

In dein'm Gemüth schmecken die Güt,

Sein Kraft so groß, daran dich bloß

Halten und kein'r Figure.

24.

So du also in Christo lebst,

Nicht widerstrebst,

Hat dich Gott neu gebohren

Aus dem Wasser und Heilgen Geist,

Daß du nun heißt

Ein Kind aus Gott gebohren.

Du kennst allein den Vater dein,

Zu aller Frist, durch Jesum Christ,

Der ist dein Mittler worden.

25.

Also hast du Christum berührt

Wirst nun geführt

Vom Heilgen Geist geleitet,

Der weist dich in alle Wahrheit,

Und auch bekleidt,

Mit Gottes G’rechtigkeite.

Der Heilig Geist ein Siegel heißt

Zur Lösung dein, ewig von Pein

Von Gott wird dich nichts scheiden.

26.

Wer durch Gottes Geist wird gefreyt,

Derselbig streit

Wider all Sünd gemeine,

Sie er auch also überwindt,

Als Gottes Kind,

Behält sein Leben reine.

Daß nicht das Fleisch, sondern der Geist

Auch herrschen thut, in reinem Muth,

Der thut kein Sünder seyne.

27.

Also wirst du nun Glauben han,

Und in Gott stahn,

Daß du hast angenommen

Christum, so du ihn auch bekennst,

Verharrst ans End,

So wirst du mit ihm kommen

Zum Vater sein, da nehmen ein

Ein ewig Reich, wird dir geleich

Geben mit allen Frommen.

28.

Was aber Pracht und Hoffart treibt,

Bey Gott nicht bleibt

Er kann es nicht erleiden,

Ja wer die Sünd nicht unterläßt,

Er den verstößt

Von der ewigen Freuden.

Sein Reich ist rein von hellem Schein,

Das ewig b’steht, darein nicht geht,

Wer die Sünd nicht thut meiden.

29.

Christus der ist der Weg hinein,

Wer steiget ein,

Der ist ein'm Mörder gleiche,

Daß er nicht gehet durch die Thür,

Sondern nur für

Wie ein Dieb heimlich schleichet,

Ob er sich schon mit seinem Thun

Vor'n Menschen birgt, Gott alles merkt,

Er wird ihm nicht entweichen.

30.

Also hast du vernommen wohl,

Wie man da soll

Kommen zu wahrem Glauben,

So du fliehest den Antichrist

Zu dieser Frist,

Dich ihn nicht läßt berauben

Der Wahrheit gut, als warnen thut

Christus der Herr, mit seiner Lehr,

Man soll sich wohl vor schauen.

31.

Damit du ihn aber erkennst,

Dich von ihm wendst

Merk auf Christliche Lehre,

Die ihn ein reissenden Wolf nennt,

Der Leut verblendt,

Thut ihn'n die Wahrheit wehren.

Er gibt Gebot, als wär er Gott,

Wie's ihm gefällt, lehrt er die Welt,

Mit G’walt muß man ihn hören.

32.

In Schafskleidern geht er herein,

Führt nur ein Schein,

Allhie auf dieser Erden.

Sein Lehr ein todter Buchstab ist,

Der Widerchrist

Thut Gott sein Wort verkehren.

Wer ihm nit glaubt, er den aufklaubt,

Will er nicht hin nach seinem Sinn,

Muß von ihm g’schlachtet werden.

33.

Der Widerchrist auch lehren thut,

Mit Fleisch und Blut

Christum im Brod zu niessen,

Das doch ein dichte Lügen ist,

Der Widerchrist

Mag Christum nicht beschliessen.

Glaub doch nur nicht sein'm falschen B’richt,

Stiehlt Gott die Ehr mit seiner Lehr,

Und tritt Christum mit Füssen.

34.

Dann Christus thut uns warnen schon,

Soll'n wir verstohn,

Uns sein Wort nicht lahn rauben.

Wer da sagt, ich sey hie und dort,

Sind g'logne Wort.

Ihr sollets nicht gelauben.

Ich bin allein beym Vater mein,

Bis daß anbricht mein letzt Gericht,

Alle G’schlecht soll'n mich schauen.

35.

Was sichtbar und Creaturisch ist,

In dieser Frist,

Das kann Vernunft ermessen,

Was bey Gott in dem Himmel staht,

Wird nicht als Brod

Natürlich zehrt und gessen.

Was nimmt der Mund, in den Bauch kommt,

Ist Natur Speiß, ihr'n Gang nachreißt

Und gibt der Seel kein rässe.

36.

Christus gibt uns ein wahren B’richt,

Als er da spricht,

Mein Wort ist Geist und Leben,

Darum ich das Fleisch kein nütz heiß

Zur Seelen Speiß,

Mein Geist will ich da geben.

Die Speiß nit verdirbt, wer sie erwirbt,

Derselbig bleibt in Ewigkeit,

Darnach sollen wir streben.

37.

Das merket wohl, ihr Menschenkind,

Christus nicht kömmt

In der fleischlichen G’stalte,

Sondern nur in ein'm hellen Schein

Zum G’richte sein

Mit den Engeln gar balde,

Das g’wißlich g'schicht, als uns bericht

Die Heilig Schrift, das Zeugniß ist,

Gott wird die Wahrheit halten.

38.

Also will ich beschlossen hon,

Auch warnen thun

Jung, Alt, Groß unde Kleine,

Daß ihr fliehet den Widerchrist,

Zu dieser Frist,

Wolt ihr vermeiden Peine.

Läßt du nicht stohn, sein falschen Wohn,

Wird dir geleich, der feurig Teich,

Da ewig heul'n und weinen. Amen.


 

Das 108. Lied.

Ein ander schönes Lied.

Im Ton: „O Sohn David. H. B.  (9)

1.

Christus das Lamm auf Erden kam,

Nach's Vaters Rath und Willen,

Alles was Gott verheissen hat,

Dasselb thut er erfüllen,

Wie Adams Schuld, uns die Unhuld

Bracht, und göttlichen Zoren,

Dasselbig ist, durch Jesum Christ

Wieder versöhnet worden.

2.

Auf daß da würd sündlicher Bürd

Der Mensch allhie entladen,

Ist ihm gezeigt, ein Arzt bereit,

Christus der heilt den Schaden.

Derselbig hat erworben Gnad

Allen Völkern gemeine,

Wer die will hon, der muß abstohn

Von aller Sünd unreine.

3.

Merk Gottes Rath, da von dem Tod

Christus war aufgestanden,

Daß sein Urständ, allhie behend

Kund würd in allen Landen,

Und auch die Gnad, wie er sie hat

Bey dem Vater empfangen,

Sendt er sein' Knecht unter all G'schlecht,

Daß sie's thäten erlangen.

4.

Dann also hat göttlicher Rath

Befohlen hie auf Erden,

Daß man sein Wort, an allem Ort

Zu der Buß soll thun lehren.

Wer dem gelaubt, und wird getauft,

Der soll ewiglich leben,

Wer nicht gelaubt, wirds Lebens b'raubt,

Verdammniß wird ihm geben.

5.

Aus dem Gehör Christlicher Lehr,

Der Glaube thut herkommen,

Alsdann der Tauf gehört darauf

So man's Wort hat ang'nommen.

Der Tauf da ist in Jesu Christ,

Ein Bund aus gutem G’wissen.

Darnach man ist, hie in der Frist,

Absagen's Teufels Listen.

6.

Daß man fortan, soll leben thun

In dem Göttlichen Willen.

Darzu die Pflicht im Tauf geschicht,

Daß man den soll erfüllen.

Wie einem Mann ist unterthan

Sein G'mahel hie auf Erden,

Also wird man vermählet schon

Im Tauf Christo dem Herrn.

7.

Petrus der spricht im Buch der G'schicht:

Thut Buß, und laßt euch taufen

Auf Jesum Christ, derselbig ist,

Sünd nachlassen, merk aufe,

So nehmt ihr ein, Verheissung sein,

Der Heilig Geist wird geben,

Wer Jesu Christ hie glauben ist,

Der nimmt die Gab zum Leben.

8.

Der Tauf auch ist hie in der Frist,

Mit Jesum Christ verleiben.

Daß man gebär, das Wort Fleisch werd,

Und thu in ihm beleiben.

Wer den Tauf nimmt, zu Hand ihm kommt

Creutz, Trübsal und das Leiden,

Wie es dann ist Herr Jesu Christ

Sein Gliedlein hie bescheiden.

9.

Hör Menschenkind, von Lust und Sünd

Mag dich der Tauf nicht waschen,

Sondern allein erzeigt das rein,

Solt du in Christo fassen.

Sein G'rechtigkeit die ist das Kleid,

Die solt du hie anlegen

Von aller Lust, Sünd und Betrug,

Dein Adam aus thun fegen.

10.

Vernimm den B’richt: wann Tödtung g'schicht

Daß man das Fleisch thut demmen,

Alsdann man ist von Jesu Christ,

Den lebenden Tauf nehmen,

Dasselbig heißt Feuer und Geist,

Thut uns Johannes sagen,

Der macht allein heilig und rein

G’meinschaft mit Gott zu haben.

11.

Wer den Tauf hat, der ist in Tod

Christi gepflanzet worden,

All sein Begierd, gecreutzigt wird,

Dadurch ist neu gebohren.

Deß Geburt ist, in Jesu Christ,

Aus Wasser und Geist geschehen.

Also es hat göttlicher Rath

In Christo vorgesehen.

12.

Also uns ist Herr Jesu Christ,

Drey Zeugniß hie bescheiden.

Die zwey man heist, Wasser und Geist,

Die dritt, Blut, das ist Leiden.

Gleichwie auch thun ins Himmelsthron

Drey in ein Zeugniß geben.

Der Vater, s Wort, an allem Ort

Der Heil’ge Geist merk eben.

13.

Wer Gottes Reich will haben gleich,

Muß sich also bekehren,

Wie ein jung Kind, ohn alle Sünd

Soll er erfunden werden.

Also im Tauf, da wird man auf

In die G’meinschaft genommen.

In der Gemein, das sind allein

Die Heiligen und Frommen.

14.

Was G’meinschaft ist, in Jesu Christ,

Lehrn bey dem Leib erkennen,

Darinnen seyn die Glieder g'mein

Gleich Aufenthaltung nehmen,

Also auch ist in Jesu Christ,

Sein G’mein in ihm verschlossen,

Der Liebe sein ist sie allein,

Von seiner Kraft durchflossen.

15.

Diese Gemein, die ist allein,

Die Christlich Kirch, merk eben,

Ihr Grundfest ist der Herre Christ,

Thut ihr hie den G’walt geben,

Durch seinen Geist, was sie beschleußt,

Das ist vor Gott beschlossen,

Diese G’mein ist, durch Jesum Christ

Sünd b’halten und nachlassen.

16.

Die Schrift uns b'richt, von Christ geschicht,

Wie er hab angeblasen

Die Jünger sein, durch den Geist rein,

Und ihn'n den G’walt gelassen,

Wem ihr die Sünd allhie entbindt,

Desgleichen werdt behalten,

Dasselb ist schon, im Himmelsthron,

Beschlossen unzerspalten.

17.

Vernimm: die G’mein die richt allein

In Himmelischen Sachen,

Hie in der Zeit, Fried, Einigkeit

Thut sie in Christo machen.

Ihr G'richt allein im Wort thut seyn.

Wer sich deß nicht läßt b'scheiden,

Herr Jesu Christ uns lehren ist,

Haltet ihn als ein Heyden.

18.

Diese Gemein die hält allein

Göttliche Recht und Sitten,

Ihr G’meinschaft ist in Jesu Christ,

Wahrhaftig in sein'm Frieden.

Gleich wie ein Brod viel Körnlein hat

Und zugleich seynd verfasset,

Also thut seyn ein Gott's Gemein,

Die eigen thun verlassen.

19.

Ein Gott's Gemein kann da nicht seyn,

Wo man im Geitz thut leben,

Dann der Herr Christ beym Geitz nit ist.

Der Teufel thut ihn geben.

Derselbig nahm das Eigenthum,

Als er sich thät erheben

Wider den Gott, welcher da hat

Alle Ding machen leben.

20.

Darum ihn Gott verstossen hat

Wohl in der Höllen Grunde,

Weil er ihm gleich in seinem Reich

Wolt seyn zu aller Stunde.

Dann Gott nicht leid, was Hoffart treibt

Muß sich schnell von ihm kehren,

Das Geschöpf sein soll ihm allein,

Geben Preiß, Lob und Ehre.

21.

Vom Geitz uns b’richt der Alten G’schicht,

Das solt du wohl ermessen,

Israel hatt' in der Wüst Brod,

Das ihn’n Gott gab zu essen.

Welcher dann las mehr dann er aß,

Thät es ihm würmig werden.

Bey diesem Brod die geitzig Rott,

Man thät erkennen lehren.

22.

Im Geitz auch saß Annanias,

Dardurch sich thät betriegen,

Da er sein Geld Petro zustellt,

Thät er nicht Petro lügen,

Sondern am meist dem Heil’gen Geist,

Darum hat er empfangen

Sein Straf von Gott, mußt liegen todt,

Der Judas ist erhangen.

23.

Also straft Gott die geitzig Rott,

Daß er hat frey erschaffen,

All's was da ist in dieser Frist:

Wers ihm thut eigen machen,

Derselbig hat brochen den Rath

Des Höchsten Ehr thut stehlen.

Drum seinen Lohn beym reichen Mann

Wird haben in der Höllen.

24.

Darum allein, heilig und rein,

Soll seyn die Gott's Gemeine,

Wie sie dann ist von Jesu Christ,

Durch sein Blut g'machet reine.

Wer in der G'mein Christi will seyn,

Der muß gesäubert werden,

All's was er hat, soll er in Gott

Brauchen zu seiner Ehre.

25.

Auch b'hülflich seyn dem Nächsten dein,

Wie dir die Gab ist geben,

Auf daß er mit, als ein Gelied,

Erhalten werd zum Leben.

O wie fein ist in Jesu Christ,

Wo Brüder beysamm seyne,

Hie in der Zeit in Einigkeit,

All Ding haben gemeine.

26.

Christi Gelied die theilen mit,

Geistlich und leiblich Gaben,

Darum sie gleich das göttlich Reich,

Bey ihnen G’meinschaft haben,

Solche Gemein, die ist allein

Zu Gottes Ehr erkohren,

Die kein Person thut sehen an,

Er hat sie neu gebohren.

27.

Diese Gemein die ist allein,

Christo zu G’mahel geben,

Die in der Zeit all Sünd vermeid,

In Reinigkeit thut leben,

O Gottes Gemein, dein Eh halt rein,

Laß dir sie nicht zertrennen,

Den Widerspan mit seinem Thun,

Der dir Christum will nehmen.

28.

Darum dich kehr von seiner Lehr

Laß dich ihn nicht betriegen,

Wie Even g’schach, welche da sach

Aufs Teufels List und Lügen.

Obschon die Schlang richt viel und lang,

So laß dich nicht bewegen,

Folg Jesu Christ zu aller Frist,

Wirst ewig mit ihm leben.

29.

Also hast schon vernehmen thun,

Von der Gottes Gemeine,

Die in der Zeit sich unterscheidt

Von aller Sünd unreine.

Wilt du nun seyn in der Gemein,

Theil und g'mein mit ihr haben,

Folg Jesu Christ, der Weg er ist,

So erlangst du die Gaben.

30.

Der war und ist, zu aller Frist,

Und künftiglich soll kommen,

Den soll bereit, in Ewigkeit

Loben all G'’schlecht und Zungen.

Die Ehr ihm gebt, was lebt und schwebt

Im Himmel und auf Erden,

Dann alle Knie spat unde früh,

Sollen ihm g’bogen werden.

Amen.


 

Das 109. Lied.

Ein ander schön Lied.

Im Ton: „Ein Blümlein auf der Heyde.

H. B.  (2)

1.

Merkt auf, ihr Völker g'meine,

Und thut mich wohl verstahn,

Von Gott dem König reine,

Heb ich ein Liedlein an,

Dardurch will ich erklären

Sein Regiment und Reich,

Das ewiglich thut währen,

Er ist allein der Herre,

Niemand ist ihm geleich.

2.

Dieser König thut wohnen,

Wohl in der Ewigkeit

Sein Reich das thut er hone,

Ist nicht von dieser Zeit,

Sondern von hellem Scheine

Und lustbarlicher Freud,

Tausend Jahr darin'n seyne,

Gleich wie ein Tag alleine,

Niemand darin'n hat Leid.

3.

Sein Reich das ist erhaben

Ueber die Sternen rein,

Geziert mit manchen Gaben,

Thut unaussprechlich seyn.

Das kein Herz hat vernommen,

Darzu kein Ohr gehört,

Die Freud göttlicher Sonnen

Erleuchtet alle Frommen,

Die sich hie hond bekehrt.

4.

Sein Regiment, merk eben,

Das thut nicht irdisch seyn,

Sondern nur Geist und Leben,

Seyn die Engel gemein

Stehn vor sein'r Herrlichkeite,

Loben den König rein,

Der mit Licht ist bekleidte,

Ewig zu allen Zeiten

Gibt er von ihm den Schein.

5.

Der Engel Gottes reine,

Ist ein unzählbar Schaar,

Sie schauen in gemeine,

Sein Ang'sicht hell und klar,

Die er auch thut verwenden,

In Wind und Feuers Schein,

Zu Boten sie thut senden,

Sein Willen sie vollenden,

Thun ihm gehorsam seyn.

6.

Vernimm: der König werthe,

Hat durch sein'n ew’gen Rath,

Ergründt Himmel und Erden,

Aus nichten durch sein Wort,

All Creatur gemeine

G’schaffen zu seiner Ehr

Soll'n ihm dienen alleine,

Und ihm gehorsam seyne,

Dann er da ist der Herr.

7.

Darum er thut G’walt geben,

Im Himmel und auf Erd,

Alle Ding thut er tragen

Durch Kraft, uns die Schrift lehrt,

Damit thut er erreichen

Alle himmlische Stell,

Niemand mag ihm entweichen,

Sondern er thuts erschleichen,

Findts im Himmel und Höll.

8.

Alle Ding thut er speisen,

Im Himmel und auf Erd

Gibt den Menschen sein Geiste,

Derselb die Seel ernährt.

Gar heimlich und ganz stille

Er den einschreiben thut,

Wen die Kraft thut erfüllen,

Der lebt nach Gottes Willen,

Erkennt das einig Gut.

9.

Das seynd die Knecht auf Erden,

Die dieser König hat,

Die er allein thut lehren,

Aus sein'm Göttlichen Rath,

Sein Farb sie hie antragen,

Ist das Creutz Jesu Christ,

Die man jetzt viel thut plagen,

Verfolgen und verjagen,

Sie duldens in der Frist.

10.

Daß man aber thut plagen

Die Knecht Gottes gemein

Thut seinen Ursprung haben,

Von Jesu Christ allein,

Dem ists also ergangen

Allhie in dieser Zeit,

Ist an ein Creutz gehangen,

Daran uns thät erlangen

Die ewig Seligkeit.

11.

Welcher nun die will haben,

Nehmen die ewig Freud

Der muß mit Christo tragen

Sein Creutz in dieser Zeit.

Das thut die Schrift erklären,

An viel und manchem Ort,

Wer sein Jünger thut werden,

Dem gehts gleich wie dem Herren,

Hasset ihn um Gott's Wort.

12.

Also thut es ergohne

Allhie den Gottes Knecht,

Die hie von Sünden stohne,

Und leben in Gott recht,

Müssen den Tod erleiden,

Vernimm um diese Schuld,

Daß sie alle Sünd meiden,

Und in Frömmigkeit bleiben,

Darum man sie nicht duldt.

13.

Doch thut uns Petrus sagen:

Welcher hie leidend ist,

Soll kein Uebelthat haben,

Gleich wie Herr Jesus Christ.

Leidet er um Unschulde,

Soll er Gott preisen thun.

Selig sind, die erdulden,

Sie haben Gottes Hulde

Zeigt uns Jacobus an.

14.

Darum so laßt uns dulden,

Ihr Knecht Gottes gemein,

Daß wir uns nicht verschulden

Wohl an dem König rein,

Weil er Gewalt thut lassen

Ueber die Kinder sein,

Soll'n wir unser Seel fassen

Mit G’dult, und niemand hassen,

Gott hat die G’walt allein.

15.

Darum Christus thät sagen.

Wohl auf Pilati Wort:

Keinen G’walt thust du haben,

Wenn er dir nicht von Gott

Ueber mich wär gegeben,

Aus seiner Ewigkeit.

Das soll'n wir merken eben,

Und nicht thun widerstreben

Gottes Wort in der Zeit.

16.

Dann es muß erfüllt werden,

Zum ersten Gott's Gericht,

An sein'm Volk hie auf Erden,

Die sich ihm hond verpflicht,

Müssen erdulden Peine,

Auf daß gefordert werd

In allem G’schlecht gemeine,

Der Heilgen Blut so reine,

Die sie haben ermördt.

17.

Weil nun erfüllt muß werden

An uns göttlicher Rath,

Zu seinem Preiß und Ehren,

Wie ers beschlossen hat,

Drum sollen wir uns wenden

Zu Gott, ihn bitten thun,

Daß er uns her thu senden

Sein Kraft, daß wir vollenden

In Christo seinem Sohn.

18.

Der uns die Lehr thut geben,

Als wir vernommen hon

Wer hie verleurt sein Leben,

Ums Evangelion,

Der wird es wieder nehmen,

Wohl an dem Jüngsten Tag,

Wer Christum hie bekennet,

Verharret bis ans Ende,

Den trifft ewig kein Plag.

19.

Selig wird seyn der Knechte,

Wenn sein Herr zu ihm kommt,

Und findt ihn wachen rechte,

Allhie in dieser Stund,

Der Herr wird den Knecht setzen,

Wohl in das Reiche sein,

Ueber all seine Schätze

Er wird ihn auch ergötzen,

Wo er hat g’litten Pein.

20.

Dargegen wird sich rächen

Gott zu des Gerichts Stund,

An den schalkhaften Knechten,

Wird sie mit seinem Mund

Stossen wohl zu der Höllen,

In die ewige Pein.

Darin'n sie ewig quälen,

Der Teufel sammt sein'n G’sellen,

Dasselb ihr Lohn wird seyn.

21.

Daß sie haben verachtet

Den König in der Zeit,

Mit Sünd, Hoffart und Prachte,

Vollbracht alle Boßheit,

Darum ist das ihr Lohne,

Und Straf um ihre Sünd,

Weil sie sich Christi Namen

Allzeit hie thäten schamen

Bleiben sie Teufels Kind.

22.

Darum ihr Völker g'meine,

Mit euch red ich bereit,

Daß ihr dem König reine,

Huldet in Ewigkeit,

Dann er es auch will haben,

In Christo seinem Sohn,

Durch den er läßt ansagen,

Daß man sein Creutz soll tragen,

Und ihm nachfolgen thun.

23.

Also hast du vernommen,

Von Gottes Regiment

Das scheinet wie die Sonne,

Niemand dasselb verwendt

Im Himmel noch auf Erden,

Niemand bezwinget Gott,

Er ist allein der Herre

Kann alle Ding umkehren,

Macht lebendig und todt.

24.

Diesen König soll ehren

Alles was Athem hat

Im Himmel und auf Erden,

In seiner Majestät.

Herr Gott! thu in uns b'reiten

Das Lob durch deinen Geist,

Jetzt und zu allen Zeiten,

Bis in die Ewigkeite,

Sey dir Lob, Ehr und Preiß.

Amen.


 

Das 110. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton: „Entlaubet ist der Walde.

Oder: „Nun danket Gott.  (7)

H. 1. B.

Christus der Herr ist gangen

Auf einen Berg gar schon,

Daselbst hat er ang'fangen

Zu dem Volk reden thun,

Und den'n Verheissung geben,

Die da geistlich arm seyn,

Die sollen ewig leben

Gottes Reich nehmen ein.

2.

Geistlich Armuth, merk eben,

Das ist gelassen seyn,

In Thun, Lassen und Leben,

In Creaturen g'mein.

Welcher nicht thut verlassen

Haus, Aecker, Weib und Kind,

Sein eigen Leben hassen,

Der Gottes Reich nicht findt.

3.

Die Wort thut Christus sprechen,

Daß man gelassen werd,

Sein Selbstwillen thu brechen,

Allhie auf dieser Erd.

Alsdann wirst du umfangen

Mit wahrer G’lassenheit,

Des Geists Armuth erlangen,

Die würkt Reu und das Leid.

4.

Selig seynd, die Leid tragen

Um ihre Sünd gemein,

Sollen wieder Trost haben,

Durch Gottes Geist allein,

Derselbig thut erheben

Die niederg'schlagnen G’müth,

Mit demüthigem Leben,

Gibt ihn'nz schmecken sein Güt.

5.

Selig seynd, die da leben

In der Sanftmüthigkeit,

Das Erdreich wird ihn'n geben,

Vernimm, nach dieser Zeit,

Wann Gott wieder wird machen

Neu Himmel unde Erd,

Die werd'n zergehn mit Krachen,

Und mit dem Feur verzehrt.

6.

Selig seynd, die da leiden

Hunger, Durst in der Zeit,

Vernimm nach Gottes Gaben,

Sie sollen auch bereit

Von Gott ersättigt werden

Mit Gnad, Barmherzigkeit,

Dieselb uns hie thut lehren,

Man soll nicht tragen Neid.

7.

Selig seynd, die erzeigen

Auch die Barmherzigkeit,

Gott wird sich zu ihn'n neigen,

Ihn's wieder geben b'reit,

Zu der bestimmten Stunde,

Wenn da anbricht die Noth,

Daß er durch seinen Munde

Richt lebendig und todt.

8.

Selig seynd auch die Armen

Des Herren ganz und gar,

Sie werden Gott gemeine

Schauen sein Ang’sicht klar.

Diese hond angezogen

Das Kleid der G'rechtigkeit,

Sünd und Laster sind g’flogen,

Darum wird ihn'n die Freud,

9.

Selig sind die Friedsamen,

Kinder Gottes sie seyn,

Der Heil’ge Geist thut wohnen

In ihrem Herzen rein

Der sie führet und leitet

In Gottes Wort allein.

Er ist ihr Kraft zu streiten

Wieder all Sünd gemein.

10.

Selig sind, die da werden

Verfolgt um G'rechtigkeit,

Die Wahrheit thut uns lehren

Ihr ist die ewig Freud.

Darum daß sie thun dulten

Creutz, Trübsal unde Pein,

Leben in Gottes Hulde,

Selig sie sollen seyn.

11.

Selig seyd ihr, merkt eben,

So man euch hassen ist

Um das gottselig Leben,

Lehret der Herre Christ,

Uebel von euch thut sagen,

So man doch leugt daran,

Darum Freud solt ihr haben,

Bey Gott ist euer Lohn.

12.

So sind auch verfolgt worden

Die Propheten gemein

Die Gott je hat erkohren,

Mußten gehasset seyn.

Um seines Namens willen,

Erdulten Schand und Spott,

Darum hond sie erfüllet,

Was Gott geboten hat.

13.

Also muß man auch werden

Gleichförmlich in der Frist,

Mit Creutz, Leiden und Sterben,

Dem Herren Jesu Christ.

Alsdann thut man auch erben

Mit ihm des Vaters Reich,

Paulus das klar thut lehren,

Man soll ihm werden gleich.

14.

Zum ersten in dem Leiden,

Und in der G'rechtigkeit,

Daß man all Sünd thut meiden,

Allhie in dieser Zeit,

Und Christum thu bekennen

Verharren bis ans End,

Alsdann so wird man nehmen

Die Freud nach der Urständ.

15.

Also hast du vernommen

Das Evangelion,

Das Christus zu den Frommen

Redt, die von Sünden stohn.

Die seynd wahrhaftig kommen

In den Weingarten sein,

Schaffen aus Herzensgrunde

Die Werk der Wahrheit rein.

16.

Das Licht der Wahrheit reine

Christus der Herr selbst ist,

Das in den Heilgen g'meine

Soll leuchten in der Frist

So man die Werk thut sehen,

Daß Gott gepreiset werd,

Die aus dem Glauben g’schehen,

Reichen zu seiner Ehr.

17.

Diese Werk allein kommen

Aus Kraft des Glaubens rein,

Wird bezeugt mit dem frommen

Abraham thut er seyn,

Der Glaub die Werk thut geben,

Daran Gott G’fallen hat,

Darum er auch thut leben,

Als es geschrieben staht.

18.

Die Schrift also thut sagen:

Wo der Glaub thätig ist,

Die Werk der Lieb thut haben,

Ist der Grund Jesus Christ,

Wo der Glaub nicht thut geben

Die Werk der G'rechtigkeit,

Ister todt, vernimm eben,

Jacobus das beschreibt.

19.

Christus thut Zeugniß geben

Im Evangelion,

Von den Werken, merk eben,

Die sie haben gethon.

Ich hab Durst, Hunger tragen,

Nackend und g’fangen g’west,

Ihr habet mich thun laben,

Besucht, kleidt und getröst.

20.

Der Heilgen Werk so reine,

Sich der nicht nehmen an,

Darum sprechen sie g'meine:

Herr, wo hond wirs gethan?

Der Herr spricht: was ihr haben

Den g'ringsten unter mein

Gethan mit solchen Gaben,

Ist mir g'schehen allein.

21.

Der Heil'ge Geist, merk eben

Das jetzt zu seiner Ehr

Würket der Heilgen Leben,

Darum ist Christi Lehr

Daß Gott die Werk wird b'lohnen

Auf daß sey Gnad um Gnad,

Die all Heiligen hone

Durch Verdienst Christi Tod.

22.

Du solt mich eben merken,

Was ich dir sagen thu,

Nicht aus Verdienst der Werken,

Erlangt man Gottes Ruh,

Sondern aus Gnad alleine

Welche erworben hat

Christus den Heilgen seine,

Daß sie leben aus Gnad.

23.

Gott dem Herren, merk eben,

Niemand was geben kann,

Es sey Werk oder Leben,

Daß er hab G’fallen dran,

Wann dasselb thut geschehen

Aus menschlicher Wählung,

Thut es Gott nicht ansehen,

Ob man sey noch so fromm.

24.

Daran thut G’fallen haben

Gott, daß man g’lassen sey,

In allen seinen Gaben

Die Ehr nur ihm zuschreib.

Darum solt also bitten:

Herr! dein Will g'scheh allzeit,

Behalt mich in dein'm Frieden,

Und in Barmherzigkeit.

25.

Also solt du begehren

Von Gott in Ewigkeit:

Herr! daß ich nur möcht ehren

Dein'n Namen in der Zeit,

Und dir allein mög leben

In rechter G’rechtigkeit,

Was du mir dann wilt geben,

Es sey Freud oder Leid.

26.

Derhalben thu steif leben

In Gottes G’setz und Bund,

Die Ehr ihm allzeit geben,

Aus deines Herzens Grund,

Wird er an dir erfüllen,

Was er verheissen hat,

Lebst du nach seinem Willen,

Erlangst sein Reich aus Gnad.

27.

Dargegen wird Gott stossen

Wohl in der Höllen Pein.

Die hie haben verlassen

Das G’setz der Lieb so rein,

Darzu haben gebrochen

Den Fried und seinen Bund,

Gott läßt nicht ungerochen,

Stößt sie in Höllengrund.

28.

Herr Gott in deinem Reiche,

Dir sey Lob, Ehr und Preiß,

Immer und ewigliche,

Durch den Heiligen Geist,

Durch den du uns thust leiten

In deiner Güt und Gnad,

Jetzt und in Ewigkeite

Gebenedeyt sey Gott.

Amen.


 

Das 111. Lied.

Ein ander schön geistliches Lied.

Im Ton: „Es seynd doch selig alle, ⁊c

H. B.  (17)

1.

Herr Gott Vater im Himmelreich,

Wir deine Kind klagen dir gleich,

Unser Noth hie auf Erden.

Daß wir haben kein g’wissen Ort,

Daran man uns ließ in dein'm Wort,

Sondern sich thun empören

Wider uns alle Völker g'mein,

Der Fürsten Rathschlag ist in ein,

Daß sie wollen ausreuten

Das Volk, welches du dir, o Herr,

Berufen hast zu deiner Ehr

Das wollen sie nicht leiden.

2.

Wir seynd ein Schauspiel ins gemein

Worden der Welt groß unde klein,

Sie uns zugleich thun hassen,

Darum wir ihr Greuel und Schand,

Vermeiden alle Sünd und Tand,

Thun sie uns kein Ort lassen,

Sondern treiben uns um, bereit,

Gleich wie ein Hirschlein im gejägt,

Herr Gott wir dir das klagen,

Daß man uns nimmt Gut, Kind und Weib

Darzu stellt man uns nach dem Leib

Gar viel thut man uns plagen.

3.

Wann wir aber das Thier fortan

In seinem Greuel bäten an,

So wolt man uns thun geben

Alles wieder, Gut, Kind und Weib

Desgleichen darzu unsern Leib,

Und dann fristen das Leben.

Das wollen wir in dieser Zeit

Nicht thun, sondern eh unsern Leib

In d’Menschen Händ hin geben

Dann besser ists in d' Menschen Händ

Zu fall'n, dann daß man von Gott wend,

Dann er gibt wieder's Leben.

4.

Vom Thier solt du also verstahn,

Wie man sein Maalzeichen nimmt an,

Und es hie an thut bäten,

So du recht lebst in Jesu Christ,

Man dirs will wehren in der Frist,

Daß du von ihm solt treten.

Verwilligst du den Menschen b'reit,

Thust alles was man dir vorseit,

Hast du schon angenommen

Das Maalzeichen, und bätest an

Die grosse Hur von Babylon,

Bist in ihr G’meinschaft kommen.

5.

Dann das Thier und Hur in der Frist

Mit einander vermählet ist,

Sie zugleich an sich ziehen,

Ja Babylon die grosse Stadt,

Die jetzund ihr Handthierung hat

Vielfältig mit betriegen,

Der Drach und Hur prangen herein,

Herrschen über all Völker g'mein,

Die mit sammt ihn'n anbäten

Die Bild und all Geschöpf gar schnell,

Darzu den Teufel in der Höll,

Der gibt ihn'n seinen Frieden.

6.

Das bezeugt Johannes gar klar,

Daß der'n sey ein unzählbar Schaar,

Die das Thier hier anbäten,

Leben auch nicht in Gottes Wort,

Im Himmel thun sie lästern Gott,

Haben nicht seinen Frieden,

Sondern es ist ein kleine Schaar

Die da von Gott versiegelt war

Daß sie sollen entweichen

Ja aller Pein und grossen Plag,

Welche da wird am Jüngsten Tag,

Die Gottlosen erreichen.

7.

Johannes sagt, wie ein Mühlstein

Geworfen ward ins Meer hinein,

Dasselb thut uns erklären,

Daß Babylon die große Stadt,

Durch einen Sturm auch wird von Gott

Also verstossen werden.

Alsdann werden sie sehen z'hand

Wie Babylon da wird verbrannt,

Die sie werden beweinen,

Darum daß ihre Lust und Zierd

Auf eine Stund verwüstet wird,

Kein Freud darin'n thut seyne.

8.

Sondern nur Leid und grosse Klag,

Die da wird treffen an dem Tag,

Daß sie haben ang'nommen

Des Thiers Maalzeichen in der Zeit,

Darzu vollbracht alle Boßheit,

Werden sie da ihr Zungen

Vor großem Schmerzen fressen thun,

Also zeigt uns Johannes an,

Der Tod von ihn'n wird weichen,

Ob sie ihn schon begehren b'reit,

Könnens nicht sterben in der Zeit,

Müssen ins Feuers Teiche.

9.

Weiter zeigt uns Johannes an,

Daß jetzt die Hur von Babylon

Trinckt der Heilgen Blut reine,

Darum daß sie nicht nehmen an,

Des Thiers Maalzeichen, thu verstahn,

Legt man ihn'n an viel Peine,

Daß sie nicht können in der Zeit,

Kaufen oder verkaufen b'reit,

Thut uns Johannes sagen.

Wer ihns aber verwilligt z'hand

Mit dem treiben sie ihren Tand,

Platz thut er bey ihn’n haben.

10.

Johannes thut uns warnen schon,

So jemand das Thier bätet an,

Thut sein Maalzeichen nehmen,

Derselbig wird trinken gar schnell

Den Kelch des Zornes, der ist Quaal,

Den ihm Gott wird einschenken,

Er wird gepeiniget mit Feur,

Durch Gottes Zoren ungeheur

Wird er verstossen werden

In die ewige Höllen=Pein,

Daselbst wird kein Aufhören seyn,

Thut uns Johannes lehren.

11.

Darum wer die Hand an den Pflug

Gelegt hat, nicht zurücke lug,

Sondern thu sich erstrecken

Zum Ziel, welches ist Jesus Christ

Wer dasselbig erlangend ist,

Den wird Gott auch aufwecken

Vom Tod wohl an dem Jüngsten Tag,

Da verschlungen wird alle Plag,

Die der hie hat thun leiden,

Um Gottes Wort und G'rechtigkeit,

Darfür ihm wird die ewig Freud,

Denen so die Sünd meiden.

12.

Darum sollen wir sehen an,

Wie es des Loten Weib thät gahn,

Da sie zurück thät sehen,

Ward sie von Gott gestraft behend,

Zu einer Salzsäulen verwendt,

Ist zum Exempel g’schehen.

Darum wer auf dem Wege ist,

Der kehr nicht um zu dieser Frist,

Sondern er thu bekennen

Ohn allen Scheu Herrn Jesum Christ,

Wer in dem überwindend ist,

Der wird die Freud einnehmen.

13.

Christus der Herr uns zeiget an,

Wir sollen uns nicht fürchten thun

Vor den'n, die uns hie nehmen

Den Leib, sondern den fürchten b'reit,

Nachdem ertödtet ist der Leib

Der auch Macht hat zu wenden

Leib, Seel, in die ewige Pein.

Christus gibt uns ein Trost gemein,

Daß uns zugleich sind zählet

Ja alle Haar auf unserm Haupt,

Wer seinem Wort mit Treuen glaubt,

Dem ohn Gott keins abfället.

14.

Weil es steht alles in der Hand

Gottes, der nimmt und gibt die Band,

Wie es ihm thut gefallen.

So sollen wir ihm allgemein,

Als seine Werk gehorsam seyn,

Nach seinen Worten allen,

Dem doch niemand entrinnen mag,

Wie dann David führet sein Klag:

Herr wo soll ich hin fliehen

Vor deinem Geist? an welche Stell?

Fahr ich gen Himmel oder Höll,

Kann mich dein nicht entziehen.

15.

Weil wir nun von Gott b’schlossen seyn,

Wie im Apfel die Kernen ein,

Daß keiner mag entweichen

So wollen wir hie Gottes G’walt

Anbäten thun gar mannigfalt,

Daß er uns her thu reichen

In unser Herz sein Heil'gen Geist,

Damit unser Seel werd gespeist,

Daß wir mögen vollenden.

O Herre Gott vom Himmelreich!

Wir deine Kind bitten dich gleich

Thu uns dein Kraft her senden.

16.

Ob wir schon von Gott b'schlossen seyn,

Wie die Kernen im Apfel g'mein,

Woll'n wir es nicht ansehen

Daß wir darum aus Zwungenheit

Gott dienen wolten in der Zeit,

Soll nicht also geschehen,

Sondern aus freyer Lieb allein,

Darum daß er der Herr thut seyn,

Soll'n wir ihm Willfahrt leisten.

Dann David spricht ohn allen Schertz,

Gott gefall ein freywillig Herz,

Er wirds nicht von ihm weisen.

17.

Also soll'n wir den Gottes G’walt

Ansehen thun gar mannigfalt,

Wie er sich thut erklären,

Bey den Geschöpfen in der Zeit,

Davon stehn in Gelassenheit,

Werden wir den Herrn ehren,

Um seine grosse Güt und Gnad,

Die er an uns erzeiget hat

Vor allem Volk gemeine,

Wie uns dann David zeiget an,

Daß der Herr nicht jedem hat g'than,

Sondern sein'm Volk alleine.

18.

Herr Gott Vater im Himmels Thron!

Daß du uns hast genommen an

Mit deiner Güt und Gnaden,

Deß dank'n wir dir in Ewigkeit,

Daß du uns dir hast zubereit,

Von aller Sünd entladen.

O Herre Gott, schleuß auf dein Licht,

Allen Völkern gib deinen B’richt,

Daß sie thun mit dir leben.

Das bitt'n wir dich, o Herr, bereit,

Doch g'scheh dein Will, in Ewigkeit

Sey dir die Ehr gegeben.

Amen.


 

Das 112. Lied.

Ein ander schön geistlich Lied.

Im Ton: „Wär Gott nicht mit uns diese ⁊c.

H.B.  (3)

1.

Herr Gott Vater, von dir allein

Seynd alle Ding her kommen

Was im Himmel und Erd thut seyn,

Hat's Leben von dir gnommen,

Du bist allein gewaltig Gott,

Der alle Ding geschaffen hat,

Zu deiner Ehr erkohren.

2.

Ich ward von Gott erschaffen rein

Zu seinem Kind erkohren,

Durch ihn bildt in Mutter Leib ein,

Auf Erd bin ich gebohren,

Zuhand ich da verlohren hab

Alle Wohlthat, und Gottes Gab

Bin ich beraubet worden.

3.

Ich ward erwachsen in der Welt,

In aller Sünd unreine,

Daß ich nur nachstellt Gut und Geld,

Was wider Gott thut seyne,

Was mein Auge mit Lust ansach,

Demselben das Herz trachtet nach,

Die Creatur gemeine.

4.

Wiewohl mir solches oft war g’wehrt

Durch Gottes G’setz so reine

Dennoch ich mich daran nicht kehrt,

Ich trieb die Sünd gemeine.

Ich ward verkehrt aus Hertzens Grund,

Allzeit das Böß redet mein Mund,

Viel der Laster unreine.

5.

Ob ich schon hatt im Willen b'reit,

Daß ich die Sünd wolt meiden,

Ward ich doch zu schwach in dem Streit,

Ich lag bald an der Seiten.

Das Gut' ich wolt, 's ward nicht vollendt,

Dann die Sünd mich darvon abwendt,

Daß ich sie fort thät treiben.

6.

Ich lebt auch etwan ohn Gesatz,

Nur nach mein's Herzens Willen,

Bey mir nit g’hört ward Gottes Schatz,

Ich thät die Sünd erfüllen.

Da aber kam Gottes Gebot,

Dasselb mir g’würket hat den Tod,

Das zum Leben war geben.

7.

Als ich aber das G’setz erkannt,

Da thät ich erst ansehen,

Wie viel der Sünd, Laster und Schand

Durch mich waren geschehen.

Zu hand mir da verwundet hat

Das G’setz mich verdammet zum Tod,

Zur Höllen mußt ich sinken.

8.

Da mich nun aber Sünd und Tod

Sammt der Höll hat umgeben,

Daraus mich erst hat Gottes Rath

Gesucht und bracht zum Leben

Durch sein G’setz er mich zogen hat,

Auf daß ich käm zu seiner Gnad,

Die ich lang hatt' verlohren.

9.

Wenn mich Gott nicht verwundet hätt,

Und durch sein G’setz thun ziehen,

So hätt ich ihn zu keiner Stätt

Gesucht, sondern thun fliehen,

Ich wär blieben in aller Sünd,

Und ewiglich ein Teufels Kind

Wohl in der Höllen Grunde.

10.

Darum das G’setz war zugethan,

Zu Verheissung, merk eben,

Auf daß die Sünd überhand nahm,

Thut Paulus Zeugniß geben,

Wo Sünd überhand g'nommen hat,

Da hat viel mehr Gottes Genad

Auch überhand genommen.

11.

Soll'n wir dann in Sünd leben thun,

Daß Gnad überhand nehme?

Man soll mehr davon abestohn,

Das G’setz sie lehrt erkennen,

Dasselbig ist der Gegensatz

Der Sünd, die treibt zu Gottes Schatz,

Der in Christo wird geben.

12.

Ich hätt' nicht g’wust was Sünd sollt seyn,

Wenns G’setz nicht hätt thun sagen,

Du solt Gott dienen heilig und rein,

Drum es mich an thät klagen,

Da ichs G’setz übertretten hat

Vernimm, also hat Gottes Rath,

Vielmehr überhand g’nommen.

13.

Daß die Sünd treib in dieser Frist

Zum bußfertigen Leben.

Das g'schehen soll in Jesu Christ,

Der uns zum Heil ist geben.

Er gibt den Sündern reine Zierd,

So sie sein Creutz vor zupolirt,

Von aller Lust thut festen.

14.

Wie die Sünd herrschen thut zum Tod

So man darin thut leben,

Also herrschet auch Gottes Gnad

In Jesu Christ, merk eben.

Wen er wiederum neu gebiert,

Der wird aus aller Sünd geführt,

In G’rechtigkeit zu leben.

15.

Darum als mir verwundet hat

Das G’setz all mein Gemüthe,

Aus der Ursach ich schreyen that

Um Gottes Gnad und Güte,

Daß er mir helf aus aller Sünd,

Und mich aufnehm zu Gottes Kind

Um seiner Güte willen.

16.

Gott der Herr aus seiner Genad

Hört in Christo mein Schreyen

Er half mir heraus von dem Tod,

Thät mir mein Sünd verzeihen,

Er nahm mich auf zu seinem Kind,

Durch ihn überwand ich die Sünd,

Da er mich thät verneuen.

17.

Wie ich von Gott fiel durch die Sünd,

Und kam in seinen Zoren,

Also hat er mich zu sein'm Kind

Wiederum neu gebohren,

In seinem Sohn Herr Jesu Christ,

Derselb mein Mittler worden ist,

Daß ich nicht werd verlohren.

18.

Zu dem doch niemand kommen kann,

Er thu ihn dann vorziehen,

Der Vater zeigt uns Christum an,

Darum wir nicht soll'n fliehen,

Göttliche Zucht die g'schicht allein,

Durchs G’setz dasselb hat bildet ein,

Allen Völkern gemeine.

19.

Was ihr wolt daß euch die Leut thun,

Das thut auch ihn'n dargegen,

Das ist das G’setz, zeigt Christus an,

Von Gott den Menschen geben,

Daß er in ihm soll hören thun,

Das zeigt uns Guts und Böses an,

In Unterschied zu leben.

20.

Du solt willfahren in der Frist

Bald deinem Widersacher

Weil du mit ihm auf dem Weg bist,

Daß er dich nicht verklage.

Vernimm das G’setz, Herr Jesu Christ,

Der zum Richter verordnet ist,

Er wird das Urtheil fällen.

21.

Mit dem G’setz kommst du nicht zu Fried,

Weil du in Sünd thust leben,

Darum auf Christi Weg du tritt

Thu ihm mit Fleiß nachstreben.

Alsdann geht sein Erfüllung an,

So du von aller Sünd thust stahn,

Kommst du mit ihm zum Frieden.

22.

Dann Christus sein Erfüllung ist,

Und das Gesetz, merk eben,

Wie es war zu der Alten Frist

Mit viel Figuren geben,

Dasselb in Christo höret auf,

Aller Figur in Mosisch Brauch,

Christus selbst ist das Wesen.

23.

Moses und die Propheten schon

Bis auf die Zeit weissagen,

Die Schrift zeigt uns Johannes an

Allhie von diesen Tagen

Wird Gottes Reich verkündet schon,

Wohl durch das Evangelion

Bringt uns göttlichen Frieden.

24.

Von der Zeit, zeigt uns Christus an

Muß Gottes Reich G’walt leiden,

Daß hinein dringet jedermann,

Mit G’walt thut er bescheiden,

Es sey leichter daß Himm'l und Erd

Vergeh, eh daß vermindert werd

Ein Titel von dem G’setze.

25.

Sondern es muß erfüllet seyn,

Thut uns Christus erzählen,

Das g'schicht, so du liebest allein

Gott, von Kraft deiner Seelen,

Desgleichen auch den Nächsten dein.

Thust du das, wird erfüllet seyn

Das G’setz und die Propheten.

26.

Darum sich kurz in zwey Gebot

Das G’setz in Christo fasset,

Daß man allzeit soll lieben Gott,

Den Nächsten nicht thun hassen,

Sondern ihm thun nur alles Guts,

Gleich wie du wilt daß man dir thu,

Das thu du auch dergleichen.

27.

Von dem Grund Paulus g'schrieben hat,

Glaub, Lieb von reinem Herzen,

Das sey die Summ aller Gebot,

Die Christus thut aufsetzen.

Wer lebt in Gottes Lieb so rein,

Derselb thut Christi Jünger seyn,

Und die Wahrheit erkennen.

28.

Die Lieb gütig und freundlich ist,

Und thut niemand beleiden,

Sie dult alles in dieser Frist

Und thut die Sünd vermeiden,

Durch sie werden erfüllt allein

Alle Gebot Gottes gemein,

Thut uns die Wahrheit sagen.

29.

Also hab ich dir zeiget an

Wie soll erfüllet werden

Das G’setz und die Propheten schon,

In Christo unserm Herren,

Der hat uns zeiget diese Bahn,

Darauf man soll zum Vater gohn,

Wohl in das ewig Leben.

30.

Darzu helf uns der ewig Gott,

Der alles thut regieren,

Was er in uns ang'fangen hat

Woll er aus Gnad vollführen.

Herr, das an dich ist unser Bitt,

Halt uns allzeit in deinem Fried,

Bis in die Ewigkeite.

Amen.


 

Das 113. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton: „Wach auf, mein Hertz und Psalter.  (21)

1.

Wacht auf, ihr Brüder werthe,

Und habt ein guten Muth

Wann wir gezüchtigt werden,

Wird unser Sach erst gut.

Mit G’dult woll'n wirs annehmen,

Und unsern Gott bekennen,

In dieser Noth, bis in den Tod.

2.

Christus hat uns berufen

Zu seinem Abendmahl,

Darzu seynd wir geloffen,

Wir Christen überall.

Sein Wort hond wir ang'nommen,

Und thäten uns nicht säumen,

Wir nahmens an, mit Freud und Wonn.

3.

Darum so laßt uns wachen,

Bäten zu aller Frist,

Er thut sich herzu machen,

Der unser Versucher ist.

Er thut greulich umlauffen,

Ob er ein'n aus möcht rauffen

Aus der heil’gen Schaar, mit Worten klar.

4.

So laßt uns nun Oehl kaufen

In unser Ampel schon,

Wann der Bräut'gam bricht aufe,

Daß wir ihm entgegen gohn,

Und unsre Lichter brennen,

So wird er uns wohl kennen,

Und führen ein, zur Hochzeit sein.

5.

Die Thörichten verschliefen

Und hörten das Gethön,

Zu'n Weisen sie hin lieffen,

Begehrten Oehl von ihn'n.

Die Weisen thäten sagen,

Wir möchten Mangel haben,

Geht hin geleich, und kauft vor euch.

6.

Da sie das Oehl ingossen

In ihre Ampel fein,

Da ward die Thür verschlossen,

Ihr keine mocht hinein.

Da stunden sie mit Zagen,

Thäten an die Thür schlagen,

Mit grossem Ton klopften sie an.

7.

Der Bräut'gam kam gegangen,

Und forschet sie der Mähr,

Da haben sie ang'fangen,

Und sprachen: Herr, Herr, Herr!

Thu uns die Thür aufmachen.

Der Herr hat zu ihn'n g’sprochen,

Weicht all von mir, ihr schläfrig Thier.

8.

Also wird es ergohne,

Die Gott's Wort hören seyn,

Und gar nichts darnach thone

Werden gleichförmig seyn

Den thörichten Jungfrauen,

Die Gott nicht thäten trauen,

Mußt Mangel hon, der Hochzeit schon.

9.

Also werden geführet,

Wohl zu der linken Hand,

Zu'n Böck'n und wilden Thieren,

Die Gott nicht hond erkannt.

Zu denen wird er sagen

Wohl an demselben Tage,

Geht hin geleich, in feur'gen Teich.

10.

Die Gottes Wort hie thone,

Seynd Zeugen auf Erd g’weßt,

Die wird er empfahn schone,

Vom Tod sind sie erlößt.

Zu'n selben wird er sprechen,

Euer Blut will ich rächen,

Geht hin zugleich ins Himmelreich.

11.

Kommt her, ihr Christen alle,

Die Gott ergeben seyn,

Laßt uns mit reichem Schalle

Des Herren Zeugen seyn,

Sein's Worts mit unserm Blute,

Das wird uns kommen zu gute

Daß wir die Kron erlangen thun.

12.

Christus hat für uns g'litten,

Aus Lieb hat ers gethan,

Kein Pein hat er vermeiden,

Uns zum Exempel schon,

Laßt uns auch nach hin dringen,

Dem Herrn das Opfer bringen

Ihm folgen nach mit Creutz und Schmach.

13.

Welcher nicht mag verlassen

Weib, Aecker, Kinder sein,

Sein eigen Leben hassen,

Mag nicht sein Jünger seyn,

Und sich sein's Creutz thut schämen,

Und nicht auf sich thut nehmen,

Der ist verschmacht, von Gott veracht.

14.

So laßt uns das Creutz tragen

In Trübsal hin und her

Und laßt uns nicht verzagen,

Kein Leiden wird zu schwer.

Gott wird Gedult her geben,

Und auch viel Trosts darneben,

Daß wir ans End verharren seynd.

15.

Darum laßt uns Acht haben,

Aufs Pfund, das geben ist,

Daß wir es nicht vergraben

Jetzund zu dieser Frist,

Wie dieser Knecht hat thone,

Demselben wird sein Lohne,

Geleich mit den Ungläubigen.

16.

Selig ist dieser Knechte,

Welcher in dieser Nacht

Wann sein Herr kommt, wacht rechte,

Zur ersten und andern Wacht,

Sein Herr wird den Knecht setzen

Ueber all seine Schätze,

Ihm ist bereit die ewig Freud.

17.

Woll'n wir die Freud ererben

Mit Christo seinem Sohn,

Müssen wir mit ihm sterben

Und wieder auferstohn,

Groß Freud werden wir haben,

Von wegen dieser Gaben,

Die unser Gott, bereitet hat.

18.

Drum laßt uns tapfer streiten

Zum fürgesteckten Ziel,

Wer aber zu der Seiten

Neben ablaufen will,

Derselbig wird beleiben

Wohl bey des Loten Weibe

Die sich umsah, ihr Gut beklagt.

19.

Also woll'n wirs beschliessen,

Ihr fromme Christen all,

Laßt euch kein Trübsal verdriessen,

In diesem Jammerthal,

Wenn sie uns den Leib nehmen,

Und gleich mit Feur verbrennen,

Hond sie uns schon, nichts mehr zu thun.

20.

Gott sey Lob, Ehr und Preiße

Gesagt zu aller Frist

Der uns zu allen Zeiten

So fleißig weisen ist

Den Weg, den er ist gangen.

Daß uns die falschen Schlangen

Mit ihrer Lehr nicht schaden mehr.

Amen.


 

Das 114. Lied.

Ein ander schön geistlich Lied.

Im Ton: „Wär Gott nicht mit uns diese ⁊c (3)

1.

Merkt auf, ihr Christen all geleich,

Die ihr seyd neu gebohren,

Dann Gottes Sohn vom Himmelreich

Ist an dem Creutz gestorben,

Er hat gelitten Creutz und Schmach,

Darum laßt uns ihm folgen nach,

Und das Creutz auf uns nehmen.

2.

Welcher Christ nun nachfolgen will,

Und thut alles verlassen,

Ob er schon hat gesündet viel,

So wirds ihm nachgelassen.

So er nur glaubt an Gott allein,

Wird er gemacht von Sünden rein

Durch das Blut Jesu Christi.

3.

Dann welcher glaubt und wird getauft,

Der hat es wohl ang'fangen,

So er nur Christo folget nach,

Derselbig wird empfangen

Die Gaben des Heiligen Geists

Damit er tödten wird sein Fleisch

Mit Gott wird er Fried haben.

4.

Alle die nun gewäschen seynd

Mit dem Blut Jesu Christi,

Und rein gemacht von aller Sünd,

Ist unser Herz zerknistet,

Daß wir nun wandeln nach dem Geist,

Der uns den rechten Wege weißt,

Dann er soll in uns herrschen.

5.

Auf daß da feyr der sündlich Leib

Der jetzund ist gestorben,

In Christo sind wir eingeleibt,

Und seynd in ihm begraben,

Ja durch den Tauf in seinen Tod,

Daß wir jetzt leben unserm Gott,

Und halten sein Gebote.

6.

Wie solten wir noch Sünder seyn,

Deren wir sind abg'storben?

Dann Christus hat uns g’machet rein,

Mit seinem Blut erworben.

Er leidt vor uns den bittern Tod,

Darum lebt er jetzund mit Gott,

Und thut ewig regieren.

7.

So laßt uns auch gedenken dran,

Daß wir der Sünd seynd g'storben,

Und haben Christum zogen an,

Derselb wird für uns sorgen,

So wir ihm nur gehorsam seynd,

Und ihn bekennen bis ans End,

So wird er bey uns bleiben.

8.

Darum ihr Kinder Gottes rein,

Die ihr seyd neu gebohren,

Seht zu daß ihr nun bleibet rein,

Und euch nicht laßt verführen.

Dann wer recht thut, der ist gerecht,

Wer Sünd thut, ist der Sünden Knecht,

Der Knecht wird ausgestossen.

9.

Dann in dem Haus des höchsten Gott's,

Da wird kein Sünder g'lassen,

Da der Satan gesündigt hat,

Da ward er ausgestossen

Von Gott wohl in der Höllen Grund,

Da muß er seyn zu aller Stund,

Ewig ist er verdammet.

10.

So ist die Sünd vom Teufel her

Und wer sie will erhalten,

Denselben will auch Gott der Herr

Verstossen mannigfalte,

Er wird ihm binden Händ und Füß

Und werfen in die Finsterniß,

Da ist Heulen und Klagen.

11.

Darum, o Welt, sieh eben für,

Daß du dich Christen nennest,

Und lebst in Sünden für und für,

Und thust dich auch berühmen,

Du sprichst, wir müssen Sünder seyn,

Drum mußt du leiden große Pein,

So du dich nicht bekehrest.

12.

Dann wer von Gott gebohren ist,

Und thut an ihm beleiben,

Durch unsern Herren Jesum Christ,

Thun wir die Sünd vermeiden,

Sein Saam wird bey uns bleiben thun,

Daß wir auf seinem Wege gohn,

Und halten sein Gebote.

13.

Daran wird man erkennen wohl

Die Kinder Gottes seine,

Und die Kinder der Boßheit voll,

Die allzeit Sünder seyne.

Dieselben seynd vom Teufel her

Dann er sündigt von Anfang her,

Darum ist er verstossen.

14.

Darum Christus gestorben ist,

Daß er sein Volk erlöße,

Er hat zerbroch'n des Teufels List,

Und hat sein Blut vergossen,

Damit hat er uns g’wäschen rein,

Wir seynd von seinem Fleisch und Bein,

Und seynd göttlicher Arte.

15.

Christus ist das Haupt seiner G’mein,

Wir seynd Glieder sein's Leibes,

All die wir seynd gewäschen rein,

Und thun an ihm beleiben,

Dann wer ein Glied am Leib will seyn,

Der muß werden von Sünden rein,

Und von neuem gebohren.

16.

Das ist der Welt ein hartes Wort,

Und kann es nicht erkennen,

Wann man sagt von der Neugeburt,

So will sies nicht vernehmen.

Dann sie seynd all fleischlich gesinnt,

Und kennen den Geist Gottes nicht,

Noch rühmen sie sich Christen.

17.

Aber es ist ein falscher Schein,

Der wird sie nicht gehelfen,

Dann sie wollen stäts Sünder seyn,

Drum wirds der Herr verwerfen.

Ein jeglich Glied an seinem Leib

Das nicht in der Ehr Christi bleibt,

Das wird auch abgehauen.

18.

Dann Christus ist der recht Weinstock,

Wir sind die Schoß und Reben,

Der Weingärtner ist unser Gott

Der uns pflanzet gar eben.

Ein jeglich Schoß das Früchte bringt,

Das wird er aufrichten behend,

Daß es mehr Früchte trage.

19.

Zu denselben spricht Gott der Herr

Ihr seyd jetzund rein worden,

Darum beharrt in meiner Lehr,

So werd ihr viel Frucht tragen.

Dann ohn mich möget ihr nichts thun,

Ihr bleibet dann in mein'm Wort schon,

Das wird euch wohl bewahren.

20.

Ein jeglich Schoß so nicht Frucht tragt,

Dasselbig wird er nehmen,

Und wird es bald gar schneiden ab

Und wirds zusammen binden,

Und werfen in das ewig Feu'r

Welches da ist ganz ungeheu'r,

Dann es thut ewig brennen.

21.

Darum ihr Christen allgemein,

Laßt uns Christum bekennen,

Dann welcher wandelt in ein'm Schein,

Der wird im Feur verbrennen.

Uns ist bereit die ewig Freud

So wir hie in Gerechtigkeit

Mit Geduld überwinden.

22.

Dann Christus will bekennet seyn,

Allhie auf dieser Erden,

Wollen wir mit ihm Erben seyn,

So müss'n wir mit ihm sterben.

Der Knecht nicht übern Herren ist,

Weil Christus selbst gestorben ist,

So laßt uns ihm nachfolgen.

23.

Darzu helf uns der ewig Gott,

Daß wir die Freud erlangen,

Und uns nicht fürchten vor dem Tod,

Die wir sind sein Gefangen.

O Gott! halt uns in deiner Lieb

Daß uns das Fleisch vom Weg nicht führ

Hilf uns den Sieg behalten.

24.

Gott sey Lob, Ehr und Preiß allein,

Gesagt zu allen Zeiten,

Er ist Richter in seiner G’mein,

Und thut uns fleißig weisen.

Darum laßt uns ihm halten still,

Und sprechen, Herr, es g'scheh dein Will,

Durch Jesum Christum, Amen.


 

Das 115. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton: „Gegen den Tag hört man die Hahnen krähen.“  (18)

1.

O Herre Gott mein Noth thu ich dir klagen,

Die ist so groß

In diesen letzten Tagen,

Die jetzt leiden die Kinder dein,

Allhie auf Erd in aller Welt gemein.

2.

Dein Volk läßt man auf Erd jetzt nirgend wohnen,

Und ist doch fromm,

Thut aller Welt verschonen,

Noch wirds verfolgt von jedermann.

Des Cains Eifer hebt nun sich wieder an.

3.

Dein armer Jacob muß sich jetzund schmiegen

Vor dem Esau,

In Mesopotamiam fliehen.

O Herre Gott! wohne uns bey,

Daß uns der Esau von dem Weg nit treib.

4.

Dein armer David muß groß Sorg hie tragen,

Vor Saul dem König,

Der ihn zu todt wolt schlagen.

Also gehts jetzt den Kindern dein,

Darum sie nit mehr Sünder wollen seyn.

5.

Dein Susanna die muß sich jetzt viel leiden

Von Richtern falsch,

Daß sie die Sünd thut meiden.

O Herre Gott! thu uns Beystand,

Erlöß uns aus der falschen Richter Hand,

6.

Wie es dann ist gewest vor langen Zeiten,

Wer fromme war

Den wolt man nirgend leiden

Also ist's noch auf diesen Tag,

Die Frommkeit man auf Erd nit leiden mag.

7.

O Herre Gott, der Weg den du bist gangen,

Der ist so schmahl,

Und liegt so voller Schlangen,

Daß man nit wohl drauf wandeln kann,

O Herr Gott streit für uns auf dieser Bahn.

8.

Darnach stehn auch allhie zu beyden Seiten

Groß Wölf und Bär'n,

Mit den'n müss'n wir auch streiten.

O Herre Gott, wetz uns das Schwerdt,

Auf daß dein Lob und Recht verkündet werd.

9.

Wann wir durch Wölf und Bär'n hindurch fechten,

So stehn auch hie

Zur Linken und zur Rechten,

Viel Hund die bellen, klein und groß,

Sie woll'n uns zerreissen ohn Unterlaß.

10.

Viel Disteln und Dörn stehn auf diesem Wege,

Die kratzen hart,

Stellen uns nach dem Leben,

Reissen uns Löcher in den Leib,

Hilf Herr Gott, daß keiner dahinten bleib.

11.

In diesem Thal da fleußt ein Wasser lange,

Ganz breit und tief,

Drüber ein schmahler Gange,

Welcher schwach in dem Haupte ist,

Den wirft der Schwindel drein zu aller Frist.

12.

An diesem Wasser ist ein großer Berge,

Der ist so hoch,

Den müssen wir auch steigen.

O Herre Gott beut uns dein Hand,

Erlöse uns aus aller Schmach und Schand.

13.

Darnach ist uns gezeigt ein enges Thore,

Ja Haut und Haar

Das muß bleiben darvore.

Vater! wie ist die Thür so klein,

Hilf uns zu dieser engen Pfort hinein.

14.

Herzlieber Vater, ich thu dich jetzt bitten,

Du wollst dein Volk

Auf diesem Weg behüten,

Vor falscher Lehr und Heuchlerey,

Daß es in allem Creutz beständig sey.

15.

Darum, o Welt, tritt auf den schmalen Wege

Und thu dich hie deines Wollusts verwegen,

Wandel hernach mit ganzem Fleiß

Dieser Weg trägt dich bis ins Paradeiß.

16.

Der uns diß Lied von neuem hat gesungen,

Der hat so stark mit Wölf und Bär'n gerungen

Dem Vater sagt er groß Lob und Dank,

Mit seiner Hülf er alles überwand.

17.

Dem Vater sey allein Lob, Ehr und Preiße,

Dem Sohn desgleich,

Und dem Heiligen Geiste,

Daß er uns hat genommen an,

Wer nachher will, der mach sich auf die Bahn.


 

Das 116. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton: „Es ist das Heil uns kommen her.  (3)

1.

Ich will von ganzem Herzen mein

Des Herren Werk verkünden,

Wie Mose, der Knecht Gottes fein,

Dem Herren thät lobsingen,

Da er ihm half aus aller Qual,

Ihm und allem Volk Israel,

Von der Hand Pharaonis.

2.

Da sie dem Herren fleißiglich

Das Opfer wolten bringen,

Thät Pharao sie härtiglich

Mit großer Arbeit zwingen.

Da sah der Herr ihr Elend an,

Das Volk thät er begaben schon,

Mit Gold thät er sie zieren.

3.

Alles was erst gebohren war,

Thät er zu todt auch schlagen,

Vom Vieh bis auf den Menschen gar.

Drum thät der Pharaon sagen

Zu seinem Volk: rüst euch mit G’walt,

Laßt uns dem Volk nacheilen bald.

Daß wir sie von uns treiben.

4.

Also zog er hin nach ihn'n bald,

Mit allem seinem Heere,

Da erzeigt Gott sein grossen G’walt,

Ertränket in dem Meere

Den Pharao mit all sein'm Thun.

Moses hub bald zu singen an,

Mit allem seinem Volke.

5.

Ich will verkünden s Herren That,

Von seinen Wundern sagen,

Daß er so herrlich g’handelt hat,

Dann alle Roß und Wagen

Hat er gestürzet in das Meer,

Darum heißt er Gott unser Herr

Billig hat er den Namen.

6.

Dann der Herr ist allein mein Stärk,

Er ist mein Helfer worden.

Dann er erzeigt sein große Werk

Am Pharon, der verdorben.

Darum ist er allein mein Gott,

Ich will ihn ehren in der Noth,

Sein Nam'n will ich erheben.

7.

Der Herr ist der rechte Kriegs=Mann,

Sein Nam ist billig Herre.

Dann alle Wägen Pharaon

Warf er mit G’walt ins Meere

Sein auserwählte Ritterschaft

Mußt versinken ins Meeres Saft,

Die Tief thät sie bedecken.

8.

Sie fielen zu Grund wie die Stein,

Die Hand war groß vor Augen.

Dein rechte Hand hat alle Feind

Zu Boden nieder g’schlagen,

Mit deiner grossen Herrlichkeit

Hast du zerstossen diese Leut,

Die sich wider dich setzten.

9.

Da du deinen Grimm aus ließt gohn,

Wie Stopfel thätst sie verdammen,

In dem Blast deines Zorens schon,

Fiel das Wasser zusammen,

Die Flüß fuhren auf einen Hauf,

Die Tief plumpten einander auf.

Der Feind gedacht im Herzen.

10.

Ich will ihn'n rauben all ihr Gut,

Sie jagen und umziehen,

An ihn'n erkühlen meinen Muth,

Und will mein Schwerdt ausziehen,

Mein Hand soll sie austilgen g’schwind.

Herr Gott, du dachtst an deine Kind,

Thätst sie vom Feind erretten.

11.

Du hast geweht mit deinem Wind,

Die Tief that sie bedecken,

Im Wasser thätst du sie geschwind,

Gleich wie ein Bley versenken.

Wer ist dir unter Göttern gleich?

Wer ist so herrlich und löblich?

So schrecklich wunderbarlich:

12.

Da du ausstrektst dein rechte Hand,

Die Erd sie thät verschlünden,

Die hat geleitet aus dem Land

Diß große Volk geschwinde.

Mit deiner Stärk, Barmherzigkeit,

Hast du dir das Volk zubereit,

In deiner heilgen Wohnung.

13.

Groß Angst kam die Philister an,

Die Völker trugen Schmerzen,

Und all Inwohner Canaan

Wurden verzagt von Herzen.

Da erschracken die Fürsten Edom,

Groß Zittern kam die G’waltigen an,

Im Moabitter Lande.

14.

Herr, durch den grossen Arme dein

Thu sie mit Schröcken zwingen

Daß sie erstarren wie die Stein,

Bis dein Volk hindurch dringe,

Bis das groß Volk hindurch hin gang,

Welchs du, Herr, in Egypten lang

Ernährt hast und erworben.

15.

Bring sie hinein und pflanze sie,

Zu deiner Wohnung schone,

Zu dem Sitz deines Erbtheils hie,

Zu deinem Tempel fromme

Welchen dein Händ hond zubereit,

Der Herr ist König allezeit,

Immer ewig ohn Ende.

16.

Der Pharao gieng ins Meer hinein,

Mit Rossen und mit Wagen,

Darzu mit allen Reutern sein.

Der Herr das Meer thät schlagen,

Daß es zu Hauf fiel über sie,

Und ihrer keiner überblieb,

Nicht einer von ihn'n allen.

17.

Also half Gott Israel schon,

Hindurch das Meer zu hande.

Dargegen mußt der Pharaon

Todt liegen auf dem Lande,

Mit Roß, Reutern und Wagen sein,

Darzu sein Wehr groß unde klein,

Das ward alles verderbet.

18.

O Herr, sieh an dein kleine Heerd,

Die thut sich jetzund rüsten,

Zu bringen dir das Opfer werth,

Jetzund zu dieser Friste

Zu legen her auf dein Altar.

Der Pharaon steht mit G’walt darvor,

Und thut uns heftig dräuen.

19.

Und sagt, wir soll'n das Opfer weit

Wieder zurück weg tragen,

Und sollen thun wie ander Leut

's Sey besser, thut er sagen,

Dann daß wir dir das Opfer thun,

Ja spricht, du habst kein G’fallen dran.

Deß laß dich Herr erbarmen.

20.

O Herr, hilf uns mit Freuden bald

Durchs Meer mit deiner Güte,

Daß der Pharao mit seinem G’walt,

Der so greulich thut wüthen,

Uns nicht von deinem Altar reiß,

Laß uns das Opfer mit ganzem Fleiß,

Mit allen Frommen bringen.

21.

Wie du uns dann verheissen hast

So wir bey dir beleiben,

Wollst uns kein Trübsal oder Last,

Von dir lassen abtreiben,

Darum, o Herr, jetzt ist die Zeit,

Daß uns Creutz auf dem Rücken liegt.

Hilf uns, eh wir verderben.

22.

O Herr, in deinem höchsten Thron,

Laß dir das gehn zu Herzen,

Sieh 's Elend deiner Kinder an,

Wie sie in großem Schmerzen

Gefangen sind in schwerem Band.

Herr Gott, reich ihn'n dein g’waltig Hand,

Thu sie vom Feind erretten.

23.

Daß er ihn'n nicht mehr schaden kann,

Er und all seine Treiber

Daß Miriam dein Prophetin

Und alle fromme Weiber

Vor dir her an dem Reyen stohn,

Und dir allzeit lobsingen thun,

Und deinen Namen preisen.

24.

Aber das werd'n die Weiber seyn,

Die sich auch hond gerüstet,

Und ihre Watt durch weisset seyn

In dem Blut Jesu Christi,

Und abzogen das tödtlich Kleid,

Dieselben werden allezeit

In seinem Tempel wohnen.

25.

All die ihr nun gereinigt seyd,

Seyd steif in eurem G'müthe,

Auf daß ihr in der Rein’gung bleibt,

Und in des Herren Güte.

Darzu helf uns Gott unser Herr,

Daß wir zurück legen das Meer,

Durch Jesum Christum.

Amen.


 

Das 117. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton: „Ich stund an einem Morgen.  (4)

1.

Groß Unbild thut mich zwingen

Wohl hie in dieser Frist

Daß ich davon muß singen,

Wies jetzt vorhanden ist,

Daß sie all Ding haben verkehrt.

Dann die G'rechtigkeit Gottes

Ist jetzt der Welt unwerth

2.

Die Wahrheit thut man hassen

In allen Landen weit

Die G’rechtigkeit verlassen,

Auch Treu und Billigkeit.

Gottes Wort fleucht man überall,

Das Creutz thun sie auch scheuen,

Der Weg ist ihn'n zu schmal.

3.

Wer die Wahrheit thut schänden

Gottes Wort lästern kann,

Der wird in allen Landen

Geacht ein ehrlich Mann.

All Welt ist ihm willig bereit,

Drum er die Lügen redet

Und schweigt die G'rechtigkeit.

4.

Wie mag es immer kommen,

Daß die Ung'rechtigkeit

So gar überhand hat g'nommen,

In allen Landen weit!

Aber die edle Wahrheit schon

Wird jetzund unterdrücket

Fast schier bey jedermann.

5.

Wer sich jetzt fleißt von Herzen,

Zu halten Gott's Gebot,

Muß leiden grossen Schmerzen,

Von der gottlosen Rott.

Gar oft und dick wird er geschmächt,

All Welt thut ihn beropfen,

Gleich wie das Eulen G’schlecht.

6.

Von Anfang dieser Welte

Ists auch g'west allezeit,

Daß der Fromm Mußt entgelten

Des Gottlosen Boßheit.

Mit Abel hats gefangen an,

Derselb hat Gott gefallen,

Drum mußt ers Leben lahn.

7.

Ich kann nicht nennen alle,

Die den Tod g'lirten han,

Wer je Gott thät gefallen,

Den hasset jedermann.

Also ists noch auf dieser Erd,

Wer Gott noch thut gefallen,

Der ist der Welt unwerth.

8.

Dann Christus Gottes Sohne,

Ist kommen auf die Erd,

Hat nie kein Sund gethone,

Der edel König werth,

Noch mußt er leiden grosse Noth

Von dem gottlosen G’schlechte,

Mußt leid'n den bittern Tod.

9.

Dieweil's nun Gottes Sohne

Also ergangen ist,

Wirds auch also ergohne

All'n den'n zu dieser Frist,

Die hie annehmen Gottes Bund,

Lieben ihn auch von Herzen,

Und meiden alle Sünd.

10.

Wer jetzt die Sünd thut meiden,

Und folgt der Wahrheit nach,

Der muß von diesen Leuten

Erdulden Creutz und Schmach.

Christus wird an das Creutz g'schlagen,

Barrabas ledig g'lassen,

Wie die Schrift thut sagen.

11.

Paulus war hoch gepreiset,

Von Jüden mannichmal,

Da er durch G’meinden reiset,

Verfolgt die Christen all,

Gab sie in G’fängniß hin und her,

Das thät den Jüden g'fallen,

Er war ihn nicht unwerth.

12.

Da ward er neu gebohren

Durch Gottes Wort und Geist,

Thät er den Jüden zoren,

Trachten darnach mit Fleiß,

Daß sie ihn möchten bringen um,

Darum er ihn'n thät sagen,

Sie solten werden fromm.

13.

Das sagt er uns darneben,

Durch den Heiligen Geist,

Wer gottselig will leben,

Allhie in Jesu Christ,

Und die Wahrheit von Herzen liebt,

Der muß Verfolgung leiden,

Gar oft wird er gestäupt.

14.

Dasselb thut man erfüllen,

Wie uns St. Paul beschreibt,

Wer jetzt nach Gottes Willen

Will leben allezeit,

Der ist schabab auf dieser Erd,

Ein Auskehrig der Welte,

Und jedermann unwerth.

15.

Welt, thu zu Herzen fassen

Dein groß Unbilligkeit,

Daß die Wahrheit thust hassen,

Und liebst Ung'rechtigkeit,

Und verfolgest die fromme Leut,

Die Gottes Wort annehmen,

Und sein Gerechtigkeit.

16.

Da Gott thut klärlich sprechen:

Wenn ich nachließ all Sünd,

So will ich dannoch rächen

Das Blut all meiner Kind,

Das man auf Erd vergiessen thut,

Von wegen meines Namens,

Und um die Wahrheit gut.

17.

Christus spricht auch, merk eben,

Wer dem Kleinsten was thut,

Aus den'n die an mich glauben,

Es sey böß oder gut,

Dasselbig hat er mir gethon.

Darum, o Mensch, merk eben,

Laß Gott sein Kinder gohn.

18.

Dann Gott thut treulich halten

Ob seinen Kindern schon,

Die seinen Bund steif halten,

Und seinen Willen thun

Und vertrauen auf seine Red,

Dieselb thut er bewahren,

Wie er dem Noa thät.

19.

Derselb thät Gott gefallen,

Und da die Sündfluth kam,

Ward er von Gott erhalten,

Sammt seiner Hausfrau fromm,

Dargegen mußt die gottlos Rott,

In der Sündfluth ertrincken.

Nun merkt der fromme Lot.

20.

Derselbig thät sich üben

In aller Redlichkeit,

Die Wahrheit thät er lieben,

Für die Ung'rechtigkeit.

Darum ward er gedrungen hart,

Von dem gottlosen G’sinde,

Das zu Sodoma ward.

21.

Sie thäten ess'n und trinken,

Und griffen zu der Eh,

Mit Tanzen und mit Springen.

Dem frommen Lot thäts weh,

Daß er mußt sehn ohn Unterlaß

Ihr'n unzüchtigen Wandel,

Und ihre Boßheit groß.

22.

Darum thät ihm Gott senden

Die Engel in sein Haus

Die führten ihn mit Händen

Zur Stadt Sodoma aus.

Zuhand giengs Feur vom Himmel an,

Verzehrt alle Gottlosen,

Die Lot beleidigt hon.

23.

Petrus thut auch vermahnen

In sein'r Epistel schon

Daß Gott nicht thät verschonen

Der Engel die g'sündigt hon,

Sondern hat sie mit grosser Plag

Zu der Höllen gestossen,

Bis auf den Jüngsten Tag.

24.

Daselbst wird der Herr geben

Jedem nach seiner That,

Wie ein jeder sein Leben

Auf Erd vollführet hat.

Dann was einer hie säen thut,

Dasselb wird er auch erndten,

Es sey böß oder gut.

25.

Darum, o Welt, merk eben,

So dich nicht wirst bekehrn

Von dem gottlosen Leben,

So wirst du leiden wärn

Mit den'n von Sodoma zuletzt,

Das ist allen Gottlosen

Zu ein'm Exempel g’setzt.

26.

Noch wilt du's nicht erkennen,

In deiner Blindheit groß,

Und wilt nicht wahre nehmen,

Wie du wandelst so bloß,

Gedenkst auch nicht zu keiner Frist,

Wie es den'n von Sodoma

So schwerlich gangen ist.

27.

Du darfst dir nicht gedenken,

Daß Gott jetzt anders ist,

Daß er dir d' Sünd werd schenken,

Wenn dich nicht bessern bist,

Es wird dir noch schwerlich ergohn,

Matthäi an dem elften

Zeigts Christus klärlich an.

28.

Das solt du aber wissen:

So du nicht ab wirst stohn

Von deinem Blutvergiessen,

So wirds dich reuen thun,

Lieber steh hie von Sünden dein,

Wann Gott Gericht wird halten,

So mags nicht mehr geseyn.

29.

Darum ihr Christen alle,

Die ihr Gott ergeben seyd,

Laßt euch die Wahrheit g'fallen,

Für die Ung'rechtigkeit.

Und laßt euch doch nicht fechten an,

Daß dem Bösen auf Erden

So glücklich thut ergohn.

30.

Dann uns ist hie auf Erden

Anders nichts zugeseit,

Als Feur, Wasser und Schwerdte,

Creutz, Trübsal, Traurigkeit.

Dann Christus ist uns geben nit,

Allein an ihn zu glauben,

Sondern auch z'leiden mit.

31.

Wenn wir nun hie vollenden,

In aller Redlichkeit,

Den Trübsal überwinden

Der uns ist vorgeleit:

Dann wird sichs Blättlein wenden um,

Der Böß wird traurig werden,

Erfreut werden der Fromm.

32.

So thut grosse Freud tragen

Ihr liebe Christen all,

Ob man viel Böß thut sagen

Von uns jetzt überall,

Freut euch nur daß nicht wahre ist,

Vor Freuden heißt uns springen

Unser Herr Jesus Christ.

33.

O Gott! laß dich erbarmen

Die groß Unbilligkeit.

Umfah uns mit dein'n Armen,

In dieser G’fährlichkeit,

Daß wir dein Wort mit ganzem Fleiß

Bekennen vor allen Völkern,

Zu deinem Lob und Preiß.

34.

Herr Gott, wir thun dich bitten

Durch dein Barmherzigkeit,

Dein'n Dienern wollst darbieten

Die Waffen deiner Ritterschaft,

Auf daß all Ungehorsamkeit,

In diesen letzten Tagen,

Durch sie werd ausgereut.

Amen.


 

Das 118. Lied.

Ein ander schön Lied.

Im Ton: „Kommt her zu mir, spricht ⁊c (6)

1.

Wach auf, wach auf, o Menschenkind!

Von deinem Schlaf stand auf geschwind,

Wie bist du so verdrossen,

Wilt du diesen Tag müßig stohn,

Und nicht ins Herren Weinberg gohn,

Der dich hat b'ruffen lassen?

2.

Ist doch Gott gar ein freundlich Mann,

Der den Weinberg hat aufgethan,

All die zu ihm thun kommen,

Und arbeiten die kleine Zeit,

Den’n will er bald ein ewig Freud

Geben mit allen Frommen.

3.

Wie seyd ihr so gar schläfrig Leut,

Daß ihr nicht mögt die kleine Zeit

Den Last mit Willen tragen,

Da ewig Freud der Taglohn ist,

Währt es doch nur ein kleine Frist,

Geneigt hat sich der Tage.

4.

O Mensch! laß dirs zu Herzen gohn,

Sieh die frommen Altväter an,

Hond den Last auf sich g'nommen,

Tragen viel Jahr und manchen Tag,

Und sind dennoch nicht worden schwach,

Bis sie zur Ruh seynd kommen.

5.

Darzu unser Herr Jesus Christ,

Der unser Mittler worden ist,

Hat uns sein Wort gelassen,

Und uns damit gezeiget an

Den Weg in diesen Weinberg schon,

Und uns gebahnt die Strassen.

6.

Wiewohl er ein Sohn Gottes ward,

Hat er ein Last ganz schwer und hart

Für unser Sünd getragen.

Wiewohl er selbst war g'recht und fromm,

Hat er doch solchs aus Lieb gethon,

Da er ans Creutz ward g’schlagen.

7.

An seinem Leib er tragen hat

All unser Sünd und Missethat

Daß wir der Sünd abkämen,

Und lebten nun der G'rechtigkeit.

Darum, o Mensch, laß dir seyn leid,

Dein Sünd, und thu sie nimmer.

8.

Gedenk wie Christus g'litten hat,

Für deine Sünd ein bittern Tod.

Daß du mit ihm mögst leben,

Darum, o Mensch, kehr dich behend

Von deiner Missethat und Sünd

So werdens dir vergeben.

9.

Dann Christus spricht ohn allen Schein,

Kommt all die ihr beschweret seyn,

Thut euch her zu mir schicken,

Ziehet mein Joch, dann es ist leicht,

Und nehmet meinen Last auf euch,

So will ich euch erquicken.

10.

Darum so schicket euch darzu,

Dann daselbst werd ihr finden Ruh,

Ewig für eure Seelen.

Gedenket an die große Noth,

Und spart die Buß nicht an den Tod,

Hütet euch vor der Höllen.

11.

Das redt Christus aus seinem Mund,

Der uns hat g'ruft zur eilften Stund:

Welcher zu mir will kommen,

Und tretten in den Weinberg ein,

Der wäsch sich vor von Sünden rein,

So wird er angenommen.

12.

Wann du dich rein gewäschen hast,

So ist dir schon bereit ein Last,

Das Creutz Christi mußt tragen,

Wann du Gottes Wort auserwählst,

Und dich von aller Sünd enthältst,

Thut dich all Welt verjagen.

13.

Das ist das Joch und auch der Last,

Wenn du Gottes Gebot lieb hast,

Und lebst nach seinem Willen,

Und bist gedultig in der Noth,

Und trägst den Last bis in den Tod,

Wirst du's Tagwerk erfüllen.

14.

Welcher sich aber hie verspat,

Daß er nicht treu gearbeit hat,

Den wird es sicher reuen.

Dann er muß leiden große Pein,

Darzu ewig verlohren seyn,

Beraubt des Herren Treue.

15.

Dann es wird kommen dieser Tag,

Welchem niemand entrinnen mag,

Daß Gott der Herr wird geben

Ein'm jeglichen nach seinem Werk.

Darum, o Mensch, das eben merk

Schau wie du hie thust leben.

16.

Du sprichst ja wohl, es ist ohn Noth,

Daß ich jetzt halt Gottes Gebot,

Gilt gleich wie ich thu leben.

Wann ich nur an mein'm letzten End

Hab Reu und Leid für meine Sünd,

So werdens mir vergeben.

17.

Merk auf, o Mensch! sey nicht so blind

Kehr dich bey Zeit von deiner Sünd,

Wilt du nicht ewig sterben,

Dann Christus spricht lauter und klar,

Daß nicht all, die sprechen, Herr, Herr,

Gottes Reich werden erben.

18.

Gottes Reich nicht in Worten staht,

Darum greifets an mit der That,

Wollt ihr mit Gott Freud haben.

Wolt ihr sprechen, o Vater mein,

So müßt ihr ihm gehorsam seyn,

Und diesen Last auch tragen.

19.

Christus spricht: was heist ihr mich Herr,

So ihr nicht bleibt in meiner Lehr

Und wolt mein'm Wort nicht glauben.

Weil ihr mir nicht gehorsam sind

Werdt ihr nicht zählt für meine Kind

Und kein Theil mit mir haben.

20.

Welchem ihr nun gehorsam seyd,

Der Sünd oder der G’rechtigkeit

Deß Knecht seyd ihr schon worden,

Dienet ihr hie der G'rechtigkeit,

So ist euch mein Reich schon bereit,

Dann ich habs euch erworben.

21.

Dienet ihr aber hie der Sünd

So werdt ihr in den Teich gesendt,

Welcher mit Feur thut brennen,

Dann der Tod ist der Sünden Sold,

Weil ihr den Last nicht tragen wolt,

Müßt ihr ewig Pein nehmen.

22.

Darum bekehret euch, ihr Leut,

Dann es ist jetzt der Gnaden Zeit,

Das Heil ist euch vor Augen.

Werdet ihrs nun nicht nehmen an,

So wird es euch hart reuen thun.

Merkt was die Schrift thut sagen.

23.

Es wird noch kommen diese Zeit,

Davon der Prophet Amos schreibt,

Daß werden wird ein Hunger,

Ja nicht an Wein oder an Brod,

Sondern zu hören Gottes Wort

Darum sammlet im Sommer.

24.

Dann es wird kommen diese Zeit,

Das merket ihr gottlose Leut,

Werdt ihr nicht stehn von Sünden,

So werdt ihr lauffen hin und her

Von wegen eurer Sünden schwer

Kein Hülf werdt ihr mehr finden.

25.

Darum verziehets nicht so lang,

Auf daß die Sonn nicht untergang,

Die Nacht thut herzu nahen.

Darum nehmt euch nicht länger Weil,

Trett in den Weinberg ein mit Eil,

So ihr Lohn wollt empfahen.

26.

Also redt der wahrhaftig Mund,

Bekehret euch zu dieser Stund,

Verstopft nicht eure Ohren.

Verziehets nicht um einen Tag,

Sondern steht von dem Uebel ab

Heut, so ihr mein Stimm höret.

27.

Darum merk auf, o Menschenkind

Der du noch liegst in deiner Sünd,

Wilt du ewig Freud erben,

So wäsch dich rein von dein'm Unflat,

Weil der Weinberg noch offen staht,

Sonst mußt ewig verderben.

28.

Gott spricht: ich bin heilig und rein,

Darum solt ihr auch heilig seyn,

So werdt ihr angenommen.

Darum merk auf, o Menschenkind

Weil du noch liegst in deiner Sünd

Magst du zu Gott nicht kommen.

29.

Nun habt ihr all vernommen wohl,

Wie man diesen Last tragen soll,

Und zu dem Weinberg nahen.

Welcher will haben ewig Freud,

Der arbeit treulich diese Zeit,

So wird er Lohn empfahen.

30.

Nun merkt, ihr fromme Christenleut

Die ihr schon in dem Weinberg seyd,

Laßt euch gar nichts bewegen,

Arbeit treulich ein kleine Zeit,

Dann unser Gott ist nimmer weit,

Unsern Last abzulegen.

31.

Dann er ist wahrhaft und gerecht,

Er läßt niemand werden versucht,

Hie über sein Vermögen,

Er legt uns auf nach rechter Maß,

Ein'm jeglichen, klein oder groß,

Daß wirs wohl tragen mögen.

32

So wir ans End verharren thun,

Will uns Gott ein herrliche Kron

Mit allen Frommen schenken,

Die ist geziert mit ew’ger Freud,

Darum ihr frommen Christenleut,

Laßt euch den Last nicht kränken.

33.

Dann es währt nur ein kleine Zeit,

Der Fey'rabend ist nimmer weit,

Unser Ruh thut sich nahen.

Welcher nun diese kleine Zeit

Treulich in dem Weinberg arbeit,

Der wird die Kron empfahen.

34.

Ob schon das Leiden Jesu Christ

Allzeit viel auf uns kommen ist,

So kommt viel Trost darneben.

Darum sey stark, du frommer Hauf,

Trag den Last bis ans Ort hinauf,

So erlangst du ewigs Leben.

35.

Die dieses Lied gesungen han,

Die seynd in diesem Weinberg schon,

Den Last hands auf sich g'nommen.

Gnad, Fried, Freud und Barmherzigkeit,

Sieg, Ueberwindung, alle Zeit

Wünschen sie allen Frommen.

Amen.


 

Das 119. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton, wie der Hildebrand.  (7)

1.

Von Herzen woll'n wir singen

In Fried und Einigkeit,

Mit Fleiß und Ernste dringen

Zu der Vollkommenheit,

Daß wir Gott mögen g'fallen,

Worzu er uns will hon,

Das merkt ihr Frommen alle,

Laßt euch's zu Herzen gohn.

2.

O Gott! du wollst uns geben,

Jetzt und zu aller Stund,

In deinem Wort zu leben,

Zu halten deinen Bund,

Wollst uns vollkommen machen,

In Fried und Einigkeit,

Daß du uns findest wachen,

Und allezeit bereit.

3.

Wann du nun wirst aufbrechen,

O Herre Jesu Christ,

Zu allen Frommen sprechen:

Kommt her, die ihr seyd g'rüst,

Ich will euch mit mir führen

In meines Vaters Reich,

Darin solt ihr regieren,

Und leben ewiglich.

4.

Im Reich das Gott bereitet,

Da ist groß Einigkeit,

Fried, Freud, zu allen Zeiten,

Ja bis in Ewigkeit,

Woll'n wir das Reich erlangen,

Die grosse Einigkeit,

Müss'n wirs auf Erd anfangen,

Daß wir werden bereit.

5.

Dann unsers Vaters Willen

Müssen wir hie geleich

Auf Erd allzeit erfüllen

Wie in dem Himmelreich.

Dann also thut uns lehren

Unser Herr Jesus Christ,

Daß wir vollkommen werden,

Wie unser Vater ist.

6.

All die ihr nun seyd hoffen,

Zu‘rlangen dieses Reich,

Die Thür die steht nun offen,

Das merket alle gleich,

Wer das Reich will ererben,

Der muß vor hie auf Erd

Des Fleisches ganz absterben,

Daß er erneuert werd.

7.

Mit Fleiß muß er ausfegen

Aus seinem Herzen thun

Den alten Sauerteige,

Dafür einpflanzen schon

Die Tugend Jesu Christi,

Die er uns selber lehrt,

Auf daß er werd gerüstet,

Allzeit auf dieser Erd.

8.

So thut zu Herzen fassen

Die Tugend Jesu Christ,

Wie er ihm nicht hat lassen

Dienen zu jeder Frist.

Er spricht: ich bin nicht kommen,

Daß man mir dienen soll,

Sondern vor alle Frommen

Mein Leben lassen woll.

9.

Damit thut er anzeigen

Demuth und Niedrigkeit,

Darzu die grosse Liebe,

Die er beweisen thät,

Da er auf Erd ist g'wesen,

Bey seinen Jüngern schon,

Die Füß thät er ihn'n wäschen

Zeigt ihn'n die Liebe an.

10.

Also thät er ihn'n sagen:

Laßt euch zu Herzen gohn,

Was ich jetzt euch thun habe,

Solt ihr zum Vorbild han.

Also solt ihrs erfüllen,

Einander lieben thun,

Das ist mein's Vaters Wille,

Kein'r soll den andern lahn.

11.

Die Lieb thät er erzeigen

Mit aller seiner Kraft,

Da er von unserntwegen

An das Creutz ward gehaft.

Die Lieb ist ung'färbt g’wesen,

Bey ihm zu aller Zeit,

Alle die wollen g’nesen,

Müssen ihm werden gleich.

12.

Woll'n wir Christo gleich werden,

Müss'n wir zu aller Stund

Einander lieb'n auf Erden

Ja nicht allein mit Mund,

Sondern mit wahrer Thate,

Wie dann Johannes schreibt,

Welcher nur liebt mit Worten,

Schau wo die Liebe bleibt.

13.

Wann ein'r hätt der Welt Güter

Gleich wenig oder viel,

Und säh dabey sein Bruder

Daß er Noth leiden will,

Und thät ihm nicht bald geben

Die Gab die er empfangen hat,

Wie wolt er dann sein Leben

Vor ihn geben in Tod?

14.

Welcher hie in dem Kleinen

Nicht treu erfunden wird

Und suchet noch das Seine,

Das bey ihm wird gespürt,

Wer wolt ihm dann vertrauen,

Ueber das ewig Gut?

Darum laßt uns anschauen,

Die Lieb halten in Hut.

15.

Paulus thut uns anzeigen,

Durch Gottes Gnad mit Fleiß,

Daß keines such sein Eigen,

Darzu auch nicht sein Preiß,

Sondern daß wir beweisen

Demuth und Niedrigkeit,

Daß wir Gott mögen preisen,

In Fried und Einigkeit.

16.

Darum seyd gleich gesinnet,

Wie Jesus Christus auch,

Wiewohl er ist genennet

Ein Sohn Gottes so hoch,

Hat ers doch nicht geachtet,

Sein'm Vater gleich zu seyn,

Sondern mit Fleiß getrachtet,

Unser Diener zu seyn.

17.

Dann er hat an sich g'nommen

Ein's armen Knechts Gestalt,

Auf Erden ist er kommen,

Verließ sein grossen G’walt.

Er thät allzeit beweisen

Demuth und Liebe schon,

Darum laßt uns auch fleissen,

Sein Tugend legen an.

18.

Auf daß wir mögen halten

Die Lieb in Reinigkeit,

Auf daß sie nicht erkalte,

Bey uns zu keiner Zeit,

Sondern viel mehr zunehme

In uns mit ganzem Fleiß,

Daß wir mögen erkennen

Was dien zu Gottes Preiß.

19.

Drum laßt uns fleißig halten

Die Einigkeit im Geist,

Im Glauben unzerspalten,

Wie uns dann Paulus heißt.

Ja durch das Band des Friedens

Jetzt und zu aller Zeit,

Weil wir seyn alle Glieder

Verfaßt in einem Leib.

20.

O ihr geliebte Brüder,

Und Schwestern allgemein,

Dieweil wir alle Glieder

In einem Leibe seyn,

So laßt uns Treu beweisen,

Einander lieben thun,

Dardurch wird Gott gepreiset

In seinem höchsten Thron.

21.

Dann er vor allen Dingen

Die Lieb geboten hat,

Darnach wollen wir ringen,

Allezeit früh und spat,

Sie thut das G’setz erfüllen,

Wie uns ang zeiget ist.

Darum legt an mit Willen

Die Tugend Jesu Christ.

22.

Wann ein'r sein Gut thät geben

Den Armen hin und her,

Und seinen Leib darneben

Verbrennen ließ mit Feur,

Und wär die Lieb verdorben

In seinem Herzen gar

Wär es alles verlohren,

Es hilft ihn nicht ein Haar.

23.

Dann Gott thut nichts begehren

Von uns früh unde spät,

Dann daß wir Fleiß ankehren,

Und halten sein Gebot.

Sein Gebot thut uns sagen,

Daß wir zu aller Frist

Einander hie lieb haben,

Dasselb Gott g’fällig ist.

24.

Wer sein'n Nächsten betrübet,

Den er sieht alle Frist,

Wie wolt er dann Gott lieben,

Den er nicht sehen ist?

Nun habt ihr wohl vernommen,

Wie man Gott lieben soll.

Das merket, all ihr Frommen,

Bewahrt die Liebe wohl.

25.

Unser Bitt thun wir tragen

Vor dich, o höchster Gott,

Du wollst uns nicht versagen,

Jetzund in aller Noth.

Die Lieb in unsern Herzen

Ein Fürgang lassen thun,

Wer das begehrt von Herzen,

Der greif es tapfer an.


 

Das 120. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton, wie die Tagweis von eines Königs Tochter.  (4)

1.

Von Herzen will ich loben

Den allerhöchsten Gott,

Im Himmel hoch dort oben,

Er hilft aus aller Noth.

Durch Christum hat er uns erlößt,

Vor ewiglichen Schmerzen,

Da wir noch Feind seyn g’weßt.

2.

Seht an die grosse Liebe,

Die Christus zu uns hat,

Daß er sich selbst hat geben

Vor uns bis in den Tod.

Durch ihn sind wir worden gesund,

All die an ihn thun glauben

Und halten seinen Bund.

3.

D’ Sünd hat er uns vergeben,

Aus laut'r Barmherzigkeit,

Und verheißt uns das Leben,

Die ewig Seligkeit,

So wir bleiben in seinem Wort

Und lieben ihn von Herzen,

Wie er uns g’boten hat.

4.

Wer sein Gebot thut halten

In diesem Jammerthal,

Die Lieb nicht läßt erkalten,

Wenn er kommt in Trübsal,

Welcher verharret bis ans End

Der ist schon selig worden,

So er Christum bekennt.

5.

Darum ihr Christen alle,

Nun greifets tapser an,

Laßt uns mit reichem Schalle

Christum bekennen thun.

Ob es schon kostet Leib und Gut,

Woll'n wirs auf Christum wagen.

Es kommt uns all's zu gut.

6.

Dann Gott hat uns bereitet

Ein Freud, die ewig bleibt,

Drum laßt uns redlich streiten

Auf Erd ein kleine Zeit,

Daß wir erlang'n die ewig Kron,

Die uns der Vater will geben

Mit Christo seinem Sohn.

7.

Gott hat uns auch verheissen

Durch seinen Heilgen Geist,

Er woll uns Hülf beweisen,

In Trübsal allermeist.

Wenn wir sein Namen rufen an,

So will er uns erretten,

Und wir ihn preisen thun.

8.

Seyd frisch und unverzaget,

Ihr liebe Christen all,

Ob uns die Welt verjaget,

In diesem Jammerthal,

So ist das Leiden hie auf Erd

Darin uns Gott probieret,

Der Herrlichkeit nicht werth,

9.

Die uns der Herr will geben,

Mit Christo seinem Sohn,

So wir in diesem Leben

Sein Zücht'gung nehmen an,

Darzu er uns berufen hat,

Daß wir sein'm Sohn gleich werden

Im Leben und im Tod.

10.

Wer Christo gleich will werden

In seiner Herrlichkeit

Der muß vor hie auf Erden

Wandeln zu aller Zeit,

Wie Christus selbst gewandelt hat,

In G'rechtigkeit und Wahrheit,

Darzu in Freundlichkeit.

11.

Dannoch ward er geschlagen

An's Creutz von diesem G’schlecht,

Welches in diesen Tagen

Verfolget seinen Knecht.

Welcher jetzt Christo folget nach,

Der muß von dieser Welte

Leiden viel Spott und Schmach.

12.

Dieweils unserm Vorgänger

Also ergangen ist,

So wiss'n wir daß der Jünger

Nicht übern Meister ist.

Drum woll'n wirs willig nehmen an,

Dann wer Christum bekennet,

Dem muß es also gohn.

13.

Darum laßt uns mit Freuden

Christum bekennen thun,

Wer ist der uns will scheiden

Von Gottes Liebe schon?

Creutz, Trübsal, oder Traurigkeit

Frost, Hunger, oder Blöße,

Feur, Wasser, oder Schwerdt?

14.

Oder was will man nennen,

Das uns abschröcken mög?

Durch Christum wir überwinden,

Er ist die Thür und Weg,

Die Wahrheit und das Leben gut,

Welcher in ihm thut bleiben,

Wird haben Freud und Muth.

15.

Dann Christus wird ihn führen

In seines Vaters Reich

Wird mit ihme regieren,

Und leben ewiglich.

Sein Thrän'n wird er abwäschen thun.

Und ihn all's Leids ergötzen,

Und ihm geben die Kron.

16.

Wie uns Christus thut sagen:

Wer also überwindt,

Wie ich überwunden habe,

Und mich willig bekennt,

Und ist gedultig bis in Tod,

Denselben will ich führen

In die heilige Stadt.

17.

Die Stadt ist heilig g'nennet

Die Gott bereitet hat

Denen die ihn bekennen,

Und halten seine Wort,

Kein Unreiner wird kommen drein,

Nur die rein seynd von Herzen,

Die werden drinnen seyn.

18.

Sie werden ihn auch sehen

Wie er gestaltet ist,

Und ihm groß Lob verjehen,

Zu ewiglicher Frist,

Sie seynd erlößt von ew’ger Pein,

Kein Leid wird sie berühren,

Kein Schmerz wird mehr da seyn.

19.

Also werden die Frommen

In ihres Vaters Reich

Leuchten recht wie die Sonne,

Und seyn den Engeln gleich.

Dargegen wird das gottloß G’sind

Geworfen in den Teiche,

Der mit Feur und Schwefel brennt.

20.

Darum o Mensch, merk eben,

Laß dirs zu Herzen gehn.

Dann dieser Welte Leben,

Das muß zu Boden gehen.

Wer aber Gottes Willen thut,

Derselb wird ewig leben,

Und haben Freud und Muth.

21.

Merkt auf, ihr Völker gleiche,

Verlaßt euch nicht aufs Gut,

Hütet euch vor dem Teiche,

Der ewig brennen thut,

Stellet nach dem das ewig bleibt,

Dann die Wollust auf Erden

Währt nur ein kleine Zeit.

22.

So habt nicht lieb die Welte,

Noch was in der Welt ist,

Gold, Silber, Gut und Gelde,

Darzu die fleischlich Lüst.

Dann solches alles wird zergehn,

Aber des Herren Worte

Das bleibt ewig bestehn.


 

Das 121. Lied.

Ein ander Lied.

In des Jörg Wagners Ton.  (5)

1.

In Gottes Namen heb'n wir an,

Er woll uns Hülf und Beystand thun,

Daß wir sein Zeugen bleiben,

In aller Trübsal bis in Tod,

Daß wir von ihm nicht weichen.

2.

So laßt uns Christum sehen an,

Daß wir bleiben auf seiner Bahn,

Wie er uns vor ist gangen,

Laßt uns ihm treulich folgen nach,

Daß wir das Ziel erlangen.

3.

Laßt uns auch eben sehen auf,

Daß uns nichts hinder an dem Lauf,

Laßt uns alles ablegen.

Dann wer Christi Jünger will seyn,

Der muß sich alls verwegen.

4.

All zeitlich Gut, auch Kind und Weib,

Darzu auch seinen eignen Leib

Muß er Christo ergeben,

Und so er bleibt in Gottes Lieb,

Wird er ewiglich leben.

5.

Darum laßt uns Gott lieben thun,

Und seinen Namen rufen an,

Und laßt uns nicht gedenken

An das so in der Welte ist,

Dann es ist all's zergänglich.

6.

Und wer die Welt nicht kann verlahn,

Und thut dem Geitz noch hangen an,

Der ist von Gott verlassen.

Wer aber Gottes Diener ist,

Der wird das alles hassen.

7.

Dann Christus hat gezeiget an,

Niemand zwey'n Herren dienen kann,

Er muß einen verlassen,

Den einen muß er lieben thun,

Den andern muß er hassen.

8.

Drum wer Christi Diener will seyn

Der geb sich nur willig darein,

Verfolgung muß er leiden.

Darum er Christo folget nach,

Und thut das Uebel meiden.

9.

Derselbig wird gar bald veracht,

Mit Christo muß er leiden Schmach,

Von dieser argen Welte,

Die ihr Hoffnung setzt auf groß Gut,

In Silber, Gold und Gelde.

10.

Aber das alles wird zergahn,

Und wer sich darauf wird verlahn,

Der wird darinn verderben,

Ob er schon hätt die ganze Welt,

Muß er zuletzt doch sterben.

11.

Was hilft ihn dann sein grosses Gut,

Damit er sein'r Seel Schaden thut?

Womit will ers erlösen?

Es hilft ihn kein irrdischer Schatz,

Er mag nicht mehr genesen.

12.

Nun seht das Evangelium an,

Das uns sagt von dem reichen Mann,

Der also mußt verderben,

Da er wolt leb'n und fröhlich seyn,

Da mußt er gar bald sterben.

13.

Also wirds allen denen gohn,

Die ihnen hie Schätz sammlen thun,

Und Gottes Wort verachten,

Und stellen mehr nach zeitlich Gut,

Das Ewig nicht betrachten.

14.

Darum hat Gott geoffenbahrt,

Und läßt verkünden seine Wort

Welcher's nun will annehmen,

Der muß Christo hie folgen nach,

Und sich sein's Creutzs nicht schämen.

15.

Wie uns Christus thut zeigen an:

Welcher hie etwas thut verlahn,

Von wegen meines Namen,

Und mich bekennt vor dieser Welt,

Deß will ich mich nicht schamen.

16.

Ich will ihn auch bekennen thun

Vor mein'm Vater im Himmelsthron,

Mit mir soll er regieren,

Er wird haben ewige Freud

Kein Leid soll ihn berühren.

17.

Das ist der Schatz in Ewigkeit,

Den Gott der Herr selbst hat bereit

Denen, die ihn hie lieben,

Und bleiben steif in seinem Wort,

Und sich darinn thun üben.

18.

Denselben hat er zugeseit

Groß Fried und Freud in Ewigkeit,

So sie hie überwinden,

In Jesu Christo seinem Sohn,

Und ihn willig bekennen.

19.

Welcher mit Christo überwindt,

Der wird ewig nicht mehr geschändt,

Die Kron wird er erlangen,

Die Christus ihm verheissen hat,

Die wird er schon empfangen.

20.

Drum fürcht dich nicht, du kleine Heerd,

Ob du schon veracht bist auf Erd,

Gott wird dichs wohl ergötzen.

Er will dir geb'n das ewig Reich,

Darein will er dich setzen.

21.

Wer das Reich will ererben thun,

Der muß die Welt hie gar verlohn,

Und sich in Gott ergeben

Muß sich verlahn auf Gottes Wort,

Und darnach allzeit leben.

22.

Dann Christus spricht ohn allen Schertz:

Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz;

Darum, o Mensch, merk eben

Daß du ergreifst den rechten Schatz,

Er gibt dir ewigs Leben.

23.

Darum ihr Christen allgemein,

Die ihr jetzt Gott ergeben seyn,

Die Lieb laßt nicht erkalten,

In allem Trübsal bis in Tod,

Daß ihr den Schatz behaltet.

24.

So bitten wir den höchsten Gott,

Der uns diesen Schatz geben hat,

Der helf uns durchhin dringen,

Daß wir ihm in Gerechtigkeit

Das Opfer mögen bringen.

25.

Gott sey Lob, Ehr und Preiß geseit,

Von nun an bis in Ewigkeit,

Um dieser Gutthat willen.

Was er in uns ang'fangen hat,

Woll er mit Gnad erfüllen.

Amen.


 

Das 122. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton: „Mensch nun wilt du selig seyn.  (1)

1.

Gelobt sey Gott im höchsten Thron,

Der uns hat auserkohren,

Hat uns ein schönen Rock anthon,

Daß wir seyn neu gebohren.

2.

Das ist das recht hochzeitlich Kleid,

Damit Gott sein Volk zieret,

Die Hochzeit des Lamms ist schon b'reit,

Die Frommen drauf zu führen.

3.

Freut euch, ihr liebe Christen all,

Daß euch Gott hat ang'nommen,

Und euch bereit ein schönen Saal,

Darinn wir sollen kommen,

4.

Mit ihm halten das Abendmahl,

Welches er hat bereitet

Denen, die leiden viel Trübsal,

Um seinet willen streiten.

5.

Freu dich Zion du heil’ge G’mein,

Dein Bräutgam wird schier kommen,

Der dich hat g'macht von Sünden rein,

Das Reich hat er schon g'nommen.

6.

Die Stadt die hat er schon bereit,

Da du solt sicher wohnen,

Er gibt dir auch ein neues Kleid,

Von reiner Seiden schone.

7.

Die Seid ist die Rechtfertigkeit

Der Heilgen hie auf Erden,

Welcher sich jetzt damit bekleidt,

Der muß verachtet werden.

8.

Selig ist, der da wachen thut,

Und sich allzeit bereitet,

Und hält die Seiden wohl in Hut,

Damit er ist bekleidet.

9.

Welcher sich aber nicht bekleidt

Mit dieser reinen Seiden,

Derselb versäumt ein grosse Freud,

Ewig Pein muß er leiden.

10.

Also hat unser König schon

Ein Kleid mit Blut gesprenget,

Der uns aus Gnad hat g'nommen an,

Drum woll'n wir Gott lobsingen.

11.

Wann der König aufbrechen wird,

Mit der Posaunen Schalle,

Alsdann werden mit ihm geführt

Die Auserwählten alle.

12.

All die ihr Kleid gewäschen han,

Mit Blut wieder gesprenget,

Die werden auf die Hochzeit gahn,

Der Bräut'gam wird sie kennen.

13.

Dann gleich wie er selbst ist bekleidt,

Also die er hat g'laden,

Die hat er auch mit Fleiß bereit,

Drum mag ihm niemand schaden.

14.

Selig seynd, die da g’laden seynd

Zu diesem Abendmahle,

Und also b’harren bis ans End,

In allerley Trübsale.

15.

All die behalten dieses Kleid

In keinen Weg verletzen,

Den'n hat der Herr ein Kron bereit,

Die will er ihn'n aufsetzen.

16.

Welcher diß Kleid nicht an wird hon,

Wann der König wird kommen,

Derselb muß zu der Linken stohn,

Die Kron wird ihm genommen.

17.

Er wird ihm binden Händ und Füß,

Weil er nicht ist bekleidet,

Und werfen in die Finsterniß,

Von dieser grossen Freuden.

18.

Darum Zion du heil’ge G’mein,

Schau was du hast empfangen

Das b’halt und bleib von Sünden rein,

So wirst die Kron erlangen.

19.

Niemand wird krönet vor der Zeit,

Wer die Kron will gewinnen,

Der schau daß er nur redlich streit,

Mit Christo bis ans Ende.

20.

All die in Trübsal hie bestohn,

Und also überwinden,

Wer will sie scheiden von der Kron?

Kein Mensch mags ihn'n mehr nehmen.

21.

Gott sey Lob, Ehr und Preiß gesagt,

Der uns bekleidt mit Seiden,

Und hat uns auch würdig gemacht,

Um seinet will'n zu leiden.

22.

Wie Christus selbst gelitten hat,

Da er am Creutz mußt hangen,

Also es jetzt den Frommen gaht,

Sie leiden grossen Zwangen.

23.

Wir bitten dich, o Herre Gott,

Erlöß all dein Gefangnen,

Thu ihn'n Beystand in aller Noth,

Daß sie die Kron erlangen.

Amen.


 

Das 123. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton: „Ach Gott! wem soll ichs klagen, das heimlich ⁊c.“  (7)

1.

Hilf Gott daß ich mög singen

Von Herzen ein neu Lied

Dein Lob und Ehr verkünden

Sagen von deiner Güt,

Und deinen Namen loben

All Stund und Augenblick,

Im Himmel hoch dort oben,

Herr Gott, dein Geist mir schick.

2.

Nun merkt, ich will euch singen

Von einem Garten schon,

Der allezeit thut bringen

Sein Frucht, die drinn thut stohn.

Er ist ganz wohl gezieret,

Lustig zu sehen an,

Darinn geht auch spatzieren

Die Herrlichkeit Gott's schon.

3.

Den Garten er erleuchtet

Mit seiner hell'n Klarheit,

Vor seinem Glanz muß weichen

Die Sünd und all Boßheit.

Nichts unreins mag er leiden,

In diesem Garten schon.

Er thut es bald austreiben,

Wills gar nicht bey ihm hon.

4.

Also hat Gott der Vater

Durch sein heiliges Wort

Gepflanzet diesen Garten,

An ein lustigen Ort,

Welcher sein Frucht thut geben

Zu rechter Zeit mit Lust,

Darum, o Mensch, merk eben,

Was für ein Gart'n diß ist.

5.

Der Herr hat auch erschaffen

Den Menschen rein und gut,

Nach seinem Bild gemachet,

Wie die Schrift melden thut.

Hat ihn darnach gethone

In diesen Garten fein,

Den solt er pflanzen schone,

Er solt sein eigen seyn.

6.

Die Frucht die solt er essen,

Haben zu seiner Speiß,

Darneben nicht vergessen,

Was ihm Gott sagt mit Fleiß.

Den Baum mitten im Garten

Solt er nicht greifen an,

Den hat ihm Gott verboten,

Er solt ihn lassen stahn.

7.

Der Herr thät zu ihm sprechen,

Im Gart'n mit ganzem Fleiß:

So du vom Baum wirst brechen,

Und essen diese Speiß

So wirst du des Tods sterben,

Gleich an demselben Tag,

Gänzlich mußt du verderben,

Merk auf was ich dir sag.

8.

Also gebot der Herre

Dem Mensch mit ganzem Fleiß,

Sein Stimm ließ er ihn hören,

Wohl in dem Paradeiß.

Weil er sein Wort thät halten

War ihm ganz wohl und recht;

Da lugt der Satan balde

Wie er ihn fällen möcht.

9.

Der Mensch ließ sich verführen,

Zu essen diese Speiß,

Die ihm doch Gott der Herre

Verbot mit ganzem Fleiß.

Als er davon thät essen,

Da ward er bald gewahr,

Er hätt sich z’weit vermessen,

Darum er sich verbarg.

10.

Der Mensch hat unrecht thone,

Darum verbarg er sich

Vermocht nicht mehr bestohne

Vor Gottes Angesicht.

Dann er war bloß und nacket,

Fürcht sich vor Gottes Stimm.

Sein Augen wurden wacker,

Daß er erkannt sein Sünd.

11.

Dieweil er ab hat brochen

Von der verbotnen Speiß,

Hat Gott zu ihm gesprochen,

Du mußt aus m Paradeiß,

Verfluchet sey die Erde

Von wegen deiner Sünd.

Dein Speiß soll dir saur werden,

Und bist des Zorens Kind.

12.

Also hat Gott der Herre

Den Gart'n mit allem Fleiß

Verschlossen und versperret.

Den Weg ins Paradeiß

Hat er ganz wohl verwahret,

Mit ein'm feurigen Schwerdt,

Daß nichts unreins drein fähret,

Allhie auf dieser Erd.

13.

Niemand mocht hinein kommen,

In diesen Garten schon,

Das hab ich wohl vernommen,

Kein Mensch mocht ihn aufthun.

Da hat sich Gott erbarmet

Ueber sein Volk auf Erd

Den Elenden und Armen

Hat er ihr Bitt gewährt.

14.

Auf daß nicht würd verlohren

Der Fromme mit dem Schalck,

Darum ist uns gebohren

Christus von einer Magd,

Der Sohn Gottes genennet,

Ein Herr Himmels und Erd

Hat menschlich G'stalt ang’nommen,

Der edel König werth.

15.

Er hätt wohl mögen bleiben

In seiner Herrlichkeit,

Aus lauter Gnad und Liebe

Hat er uns zubereit

Den Weg zu diesem Garten,

Daß wir kommen hinein,

Zu dem ewigen Vater,

Und allzeit bey ihm seyn.

16.

Er hat uns angezeiget

Durch sein Barmherzigkeit,

Den wahrhaftigen Wege,

Der in den Garten leit.

Er ist ihn selber gangen,

Heißt uns ihm folgen nach

Viel Streich hat er empfangen,

Darzu auch Schand und Schmach.

17.

Er ist der Weg zum Garten,

Und auch die Thür allein,

Durch ihn kommt man zum Vater,

Sonst mag niemand hinein.

Er hat allein den Schlüssel,

Der uns aufschliessen kann,

Niemand mag mehr zuschliessen,

Weil er hat aufgethan.

18.

Nun spricht er zu uns allen:

Kommt her zu meiner Ruh,

Die ihr leidet Trübsale,

Wer meinen Willen thut,

Derselb wird ewig leben,

In diesem Garten schon,

Groß Freud will ich ihm geben,

Die kein Mensch erzählen kann.

19.

All die zu ihm seynd kommen

Mit rechtem Ernst und Fleiß,

Die hat er angenommen,

Führt sie ins Paradeiß,

Aus dem vor ward verstossen

Der erst Mensch Adam g'nennt,

Nach ihm ward es verschlossen,

Von wegen seiner Sünd.

20.

Wiewohl er ist gewesen

Der Ersterschaff'n von Gott,

Mocht er doch nicht genesen,

Weil er gesündet hat.

Darum er nicht thät halten,

Gottes Gebot mit Fleiß,

Ward er verstossen balde

Wohl aus dem Paradeiß.

21.

Dann Gott hat diesen Garten

Allein vor die bereit,

Die halten seine Worte

Mit Fleiß zu aller Zeit.

Nichts unreins will er haben

In diesem Garten fein,

Das merkt ihr stolze Knaben,

Die ihr wolt Sünder seyn.

22.

Seht an des Herren Worte,

Von Anbeginn der Welt,

Welches an manchem Orte

Also klärlich erzählt,

Daß Gott der Herr thät strafen

Die Gottlosen allzeit,

Acht keinen grossen Haufen,

Der ihm zuwider streit.

23.

Er ist von Anfang g’wesen,

Und wird seyn bis ans End,

Daß keiner mocht genesen,

Der b’harret in der Sünd.

Am grossen Tag des Herren

Wird kein Sünder bestohn,

Darum thut euch bekehren,

Weil ihr das Leben hon.

24.

Gott will keinen Gottlosen

In diesem Garten hon,

Er hat allzeit verstossen,

Die unrecht haben than.

Der G’recht wird kaum erhalten,

Wo will der Sünder b’stohn;

Darum bekehr dich balde,

Wilt du das Leben hon.

25.

Das laßt euch gehn zu Herzen,

Ihr Völker allgemein.

Vermeid ewigen Schmerzen,

Wäscht euch von Sünden rein.

Dann Gott hat kein Gefallen

An des Gottlosen Tod,

Er will daß sie sich alle

Hüten vor grosser Noth.

26.

Barmherzig ist der Herre,

Er mag wohl sehen zu.

Die sich zu ihm bekehren,

Den’n gibt er ewig Ruh.

Er wird auch gräulich strafen,

Die sein'm Wort z'wider seyn,

Nemlich den großen Haufen,

Der b’harret in der Sünd.

27.

Darum, o Mensch, merk eben,

Laß dirs zu Herzen gohn,

So du begehrst zu leben

In diesem Garten schon,

Wilt du seyn bey dem Herren,

Der in dem Garten ist,

So thu dich bald bekehren

Von dein'm Betrug und List.

28.

Niemand wird hinein kommen

In diesen Garten schon,

Dann nur allein die Frommen,

Die Gottes Willen thun,

Die werden drinnen wohnen,

Und haben grosse Freud,

Bey diesem Wasserbrunnen

Der in dem Garten steht.

29.

All die werden Gott schauen,

Die rein von Herzen sind,

Freundlich wird er empfahen,

Wie ein Vater sein Kind,

Wird ihn'n die Kron aufsetzen,

In diesem Garten schon,

Wird sie alls Leids ergötzen,

Groß Freud werden sie hon.

30.

Drum freuet euch ihr Frommen

Lobt Gott zu aller Stund,

Daß er uns an hat g'nommen,

Mit uns aufg'richt sein'n Bund,

Und hat uns angezeiget

Den Weg ins Paradeiß,

Darum will ich mich neigen,

Ihm sagen Lob und Preiß.

31.

Ich will alles verlassen,

Was hie auf Erden ist,

Daß ich bleib auf der Strassen,

Jetzt und zu aller Frist

Daß ich komm in den Garten,

Mit allen Frommen schon,

Zu dem ewigen Vater,

Der mich hat g'nommen an.

32.

Bey ihm ist sicher wohnen,

Er hat ein schönen Plan,

Daselbst werden die Frommen

Allzeit ihr Kurzweil han.

Der Gottloß wird verstossen

In die ewige Pein,

Die Thür wird ihm verschlossen,

Daß er nicht kommt hinein.

33.

Nun habt ihr wohl vernommen,

Welcher aufmerken will,

Wie man hinein soll kommen,

Darum bedarfs nicht viel,

Es ist nicht g'nug mit Worten,

Greifts nur an mit der That,

Wolt ihr geh'n in den Garten,

Weil die Thür offen staht.


 

Das 124. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton: „Ich stund an einem Morgen, heimlich an ⁊c (4)

1.

Ihr Kinder Gottes alle,

Die ihr Gott folget nach,

Thut seinen Wohlgefallen,

Und leid darum viel Schmach.

So seyd nun steif auf dieser Bahn,

Was Gott üb'r euch läßt kommen,

Das nehmt mit Willen an.

2.

Werfet all eure Sorge

Auf den wahrhaften Gott,

Dann er will für uns sorgen,

Allhie in aller Noth.

Ihm seynd all Ding ganz wohl bekannt,

Drum laßt uns erniedrigen

Unter sein g’waltig Hand.

3.

Auf daß er uns erhöhe,

Wenns ihn dünkt rechte Zeit,

Die wir jetzt seynd verschmähet,

Er ist von uns nicht weit.

Er will uns helfen aus aller Pein,

Drum wollen wir ihm dienen

Und ihm gehorsam seyn.

4.

Was er nun her thut schicken,

Feu'r, Wasser oder Schwerdt,

G'fängniß, Trübsal und Stricke,

Dardurch wir werden b'währt,

So laßt euch nur nicht schrecken ab,

Es g'schicht uns alls zu gutem,

Als ich vernommen hab.

5.

Dieweil's Gott hat verordnet,

Und ihm also gefällt,

Der uns hat neu gebohren,

Und hat uns auserwählt,

Dieweil er uns hat g’nommen an,

So werden wir gehasset

Fast schier von jedermann.

6.

Es ist also ergangen,

Wie dann geschrieben staht,

Mit Abel hats ang'fangen,

Da er Gott g'fallen hat,

Da mußt er leiden grosse Noth

Von seinem eignen Bruder

Der ihn hat g’schlagen z’tod.

7.

Darnach alle Propheten,

Und andre Frommen auch,

Etlich thät man ertödten,

Andern hond sonst viel Schmach,

Durch Angst und Noth, Creutz und Trübsal,

Sind sie worden probieret,

Wie Gold im Feu'r sieb'nmahl.

8.

Also werden die Frommen

Allhie auf Erd probiert,

Daß ihr Glaub werd erfunden

Rein, lauter und geziert.

Aber nach dieser kleinen Zeit

Werd'n sie sich ewig freuen,

Mit unaussprechlich'r Freud.

9.

Wie viel ihr seynd gewesen,

Die Gott gefallen han,

Haben nicht mögen g'nesen

Vor dem falschen Satan,

Welcher jetzt auch in dieser Zeit

Mit allen seinen Knechten

Wider die Christen streit.

10.

Ohn Ursach thut er hassen

Die Gott hat auserkohrn,

Dieweil er ist verstossen,

Hat er ein grossen Zorn,

Aus eitlem Neid und Uebermuth

Thut er die Frommen hassen,

Doch g’schichts ihn'n alls zu gut.

11.

Darum ihr Auserwählte,

Ihr Kinder Gottes rein,

Die ihr nun von der Welte

Leidet viel Schmach und Pein,

So laßt euch das nicht nehmen fremd,

Dann Gott der Herr probieret,

Und züchtigt seine Kind.

12.

Darum merkt auf, ihr Frommen,

Die ihr Gott g’horsam sind,

Weil er uns an hat g'nommen,

Straft er uns als sein' Kind.

Dann welchen der Herr lieben thut,

Den will er freundlich ziehen,

Streichen mit seiner Ruth.

13.

So wir die Furcht annehmen,

Erbeut sich Gott der Herr

Unser Vater zu seyne.

Darum gebt ihm die Ehr

Nehmts mit Gedult und Willen an,

Gott ist treu und gerechte,

Er will uns nicht verlahn.

14.

Christus auf Erd ist kommen,

Sein Reich hat er verlahn,

Hat menschlich G’stalt ang'nommen,

Seins Vaters Willen than.

Es war kein Falsch in seinem Mund,

Kein Sünd hat er gethone,

Die Wahrheit g'redt all Stund.

15.

Darum ward er verachtet

Von dem gottlosen G’sind,

Welches mit Fleiß betrachtet,

Wie es ein Ursach findt,

Damit es ihn möcht bringen um,

Aber sie hond nichts funden,

Dann er war g'recht und fromm.

16.

Doch hond sie ihn getödtet,

Gecreutzigt ohn Ursach.

So gehts in diesen Zeiten

Den'n die ihm folgen nach,

Sie müssen ihm werden geleich

In Trübsal hie auf Erden,

Darnach auch in sein'm Reich.

17.

Ein Vorbild ist er worden

Der edel König werth,

Er ist der Erstgebohren,

Unter viel Brüdern auf Erd,

Er hat gelitten Creutz und Schmach,

Und uns ein Vorbild geben,

Daß wir ihm folgen nach.

18.

Wie er in diesem Leben

Sein'm Vater g’horsam g’weßt,

Und sich in Tod ergeben,

Damit er uns erlößt,

Weil er sich selbst erniedrigt hat,

So hat ihn Gott erhöhet,

Wie dann geschrieben staht.

19.

Hat ihm alls übergeben

Im Himmel und auf Erd.

In ihm hond wir das Leben,

Und die ewige Freud.

Wer sich also erniedrigen thut,

Den will er auch erhöhen,

Halten in seiner Hut.

20.

Darum laßt uns gedenken,

Wie uns die Schrift zeigt an,

Daß uns Gott alls will schenken

Mit Christo seinem Sohn.

So merkt nun wohl und denkt daran,

Wie's Christo ist ergangen,

So wirds uns auch ergahn.

21.

Dieweil nun alle Frommen,

Und Jesus Christus auch

Also zu Gott seynd kommen

Durch Creutz, Trübsal und Schmach,

Ist uns damit gezeiget an,

Daß wer zu Gott will kommen,

Durch Trübsal muß eingahn.

22.

Wie uns Christus thut sagen,

Ich bin der Weg und Thür

Wie's mich erwürget haben,

So seht euch eben für.

Also wird es euch auch ergahn,

Wer euch tödt, der wird meinen,

Hab Gott ein Dienst gethan.

23.

So seyd nun unverzaget,

Und nehmts mit Willen an,

Solches thu ich euch sagen,

Daß ihr gedenkt daran.

Ihr werd weinen und traurig seyn,

Aber die Welt sich freuen

In aller eurer Pein.

24.

So seyd nun wohl getröstet,

Ihr liebe Kinder mein,

Ich will euch send'n mein Geiste,

Soll ewig bey euch seyn.

Dann ich will euch nicht Waysen lohn,

Ob euch die Welt thut hassen,

So will ich bey euch stohn.

25.

Dann ich hab überwunden

Die Welt und all mein Feind,

Drum will ich zu euch kommen,

Wann ihr so traurig seynd,

Eur Trauren soll sich kehr'n in Freud,

Die euch niemand soll nehmen,

Bis in die Ewigkeit.

26.

Darum ihr Christen alle,

Laßts euch zu Herzen gohn,

Die ihr leidet Trübsale,

Gott will uns nicht verlohn,

So wir dem Guten kommen nach,

So will er uns erlösen

Aus aller Schand und Schmach.

27.

Er will uns auch bewahren,

Halten in seiner Hut,

Was uns nun widerfahret,

Das g'schicht uns alls zu gut,

So wir bleiben in seiner Lieb,

Wie er uns hat geliebet,

Allzeit in seiner Ueb.

28.

O ihr geliebte Brüder,

Und Schwestern allgemein,

Die ihr seyd Christi Glieder,

Von seinem Fleisch und Bein,

So legt nun an Sanftmüthigkeit,

Gedult, Langmuth und Treue,

Darzu auch Freundlichkeit.

29.

Aber vor allen Dingen

Legt an die Liebe schon,

Dardurch wir überwinden

Allhie auf dieser Bahn,

Sie ists Band der Vollkommenheit.

Die Liebe ist Gott selber,

Sie bleibt in Ewigkeit.

30.

Drum laßt sie nicht erkalten,

Sie ist der höchste Schatz,

Ich hoff sie werd behalten

Den Sieg in unserm Herz.

Drum legt den Schild des Glaubens an,

Damit wir aus thun löschen

Die böse Pfeil Satans.

31.

Der jetzt so grimmig wütet,

Und setzt uns heftig zu,

Und hat so gar kein Güte,

Darzu kein Rast noch Ruh,

Damit er uns mögt reissen ab,

Es wird ihm nicht gelingen,

Dran ich kein Zweifel hab.

32.

Dann Gott wird ihm zerbrechen

All sein Anschläg und List,

Er will all Frommen rächen,

Dann er wahrhaftig ist.

Er wird uns nicht mehr legen auf,

Dann wir wohl mögen tragen.

Freu dich, du kleiner Hauf.

33.

So seyd wacker und nüchtern,

Gürtet eur Lenden um,

Laßt brennen eure Lichter,

Wenn unser König kommt,

Daß wir ihm bald entgegen gahn,

All die sich hond bereitet,

Die wird er nehmen an.

34.

Er wird sie mit ihm führen

In die ewige Freud.

Mit ihm werdens regieren

Ja bis in Ewigkeit.

Darum freut euch, ihr Christen all,

Schaut was uns Gott will geben

Nach diesem Jammerthal.

35.

Darum so laßt uns wachen,

Bäten mit ganzem Fleiß,

Laßt Gott nur mit uns machen,

Gebt ihm allein den Preiß.

Wir seynd sein Werk, er ist der Herr,

So g'scheh in uns sein Wille,

Ist meins Herzens Begehr.

36.

O Gott! g'denk deiner G’fangnen

Jetzt in der Zeit der Noth,

In Ketten und in Banden,

Von wegen deines Worts.

O Gott, verleih ihn'n Kraft und Stärk,

Und hilf ihn'n überwinden,

Der Feind dein Beystand merk.

37.

Herr Gott, ich thu dich bitten

Von meines Herzens Grund,

Du wollest uns behüten

Vorm Uebel alle Stund,

Durch Jesum Christ dein lieben Sohn,

Wer das begehrt von Herzen,

Der sprech Amen—Amen.


 

Das 125. Lied.

Ein ander Lied.

Im Ton: „Ach Gott, wie ist die Welt so voll.“  (1)

1.

Wo kommt das her, o Jesu Christ,

Daß all Welt so voll Falschheit ist?

Wer jetzt nicht will das Widerspiel,

Derselbig wird verachtet viel.

2.

Gold, Silber, Geld und grosses Gut,

Nur Geitz, hoch Pracht und Uebermuth,

Ist jetzund werth auf dieser Erd,

Der Fromm wird umbracht mit dem Schwerdt.

3.

Ach daß die Welt nur haben will

An allem Ort das Widerspiel.

Thut einer Guts, hat er kein Schutz,

Der Fromm muß jetzt tragen das Creutz.

4.

Das Uebel, das man strafen soll,

Deß ist die Welt ohn Massen voll,

Der Arm und Reich ist eben gleich,

O frommer Mann davon du weich.

5.

Gleich wie ein Licht scheint in der Nacht,

Also wer Christo folget nach,

Der wird behend an allem End

Ganz offenbar und wohl erkennt.

6.

Das machts, die Welt ist voller Sünd,

Thut einer recht, so ists ihn'n fremd,

Der Feind seynd viel. Gleich wie ein Eul,

Die bey dem Tag ausfliegen will,

7.

So ist der Fromm in dieser Zeit,

Wo er hin geht, man ihm nachschreyt,

Man hebt ihm auf den Wiedertauf,

Warum bleibst nit beym g'meinen Hauf?

8.

Sie müssen Wiedertäufer seyn,

Und darum leiden grosse Pein,

Die alle Stund von Herzengrund

Gern fleißig halten Gottes Bund.

9.

Es sagt oft ein'r vom Wiedertauf,

Versteht sich doch sehr wenig drauf,

Er sagt darbey daß unrecht sey,

Damit wird der Fromm nimmer frey.

10.

Der Fromm ist tauft nach Gottes Wort,

Darum wird er jetzund ermordt

Der gottlos Hauf, merkt eben drauf,

Derselb braucht jetzt den Wiedertauf.

11.

Dann er tauft wider Gottes Wort,

Das sieht man wohl an allem Ort.

Aber die Welt stellt nur nach Geld,

Sie achten nicht was Gott gefällt.

12.

Wer jetzt will halten Gottes Wort

Der ist in aller Welt ein Spott

Kein Platz noch Statt der Fromm nit hat,

Er muß nur leiden große Noth.

13.

Wer jetzt nicht will ein Sünder seyn,

Der muß nur leiden große Pein,

Dann alle Welt nach Unglück stellt,

Gottes Gebot sie gar nicht hält.

14.

Ist einer da, ders halten will,

So kommt bald der Gottlos ins Spiel,

Und spricht gar schon, was wilt du thun?

Es ist kein Mensch ders halten kann.

15.

Es ist kein Mensch auf dieser Erd,

Ob er schon Gott hat lieb und werth,

Der sey ohn Sünd; o Menschenkind,

Wie bist du so verstockt und blind!

16.

Welcher lieb hat des Herren Wort,

Der hält gar leichtlich Gott's Gebot,

Die sind nicht schwer, spricht selbst der Herr,

So ihr nur bleibt in meiner Lehr.

17.

Dann was von Gott gebohren ist,

Das überwindt die fleischlich Lüst,

Sünd, Teufel, Welt, auch Gut und Geld,

Der Glaub in uns den Sieg erhält.

18.

Weil der Gottlos nicht glauben kann,

Meint er, ihm sey gleich jedermann,

Weil seine Händ besudelt sind,

Kein Lieb noch Treu man bey ihm findt.

19.

Doch will er seyn ein guter Christ.

Darum, o Mensch, schau wer du bist,

Es ist ein Fehl, bewahr dein Seel,

Willt du nicht kommen in die Höll.

20.

Steh von dem Uebel bey der Zeit,

Dann's Himmelreich ist nicht gar weit,

Es ist gar nach mit Creutz und Schmach,

Wer Christo jetzt will folgen nach.

21.

Das ist der Weg und auch die Bahn,

Durch viel Trübsal muß man eingohn

Zu dieser Freud, die Gott bereit,

Denen die meiden all Boßheit.

22.

Der Satan sucht gar manchen List,

Weil er von Gott verstossen ist

In Ewigkeit von dieser Freud,

Die Gott den Frommen hat bereit.

23.

Also ists jetzt in aller Welt,

Welcher nach dieser Freuden stellt,

Dem wehrt mans bald mit ganzer G’walt.

O Herre Gott, dein Volk erhalt.

24.

Die selbst nicht wollen diese Freud,

Die wehrens dem der hinzu neigt,

Wer ihn stellt nach, der leidet Schmach,

Drum daß er Christo folget nach.

25.

Der Fromm wird trieben hin und her,

Gleichwie ein Schifflein auf dem Meer,

Er wird ermordt, und hat kein Ort

Da er eß seiner Hände Brod.

26.

Etlich hält man in G’fängniß lang,

Und achtet nicht wie's ihnen gang,

Sie leiden Noth, ja auch den Tod,

Das ist dem Feind alls nur ein Spott.

27.

Er spricht, seyd ihr nun Gottes Kind,

Und rein gemacht von aller Sünd,

Seyd ihr gerecht als Gottes Knecht,

So thut ein Zeichen daß mans seh.

28.

Die gottlos und ehbrech'risch Art,

Die jetzt von uns ein Zeichen b’gehrt,

Die ist so blind und voller Sünd,

Daß sie die Zeichen nicht erkennt.

29.

Gleich wie es war zu Christi Zeit,

Da kamen auch die böse Leut,

Und sprachen: Herr, wir wolten gern

Ein Zeichen sehn, wollst uns gewährn.

30.

Christus gab ihnen Antwort bald:

Urtheilt ihr doch des Himmels G’stalt,

So richtet auch nach rechten Bräuch,

Was gut und böß sey über euch.

31.

Viel Zeichen geschehen allezeit,

Aber diese gottlose Leut

Erkennens nicht, ihr Herz ist dick,

Mit Sünd und Schuld sind sie verstrickt.

32.

Also sagt jetzt der falsch Satan,

Es ist auf dieser Erd kein Mann,

Der fromm kann seyn, von Sünden rein,

Darum, o Mensch, sieh baß darein.

33.

Dann wer von Gott gebohren ist,

Der ist rein g'macht durch Jesum Christ,

Die neu Geburt, des Herren Wort

Erhält ihn jetzt in aller Noth.

34.

Das wissen alle Gottes Kind,

Daß sie von Gott gebohren sind,

Der falsch Satan mag ihn'n nichts thun,

Er muß allzeit in Schanden stohn.

35.

Der Gottlos jetzt in dieser Zeit,

Verachtet gar die fromme Leut,

Die neu Geburt, des Herren Wort,

Ist gar verschmäht an allem Ort.

36.

Wann schon der Fromm ihn'n sagen thut,

Ich bin rein g'macht durch Christi Blut,

Glauben sie's nit, ist ihn'n ein G’spött,

Darum wird jetzt der Fromm getödt.

37.

Dargegen sagt der falsch Satan,

Ihr seyd die man soll beten an,

Weil ihr allein seyd heilig rein,

So muß man euch setzen dorthin.

38.

Das verdreußt den Satan gar sehr

Daß man ihm nicht mehr gibt die Ehr,

Er beut aus Gnad an Gottes Statt,

Wo einer ist der g’sündigt hat,

39.

Derselbig zu ihm kommen muß,

Und bey ihm nehmen Gnad und Buß,

Er sagt kurzum, keiner sey fromm,

Der nicht zu seiner Gnaden komm.

40.

Der Greuel an der heilgen Statt,

Davon der Herr gesprochen hat,

Wer sich nicht neigt, ihm Ehr erzeigt,

Den bringt er bald in Angst und Leid.

41.

Wer nicht mit ihnen laufen will,

Und allzeit treiben s Widerspiel

Der leidt viel Noth, ja auch den Tod,

Darum sieh drein, o höchster Gott.

42.

Wer Gott allein jetzt gibt die Ehr,

Und bleibt allzeit in seiner Lehr,

Der wird gar bald vons Satans G’walt

Verfolgt, geschmäht gar mannigfalt.

43.

Wann er nur hört ein geistlich Lied,

So ist er da, schreyt, tobt und wüth

Er will es wehrn in seinem Zorn,

Der Fromm wird sich daran nicht kehr'n.

44.

Er wird Gott loben allezeit,

Wie ers ihm in den Munde geit,

Und den Satan nur wüthen lahn,

Er mag ihm doch kein Schaden thun.

45.

Das unnütz Ding in aller Welt,

Dasselb dem Satan wohl gefällt

Woran Gott einen Greuel hat,

Das treibt der Satan und sein Rott.

46.

Will auch darzu die fromme Leut

Zwingen jetzund in dieser Zeit

Heißt das Böß recht, und das Krumm schlecht,

Und gibt recht dem gottlosen Knecht.

47.

Wer aber solches nicht will thun,

Den greift der Satan g’waltig an,

Mit großer Pein; o Vater mein,

Tröst du allzeit die Kinder dein.

48.

Also thut jetzt der schalkhaft Knecht,

Was Gott gefällt, heißt er unrecht.

Darum weh dir, schau eben für

Das Unglück ist dir vor der Thür.

49.

Sie seynd gleich wie die wilde Thier,

Die zu dem Würgen sind gebohr'n,

Sie lästern das, wissen nicht was,

Ach daß sie's doch erkennten baß.

50.

In ihr'm Würgen werd'n sie erwürgt,

Dann Gott der sich ein Weil verbirgt,

Der kommt gar bald mit sein'm Gewalt,

Die Frommen er allzeit erhält.

51.

Wer jetzt in G’fängniß führen thut

Und vergeußt das unschuldig Blut,

Derselb muß seyn in ew’ger Pein,

Darum, o Mensch, sieh wohl darein.

52.

Dann welcher tödtet mit dem Schwerdt,

Derselb wird auch damit getödt.

Ja nicht allein leidt Schwerdtes Pein,

Ewig muß er verdammet seyn.

53.

Wer jetzt um Christi willen leidt,

Derselb erlangt ein grosse Freud

Er leidt hie Noth, einmal den Tod,

Darnach lebt er ewig mit Gott.

54.

Nun aber die Gottlosen nicht,

Ob sie schon hie auch werden g’tödt,

Ist ihn'n bereit nach dieser Zeit,

Ein grosse Pein in Ewigkeit.

55.

Also wirds dem Gottlosen gahn,

Der hie nicht will vom Uebel lahn,

Es wird ihm leid, wenn er der Freud

Beraubt muß seyn in Ewigkeit.

56.

Darum, o Mensch, so stell darnach,

Ob du schon hie mußt leiden Schmach.

Ein kleine Zeit, ist nimmer weit,

Werden erlößt die fromme Leut.

57.

Es sind zween Weg in dieser Zeit

Der ein ist schmal, der ander weit,

Wer jetzt will gahn die schmale Bahn,

Der wird veracht von jedermann.

58.

Das zeigt uns an des Herren Wort:

Geht ein durch diese enge Pfort,

Die Thür ist klein, wer will hinein,

Der muß vor leiden grosse Pein.

59.

Darnach hat er ewige Ruh.

Darum, o Mensch, schick dich darzu,

Wilt du seyn gleich in Gottes Reich,

Mit allen Frommen ewiglich.

60.

Da wird nichts seyn nach dieser Zeit,

Dann Fried und Freud in Ewigkeit,

Die Frommen schon werden das hon,

Die allzeit Gottes Willen thun.

61.

Wer aber geht den breiten Weg,

Dasselbig ist der Höllen Steg,

Der ist verlohrn in Gottes Zorn.

Wohl dem der jetzt ist neugebohrn.

62.

Demselben hat Gott zubereit

Ein Kron, die bleibt in Ewigkeit,

Sie wird nicht welck, darum, o Welt,

Laß fahren alles Gut und Geld.

63.

Und mach dich auf die schmale Bahn,

Daß du erlangst die ewig Kron.

Die Gott allein gibt seiner G’mein,

Die er hat g’macht von Sünden rein.

64.

Darum laß fahren alles Gut,

Den Geitz, hoch Pracht und Uebermuth,

Kehr dich behend von aller Sünd,

So wirst du g’zählt vor Gottes Kind.

65.

Dann es wird je nicht anders seyn,

Wer meiden will die ewig Pein,

Der werd nur fromm, das ist die Summ,

Mach sich auf d’Bahn, und seh nit um,

66.

Streck sich zum vorgesteckten Ziel.

Dann wer das Kleinod g’winnen will,

Muß alls verlahn, auf dieser Bahn,

Will er erlangen diese Kron.

67.

Nun merkt, die ihr seyd auf der Bahn,

Und wolt erlangen diese Kron,

Ihr fromme Leut in dieser Zeit,

Seyd keck und stark in allem Streit.

68.

Gott ist die Stärk in aller Noth,

Der uns erlößt hat von dem Tod,

Von ew’ger Pein gewäschen rein,

Ins Buch des Lebens g'schrieben ein.

69.

Darum freut euch, ihr Christen all,

Die ihr hie leidet viel Trübsal,

Habt nur Langmuth, es wird alls gut,

Wer nur ans End verharren thut.

70.

Das helf uns der Herr Jesu Christ,

Der unser Mittler worden ist,

Daß wir die Kron erlangen thun.

Er woll uns Hilf und Beystand thun.

71.

Gott sey Lob, Ehr und Preiß allein,

Der uns hat g'macht von Sünden rein,

Erhalt die Frommen in deinem Namen,

Daß ihn'n die Kron nit werd genommen.

Amen.


 

Das 126. Lied.

Der 34. Psalm.

Im Ton: „Wach auf in Gottes Namen.  (2)

1.

Ich will loben den Herren,

Mit Fleiß zu aller Stund

Sein Lob soll immerdare

Bleiben in meinem Mund.

Mein Seel soll sich des Herren

Rühmen, der mich behüt,

Daß die Elenden hören,

Die seinen Namen ehren,

Und sich freu'n seiner Güt.

2.

Preiset mit mir den Herren,

Ihr Heilgen alle gleich

Laßt uns sein Namen ehren,

In sein'm ewigen Reich,

Daß er hat aufgethone

Sein Wort in aller Welt.

Lasset uns mit einander

Erhöhen seinen Namen,

Treulich er ob uns hält,

3.

Da ich den Herren suchte,

Antwort er mir mit Fleiß,

Half mir aus meiner Furchte,

Darum ich ihn hoch preiß,

Daß er mich hat errettet

Von allen Feinden mein,

In meinen grossen Nöthen

Thut er mich noch behüten,

Sein Hülf bey mir erscheint.

4.

All die auf ihn thun sehen,

Suchen das ewig Reich,

Die wird er nicht verschmähen,

Durch ihn werdens erleucht.

Ihr keiner wird zu Schanden,

Der ihm vertrauen thut,

Dann Gottes starke Hande

Zerreißt des Teufels Bande,

Und hält sein Volk in Hut.

5.

Wenn der Elend thut rufen

Zu dem wahrhaften Gott

So will er ihm bald helfen

Aus aller seiner Noth.

Sein G’bät will er erhören,

Wie er gesprochen hat.

Darum freut euch des Herren,

Die seinen Namen ehren,

Fürcht euch nicht vor dem Tod.

6.

Dann der Engel des Herren

Lagert sich um die schon,

Die sich zu ihm thun kehren,

Und ihn stäts fürchten thun.

Dieselben wird er führen

In die ewige Ruh,

Mit Preiß will er sie zieren,

Kein Leid soll sie berühren,

Der Feind mag ihn'n nicht zu.

7.

Nun sehet an den Herren

Wie er so freundlich ist.

Thut euch zu ihm bekehren,

Dann er der Helfer ist.

Wer anruft seinen Namen,

Den will er nicht verlohn,

Wohl den'n die auf ihn bauen,

Auf seine Wort fest trauen,

Wer will ihn'n Schaden thun.

8.

Nun merket auf mit Horchen,

Laßt euch zu Herzen gohn,

All die den Herren fürchten,

Werden kein Mangel han.

Gott wird sie wohl begaben,

Jetzt und zu aller Frist,

Daß sie kein Mangel haben,

An irgend einer Gaben,

Dann Gott selbst mit ihn'n ist.

9.

Die Reichen müssen darben,

Und grossen Hunger han,

Daß sie die Furcht des Herren

So gar haben verlahn.

All die den Herren suchen

Und seinen Willen thun,

Die wird der Herr behüten,

Begab'n mit seiner Güte,

Daß sie kein Mangel hon.

10.

Merkt auf, ihr Menschenkinder,

Ihr Völker allgemein,

Dann ich will euch verkünden

Die Furcht des Herren rein.

Wer das Leben thut lieben,

Und wünschet gute Tag,

Der b'hüt sein Mund vor Lügen,

Sein Zunge vor Betriegen,

Merkt auf, was ich euch sag.

11.

Weicht ab von dem Unrechten,

Dem Guten hanget an,

Den Frieden solt ihr suchen,

Mit Fleiß nachjagen thun.

Dann die Augen des Herren

Sehn auf den G'rechten sein,

Ihr G’bät will er erhören,

Sein Ohren zu ihm kehren,

Hilft ihn'n aus aller Pein.

12.

Der Herr hat auch gerichtet

Sein Ang'sicht allezeit

Auf den der Böses tichtet,

Daß er ihn bald ausreut,

Sein G’dächtniß von dem Lande

Will er umbringen gar.

Die Gottlosen allsammen,

Macht er mit G’walt zu Schanden,

Darum sein Furcht bewahr.

13.

Wann die Elenden schreyen

Zu ihrem höchsten Gott,

So steht er ihnen beye,

In aller ihrer Noth,

Er thut all die erretten,

Die z'rbrochens Herzens seyn,

Haben zerschlagne G’müthe,

Die will er auch behüten,

Daß sie ihm g'fällig seyn.

14.

Der G’rechte muß viel leiden,

In diesem Jammerstrauß,

Daß er das Bös thut meiden,

Gott hilft ihm allzeit aus.

Den G’rechten er bewahret,

Behüt ihm seine Bein,

Und zählt ihm seine Haare,

Daß keins vom Haupt nicht fahre

Wohl ohn den Willen sein.

15.

Der Gottlos wird umkommen,

Durchs eigen Unglück sein,

Darum daß er dem Frommen

Hat aufgelegt viel Pein.

All die den G’rechten hassen,

Müssen zu Schanden gohn,

Von Gott seynd sie verlassen,

Er wird sie gar verstossen,

Groß Schuld werden sie hon.

16.

Der Herr ist treu und gütig,

Wahrhaftig und gerecht

Der in den grossen Nöthen

Erlöset seine Knecht

Alle die ihm vertrauen.

Werden kein Schuld nit han,

Darum laßt euch nicht grauen,

Die ihr auf ihn thut bauen,

Er wird euch nicht verlohn.

17.

So freuet euch des Herren,

Ihr Heilgen allgemein,

Und thut sein Namen ehren,

Ihr seyd groß oder klein.

Seht an den großen Troste,

Den uns Gott zu hat g'seit

Ob uns die Welt thut hassen,

Will er uns nicht verlassen,

Drum lobt ihn allezeit.

Amen.


 

Das 127. Lied.

Der 35. Psalm.

Im Ton: „Aus tiefer Noth.  (3)

1.

Herr Gott! streit wider meine Feind,

In meinen grossen Nöthen,

Die mir allzeit zuwider seynd,

Und wollen mich ertödten.

O Herre Gott! thu mir Beystand,

Ergreif den Schild und Schirm zu Hand,

Mach dich auf, mir zu helfen.

2.

O Herr! zeuch deinen Spieß herfür

Und schütz mich vor mein Feinden,

In aller Noth steh du bey mir

Laß mich nicht von dir wenden.

O Herre Gott! tröst mir mein Seel,

Du bist allein mein Schutz und Heil,

Mein Hülf zu allen Zeiten.

3.

Es müssen sich schämen all die

Mir stell'n nach meiner Seelen,

Sie müssen zurück kehren hie,

All die mir Uebels wöllen,

Gleich wie der Wind zerweht die Spreu,

Der Engel des Herren sie treib

Zurück mit ihrem Wüten.

4.

Ihr Weg wird ihnen finster seyn,

Wenn sie mir nach thun jagen,

Der Herr verfolgt die Feinde mein

Drum will ich nicht verzagen.

Sie haben mir ohn Ursach g’stellt

Ihr Netz, aber sie haben g'fehlt,

Sie wolten mich verderben.

5.

Sie haben mir all ohn Ursach

Gestellt nach meiner Seelen,

Und haben viel Gruben gemacht,

Daß sie mich möchten fällen.

Das Netz, das sie mir haben g'richt,

Das wird sie fällen schnelliglich.

Sie werden selbst drein fallen.

6.

Des Herren freuet sich mein Seel,

Er ist mein Trost alleine,

Ich will mich freuen auf sein Heyl.

Es müssen all mein Beine

Sagen: Herr, wer ist dir geleich,

Im Himmel und auf Erdereich,

Wie herrlich ist dein Name.

7.

Dann du errettest allezeit

Die Elenden und Armen,

Von dem der ihn zuwider streit,

Thust dich deins Volks erbarmen.

Wer den Elenden jetzt beraubt,

Und nimmt ihm alles was er hat,

Dem wirst du's, Herr, vergelten.

8.

Es tretten falsche Zeugen auf,

In meinen grossen Nöthen,

Legen mir schwere Sachen auf

Daß sie mich möchten tödten,

Sie fragen davon ich nichts weiß,

Für Guts vergelten sie mir Böß,

Mein Seel trostlos zu machen.

9.

Ich aber, da sie waren schwach,

Kasteyet mich mit Fasten,

Vor Trauren zog ich an ein Sack,

Mein Bitt kehrt in mein Schosse.

Ich ging als wärs mein Brud'r und Freund

Wie ein Mutter klagt ihre Kind

Also war ich ganz traurig.

10.

Sie aber freuen sich zu hand,

In meinen grossen Nöthen,

Legen mir auf viel Schmach und Schand

Und wollen mich ertödten.

Die Hinkenden kommen zu Hauf,

Sie reissen und hören nicht auf,

Und wollen mich umbringen.

11.

Mit den Fressern und Spöttischen,

Mit allen falschen Gleißnern,

Beissens zusammen ihre Zähn,

Und wollen mich zerreissen,

Sie sind ganz grimmig über mich,

Darum, Herr, daß ich hoff auf dich,

Das thut sie hart verdriessen.

12.

Wie lang wilt du ihn'n sehen zu,

Herr Gott in deinem Himmel.

Führ doch mein Seel zu deiner Ruh,

Aus ihrem grossen Rühmmel.

Dann ich bin einsam und elend,

Darum, Herr Gott, dich zu mir wend,

Errett mich von dem Löwen.

13.

Ich will dir danken, Herr mein Gott,

In deiner grossen G’meine.

Dann du hilfst mir aus aller Noth,

Du bist mein Trost alleine,

Ich will dich rühmen allezeit,

Unter dem Volk, höret ihr Leut,

Gott ist mein Trost auf Erden.

14.

Laß sich nicht freuen meine Feind,

Noch mit den Augen winken,

Die mich ohn Ursach hassen seynd,

Wollen mich täglich kränken,

Sie reden nichts zu deinem Fried,

Das Recht sie biegen wie ein Wied

In ihrem falschen Herzen.

15.

Sie dichten eitel falsche Wort,

Wider deine Verstoßne

Im Land jetzund an allem Ort,

Wohl über dein Verlaßne

Sperren sie ihren Rachen auf

Seinem Volk legens groß Schuld auf,

Sprechen, sie habens g’sehen.

16.

Du siehst es wohl, o Herr mein Gott,

Du weißt all heimlich Sachen,

Darum schweig nicht in dieser Noth,

Du wollst dich bald aufmachen,

O Herre Gott, komm zu mein'm Recht,

Streit selbst vor mich wider das G’schlecht,

Richt du all meine Sachen.

17.

Richt mich nach deiner G’rechtigkeit,

Mit Gnad thu mich erfüllen,

All die sich freuen meines Leids,

Den’n brich, Herr, ihren Willen.

Laß ihn'n nicht zu nach ihrem Sinn,

Daß sie sprechen, reisset ihn hin,

Wir haben ihn verschlungen.

18.

Es müssen sich schämen zu hand,

Die sich meins Unglücks freuen,

Sie werd'n bekleidt mit Schmach und Schand,

Die mir mit Pein hart dräuen.

Was sich hoch lobet wider mich,

Sprechen wir woll'n dringen auf dich,

Die werden schnell umkommen.

19.

Rühmen und freuen müssen sich,

Die allezeit Lust haben

An deiner G'rechtigkeit wie ich,

Es müssen immer sagen,

Gelobt sey Gott, er ist gerecht,

Er hat Lust am Fried seines Knechts,

Hilft ihm zu allen Zeiten.

20.

Mein Zung soll reden allezeit,

Und will mich deß nicht schämen,

Herr Gott, von deiner G'rechtigkeit

Will ich mich täglich rühmen.

Dann du hilfst mir aus aller Noth,

Deß will ich dir lobsingen, Gott,

Ewig will ich dir danken.

Amen.


 

Das 128. Lied.

Der 50. Psalm.

Im Ton: „O Herre Gott begnade mich.“

1.

Also redt der wahrhaftig Gott,

Und thut verkünden seine Wort

Er rufet allem Lande,

Von der Sonnen Aufgange,

Bis zu dem Niedergang so weit,

Hat ihn anzeigt sein G'rechtigkeit,

Alle die das annehmen,

Die werden ihn erkennen.

Er redt auch weiter und erzählt

Von seinem Volk das er erwählt,

Aus Zion wird erscheinen

Die Liebe Gottes feine,

Das ist sein heilig G’meine.

2.

Unser Gott kommt und schweigt nit mehr,

Ein fressend Feur geht vor ihm her,

Um ihn ein groß Ung'witter

Es muß all's vor ihm zittern

Er ruft dem Himmel und der Erd

Auf daß sein Volk gerichtet werd,

Versammlet mir mein Heilgen,

Und meine Auserwählten,

Die meinen Bund hie achten mehr,

Dann das Opfern von Widdern her,

Die Himmel thun verkünden schon,

Sein G’rechtigkeit, und zeigen an,

Der Herr ist Richter, Sela.

3.

Hör mich mein Volk, spricht Gott der Herr,

Zu Israel sein'm Volk spricht er

Von wegen deines Opfers hab

Ich dich gar nicht gestrafet.

Dann ich will nicht Farren noch Böck,

Von deinem Haus, darum du merk

Viel Vieh auf tausend Bergen,

Keins mag sich nicht verbergen.

Und alle Thier im ganzen Land

Die seynd mir alle wohl bekannt,

Die Vögel unterm Himmel schon,

Die seynd mir alle unterthan,

Und sind in meinem G’walte.

4.

Meinst du, wo mich schon hungern wird

Daß ich davon wolt sagen dir?

Dann mein ist der Erdboden,

All Creatur darneben,

Das hat mein Hand alles gemacht,

Darum, o Mensch, das wohl betracht,

Und laß dirs gehn zu Herzen,

Dann es gilt je nicht Scherzen,

Gott zeigt uns an das Opfer gut

Daß er nicht will Fleisch oder Blut

Von Ochsen oder Böcken mehr

Allein daß man sein Namen ehr,

Und in der Wahrheit preise.

5.

Wer dem Herren Dankopfer bringt,

Und bezahlt dem Höchsten sein G’lübd,

Zu dem spricht Gott der Herre

Dein G’bät will ich erhören,

Wann du mich anrufst in der Noth,

So bin ich da mit meiner Gnad,

Und will dir Hülf beweisen.

Darum solt du mich preisen,

Und solt verkünden meine Wort

Mein G'rechtigkeit an allem Ort,

Mein Lob soll seyn in deinem Mund,

Ja immerdar zu aller Stund

Solt du mein Namen preisen.

6.

Aber zu dem gottlosen Knecht

Spricht Gott: wie verkündst du mein Recht,

Dieweil du die Zucht hassest,

Und meine Wort verlassest;

Warum nimmst du in deinen Mund

Mein Bund, dieweil du alle Stund

Dein Theil hast mit den Dieben,

Und thust die Boßheit lieben?

Dein Mund läßt du die Lügen thun,

Und dein Zung richtet Unruh an.

Da ich das sah, da schwieg ich fein,

So meinst, ich hätt vergessen dein,

Aber ich will dich strafen.

7.

Merkt auf, die ihr Gottes vergeßt,

Und allzeit gottloß seyd geweßt,

Gedenkt an Gott den Herren,

Thut euch zu ihm bekehren.

Dann wann erscheinen wird der Herr,

So wird seyn kein Errettung mehr

Allein zu Jerusalem schon,

Und auf dem heilgen Berg Zion.

Welcher auf diesem Berge ist,

Seh sich nicht um zu dieser Frist.

Dann das ist je die rechte Bahn,

Die uns Gott hat gezeiget an,

Darum soll'n wir ihn preisen.


 

Das 129. Lied.

Der 86. Psalm.

In der Tagweis von eines Königs Tochter.  (4)

1.

Herr Gott! thu mich erhören,

Elend und arm bin ich

Neig zu mir deine Ohren,

Bewahr mein Seel, bitt ich,

Hilf Herre Gott dem deinen Knecht,

Dann ich thu mich verlassen

Gänzlich auf deine Recht.

2.

Herr! sey mir gnädig rechte,

Täglich ruf ich zu dir

Tröst die Seel deines Knechtes,

Mein Seel heb ich zu dir.

Dann du bist gnädig und ganz gut,

Von Treu und grosser Güte,

Dem der dich suchen thut.

3.

Dein Knecht thut zu dir schreyen,

Herr mein Gebät vernimm,

Ich hoff auf deine Treue,

Herr Gott erhör mein Stimm.

Zur Zeit der Noth ruf ich dich an,

Du wollest mich erretten,

Und wollst mir Beystand thun.

4.

Niemand wird dir gleich funden,

Unter den Göttern schon,

Der schaffen kann die Wunder,

Die du Herr hast gethon,

All Heiden die du hast gestalt,

Werden vor dir erscheinen,

Anbäten deinen G’walt.

5.

Und deinen Namen preisen,

Daß dein G’walt mächtig ist

Und thust Wunder beweisen,

Und Gott alleinig bist,

Den rechten Weg zeig du mir an,

Daß ich bleib bey dein'r Furchte,

In deiner Wahrheit schon.

6.

Mein Gott! dir will ich danken,

Von ganzem Herzen mein,

Und ewig ohne Wanken

Loben den Namen dein.

Dein Güte ist groß über mich,

Aus der Höll hast mich errettet,

Drum will ich loben dich.

7.

O Gott, die stolzen Knaben

Legen mir auf viel Quäl,

In diesen letzten Tagen,

Stellen nach meiner Seel,

Sie bleiben nicht in deiner Furcht,

Haben dich nicht vor Augen,

Verachten deine Wort.

8.

Aber Herr du bist gnädig,

Von grosser Treu und Güt,

Barmherzig und langmüthig,

Der mich in Trübsal b’hüt.

Wend dich zu mir, o Herre Gott

Sey mir allzeit genädig,

Stärk mich in aller Noth.

9.

Herr Gott! hilf überwinden

Dem Sohne deiner Magd,

Und hilf mir durch her dringen,

Mit deiner grossen Kraft,

Gib Herre Gott dein'm Knecht bereit

In deinem Wort zu leben,

Bis in die Ewigkeit.

10.

Herr, wollst mich nicht verlassen,

Hilf mir aus Trübsal bald,

Daß alle die mich hassen,

Sehen dein grosse G’walt,

Daß du allein der Richter bist,

Und bist mir beygestanden,

Tröst mich zu aller Frist.

11.

Drum will ich dir Lob singen,

Von ganzem Herzen mein,

Und dir das Opfer bringen,

Zu Lob dem Namen dein.

Dann du bist sein alleinig werth,

Lob, Ehr und Preiß zu nehmen,

Im Himmel und auf Erd.

Amen.


 

Das 130. Lied.

Der 130. Psalm.

Im Ton: „Wohl dem der in Gottes Furchten steht.  (1)

1.

O Herr! nicht stolz ist mein Herz doch,

Und meine Augen sind nicht hoch

Ich wandel nicht in grossem Ding,

Die mir zu wunderbarlich sind.

2.

Wann ich mein Seel nicht setzt noch stillt,

So ward mein Geist in mir unmild

Wie einer der entwöhnet ist

Allhie von seiner Mutter Brüst.

3.

Der Herr ist, der mein Seel erquickt,

Der all Ding zu rechter Zeit schickt,

Israel wart auf sein Bescheid,

Von nun an bis in Ewigkeit.

Amen.


 

Das 131. Lied.

Ein geistlich Lied.

In der Weis: „Aus tiefer Noth schrey ich zu dir.  (3)

1.

O Gott Vater wir loben dich

Und deine Güte preisen:

Die du, o Herr, so gnädiglich,

An uns neu hast bewiesen,

Und hast uns Herr zusammen g’führt

Uns zu ermahnen durch dein Wort,

Gib uns Genad zu diesem.

2.

Oefne den Mund, Herr, deiner Knecht,

Gib ihn'n Weißheit darneben,

Daß er dein Wort mög sprechen recht,

Was dient zum frommen Leben

Und nützlich ist zu deinem Preiß,

Gib uns Hunger nach solcher Speiß,

Das ist unser Begehren.

3.

Gib unserm Herzen auch Verstand,

Erleuchtung hie auf Erden,

Daß dein Wort in uns werd bekannt,

Daß wir fromm mögen werden,

Und leben in Gerechtigkeit,

Achten auf dein Wort allezeit,

So bleibt man unbetrogen.

4.

Dein, o Herr, ist das Reich allein,

Und auch die Macht zusammen,

Wir loben dich in der Gemein,

Und danken deinem Namen,

Und bitten dich aus Herzens Grund,

Wollst bey uns seyn zu dieser Stund

Durch Jesum Christum, Amen.


 

Das 132. Lied.

Ein schön neu geistlich Lied, von einem frommen Christen, Hans Landis, am Zürich=See, wie er zu Zürich gerichtet, und seinen Lauf ritterlich vollendet.

— Geschehen an St. Michaels Tag, in dem Jahr 1614.

In der Weis: „Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.  (6)

1.

Ich hab ein schön neu Lied gemacht,

Und mich geflissen Tag und Nacht,

Dasselb von neuem g’sungen,

Von einem frommen Christen gut,

Hans Landis man ihn nennen thut,

Ich hoff es sey mir g’lungen.

2.

In tausend und sechs hundert Jahr,

Vierzehne darzu offenbahr,

Zu Zürich ist geschehen,

Daß er mit seinem Tod und Blut,

Christum sein Wort, das ewig Gut,

Bekennet und verjähen.

3.

Nun merk ein jeder frommer Christ,

Wie er der G’mein vorg’standen ist,

Thät Gottes Wort verkünden,

Da er sein Lauf vollendet hat,

Sein Glauben bezeugt mit der That,

Thät sie gleich überwinden.

4.

Doch möcht ich vor auch melden das,

Wie vor ein'm Jahr er g'fangen was,

In Zürich hart versperret:

Zween ander Brüder mit ihm b’hend

Die sind vorm Rath aufs Meer erkennt,

An Ketten hin geführet.

5.

Gen Solothurn sind sie geführt,

Ins Königs G’walt gar hart versehrt,

An Ketten hart verwahret.

Doch sind sie b’hend durch Gottes G’walt

Gleich wiederum erlöset bald,

Das hat man wohl erfahren.

6.

Nun merket weiter und fürbaß,

Wie er jetzt wieder g'fangen was,

Bey seinem Weib und Kinden:

Die Mutter und die Kinder sein,

Gaben ihm Trost der Liebe fein,

Liessen sich willig finden.

7.

Und hond ihn g’fangen hingeführt,

Zu Zürch in Wellenberg versperrt,

Und ihn da streng verhöret:

Von seiner Lehr und auch vom Tauf,

Vom Ehstand und vom Nachtmahl auch,

War bitterlich probiret.

8.

Und dräuten ihm gar hart darbey,

Wie daß er nicht mehr werth thät seyn,

Lebendig aufs Meer z' verkaufen.

Sondern er müsse mit dem Schwerdt

Gericht werd'n und zum Tod geführt,

Das ist bald g'schehen draufe.

9.

Als man ihn aus der G’fängniß hat

Geführt als ein Lämmlein zur Schlacht,

Thät viel Volk um ihn weinen:

Hans Landis sprach mit seinem Mund

Weint nicht um mich zu dieser Stund,

Gott thuts gut mit mir meinen.

10.

Merk was die Predicanten thon,

Hant das g’mein Volk vermahnen thun,

Sie solten für ihn bitten:

Er sey verstockt und gar verirrt

Damit er wird in Kenntniß g’führt,

All seiner Sünd und Fehlen.

11.

Hans Landis sprach mit Worten g'schwind:

Ich achte das für keine Sünd,

Das ihr mir für Sünd halten.

Ich hab gelehret Gottes Wort

Darzu g’wandelt in grosser Sorg,

Gott woll nun darob walten.

12.

Weiter hand sie ihn g'sprochen an,

Er soll sein Sünd bekennen thun,

Daß er erlang die Gnade.

Er antwort ihnen also b’hend:

Ich hab mein Sünd vorlängst bekennt,

Fürcht es wär jetzt zu spate.

13.

Doch schlag ichs Reich Gott's niemand ab,

Daß ich der G’schrift auch glauben mag,

Sond Besserung nicht sparen:

Damit es uns nicht auch ergieng,

Wies den thörichten Jungfrau'n gieng,

Das hat man wohl erfahren.

14.

Merk wie so gar mit manchem List,

Sie ihn versuchten zu der Frist

Und thäten ihm fürhalten

Den Schächer an dem Creutz behend,

Der Gnad erlanget an sein'm End.

Er thät sich nicht dran halten,

15.

Sondern gab ihnen Antwort bald:

Hat mit dem Schächer ein andre G'stalt,

‚s Wort sey ihm nicht verkündet;

Es wird uns zeitlich g'nug geseit,

Darum sind zu der Buß bereit,

Daß wir die Gnade finden.

16.

Noch weiter er wird angeredt

Warum er von ihn'n ausgehn thät

Von ihrer G’mein und Lehre?

Hans Landis antwort ihnen g'schwind,

Drum daß ihr nicht unsträflich sind,

Und euch zu Gott nicht kehret.

17.

Dann ich glaube gar festiglich,

Wer Gott vertraut, dem manglet nicht,

Dem wird sein Lehr und Leben

Viel guter Frücht und Nutzbarkeit,

Bringen allhie in dieser Zeit,

Das wirb ihnen Gott geben.

18.

Gottes Reich nicht in Worten staht,

Darum greifends an mit der That,

Wend ihr ewig Freud haben:

Wend ihr sprechen: o Vater mein,

Müßt ihr aus Gott geboren seyn,

Und seinen Worten glauben.

19.

Nach der Lehr und Gebrauch Christi,

Desgleichen sein'r Aposteln Schein,

Thäten wandlen und leben:

So dörft es weder Zwang noch Noth,

Sondern ich wolt gern früh und spat

Mein G’meinschaft mit euch haben.

20.

Sie wend ihn noch nicht bleiben lon,

Hielten ihm für den verlohrnen Sohn.

Laßt ihnen Antwort fahren:

Wie er in guter Hoffnung stuhnd,

Daß er mit dem verlohrnen Sohn,

Umkehrt vor dreysig Jahren.

21.

Darzu auch seine Sünd erkennt,

Gott bitten um Verzeihung b’hend,

Und auch zu allen Zeiten:

Auch jetzt in dieser G’fangenschaft,

In deren ich jetzt bin behaft,

Daß er mir helfe streiten.

22.

Da hat man ihm zu trinken bracht,

Und als er nun getrunken hat,

Danksaget er Gott eben,

Und sagt: ich glaub auch vestiglich,

Gott hab mir meine Sünd verzeicht,

Hing'nommen und vergeben.

23.

Da trank er noch zum andermal,

Darum ich auch das sagen soll,

Und wolt da nimmer trinken:

Dann ich hoff und glaube gewiß,

Daß mich Gott hienach im Paradieß

Wohl werd speisen und tränken.

24.

Nun laßt uns weiter merken baß,

Wie ihn die G’lehrten fragen das,

Ob er nicht Glauben gebe,

Daß er sich da versündet hab

Daß er viel wiedertaufet hab?

O nein, gar nicht, thät sagen.

25.

Und sprach darzu noch weiter drauf

Dann er hab sonst niemand getauft,

Sey dann von Sünd abg’standen:

Und habe wahre Buß gethan,

Den wahr'n Gott's Glauben g’nommen an,

Mit Christo auferstanden.

26.

Dieß ist der recht Befehl Christi,

Und Brauch seiner Aposteln frey,

Thut uns die G’schrift auch lehren:

Darbey man billig bleiben soll,

Und Gottes Wort lahn gelten wohl,

Das begehr ich vom Herren.

27.

Die Predicanten fragten mehr,

Wer ihn hab b'ruft zu seiner Lehr?

Thät ihnen Antwort geben:

Der ewig Gott im Himmelreich,

Das glaube ich ganz vestiglich,

Der hat mir den G’walt geben.

28.

Ein G’lehrter sprach zu ihm mit List,

Du weist daß du überzeugt bist

Mit dem göttlichen Worte:

Gar nicht, gar nicht, sprach er zu hand,

So ihr mir G'schrift nicht gelten land,

Meint ihr daß ich mich fürchte.

29.

So ihr aber G’schrift gelten lond

Thun ich bey meinem Glauben b’ston,

Bin gar nicht überwiesen:

Deß ich in guter Hoffnung stan,

Und klaget mich do gar nichts an,

In allem meinem G’wissen.

30.

Darum ihr Predicanten schon,

Ob schon ihrs Evangelion

Lehren und auch verkünden:

Leben und wandlen nicht darnach,

So bringt es keine Frücht darnach,

Das solt ihr billig finden.

31.

Da hand die Predicanten g’seit,

Er hab wider die Oberkeit

Gehandelt und gelebet:

Er solle hie bekennen thon,

Daß er im selben unrecht thun.

Thut ihnen Antwort geben:

32.

Er hab wider die Oberkeit

Nichts g'handelt das die G’schrift verbeut,

Bey der G’schrift soll man bleiben:

Dann es ist uns nicht g’nug darbey,

Allein in Christum z' glauben hie,

Sondern auch um ihn z' leiden.

33.

Die G’lehrten fragten weiter an:

Hans Landis, hast du jedermann

Verziehen und vergeben?

Er sprach, he ja zu aller Stund,

Und auch euch mit lachendem Mund,

Hab er gänzlich vergeben.

34.

Ich will hie weiter melden fort,

Da er ist kommen an das Ort,

Zu seiner letzten Stunde:

Hat Bekanntniß seins Glaubens than

Am selben Ort vor jedermann,

Sprach er mit seinem Munde:

35.

Ich glaube das ganz vestiglich,

Gott hab mir meine Sünd verzeicht,

Hing'nommen und vergeben:

Durchs bitter Leiden Jesu Christ.

Und nicht um meiner Werken ist

Geschehen, das merkt eben.

36.

Der Nachrichter mit seinem Mund,

Fraget Hans Landis zu der Stund

Ob es ihn thäte freuen?

Er sprach: ja g'wiß mit seinem Mund,

Er hat mich lang auf diese Stund

Verlanget und thun freuen.

37.

Und sprach darzu noch alles das,

Warum solt mich nicht freuen das,

Ich glaub in meinem Herzen:

Ich werd jetzt in dieser Stund schon,

Mein Gott Vater ins Himmels Thron,

Mit meinen Augen sehen.

38.

Da man ihn an die Richtstatt g'führt,

Fröhlich war er in seinem G’müth,

Thät sein Gebät verrichten

Zu unserm Gott ins Himmels Thron,

Der wölle uns auch nicht verlohn,

Und b’wahren ewiglichen.

39.

Der Nachrichter thät als ein Freund,

Da er ihn wolt richten, als verkündt,

Thät ihm Erlaubniß geben:

Zu reden hie nach seinem Muth

Und nach sein'm Lust und Willen gut,

Zuletzt in seinem Leben.

40.

Zu reden weiß ich nicht viel mehr

Dann ich möcht allen Menschen sehr

Wünschen und von Herzen gönnen:

Daß sie ihr Lebens Aenderung

Thäten, und wahre Besserung,

Daß sie zum Leben kämen.

41.

Hierauf ist er fröhlich und bald,

Niederkniet als ein fromm Held

Und ließ sich willig finden:

Und ist gerichtet mit dem Schwerdt,

Mannlich abg'schieden von der Erd,

Thät sie gleich überwinden.

42.

Der Nachrichter sprach mit sein'm Mund,

Und weinet auch von Herzens Grund,

Also gar inniglichen:

Ich bin unschuldig an diesem Blut,

Das glaub ich fest in meinem Muth,

Ob schon ich hab müss'n richten.

43.

Es thät ihm in dem Herzen weh,

Ihme und seinen Söhne zwee,

Thun bitterlichen weinen:

Daß man also ein frommen Christ

Vom Leben zum Tod hat gericht.

Sie thäten es gut meinen.

44.

Also erlanget er die Kron,

Bey Gott die ewig Ruh und Wonn,

Thut sie gleich überwinden:

Und ist gedultig in der Noth,

Und trägt das Creutz bis in den Tod,

Und ließ sich willig finden.

45.

Mit seinem Hausg'sind hand sie gethon,

Wie Esdre am letzten thut g’schrieben ston,

All's aus dem Haus thun jagen:

Haus und Hoff zu ihren Händen g’non.

Ist das g'mäß dem Evangelion?

Thu mir, o Singer, sagen.

46.

Also will ichs hie bleiben lan,

Und die Sach Gott befohlen han,

Der wöll sich unser erbarmen:

Und geben uns die ewig Kron,

Mit Landis unserm Bruder schon,

Durch Jesum Christum, Amen.


 

Das 133. Lied.

Ein schön Lied von den sieben Bergen.

Im Ton: „Mein fröhlich Herz c.  (20)

1.

Mein fröhlich Herz das treibt mich an zu singen

Wenn ich denk an die grosse Freud,

Ich hoff, mir werd gelingen,

Die Gott den Seinen hat bereit,

Die nicht zergeht in Ewigkeit,

Solt ich mich deß nicht freuen.

2.

Nun hörend zu und thund gar fleißig losen:

Sieb'n grosse Berg die sind bereit,

Die tragen güld'ne Rosen,

Zwölf Brunnen die sind auch darbey,

Die Milch und Honig fliessend frey,

Das thu ich euch verkünden.

3.

Noch mehr will ich euch auch hier noch anzeigen,

Es liegt ein Stadt auf weitem Feld,

Die will er uns geben zu eigen,

Die Gassen sind klarer dann das durch-

  scheinend Gold und Glas

Die Gründ und Mauren auch fürbaß,

Von lautrem Edelg’steine.

4.

Zwölf Thor sind auch daran gebauen,

Mit edlen Perlein rein und klar

So viel sind auch der Bäumen,

Die tragen alle Monat zwölferley Frücht,

Dahin da sollen wir alle seyn g'rüst,

Wend wir der Früchten g’niessen.

5.

Gar lauter und gar klar findt mans geschrieben,

Ins Menschen Herz kein grösser Freud

Auf Erden nie gestiegen,

Die doch in Ewigkeit wird b’stohn,

Kein Aug hats g'sehn, kein Ohr vernon,

So grosse Wonn und Freude.

6.

Nun lasset uns gar fleißig übersummen,

Ein jede Seel die selig ist,

Die leuchtet wie die Sonnen,

Wohl in des ew’gen Vaters Reich,

Dann werden sie den Engeln gleich,

Gleich wie die hellen Sternen.

7.

Mit heilger Wat und auch mit weisser Seiden

Bekleidt Gott seine Auserwählten zart,

Die in ihm also bleiben,

Er legt ihnen goldene Kronen auf ihr Haupt,

Ja welcher das von Herzen glaubt,

Der bleibt in seiner Lehre.

8.

Also wird Gott die Seinen b'lohnen,

Er wird sie führen in sein Reich

Da neut unreins wird kommen,

Der Herr der macht den Unterscheid,

Ja zwischen den Schaafen und Böcken weit,

Zwischen den Bösen und Frommen.

9.

Es sind gar viel die gern davon hör'n sagen,

Sie woltens auch gern nehmen an,

Wann sie's Creutz nicht müßten tragen,

So staht der Kelch des Leidens dran,

Dasselb müssen wir zum ersten han

Wöllend wir die Kron erlangen.

10.

Hochgelobt, gepreißt und geehret,

Sey unser lieber Herre Gott,

Der uns den Glauben mehret,

Darzu die heilige Dreyeinigkeit,

Wir loben Gott in Ewigkeit,

Durch Christum Jesum, Amen.


 

Das 134. Lied.

Ein Scheidlied.

In der Melodey: „Erzürn dich nicht, o frommer Christ.“  (9)

1.

Lebt friedsam, sprach Christus der Herr

Zu seinen Auserkohrnen,

Geliebte nehmt diß für ein Lehr,

Und wollt sein Stimm gern hören.

Das ist geseit, zu ein'm Abscheid

Von mir, wollt fest drinn stehen,

Ob scheid ich gleich, bleibts Herz bey euch,

Bis wir zur Freud eingehen.

2.

Ein Herzens Weh mir überkam

Im Scheiden über d' Massen,

Als ich von euch mein Abscheid nahm,

Und damals mußt verlassen.

Mein'm Herzen bang, beharrlich lang,

Es bleibt noch unvergessen

Ob scheid ich gleich, bleibts Herz bey euch,

Wie solt ich euch vergessen.

3.

Nach 'm Wesen Christi euch doch halt,

Gleich wie ihr habt empfangen,

Gebaut auf'm Grund zur rechten G’stalt,

Sein’n Wegen wolt anhangen.

Darin besteht mein Rath, weils geht

Auf ein Scheiden sehr traurig,

Ob scheid ich gleich, bleibts Herz bey euch

Bis an mein End gedaurig.

4.

Es ist ja kund und offenbar,

Wie friedsam wir zusammen

Gelebt han und einmüthig gar,

Gemäß dem Christen Namen,

Als Kinder Gott's, lieblich, guts Muths,

Da that mir weh das Scheiden,

Ob scheid ich gleich, bleibts Herz bey euch,

Gott's Lob mehr aus zu breiten.

5.

Mein liebste Freunde, manche Thrän

Ist mir um euch entfallen,

Diß hat die Lieb zu euch gethan,

Ihr bleibt auch mit euch allen

Zu Tag und Nacht in mein Obacht,

Der Herr woll euch bewahren,

Ob scheid ich gleich, bleibts Herz bey euch,

Wollt nichts an Tugend sparen.

6.

Und ihr Väter wolt tapfer seyn,

Die G’meine Gott's versorgen,

Die euch nun ist befohlen fein,

Auf daß ihr unverborgen

Die Ehren=Kron, zu einem Lohn,

Auf eurem Haupt mögt tragen,

Ob scheid ich gleich, bleibts Herz bey euch,

Um Gottes Wohlbehagen.

7.

Seyd klug und unterthänig fort,

Ihr Jungen all im Leben,

In Eintracht, Christlichem Accord

Wolt nach dem besten streben.

Habt euer Freud in dieser Zeit,

Stäts im Gesetz des Herren,

Ob scheid ich gleich, bleibts Herz bey euch,

Lebt doch nach Gott's Begehren.

8.

Kommt doch hier an meins Herzens Grund,

Mit Thränen ists gesungen,

Im Herren bleibet doch gesund,

Ihr Alten und ihr Jungen.

Hüt euch für Zwist, von's Satans List

Woll euch der Herr befreyen,

Ob scheid ich gleich, bleibts Herz bey euch,

Bis wir ewig erfreuen.

9.

Gelobt sey Gott um diß sein Werk,

Das er kräftig gelenket,

Geht ihr zu dem Gebäte sterk

Dann meiner auch gedenket

Im bäten rein, daß Gott allein

Mich wolle wohl berathen,

Ob scheid ich gleich, bleibts Herz bey euch,

Gott wohn euch bey in Gnaden.


 

Das 135. Lied.

Ein ander Scheidlied.

In der Weis: „Wenn mein Stündlein vorhanden ist.“  (3)

1.

Weil nun die Zeit vorhanden ist,

Daß wir hie müssen scheiden,

So wöll uns Gott zu dieser Frist

Genädiglich geleiten,

Daß wir betrachten fort und fort,

Sein jetzt gehörtes heilig Wort

Und uns mögen bereiten.

2.

Wenn unversehens kommen wird

Christus am Jüngsten Tage,

Der Welt Richter und grosse Hirt

Uns stell zur Recht'n, und sage:

Kommt her, Ihr seyd gebenedeyt,

Ererbt das Reich in Ewigkeit,

Euch rühr hinfort kein Plage.

3.

Darum so laßt uns fleißig seyn

Mit Bäten und mit Wachen,

Zur Himmels Freud aus dieser Pein,

Entgehn der Höllen Rachen,

Und nahen uns zu Gott allein,

Der speiß uns wie die Engel sein,

Woll ihnen uns gleich machen.

4.

Diß ist, o Gott, unser Begehr,

Laß uns doch das gelingen,

Daß es gereich zu deiner Ehr

Wir reden oder singen,

Mit Andacht es im Geist gescheh,

Dem unser Fleisch nicht wiedersteh,

Hilf uns dasselb bezwingen,

5.

Daß es dem Geist gehorsam sey

In diesem kurzen Leben,

Mit deiner Gnad uns wohne bey,

Dein Fried uns wollest geben.

Halt uns in rechter Einigkeit,

Bewahr dein Volk zu aller Zeit,

Bis du es wirst erheben

6.

Und führen in dein ewig Reich

Mit den himmlischen Schaaren,

Darzu woll uns Gott alle gleich

Behüten und bewahren,

Daß wir mögen geschickt bestahn,

Wenn Erd und Himmel wird vergahn,

Und dich wirst offenbahren.

7.

Mit Leib und Seel in deine Händ

Thun wir uns dir befehlen,

Bleib du bey uns bis an das End,

So mögen wir nicht fehlen.

Dieweil es muß geschieden seyn,

So laßt uns Gott lobsingen fein,

Einmüthig aus der Kehlen.

8.

O Vater, Sohn, und Heil'ger Geist,

Einiger Gott mit Namen,

Was du geschaffen allermeist,

Soll dich loben zusammen,

Nach dem wir gehn von diesem Ort,

In Lieb erhalt uns immerfort,

Durch Jesum Christum, Amen.


 

Das 136. Lied.

Ein ander Scheidlied.

In der Weis des sechsten Psalmen.

1.

Muß es nun seyn gescheiden,

So woll uns Gott begleiten,

Ein jedes an sein Ort;

Da wollend Fleiß ankehren,

Uns'r Leben zu bewähren,

Nach Inhalt Gottes Wort.

2.

Das solten wir begehren,

Und nicht hinläßig werden

Das End kommt schnell herbey:

Wir wissen keinen Morgen,

Drum lebend doch in Sorgen

Der G’fahr ist mancherley.

3.

Betrachtend wohl die Sachen,

Daß uns der Herr heißt wachen,

Zu seyn allzeit bereit:

Dann so wir würd'n erfunden,

Liegen und schlaf'n in Sünden,

Es würd uns werden leid.

4.

Drum rüstend euch bey Zeiten,

Und alle Sünd vermeiden,

Lebend in G'rechtigkeit:

Das ist das rechte Wachen,

Dardurch man mag gerathen

Zur ew’gen Seligkeit.

5.

Hiemit seynd Gott befohlen,

Der woll uns allzumahlen,

Durch seine Gnad allein,

Zur ew’gen Freud erheben,

Daß wir nach diesem Leben

Nicht kommen in ewigs Leid.

6.

Zum End ist mein Begehren

Denkend meiner im Herren,

Wie ich auch g'sinnet bin:

Nun wachend allesammen,

Durch Jesum Christum, Amen.

Es muß geschieden seyn.


 

Das 137. Lied.

Ein Vermahnungs=Lied.

In der Weis des neunten Psalmen.

1.

Mit einem zugeneigten G’müth

Wünsch ich euch Gottes Gnad und Güt,

Mein Allerliebste in dem Herren,

Daß er euch woll den Glauben mehren.

2.

Weil ihr Christo seyd einverleibt,

Doch frömmlich allzeit bey ihm bleibt

Eur Fleisch und Blut wolt doch bezwingen,

Liebet nicht mehr die irrdisch Dingen.

3.

Recht müßt ihr seyn himmlisch gesinnt,

Ihr seyd beruf'n zu Gottes Kind,

Väterlich hat er euch ang'nommen,

Durch Christum seyd von Sünden kommen.

4.

Seyd fröhlich in Gott nun allzeit,

Sein grosse Wohlthat sehr ausbreit,

Die euch durch Christum sind bewiesen,

Der euch von Sünden hat genesen.

5.

Sehr holdselig er euch empfing,

Und gab euch einen Fingerring

An euer Hand, und wolt euch freyen

Halt bey ihm fest, euch solls nicht reuen.

6.

Er sorgt für euch nun allezeit,

Nun ihr in Gott's Gemeine seyd,

Und habet euch darzu begeben,

In Heiligkeit fortan zu leben.

7.

Rüst euch, die Lampen macht bereit,

Und ziert euch mit dem Hochzeitkleid

Auf daß ihr nicht kommet zu Schanden,

Wie ihr von jenem habt verstanden.

8.

Ins Ort der Hochzeit als er gieng,

Der König ihn übel empfieng,

Sprach, Freund wie bist du herein kommen,

Hast dich nicht bess'r in acht genommen.

9.

So nackt und bloß, ganz ungeziert,

Und hast kein Kleid, womit man feyrt,

An so grossem Sabbath des Herren,

Mit Schanden dich heraus mußt kehren.

10.

Er sagen wird im Zorn geschwind

Zu seinen Knechten: Nehmt und bindt

Ihm seine Füß und seine Händen,

Ihn in die Höll werft um zu brennen.

11.

O mein Geliebte! hierauf paßt.

Weh dem, der da nicht kommt zu Gast,

Denn da ist nur Heulen und Klagen,

Und soll seyn zu ewigen Tagen.

12.

Kommt nun, das Unterschied beseht,

Davon beym Malachia steht,

Vie Gott die Frommen will belohnen,

Und mit dem Kranz der Ehren krönen.

13.

Halt was ihr habt, erwart den Lohn,

Daß euch niemand beraubt der Kron,

Christus wird denen sie aufsetzen,

Die sich mit Bosheit nicht beschmetzen.

14.

Euch Gott dem Herren ganz ergebt,

In eur'm Gebät, so lang ihr lebt.

Was euch noth ist, solt ihr empfangen,

Wofern ihr anhalt mit Verlangen.

15.

Und werdet Gottes Gaben nicht

Versäumen, was euch hie geschicht,

Seyd allzeit fromm nach Christi Sitten,

Sein Fußstapfen folgt stäts mit Bitten.

16.

Aus brüderlicher Lieb und Macht

Ist diß Gedicht zusammen bracht,

Daß mans allein nicht solte singen,

Ja fleißig seyn auch im Vollbringen.


 

Das 138. Lied.

Ein schön geistlich Lied,

in eignem Ton.

1.

Zu sing'n hab ich im Sinn :,:

Wolt doch viel lieber weinen,

Wann ich denk wer ich bin.

2.

Ein schwache Creatur :,:

Gemacht aus Staub und Erden,

Armselig von Natur.

3.

Was ist des Menschen Sach :,:

Was ist des Menschen Leben?

Es ist ein Krankheit schwach.

4.

Es ist viel Angst und Noth :,:

Viel Kummer und viel Trauren,

Das währt bis in den Tod.

5.

Der Tod ein End der Qual :,:

Durch den uns Gott thut führen,

Aus diesem Jammerthal.

6.

Der Tod der ist gemein :,:

Wir müssen all von hinnen,

Der Groß gleich wie der Klein.

7.

O Mensch! ergib dich drein :,:

Es mag nicht anders werden,

Es muß gestorben seyn.

8.

Der Tod der Sünden Sold :,:

Könnt mancher ihn abwenden,

Er gäb sein Gut und Gold.

9.

Ich nicht, ich bin ein Christ :,:

Und weiß daß mir das Sterben

Ein Thür zum Leben ist.

10.

Ach Herr das freut mich wohl :,:

Daß ich von dieser Erden,

Zur Ruhe kommen soll.

11.

Dem Fleisch bring es sein Klag :,:

Auf Gott will ich vertrauen,

Der mich wohl trösten mag.

12.

Der Gottloß fürcht den Tod :,:

Er kann sich drauf nicht freuen,

Er bringt ihm Angst und Noth.

13.

O Mensch! achts nicht ein Schimpf :,:

Du hättest bald verlohren,

Das ewig nimmer findst.

14.

O Mensch! rüst dich zum Tod :,:

Bitt Gott, daß er dich löse

Aus aller Angst und Noth.

15.

Merkt wohl den Unterscheid :,:

Der ein fährt hin mit Freuden,

Der and'r mit Herzenleid.

16.

Es steht an Gottes Gnad :,:

Darum hüt dich für Sünden,

Es sey früh oder spath.

17.

Betracht allzeit dein End :,:

Mit Glauben thu befehlen

Dein Seel in Gottes Händ.

18.

Der Tod kommt für die Thür :,:

Wohlauf mit mir von hinnen,

Es hilft nun nichts dafür.

19.

Mußt sterb'n in kurzer Zeit :,:

Darum so thu dich rüsten,

Auf diesen letzten Streit.

20.

Alls was du hast auf Erd :,:

Das laß nun willig fahren

Daß dir ein bessers werd.

21.

Was hast du hie auf Erd? :,:

Die Welt mit ihren Sorgen,

Groß Jammer und Beschwerd.

22.

Hast schon ein reichen Tisch :,:

Kein Freud kannst hie nicht enden,

Sie ist mit Leid vermischt.

23.

Hast du lieb Weib und Kind :,:

Sie münd bald zu dir kommen,

Dann sie auch sterblich sind.

24.

Hast du viel liebe Freund :,:

Viel Lieben wirst auch finden,

Die schon im Himmel seynd.

25.

Dünkt dich dein Sünde schwer :,:

Kein Menschen würdest finden

Der nicht mit b'laden wär.

26.

Laß dich an Jesum Christ :,:

Er wird dich nicht verlassen,

Der dein Erlöser ist.

27.

Der weiß all deine Noth :,:

Er hat auch selbst erfahren

Viel Schmerzen und den Tod.

28.

Durch den er dich erlößt :,:

Sein Hülf wird er dir senden,

Sein gnadenreichen Trost.

29.

Du weißt wohl nicht die Stund :,:

Thu dultig auf ihn warten,

Bis dein Erlöser kommt.

30.

Entsetz nicht z' fast vorm Tod :,:

Er macht ein End der Sünden,

Auch aller Angst und Noth.

31.

Mir ist in meinem Sinn :,:

Mein End das sey vorhanden,

Ich muß nun bald dahin.

32.

Mein Schmerzen nehmen zu :,:

Ich hoff nun bald zu kommen

Wohl in die ew’ge Ruh.

33.

Mein G’sicht das staht mir ab :,:

Mein Kraft thut mir entweichen,

Daß ich nicht reden mag.

34.

Erbleichen thut der Mund :,:

O reicher Christ vom Himmel!

Verleih mir ein gut Stund.

35.

Der gütig Vater dein :,:

Des heilgen Geistes Gnaden,

Woll stätig bey mir seyn.

36.

Mich tröst'n in aller Noth :,:

Daß ich mög überwinden

All Schmerzen und den Tod.

37.

Wann ich nun scheid davon :,:

Empfah, o Herr, mein Seele,

Führ sie ins Himmels Thron.

38.

Dann hat ein End mein Klag :,:

Mit Freude thu ich warten,

Bis auf den letzten Tag.

39.

Dann werd ich auferstahn :,:

Herr, durch dein Kraft und Gnade,

Ins ewig Leben gahn.

40.

Mit allen Kinder dein :,:

Die du, Herr, wirst begnaden,

Zu Ehr'n dem Namen dein.


 

Das 139. Lied.

Ein Lied von etlichen Brüdern, die gefangen worden sind zu Dürsrüte in der Schweitz.

1.

O Herr! um dein Gnad ruff ich dich an.

Ohne dein Gnad niemand nit thun kan,

Hilf Gott daß es mir gelinge,

Ein neues Lied zu singen.

2.

Matthäi am fünften thut es stahn,

Wie Christus auf einen Berg thät gahn,

Und lehrt das Volk mit Unterscheid,

Die acht Stück der Seligkeit.

3.

Jetzund im neun und fünfzigsten Jahr,

Ging auf einen Berg ein kleine Schaar,

Auf Dürsrüte mit Namen,

Da kam das Völklein zusammen.

4.

Da hatten sie auch dieselbige Lehr,

Wie auf dem Berg Christus der Herr

Das Fünft, das Sechst, das Siebend

Viel schöne Sprüch aus der Bibel.

5.

Als nun die Lehr bald war zum End,

In die Stube kam ein Rauch gerennt,

Mit Lichtern und mit Waffen,

Gleich wie die Wölf zu den Schaafen.

6.

Der Vorderst war Simon genannt,

Die Gelegenheit war ihm bekannt,

Selbst sechst kam er gegangen,

Sie nahmen vier Brüder gefangen.

7.

Der Reitknecht war ein rauher Trabant,

Ein bloses Schwerdt trug er in der Hand,

Schwört und fluchet, und wütet sehr,

Wolt dienen seinem Herren.

8.

Zween muthige Gesellen schrien mit Namen

Liefen und trugen Seil zusammen,

Sie thäten die Brüder binden,

Und führen von Weib und Kinden.

9.

Endlich wend sie den Lehrer han,

Ich hört er gab sich selber an:

O Gott thu uns nicht strafen,

Send uns ein Hirt der Schaafen.

10.

Ully Baumgärtner zog bunden davon,

Er sprach: fürchtet Gott und haltet euch wohl,

Solchen Abscheid thät er machen,

Der lieblich Hirt der Schaafen.

11.

Sie führten ihn gen Tragsalwalt,

Der Landvogt macht den Abscheid bald,

Gen Bern thät er sie senden,

Das ist die Haupt=Stadt im Lande.

12.

Sie führten ihn ins Zuchthaus genannt,

Darinnen zween Brüder wohl bekannt,

Es sind zween alte Hirten,

Hand schon ein Zeitlang gestritten.

13.

Die Gelehrten kamen oftmals dar,

Besonders in dem ersten Jahr,

Ersuchten sie noch mit Studiren,

Von ihrem Glauben abzuführen.

14.

Ully Baumgärtner zur Antwort gab,

Von meinem Glauben steh ich nicht ab

Der mir mein Glauben hat geben,

Der erschuf den Himmel und die Erden.

15.

Viel Arges thät man über sie sagen,

In fremden Landen auch verklagen:

Mattheus schreibt: ihr Lieben,

Freuet euch, so sie daran lügen.

16.

Weiters will ich euch zeigen an,

Wie weit sie zehen Brüder hand,

Sie hand zu führen ein still und friedens Leben,

So viel Gnad wird er geben.

17.

Nur Gottes Gnad der Frommen Fürbitt,

Auf Menschen Hülf vertrauen sie nicht,

Auf den rechten Felsen bauen,

Ist Gott allein vertrauen.

18.

Der Oberkeit auch Zins und Zehenden,

Ja Zoll und Steur was ihnen mag gehören,

Und dienen mag zum Frieden,

Auch Gott für sie zu bitten.

19.

Die Brüder wolten sich nicht kehren,

Nach fremden Landen zu andern Herren.

Darauf schickt man sie balde,

Auf die Marck, aus dem Lande.

20.

Anthony Himmelberg, ein Hirt der Schaafen

Ist zu Bern im Frieden entschlafen,

Mit Thränen thät er säen,

Mit Freuden wird er erndten.

21.

Der dieses Lied sang und gedicht,

Der war anfangs bey dieser G’schicht,

Gott helf uns allensammen,

Durch Jesum Christum, Amen.


 

Das 140. Lied.

Ein schön geistlich Lied von dem Haßlibacher, wie er vom Leben zum Tod ist gerichtet worden.

Im Ton: „Warum betrübst du dich mein Herz.

1.

Was wend wir aber heben an,

Zu singen von ein'm alten Mann,

Der war von Haßlibach

Haßlibacher ward er genannt,

Aus der Kilchöri Summiswald.

2.

Da das der lieb Gott zu thät lan,

Daß er wurd hart geklaget an,

Wohl um den Glauben sein,

Da hat man ihn gefangen hart

Führt ihn gen Bern wohl in die Stadt.

3.

Und da er nun gefangen ward,

Gepeinigt und gemartert hart,

Wohl um sein Glauben schon,

Jedoch war er beständig g'seyn,

In seiner Marter, Angst und Pein.

4.

An ein'm Freytag, thut mich verstahn,

Thäten die G’lehrten zu ihm gahn,

Wohl in die G’fangenschaft,

Fingen zu disputiren an,

Er soll von sein'm Glauben abstahn.

5.

Der Haßlibacher auf der Stätt

Sie überdisputiret hätt,

Da sprach er bald zu ihn'n,

Von mein'm Glaub'n thu ich nicht abstan,

Eh will ich Leib und Leben lahn.

6.

Und da es nun am Samstag war,

Die G’lehrten gingen aber dar,

Redten ihm heftig zu,

Du mußt von deinem Glauben stahn,

Oder man wird dein Haupt abschlan.

7.

Gar bald er ihn'n zur Antwort gab

Ich steh nicht von mein'm Glauben ab

Ich halt ihn festiglich,

Dann mein Glaub ist vor Gott so gut,

Er wird mich han in Schirm und Hut.

8.

Und wie es war am Samstag Nacht,

Ein Engel Gottes kam mit Macht,

Zum Haßlibacher hin,

Sprach, Gott hat mich zu dir gesendt,

Zu trösten dich vor deinem End.

9.

Weiters thu ich dir zeigen an,

Von deinem Glauben thu nicht stahn,

Darauf bleib steif und vest,

Dein Glaub der ist vor Gott so gut,

Er hält dein Seel in guter Hut.

10.

Ob man dir schon wird dräuen hart,

Man woll dich richten mit dem Schwerdt,

Erschrick du nicht darob,

Ich will an deiner Seiten stahn,

Kein Schmerzen wirst dardurch empfahn.

11.

Und da es an dem Montag war,

Die G’lehrten kamen nochmal dar,

Zum Haßlibacher hin,

Fingen mit ihm zu reden an,

Er soll von seinem Glauben stahn.

12.

Wo nicht, sagten sie ohne Spott,

Morgen mußt du leiden den Tod.

Der Haßlibacher sprach:

Eh ich von meinem Glauben stahn,

Eh laß ich mir mein Haupt abschlan.

13.

Hört wie es am Montag zu Nacht,

Der Haßlibacher hart entschlaft,

Bis um die Mitternacht,

Da traumet ihm es seye Tag,

Man wolle ihm sein Haupt abschlagn.

14.

Der Haßlibacher wacht darob,

Da war es bey ihm heiter Tag,

Ein Büchlein lag vor ihm,

Ein Engel Gottes zu ihm sagt:

Lies du was in dem Büchlein staht.

15.

Da er das Büchlein lesen thät,

Fand er daß es darinnen steht,

Man werd sein Haupt abschlan,

Drey Zeichen werd Gott sehen lahn,

Daß man ihme unrecht gethan.

16.

Und da ers ausgelesen hat,

Da wurd es wieder finster Nacht,

Gar bald er wied'r entschlief,

Und schlaft bis an den heitern Tag,

Daß man zu ihm ins G’fängniß kam.

17.

Da wünscht man ihm ein guten Tag,

Gar bald er ihn'n gedanket hat,

Darnach sagt man zu ihm,

Das Göttlich Wort er hören soll.

Sonst müßt er ess'n das Henkermahl.

18.

Von mein'm Glaub thu ich nicht abstahn,

Das Göttlich Wort ich selber kann,

Mein Sach befehl ich Gott,

Es ist mein'm Herz ein ringe Buß,

Wann ich unschuldig sterben muß.

19.

Ins Wirthshaus führt man ihn fürwahr,

Man stellt ihm Ess'n und Trinken dar,

Den Henker neben ihm

Daß er soll in ein Grausen komm'n,

Und noch vom Glauben gar abstohn.

20.

Der Täufer sprach zum Henker gut,

Nun eßt und trinkt, seyd wohl zu Muth,

Ihr werdet heutigs Tags

Hinrichten mein unschuldig Blut,

Ist aber meiner Seelen gut.

21.

Er sprach auch, Gott wird sehen lan

Drey Zeichen, das thut wohl verstahn,

Die wird man sehen bald,

Wann ihr mir schlaget ab mein Haupt,

Springts in mein Hut und lachet laut.

22.

Das ander Zeichen wird geschehn,

Das wird man an der Sonnen sehn,

Aufs dritt habt fleißig Acht,

Die Sonn wird werd'n wie rothes Blut,

Der Stadel=Brunn auch schwitzen Blut.

23.

Der Richter zu den Herren sagt,

Auf die drey Zeichen habet Acht,

Und sehet wohl darauf

Wann nun diß alles soll geschehn,

So g’schicht es eurer Seelen weh.

24.

Und da das Mahl nun hat ein End,

Man wolt ihm binden seine Händ,

Der Haßlibacher sprach:

Ich bitt euch Meister Lorenz schon,

Ihr wollt mich ungebunden lohn.

25.

Ich bin gutwillig und bereit.

Mein Tod mich heftig wohl erfreut,

Daß ich von hinnen soll,

Aber Gott woll erbarmen sich,

Die zum Tod verurtheilet mich.

26.

Da er nun auf die Richtstatt kam,

Sein Hut von seinem Haupt abnahm,

Und legt ihn für die Leut,

Euch bitt ich Meister Lorenz gut,

Laßt mir hie liegen meinen Hut.

27.

Hiemit fiel er auf seine Kney,

Ein Vater Unser oder zwey

Er da gebetet hat,

Mein Sach ist jetzt gesetzt zu Gott,

Thut jetzt nur eurem Urtheil statt.

28.

Darnach man ihm sein Haupt abschlug,

Da sprang es wieder in sein Hut,

Die Zeichen hat man g'seh'n,

Die Sonne ward wie rothes Blut.

Der Stadel=Brunn thät schwitzen Blut.

29.

Da sprach ein alter Herre gut,

Des Täufers Mund lacht in dem Hut,

Da sagt ein grauer Herr

Hätt ihr den Täufer leben lahn,

Es würd euch ewig wohl ergahn.

30.

Die Herren sprachen insgemein,

Kein Täufer wir mehr richten wend,

Da sprach ein alter Herr:

Wär es nach meinem Willen gahn,

Den Täufer hätt man leben lahn.

31.

Der Henker der sprach mit Unmuth:

Heut hab ich g’richt unschuldig Blut.

Da sprach ein alter Herr

Des Täufers Mund hat g'lacht im Hut,

Das bedeut Gottes Straff und Ruth.

32.

Der uns diß Liedlein hat gemacht,

Der war ums Leb'n in G’fangenschaft,

Den Sündern thät ers z'Lieb,

Ein Herr ihm Federn und Tinten bracht,

Er schenkt uns das zu guter Nacht.


CONFESSIO,

Oder Bekenntnitz.

Ich glaube und bekenne, daß da ist eine Christliche Taufe, die innerlich und äußerlich geschehen muß, innerlich mit dem heiligen Geist und Feuer, äußerlich aber mit Wasser, in dem Namen des Vaters, des Sohns und des Heil. Geistes. (Matth. 28; Joh. 1; 1 Joh. 5; Marc. 16).

Die innerliche Taufe wird von Christo den Bußfertigen zugeeignet, wie dann Johannes der Täufer sagt: Ich taufe euch mit Wasser zur Buße, der aber nach mir kommt, (dem ich nicht gnugsam bin seine Schuhe zu tragen) ist stärker dann ich, der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen. (Marc. 1; Matth. 3).

Diese Worte confirmiret Christus, da er sagt zu seinen Jüngern, (Luc. 24; Actor. 1.) daß sie von Jerusalem nicht wichen, sondern warteten auf die Verheißung des Vaters, welche ihr habt gehört (sprach er) von mir, dann Johannes hat euch mit Wasser getaufet, ihr aber werdet mit dem Heil. Geist getauft werden, nicht lang nach diesen Tagen. Und diese Verheissung ist erfüllet worden auf den Pfingsttag, also ist auch das Haus Cornelii getauft, da sie glaubten was von Petro geredet ward; sie empfiengen den Heil. Geist, und redeten alle mit Zungen, und lobeten Gott. (Act. 2; und 10).

Aber die äußerliche Taufe des Wassers, die da ist ein Zeuge der geistlichen Taufe, und eine Anzeigung rechtschaffener Buße, und ein Zeichen des Glaubens an JEsum Christum, wird aus Befehl des allmächtigen Vaters, und seines Sohnes, und des Heil. Geistes, und in dem Namen desselbigen einigen Gottes, von einem wahren Diener des Herrn zugedienet, denen, die Buße gewirkt und sich gebessert haben, dem Evangelio glauben, ihren Glauben bekennen und die Taufe begehren, sich willig Gott opfern und ergeben, zum Dienst der Gerechtigkeit, ja zu einer Knechtschaft Gottes, und Gemeinschaft Jesu Christi und aller Heiligen. (Matth. 28; Marc. 16; Actor. 8).

Dieses wird gründlich verstanden und begriffen mit diesen Worten, da Christus sagt zu seinen Jüngern: Gehet hin lehret alle Völker, und taufet sie in dem Namen des Vaters des Sohnes und des Heil. Geistes, und lehret sie halten alles was ich euch befohlen habe. (Matth. 28)

Im Marco haben wir also, (Marc. 16). Prediget das Evangelium allen Creaturen; wer glaubet und wird getauft, der wird selig, wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. In diesen Worten Christi ist vollkömmlich begriffen die Ordnung und Einsetzung der Christlichen Taufe, und alles was darzu gebührt. Dann Christus ist die ewige Weisheit des Vaters, der ausdrücklich und vollkömmlich alles befohlen und geboten hat.

Sintemal er dann ein Licht und Heyland aller Menschen ist, so erfindet sich in diesem Befehl, daß Lehr und Glaube vor der Taufe hergehen müssen. Es mag auch die Schrif nicht gebrochen werden; auch soll man dem Wort Gottes weder ab noch zu thun, ja es soll auch der geringste Buchstabe oder Titel des Evangeliums nicht verändert werden. Darum muß auch die Ordnung des HErrn (in der Taufe) unverändert bleiben, dann es ist Gottes Wort, das da bleibt in Ewigkeit. (Joh. 3; Deut. 4; Matth. 5; Esaj. 40; 1 Petr. 1).

So bezeugen nun die Worte Christi, daß man die Lehre vor und nach der Taufe treiben soll, auf daß er das Evangelium (so ihm vor der Taufe fürgetragen ist) nach angenommener Taufe, sich befleißige zu halten alles was ihm geboten ist; dann er ist nicht mehr seiner selbst mächtig, sondern wie eine Braut sich ihrem Bräutigam übergiebt, also ist auch einer nach empfangener Taufe: er ergiebt sich Christo und verleurt seinen Willen, steht aller Ding gelassen, namlos und willenlos, läßt den Mann Christum über und in sich herrschen. (Matth. 28; Johan. 1).

Dann das ist die Bedeutung der Taufe, daß der Christen Leben nichts dann eitel Sterben und Leyden sey, weil wir dem Bild Christi ähnlich, und mit ihm getauft, sterben und leyden müssen, wollen wir anders mit ihm auferstehen und leben. (5, 6).

Mit dieser Ordnung Christi stimmen ein und accordiren auch die Apostel, als treue Haushalter und Ausspender der mancherley Gnaden Gottes: dann also hat Petrus und die anderen Jünger geprediget das Evangelium zu Jerusalem, und die da zuhörten ihren Worten, denen zerstach es ihr Herz, und sprachen: Ihr Männer, lieben Brüder, was sollen wir thun? Thut Buße (sagt Petrus) und lasse sich ein jeder taufen in dem Namen JEsu Christi, zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes, ⁊c. (1 Cor. 4; 1 Pet. 4; Act. 2).

Also hat auch Philippus gethan, da er dem Eunucho die Schrift auslegt, und er sie angenommen hat, da sprach er: was hindert mich,daß ich nicht soll getauft werden? Philippus antwortete:glaubst du von ganzem Hertzen, so mag es wohl seyn, ⁊c. Also auch, die von Samaria ließen sich taufen, da sie glaubten der Predigt Philippi. (Act. 8)

Item da Petrus dem Haus Cornelii Christum predigte, und das Wort des Lebens sagte, da fiel der Heilige Geist auf alle, die dem Wort zuhöreten. Da sprach Petrus, (Actor. 10). Mag auch jemand wehren, daß diese nicht mit Wasser getauft werden, die den Heiligen Geist empfangen haben, gleichwie auch wir? und befahl sie zu taufen in dem Namen des Herren.

Also hat auch Paulus etliche Jünger zu Epheso funden, zu denen sprach er: habt ihr auch den Heiligen Geist empfangen, dieweil ihr glaubig gewesen seyd? Sie aber sprachen: wir haben auch nie gehöret ob ein heiliger Geist sey; da sprach Paulus, worauf seyd ihr dann getauft? Sie sprachen, in der Taufe Johannis. Paulus sprach: Johannes hat die Taufe des Reuens getauft, und sagte dem Volk, sie sollen glauben in den, der nach ihm kommen soll, das ist in Jesum, daß der Chriftus sey. Da sie das höreten, ließen sie sich taufen in dem Namen des Herren Jesu. (Actor. 19).

Also auch Paulus selbst, da er auf dem Weg vom Herrn niedergeschlagen ward und zu Damasco aus dem Befehl des Herren von Anania (was er thun sollte) gehöret hatte, sein Gesicht wieder empfangen und mit dem heiligen Geist erfüllet, in Summa ein auserwähltes Faß oder Rüstzeug worden war; da ließ er sich taufen, und rief den Namen des Herrn an. (Actor. 9).

Aus diesen und noch mehr andern Sprüchen ist offenbar, daß die Apostel erst gelehret haben; aus der Lehre aber folget die Buß und der Glaube.

Dann wie sollen sie glauben ohne Predigt, (sagt Paulus) der Glaube aber kommt aus dem Gehör der Predigt, das Predigen durch das Wort Gottes. Darum wird der bußtige Glaube mit der Christlichen Taufe bekannt, und (also zu sprechen) versiegelt. Aber nach der Taufe soll ein stätig, gut und gottselig Leben folgen, das ist die rechte, Ordnung des Herrn Jesu Christi und seiner Aposteln. (Röm. 10).

Nach diesem allem, so die Aposteln Gemeinden Gottes aufgerichtet haben, durch das Evangelium, so bezeugen sie in allen ihren Briefen einhellig mit dem (vorgesagten) Grund Christi. Dann also sagt Paulus zu den Römern: wisset ihr nicht, daß alle, die wir in Jesum Christum getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? so sind wir je begraben durch die Taufe in den Tod, auf daß, gleichwie Christus ist auferwecket von den Todten, durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen wir auch in einem neuen Leben wandeln; so wir aber mit ihm sind gepflantzet worden zu gleichem Tod, so werden wir auch in der Auferstehung gleich seyn. Dabey wir wissen, daß unser alter Mensch mit ihm gecreutziget ist, auf daß da feyere der sündliche Leib, daß wir fürohin nicht mehr der Sünde dienen: dann wer gestorben ist, der ist gerecht gemacht von der Sünde. (Römer 6; Coloss. 3. 2; Tim. 2; Galat. 5, 6; Römer 8).

Mit diesen Worten (Röm. 6.) thut Paulus kund, was die Taufe den Glaubigen bedeutet, nämlich die Absterbung des Fleisches oder Tödtung des alten Adams, Begrabung der Sünde, Ablegung des sündlichen Leibs, und ein Auferstehen eines neuen Menschen und Lebens, und das mit solcher Bescheidenheit und aus der Ursache, sintemal Christus um unserer Sünde willen gestorben, begraben, und um unsrer Gerechtigkeit willen von den Todten auferstanden ist, und wir durch den Geist des Glaubens ihm eingeleibt oder eingepflanzt, also seines Todes, seiner Gerechtigkeit, ja alles was sein ist, theilhaftig werden, und also in seine Gemeinschaft (zu welcher wir aus Gnade berufen sind) in und durch die Hoffnung bevestiget werden; derohalben müssen wir auch um seines Namens willen der Sünde sterben, begraben und der Gerechtigkeit leben. (Coloss. 2, 3; Röm. 4; 1 Cor. 12; Röm. 6; Hebr. 3; Actor. 15; Ephes. 1; Esaj. 35; Röm. 6, 8; Galat. 5; Coloss. 3) Auf daß wir ein recht Schoß am Weinstock seyn mögen. (Joh. 15.)

Auf solche Weiße redet der Apostel Paulus auch zu den Colossern 2. Ihr seyd vollkommen in ihm, (nämlich in Christo) der da ist das Haupt aller Fürstenthum und Obrigkeit, in welchem ihr auch beschnitten seyd mit der Beschneidung ohne Hände, durch Ablegung des sündlichen Leibs und des Fleisches, nemlich mit der Beschneidung Christi, indem daß ihr mit ihm begraben seyd durch die Taufe, in welchem ihr auch seyd auferstanden durch den Glauben den Gott wirkt welcher ihn auferweckt hat von den Todten. Und hat euch mit ihm lebendig gemacht, da ihr todt waret in den Sünden und in der Vorhaut eures Fleisches. (Röm. 5; und Eph. 2; Coloss. 2)

Zum ersten bezeugen diese Worte, daß die Beschneidung nicht eine Figur auf die Taufe ist, sondern auf die Beschneidung Christi, die nicht an der Vorhaut des Fleisches, sondern an dem Herzen, nicht mit Händen oder einem steinern Messer, sondern durch Gottes Wort im Geist, ohne Hände geschieht. (Joh. 5. Röm. 8)

Diese Worte Pauli geben abermals zu verstehen, daß in der Taufe das vorige Leben begraben seyn soll mit Christo, und durch den Glauben in einem neuen Leben aufstehen. (Röm. 6; Col. 2; 1 Cor. 11; Joh. 3; Galat. 5, 6)

Dann kein äusserlich Zeichen allein gilt nichts für Gott, sondern Glaube, Neugeburt, ein recht Christlich Wesen, (Galat. 6, 15.) Dardurch wird der Mensch mit Gott vereiniget, (1 Cor. 12.) mit Christo JEsu eingeleibet, und des heiligen Geistes theilhaftig. (Actor. 2)

Darum auch die äusserliche Taufe nicht fördert zur Seligkeit, wo die innerliche Taufe nicht da ist, nämlich Veränderung und Erneuerung des Gemüths. (1 Pet. 3; Röm. 12; Tit. 3)

Noch einmal sagt Paulus zu den Galatern, (Gal. 3.) Ihr seyd alle Gottes Kinder durch den Glauben in Christo JEsu, dann wie viel eurer getauft sind, die haben Christum angezogen.

Ich hoffe, daß meine Herren etwas nachdenken werden an diese schöne und ausdrückliche Worte. Dann das Wort Anziehen ist gut zu begreifen. Gleich wann einer nackend ist, so verbirgt er sich, und will nicht gern gesehen seyn, dann er schämet sich seiner Blöße, aber wann er seine Scham bedecket hat, so kommt er frey herfür. Also ists auch geschehen mit Adam, da ihm Gott rief, verbarg er sich und sprach: Herr, ich bin nackend. Er hat sich aber mit einem Feigen Blatt bedeckt, und half ihm nichts, der Herr konnte seine Schande (verstehe die Sünde) wohl sehen. (Genes. 3)

Da er sich aber bekannt, hat ihn Gott bedeckt mit Fellen, welches bedeutet das Gnadenzeichen Christum. Da er nun das Fell an hat, da ward seine Blöße nicht mehr gesehen. Also ists auch mit den Christen, wann sie den Rock von Fellen (das ist Christum) angezogen haben, so wird unsre Sünde nicht mehr gesehen, und das Kleid, das wir anhaben, das siehet jedermann; darum wer recht getauft ist, der hat Christum angezogen, und wird nichts an ihm gesehen, dann Christus und das Leben Christi.

Also saget auch Paulus zu den Ephesern: Christus hat seine Gemeinde geliebet, und sich selbst für sie dargegeben, auf daß er sie heiligte und reinigte durch das Wasserbad im Wort. (Epheser 5) Hier merken wir abermal, daß das Wasserbad dem Wort angehangen ist: dann niemand wird gereiniget durch das Wasser=Bad, sondern durch das Wort, wie der Herr sagt: Ihr seyd rein um des Worts willen, das ich euch gesagt habe. (Johan. 13)

An einem andern Ort wird die Taufe von Paulo ein Bad der Wiedergeburt genennet, (Tit. 3) Dann daß die Taufe die Wiedergeburt abbildet, gleichwie die Beschneidung der Bund genennet wird, darum daß sie den Bund abbildet; also auch das Österlamm wird genennt Pascha, das ist ein Uebergang, wiewohl es doch nur ein Gedächtniß ist des Uebergangs, (Gen. 17; Exod. 12; 1 Pet. 1) Also wird die Taufe ein Bad der Wiedergeburt genennt, darum daß sie den wiedergebornen Kindern Gottes zukommt, die da geboren sind aus dem unvergänglichen Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes; oder wie Jacobus sagt: die nach dem Willen Gottes durch das Wort der Wahrheit wiedergeboren sind. (Jacob. 1; Johan.3; 1 Cor.4; Tit. 3)

Noch ein anders ist hie wohl zu bedenken, daß die Apostel sagen: man müsse durch das Wort wiedergeboren werden, (1 Petri 1.) das ist, durch die Predigt des Evangeliums, (Röm. 10; Deut. 1) Die dann sagen wollen, daß die Kinder wiedergeboren sind, woher wollen sie das bewähren, dieweil keine Predigt noch Wort statt bey ihnen hat.

Zum letzten saget auch Petrus also in seinen Episteln, (1 Petri 3) „da man einmal wartete der göttlichen Gedult zu den Zeiten Noah, da man die Arche zurüstet, in welcher wenig, das ist, acht Seelen behalten wurden durchs Wasser, das Gegenbild auch euch behaltet, (nämlich die Taufe) nicht das Abthun des Unflats am Fleisch, sondern die gewisse Kundschaft eines guten Gewissens mit GOtt, durch die Auferstehung Jesu Christi, ⁊c."

Durch die Worte Petri merken wir, daß die Taufe wird abgemalt durch die Sündfluth, damit Gott die ganze Welt gestrafet hat, aber Noah ist zu derselben Zeit mit seinem Haus (bey Gott) für gerecht erkannt, und ist in der Arche durch das Wasser behalten. (Genes. 6. 7.) Gleich wie Israel auch durch das rothe Meer gieng mit trockenen Füßen, und sind also von ihren Feinden erlöset worden, Pharao aber mit seinem Anhang ist darin ersoffen, so daß auch nicht einer davon kam. (Exod. 14)

Also ist es mit allen Werken Gottes; was den Frommen das Leben ist, das ist den Gottlosen der Tod, wie Paulus auch bezeuget mit diesen Worten: „Wir sind Gott ein guter Geruch Christi, unter denen die selig werden, und unter denen die verloren werden. Diesen ein Geruch des Todes zum Tode, jenen aber ein Geruch des Lebens zum Leben. (2 Corinth. 2)

Auf daß wir aber die Figur von der Sündfluth recht verstehen mögen, so müssen wir Noah haben als ein Gegenbild auf Christum, sein Hausgesind auf die Gläubigen, die Arch auf die Gemeinde, und die Sündfluth auf die Taufe. Dann wie Noah zu seiner Zeit ist gewesen ein Prediger der Gerechtigkeit, also ist auch Christus ein wahrhaftiger Prediger der Gerechtigkeit gewesen, von Gott ausgegangen, und kommen in die Welt, und wie Noah die Arche hat zugerüstet, zu behalten sein Hausgesind, also hat auch Christus die geistliche Arche zugerüstet, nämlich seine Gemeinde, durch die Apostel gebauet, als weise Baumänner, zu behalten seine Kinder und Hausgenossen, von welchen er selber redet: „Siehe da, ich und meine Kinder, welche mir GOtt gegeben hat. (Hebr. 1; Esaj. 9; Johan. 16; Genes. 6; 1 Corinth. 3; Actor. 2; Esaj. 8. 12; Heb. 2)

Und wie durch die Sündfluth alles Fleisch untergieng, also müssen auch durch die Taufe alle fleischliche Lüsten und Begierden untergehen und getödtet werden. (Röm. 6. und 13; Galat. 5; Coloss. 3; 1 Pet. 2)

Auch wie als wenig Menschen nämlich acht Seelen, behalten wurden zu der Zeit Noäh also ist es auch jetzt mit den Menschen, wiewohl ihnen geprediget wird, und das Licht an den Tag kommt, so lieben sie doch die Finsterniß mehr dann das Licht. Darum auch so wenig, die da recht glauben, und aus dem vorigen Leben versetzet werden in ein geistliches Leben, auf daß sie möchten gehen in die Gemeinde Christi, und also getauft werden, zu einem Absterben des Fleisches und Auferstehung des neuen Lebens. (1 Pet. 3; Genes. 7; Johan. 3; Matth. 17; Luc. 17; Marc. 11; Röm. 6; Coloss. 2; Matth. 7; Luc. 13)

Dann Christus sagt selbst: daß da wenig sind, die den rechten Weg finden, (Matth. 20. 22) Dann viele sind berufen, aber wenige auserwählt, wenig glauben, und wenig sollen selig werden, (Esaj. 8). Daß auch Lucas sagt: wann der Herr kommen wird, meynst du, daß er auch werde Glauben finden auf Erden? (Luc. 18; Röm. 13)

Dann, meine ehrsame Herren und Diener Gottes, ich will euch selbst fragen, ob es nicht sey wie zu den Zeiten Noäh. (Luc. 17, 21; Genes. 7; Marc. 8) Man bauet, man pflanzet, man kaufet den einen Acker an den andern, (Esaj. 5.) man frißt und sauft, man greift zu der Ehe ohne alle Furcht Gottes, (Tob. 6, 8.) und die solches thun, ist gnugsam offenbar, ja alle Winkel sind voll Greuels, der Herr wolle sie alle bekehren, Amen.

Daß aber etliche ohne Sorge leben, ist die Ursache, daß sie keinen Fürgang sehen, und sind also darauf getröst, nämlich sie seyen Christen=Menschen, dann ich bin getauft, (sagen sie) und meynen, es sey alles genug, wann man nur getauft ist, (Matth. 24, 25; Johan. 10, 12.) aber sie wissen wenig, was die Taufe bedeutet, dann sie haben den lebendigen Brunnen, da Jeremias von saget, noch nie getrunken, (Jerem. 2.) sondern die Cisternen, die gegraben sind, da trinken sie aus, dann den rechten Brunnen haben sie verlassen, sagt der Herr. (Jerem. 11, 17)

Also ist es auch jetzt mit der Taufe, wie ich oben gnugsam angezeigt habe, daß allein die Glaubigen getauft werden sollen. (Marc. 16; Jerem. 2; Joh. 5) Nun aber verläßt man den Befehl Christi, und die eine eigene Cistern oder Taufe graben oder dichten, die werden angenommen, und wird also erfüllet das Christus sagt: Ihr habt Gottes Gebot aufgehoben, um eurer Satzungen willen. (Matth. 15)

Es wäre noch wohl mehr anzuzeigen aus heiliger Schrift dann Paulus so deutlich von der Bereitung der Christen schreibet, zu den Hebräern, und bezeuget, daß die, so in die Christliche Ordnung treten wollen, die sollen erstlich das Schulrecht, oder den Anfang der Christlichen Lehre, nämlich die Buß von den todten Werken, darnach den Glauben in Gott, und hernach die Taufe, ⁊c. haben. (Hebr. 5 und 6; Röm. 13)

Ich fürchte, es dörfte meinen ehrsamen Herren und Dienern Gottes zu lang fallen, derhalben ich es bey der Kürze bleiben lasse.

Dieweil aber nun ihrer viele sind, die da meynen, daß die Kinder verdammt seyen, als auch die Pfaffen sagen, so wollen wir durch Gottes Gnade eine kurze Antwort geben unseren Widersprechern, auf daß auch meine Herren des Kummers ledig werden.


DEFENSIONES OPPOSITIONUM,

Oder

Ablehnung der Gegen=Würfen.

Zum ersten sagen unsere Widersprecher, es stehet geschrieben: „Lasset die Kindlein zu mir kommen, dann solcher ist das Reich der Himmeln”. So dann sie die Verheissung haben, warum sollen sie dann nicht auch die Taufe empfangen, das doch weniger ist dann die Verheissung? (Matth. 19; Marc. 10; Luc. 18)

Antwort.

Wir glauben und bekennen, daß die Kinder selig seyen um der Verheissung willen. Daß aber die Seligkeit an die Taufe gebunden seyn soll, das bekennen wir nicht. (Matt. 18; Ephes. 2, 1; Joh. 1, 2; Col. 1, 2)

Dann da Christus den Kindlein das Reich Gottes zusaget, (Marc. 9) waren sie nicht getauft, und er hat sie auch nicht getauft, sondern hat sie umfangen, und Gutes zu ihnen gesprochen oder sie gesegnet: Auch bezeuget Christus die Ursache, warum die Kinder Gott angenehm sind, sintemal er sie den Alten zum Exempel setzet, und ermahnet uns, daß wir ihnen gleichförmig werden, dann also sagt er zu seinen Jüngern: „warlich ich sage euch, es sey dann, daß ihr euch umkehret und werdet als die Kinder, könnet ihr nicht in das Reich der Himmeln kommen, wer sich aber erniedriget wie dieß Kind, der ist der größte im Reich GOttes. (Matth. 18; Marc. 9; Luc. 9)

So wir dann ermahnet werden, den Kindern gleich zu werden, so ist es unwidersprechlich, so lange sie in der Einfalt bleiben, werden sie für Gott unschuldig gehalten, und ihnen wird von Gott keine Sünde zugerechnet, und wiewohl sie der sündlichen Art und Natur sind, aus der Eigenschaft Adams, so ist doch noch etwas bey ihnen, das Gott gefällt, nämlich die Einfalt und Demuth; doch werden sie allein selig durch die Gnade Christi. (1 Corinth. 14; Ephes. 4; Deut. 1; Colloss. 1,2; Matth. 11; Ephes. 2; Actor. 15)

Daß aber etliche die Kinder verdammen, so sie nicht getauft sind, das ist eine Verachtung des Bluts Christi. (Joh. 1; Röm. 5) Dann die Sünde Adams und der gantzen Welt ist versühnet durch das Opfer Christi, (1 Johan. 2.) und den Kindern wird keine Sünde zugerechnet, (Heb. 9, 10) dann allein von Adam. (Römer 5) Wie könnten dann die Kinder verdammt seyn?

Wer will die Kinder beschuldigen, um welcher willen Christus sein Blut vergossen hat, (1 Joh. 1, 2) Wer will die verdammen, denen Christus das Reich GOttes zugesaget hat? (Matth. 18; Marc. 9; Luc. 9) Wer will die Heilige Schrift verleugnen, die so ausdrücklich zeigt, (Joh. 1; Röm. 5; 1 Johan. 2) daß die Sünde Adams und der gantzen Welt hinweg genommen sey? (Coloss. 2) Die Handschrift, so wider uns war, ist ausgetilgt und an das Creutz geheft. (Röm. 5) Die Gnade hat überhand genommen über die Sünde, (2 Timoth. 1) und das Leben Christi hat den Tod überwunden.

Darum wer da sagt, daß die Kinder verdammt seyen, oder sie um der Erbsünde beschuldigen will, der verläugnet den Tod und Blut Christi.

Dann so die Kinder um der Sünde Adams verdammt sind, so ist Christus vergeblich gestorben, so ist Adams Schuld noch auf uns und durch Christum nicht versöhnet, so hat die Gnade über die Sünde nicht überhand genommen durch Christum; aber das sey ferne. (1 Cor. 15; Röm. 5, 8; Colos. 1, 2; 1 Joh. 1,2; Ephes. 2; Gal. 3)

Dann die Gnade Gottes ist reichlich allen Menschen widerfahren, alle Vermaledeyung, Fluch und Sünde der gantzen Welt ist durch Christum hinweg genommen, (1 Johan. 2; Matt. 18) und wie die Alten durch den Glauben, also die Kinder aus Einfalt selig werden, aber alles aus Gnaden, (Ephes. 2; Actor. 15) So ist noch zu verantworten, so sie dann selig sind, warum sie dann nicht getauft warden sollen.

Erstlich darum, daß wir dessen kein Gebot von Christo haben, Abraham aber hat ein Gebot vom Herrn empfangen, er solle alles was männlich war, auf den achten Tag beschneiden lassen. Nun hat er kein Verbot von den Frauen empfangen, (auch seinem Gutdünken nicht gefolgt) sondern nach dem Befehl Gottes, allein die Knäblein beschneiden lassen; und die Beschneidung war das Bundeszeichen, so Gott mit Abraham hat aufgericht, und waren die Frauen doch so wohl als die Männer in dem Bund begriffen. (Genes. 17,21)

Und abermal, da Israel in der Wüsten war, und hatte schwerlich wider den Herrn gefündiget, also daß Gott sprach, sie sollten nicht in das verheissene Land kommen, und das um ihres Unglaubens willen, da sprach der Herr: „Aber eure Kinder, die an diesem heutigen Tag weder Gutes noch Böses wissen, die werdens einnehmen. (Num. 14; Deut.1, 2)

So nun der Herr den Kindern (die er auf den achten Tag hat befohlen zu beschneiden) barmherzig ist gewesen, und ihnen das Land verheissen, daß sie es einnehmen sollen, wie viel mehr soll dann seine Gnade jetzt seyn über die Kinder, da Christus für gestorben ist? (Römer 8)

Zum anderen, sagen unsere Widersprecher, daß der Herr zu Nicodemo saget: „Es sey dann daß jemand gebohren werde aus dem Wasser und Geist, mag er nicht kommen in das Reich Gottes. (Joh. 3) Daraus soll dann folgen, daß niemand in das Reich Gottes komme, er sey dann mit Wasser getauft.

Antwort.

Daß die Worte Christi nicht auf die Kinder zu verstehen seyen, bezeuget der vorige Spruch, so der HErr zu Nicodemo saget, nämlich: „Wahrlich, wahrlich sage ich dir, es sey dann, daß jemand von oben herab gebohren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.” (Johan. 3)

Aus diesem Spruch hören wir, daß Christus Nicodemo die Wiedergeburt fürhält, die allein geschicht durch Gottes Wort, (Jacob. 1; 1 Pet. 1. 1; Cor. 4; Gal. 4) wie oben genugsam in meiner Bekenntniß erkläret ist. Und darnach sagt Nicodemus: „wie kann dann einer, wann er alt ist, wieder in Mutter Leib gehen, und gebohren warden?”

Mercket, daß er gesagt, wann er alt ist; daraus verstehet man wohl, daß der Herr nicht von Kindern geredet hat; und darnach sagt er also: „Es sey dann daß jemand aus Wasser und Geist gebohren werde, kann er in das Reich Gottes nicht kommen.

Daß dieß nicht von Kindern geredet ist, bezeugen abermals die nachfolgenden Worte, nämlich: „Was vom Fleisch gebohren ist, das ist Fleisch, und was vom Geist gebohren ist, das ist Geist.

Lasset euch nicht verwundern, daß ich gesagt habe: ihr müsset von neuem gebohren werden. Dann der Wind bläßt, wo er will, und ihr höret sein Rauschen wohl; aber von wannen er kommt, und wohin er gehet, das wisset ihr nicht. Also ist ein jeder, der aus dem Geist gebohren ist.“ (Joh. 3)

Mit diesen Worten giebt Christus zu verstehen, daß der neugebohrne Mensch geistlich wird, und aus dem Geist gebohren, geistlicher Art und Natur, wie Petrus sagt: „Wir sind der Göttlichen Natur theilhaftig worden, so wir fliehen die vergänglichen Lüsten dieser Welt. Daran mag ein jeder erkennen, ob er aus dem Geist geboren ist, nämlich so er des Geistes Eigenschaft hat, gleich einer vom Fleisch gebohren, (Joh. 3; 1 Cor. 15) hat des Fleisches Eigenschaft und Natur, ein jedes in seiner Ordnung, die Vögel haben ihre Art, insonderheit die wilden Thiere, die Menschen auch, ein jeder ist gesinnet, gleichwie dasselbige, davon er gebohren ist. Der dann aus dem Geiste gebohren ist, der ist auch also geistlich gesinnt, (Römer 8) Darum sagt Paulus: „Die der Geist GOttes treibt, die sind Gottes Kinder.”

Zum letzten sagt er zu Nicodemo: „So ihr nicht könnt begreifen oder glauben, wann ich euch von irrdischen Dingen sage, wie wollet ihr dann glauben, wann ich euch von himmlischen Dingen sagen würde?”

Hie achtet der Herr die himmlische Dinge höher, dann irrdische zu begreifen, und die Kinder vernehmen nichts von irrdischen, viel weniger von himmlischen Dingen. Deut, 1.

Darum auch Paulus sagt, (1 Corinth. 1) „Werdet nicht Kinder am Verstand, sondern seyd Kinder an der Boßheit, am Verstand aber seyd vollkommen. Dann der Glaube ist nicht ohne Verstand zu greifen, sintemal es Paulus an einem andern Ort saget: „Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht deß, das zu hoffen, eine klare Offenbarung, ja eine gewisse Ergreifung deren Dingen, die man nicht siehet. (Hebr. 11) Sintemal der Glaube so eine Kraft in sich hat, daß er sich allezeit schicket nach himmlischen Dingen, und suchet was droben ist, da Christus ist, sitzende zu der rechten (Hand) Gottes. (Röm. 1, 8; Coloss. 2, 3; 1 Timoth. 1)

Daß die Kinder solchen Glauben nicht haben, zeuget die Erfahrung und auch die Schrift, wiewohl etliche sagen: GOtt kann den Kindern den Glauben wohl geben. Das bekenne ich auch, und nicht allein den Glauben, sondern auch Verstand, damit man den Glauben greifen muß, ja auch die Sprach, daß sie es bekennen. (Was aber die Kinder für Glauben haben, beweisen sie in ihrem Leben und Früchten.)

Aber wiewohl GOtt allmächtig ist, und thut nach seinem Willen, dem niemand widerstehen mag, so hält er doch in allen seinen Werken eine Ordnung, wie es ihm wohlgefällt. (Jerem. 13; Esaj. 45, 64; Röm. 9; Levit. 10; 1 Reg. 15)

Darum ein jeder wohl mag zusehen, daß er durch sein eigen Gutdünken GOtt nicht meistere, dann er hat alles wohlgemacht, ihm sey ewig Lob, Preiß und Ehre, Amen.

Dieweil dann dieß die wichtigsten Sprüche seynd, damit man die Kinder=Taufe will beweisen, so habe ich die selben nach meiner Wenigkeit beantwortet. Auf daß aber meine ehrsame Herren nicht überdrüßig werden, über mein langes Schreiben, so will ich es hiebey bleiben lassen. Jedoch, so meine ehrsame Herren etwas weiters Antwort begehren, (so viel in mir ist) bin ich willig und erbietig zu antworten. (1 Petr. 2,3) GOtt gebe uns allen seine Gnade, Amen.

Thomas von Imbroich,

E. G. W. Unterthaner.


Ein
Wahrhaftiger Bericht

Von den

Brüdern im Schweitzerland,

in dem Zürcher Gebiet.

 

Wegen der Trübsalen,

Welche über sie ergangen sind, um des

Evangeliums willen.

 

Von dem 1635sten bis in das

 1645ste Jahr.


Ein Wahrhaftiger Bericht

Christlicher lieber Leser

Es ist nicht möglich, mit kurzen Worten zu erzählen die große Trübsal und Unbarmherzigkeit, so über uns ergangen ist, auch über unsere Weib und Kinder, Alte, Kranke, Schwangern und Säugende, wie sie so grausam, unmenschlich und unbarmherzig mit uns armen Unterthanen umgangen sind; da wir ihnen doch kein Leid gethan haben, sondern in allen gebührlichen Sachen und billigen Dingen gern gehorsam gewesen sind und noch gern seyn wollten.

Wir wollen aber dieses unsern lieben Brüdern im Niederland (die ihr uns aber nach dem Fleisch unbekannt seyd) zu einer Nachricht und gewissen Bericht an Tag geben, jedoch eine kurze, einfältige, gewisse und wahrhaftige Rechenschaft geben, dieweil wir verstanden haben, daß ihr in unserer schweren Trübsal eine mitleidentliche Nachfrage habet, und unserer gedenket, so haben wir nicht können unterlassen, daß wir euch einen Bericht geben.

Anfänglich, beym Ausgang des 1635sten und Eingang des 1636sten Jahres, haben sie unsere vier Brüder gefangen, als Rudolph Egly, ein Bürger aus Zürch, und Ully Schmidt, in der Herrschaft Klonau, und Felix Urnne, auch aus derselbigen Herrschaft, und auch Hans Müller zu Uticken in der Herrschaft Grüningen; dieselbigen haben sie auf dem Rathhaus eine Zeitlang gefangen gelegt, und haben derselben einen jeden in einer sonderbaren Gefangenschaft behalten, jedoch ist Felix Urnne mit der Hülfe und Gnade GOttes mit gutem Gewissen ledig worden. Und die andern drey sind bis zwey und zwanzig Wochen gefangen gewesen; sie haben aber viel Streits in der währenden Zeit mit uns gehalten, von Religions= und Glaubenssachen halben. Nun ist ihnen aber allermeist und allerwegen um den Kirchengang zu thun gewesen, so wir aber ihnen mit gutem Gewissen nicht können bewilligen nach ihrem Begehren. Letztlich aber haben sie uns ausgelassen, doch mit einem Anhang, daß wir wiederum auf dem Rathhaus erscheinen, und uns einstellen sollten, und mit unsern Brüdern in den bestimmten vier Wochen sollten unterreden, was und wie wir einer Obrigkeit begegnen wollen. Wir haben aber auf die bestimmte Zeit nach laut unserem Versprechen und ihrem Begehren uns wiederum eingestellt, haben aber ihnen nicht können bewilligen Gewissens halben, daß eine Obrigkeit mit uns und den Unsrigen möge zufrieden seyn, als sie sagen; es ist aber unsere Anerbietung dazumal gewesen, und noch, was uns unser Gewissen nicht beschweret, was Steuer und Zoll, Ehr und Furcht antrifft, so wollen wir ihnen in allen gebührlichen Sachen willig und gehorsam seyn, und Unterthänigkeit erzeigen, als ein Christ thun soll.

Aber an das alles haben sie nicht wollen kommen, so müssen wir deshalben ihr Gebot lassen anstehen, und mit dem Apostel sagen: Wir sollen GOtt mehr gehorchen, als den Menschen. Sie haben uns aber dazumal alle drey wieder acht Tage auf dem Rathhaus verwahret, und nach bestimmter Zeit wieder auf unseren freyen Fuß gestellet, und zu den Unsern gelassen, wie vormals, mit den Unsern zu reden und zu rathschlagen, aber doch nicht mehr ihnen, der Obrigkeit, zu versprechen zu erscheinen wie vormals, sondern, wie sie sagten, wir sollten ledig seyn wie die anderen unserer Brüder. Wir sagten aber, wir wollen uns, wann es die Obrigkeit ferner begehren werde, wieder einstellen, wie andere gehorsame Unterthanen; wir aber haben dazumal nicht ohne Gebiet wollen erscheinen.

Nachdem haben sie also mit uns gehandelt; Im 1636sten Jahr, den 17ten Tag des Märzen, haben sie ihre Gesandten ausgeschickt, geistlich= und weltlichen Standes, auf ihre Schlösser, nämlich zu Klonau, Watheschweil und Grüningen, und uns allesammt fordern lassen, Weib und Mann, in ihrer ganzen Verwaltung: Allda haben wir alle unsere Namen eingeschrieben, und nach dem selben haben sie uns 7 Artikel vorgelesen, welche Artikel im Manifest verzeichnet sind, vom neunten bis auf das 13te Blatt. In den fünf ersten Artikeln war kein Streit, und haben bekennt wie sie; aber den 6ten und 7ten Artikel haben wir nicht bekennen, noch mit ihnen annehmen können. Nachdem haben sie uns zum andernmal bescheiden auf die vorbenannte Schlösser, auch haben uns die Gesandte wie vormals angeredt, und an uns angehalten, daß wir uns zu dem Kirchgang bequemen sollten; sie haben auch viel der ihrigen aus der Landschaft, besonders die Gelehrten und Vorgesetzten auf die Schlösser bescheiden; sie haben aber ihre Meinung dazumalen erzählt, und die streitigen Artikel auf ihre Form so hoch gerühmet, verkluget und verblümt, und uns in unserer Verantwortung oft heissen schweigen, und nicht gewollt, daß wir unsre Verantwortung und Bekenntniß thun sollen; sie haben aber uns und unsere Händel gar grausam gescholten, geschmähet und gelästert. Es geschah nur darum, (wie wir glauben) daß man uns vor dem gemeinen Mann wolle verhetzen und in Ungnad bringen, und nach dieser Handlung haben sie uns wiederum heim gelassen.

Die dritte Handlung, die sie mit uns fürgenommen haben.

Im vorgemeldten 1636sten Jahr, den achten Herbstmonat, zu Zürch auf der Chorherrn Stube, dahin hat man unsrer etliche beschieden mit einem Geleit, worbey viel Jäger waren von beyden Ständen, und haben mit uns eine Disputation gehalten von drey Artikel wegen, nämlich Taufe, Nachtmahl und Bann, da haben wir uns unsers Grunds und Glaubens halben erkläret, wie sie der Herr Christus angegeben und gelehret hat: da haben wir sie gefraget, ob sie glauben, daß wir darbey auch selig werden mögen? Da haben sie bekennt, ja. Noch über das, hat der oberste Pfarrer Breitinger vor der ganzen Gemeine bekennt, wann er ausser seiner Stadt in einem anderen Land wäre, und ein solches Volck anträfe, die eine solche Lehre und Glauben hätten, er möchte wohl zu ihnen stehen, er hoffete auch selig zu werden. Nachdem das Gespräch den ganzen Tag gewährt, hat uns die Nacht von einander geschieden; wir haben aber keinesweges vom wahren Grund Gottes, darauf unser rechter wahrer Glauben stehet, sollen noch können weichen, und nicht können bewilligen in ihre Kirchen zu gehen; wir haben auch nicht viel Gunst von der Obrigkeit erlanget, sondern sie haben uns denselbigen Abend mit harten und rauhen Worten angefahren, wie sie so grausam wollten mit uns handeln, auch sonderlich der vorgenannte Pfarrer Breitinger hat sein Herz nicht weiter können verbergen, oder noch länger einhalten, dann gleichwie er am Morgen uns gelobet und gerühmet hat, noch viel mehr hat er uns am Abend, im Abwesen, gelästert, geschmäht, gescholten und hart gedräuet, man werde uns unser Haab und Güter nehmen, und uns aus dem Land schicken, und sollen eine Obrigkeit suchen, die uns den Glauben frey lasse; welches sie aber uns nie haben wollen zulassen, aus ihrem Lande zu ziehen, sondern nur zwey Wahlen fürgeschlagen, nämlich wir sollen zur Kirchen gehen, oder in der Gefangenschaft bleiben, und darinnen absterben. Auf das hat es sich geändert, und ist ein jeder wieder in seine Heimat und in Gewahrsam gangen.

Bald hernach war die vierte Handlung, so sie mit uns fürgenommen.

Man hat uns wieder beschieden an bestimmten Ort, und von uns gefordert, wir müßten und sollten ihnen all unsere zeitliche Güter liegends und fahrends anzeigen, wir hätten keine Gefahr dabey zu erwarten, denn sie begehren nicht eines Batzens werth von unserm Gut. Was aber daraus erfolget, so werdet ihr im Ausgang dieses Jahrs in dieser Verfolgung wohl vernehmen. Also haben sie unser Haab und Gut verzeichnet, und darnach in Arrest gelegt, auch etlichen ihr Haus und Hof verkauft, und den andern, denen sie es nicht verkauft haben, denen ist ein schwerer Zins darauf gesetzt worden, und denselben zu ihren Händen gezogen.

Nun folget die fünfte Handlung, so sie mit uns fürgenommen.

Nachdem wir ihnen unser Haab und Güter angezeigt haben, hat man unserer etliche wieder auf die Schlösser beschieden, mit einem Geleit. Wir sind ihnen abermal gehorsam gewesen, wie vormalen, da wir ihnen in die gemeldte Oerter erschienen sind, da hat man uns einen Brief vorgelesen, und der Inhalt des Briefes lautet also: „Wann wir einer Obrigkeit nicht wollen gehorsam seyn, Kirchgangs halben, so wolle man uns an gewahrsamen Ort thun, und behalten. Welches sie gethan haben im 1637. Jahr, da haben sie die Fänger schaarenweise ausgeschickt, und 12 Männer gefangen, welche Gefangenschaft mit etlichen fast ein gantzes Jahr gewähret, und in derselben Gefangenschaft hat man uns gar übel verköstiget mit unguten Leuten, die wegen der Uebelthat gefangen lagen, im Kloster Oetenbach, in einem tiefen und gar feuchten Gefängniß, auch hat man uns alle Nacht Wächter zugegeben, welche uns sollten verwahren; aber in einer Nacht sind wir in einer Stunde mit GOttes Hilfe und ruhigem Gewissen ledig worden.

Nun wollen wir etlicher Männer, Weiber und Kinder Namen anzeigen, und wie man mit ihnen und ihrem Haab und Gut umgangen sey, als nämlich:

Zum ersten Rudolph Egly, Wannenmacher, ein Bürger zu Zürch, Der gemeldte Bruder ist anfänglich von den Vieren einer gewesen, so zum ersten 22 Wochen auf dem Rathhaus im 37sten Jahr gefangen gewesen sind; auch der Zwölfen einer, so in der andern Gefangenschaft gewesen sind im 37. Jahr. Demselben haben sie zum ersten sein Haab und Gut angegriffen, auch sein Haus und Heimat verkauft, ohngefehr um 6000 Gulden, und dasselbige in fremde Hände gegeben, und die Kinder aus dem Haus gestoßen. Dieser Bruder hatte ein krankes Kind, dasselbe kranke Kind haben sie unter den heitern Himmel auf die Erde gesetzt. Nachmalen hat man ihn gar manchesmal inner und ausser ihrem Lande gesucht, zuletzt haben sie ihn aus dem Lande vertrieben, daß er noch kein gewissen Ort hat, da er wohnen kann. Nachdem man ihn nicht mehr hat können bekommen, da sind sie erzörnet gewesen, und haben sein Weib, mit Namen Martha Lindingern, gefangen; dieselbige haben sie in Oetenbach in eine Gefangenschaft gelegt, und eine Zeitlang gefangen behalten, doch haben sie gar rauh und streng mit ihr gehandelt, und sie von wegen des Gemeinden=Geldes, so den Armen gehört, (weil er ein Aeltester war und über die Armen Wacht und Sorg trug) daß sie ihnen dasselbe hat sollen zeigen, sie haben ihr mit Pein und Marter gedräuet, und in den Pein=Keller geführt und den Henker an die Seite gestellt, und ihr so Angst gemacht, daß sie es ihnen aus Schwachheit gezeiget hat. Also haben sie das Geld genommen, und zu ihren Händen gezogen, welches mehr dann 1000 Gulden gewesen. Nachdem man das Geld gehabt, hat man das gemeldete Weib gefangen, im 37sten Jahr, am letzten Tag des Christ=Monats, und ist damalen bis in das 41ste Jahr gefangen gewesen, in dem Oetenbach, bey andern ihrer mithaften Geschwisterten. Endlich ist sie am Freitag vor Östern mit andern ihrer Mitgefangenen mit freyem Gewissen ledig worden.

Was antrifft die Gemeine im Klonauer Amt, und was sich darinnen hat zugetragen und begeben, ist folgendes. Zum ersten:

Hans Meyli.

Wie man mit demselben Mann, mit seinem Weib und Kindern umgegangen sey.

Als man zählte das 1637ste Jahr, ist der alte Mann gefangen worden, und 43 Wochen in Banden, in dem RathHaus, in Oetenbach, in einer tiefen Gefangenschaft gewesen, darnach ist er mit andern seiner Mitbrüder unverletzt ledigworden; wiewohl sie ihn seither manchesmal streng gesucht haben, und er hatte noch keinen gewissen Ort, da er bleiben konnte. Nachdem hat die Obrigkeit ausgeschickt, und haben angefangen zu verfolgen, beschleitzen und berauben.

Sie haben ihnen etlichmal die Häufer umstellt und durchsucht; auf einmal sind bis die 30 Schergen kommen, die haben uns die Häufer umstellet, durchsuchet und verwahret, mit Wacht und mit Feuer, etliche Tag und Nächte, und mit bloßen Schwerdtern und Waffen die Häuser durchsucht, die Thüren zerhauen und zerstossen, wie die Krieger und Schergen thun, mit übermüthigem Wüten und muthwilligem Essen und Trinken von dem unsern, ja auch mit Fressen, Saufen, freventlichem Fluchen und Gotteslästerung, mit Schwören, Toben und Wüten, Trotzen und Dräuen, noch gar viel ärger und schlimmer, dann die unvernünftigen Thiere thun, die zum Fahen und Würgen geschaffen sind.

In demselben Tumult haben sie des alten Hans Meylis Sohnes Frau gefangen, (dasselbige Weib hatte ein 14 wöchiges Kind gehabt) und haben sie hart gebunden und gen Zürch geführet, da ist sie bis in das zweyte Jahr gefangen gelegen im Kloster Oetenbach, und haben sie hart gehalten mit Speiß und Trank; darnach ist sie mit andern ihrer Mitgeschwisterten mit unverletztem Gewissen ledig worden, im 41sten Jahr, am Freitag vor Östern: Auch sind in dem selben Tumult des vorgemeldeten Hans Meylis zween Söhne nämlich Hans und Marty Meyli, gefangen worden den 3ten Tag May, im 39sten Jahr, und die Gefangenschaft hat ein Jahr gewähret. Man hat sie auch gar streng und rauh gehalten, in den Banden, mit Speiß und Tranck, auch mit Dräuen und Trutzen: man hat sie zweimal ausgezogen und das Geld von ihnen genommen in der Gefangenschaft, und noch vielen andern mit ihnen, und zweymal in Eisen gelegt, das hat in die 20 Wochen gewähret, auch streng tribulirt mit Spinnen und Seiden Kämplen, damit sie sie möchten abfällig machen; aber doch sind sie mit andern, mit der Hilf und Gnade Gottes, mit unverletzten Gewissen heraus kommen.

In dem 41sten Jahre haben sie unsers alten vorgemeldeten Hans Meylis zween Söhne Weiber gefangen und nach Zürch geführt ins Oetenbach, auch bey anderen ihrer Geschwisterten eine Zeitlang gefangen behalten, und darnach mit vielen andern Brüdern und Schwestern ledig geworden, und mit gutem Gewissen heraus kommen.

Das 41ste Jahr.

Noch mehr haben sie mit uns gehandelt, mit Hab und Gut, nämlich Haus und Heimat sammt dem Hof, liegendes und fahrendes verkauft, und ist daraus gelöset worden 14,200 Gulden, und haben das alles zu ihren Händen gezogen, und haben auch die Kinder und Kindes=Kinder unter die Fremden gethan, als arme verrtriebene Wayselein zerstreuet, und haben keine Gnad erzeigt gegen die, so schon in die Kirche gingen, noch gegen denen, die sich in das Creutz begeben haben. Und nach diesem allen, da sie uns unsere Häuser und Heimat genommen, so haben wir uns mit Weib und Kind in die Fremde begeben zu arbeiten, damit wir niemand mögen beschwerlich seyn. Da sind wir durch mißgünstige Leute verrathen worden, da wir gewohnet haben, und die, die uns behauset und beherberget haben, die sind von der Obrigkeit hart gestrafet worden.

Nachmalen ist des vorgemeldeten Martin Meylis Frau gefangen worden, (und ist gar noch schwanger gewesen) und auf das Rath=Haus gen Zürch geführt, und da vom Rath=Haus nach Oetenbach, von dem Oetenbach in das Spital, daselbst an eine Kette gelegt, bis daß sie in Kindesnöthen gewesen ist, und von dannen ist sie durch Gottes Hülfe ledig worden, mit ruhigem Gewissen.

Hans Müller.

Im 1639sten Jahre, den 6ten Januar, ward Hans Müller von Uticken gefangen und nach Zürch geführet, und in das Kloster Oetenbach gesetzt, und seine Verhaftung währete bis in das zweyte Jahr, darinnen ward er tödtlich krank; er ist aber mit andern Gefangenen mit ruhigem Gewissen heraus kommen. Nach demselben haben ihn sein Weib und Kinder in seinem eigenen Haus beherberget, und ist bey ihnen gestorben. Dafür haben sie der Obrigkeit müssen 40 Pfund an Geld Strafe geben; darum das sie ihrem leiblichen Vater Barmherzigkeit erwiesen haben.

Rudolph Hägi.

Im 1639sten Jahre, den 23sten Tag des Herbstmonats, ist Rudolph Hägi gefangen worden, und nach Oetenbach in Zürch gethan, und daselbst gefangen gelegt worden; und haben sie seine Hausfrau auch gar scharf gesucht, da er in den Banden gewesen ist, und haben ihm sein ältestes Kind gefangen, und hart gedräuet mit Dümlen= und mit Schellenwerk, wann es seine Mutter nicht anzeigen wolle. Nachdem haben sie sein Weib auch gefangen, und in Oetenbach gethan, und da er 83 Wochen gefangen ist gewesen, da ist er und seine Frau wieder mit andern ledig worden, und unverletzt mit gutem Gewissen heraus kommen. Auch hat die Obrigkeit (da sie noch in Banden waren) ihre fünf Kinder von Haus und Heimat unter die Fremde vertrieben, und letztlich haben sie auch ihn selbst aus dem Land vertrieben.

Hans Ringer.

Noch weiter merken wir an, wie sie mit Hans Ringer und seiner Frau sind umgangen.

Im 1641sten Jahr, den 15ten Märtzen, hat es sich zugetragen, daß er sich in den Ehestand begeben hat. Bald darnach haben sie ihn gefangen, und nach Zürch auf das Rathhaus gebracht, und darnach in den PeinKeller geführet, und zweymal an die Marter geschlagen, auf daß er damit anzeige, wer die Ehe bestätiget habe.

Nach diesem ist er zu seinen Mitbrüdern in die Gefangenschaft in Oetenbach verhaftet worden…. Darnach wurde sein Weib eine Kindbetterin; da sind die Fänger bald ausgeschicket worden, und haben die Kindbetterin so gar übel erschröckt, daß sie die Kinder=Wehen hart ankommen sind, auch haben sie die Kindbetterin in einer Mist=Bahre wollen hinweg führen, aber sie haben niemand gefunden, der die Kindbetterin hat wollen laden, welche eben vor 4 Tagen eine Kindbetterin worden ist: da haben die Fänger die schwache und blöde Kindbetterin an eine Kette gelegt, und dem Hausvolk damit. geboten und gedräuet, Wo sie die Kindbetterin aus dem Haus lassen Würden, so würdn sie bey der Obrigkeit in große Ungnade kommen. Darnach ist sie aus dem Haus getragen worden in ein ander Land, auch ist der Mann aus der Gefangenschaft unverletzt heraus kommen und ledig geworden.

Henrich Frick.

Anno 1639 ist Henrich Frick im Klonauer Amt gefangen worden, ein junger Mann, der vor seiner Bekehrung ein Land-Fänrich gewesen ist, und grosses zeitliches Gut besessen hat; aber nachdem er sich unter das Creutz Christi begeben hat, da sind sie über ihn sehr erzürnet worden, und sagten, die Trubsalen hätten um seinetwillen angefangen. Sie haben ihm auch in der währenden Trübsals Zeit seine Häuser und Scheuern gar manchesmal umstellt, und durchsucht mit grausamen Toben und Wüten; dreymal haben sie ihn gefangen: Zum Ersten, haben sie so unbarmherzig mit ihm umgangen und gehandelt daß sie ihn in grosse Angst und Noth getrieben haben, und ihm seinen Sinn und gutes Gewissen verwirret.

Nachdem er aber eingewilliget hat, ist er in eine solche große Reue gefallen, daß er mit detro bitterlich geweinet hat und seinen Fall bekennt und sich wiederum gleich in den Streit gerüst, und unter das Creutz Christi begeben.

Nachdem haben sie ihn wiederum gesucht, wie vormals, auch sind sie heimlicher Weise zu seiner Frauen in ihre Kammer gangen, die noch zu ihnen in die Kirche gehet, und haben sie so übel erschreckt, daß die Frau vermeint sie müsse des Kindes genesen; und da sie eine Kindbetterin worden ist, so hat das Kind nach der Geburt nicht lang gelebet, auch hat die Kindbetterin nach der Geburt nicht viel gute Tage mehr gehabt.

Nachdem die Fänger von der Obrigkeit ihn zum andernmal gefangen haben, und nach dürch geführt, in das Kloster Oetenbach, in dem Gefängniß verwahret, und eine Zeitlang gefangen behalten: wurde dazumal sein Handel ausgeführt, und ist wieder ledig worden. Bald darnach haben sie ihn wieder mit Ungestümm gesucht: aber sie haben ihn dazumal nicht funden, dann man hat ihn einem Ort in den andern geführt und getrieben. Zum letztenmal hat ihn seiner nahen Freunde einer, nächtlicher Weise, verrathen, und auf freyer Landstrasse selbst gefangen, und nach Zürch geführt, und ist wieder eine Zeitlang gefangen gewesen, wohl in das zweyte Jahr und niemand weiß noch wann es ein Ende hat, als der gerechte und gütige Gott.

In seiner Gefangenschaft haben sie ihm viel Leids gethan; zweymal haben sie ihn ausgezogen, und ihm sein Geld genommen: auch haben sie ihm einen langen grauen Rock angethan, zu

einem Gespött und Hohn, und alle Nächte thaten sie ihm eine Kette an. Ueber das alles haben sie ihm groß Haab und Gut genommen, welches mehr dann 13,000 Gulden antrift, auch haben sie ihm zwey große Höfe verliehen, davon gibt er ihnen jahrlich 420 Gulden, und 20 Malter mit Kernen, und haben das alles zu ihren selbst Händen gezogen.

Steffen Zänder.

Im 1639sten Jahr, am 23sten Tag des Herbstmonats, ward gefangen Steffen Zänder, in der Klonauer Gemein, ein alter Mann, und nach Zürch geführt, in Oetenbach ins Gefängniß gelegt, und ist fast anderthalb Jahr gefangen gewesen, und 16 Wochen an Eisen geschlagen, und übel zugericht, auch in den Banden ausgezogen worden. Er ist auch lang in den Banden krank gewesen, wegen der feuchten und langwierigen Gefängniß, und darin in Christo dem Herrn entschlafen.

Dorothea Grobin,

Eine alte Schwester, ward gefangen im Klonauer Amt, die war in geheim bey ihrer Tochter zur Herberge. Indem kam der Prediger von Kifferschweil, allein, und wollte die alte Frau fangen, er fuhr sie gar rauh und grausam an, da wollte die Tochter ihrer Mutter aus kindlicher Liebe helfen, da hat der Prediger die Tochter gar übel erschröckt und gestossen, daß sie ist krank worden, und eines Kindes genesen, und da ist das Kindlein nicht lebendig an die Geburt kommen: und hiemit ist die Mutter dem unbarmhertzigen Menschen entrunnen.

Catharina Müllerin.

Jetzt aber ward eine alte Schwester im Amt Klonau gefangen, und gen Zürch geführt, und in Oetenbach gethan und daselbst in die Gefängniß gelegt, und ist da eine lange Zeit in den Banden behalten worden; und zuletzt mit unverletztem Gewissen heraus kommen; sie hat aber jetzt noch keinen gewissen Ort da sie wohnen kann, sondern muß gänzlich noch verborgen seyn; ihre Kinder müssen von ihrentwegen der Obrigkeit 2000 Gulden verzinsen jährlich.

Heinrich Gut,

Ein alter Mann im Amt Klonau, der ward gefangen und gen Zürch geführt und in Oetenbach gethan, in der Gefängniß verhaftet, darinnen gar übel gehalten mit Speiß und Trank, keine Liebe noch Treue gehabt, wiewohl er gar ein kranker Mann gewesen ist, und ist den Banden wegen der feuchten und langwierigen Gefangenschaft, in dem Herrn entschlafen, des 1639sten Jahrs, den 25sten Weinmonat.

Ottilly Müllerin,

Eine Schwester, ward gefangen und nach Zürch geführt und in Oetenbach gesetzt, und eine Zeitlang behalten; darnach mit gutem Gewissen deren Banden ledig worden.

Barbara Meylin,

Eine Schwester, ward gefangen, darnach gen Zürch, und in Oetenbach gethan, und eine lange Zeit daselbst gefangen behalten; und ist auch mit gutem Gewissen der Banden ledig worden.

Barbara Kolbin,

Eine Schwester, ist gefangen worden und zu Zürch im Spital gefangen gesetzt; und hernach wieder mit unverletztem Gewissen heraus kommen.

Elisabeth Meylin,

Ist gefangen worden und nach Zürch ins Oetenbach gethan, und daselbst eine Zeitlang verhaftet gewesen; nachmals ist diese Schwester wiederum der Bande ledig worden, und mit gutem Gewissen loßgekommen mit der Hülfe und Gnade Gottes.

Wäteschweil und Horgen.

Zum Ersten. Im 1637sten Jahr, den 3ten May, hat es sich zugetragen, daß der Land=Vogt zu Wäteschweil durch seine Diener, drei Brüder beschieden, mit Namen Peter Brubacher, Hans Landis und Jacob Rüsterholz, wir solten zu ihm auf das Schloß kommen, uns das ohne Gefahr, es solle uns kein Leid geschehen: aber so bald wir auf das Schloß kommen sind, da hat er uns gefragt, wie wir uns besonnen hätten; (nachdem wir auf der Chorherren=Stube gewesen) ob wir in die Kirche gehen wolten oder nicht; und das sey seine Meinung: Wann wir nicht in die Kirche gehen wolten, so wolle er uns gefänglich einschliessen, da es dann geschehen ist, wie es fornen in dem Büchlein in der fünften Handlung gemeldet ist, sie sind aber nicht lang gefangen gewesen, alsdann ist die Gefängniß geöffnet worden, und zween Brüder Hans Landis und Jacob Rüsterholz entronnen. Nachdem war der Peter allein, am Morgen aber hat der Land=Vogt dem Peter viel versprochen, wie er das geniesen solle, daß er nicht mit den andern ausgebrochen sey, es ist aber dies alles wie das Obige, (daß ihnen kein Leid geschehen soll,) nur leere Worte gewesen, und haben es nicht gehalten, sondern haben den Peter eben grad auf denselben Tag in eine schlimmere Gefängniß gethan, die Thüren nie geöffnet: Und nachdem haben sie ihn gen Zürch geführt, auf das Rathhaus, eine Zeitlang da behalten, in der Gefangenschaft, und haben weder Freunden noch Verwandten sagen wollen wo er hingekommen seye. Von dannen hat man ihn in Oetenbach in die Gefängniß gebracht, daselbst mehr dann vierzig Wochen gefangen gehalten, bey andern mehr, man hat sie aber übel beköstiget, und viel Leids angethan, sonderlich von dem unverschämten Gesind, die wegen Uebelthat gefangen lagen, die haben uns sehr übel geplaget. Alle Nacht hat man uns Wächter gestellt. Hernach ist die Gefängniß geöffnet worden, im 1638sten Jahr, und ist der Peter nebst noch 12 ledig worden, durch Gottes Hülf. Nach dieser Geschichte, hat der Land=Vogt seine Diener vielmal ausgeschickt und den Bruder suchen lassen; aber Gott hat ihn noch bisher vor ihren Händen behütet. Hernach hat es sich begeben, den 6ten May 1640, haben sie unbarmherzig mit seinen Kindern gehandelt, und mit dem seinen; der Landvogt ist mit seinen Dienern ausgeritten zu seinem Haus und Heimat, da haben sie solche Gewalt und Tyranney gebraucht, daß man gedacht hätte es solte sich ein Stein erbarmen; an demselben Tag haben sie die ganze Haushaltung zerstöret, Knechte und Mägde geschickt, und die Kinder ausgetrieben, und das Haus und Scheuren, Holz und Feld, mit sammt allem, Liegends und Fahrends, alles aufgeräumt, verkauft und zu ihren Händen gezogen, woraus ungefähr 9000 Gulden ist gelößt worden. Nicht lang darnach haben sie seine 3 Knaben auch in Oetenbach gethan, wiewohl dieselben zu ihnen in die Kirche gegangen, man hat sie gar übel verderbt, doch sind die Knäblein wieder heraus gekommen.

Hans Landis,

Ein bestellter Diener in Horgerberg, der ist im 37sten Jahr gefangen worden und gen Zürch geführt, und in Oetenbach ins Gefängniß gelegt worden, er ist ungefähr 20 Wochen gefangen gewesen, und ist im 38sten Jahr mit 15 seiner Mitbrüder ledig worden, durch Gottes Hülf. Nachdem er wieder ledig worden ist, hat man ihn gar manchmal wieder gesucht, und haben ihn aus einem Ort in das andere vertrieben; wie man spricht, so hat er viel Zeit nirgends mehr in die Häuser gedörft, so hart hat es die Obrigkeit verboten, daß uns niemand mehr behausen, noch beherbergen, auch weder speisen noch tränken, darzu keine Barmherzigkeit beweisen noch erzeigen sollen, und haben ihn und sein Weib, Kind und Kindeskinder, alles in das Elend vertrieben, ja auch die, so zur Kirche geben, so wohl als die, so sich in das Creutz begeben haben. Seine Tochter Margaretha Landisin, ist auch gefangen worden und nach Zürch geführt, ins Oetenbach gethan, und da sie in die 60 Wochen gefangen gewesen, ist sie darnach mit Gottes Hülf wieder los worden. Ueber diß alles haben sie ihm sein Haus und Hoff, auch alle andere Dinge was sie nur haben konnten, genommen, verkauft und zu ihren Händen gezogen, und ist 500 Gulden daraus gelößt worden.

Hans Huber.

Dieser ist im 1637sten Jahr gefangen worden und nach Zürch geführt, in das Kloster Oetenbach in die Gefängniß gethan, und darinnen eine Zeitlang bleiben müssen; hernach aber wiederum durch Gottes Hülf und Beystand ledig worden. Nachdem haben sie ihn im 44sten Jahr wieder gefangen und in das Oetenbach gethan, bey fünf andere Brüder in eine Gefangenschaft, und sind noch alle sechs bey einander; auch sein Weib und seines Weibs Schwester, in das Elend vertrieben. Ueber das hat die Obrigkeit den Hof verliehen auf 4 Jahr, darnach im 44sten Jahr haben sie den Hof den Kindern wieder gegeben und ihnen 500 Gulden zu verzinsen darauf gesetzt, und zu ihren Händen gezogen.

Conrad Strickler,

Ein alter Mann, ist im 1644sten Jahr, den 11ten Tag. Brachmonat gefangen worden, ausser ihrem Land, und nach Zürch geführt, und bey andern seiner Brüder versperret. Sein Weib haben sie auch gefangen, und in Oetenbach gethan, sie ist eine lange Zeit gefangen gelegen; aber jetzt durch Gottes Hülf wieder ledig worden. Seinem Sohn haben sie die Güter übergeben, und 400 Gulden darauf gesetzt, der Obrigkeit zu verzinsen.

Hans Rudolph Baumann,

Aus dem Horgerberg. Denselben Bruder haben sie gefangen, nach Zürch geführet, und mehr als 60 Wochen in einer harten Gefangenschaft versperret, auch in den Banden unbarmherzig behalten, man hat ihn ausgezogen und 16 Wochen an Eisen gefesselt, er hat auch in der Gefängniß eine schwere Krankheit gehabt. Hernach ist er mit andern Brüdern mit gutem Gewissen ledig worden. Die Brüder haben ihn aus der Gefangenschaft in einer Nacht einen weiten Weg getragen, da sie entrunnen sind, dann er hat keinen Tritt gehen können; ist aber jetzt wieder ein starker Mann, Gott sey gelobt; er hat aber noch kein gewissen Ort da er wohnen kann. Nachdem haben sie ihm Haus, Hof, und alles was er hatte, Liegendes und Fahrendes verkauft, und alles in der Obrigkeit Gewalt gezogen, und zu ihren Händen genommen; darzu auch sein Weib und Kind ausgestossen. Aus den Gütern ist 2000 Gulden gelößt worden.

Oswald Landis, 1640.

Denselben alten Bruder haben die Diener der Obrigkeit gefangen mit sammt seiner alten Frauen, seiner zwey Söhne und ihrer Weiber mit 2 unschuldigen säugenden Kindern, dieselben allesammt haben sie nach Zürch geführt, und in dem Oetenbach gefangen behalten; es hat aber in der währenden Zeit Angst, Schmerzen und Herzenleid gegeben, wegen der kleinen unschuldigen Kinder; es sind aber die zwey Söhne in einer Nacht, durch Gottes Hülf, mit den unschuldigen Kindern aus der Feinde Hand mit ruhigem Gewissen entronnen; der alte Mann und seine Frau sind jetzt wieder ledig worden; aber sein Sohn und Sohns Weib sind in das Elend vertrieben. Die Güter und Kinder einem gottlosen, elenden Gesinde übergeben, daß auch die Kinder Angst und Noth genug bey ihnen haben. Weiter hat der obgemeldete Mann noch 4 Söhne die zur Kirche gehen, denselben hat die Obrigkeit Haus und Hof übergeben, und 1000 Gulden darauf gesetzt zu verzinsen, und das alles zu ihren Händen gezogen.

Feronica Ableny,

Eine alte Schwester aus dem Horgerberg ist auch eine Zeitlang gefangen gelegen; ist aber der Banden wieder ledig worden; sie muß sich aber noch gar heimlich halten.

Jacob Rüsterholz, 1637.

Ein alter Mann, den haben sie genommen und nach Zürch geführt und in Oetenbach gelegt in strenge Gefängniß, man hat ihn gar übel gehalten mit Speiß und Trank, sie haben ihn auch an Eisen geschlagen, und 16 Wochen damit geplagt; auch haben sie ihn ausgezogen und sein Geld genommen. Nachdem haben sie ihn abtrieben, und er hat verheissen zur Kirchen zu gehn aus grosser Angst und Noth, und wegen der langwierigen Gefangenschaft, und der grossen Unbarmherzigkeit die man mit ihm getrieben hat. Aber gar bald nach seinem Fall und Verheissung, hat es ihn sehr gereuet, er hat seinen Fall von Herzen bekennet und sich wieder in den Streit gerüstet und unter das Creutz Christi begeben. Darnach ist er wieder gefangen worden und eine Zeitlang in dem Kloster Oetenbach behalten, und darnach wiederum mit der Hülfe Gottes mit ruhigem Gewissen ledig worden.

Jetzt haben sie ihn mit seinem Weibe aus dem Land vertrieben, nachdem er fast zwey Jahr gefangen gewesen. Seine Kinder die zur Kirche gehen, (zwey Töchterlein,) die haben ihren Vater aus kindlicher Liebe wollen besuchen, da er noch gefangen war, aber sie habens nicht mögen erlangen, sondern man hat sie an Eisen geschlagen eine Zeitlang, und am Schellen=Werk angefesselt. Auch haben sie sein Haus und Heimat verkauft, dasselbe auch in obrigkeitliche Gewalt gezogen, und ist 1700 Gulden daraus gelößt worden.

Felix Landis,

Ein Bruder aus dem Horgerberg, den hat die Obrigkeit eingezogen und darnach gen Zürch ins Oetenbach in eine grausame Gefangenschaft versperret; sie sind aber unbarmherzig und unnatürlich mit ihm umgangen, dann man ihm etliche Tage nichts zu essen gegeben; es waren aber neben ihm Männer gefangen wegen der Uebelthat, die haben sich über ihn erbarmet, und ihm durch einen Spullen durch die Wand in seiner Gefangenschaft warme Brühe eingeschüttet; da aber sein Verwalter das vernommen, hat man ihn und sein Gespan in eine andere Gefangenschaft gethan. Letztlich hat man ihm die Speiß wieder gelassen; aber er ist so erhungert gewesen und am seinem Leib verdorben, daß er gar bald hat müssen sterben. Auch haben sie sein Weib Adelheit Eglin gefangen und hernach gen Zürch geführt und in Oetenbach gethan, daselbst eine lange Zeit behalten, nahe zu vier Jahr; sie haben aber das Weib in manchen stinkenden Winkel gestossen, und mit ihr gar schändlich und unbarmherzig gehandelt: sie haben sie auch ausgezogen, und eine Zeitlang alle Nacht ihre Kleider genommen. Es wäre noch viel zu schreiben, wir wollen es aber nicht schreiben, sondern wegen der Kürze übergehen. Die Schwester hat den Handel wohl ausgeführet, ist aber jetzt deren Banden ledig, so lange Gott will. Die Kinder haben sie auch unter die Fremden gethan, darnach haben sie ihm sein Haus und Hof verkauft, und ist 5000 Gulden gelöst worden.

Rudolph Sommer,

Ein junger Knab, in der Herrschaft von Wäteschweil, denselben haben die Diener der Obrigkeit gefangen, und von dannen nach Zürch geführt, ins Oetenbach in die Gefängniß gethan, und daselbst ist er zwey Jahr gefangen gewesen; man hat ihn übel in der Gefangenschaft verköstiget, und war übel geplaget, mit Werken, mit Bochen, Trotzen und Dräuen, und haben gesagt wie sie mit ihm handeln wollten; zuletzt haben sie ihn überwunden, daß er hat zur Kirchen gehen verheissen, wegen der langwierigen Gefangenschaft und aus Schwachheit seines Fleisches. Aber nach dieser Verheissung hat es ihn sehr übel gereuet, und hat viel Angst erlitten, und viel Schmerzen wegen seines Falls, er ist mit Petro hinaus gegangen und hat bitterlich geweinet; darnach hat er sich wieder in den Streit gerüst, und sich unter das Creutz begeben. Nach diesem haben sie ihn wieder gefangen und in Oetenbach in die Gefängniß gelegt, in der er vormals gewesen ist; man hat aber viel ärger mit ihm gehandelt als vormals; sie haben ihm eine Zeitlang alle Speiß abgeschlagen, daß man ihm überall nichts mehr gegeben hat, wie auch seinen Brüdern, wie oben gemeldet ist, daß auch die andern, die um Uebelthat wegen gefangen lagen, ihm durch die Wand, durch eine Spule Brühe eingegossen; aber letztlich da er so übel verderbt worden, und sein Leib verschmacht, ist er in solche Hungersnoth gekommen, daß es erbärmlich war, und er zuletzt nur noch ein warmes Brühchen begehrt, ohne einen Brosamen Brods darin zu begehren: da hat der Thürhüter erst die Herren beschickt, und haben ihn erst noch in der großen Hungersnoth wohl abtrieben; aber Gott hat ihn in seinen schweren Trübsalen erhalten. Zuletzt hat ein Herr verwilliget, man soll ihm wieder zu essen geben: aber er ist so krank und elendig gewesen, daß ers nicht mehr gemögt hat, und ist zuletzt in den Banden mit männlichem Herzen mit Gottes Hilf von hinnen geschieden, hat überwunden und ist in dem Herren entschlafen.

Hans Asper,

Ein junger Mann, den haben sie gefangen und gen Zürch geführt, und in Oetenbach gethan, und eine Zeitlang gefangen behalten, und ist mit andern seiner mitgefangenen Brüder wieder ledig worden. Doch ist er Leibes halben so krank gewesen, daß ihn die andern haben müssen aus der Gefängniß tragen, doch ist er auch wieder ein starker Mann, Gott sey gelobt. Auch haben sie sein Weib genommen, und gefangen nach Zürch geführt, in Oetenbach gethan, und ist eine Zeitlang gefangen behalten worden, sie ist aber doch jetzt wiederum loß worden; sie sind aber noch in Trübsalen und Armuth, sie müssen ihr Brod mit saurer Arbeit gewinnen. Darnach haben sie ihm auch seine Haushaltung verstöhrt, und auch Haus und Hof verkauft, und dasselbe alles in fremde Hände gegeben; darnach die Kinder ins Elend vertrieben, und das Gut zu ihren Händen gezogen, und ist 4000 Gulden gelöst worden.

Werne Pleister.

Im 1640sten Jahr ward Werne Pleister gefangen, ein alter Mann, ein Bruder und bestellter Aeltester der Gemeine, in der Herrschaft Wäteschweil, ist gefangen worden, und seine Frau und Sohns Frau, die alle drey haben sie nach Zürch geführt und in Oetenbach gefangen gelegt, es haben auch die Fänger, die von der Obrigkeit ausgeschickt waren, grausam und unmenschlich mit ihnen umgegangen, mit Toben und Wüten, mit Trotzen und Dräuen, sie haben die Fenster im Haus zerschlagen, und haben die Gefangenen gar streng gehalten mit Speiß und Trank also daß der alte Mann nicht lang hat mögen dauren, auch wegen der unnatürlichen Feuchte der Gefangenschaft, die darinnen war, ist er gleich in den Banden gestorben, und in dem Herren entschlafen. Darnach hat man seine alte Frau wieder der Banden ledig gelassen, Gott sey gelobt. Des Sohns Frau ist noch eine lange Zeit in der Gefangenschaft blieben, bis sie an ihrem Leib verdorben ist, und letztlich auch gestorben. Hernach hat sein Sohn und Sohns Kinder der Obrigkeit 1000 Gulden geben müssen, und über das müssen sie noch ihnen jährlich auf den Hof verzinsen auch 1000 Gulden, ob schon dieselben Kinder und Kindes Kinder zu ihnen in die Kirche gehen.

Ulrich Schneider.

Im 1639sten Jahr den 30sten Herbstmonat haben sie Ulrich Schneider gefangen, in der Herrschaft Wäteschweil, aus der Gemeine Ruhteschweil, haben ihn gefänglich nach Zürch geführt in das Kloster Oetenbach, darinnen eine Zeitlang behalten, man hat gar streng mit ihm gehandelt, sie haben ihn in den Banden ausgezogen, das Geld genommen, und 16 Wochen an Eisen geschlagen, darnach ist er an seinem Leib verdorben; und zuletzt in strengen Banden und stinkender Gefangenschaft gestorben. Nachdem haben sie ihm zween Söhne gefangen, und in Oetenbach gethan, darinnen sind sie eine Zeitlang gefangen gelegen und hernach wieder ledig worden, unverletzt mit gutem Gewissen. Nachdem haben sie sein Haus und Hof verkauft, und ist mehr dann 3000 Gulden gelößt worden, und in der Obrigkeit Gewalt genommen, sein Weib und drey Kinder, die schon in die Kirche gehen, mußten ausgestossen seyn, und haben Haus und Scheuren auf dem Grund abgebrochen, auf daß niemand mehr darinnen wohnen kann.

Gally Schneider.

Im 1640sten Jahr ward Gally Schneider, aus der Herrschaft Wäteschweil gefangen und nach Zürch geführt, und in Oetenbach gefangen gelegt, allda eine Zeitlang eine strenge Gefangenschaft gehabt, wie die andern seiner Brüder, wie oben angezeiget ist, sie haben ihn auch ausgezogen und das Geld genommen, und 16 Wochen an Eisen geplaget, und zuletzt ist er in den Banden mit Sieg von hinnen geschieden, er hat überwunden und ist in dem Herrn entschlafen.

Rudolph Bachmann.

Im 1640sten Jahr haben sie einen alten kranken Mann, mit Namen Rudolph Bachmann, ein Aeltesten der Gemeine gefangen, und auf einen Schlitten nach Zürch geführt, in das Spital, und daselbst an eine Kette gelegt, und auch nicht abgethan, bis daß er hat sterben wollen, und ist auch daselbst in den Banden gestorben, nachdem er eine Zeitlang gefangen gelegen, wohl gestritten und überwunden hatte, ist er in dem Herren verschieden.

Die Gemeine ist gefangen worden.

Im Ausgang des 1642sten Jahrs ist die Gemeine gefangen, und nach Zürch geführet worden, in Oetenbach es hat sich also zugetragen: Da sich das Heerdlein Christi aus Trieb des Heiligen Geistes hat versammlet, zu lehren und zu hören Gottes Wort und mit einander den Namen des HErrn anzuruffen, da hat es sich begeben, daß unserer Feinde eine grausame Rotte sich zusammen geschlagen, sie kamen in der Nacht und überfielen die Gemeine in dem Stall wo sie versammlet war, mit einem grausamen Geschrey, mit Toben und Wüten, wie die Unsinnigen thun, daß das unvernünftige Vieh hat angefangen zu schreyen und zu brüllen, über dem grausamen unmenschlichen Geschrey, das sie gemacht haben, allda haben sie etliche Männer gebunden, wie auch Weiber und Jungfrauen, und darnach gen Wäteschweil auf das Schloß geführt, in nassen und gefrornen Kleidern, und in ein Gefängniß geworfen, und hernach gen Zürch geführt, in Oetenbach in die Gefangenschaft gelegt; doch sind sie nicht lang gefangen gewesen, und sind wieder durch einen Ausbruch, mit der Hülfe und Gnade Gottes ledig worden, jedoch nur allein die Männer. Die Weiber aber sind in ihrer Gefangenschaft eine Zeitlang geblieben, und sind gar hart mit ihnen umgangen, zwey haben sie ausgezogen, und eine Zeitlang alle Nacht ihr anlegend Gewand genommen, und am Morgen wieder gegeben. Es wäre noch viel zu schreiben, aber die Zeit mag es nicht erleiden; sie sind jetzt aber der Banden wieder loß, Gott sey gelobt.


 

Amt Grüningen.

Hans Jacob Heeß.

Im 1637sten Jahr ward Hans Jacob Heeß, ein alter Mann gefangen, im erstenmal da der Landvogt die Fänger ausgeschickt hat, und er versprach ihm Frieden und Geleit; aber so bald er auf das Schloß kommen ist, so hat er ihn gefragt, wie er sich besonnen habe, seitdem er auf der ChorHerrn Stube gewesen, ob er zur Kirche gehen wolle oder nicht, wo er das nicht thun wolle, so wolle er ihn lassen einschliessen, und gefänglich annehmen, aber aus Bitt ließ er ihn wiederum heim, doch auf ein Gelübd wiederum zu erscheinen, und sich zu stellen. Nach drey Tagen schickte er 5 Fänger aus mit Büchsen und anderen Gewehren ihn zu fahen. Er hat ihn da 5 Tag zu Grüningen gefangen behalten, von dannen führte man ihn nach Zürch auf das Rathhaus, daselbst hat man ihn 19 Tag gefangen behalten; ist aber hernach mit Gottes Hülfe wieder ledig worden. 34 Wochen darnach haben sie wieder 3 Fänger ausgeschickt, aus der Stadt Zürch, und haben ihn in der Nacht überfallen, gefangen und nach Zürch geführt, ins Oetenbach in eine Gefängniß geführt, da sonst auch 10 Brüder darinnen waren; dazumal lag er 8 Wochen gefangen, darnach ist er durch Gottes Hülf mit seinen Mitbrüdern ledig worden durch einen Ausbruch, und im 39sten Jahr haben sie ihn wieder gefangen und nach Zürch geführt, und in Oetenbach gelegt. Er war darzumal 83 Wochen gefangen, darinnen haben sie ihn ausgezogen und sein Geld genommen, und 16 Wochen an Eisen geschlagen; hernach ist er loß worden. In diesem gemeldten 39sten Jahr haben sie ihm sein Eheweib gefangen und nach Zürch auf das Rathhaus geführt, und da etliche Tage gefangen behalten, von dannen in Oetenbach geführt, und in eine harte Gefängniß gethan, man hat sie streng behalten mit Speiß und Trank; und darinnen ist sie 63 Wochen hart gefangen gewesen, und hat da müssen in den Banden absterben. Ueber diß haben sie ihm sein Haus und Heimat alles aufgeräumt, Liegendes und Fahrendes, was sie gefunden haben, und über 4000 Gulden daraus gelößt, und alles zu den obrigkeitlichen Händen gezogen.

Hans Müller.

Im 1640sten Jahr, war Hans Müller im Grüninger Amt, anfänglich deren einer, so 22 Wochen auf dem Rathhaus sind gefangen gewesen, wie fornen im Büchlein auch schon verzeichnet ist. Nach dem haben sie die Fänger manchmal nach ihm ausgeschickt Tag und Nacht, und den Bruder suchen lassen, in seinem Haus und in der Nachbarschaft, auch haben die unbarmherzige Fänger den Kindern nächtlicher Weise mit blossen Schwerdtern gedräuet, sie wolten sie umbringen, wo sie ihren Vater nicht zeigen wolten. Man hat ihn in der Kirchen lassen ausrufen, daß jedermann solle Gewalt haben den Bruder der Obrigkeit zu überantworten, auch solle ihn bey grosser Strafe von der Obrigkeit niemand mehr weder behausen noch beherbergen. Nachdem hat der Amtmann im Kloster Rüter, den Bruder lassen fordern, mit einem schriftlichen Fried und Geleit drey Wochen lang, und hat ihm verheissen, daß ihn niemand beleidigen solle, und nach vollbrachtem Gespräch, ohne Gefahr wieder frey ledig heim gehen lassen, und in den bestimmten 3 Wochen hat er ihn durch die Seinen fordern lassen, zu ihm in das Kloster, und in dem Gespräch als er nicht hat wollen verwilligen Kirchgangs halben, da hat er ihn in eine Verwahrung genommen und Tag und Nacht mit Wächtern gehütet, und also die Verheissung die er ihm gethan hat, überall nichts gewesen ist, von dannen hat man ihn nach Zürch geführt, und eine Zeitlang auf dem Rathhaus behalten, und darnach in Oetenbach in eine harte Gefangenschaft gethan, und ungefähr sechszig Wochen lang bey andern seiner Brüder behalten. Er hat auch in der Gefangenschaft eine schwere Krankheit überkommen, auch hat man ihn ausgezogen und sein Geld genommen, auch sechszehn Wochen an Eisen geheftet, darnach ist er durch Gottes Hülf mit andern seiner Brüder ledig worden.

Und in dieser laufenden Zeit, hat man sein Weib gefangen und nach Zürch ins Oetenbach ins Gefängniß gethan, und ist daselbst anderthalb Jahr gefangen gelegen, nach diesem ist sie mit ruhigem Gewissen loß worden. Darnach haben sie ihn und sein Weib Tag und Nacht gesucht, mit blossen Schwerdtern, Haus und Scheuern durchgangen, auf eine Zeit hat es sich begeben, daß sein Weib 2 Kinder gebohren hat, und da die Kinder 11 Tag alt gewesen sind, da kamen zehn Fänger in der Nacht, sie funden das Weib mit den zwey Kindern, und fielen die schwache Kindbetterin mit rauhen und harten Worten an, sie müsse gefangen seyn, oder ihnen versprechen sechs Wochen nicht aus dem Haus zu gehen, sie hat aber sich selbst nicht wollen ein solches Band anlegen; weil aber das Weib nicht hat wollen versprechen, so sind zwey Fänger geblieben und haben sie Tag und Nacht verwahrt, da ist die Kindbetterin aus grosser Angst und Noth mit den zwey Kindern nächtlicher Weise im Winter, in großer Kälte ausgebrochen, und sie wußten nicht wo sie hin gekommen wäre; aber durch Gottes Hülfe ist es ihr gelungen, und mit den Kindern aus der Feinden Händen entrunnen: sie ist aber einen weiten unbekannten Weg mit ihnen gegangen. Auch ist ihnen die Haushaltung zerstört und die Güter verliehen und auf die Güter Zins gesetzt worden, nämlich, 1000 Gulden, und das alles in der Obrigkeit Hände.

Jacob Gochnauer.

In dem 1639sten Jahr ward Jacob Gochnauer in Amt Grüningen gefangen, und darnach gen Zürch geführt, und in Oetenbach gefangen gelegt, und ist fast anderthalb Jahr gefangen gelegen, und auch wie andere seiner Mitbrüder übel gehalten worden; und ist darnach mit andern seiner Brüder ledig worden, und mit gutem Gewissen loß gekommen. Darnach hat man ihn und sein Weib aus dem Land vertrieben, und sein Haus und Hof verkauft, und was sie funden haben, zu ihren Händen gezogen. Nachdem hat es sich begeben, daß er auf eine Zeit wieder in das Land kommen ist, seine zerstreute Kinder zu suchen, da lief er auf der Strassen den Feinden wieder in die Hände, und sie nahmen ihn gefangen, und hernach wieder gen Zürch geführt, und in Oetenbach gelegt, und ist alda jetzt fast dritthalb Jahr gefangen gelegen, und weiß noch niemand wann es ein Ende hat, dann allein der barmherzige Gott, der alle Dinge wohl wenden kann, und also währeten seine beyde Gefangenschaften gar nah vier Jahr.

Jacob Egly.

In dem 1639sten Jahr hat man Jacob Egly, in dem Amt Grüningen gefangen, und ist auch nach Zürch geführt, in Oetenbach ins Gefängniß gelegt, und ungefähr anderthalb Jahr gefangen gelegen, sie haben ihn auch grausam streng gehalten, also daß er an seinen Leib verdorben ist, wie andere seiner Mit=Gefangenen Brüder und Schwestern, und ist also in diesen unnatürlichen feuchten und stinkenden Thürmen gestorben. Hernach ist seine Haushaltung zerstöret, und der Hof verliehen worden, und 500 Gulden auf den Hof gesetzet, jährlich der Obrigkeit zu verzinsen, und in die Hände zu legen.

Georg Weber,

Im 1639sten Jahr hat man Georg Weber, in der Herrschaft Kiburg gefangen, und ihn nach Zürch geführt, in Oetenbach in die Gefängniß gelegt, und darinnen übel gehalten mit Speiß und Trank, und ist an seinem Leib übel verdorben, wegen der feuchten und langwierigen Gefangenschaft, und hat auch eine schwere Krankheit erlitten, darzu hat man ihn ausgezogen und sein Geld genommen. Seine Gefangenschaft hat siebenzig Wochen gewährt; darnach ward er mit seinen Mit=Gefangenen unverletzt mit gutem Gewissen wieder loß gelassen.

Jacob Baumgärtner.

Im 1643sten Jahr haben sie einen alten Mann, mit Namen Jacob Baumgärtner in der Grafschaft Kiburg gefangen und darnach gen Zürch geführt, in Oetenbach in eine strenge Gefangenschaft gethan, und darinnen hat man ihn eine lange Zeit gezwängt und gedrängt, man hat ihn ausgezogen, sein Geld genommen, und ihm einen langen weisen Rock angethan, zu einem Spott und Fatz, und noch alle Nacht legt man ihn an Ketten. Lange vor der Gefangenschaft, war er schon in der Trübsal auch vier malen gefangen gewesen, von dem 37sten Jahr bis jetzt dato und seine Gefangenschaften haben bis in das fünfte Jahr gewährt, und ist auch noch in diesem fünf und vierzigsten Jahr, den 22sten August, bey fünf andern Brüdern gefangen gewesen; ist aber jetzt der Banden wieder ledig, mit gutem Gewissen, Gott sey gelobt. Die andern fünf Brüder sind noch in den Banden, so lange Gott will. Also ist der obgemeldte Mann in die Hände der Obrigkeit gekommen, sie haben ihre Diener ausgeschickt, die haben ihm sein Haus und Heimat verkauft, und das erlößte Geld zu den obrigkeitlichen Händen gezogen, nämlich 500 Gulden.

Ulrich Müller.

Im 1640sten Jahr den 31sten August ist auch Ulrich Müller in der Grabschaft Kiburg gefangen worden, an seiner Arbeit, (derselbige ist ein bestellter Diener der Gemeine gewesen,) und ist nach Zürch geführt worden, auf das Rathhaus, und haben ihn etliche Tag darauf behalten, und darnach in Oetenbach, in eine harte Gefangenschaft gethan, und ist auch in den strengen und unbarmherzigen Bandenund Gefangenschaft an seinem Leib verdorben, und nach fünf und dreysig Wochen seiner Gefangenschaft, in dem Herrn entschlafen. Darnach haben seine Kinder von seinem Gut der Obrigkeit hundert Gulden erlegen müssen.

Jacob Müßly.

Im 1644sten Jahr ward Jacob Müßly, auch in der Herrschaft Kiburg in Verhaft genommen, nach Zürch geführt und in Oetenbach gefangen gelegt, der jetzt auch bey vier andern Brüdern noch gefangen liegt, die Namen derselbigen sind diese: Jacob Gochnauer, Heinrich Frick, Conrad Strickler und Hans Huber.

Catharina Forrerin.

Noch eine Frau hat man gefangen, mit Namen Catharina Forrerin, im Amt Grüningen, und haben sie nach Zürch geführt, in Oetenbach in die Gefängniß gethan, und ist daselbst eine Zeitlang gefangen gelegen, und hernach mit andern Schwestern ledig worden, und bey der erkannten Wahrheit geblieben.

Burckhard Ammen.

Im 1639sten Jahr ward ein alter Mann mit Namen Burckhard Ammen, am Zürcher See gefangen und nach Zürch geführt, in Oetenbach gethan in eine Gefangenschaft, und daselbst ungefähr anderthalb Jahr gefangen behalten, und ist sehr übel gehalten worden, auch ist er ausgezogen worden, doch auch letztlich der Banden loß worden. Es sind auch zwey Weiber gefangen worden am Zürcher See, sie sind aber gleich der Banden wieder ledig worden, und mit gutem Gewissen loß gekommen.

Elisabeth Hützny.

Im 1639sten Jahr, ist eine Schwester Elisabeth Hützny gefangen worden, und nach Zürch geführt, in Oetenbach in eine strenge Gefangenschaft gethan, sie hat gar eine schwere Gefängniß erlitten und viel ungesunder Tage gehabt; sie haben auch weder Mitleiden noch Barmherzigkeit gehabt, sie hat in den Banden sterben müssen. Ihrem Mann hat die Obrigkeit 500 Gulden genommen, und die Güter die man nicht verkauft hat, auf die sind den Kindern Zinsen gesetzt worden, zu verzinsen, über 300 Gulden.

Heinrich Schnebely.

Im 1640sten Jahr, ist Heinrich Schnebely gefangen worden und nach Zürch geführt und in Oetenbach in eine Gefängniß gethan, und ist eine lange Zeit gefangen gelegen, und hernach mit andern ledig worden. Es ist zu wissen, daß in dieser Trübsal auf einmal sieben und dreyßig Personen durch einen Ausbruch sind herauskommen. Es sind auch die Anhetzer der Obrigkeit und Treiber des gemeinen Volks so streng gewesen, ja die Gelehrten sind selbst mit den Fängern gelaufen Tag und Nacht mit ihrem Gesinde, mit Toben und Wüten, wie fornen verzeichnet ist. Nachdem und über dieses alles, sind noch viel andere in ihrer Verwaltung, welche nicht mit Namen genannt sind, Mann und Weib, Schwangere, Säugende und Kranke, wenig ausgenommen, die nicht von den Ihrigen in das Elend getrieben sind; man hat viel Witwen und Waysen gemacht, und viel aus dem Land vertrieben, auch haben etliche in den Wildnissen, Gebirgen und Oeden sich verborgen, dann man hat gar grausam getobet und gewütet, die Fänger sind Schaarenweiß aus gegangen, Tags und Nachts, Holz und Feld durchsucht, sie haben uns in ihrer ganzen Verwaltung ausgeruffen, ja gar unbarmherzig und grausam, man that auf den Canzeln und Predigstühlen verlesen, daß man uns nicht mehr solle behausen oder beherbergen, noch einige Treue erzeigen, auch solten uns unsere Kinder nicht behausen, sondern es folle jedermann Gewalt an uns haben, und uns gefangen nehmen: dann man hat etliche Männer von den ihren, und auch unsere Kinder an Leib und Gut gestraft, wo man uns Guts bewiesen hat, welches bey Gott schwerlich zu verantworten seyn wird. Wir glauben aber, daß diese die fürnehmsten Anstifter und Werkzeuge von dieser Trübsal und schweren Verfolgung gewesen sind, die, die dem Volk Gnade und Frieden verkündigen, dann sie haben auf und neben der Canzel dasselbige angetrieben, sie verrathen sich selbst, mit dem, daß sie selbst gangen sind zu fahen. Und der Obrigkeit predigen sie, sie seyen Beschirmer der beyden Tafelen, sowohl der ersten als der andern; was aber antrift, nemlich: der Glaube und Gottesdienst, das ist öffentlich Beweiß und Zeugniß, daß die Gelehrten dieselben sind; dann wir können ja nicht glauben, daß einer hohen Obrigkeit die Dinge bewußt sind, daß man mit uns so grausam gehandelt hat, die Anhetzer sind meistentheils schuldig daran, dann sie haben die Gemeinlichen also angehetzt, daß auch ein jeder gemeint hat, er habe wohl gedienet, wann er nur grausam gehandelt mit uns, so sind auch gar grausame unmenschliche und unbarmherzige Dinge geschehen, daß eine hohe Obrigkeit nichts darvon gewußt hat. Wir glauben auch, daß noch viele Herren in dem Rath=Haus sind, die noch gar barmherzig, und mehr zum Frieden dann zur Rache geneigt sind, deshalben wollen wir die Unschuldigen in beyden Ständen nicht beschuldigen.

Besonders, welche auch noch Mitleidigund Barmherzigkeit erweisen gegen uns, denen wünschen wir, daß ihnen Gott auch barmherzig seyn wolle; und den Schuldigen wünschen wir, daß sie ihre Unbarmherzigkeit möchten erkennen, und darvon abstehen, dann es ist erbärmlich darvon zu reden und zu lesen, oder zu hören wie man mit uns und den Unseren umgegangen ist, mit den Schwangern und Säugenden, mit Alten und Jungen, mit Mann und Weib Jungfrauen und Jünglingen, auch Haus und Hof,mit Haab und Gut; Ja auch viel mehr, wie hat man so viel Wittwen und Waysen gemacht, und hat sie so unbarmherzig aus den Häusern gestossen, und haben uns so gar unter die Fremden getrieben, daß unsere Kinder jetzt so trostloß unter den Fremden seyn, und ihrer Väter und Mütter beraubt seyn müssen, etlichen sind ihre Väter in der Gefängniß gestorben, wegen der langwierigen Gefangenschaft und auch wegen der Hartigkeit von Speiß und Trank, ja etliche sind in die Fremde vertrieben, und viel im Land hin und wieder Weiber, Männer, Brüder und Schwestern, ja, daß also die Kinder ihrer väter= und mütterlichen Hilfe beraubt worden sind, und müssen die Kinder wie arme Wayselein vertrieben seyn, in Armuth und Elend, und werden unter den Fremden herum gestossen, veracht, verschimpft und verschmäht; und noch über das lernen die Kinder unter dem boßhaftigen Volk allerley Sünde und Boßheit, Schwören, Fluchen, Hoffarth und Uebermuth, und noch viel andere Boßheiten, daß man nicht darvon sagen mag; wir wollen es Gott heimstellen, und Ihn darob lassen walten. Es soll ja niemand von uns verstehen, daß wir aus Rache oder Bitterkeit das aufschreiben, sondern nur darum, daß auch unsere Sachen und unsere Trübsal nicht in Vergeß komme, und sonderlich unsern Nachkommenden.


 

Zum Beschluß.

Also wollen wir es lassen bleiben; es soll doch aber niemand meynen, daß auch mehr geschrieben sey, als die gründliche Sachen und Wahrheit, wie es klar am Tag ist. Es wäre noch viel zu schreiben, aber auch zu übergehen, so haben wir die Sache nach der Kürtze beschrieben, doch einen gewissen Bericht allen Glaubigen an den Tag gegeben; Gott aber wolle alles zum Besten wenden, durch Jesum Christum, Amen.

Doch aber die gemeldte Höf, die uns verkauft, sind nicht gar alle ledig gewesen, sondern man hat auch noch bey etlichen ziemlich Zins darauf zu verzinsen; so zieht sich dann dasselbige an der Summa ab, so sie aus unsern Höfen gelößt haben, daß es nicht alles baar gewesen ist, doch aber lauft es sich gar viel an, ja nemlich tausend Gulden. Die Herre die damit umgegangen sind, mit unserm Gut, dieselben haben unsern Kindern gar viel versprochen, wie sie unsern Kindern so wohl wollten Haus halten, ja viel besser als ihre Väter: so will ich euch ein wenig anzeigen, wie sie Haus gehalten. Dann sie haben einen großen Unkosten auf unsere Güter getrieben, mit essen und trinken, Uebermuth und großen Pracht: da sie unser Gut auf den Schlössern angeschrieben haben, so haben sie viel hundert Gulden verbraucht, ja ein Schreiber hat 500 Gulden fordern dürfen nur Schreiber=Lohn, und haben sonst noch gar viel verbraucht an allen Orten, daß ich glaube, sie werden sichs nicht viel zu rühmen haben.

ENDE.


Sechs schöne
Geistliche Lieder.

 

Das erste.

Tobias war ein frommer Mann.

Das andere.

Kürtzlich vor wenig Tagen.

Das dritte.

Es ist ein wunderschöne Gab.

Das vierte.

Mein fröhlich Hertz das treibt mich an.

Das fünfte.

Es war ein gottesfürchtiges und christliches Jungfräulein.

Das sechste.

O Herr thu auf die Lefzen mein.

 


Sechs schöne Geistliche Lieder.

Das erste Lied.

1.

Tobias war ein frommer Mann,

Zu Niniveh gesessen,

Derselb hat Gott vor Augen g'han,

Er hat sich Guts vermessen.

2.

Tobias beweißt groß Erbärmd,

An Lebendig und Todten,

Darum ihn Gott hatt lieb und werth,

Es that ihm wohl gerathen.

3.

Der König war ein grimmer Mann,

Er ließ viel Frommen fahen,

Dieselbe ließ er bringen um,

Und liegen unbegraben.

4.

Und wann Tobias das vernahm,

Er thäts in sein Haus tragen,

Und wann es dann ist worden Nacht,

So that er sie begraben.

5.

Und wie der König das vernahm,

Er wollt Tobias tödten,

Das hatte Gott nicht zugelahn,

Der Herr thät ihn retten.

6.

Es währet nicht ein lange Zeit,

Der König ward erschlagen,

Das hatt' gethan des Königs Sohn,

Wie uns die Schrift thut sagen.

7.

Tobias trauet seinem Gott,

Und liebet ihn von Herzen,

Der konnt ihm helfen aus der Noth,

Und heilen seine Schmerzen.

8.

Tobias war von Herzen rein,

Das thät er wohl beweisen,

Er ließ die Frommen ruffen heim,

Die thät er treulich speißen.

9.

Tobias der gieng hin und her,

Er thät die Frommen trösten,

Er achtet nicht auf Menschen Gebot,

Nur auf den Allerhöchsten.

10.

Dasselb hat Gott gefallen wohl,

Er ließ ihn mehr probiren,

Daß also er war worden blind,

Sein G’sicht thät er verlieren.

11.

Sein Blindheit währt eine lange Zeit,

Das bracht ihm grossen Schmerzen,

Noch hat ers tragen mit Gedult,

Und klagets Gott von Herzen.

12.

Er bat zu seinem lieben Gott,

Er solt ihn nehmen ab der Erden,

Dann mein Tod mir viel wäger ist,

Dann daß ich lang solt leben.

13.

Er sprach zu seinem lieben Sohn:

Wir hand ein armes Leben,

Wann wir uns litten mit Gedult,

Viel Guts wird uns gegeben.

14.

Darum so halt dich wohl mein Sohn,

Und hab ein frommes Leben,

Der Sünd und Ungerechtigkeit,

Thu dich nicht mehr ergeben.

15.

Von deinem Gut solt Almoß gähn,

Und dich nit lan verdrießen,

So wird es dir in dieser Zeit,

Und ewig wohl erspriessen.

16.

Und wann du nun wirst werden reich,

So solt du reichlich geben,

Und wann du aber wenig hast,

So biß auch treu im selben.

17.

Allmosen ist ein grosser Trost,

An denen die es willig geben,

Es lößt vom Tod, löscht aus die Sünd,

Hilft in das Ewig Leben.

18.

Tobias bittet seinen Gott,

Er solt ihn lassen sterben,

Viel wäger wäre mir der Tod,

Dann daß ich lang solt leben.

19.

Da hat der Herr sein Bitt erhört,

Thät ihm sein Engel schicken,

Der kam in eines Jünglings G'stalt,

Sein Sach die thät sich glücken.

20.

Und wie der Engel zu ihm kam,

Er thät ihn lieblich grüssen,

Und sprach er solte freuen sich,

Tröstet ihn in seinen Nöthen.

21.

Tobias zu dem Engel sprach:

Wie kann ich fröhlich werden,

Ich sitze in der Finsterniß,

Kanns Himmels Schein nicht sehen.

22.

Der Engel zum Tobias sprach,

Es wird bald besser werden,

Tobias war ein blinder Mann,

Er hoffet guts dargegen.

23.

Tobias kennt den Engel nicht,

Er fragt nach seinem Stammen,

Der Engel gab zur Antwort bald,

Azarion war sein Namen.

24.

Der Engel kam in Jünglings G’stalt,

Man thät ihn nicht erkennen,

Bis er sein Sach hätt ausgericht,

Da thät er sich erst nennen.

25.

Der Vater sprach den Engel an,

Ob er sein Sohn könnt bringen,

In Midian zum Gabelon,

Das war des Vaters Willen.

26.

Der Engel der sprach alsobald,

Er hoft es werd ihm gelingen,

Ich will dir dein Sohn frisch und g'sund,

Hieher thun wieder bringen.

27.

Das war dem Vater grosse Freud,

Er wünscht ihm Glück auf d'Strasse,

Der lieb Gott der sey euer G'leit,

Der thät sie nicht verlassen.

28.

Der Sohn war auf den Abend müd,

Wie er die Füß wollt waschen,

Ein ungeheur Fisch kam herfür,

Er fürcht er wolt ihn fressen.

29.

Der Engel alsbald zu ihm sprach:

Er solt ihn zu ihm ziehen,

Er solt den Fisch beym Kifel nahn,

Er möcht ihm nicht entfliehen.

30.

Er zog ihn wohl aus auf das Land,

Der Fisch that vor ihm springen,

Der Engel sprach entweid den Fisch,

Das thät Tobias gelingen.

31.

Der Engel zum Tobias sprach:

Er sollt drey Stück behalten,

Das war die Leber und das Herz,

Und darzu auch die Gallen.

32.

Sie haben den Fisch braten thun,

Sie haben ihn auch gesalzen,

Sie nahmen ihn mit auf den Weg,

Sie liessen es GOtt walten.

33.

Tobias zu dem Engel sprach:

Wo werden wir einkehren,

Und da wir werden Herberg han,

Der Engel that Tobias lehren.

34.

Der Engel sprach: von hie nicht weit,

Da ist ein Mann dein Freunde,

Derselbig wird eine Tochter han,

Und sonst gar keine Kinde.

35.

Der Engel sprach, er ist reich an Gut,

Thu um sein Tochter werben,

Dieselbe dir gehören thut,

Er wird sie dir thun geben.

36.

Tobias auch zum Engel sprach:

Er hätte auch vernommen,

Sie hab gehabt schon sieben Mann,

Die seyen all umkommen.

37.

Sie hab'n gleich in der ersten Nacht,

Also auch müssen sterben,

Er hab auch gehört, daß der Satan,

Hob ihnen g'nom'n das Leben.

38.

Und wann es mir auch also gieng,

Und würde uns mißlingen,

So würde ich meine Eltern thun,

Mit Leid in die Gruben bringen.

39.

Da sprach der Engel Raphael,

So will ich dir thun sagen,

Ueber welche hie der Satan,

Seinen Gewalt mag haben.

40.

Und also nämlich über die,

Die der Ehe wollen pflegen,

Und Gottes Rath nicht nehmen an,

Nach seinem Willen leben.

41.

Als die nach ihres Hertzens Lust,

Muthwillen wollen treiben,

Und achten nur auf grosses Gut,

Od'r auf ein schönen Leibe.

42.

Ueber die hat der Satan Gewalt,

Die ihr Rechnung also machen,

Und Gottes Rath begehren nicht,

Noch seinen Willen achten.

43.

Sie kehren zu dem Raguel ein,

Der hat sie Freundlich empfangen,

Er sprach ihr lieben Brüder mein,

Wo seyd ihr hergegangen.

44.

Sie sprachen vom Stamm Naphtali,

Aus der Gefängniß Ninive;

Er sprach ob sie nicht kennen thun,

Sein Bruder heißt Tobia.

45.

Der Engel sprach, wir kennen ihn wohl,

Er ist des Jünglings Vater,

Da ward Raguel Freuden voll,

Sein Frau und seine Tochter.

46.

Sie hand vor Freuden weinen thun,

Ueber das da war vergangen,

Daß ihr Freund war zu ihnen kon,

So weit aus fremden Landen.

47.

Der Vater war also sehr froh,

Er hieß ein Mahl zurüsten,

Und wie es nun geschehen war,

Zum Tisch hieß er sie sitzen.

48.

Tobias hat ein mannlich Herz,

Gleich nach des Engels Lehre,

Er heischt dem Vater sein Tochter ab,

Er solts ihm geben zu Ehen.

49.

Der Engel der sprach auch darzu,

Er solte sie ihm thun geben,

Dann sie gehört diesem frommen Sohn,

Des möcht'n die andern nicht leben.

50.

Der Vater zum Tobias sprach:

Er wolte sie ihm geben,

Er schloß ihn'n z'sammen ihre Händ,

Er thät sie z'sammen geben.

51.

Sprach, der Gott Abraham,

Isaac Und Jacobs, geb euch z'sammen,

Erfüll in euch sein Segen auch,

Und mehr durch euch sein Saamen.

52.

Wie sie nun sind in d' Kammer konn,

Als nach ehelichen Sitten,

Tobias zu seiner Frauen sprach,

Zu Gott so wend wir bitten.

53.

Wir wöllen uns drey heilige Nächt,

Und drey Tag Lusts enthalten,

Darin Gott treulich ruffen an,

Daß er die Sach verwalte.

54.

Dann wir Kinder der Heiligen sind,

Und ziemt sich uns nicht zu thune,

Gleich wie die Heiden und ander Leut,

Die kein Verstand nicht hane.

55.

Der Satan kam daher auch gleich

Wie mans dann findt geschrieben,

Der Engel Gottes nahm sie wahr,

Er konnt ihn bald vertreiben.

56.

Und wie es nun am Morgen war,

Der Vater war im Wunder,

Es war ihm bald die Bottschaft kon,

Sie wären frisch und g’sunde.

57.

Der Vater der hat alsobald,

Zwo feiste Küh lan metzgen,

Und darzu auch der Widder vier,

Sie wurdens Leids ergötzet.

58.

Die Hochzeit währet sieben Tag,

Sie preißten GOtt den HErren,

Tobias hätt Verlangen bald,

Zu seinem Vater z’kehren.

59.

Tobias ward geben ein grosse Summ,

An Geld und auch an Gute,

Sie nahmens an mit Dankbarkeit,

Und hatte wohl für gute.

60.

Sie zogen aus mit grosser Freud

Hatten viel überkommen,

Die Sara auch sein ehelich Weib,

Die er zur Ehe hat genommen.

61.

Und wie sie waren kommen heim,

's Vaters Augen sie bestrichen,

Als mit der Gallen von dem Fisch,

Sein Blindheit war gewichen.

62.

Tobias danket seinem Gott,

Und preiset ihn im Herzen,

Der ihn hat wieder sehend g'macht,

Hat g’heilet seinen Schmerzen.

63.

Der jung Tobias zum Vater sprach,

Was wend wir diesem geben,

Für seine Treu und viel Gutthat,

Mir hat beschirmt mein Leben.

64.

Wird es genug seyn der halb Theil,

Von diesem allzusammen,

So bitt ihn, daß ers annehmen wöll

Was wir hand überkommen.

65.

So bald der Engel das vernahm,

Gab er sich zu erkennen,

Und sprach daß er ein Engel wär,

Also thät er sich nennen.

66.

Fasten und bäten ist gar gut,

Das thät der Engel sagen,

Es ist viel besser dann Gold und Geld,

Das man thut zusammen tragen.

67.

Ich bin der Engel Raphael,

Der siebend in Gottes Saale,

Und bin zu helfen euch geschickt

In diesem Jammerthale.

68.

Nun preisend Gott mit Herz und Mund,

Und thund ihm Lob verjähen,

Und künden seine Wunder aus,

Die mit euch sind geschehen.

69.

Ihr habend wohl vermeinen thun,

Ich hab mit euch runken und gessen,

Ich aber braucht mich einer Speiß,

Deren ihr euch nicht vermessen.

70.

Der Engel sprach, die Zeit ist hie,

Daß ich soll wieder kehren,

Zu dem der mich gesendet hat,

So preiset Gott den Herren.

71.

Der alt Tobias thät auf sein Mund,

Auch seinen Gott zu preisen,

Sein grosse Gutthat macht er kund,

Die er ihm thät beweisen.

72.

Ich bitt euch beyde Jung und Alt,

Für die das Lied wird kommen,

Ihr wollet mir nichts für übel han,

Und preiset Gottes Namen.

73.

Wer dieses Lied nun hat gemacht

Von neuem hat gesungen,

Das hat gethan ein alter Mann,

Der war genannt Jörg Kummer.

74.

Den wöll der Herr zu seinem Preiß,

Selbst bereiten und auch rüsten,

Und führen in das Paradeiß,

Sammt allen frommen Christen.

75.

Daß wir mit Frieden inniglich,

Sein hohen theuren Namen,

Mögen vermehren ewiglich,

Durch Jesum Christum Amen.


 

Das andere Lied.

1.

Kürzlich vor wenig Tagen,

Kam mir ein Lied in Sinn,

Darvon ich singen und sagen,

Wann ich alleinig bin.

2.

Doch wär es besser gewesen,

Wanns gieng von Herzens Grund,

Der Herr leit mir meine Zunge

Und geb mirs recht in Mund.

3.

Wann ich wolt fröhlich singen,

So ist mein G'müth zu schwach,

Wie könnt ich dann verbringen,

Daß ich ein Liedlein mach.

4.

Der Winter ist jetzt vorhanden,

Der Sommer ist bald dahin,

Mein Freud ist mir vergangen,

Drum ich so Traurig bin.

5.

O HErr gib mir Gedulte

In dieser schweren Zeit,

Daß ich mich nicht verschulde,

In meiner Traurigkeit.

6.

Mein G'müth ist mir zerschlagen,

Von langer Krankheit schwer,

Daß ich auch möcht verzagen,

Wo die Gedult nicht wär.

7.

Derhalben thu ich glauben,

Hab auch Verlangen darbey,

Und hoff Gott wird mir geben,

Was mich von Herzen freu.

8.

Mit Sünden bin ich umfangen,

Das klag ich meinem Gott,

Möcht ich sein G’nad erlangen,

So käm ich wohl aus Noth.

9.

Darum thu ich ihn bitten,

Durch Christum seinen Sohn,

Der für uns hat gelitten,

Und uns die Sünd abgnon.

10.

Du wollest mich recht unterweisen,

Du getreuer Gott und Herr,

Auf daß ich dich mög preisen,

Und sich mein Glaube mehr.

11.

Hilf daß ich recht mög erkennen,

Dein väterliche Güt und Treu,

Führ mich vom Bösen dannen,

Daß ich mein Sünd bereu.

12.

Daß ich mich recht mög kehren,

Zu Gott dem Vater schon,

Und ein Exempel lehren,

An dem verlohrnen Sohn.

13.

Dann Gott thut treulich walten,

Ob seinen Kindern schon,

Die seinen Bund behalten,

Und von der Sünd abstahn.

14.

Es ist auch Freud im Himmel,

Bey Gottes Engeln werth,

Wohl über einen Sünder,

Der sich zu Gott bekehrt.

15.

Und welcher nun will haben,

Mit Gott die ewige Freud,

Soll sein Creutz willig tragen,

Allhie in dieser Zeit.

16.

Christus thut selber sagen,

Mattheus am zehnten fein,

Wer mein Creutz nicht will tragen,

Kann nicht mein Jünger seyn.

17.

Also muß man auch werden,

Gleichförmig zu dieser Frist,

Mit Creutz, Leiden und Sterben

Dem Herren Jesu Christ.

18.

Also thut man auch erben,

Mit ihm des Vaters Reich,

Paulus das klar thut lehren,

Man soll ihm werden gleich.

19.

Ich hab nun lang getragen,

Meiner Sünden Krankheit schwer,

Kein Mensch kont mir auch sagen,

Wie mir zu helfen wär.

20.

Ein Arzner hab ich vernommen,

Seine Brief sind geschlagen an,

Man soll zu ihme kommen,

Wer sich will heilen lan.

21.

Der zeigt ihm seine Wunden,

Dann er ist wohl probirt,

Hab nie geschrieben funden,

Daß er ein'n hab entführt.

22.

Seine Kräuter thun stäts grünen,

Zu unser Seelen Heil,

Wann er uns will versühnen,

Braucht er sein Gnaden-Oehl.

23.

Zum selben will ich tretten,

Und will ihn ruffen an,

Will ihn von Herzen bitten,

Er wöll mich nehmen an.

24.

Zum ersten will ich ihm klagen,

Meine Sünd und Missethat,

Daß mich in meinen jungen Tagen,

Mein Fleisch verführet hat.

25.

In Sünden bin ich erzogen,

Und darinn g'wachsen auf,

Die Welt hat mich betrogen,

Mit ihrem argen Lauf.

26.

Meine Sünden sind fürwahre,

Meiner Krankheit rechter Grund,

Han jetzt schon viele Jahre,

G’han manche lange Stund.

27.

Mein Kraft ist von mir gewichen,

Daß ich nicht wandeln mag,

Mein Leben ist hin geschlichen,

Es kürzet alle Tag.

28.

Auf mich scheint nicht mehr d’Sonnen,

Und fällt auf mich kein Thau,

Mein Trank kommt mir vom Brunnen,

Mein Bett ist Haberstrau.

29.

Hiemit will ich andeuten,

Han Nahrung halb kein Klag,

Ich dank Gott und guten Leuten,

Sie helfen alle Tag.

30.

Den Arzner kann ich finden,

Er will mich nehmen an,

Er will mich schon verbinden,

Wann ich recht Glauben han.

31.

Er will mir auch mittheilen,

Das bittere Leiden sein,

Und mich aus Gnaden heilen,

Wo ich verwundet bin.

32.

Hie ist mein Freud verschwunden,

Wie d'Sonn verschmelzt den Schnee,

Drum hab ich grossen Kummer,

Thut mir im Herzen weh.

33.

Ich hab so grossen Kummer,

Das klag ich meinem Gott,

Mein Seel hat grossen Hunger,

Nach deiner Güt und Gnad.

34.

Dein Geist der woll mich speisen,

Mit deinem göttlichen Wort,

Daß ich dich lob und preise,

Du bist mein höchster Hort.

35.

Du bist mein Trost ob allen,

Darzu der Heiland mein,

Ich wünsch zu tausendmalen,

Daß ich könnt bey die seyn.

36.

Ich wart jetzt mit Verlangen,

Auf eine seelige Stund,

Darinn ich werd empfangen,

Besser als tausend Pfund.

37.

Ein Haus wollt ich erlangen,

Im neuen Jerusalem,

Durch meinen HErrn JEsum Christ,

Gebohren zu Bethlehem.

38.

Hie ist nicht mehr gut wohnen,

Mein Haus wo ich hie han,

Das ist also baufällig,

Daß es nicht mehr mag bestahn.

39.

Es ist so schwach dermassen,

Es möcht bald komm ein Wind,

So siel es auf einen Haufen,

Dann d'Schwellen kraftlos sind.

40.

Merk mich was ich hie schreiben,

Mein Leib der ist so schwach,

Er kann nicht mehr lang bleiben,

Es muß bald lahn ein Krach.

41.

Zu Jerusalem da ich meine,

Da ist sehr guter Wind,

Mit Gold und edlen Steinen,

Die Häuser decket sind.

42.

Es kann nicht ausgesprochen werden

Und ist die Stadt so schön,

Daß dergleichen auf Erden

Keines Menschen Aug hat g’sehn.

43.

Sie leuchten wie die Sonnen,

Der Tempel mitten drein,

Uebertrift mit seiner Schöne,

Auch aller Menschen Schein.

44.

Mit schönen Melodeyen,

Auch aller Engeln G’sang,

Soll wohl gan darinnen,

Daß kein Mensch glaubt wie es gang.

45.

Da lobt man Gott mit Schalle,

Dann ich ein Büchlein han,

Darinnen die Dinge alle,

Von Wort zu Wort geschrieben stahn.

46.

Hiemit will ich dem G'sange,

Auch machen den Beschluß,

Damit man an der Länge,

Nicht haben kann Verdruß.

47.

Lang Zeit die thut mich treiben,

Und das mit einem Wort,

Daß ich für d'Kurzweil schreibe,

An einem wilden Ort.

48.

Das Lied schreibt z'erst fürwahre

Ein alter kranker Mann,

Hat jetzt bald achtzig Jahre,

Kein Tritt mehr können gan.

49.

Hiemit will ichs beschliessen,

Dann ichs nicht besser kann

Es soll niemand verdriessen,

Hab's nur für d'Kurzweil than.

50.

Das Lied mag ich nicht singen,

Wo ich hie g'schrieben hab,

Das Glöckli thut mir klingen

Und ruft mir zu dem Grab.

51.

Der Tod der wird uns fällen,

Er macht uns hie ein End,

Drum thu ich Gott befehlen,

Meine Seel in seine Händ.

52.

Dann Gott ist sehr langmüthig,

Barmherzig und getreu,

Sein grosse Gnad und Güte,

Ist uns all Morgen neu.

53.

Hiemit will ichs lan bleiben,

Und machen dem Lied ein End,

Und wers begehrt zu schreiben,

Dem mag es warden in d’Hand.

54.

Man soll mir's übersehen,

Ist etwas g’fehlt darinn,

Es ist mir nicht gern g'schehen,

Ich hats g’han gut im Sinn.

55.

Das Lied will ich euch schenken

Habs nur einfältig gemacht,

Daß man soll an mich denken,

Gott für mich bitten Tag und Nacht.

56.

Ich hans nicht besser können,

Han z'vor keins nie gemacht:

Allen die mir Guts gönnen,

Wünsch ich ein gute Nacht.


 

Das dritte Lied.

1.

Es ist ein wunder schöne Gab,

Und auch ein grüne Saate,

Und auch voraus die göttlich Gnad,

Sie kommt mit guter Thate.

2.

Wie er uns alle zeit beweißt,

Wohl hie auf dieser Erden,

Durch sein Güt wird alle Welt gespeißt,

Durch ihn wir auch selig werden.

3.

Also glaubt unser Vater Abraham,

Auf Gott stund sein Vertrauen,

Was er vom Heil'gen Geist vernahm,

Darauf thät er vest bauen.

4.

Kehrt sich an keines Menschen Stand,

Glaubt Gottes Wort von Herzen,

Er baut auf Felsen und nicht auf Sand

Wie wohl er litt viel Schmerzen.

5.

Gar scharf man es geschrieben findt,

In Abrahams Geschichten,

Daß er Isaac sein liebes Kind,

Vom Leben zum Tod solt richten.

6.

Dann Gott der uns erschaffen hat,

Will uns also bewähren,

Gehorsamkeit schätzt er fürs höchst,

Den Hand'l kann er wohl führen.

7.

Dann es war Gott des Vaters G’heiß,

Wer sein Sünd wolt erkennen,

Der solt ein Lämmlein oder Geiß,

Auf einem Altar verbrennen.

8.

Drum merket auf ihr liebe Freund,

Es sind gar lieblich Sachen,

Abraham wagt sein Weib und Kind,

Thät sich Gott g’horsam machen.

9.

Es war Abraham darzu kon,

Daß er sah mit den Augen,

Daß ihm sein ehlich Weib ward g'non,

Und mußt ihr sich verlaugen.

10.

Abraham zog allein davon,

Sein Herz möcht ihm zerspalten,

Doch ruft er Gott so treulich an,

Der hat sein Sohn erhalten.

11.

Er hat sein Sohn in hoher Acht,

Liebt ihn ob allen Dingen,

Noch hat ihn Gotts Wort dahin bracht,

Daß er ihn wolt umbringen.

12.

Dann Gott hat ihme kund gethan,

Daß er Isaac den Knaben,

Zu einem Brand=Opfer wolle han,

Kein anders woll er nicht haben.

13.

Abraham reuet seinen Sohn,

Das mögend ihr wohl denken,

Noch schätzt er Gottes Wort viel mehr,

Wollt seinen Sohn verbrennen.

14.

Er ist mein eigen Fleisch und Blut,

Thut mich von Herzen freuen,

O Gott, so dirs g'fallen thut,

Soll mich mein Sohn nicht reuen.

15.

Er sprach zu seinem lieben Sohn,

Ich kann nicht länger beyten,

Mit mir an Berg hinaus solt gahn,

Dem Herrn ein Opfer b’reiten.

16.

Der Sohn ein groß Verwunderung hat,

Wo es doch solt geschehen;

Der Herr wird uns wohl zeigen ein Statt,

Daß du es selbst mag sehen.

17.

Der Sohn die rechte Sach nicht wüßt,

Das Holz half er auftragen,

Und da es alles war gerüst,

Nach dem Opfer thät er fragen.

18.

Nun sag mir liebster Vater mein,

Und thu mich jetzt erfreuen,

Wo mag nun jetzt das Opfer seyn,

Das wölst du mir auch zeigen.

19.

Abraham hielt vest auf Gottes Wort,

Wolt davon nicht abweichen,

Sein Sohn wolt er bringen in Noth,

Wo find man jetzt desgleichen.

20.

Ach nun du liebster Sohne mein,

Thu dich willig erzeigen,

Dem Herren solt ein Opfer seyn,

Nun wag dein junges Leben.

21.

Er band dem Knaben seine Händ,

Und hieß ihn nieder kneyen,

O HErr! dein Hülf mir jetzt nun send,

Laß mich mein Knaben nicht reuen.

22.

Der Sohn sich in sein Willen ergab,

Und thät ihn freundlich küssen,

Sein Haupt wolt er ihm hauen ab,

Das möcht der Knab nicht wissen.

23.

Ach Vater wie hat es ein G’stalt,

Was wilt du mit mir machen.

Die Sache mir gar schwerlich fallt,

Mit diesen großen Sachen.

24.

Abraham sprach: Gott der uns erschaffen hat,

Der hat daran ein Willen,

Drum wend wirs vollbringen mit der That,

Halt dich nur gar stillen.

25.

Dann Gott der hat dich auserwählt,

Darum wend wirs vollenden,

Kein ander Opfer ihm nicht gefällt,

Menschlich Natur soll uns nicht schaden.

26.

Ach Vater, das ist mir ein grosse Noth,

Mein Herz möcht mir zerspalten,

Daß ich von dir muß leiden den Tod,

Und du mich soltest erhalten.

27.

Abraham daz'mal gar wenig schlief,

In seinen grossen Nöten,

Ach Herr, wie seufzt mein Seel so tief,

Daß ich mein Knaben soll tödten.

28.

Isaac sah den Vater gar traurig an,

Seine Augen thäten fliessen,

Ich hab dir nie kein Leid gethan,

Das laß mich Vater geniessen.

29.

Abraham sein Schwerdt doch auszog,

Der Sohn der thät sich bücken,

Der Engel Gottes kam daher,

Thät ihm sein Schwerdt verzücken.

30.

Er sprach, nun folg du meinem Rath,

Isaac der soll nicht sterben,

Hint'r dir ein feister Widder staht,

Der soll geopfert werden.

31

Dann Gott der hat zu mir geredt,

Und will dich so bewähren,

Den Glauben er für die Werk g'nommen hat,

Den Handel kann er nicht führen.

32.

Abraham ward im Glauben gestärkt,

Er vertrauet Gott ganz unverdrossen,

Dann jetzt empfind ich und hab gemerkt,

Daß mich Gott nicht will lassen.

33.

O milder Herr und treuer Gott,

Dein Gnad ist nicht zu messen,

Wer zu dir schreyt in aller Noth,

Deß thust du nicht vergessen.

34.

Ach milder Gott in deinem Reich,

Dein Gnad thut ob mir schweben,

Daß du Isaac mein liebsten Sohn,

Erhalten hast beym Leben.

35.

Darum soll ich dich loben stät,

Dein Namen ewig preisen,

Daß du den Willen für die Werk g'nom'n hast,

Das will ich wohl beweisen.

36.

Dann unsere Werk sind nüt dann Schuld,

Das müssen wir empfinden,

Durch den Glauben erlangen wir Gottes Huld,

Das empfind ich zu dieser Stunden.

37.

Durch Christi Werk sind wir all selig gemacht,

Und kommen in das Leben,

Ja die er selber hat vollbracht,

Und unsere Sünd vergeben.

38.

Was möchtest du dem HErren gän,

Was solten wir erdenken?

Wir müssen alles aus seinen Gütern nän,

Und ihm es wieder schenken.

39.

Es hilft uns doch kein anders Gut,

Ja weder Opfer noch Aschen,

Dann nur allein durch Christi Blut,

Sind wir von Sünden gewäschen.

40.

Dann Christus heißt uns zu ihm kon,

Und sonst zu niemand lauffen,

Das Reich müssen wir aus Gnaden empfahen,

Ums Geld find mans nicht z'kaufen.

41.

Und wer dasselb verdienen will,

Der soll Gottes Wort gedenken,

Bey uns hand wir der Armen viel,

Die soll'n wir speisen und tränken.

42.

Und welcher sich das trösten thut,

Und sich unnütz erkennen,

Gleich wie der Schächer am Creutz hat than,

Wird sich Gott zu ihm wenden.

43.

Das Fegfeuer gibt ein grossen Stoß,

Das mag man wohl gedenken,

Daß Abraham des Glaubens g'noß,

Und nicht der guten Werken.

44.

Das Werk kann nicht vor dem Glauben sein,

Der Glaub der muß es bringen,

Daß er Isaac den Knaben sein,

Selber wollte umbringen.

45.

Ein rechter Glaub hat diese Art,

Er thut den Menschen erwecken,

Daß er die guten Werk nicht spart,

Gleich wie die guten Blumen schmecken.

46.

Muß nun der Glaub von den Werken seyn,

Hilft nit im Fegfeuer baden,

Ich bitt dich lieber Herre mein,

Thu mich der Sünden entladen.


 

 

Das vierte Lied.

 (20)

1.

Mein fröhlich Herz das treibt mich an zu singen,

Und liegt mir stäts in meinem Muth,

Nun hörend was ich euch thu bringen,

Was brüderliche Feindschaft thut.

Doch hoff ich die Sache werd z'letzt noch gut,

Viel Freud wird Leid verdringen.

2.

Darum hörend zu und merkend mich gar eben,

Wie sich der fromme Joseph mußt

Seinen Brüdern gefangen geben,

Daß er ihnen sein Traum hat erzählt,

Der Jüngling war von Gott erwählt,

Sie stellten ihm nach sein'm Leben.

3.

Der Joseph wollt jetzt seine Träum verjähen,

Ich wolt den Mann von Herzen gern

Mit meinen Augen sehn.

Wer mir den könnte zeigen an,

Der mir die Sach gäb zu verstahn,

Was künftig solt geschehn.

4.

Sein Traum hielt in, sie hätten Garben bunden,

Jetzt und an mitten in der Ernd,

In einem Acker voll dort unten,

Und stuhnd die seine steif aufrecht,

Die andern hielten sich wie Knecht,

Was soll man draus erkennen.

5.

Den andern Traum den will ich euch auch anzeigen,

Elf Sternen sind vom Himmel kön,

Die thäten sich vor mir neigen.

Sonn und Mond mit ihrem Schein,

Was bedeut das liebster Vater mein,

Thund mich daraus bescheiden.

6.

Die Brüder fingen ihn jetzt an zu hassen,

Sie daucht der Vater wolt ihm stähts

Den Zaum zu lang hie lassen.

Kauft ihm darzu ein theilten Rock,

Er tritt dort her gleich wie ein Bock,

Und ist stolz über die Massen.

7.

O milder Gott in deinem Reich dort oben,

Sprach Israel Jacob der Alt,

Wie groß sind deine Gaben:

Ich kann mich nicht verwundern g’nug:

Mein Joseph der ist so weiß und klug,

Schon jetzt in seiner Jugend.

8.

Seine Brüder thäten zusammen rucken,

Der gewaltig Herr ist schon vorhanden.

Dem Vater weißt er den Rucken.

Fürwahr die Sach thut nimmer gut,

Der Lotter hat ein stolzen Muth,

Vermeint uns unter zu drucken.

9.

Simeon sprach, laßt uns bey Zeiten wehren,

Dieweil er unvermöglich ist,

Wann sich sein Gewalt thät mehren,

Würd er uns nehmen Gut und Haab,

Und müßten wir all seyn schabab,

Ihn halten in grossen Ehren.

10.

Ein guten Rath wollt ich euch wohl hie geben,

Wann nun der ander Frühling kommt,

Nun merket mich gar eben:

So muß er mit uns Berg und Thal,

Sein breiter G’walt soll werden schmal,

Es muß ihn kostens Leben.

11.

Die zehen Brüder fuhren eilends von hinnen,

Der Vater kunt ein lange Zeit,

Nichts von ihnen werden innen.

Thät ihm in seinem Herzen weh,

Ich besorge sie haben kein Nahrung mehr,

Ich kann nicht anders sinnen.

12.

Er sprach: Joseph nun eil und laß dir lingen,

Gen Sichem in das wäidreich Thal,

Da wolten deine Brüder erwinden,

Drum rüst dich schnell, das ist mein Rath,

Und sag mir schier wies um sie staht,

So du sie bald wirst finden.

13.

Der Jüngling thät sein'm Vater fleißig losen,

Dann er ihm allezeit gehorsam war,

Und rüst sich auf die Strassen.

Nun wär mir doch nicht schwer die Reiß,

Dann daß ich eigentlich weiß

Wie mich meine Brüder hassen.

14.

Da sie nun die Morgensuppen assen,

Der Vater redt ihm freundlich zu,

Und gesegnet ihm die Strassen.

Er zog daran mit ringem Muth,

Der lieb Gott sey mein Schirm und Hut,

An den will ich mich lassen.

15.

Lea thät zu ihrem Gemahel sagen,

Jacob wiewohl ich Joseph nicht,

In meinem Leib hab tragen:

Hat er mir doch viel Tren erzeigt,

Kindliche Lieb an mich geleit,

Sein Hinscheid muß ich klagen.

16.

Es sprach ein freyer Landmann unverdrossen,

Dort kommt ein schöner Jüngling her,

Er ist hübsch über d'massen:

Mich dünkt er sey verirret gar,

Wüßt ich wo er gern hine wär,

Ich zeigte ihm die Strassen.

17.

Der Joseph thät dem Landmann d’Sach erzählen,

Ich suche hie die Brüder mein,

Wohl zehen starke G’sellen.

Wann ich sie g'sund hie finden möcht,

Und wieder heim gut Botschaft brächt,

Wär unsers Vaters Willen.

18.

Der Landmann sprach, sie sind von hinnen g'fahren,

Gehen dorthin in ein ander Waid,

Da wend sie den Sommer beharren.

Geh diese Straß, du findst sie bald,

Der Jüngling dankt ihm mannigfalt,

Zog dran im Namen des Herren.

19.

Da er jetzt kam zu seines Vaters Schaaren,

Gott grüß euch lieben Brüder mein,

Wann sind ihr her gefahren.

Vater, Mutter, Weib und Kind,

Euch ihren Gruß entbotten händ,

Gott soll euch wohl bewahren.

20.

Simeon sprach: Gnad hochgebohrner Herre,

Wie kommts daß ihr gangen zu Fuß,

Alleine also ferre.

Führwahr man euch bald führen muß,

Wird euerem Herzen ein schwere Buß,

Man thut euch kleine Ehre.

21.

Einer sprach: Wir wend den Buben henken,

Der andere wolt ihms Haupt abschlan,

Der dritt wolt ihn ertränken.

Ruben sprach mit Worten behend,

Laßt mir den Knaben in meine Händ,

Ich will ihn gar versenken.

22.

Dann ich hab mir ein klugen List erfunden,

Wend ihn werfen in ein Sod,

Gefangen und gebunden,

So händ wir an seinem Tod kein Schuld,

Und verwürken auch nicht Gottes Huld,

Er stirbt wol selbst dort unten.

23.

Der Jüngling sprach: warum wend ihr mich strafen,

Ihr thund gleich wie die Viele der Wölf,

Ja wann sie kommen zu Schaafen:

Ihr soltet meine Schirmer seyn,

Um Unschuld muß ich leiden Pein,

Aengstiglich Wehr und Waffen.

24.

Der Joseph sprach, wann wird sichs Leiden enden,

O Höchster Gott in deinem Thron,

Thu mir dein Trost her senden,

Dann es stehet alls in deiner Hand,

Behüt meine Brüder auch für Schand,

Ungewitter kannst woll wenden.

25.

Der Ruben thät ihm heimlich s’Herz erquicken,

Biß wohl gemuth Du junges Blut,

Morn will ich dich dem Vater schicken.

Er tröst ihm sein betrübtes Herz,

Wie wohl er selbst hat heimlich Schmerz,

Hoft doch es würd sich glücken.

26.

Hiemit thät er die Schaaren zusammen treiben,

Die Brüder schleichen zu dem Sod,

Und thäten all stillschweigen:

Joseph nun breit uns her dein Hand,

Dann du mußt reisen in fremde Land,

Wir wend dich hier nicht leiden.

27.

Jetzt kamen Kaufleut aus Arabia her geritten,

Die Brüder nahmen ihrer wahr,

Thäten zu ihnen sprechen:

Wir hand ein jungen Knaben fein,

Er ist gebunden an ein Seil,

Wenn ihr ihn kaufen wetten.

28.

Ein Kaufmann sprach: Wo ist er, bringt ihn here,

Ists Sach, das mir der Jüngling g'falt,

Ich bezahl ihn also baare.

Sie brachten ihn eilends an der Stätt,

Dreysig Pfund ist er werth,

Das glaubet uns fürwahre.

29.

Der Kaufmann sprach, Der Knab der fügt mir eben,

Er legt das Geldlein richtig dar,

Er thäts den Brüdern geben.

Der Joseph sprach, muß ich dahin,

So gnaden mir den liebsten Vater mein,

Gott geb euch langes Leben.

30.

Jetzt hat Ruben d’Schaaren z'sammen trieben,

Darnach so ruft er in den Sod,

Niemand wolt ihm Antwort geben.

Da fiel ihm gäh nichts Guts in Sinn,

Gewiß hand ihn d’Brüder g'nommen hin,

Und hand ihn bracht ums Leben.

31.

Da thät er eilends zu seinen Brüdern treten,

Wie kommts daß es nichts geholfen hat,

Darum ich euch hab gebäten.

Ihr hand dem Knaben sein Leben gnon,

Gott wirds nicht ungerochen lohn,

Was wend ihr mit mir wetten.

32.

O Bruder Ruben du solt dich wohl gehaben,

Es ist kein Todschlag geschehen hie,

Der Knab hat noch das Leben.

Er ist frisch und gesund zu dieser Stund,

Er hat uns golten dreyßig Pfund

Muß in Eg ypten traben.

33.

Wir händ sein Rock mit Lämmer=Blut beschmissen,

Und wend dem Vater geben für,

Die Thier haben ihn zerrissen.

Er ist jetztmals verlohren gar

Des Vaters Herz war bladen schwer,

Wohl bey den zwanzig Jahren.

34.

Jacob erhub sein Klag mit lauter Stimme,

O Joseph du viel frommes Blut,

Bist du dann gar von hinnen

So hand ein End meine gute Tag,

Wolt schier ich läg auch in dem Grab,

Solt ich dir sehen nimmer.

35.

Da die Kaufleut in Egypten kamen,

Mit Joseph den sie hatten kauft,

Deut uns Christus mit Namen.

Sie botten ihn zum ersten feil,

G’wunnen an ihm den dritten Theil,

Also hab ichs vernommen.

36.

Zehen Pfund thäten sie am Knaben g’winnen,

Der Jüngling war von geschwinden Sinnen.

Er dienet wohl, er dienet recht,

Bis er durch Gottes Rathschlag möcht

Dem schweren Dienst entrinnen.

37.

Gott thät Joseph durch Creutz und Leiden führen,

Dann er zwey Jahr gefangen war,

Darnach mußt er regieren.

Drum merket mich ihr Weisen schon,

Wie Gott der Obrist König fron,

Sein Volk thät deponieren.

38.

Dann Joseph ward zu einem grossen Herren,

Den Scepter in Egyptenland,

Führt er in hohen Ehren.

Der Rathschlag kam allein aus Gott,

Daß er den Seinen helfen solt,

In Hungersnoth ernähren.

39.

Drum merket hie ihr Edelen und ihr Bauren,

Es wuchs gar wenig allerding,

Und fieng im Land an theuren.

Daß Josephs Brüder allesammt,

Mußten bald in Egyptenland,

Gottes Ordnung thät man spühren.

40.

Wie sie Joseph erstlich thät anblicken,

Ach Glück das sind die Brüder mein,

Wie kann Gott die Ding schicken.

Sie fielen ihn eilend an umb Korn,

Gnädiger Fürst so hochgebohr'n,

Sie thäten sich vor ihm bücken.

41.

Der Joseph thät eilends zu ihnen jähen,

Ihr sind der Meinung kommen her,

Und wend das Land ausspähen.

Ihr führet wohl ein solchen Schein,

Ihr wolt das Königreich nehmen ein,

Man muß euch das versehen.

42.

Gnädiger Fürst, Nun gebt uns fleißig Ohren,

Wir sind all Zehn fromm und gerecht,

Von einem Vater gebohren.

Den Elften hand wir daheim glon,

Der Zwölft in fremde Land ist kon,

Den hand wir gar verlohren.

43.

Der Joseph sprach: das müssend ihr bewähren,

Den elften Bruder bringet her,

So will ich die Neun lahn fahren.

Der Zehend muß mein Gefangner seyn,

Elf in einer Schaaren.

44.

Die Neun rüsten sich eilends auf die Strassen,

Sie hatten Fried und sicher Gleit,

Mit Esel und mit Rossen.

Dem Vater kamen bald die Mähr

Wie seine Esel kommen her,

Schwer geladen über die Massen.

45.

Der Vater sprach, Ich hab nach euch verlangen,

Wo hand ihr mein Simeon glon,

Ist er todt oder ist er gefangen.

Sie sprachen: ihr müssen Simeon euren Sohn,

Durch Benjamin erlangen.

46.

Der Vater thät ihnen die Reiß so lang verlängern

Dieweil ich mein Joseph hab verlohren,

Die Zeit leid ich groß Schmerzen.

Solt ich Benjamin jetzt auch verlahn,

Die beyd sind mir von Rahel kon,

O weh meins kranken Herzen.

47.

Der Hunger thäts aber jetzt mit Nothzwang treiben,

Daß sie eilends mußten auf die Fahrt,

Und konnten nicht länger bleiben.

Mit Benjamin in Egyptenland,

Da sie Simeon gelassen hand,

Also kann es Gott schicken.

48.

Der Joseph nahm ihr eben wahr,

Dann er hats bald vernommen.

Als er der Frommigkeit möcht verstahn,

Daß sie einander nicht wolten lahn,

Da gab er ihn den Gefangenen.

49.

Von seinem Volk führt er sie eilends dannen,

Vom Parlament und seinem Rath,

Und gab sich ihnen zu erkennen.

Ich bin der Joseph euers Vaters Sohn,

Der gewaltig Gott in seinem Thron,

Laßt d’Liebe nimmer zertrennen.

50.

Nun glaubt mir, als hätt ich euch geschworen,

Ich bin Joseph, Joseph bin ich,

Ja den ihr habt verlohren.

Zu Dotin unsers Vaters Weyd,

Ich schied von euch mit grossem Leid,

Mit einem Kaufmann aus Mohren.

51.

Die Brüder fielen all in grossen Reuen,

Sie forchten Rach um diese Schmach,

Thäten für ihn nieder kneyen:

Joseph, nun theil uns mit dein Gnad.

Er sprach, seynd ledig ohn allen Schad,

Nun thut mir fröhlich trauen.

52.

Der Joseph wolt seins Vaters Herz erquicken,

Und thät ihm eilends einen Gruß

Bey seinen Brüdern schicken.

'sWahrzeichen war drey hundert Pfund,

Jacob dankt Gott derselben Stund,

Mein Sach will sich erst glücken.

53.

Der Gruß hielt in, er solt sich nicht lang säumen,

Und zu ihm in Egypten kon,

Mit allem seinem Saamen.

Sein Garben stuhnd noch steif aufrecht,

O Gott du bist Herr und wir d'Knecht,

Laß uns dein Reich zukommen.

54.

Ich will die Sach ein Weisern lahn aussprechen,

Wie es Benjamin ergangen ist,

Mit seines Bruders Becher,

Und Josephs Gefängniß lang darvor,

Doch wurd alles offenbar,

Gott kann sein Volk wohl rächen.

55.

Hierbey will ich das Liedlein lassen bleiben,

Wie der Jacob sein Gut und Hab,

In Egypten geführt und trieben.

Sein ganzes Hausg'sind überall

Nahm zu und ward ein grosse Zahl,

Also kann es Gott schicken.


 

Das fünfte Lied.

1.

Es war ein Gottesfürchtiges

Und Christliches Jungfräulein,

Gottes Wort und Catechismum,

hat sie gelernet fein.

Ihr Name Dorothea,

Ist weit und breit bekannt,

Von ihrem Vater und Mutter,

Ward sie also genannt.

2.

Auf Teutsch ein Gottes Gabe,

Die Dorothea heißt,

Dich hoch vom Himmel herabe,

Bescheert der Heilige Geist,

Oft bringt ein guter Name,

Ein gute Art mit sich,

Wenns Kind von gutem Samen,

Gezeuget wird ehrlich.

3.

Mit Fleiß in ihrer Jugend,

Sie zu der Predigt gieng,

Christliche Zucht und Tugend,

Liebt sie vor alle Ding.

Hielt ihr Eltern in Ehren,

Darzu fein lieb und werth,

Folgt treulich ihrer Lehre,

Thät was ihr Herz begehrt.

4.

Schamhaftig und fein stille,

Hielt sie sich allezeit,

Und lebt nach Gottes Willen,

Acht keiner Ueppigkeit.

Armen war sie geneiget,

Und dienet ihn mit Fleiß,

Ihr Hülf sie ihn'n erzeiget,

Gott zu Lob, Ehr und Preiß.

5.

Weh thäts dem alten Drachen,

Und konnt es leiden nicht,

Speit Feuer aus dem Rachen,

Verfolgung er anricht.

Das Mägdlein wolt man zwingen,

Zu der Abgötterey,

Dem Feind wolts nicht gelingen,

Christum bekannt sie frey.

6.

Mit Worten süß und sauer,

Man sie bereden wolt,

Sie stund vest wie ein Mauer

Wie in dem Feuer das Gold.

Kein Marter, Pein und Schmerzen,

Von Christo sie abwendt,

Mit ihrem Mund und Herzen

Den Glauben sie bekennt.

7.

Als der Feind nichts konnt schaffen,

wurd er thöricht und toll,

Desgleichen die Baalspfaffen,

Wurden der Teufel voll.

Ein Urtheil wurd gefället,

Verdient hätt sie den Tod,

Ritterlich sie sich stellet,

Und schrie ernstlich zu Gott.

8.

Herr Christ in deine Hände,

Mein Geist befehl ich dir,

B’scher mir ein seligs Ende,

Mit dein'm Geist steh bey mir.

Deinem Namen zu Ehren,

Wie ein Christ sterb ich heut,

Ach hilf, daß sich bekehren

Die armen blinden Leut.

9.

Theophilum den Canzler,

Die Jungfrau jammert sehr

Er sprach: schon' doch dein selber,

Verlaß die falsche Lehr

Und frist dein junges Leben.

Drauf Dorothea spricht:

Ein bessers wird mir geben

Christus, drum thu ichs nicht.

10.

Ins schöne Paradeise,

Komm ich nach meinem Tod,

Gott zu Lob, Ehr und Preise,

Stehn da viel Röslein roth,

Draus wird mir Christ mein Herre,

Machen ein Ehrenkranz,

Der Tod liebt mir vielmehre

Dann so ich gieng zum Tanz.

11.

Theophilus die Rede

Hielt für ein lautern Spott,

Mein liebe Dorothea,

Wenn du kommst zu dein'm Gott,

So schick mir auch Aepfel und Röselein,

Aus seinem Garten schon.

Ja sprach sie es soll wahr seyn,

Du solt ihr warten thun.

12.

Als nun das schöne Jungfräulein

Durchs Schwer gerichtet war,

Da kam ein feines Knäbelein,

Mit einem Körblein dar.

Das sprach: sieh hier Theophile,

Da nimm die Röselein,

Die schickt dir Dorothea,

Aus Christi Gärtelein.

13.

Sie lebt in Freud und Wonne,

Ein End hat all ihr Leid,

Leucht wie die helle Sonne,

In ewiger Seligkeit.

Theophilus entsatzte sich

Ueber dem Wunder groß,

Sprach: herzlich erfreut es mich,

Meins Irrthums bin ich los.

14.

Bald fieng er an zu preisen

Christum den wahren Gott,

Und ließ sich unterweisen,

In des Herren Gebot,

Die heilige Tauf emgfinge

Und sich ein Christen nannt,

Fröhlich zur Marter ginge,

Und Christum frey bekannt.

15.

Gleich wie ein fruchtbar Regen,

Ist der Märtyrer Blut,

Viel Frucht durch Gottes Segen,

Reichlich es bringen thut.

Durch Creutz die Kirch zunimmet,

Und wächst ohn Unterlaß,

Durch Tod zum Leben dringet,

Wer herzlich glaubet das.


 

Das sechste Lied.

Ein schönes neues geistliches Lied, aus einer Historie gezogen von denen dreyen Christen, wo aus Thessalonich in die Pfaltz gekommen sind.

Dieses Lied ist gemacht worden Anno Domini 1540,

Und geht Im Ton: „Es gieng ein Fräulein mit dem Krug,  (1)

1.

O Herr thu auf die Lefzen mein,

Daß ich fein klar mög singen,

Ein wahrhafte Historie fein,

Die ich doch kurz thät finden.

2.

Drey Christen wurden ausgesandt

Von Thessalonich here,

Die kommen sind in Ungarnland

In Ober=Pfaltz gar färe.

3.

Von der Gemein wurden sie g'sandt

Dann sie hatten vernommen,

Daß in Ungern und Teutschenland

Ihr Glaubens=G’nossen wohnen.

4.

Sie sind gezogen über das Meer,

Ihr Leben thäten sie wagen,

Die Liebe hat sie drungen ferr,

Der Herr thät sie bewahren.

5.

Sie forschten fleißig nach dem Volk

Da sie in Ungeren kamen,

Sie wurden bald von einem Pfaff

Zu den Huterischen geführet.

6.

Da haben sie durch den Latein,

Sie wohl thun untersuchen,

Von ihrem Leben und Wandel schon,

Und auch von ihrem Glauben.

7.

Da sie nun all Artickel wohl,

Fein haben untersuchet,

Da haben sie sich ungeleich

In drey Artickel funden.

8.

Die will ich hierauf zeigen an

Welche es sind gewesen,

Ist die Meidung und Gemeinschaft schon,

Und wie sie da thun leben.

9.

Den dritten ich auch thu zeigen an,

Daß sie nichts wieder geben,

Denen die von ihnen thun gan,

Und aus der G'meinschaft fallen:

10.

Dann die drey Männer haben bekennt,

Daß ihre Gemeinschaft bestande

Mehr in Herrschaft und in Knechtschaft,

Dann ein gerechte G’meine.

11.

Da sind sie in großer Traurigkeit,

Mit weinenden Augen g'scheiden,

Und war ihnen auch gar herzlichleid

„Daß sie so weit seind g'reiset.

12.

Und haben doch nichts ausgericht,

Darum sie her sind kommen,

Und funden ihres Glaubens nicht,

Wie sie hatten vernommen.

13.

Sie wurden von gemeldtem Pfaff

Zur Schweitzer Gemein geführet,

Ja die doch waren arm und schlecht

Dem Bethlehem zu vergleichen.

14.

Doch haben sie am selben Orth,

Ihre liebe Brüder funden,

Daß sie erfüllt mit großer Freud,

Zu beyden Seiten großes Wunder.

15.

Gleich wie die Weisen aus Morgenland,

Die zu Herodes kamen,

Suchten Christum zu Jerusalem,

Den sie da nicht han funden.

16.

Sonder zogen nach Bethlehem,

In ein verachtes Städtlein,

Darin sie ihn gar bald funden,

In einer Kripfen schlechte.

17.

So haben die drey Christen auch,

Ihre liebe Brüder funden,

Ein anderen haben sie bekennt,

Zur selben Zeit und Stunden.

18.

Dann sie haben sich untersucht,

Und alles einig funden,

In allen Artickelen ihres Glaubens,

Zur selben Zeit und Stunden.

19.

Nun möcht ich euch auch zeigen an,

Von der Schweitzer Gemeine,

Wie daß etlich von ihnen sind,

Neun Jahr gefangen gewesen.

20.

Um die Zeugniß der Wahrheit klar,

In dem Schloß zu Passaue,

Und haben glitten Schmach und Schand,

Bey der Wahrheit bestanden.

21.

Nun will ich euch auch zeigen an,

Wie sie da loß sind worden,

Durch einen Herren von Janitzreich,

Der für sie Bürg ist worden.

22.

Jetzunder will ich melden fort,

Von denen dreyen Christen,

Was sich noch zugetragen hat,

Ehe sie thäten fort reissen.

23.

Sie thäten das Brod brechen fein,

Mit denen Brüdern einig,

Und haben ihnen es bekennt,

Für die recht Gottes G’meine.

24.

Und thäten es auch zeigen an:

Daß zu Tessalonich wäre,

Die G’mein Gottes fest blieben stahn,

Von der Zeit der Apostlen here,

25.

Im Glauben unverändert steif,

Und haben auch die Briefen,

Die Paulus selbst mit seiner Hand,

An die G'mein hat geschrieben.

26.

Nach diesem allem sind sie fein,

In gutem Frieden geschieden,

Mit Weinen in der Liebe rein,

Und mit dem Kuß des Friedens.

27.

Von diesen dreyen Brüdern fein,

War einer ein Kleider=Macher,

Hat zur Zeugniß die Hand=Scheer sein,

Der Gemein zu Passau glassen.

28.

Diese Geschicht war nicht gering,

Sondern bekannt den Gemeinen,

Der Ober=Pfaltz und Mähren auch,

Da sind sie durch gereiset.

29.

Die Männer die darbey sind geweßt,

Und dieses selbst gesehen,

Das ist Hans Fuhrman und Hans Brätt,

Die lang sind g'fangen g’wesen,

30.

Mit noch zwölf anderen Personen,

Bey ihnen wie oben ist gemelte,

Der Herr thät sie erlösen fein,

Zuletzt aus dem Elende.

31.

Die Ding thät uns erzählen fein,

Ja Lienhardt Kur der alte,

Der das alles hat erlebet fein,

Und gute Zeugniß hatte.

32.

Hierbey thu ich auch zeigen an,

Daß die Taufs=Gesinnt auch waren

Alle bestanden in Einigkeit,

Die unzerspalten waren.

33.

Die Aeltesten thäten ihnen Recht,

Nach der Lehr der Aposteln,

Mit Tauf, Nachtmahl und Vorbietung

Die rechte Ordnung führen.

34.

Hierbey will ichs kurz bleiben lahn,

Und Gott befohlen haben,

Betracht es wohl o Bruder mein,

Was wir für Zeugniß haben.

35.

Verlaß dich aber nicht darauf,

Daß du empfangen habest,

Bewahr es wohl, daß nicht die Kron

Dir noch genommen werde:

36

Niemand wird die Kron vor der Zeit,

Wer die Kron will gewinnen,

Der streit nur redlich allezeit

Mit allen Frommen, Amen.

ENDE.

 

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